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Verfahren zur Herstellung von Aminophenylthioäthern
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung
von bekannten Aminophenylthioäthern, welche als Zwischenprodukte für die Synthese
von Farbstoffen, Pharmazeutica und pestiziden Wirkstoffen verwendet werden können.
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Es ist bereits bekannt geworden, daß man Aminophenylthioäther erhält,
wenn man Nitrohalogenbenzole im Molverhältnis etwa 1 zu etwa 2,5 mit Natriumsulfid
in wäßriger Suspension bei Temperaturen von etwa 00bis etwa 200 0C umsetzt und ohne
Isolierung der Aminothiophenole die wäBrigalkalische Lösung der gebildeten Aminothiophenolate
bei Temperaturen von etwa 0 OC bis etwa 100 0C mit einem Alkylierungsmittel, z.B.
einem Dialkylsulfat, zur Reaktion bringt (vgl. DT-OS 1 493 728). Dieses Verfahren
ist zwar den älteren, aus der Literatur bekannten Herstellungsverfahren für Aminophenylthioäther
(vgl. Zitate auf Seite 11 der DT-OS 1 493 728) technisch überlegen, weist aber dennoch
eine Reihe von Nachteilen auf. So erfordert das Verfahren Nachrekationszeiten von
bis zu 15 Stunden. Ferner fallen die alkylierten Produkte bei Verwendung von Dialkylsulfaten
als
Alkylierungsmittel meistens in nicht ausreichender Reinheit an (Bildung von N-alkylierten
Produkten). Vor einer Weiterverarbeitung der Produkte muß daher ein ausbeutevermindernder
Reinigungsprozeß, wie z.B. Umkristallisation aus organischen Lösungsmitteln, vorgenommen
werden. Weiterhin sind störend die Verunreinigungen und die Geruchsbelästigung durch
Dialkylsulfide und Dialkyldisulfide, die bei der Alkylierung aus überschüssigem
Natriumsulfid bzw. Natriumdisulfid (ein Folgeprodukt der Reduzierung) entstehen.
Eine Beseitigung dieser intensiv riechenden Dialkylsulfide und -disulfide aus den
Reaktiosprodukten erfordert nach der Alkylierung den zusätzlichen Schritt einer
Wasserdampfdestillation und die oxidative Aufarbeitung der Destillate.
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Es wurde nun gefunden, daß man die bekannten o- bzw. p-Aminophenylthioäther
der allgemeinen Formel
in welchen R für Methyl oder Äthyl steht, R1 für Wasserstoff, 3-Chlor, 5-Chlor,
3-Methoxy, 4-Methoxy oder 5-Methoxy steht und R2 für Wasserstoff, 3-Chlor, 2-Methoxy
oder 3-Methoxy steht,
auf technisch einfache Weise, in besonders
kurzen Nachreaktionszeiten, mit hoher Ausbeute und in sehr reiner Form erhält, wenn
man Nitrochlorbenzole der allgemeinen Formeln
in welchen R1 und R2 die oben angegebenen Bedeutungen haben, in wäßriger Suspension
bei Temperaturen zwischenetwa 0 OC und etwa 100 OC mit der etwa 2-fach molaren Menge
an Natriumsulfid (Na2S) umsetzt, dann 2-4 Stunden unter Rühren bei etwa 100 C nachreagieren
läßt, anschließend bei einer Temperatur zwischen etwa 0 OC und etwa 80 0C bis zur
Entfärbung der dunkelroten Reaktionsmischung mit wäßriger Natriumdithionit(Na2S204)-Lösung
versetzt und ohne Isolierung der Aminothiophenole die wäßrig-alkalische Lösung der
gebildeten Aminothiophenolate bie Temperaturen zwischen etwa 0 OC und etwa 80 0C
mit einem Alkylchlorid der Formel R - Cl in welcher R die oben angegebene Bedeutung
hat, umsetzt und die hierbei unter S-Alkylierung gebildeten Aminophenylthioäther
isoliert.
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Es ist als ausgesprochen überraschend zu bezeichnen, daß durch Zugabe
von Natriumdithionit-Lösung ein im Vergleich zu dem vorbekannten Verfahren erheblich
schnellerer Reaktionsablauf erzielt wird und daß durch Verwendung von Alkylchloriden
als Alkylierungsmittel bessere Ausbeuten an reinen Endprodukten als bei Verwendung
von Dialkylsulfaten erhalten werden.
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Zusätzlich zu diesen Vorteilen wird durch die erfindungsgemäße Verfahrensweise
eine solche Qualitätsverbesserung der Verfahrensprodukte erreicht, daß die entstandenen
Aminophenylthioäther für die Weiterverarbeitung nicht mehr gereinigt zu werden brauchen,
sondern unmittelbar eingesetzt werden können. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens
bestehtdgrin, daß die entstehenden Aminophenylthioäther frei von geruchsintensiven
Dialkylsulfiden bzw. Dialkyldi -sulfiden sind. Der zusätzliche technische Aufwand
zur Beseitigung dieser störenden Nebenprodukte entfällt damit.
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Das neue Verfahren weist somit einen beachtlichen technischen Fortschritt
auf.
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Verwendet man 3.4-Dichlornitrobenzol, Natriumsulfid, Natriumdithionit
und Methylchlorid als Ausgangsstoffe, so kann der Reaktionsablauf durch folgendes
Formelschema wiedergegeben werden:
Die als Ausgangsprodukte zu verwendenden Nitrochlorbenzole der allgemeinen Formel
(II) sind schon lange bekannte laboratoriumsübliche Verbindungen. Dasselbe gilt
für die Alkylchloride der Formel (III).
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Als Verdünnungsmittel wird beim erfindungsgemäßen Verfahren Wasser
verwendet.
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Die Umsetzung mit Natriumsulfid wird bei Temperaturen zwischen etwa
0 OC und etwa 100 °C, vorzugsweise zwischen 40 OC und 100 OC, die Umsetzung mit
Natriumdithionit-Lösung zwischen etwa 0 OC und etwa 80 OC, vorzugsweise zwischen
20 OC und 60 °C, vorgenommen. Die Alkylierungsreaktion erfolgt bei Temperaturen
zwischen etwa 0 OC und etwa 0 0 0 80 C, vorzugsweise zwischen 30 ° und 70 C.
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Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens setzt man auf
1 Mol Nitrochlorbenzol (II) 1,9 bis 2,1 Mol Natriumsulfid, 0,05 bis 0,8 Mol Natriumdithionit
und 1 bis 1,5 Mol Alkylierungsmittel (III) ein.
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Nach einer besonderen Ausführungsform wird eine Suspension des Nitrochlorbenzols
(II) in Wasser vorgelegt, und bei 70 OC wird die Natriumsulfid-Lösung eindosiert.
Nach einer Nachreaktionszeit von etwa 2 Stunden bei 100 OC wird auf 60 0C abgekühlt
und die Natriumdithionit-Lösung bis zur Entfärfärbung
der tiefroten
Reaktionslösung eingetropft. Anschließend wird die farblose Reaktionslösung filtriert
und bei 40 OC mit dem Alkylierungsmittel zur Umsetzung gebracht.
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Nach beendeter Reaktion wird das Reaktionsgemisch zur Aufarbeitung
auf 20 OC abgekühlt. Bei Bildung fester Aminophenylthioäther werden die Produkte
durch Absaugen und Neutralwaschen mit Wasser isoliert. Bei Anfall öliger Aminophenylthioäther
werden die Phasen getrennt, und die organische Phase wird mit Wasser neutral gewaschen.
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Die Aminophenylthioäther sind bekannte Zwischenprodukte zur Herstellung
von Farbstoffen, Pharmazeutika und pestiziden Wirkstoffen. So können die erfindungsgemäß
herstellbaren Aminophenylthioäther bzw. Mercaptoaniline beispielsweise in bekannte,
herbizid wirksame Mercaptoanilide (vgl. z.B.
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FR-PS 1.536.633) oder subst. Mercaptophenylharnstoffe (vgl. z.B. DT-PS
1 668 004) überführt werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren soll durch die folgenden Beispiele
näher erläutert werden:
Beispiel 1 4-Methylthio-3-chlor-anilin
Zu einer gerührten Suspension aus 193,0 g (1 Mol) 3.4-Dichlor-nitrobenzol und 600
ml Wasser tropft man bei 70 OC eine Lösung aus 156,1 g (2,0 Mol) Natriumsulfid und
500 ml Wasser. Danach wird 15 Min. bei 70 0C und anschließend 2 Stunden bei 100
OC nachgerührt. Nach dem Abkühlen auf 0 20 C wird bis zur Entfärbung der dunkelroten
Reaktionsmischung eine wäßrige Natriumdithionit-Lösung, hergestellt aus 20 g Na2S204
und 100 ml Wasser, eindosiert (durchschnittlicher Verbrauch: 35 - 65 ml).
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Nach Filtration werden in das auf 40 0C erwärmte, farblose Filtrat
63 g (1,25 Mol) Methylchlorid eingeleitet (durchschnittlicher Verbrauch an Methylchlorid:
1,1 bis 1,5 Mol).
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Man kühlt anschließend auf 20 OC und saugt das ausgefallene 4-Methylthio-3-chloranilin
ab, wäscht mit Wasser neutral und trocknet in Vakuum bis 60 0C.
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Schmelzpunkt: 73 OC; Ausbeute: 155,8 g (90 , d. Th.) Das Produkt hat
einen Reinheitsgrad von 99,7,'; es enthält
als Verunreinigung lediglich
0,3 % Natriumchlorid (als Sulfatasche bestimmt).
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Es findet keine Bildung von geruchsintensivem Dimethylsulfid/Dimethyldisulfid
statt.
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Vergleichsversuch zu Beispiel 1: Herstellung von 4-Methylthio-3-chlor-anilin
gemäß DT-OS 1 493 728 (vgl. S. 29), ausgehend von 1 Mol 3.4-Dichlornitrobenzol,
2.5 Mol Natriumsulfid und 1 Mol Dimethylsulfat [Nachreaktionszeit bei der 1. Stufe
(Na2S-Reduktion): 15 Stunden] hat folgendes Ergebnis: Schmelzpunkt: 70 - 72 OC;
Ausbeute: 80 % d. Th.
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Reinheitsgrad des Produktes: 92,5 9'; Zusammensetzung der Verunreinigungen
(gaschromatographisch bestimmt):
Anfall an Dimethylsulfid/Dimethyldisulfid: 0,15 Mol pro Mol 4-Methylmercapto-3-chloranilin.
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Wie der Vergleich mit dem Ergebnis nach Beispiel 1 (oben) zeigt, besitzt
das erfindungsgemäße Verfahren ganz eindeutige
technische Vorteile
gegenüber dem ähnlichsten literaturbekannten Verfahren bezüglich Reaktionszeiten,
Ausbeuten, Reinheit der Produkte und Anfall von störendem Dimethylsulfid/Dimethyldisulfid.
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Die in der folgenden Tabelle 1 aufgeführten Verbindungen können analog
zu Beispiel 1 hergestellt werden: TABELLE 1
Beispiel Aminophenyl- |
Nr. thioäther (I) Nitrochlor- bzw. Siedepunkt/ |
Nitrochlor- bzw. Siedepunkt/ |
benzol (II) Druck |
2) HCSNH C l C1-NO 101-1020C/ |
3 U 2 oo6 2 o, o6 Torr |
3) H5C2-S oNH2 CloNo2 1040C/ |
o,o6 Irgc,-s 0,06 Torr |
Cl H5C2- $4/NI12 N02 |
4) H5C2-WN}{2 CltNo2 50°C |
Fortsetzung Tabelle 1:
Beispiel Aminophenyl- Ausgangs- Schmelzpunkt |
Nr. thioäther (I) Nitrochlor- bzw. Siedepunkt/ |
benzol (II) Druck |
5) < H2 Cl NO2 1O60c/ |
o,o6 Torr |
C2H5 C1 |
""2 02 1090C/ |
6) 9 /t NH2 cÖci02 o,o2 Torr |
C1 \SCH C1 C1 |
7) H3CS- Cl#(/:O2 46-47°C |
OCH3 3 |
8) H3CS 9 NH2 Cl 9 No2 930C |
OCH3 OCH |
3 |
H3 CO CH3O 82°C/ |
9) %-- kI. 820C/ |
CH3 l NO2 oo4 Torr |
SCH3 1 |
Fortsetzung Tabelle 1:
Beispiel Aminophenyl- Ausgans- Schmelzpunkt |
Nr. thioäther (I) Nitrochlor- bzw. Siedepunkt/ |
benzol(II) Druck |
io) H3CO H3C + °2 bOSj/, |
SCH3 Cl |