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Dekontaminierung organischer Abgänge
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Die ioilettenabwässer von nuklear-medizinischen Abteilungen in Krankenhäusern
sind häufig mit Radioisotopen belastet. Die Belastung überschreitet die maximal
zulässige Konzentration insbesondere beim Brsturin und Erststuhl der Patienten nach
der Applikation. Aus diesem Grund müssen die anfallenden fäkalienhaltigen Abwässer
dekontaminiert werden.
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Bisher wird diese Dekontamination so vorgenoillmen, daß die gesamten
Abwässer aus der nuklear-medizinischen Station in entsprechend großen Behältern
aufgefangen werden, die Behälter werden erst nach der Abklingzeit - z.B. bei Jod
131 nach zehnfacher Halbwertzeit von 8 Tagen = 80 Tagen Abklingzeit - in die Kanalisation
entleert. Die Anlagen sind nicht nur außerordentlich teuer, da sie die Abwässer
von 80 Tagen aufnehmen müssen, sondern sie bedingen auch einen recht großen Arbeitsbedarf
und Wartungsaufwand. Da die Abflußsysteme von den Toiletten zu den meist im Keller
od. dergl.
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aufgestellten Abklingbehältern im Gebrauch durch Ablagerungen ebenfalls
kontaminiert werden, sind auch Reparaturen an derartigen Anlagen recht schwierig.
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Die Erfindung weist einen neuen Weg zur Behandlung dieser kontaminierten
Abwässer. Nunmehr werden die kontaminierten Abgänge mit unzulässiger Konzentration
an Radioisotopen in der jeweils anfallenden Einzelmenge un-mittelbar in verschließbaren
Behältern aufgenommen. Diese werden verschlossen und sodann samt Inhalt voneinander
getrennt in ein gegen Strahlen abgeschintites Abklingdepot über die jeweilige unterschiedliche
Abklingzeit gehalten. Nach Ablauf dieser Zeit werden die Behälter einzeln entnommen
und ihr dekontaminierter Inhalt wird der Kanalisation übergeben.
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Das Abklingdepot kann z.B. aus einem Isolierschrank, einer Unruhe,
einem mehrteiligen Kasten o. dergl. bestehen.
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Nach einer weiteren Erfindung wird der Inhalt der geschlossenen Behälter
in den gefrorenen Zustand versetzt und in diesem Zustand während der Abklingzeit
in dem zu diesem Zweck als Gefriereinrichtung ausgebildeten Abklingdepot gehalten.
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Danach werden die Behälter samt dem dekontaminierten Inhalt der Gefriereinrichtung
entnommen, der Inhalt der Behälter wird entleert und im ganz oder teilweise aufgetauten
Zustand der Kanalisation übergeben.
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Nach der weiteren Erfindung werden als Aufnahmegefäße verschließbare
Beutel benutzt, sie werden nach der Abklingzeit chemisch oder physikalischfi z.B.
durch Zerreißeinrichtungen durch chemische Mittel oder durch Dampf zerstört und
ihre Reste werden mit dem Beutelinhalt der Kanalisation zugeführt.
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Die Dekontamination im vereisten Zustand hat den Vorteil der Vermeidung
von jeder Art Zersetzungs- und Päulnisprozessen und damit der Vermeidung von Gas-
und Druckentwicklung und von Geruchsbelästigung. Die Gefriertemperatur ist entsprechend
zu bemessen, es kann sich empfehlen, mit Kälteschock zu arbeiten.
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Da nur die hrstabgänge getrennt aufgefangen und dekontaminiert werden,
sind nur geringe Mengen von Abgängen e inzufrieren. Die Gefriereinrichtung erfordert
weder hohe Anschaffungs- noch hohe Betriebskosten und stellt wesentlich geringere
Raumanforderungen als die bisherigen Abklingbehälter. Sie kann zaBo innerhalb der
nuklear-medizinischen Abteilung in einem Abstellraum untergebracht werden. Damit
entfallen dann auch radioaktiv belastete Rohrleitungen und Armaturen, sowie die
therwachung und Reparatur solcher Installationen.
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Die Unterbindung der Fäulnis- und Zersetzungsprozesse und der Gasentwicklung
in den einzelnen Behältern ist auch durch Zusatz von fäulnishemmenden Stoffen, z.B.
Chemikalien, wie etwa Chlorbleichlauge, möglich, welche solchen Prozessen entgegenwirken.
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Anstatt den Inhalt der Behälter gefrieren zu lassen, werden dann jedem
Behälter vor oder nach Füllung eine bestimmte in Packungen oder Dosen abgemessene
Menge solcher Stoffe zugesetzt, ehe sie einzeln und getrennt von den anderen Behältern
in das Abklingdepot eingelegt werden.
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Die Erfindung kann in verschiedener Richtung ausgebildet und abgewandelt
werden.
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Das Abfangen der Erstabgänge kann an einem lioilettensitz mit halterung
für die Aufnahmebeutel erfolgen. Die beutel können in das Toilettenbecken eingelegt
oder eingehängt werden. Der Toilettensitz kann mit Klemmvorrichtungen oder einer
sonstigen Halterung für die Beutel versehen sein. Inach Aufnahme werden die Beutel
durch Klemmverschluß, Reißverschluß, Klebeband, Schweißung oder Abschnürung verschlossen.
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Sie bestehen aus Kunststoff, gegebenenfalls aus geeignet präparierten
Papierbeuteln od, dergl., die sich nach Gebrauch leicht auflösen oder zerstören
lassen.
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Die Beutel haben den Vorteil, daß sie leicht, z.B. vom Pflegepersonal
zu handhaben sind, sie können auch vom Patienten geschlossen werden, Schraubverschlüße
entfallen. Eine Reinigung und das Entleeren des Inhaltes ist nicht erforderlich.
Es gibt keine im wiederholten Gebrauch defekt oder sonst unhygienisch gewordenen
Behälter.
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Nach der weiteren Erfindung wird das Depot mit Fächern, Zellen oder
Abteilungen versehen, deren Aufnahmefähigkeit etwa einem oder höchstens wenigen
Beuteln oder sonstigen Behältern entspricht. Die Fächer sind mit EinzeZ;verschlüssen
ausgerüstet und strahlungsisoliert.
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Besonders zweckmäßig ist es, die 2'ächerverschlüsse mit einer Zwangsverriegelung,
z.B. einer elektromagnetischen Verriegelung zu versehen, die zeitabhängig gesteuert
ist und sich daher erst wieder öffnen läßt, wenn die vorher eingestellte Abklingzeit
abgelaufen ist.
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beispiel: In einer nuklear-medizinischen Abteilung, die mit Cocktail-Applikationen
arbeitet und mit sechs betten ausgerüstet ist, würden innerhalb von 10 lagen maximal
drei Applikationen pro Patient verabreicht, so daß für 10 'lage drei 'fächer erf
orderlich sind. Bei Verwendung von Jod 131 mit einer Abklingzeit von 80 Tagen sind
also 8 x 3 = 24 + 3 r 27 fächer ausreichendo Diese Anzahl von Fächern ist ohne weiteres
in einem kleinen Abklingdepot unterzubringen.
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ür die selten vorkommenden größeren Stationen kann ein system mit
im Kreislauf automatisch bewegten Dekontaminations-Börderkästen verwendet werden,
in welchen die Kästen einen Abklingkanal oder Tunnel durchlaufen. Der Tunnel kann
auch kreisförmig oder kreisabschnittförmig gestaltet sein.
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Die Dauer der Aufbewahrung der Beutel in dem Abklingschrank richtet
sich lediglich nach der Abklingzeit, es braucht also nicht wie bisher gewartet zu
werden, bis ein Großbehälter gänzlich oder nahezu gefüllt ist, ehe die Abklingzeit
des Gesamtinhaltes beginnt.
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Maßgebend für die Abklingzeit ist nicht mehr das Isotop mit der längsten
Halbwertzeit wie bei den Großbehältern, vielmehr kann jeder Beutel nach der Abklingzeit
der in ihm enthaltenen Isotope einzeln entnommen werden.
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Wenn mit Gefriereinrichtung gearbeitet wird, so wird nach Ablauf der
Abklingzeit der einzelne Beutel der Gefriereinrichtung entnommen und einer Zerstörungs-
oder Auflösungseinrichtung zugeführt, z.B. einem Zerreißwolf. Die Reste des Beutels
samt dessen Inhalt werden in die Kanalisation gespült. Dabei braucht der Inhalt
nicht völlig aufgetaut zu sein, er kann z.b. auch in körnigem Zustand abgeführt
werden.
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Die Beutel können ferner in einen dampfdurchströmten Behälter eingeführt
werden, der Dampf übernimmt gegebenenfalls gleichzeitig die zerstörung der Beutel
und das Auftauen des Inhalts.
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Werden verschließbare feste Dauerbehälter benutzt, so wird deren Inhalt
zumindest bis zur Schüttfähigkeit aufgetaut, sie werden entleert und gereinigt.
Das kann in der gleichen Vorrichtung geschehen, in der auch das Auftauen des Inhalts
und das Ausspülen vorgenommen wird.
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Wird mit fäulnishemmenden Stoffen in festen Behältern gearbeitet,
so kann der Behälterinhalt nach der Dekontamination direkt in die Kanalisation abgeführt
werden, die Behälter werden dann in einer mit Dampf und Wasser betriebenen Spüleinrichtung
gereinigt und wieder verwendet.
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Das neue Verfahren und die Minrichtungen dazu bieten noch den weiteren
Vorteil, daß bei der behandlung durch Dampf oder Chemikalien auch gleichzeitig desinfiziert
werden kann.
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Dekontamination und Desinfektion lassen sich also leicht koppeln und
mit praktisch der gleichen Einrichtung ausführen.
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Die gleichen Beutel, in denen die Dekontamination durchgeführt wird,
können auch zur Aufnahme von Sputum oder Srbrochenem dienen, das gegebenenfalls
dekontaminiert wird.
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Das neue Verfahren wird anhand einer Schemazeichnung beispielsweise
erläutert.
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hach Skizze A ist über dem Klosettsitz 1, und zwar über dessen Rand
ein elastischer Kunststoffbeutel 2 gespannt, der im Becken 3 eine Auflage finden
kann. Nach füllung wird der Beutel am Oberrand, z.B. durch einfaches Eindrücken
eines Wulstes in eine entsprechende Nut oder durch Kleben, Schweißen oder dergl.
geschlossen, wie in Skizze B und a angedeutetT
Der geschlossene
Beutel 2 wird nunmehr in eines der Fächer 5 eines Isolier- bzw. Abklingschrankes
6 eingelegt (D), am Verschluß des belegten faches wird die erforderliche Abklingzeit
eingestellt. Die fächer werden je nach Anfall der radioaktiven Abgänge allmählich
und einzeln gefüllt. Werden Abgänge mit Stoffen geringerer Halbwertzeit eingebracht,
so wird auch die kürzere Zeit am Verschluß eingestellt.
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Nach Ablauf der jeweiligen Abklingzeit, die durch optische oder sonstige
Signale für jedes 'ach in Kopplung mit der Verriegelung angezeigt werden kann, wird
der Beutel oder sonstige Behälterdem Sach entnommen und nunmehr einem der lmachbehandlungsgeräte
(s. Skizze S) zugeführt.
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Mit Inhalt gefrorene Beutel können z.B. in die Lerkleinerungseinrichtung
7 eingebracht werden, in der die Beutel zerstört und der Inhalt schüttfähig gemacht
wird.
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Die Lerstörung der Beutel kann auch durch Dampfbehandlung oder chemische
Behandlung im Gerät 8 mit Dampfzuleitung erfolgen, der Wärmeinhalt des Dampfes wird
zugleich zum Schmelzen des Beutelinhaltes ausgenutzt.
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Sin solches Gerät kann auch als Desinfektionskammer 9 ausgebildet
sein, in der die Desinfektion mit Dampf und/oder Chemikalien vorgenommen wird.
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Wenn Gefäße benutzt werden, die wiederverwendet werden sollen, so
kann der Gefäßinhalt, sofern mit fäulnishemmenden Mitteln gearbeitet wurde, unmittelbar,
z.j. durch die Leitung 11 in die Kanalisation gehen, während die Gefäße in die Reinigungsvorrichtung
12 gebracht und dann der Wiederverwendung zugeführt werden.
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Zusammenfassend ist festzustellen, daß sämtliche beschriebenen Abwandlungen
folgende neue Wirkungen und Vorteile aufweisen: 1.) die Abklingeinrichtung kann
im wesentlichen auf eine.
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mehrfächerige fruhe oder dergl. reduziert werden,
2.)
es sind keine mit der Zeit radioaktiv werdenden aohrleitungen samt Installation
erforderlich, 3.) die Abklingeinrichtung kann in der Behandlungsstation aufgestellt
werden, 4.) die Bedienung kann durch das in der Station arbeiteilde Personal mit
erfolgen, 5.) jeder hinzelbehälter bzw. Beutel wird nur über die Abklingzeit deponiert,
diese ist nicht erst von der 2'üllung eines Großbehälters an zu rechnen 6.) die
Depotzeit ist - gewissermaßen individuell - auf das jeweils bei der Behandlung verwendete
Isotop einstellbar, 7.) sowohl die Anschaffungs- wie die Betriebskosten der Anlage
sind unvergleichlich niedriger als bei den heute noch gebauten Dekontaminierungsanlagen
für fäkalienbelastete Abwässer 8.) die Dekontaminierungsbehandlung kann mit der
Desinfektionsbehandlung verbunden werden.