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Verwendung von Pseudothymin als Zusatz zu Futtermitteln Die Erfindung
bezieht sich auf die Verwendung von Pseudothymin (2, 4-Dioxo-6-methyl-l, 2,3, 4-tetrahydropyrimidin),
der Formel
als wachstums fördernder Zusatz zu Tierfuttermitteln.
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Es ist in der Tierernährung bekannt, den Futtermitteln verschiedenartige
Stoffe, wie vor allem Antibiotica, aber auch z.B. Hormone, psychotrope Substanzen
und Thyreostatica zuzusetzen, mit dem Zweck, die Effektivität der Fütterung zu erhöhen.
Die Verwendung der letztgenannten Substanzen wird von tierärztlicher bzw. nahrungsmittelchemischer
Seite als bedenklich angesehen, so daß ein allgemeiner Einsatz wegen der befürchteten
oder nachgewiesenen Nebenwirkunyen nicht in Frage kommt. Dagegen ist die Verwendung
von Antibiotica weit verbreitet.
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Die'Wirkungsweise der Antibiotica ist dabei eine zweifache: Einmal
entfalten sie eine bakteriostatische Wirksamkeit und verbessern so den allgemeinen
Gesundheitszustand der Tiere, zum anderen besitzen sie, wie neuere Untersuchungen
wahrscheinlich machen, einen anabolen, d.h. wachstumsfördernden Effekt, der darauf
beruht, daß ein Eingriff in den Stoffwechsel der Zelle vor sich geht. Die enzymatische
Regulierung des Eiweißabbaus wird durch eine Hemmungder L-Aminosäurenoxidase so
beeinflußt, daß eine Verlangsamung des mitochondrialen Abbaus verbunden mit einer
gesteigerten Tätigkeit des Zellproteinaufbaus im Cytoplasma stattfindet, was zu
einer erhöhten Gewichtszunahme des entsprechend gefütterten Tieres führt.
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Der schwerwiegende Nachteil bei der Anwendung von Antibiotica besteht
in der Tatsache, daß sich mehr und mehr -resistente Bakterienstämme bilden und die
Heilmittelwirkung der Antibiotica, vor allem auch in der Humanmedizin, in Frage
gestellt wird.
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Das erfindungsgemäß zu verwendende Pseudothymin ist eine bekannte
Substanz; sie besitzt keine antibiotischen Eigenschaften und weist daher den genannten
Nachteil nicht auf.
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Seine wachstumsfördernde Wirksamkeit liegt in der gleichen Größenordnung
wie die der Antibiotica und beruht wahrscheinlich auf dem gleichen Mechanismus der
Optimierung der Zellstoffwechsellage durch Hemmung der L-Aminosäurenoxidase.
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Mit einer oralen LD50 für männliche Ratten von =>12000 mg/kg Körpergewicht
ist das Pseudothymin praktisch als ungiftig zu bezeichnen.
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Das Pseudothymin stellt eine leicht zugängliche und dadurch wohlfeile
Verbindung dar, deren Verwendung somit auch fortschrittlich im Hinblick auf die
Wirtschaftlichkeit der Tierfütterung ist. Es eignet sich als Zusatz für Futtermittel
insbesondere für Schweine, Wiederkäuer wie Rinder und Kälber und Geflügel, gegebenenfalls
auch für Zoo- und Pelztiere und Fische.
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Als übliche Futtermittelbestandteile, die allein oder in Mischung
eingesetzt werden können und denen erfinuungsgemäß Pseudothymin beigegeben wird,
kommen Weizen, Gerste, Mais, Sojaschrot, Maiskleberfutter, Tapiokamehl, Fischmehl,
Melasse, Weizenbollmehr, Roggenbollmehr, Weizenkleie, Luzernegrasgrünmehl, Magermichpulver,
Molkepulver u.s.w. in Frage.
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Die Futtermittel können ferner Mineralstoffmischungen und/oder Vitaminvormischungen
enthalten.
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Den Futtermitteln bzw. den Futterittelvormischungen wird erfindungsgemäß
eine solche Menge an Pseudothymin beigegeben, daß die fertigen Futtermittel 10 -
500, insbesondere 50 - 500, vorzugsweise 50 - 200 ppm bezogen auf die Trockenfuttermenge,
an Pseudothymin enthalten.
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Ein zweckmäßiges Verfahren zur Herstellung der Futtermittel besteht
darin, daß man zunächst eine feingemahlene Vormischung enthaltend 0,1 - 10, vorzugsweise
0,5 - 2,0 Gew.% Pseudothymin herstellt und diese dann in der geeigneten Menge den
Futtermittelbestandteilen zumischt. Als Trägerstoff für die Vormischung eignen sich
pulverförmige Futtermittelzusätze, insbesondere Weizenbollmehl, ferner auch kohlensaurer
Kalk oder Sojafeinmehl.
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Die nachfolgenden Beispiele, die die Ergebnisse von Untersuchungen
an Ratten und Schweinen zeigen, dienen nur zur Erläuterung der Erfindung ohne sie
zu beschränken: Beispiel 1 Als Versuchstiere dienten konventionell gehaltene Sprague-Dawley-Ratten.
Es wurden für männliche und weibliche Tiere
getrennte Versuche unternommen.
In den Versuchen mit Pseudothymin betrug die Tierzahl für die männliche Gruppe je
30 Versuchstiere und 30 Kontrolltiere, für die weibliche Gruppe je 25 Versuchstiere
und 25 Kontrolltiere. In den Veryleichsversuchen mit Aureomycin betrug die Tierzahl
für die männliche Gruppe je 14 Versuchstiere und 14 Kontrolltiere, für die weibliche
Gruppe je 15 Versuchstiere und 15 Kontrolltiere.
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Die Tiere erhielten als Futter handelsübliche Altromin 1324 Pellets
gemahlen, unter das Pseudothymin in einer Menge von 200 ppm eingemischt wurde. Die
Kontrolltiere wurden mit gemahlenem Altromin 1324 Pellets ohne-Zusatz gefüttert.
Futter und Wasser standen ad libitum zur Verfügung. Die Haltung erfolgte in mit
Hobelspänen eingestreuten Drahtkäfigen. Die Versuchsdauer betrug 14 Tage.
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Die Versuchsergebnisse sind der nachstehenden Tabelle 1 zu entnehmen.
Die Ergebnisse konnten mit dem t-Test statistisch abgesichert werden (p <0,01
bzw. pC 0,0125).
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Durch den erfindungsgemäßen Futtermittelzusatz ergab sich also für
die männlichen Tiere eine Mehrzunahme von 12,86 % und für die weiblichen Tiere eine
Mehrzunahme von 9,06 % gegen-Uber den jeweiligen Kontrolltiergruppen.
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Daneben war ein sehr guter Allgemeinzustand der Versuchstiere festzustellen.
Aussehen und Vitalität sowie die Fellbeschaffenheit der Tiere waren im Vergleich
mit den Kontrollen eindeutig als besser zu beurteilen.
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Zum Vergleich wurden in analoger Weise Vergleichsversuche durchgeführt,
wobei anstatt Pseudothymin als Futterzusatz das Antibiotikum Aureomyin verwendet
wurde. Es wurden dem Futter 200 ppm Aureomycin beigemischt und die Versuchstiergruppe
wurde ebenfalls mit einer gleichzeitig gefütterten Kontrolltiergruppe, die keinen
Futterzusatz erhielt, verglichen. Die Ergebnisse sind ebenfalls der Tabelle 1 zu
entnehmen. Ein Vergleich der Wachstumszunahme zeigt, daß die prozentuale Änderung
der Wachstums zunahme gegenüber den Kontroll~
tieren bei Zusatz
von Pseudothymin gemäß Erfindung (12,8 % bzw. 9,0 %) höher liegt als bei Zusatz
des Antibiotikums gemäß Stand der Technik (11,5 bzw. 6,8 %).
Tabelle
1 Versuchsanfang Versuchsende Zunahme g % Änderung g/Tier g/Tier gegenüber der Kontrolle
Kontrolle Versuchst. Kontrolle Versuchst. Kontrolle Verst.
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mit Pseudothymin männliche +12,865 43,433 43,700 108,300 116,850 64,900
75,250 Tiergruppe p<0,01 weibliche + 9,062 43,920 43,880 95,120 101,720 51,200
57,840 Tiergruppe p<0,0125 zum Vergleich mit Aureomycin männliche Tiergruppe
48,178 48,785 112,464 119,785 64,2857 71,714 +11,557 weibliche Tiergruppe 44,875
45,468 104,312 108,968 59,437 63,500 + 6,835
Beispiel 2 Schweinemastversuch
Vier Gruppen zu je 10 Tieren wurden über einen Zeitraum von 16 Wochen unter exakt
vergleichbaren Bedingungen gemästet.
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Männliche und weibliche Schweine aus gleichen Wjürfen wurden über
die Gruppen verteilt, in vollklimatisierten zeigen gehalten und mit einem standardisierten
Mastfutter aefüttert das jeweils vor der Fütterung gewogen und nach der begrenzten
Fütterungszeit zurückgewogen wurde, so daß der tatsächliche Putterverbrauch genau
ermittelt werden konnte. Die Tiere hatten ein Anfangsgewicht von ca. 30 kg und wurden
bis zum Schlachtgewicht von ca. 100 kg gehalten. Lediglich die vierte Gruppe (Gruppe
D) hatte bereits ein Anfangsgewicht von ca. 38 kg pro Tiers so daß die Versuchsdauer
hier nur 14 Wochen betrug.
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Gruppe A diente als Kontrolle, Gruppe B erhielt einen Zusatz von 50
ppm Pseudothymin, Gruppe C einen solchen von 100 ppm, Gruppe D 200 ppm Pseudothymin-Zusatz,
bezogen auf Trockenfuttermenge.
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Tabelle 2 gibt die erhaltenen Versuchsergebnisse in den wichtigsten
Parametern wieder. Die auch während der ganzen Versuchsdauer ermittelten Daten sind
der Übersichtlichkeit halber nicht mit auf geführt. Die für n Tier angegebenen Zahlen
sind jeweils die Mittelwerte der Gruppe.
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Gewichte in kg.
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T a b e l l e 2 Aus der Tabelle ist zu entnehmen, daß die erhöhte
Gewichtszunahme in den Gruppen C und D (100 bzw. 200 ppm Futtermittel-Zusatz) 5,33
bzw. 5,07 % (p<0,05) gegenüber der Kontrollgruppe beträgt. Unter Berücksichtigung
der verkürzten Mastzeit in Gruppe D errechnet sich sogar eine Mahrzunahme von fast
7 %.
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Die Futterverwertung konnte in der Gruppe D mit 3,8 % und in der Gruppe
C mit 4,3 % gegenüber der Kontrolltiergruppe deutlich verbessert werden.
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Aus den beiden sich addierenden Teilwirkungen resultiert also ein
wachstumsfördernder Effekt von etwa 10 %.
Tabelle 2 Gruppe Pseudo-
Anfangs- Endge- Gewichts- Gewichts- Futter- Futter- Futterthymin- gewicht/ wicht/
zunahme/ zunahme/ verbrauch verbrauch verwertung zusatz/ Tier Tier Tier Tier/Tag
/Tier /Tier/Tag /Tier Trockenfutter A (Kontrolle) - 30,90 95,55 64,65 0,577 260,35
2,326 1 : 4,030 B 50 ppm 32,50 97,06 64,55 0,576 259,58 2,318 1 : 4,021 C 100 ppm
31,10 99,20 68,10 0,608 262,70 2,346 1 : 3,858 D 200 ppm 37,80 97,80 60,00 0,612
232,83 2,376 1 : 3,880
Die Verwendung der Erfindung kann durch
gesetzliche Bestimmungen, insbesondere durch das Futtermittelgesetz beschränkt sein.