DE2411828B2 - Verfahren zum Adsorbieren von in einer wäßrigen Flüssigkeit enthaltenen Fremdstoffen an körniger Aktivkohle - Google Patents
Verfahren zum Adsorbieren von in einer wäßrigen Flüssigkeit enthaltenen Fremdstoffen an körniger AktivkohleInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Adsorbie- jo
ren von in einer wäßrigen Flüssigkeit enthaltenen Fremdstoffen in einem von der Flüssigkeit von unten
nach oben durchströmten Fließbett aus körniger Aktivkohle.
Beispielsweise aus »öl und Kohle« Nr. 41, November r>
1940, Seite 479, ist es bekannt, das hohe Adsorptionsvermögen
von Aktivkohle zur Wasserreinigung zu benutzen. Dazu füllt man körnige Aktivkohle in ein
zylindrisches eisernes, offenes oder geschlossenes Gefäß oder in einen rechteckigen Behälter aus Eisen
oder Beton ein und läßt das zu reinigende Wasser durch das Aktivkohlefilter von unten nach oben strömen. Bei
Anwendung von pulverförmiger Aktivkohle wird diese dem zu reinigenden Wasser unmittelbar zugesetzt und
nach einer gewissen Einwirkungszeit von dem Wasser 4")
abfiltriert, beispielsweise mit Hilfe eines Sandschnellfilters.
Bei einem solchen Aktivkohlefilter bilden die Aktivkohlekörner ein Festbett; es ergibt sich deshalb
beim Durchströmen der Flüssigkeit ein merklicher vt Druckverlust. Um diesen Druckverlust in einem
annehmbaren Rahmen zu halten, muß Aktivkohle einer relativ großen Korngröße (Korndurchmesser 1000 μπι
und mehr) verwendet werden. Dabei nehmen aber die adsorbierende Oberfläche und damit die Wirksamkeit ■-»
der Adsorption rasch ab. Der Druckverlust wird noch verstärkt durch Verstopfen in der Aktivkohlepackung,
die von in der strömenden Flüssigkeit suspendierten Substanzen herrührt. Aus diesem Grund ist ein
häufigeres Auswaschen des Festbettes mit umgekehrter w;
Flüssigkeitsströmung erforderlich.
Es sind auch Verfahren zur Adsorption in flüssiger Phase an kornförmiger Aktivkohle bekannt, bei denen
die Aktivkohlekörper ein aufgelockertes Bett (Japanische Patentveröffentlichung Nr. 39-25623/1964 o.a.) μ
bzw. ein Fließbett (Journal WPCF 42, 1, 83/70) bilden, durch die jeweils die zu behandelnde Flüssigkeit in
Aufwärtsrichtung strömt und dabei die Aktivkohlekörner auflockert bzw. fluidisiert. Bei allen diesen
Verfahren geht das Bestreben dahin, die Aktivkohle wirkungsvoll so einzusetzen, daß die pro Gewichtseinheit
Aktivkohle adsorbierte Menge Adsorbat möglichst groß ist, bzw. bei gleicher Menge Aktivkohle eine
möglichst lange Lebensdauer erreicht wird.
Im Falle eines Fließbettes kann Aktivkohle mit kleiner Korngröße verwendet werden, weil der
Druckverlust beim Durchströmen eines Fließbettes erheblich geringer ist Andererseits stehen aber bei der
Adsorption an Aktivkohlekörnern in einem Fließbett die Korngröße, die Korngestalt, das spezifische
Gewicht etc. der Aktivkohlekörner in einer engen Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit, beispielsweise
des Schmutzwassers oder anderer zu verarbeitender Flüssigkeiten, wobei durch eine Verwirbelung
der AktivkohleVörner eine Verschlechterung der Adsorptionsverhältnisse hervorgerufen wird. Die Adsorptionswirkung
hängt davon ab, in welchem Maße das Fließbett stabil gemacht werden kann. Bei Verwendung
einer zu kleinen Korngröße der Aktivkohle ergibt sich eine hohe Dichte des Fließbettes, die wiederum einen
großen Druckabfall der zu verarbeitenden Flüssigkeit hervorruft. Damit wird die Oberflächengeschwindigkeit
der Flüssigkeit instabil, wodurch das Phänomen der Klumpen- oder Kanalbildung hervorgerufen wird.
Dadurch wird aber die Kontaktzeit zwischen der Flüssiskek und der Oberfläche des Adsorptionsmittels
verkürzt, mit dem Ergebnis, daß die Flüssigkeit nur teilweise gereinigt abströmt. Wegen dieser Schwierigkeit
war die praktische Verwendung eines einstufigen Fließbettes zur Wasserreinigung bisher außerordentlich
erschwert oder sogar unmöglich.
In der Praxis wurde auch schon ein mehrstufiges Fließbettverfahren vorgeschlagen, doch macht dieses
eine komplizierte und teure Einrichtung erforderlich, die außerdem noch schwierig zu bedienen ist.
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein einfaches und wirksames Verfahren zur Adsorption von in einer
wäßrigen Flüssigkeit enthaltenen Fremdstoffen in einem Fließbett aus körniger Aktivkohle zu schaffen,
das einwandfrei Strömungsverhältnisse in dem Fließbett gewährleistet und damit es gestattet, eine hohe
Reinigungswirkung zu erzielen.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß derart vorgegangen, daß das Fließbett von der
Flüssigkeit mit einer Oberflächengeschwindigkeit von 10 bis 40 m/h durchströmt wird und daß die das
Fließbett bildenden Aktivkohlekörner einen Durchmesser zwischen 200 und 1500 μ bei einem Unterschied von
wenigstens 300 μ zwischen dem kleinsten und dem größten jeweils vorkommenden Korndurchmesser
aufweisen und in einer Größenverteilung verwendet werden, bei der in einer jeden von drei nach der
Korngröße abgeteilten gleichen Fraktionen 20 bis 40 Gewichtsprozent der Aktivkohle enthalten sind und
über das Fließbett ein Korngrößengradient mit vom Boden des Fließbettes in Richtung auf sein oberes Ende
abnehmender Korngröße ausgebildet wird.
Das sich bei dem Verfahren bildende Fließbett ist frei von den mit einer Klumpen- oder Kanalbildung
verbundenen Schwierigkeiten, so daß sich hervorragende Arbeitsergebnisse erzielen lassen.
Wenn die Partikel eine kleinere Korngröße als 200 μηι im Durchmesser aufweisen, besteht die Gefahr,
daß sie mit der strömenden Flüssigkeit mitgerissen werden. Wenn die Partikeln eine größere Korngröße als
1500 μΐη im Durchmesser aufweisen, werden sie erst bei
einer sehr großen Fließgeschwindigkeit fluidisiert Bei einer solchen Fließgeschwindigkeit ist in den meisten
Fällen eine wirksame Adsorption nicht möglich. Wenn der Kerngrößenbereich der verwendeten Aktivkohlepartikeln
schmäler gewählt wird, wird die Ausbildung •eines geeigneten Korngrößengradienten beim Fluidisieren
schwierig.
Die Aktivkohlepartikeln können an sich eine beliebige Form, beispielsweise kugelig, abgerundet,
zylinder- oder bruchstückartig aufweisen. Allerdings hat sich herausgestellt, daß es vorteilhaft ist, ein Fließbett
aus kugelförmigen Aktivkohlekörnern zu verwenden, wie sie beispielsweise nach einem aus der DE-PS
2 20 274 bekann-en Verfahren hergestellt sind.
Die Wirksamkeit des neuen Verfahrens kommt besonders zur Geltung, wenn eine wäßrige Flüssigkeit
mit einer relatiy hohen Geschwindigkeit ein Aktivkohlebett durchströmt Als richtig haben sich Geschwindigkeiten
in einem Bereich von 10 bis 40 m/h, als Oberflächengeschwindigkeit gemessen, herausgestellt
Bei einer niedrigeren Geschwindigkeit als 10 m/h werden die Aktivkohlepartikeln, auch bei Verwendung
einer relativ gleichmäßigen Korngröße in einem Korngrößenbereich von 300 μπα Unterschied zwischen
dem größten und dem kleinsten Durchmesser, wenig dur :heinandergewirbelt und somit an sich eine gute
Adsorption erreicht. Allerdings ist es dabei schwierig, da das Fließbett eine beachtliche Flächenausdehnung
aufweist, das Verfahren praktisch wirtschaftlich durchzuführen. Bei einer Strömungsgeschwindigkeit von über
40 m/h besteht dagegen die Gefahr, daß Aktivkohiepartikeln relativ kleiner Korngröße mit der Flüssigkeit
fortgerissen werden, während solche relativ hoher Korngröße nur eine verminderte Adsorptionswirkung
ergeben.
Das neue Verfahren ist geeignet, in einer wäßrigen, d. h. überwiegend aus Wasser bestehenden, Flüssigkeit
enthaltene Fremdstoffe durch Adsorption an Aktivkohle zu binden. Sehr wirksam können nach diesem
Verfahren u. a. industrielle und kommunale Abwässer geklärt und ebenso Wasser zu Trinkwasser aufbereitet
werden. Das Verfahren ist auch für viele andere Verwendungszwecke geeignet, beispielsweise für die
Wiedergewinnung von wertvollen Stoffen, wie beispielsweise Phenol, Essigsäure, Metalle usw. aus Wasser.
Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der Erfindung werden im folgenden anhand der Zeichnung näher
beschrieben. Ef zeigt
Fig. 1 die Massensummenfunktion der in einem Beispiel 1 verwendeten Aktivkohle als Funktion der
Korngöße, wobei in jeder von drei gleich großen Korngrößenfraktionen I, II und III 20 bis 40
Gewichtsprozent Aktivkohlekörner enthalten sind und
F i g. 2 der gleiche funktioneile Zusammenhang wie in Fig. 1, wobei in jeder von drei gleich großen
Korngrößenfraktionen Γ, II' und III' je 20 bis 40 Gewichtsprozent Aktivkohlekörner enthalten sind.
Zwei Ausführungsbeispiele des Gegenstandes der Erfindung werden nun mit Hilfe von Kornanalysen
erläutert.
15 kg kugeliger Aktivkohle mit einem mittleren Durchmesser von 440 μηι (vgl. Fig. 1) und einem
Korngrößenbereich von 250 bis 590 μΐη Durchmesser werden in eine Säule mit 250 mm Durchmesser
eingefüllt und Wasser mit einer Temperatur von 15°
Celsius wird mit einer Oberflächen-Geschwindigkeit von 19 m/h durch das gebildete Aktivkohlebett
gefördert, wobei dieses fluidisiert wird. Es werden Proben Aktivkohle in der Mitte von fünf gleichen,
entlang der Strömungsrichtung gebildeten Abschnitten aus dem Fließbett entnommen. Die Bestimmung der
ίο jeweiligen mittleren Korngröße in den entnommenen
Proben ergibt das in der Tabelle dargestellte Ergebnis.
Probenabschnitt
12 3 4 5
Mittlere Korngröße 265 340 430 520 575
(Abschnitt 1 ist der oberste, Abschnitt 5 der unterste Abschnitt der Säule).
2) Aus dieser Tabelle ergibt sich deutlich, daß sich von
dem oberen Ende des Fließbettes in Richtung auf dessen Boden ein Korngrößengradient ausgebildet hat.
Abwasser einer petrochemischen Fabrik mit einem chemischen Sauerstoffbedarf (COD) von 120 ppm wird
jo in Aufwärtsrichtung durch das obengenannte Aktivkohlebett gefördert. Der an der Abströmseite des Fließbetts
gemessene chemische Sauerstoffbedarf beträgt zu Beginn der Durchströmung 8 ppm. Es dauert 34
Stunden, bis der chemische Sauerstoffbedarf an der
i"i Abflußseite einen Wert von 50 ppm erreicht hat. Zum
Vergleich wird das Abwasser unter denselben Bedingungen durch ein Aktivkohlebett mit einem mittleren
Durchmesser von 450 μπι und einem Korngrößenbereich
von 420 bis 500 μΐη Durchmesser geschickt. Direkt
■in nach Beginn der Durchströmung wird an der Abflußseite
des Fließbettes ein chemischer Sauerstoffbedarf von 28 ppm gemessen. Nach 15 Stunden erreicht er einen
Wert von 50 ppm. Daraus ergibt sich, daß die Nutzdauer des Fließbettes mit dem Korngrößengradienten erheb-
4> lieh über der des normalen Fließbettes liegt.
500 g kugeliger Aktivkohle mit einem mittleren Durchmesser von 660 μηι und einem Korngrößenbe-
")0 reich von 350 bis 1000 μΐη Durchmesser (vgl. Fig. 2)
werden in eine Säule (A) von 80 mm Durchmesser eingefüllt, und 500 g kugeliger Aktivkohle mit einem
mittleren Durchmesser von 650 μηι und einem Korngrößenbereich
von 590 bis 710 μΐη Durchmesser in eine
ν-, Säule (B) von 80 mm Durchmesser. Methylenblau in
einer Konzentration von 100 mg/1 enthaltendes Wasser wird mit einer Oberflächen-Geschwindigkeit von
25 m/h jeweils durch die beiden Aktivkohlebetten geschickt. Die an dem Abströmende des Fließbettes
im jeweils gemessene Methylenblau-Konzentration des
Wassers erreicht in der Säule (A) nach einer Zeitdauer von 9 Stunden einen Wert von 20 mg/1, während er
diesen Wert in der Säule (B) bereits nach 5,5 Stunden erreicht.
Ilicr/ii 1 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Verfahren zum Adsorbieren von in einer wäßrigen Flüssigkeit enthaltenen Fremdstoffen in
einem von der Flüssigkeit von unten nach oben durchströmten Fließbett aus körniger Aktivkohle,
dadurch gekennzeichnet, daß das Fließbett von der Flüssigkeit mit einer Oberflächengeschwindigkeit
von 10 bis 40 m/h durchströmt wird und daß die das Fließbett bildenden Aktivkohlekörner
einen Durchmesser zwischen 200 und 1500 μ bei einem Unterschied von wengstens 300 μ zwischen
dem kleinsten und dem größten jeweils vorkommenden Korndurchmesser aufweisen und in einer
Größenverteilung verwendet werden, bei der in einer jeden von drei nach der Korngröße abgeteilten
gleichen Fraktionen 20 bis 40 Gewichtsprozent der Aktivkohle enthalten sind und über das Fließbett ein
Korngrößengradient mit vom Boden des Fließbettes in Richtung auf sein oberes Ende abnehmender
Korngröße ausgebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Fließbett aus kugelförmigen
Aktivkohlekörnern verwendet wird.
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