DE2404257C3 - Verfahren zur Herstellung von Arzneimittelgranulaten mit Depotwirkung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Arzneimittelgranulaten mit DepotwirkungInfo
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Description
Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zur Herstellung tablettierbarer Arzneimittelgranulate mit
Depotwirkung, enthaltend Polyvinylacetat und Metallsalze höherer Fettsäuren. Diese Mittel können in Form
von Tabletten, Dragees oder in anderer Weise eingenommen und innerhalb eines längeren, gesteuerten
Zeitraums vom Körper aufgenommen werden.
Es sind verschiedene Verfahren und Mittel bekannt, um eine Retardwirkung von Arzneimitteln herbeizuführen.
Ein vorbekanntes Verfahren (DE-AS 10 88 192) beschreibt die Verwendung von Aluminiumseifen einer
Ce-CirFettsäure. Dabei wird der Wirkstoff in einem
leicht flüchtigen organischen Lösungsmittel suspendiert und diese Suspension mit einer wasserunlöslichen
Aluminiumseife, beispielsweise Aluminiumstearat, versetzt.
Dieses Gemisch wird durch Erwärmen in ein Gel überführt, welches die einzelnen Wirkstoffteilchen
einschließt Nach Verdampfen des Hauptanteils des Lösungsmittels wird das Gel durch Sieben zerkleinert
und getrocknet Das Maß der Retardwirkung läßt sich dabei durch die Wahl des Verhältnisses von Wirkstoffen
zu Metallseife beeinflussen.
Da die Retardierung eines Wirkstoffs mit dessen zunehmender Wasserlöslichkeit schwieriger wird, ist bei
gut wasserlöslichen Wirkstoffen ein hoher Oberschuß an Metallseifen erforderlich, der die Weiterverarbeitung
eines solchen Retardgranulats zu Tabletten wegen der großen erforderlichen Mengen praktisch ausschließt
In einer vorbekannten Arzneimittelzubereitung enthalten die Granulate Polyvinylacetat und Metallsalze
höherer Fettsäuren (vgl. DE-OS 20 30 501). Bei dieser Zubereitung ist allerdings nicht das Granulat mit einer
retardierenden Wirkung versehen, sondern erst der Preßling, der nämlich im Magen nicht zerfällt Mit dem
Granulat allein, aber auch bei unter niedrigem Preßdruck hergestellten Preßlingen wird die erforderliche
Verzögerung in der Wirkstoff-Freigabe nicht erreicht
Zum Stand der Technik gehören weiter Verfahren (z. B. DE-OS 21 17 852, DE-OS 19 27 130, J. Pharm. Sei
60, 209-212 und 215 [1971], die Pharmazie 27 [3j
167-168 [19721 Deutsche Apothekerzeitung 104, 844 [1964]), die sich verschiedener Harze und Lacke in Form
eines Harzgerüsts zur Einbettung der Wirkstoffe bedienen. Das jeweils verwendete Harz ist in den Säften
des gastrointestinalen Traktes unlöslich, wodurch der
Wirkstoff zunehmend freigesetzt wird. Auch in diesem Fall wird die Freigabe des Wirkstoffs durch dessen
Verhältnis zum Anteil des Harzes maßgeblich beeinflußt. Die Retardwirkung ist darüber hinaus auch von
der Art der Einarbeitung des Wirkstoffs in das Harzgerüst abhängig. So ergibt ein Einbau des
Wirkstoffs in eine Lösung des Harzes in der Regel eine stärkere Retardwirkung als ein bloßes Verpressen eines
Gemisches der festen Bestandteile. In der Praxis bereitet die Auswahl eines leicht zu bearbeitenden und
vor allem lagerbeständigen Harzes allerdings beträchtliche Schwierigkeiten, denen man auch schon durch die
Kombination verschiedener Harze zu begegnen versucht hat
Es ist auch schon Celluioseacetatphthalat ais Mittel
zur Retardierung verwendet worden, doch steht dessen Löslichkeit im Darmsaft hinderlich im Wege. Sobald
diese Säfte einen pH-Wert in der Größenordnung von etwa 6,5 erreichen, werden große Wirkstoffmengen
vorzeitig freigesetzt Schließlich hat man auch Metallseifen gleichzeitig mit Polyvinylacetat ebenso wie
Metallseifen mit Celluioseacetatphthalat in Lösung und als Pulver kombiniert ohne jedoch zu voll befriedigen-
jo den Ergebnissen gelangt zu sein.
Die Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung von Arzneimittelgranulaten mit Depotwirkung zu finden,
das zu einer möglichst linearen Wirkstoffabgabe führt ist nach wie vor ungelöst, da der vorbekannte Stand der
j5 Technik keinen befriedigenden Weg in diese Richtung
weist
Erfindungsgemäß wurde überraschend gefunden, daß ein solches Verfahren dann zu dem gewünschten Ziel
führt, wenn man ein Metallsalz einer höheren Fettsäure
mit dem Arzneimittel, üblichen Hilfsstoffen sowie einer Lösung von Polyvinylacetat und Celluioseacetatphthalat
bis zum Erreichen einer cremigen Masse rührt und die Masse in üblicher Weise weiter behandelt Diese
Erscheinung ist um so überraschender, als Kombinatio-
Vj nen von Metallseifen und Polyvinylacetat oder von
Metallseifen mit Celluioseacetatphthalat keine vorteilhaften Wirkungen zeigen, vielmehr mit nachteiligen
Eigenschaften behaftet waren.
Der Zusatz von Celluloseacetatph^alat zu dem Gemisch von Polyvinylacetat und dem Metallsalz einer Fettilure ergibt eine Freisetzungscharakteristik, die über einen Zeitraum von acht bis zehn Stunden nahezu linear verläuft. W 7itere Vorzüge bestehen darin, daß das Granulat ohne weiteres mit anderen Pulverbestandtei-
Der Zusatz von Celluloseacetatph^alat zu dem Gemisch von Polyvinylacetat und dem Metallsalz einer Fettilure ergibt eine Freisetzungscharakteristik, die über einen Zeitraum von acht bis zehn Stunden nahezu linear verläuft. W 7itere Vorzüge bestehen darin, daß das Granulat ohne weiteres mit anderen Pulverbestandtei-
V3 len gemischt und leicht zu Tabletten verpreßt werden
kann, ohne daß dabei die Retardierwirkung eine Beeinträchtigung erfährt. Diese öffnet schließlich die
Möglichkeit, Präparate herzustellen, die neben einem oder mehreren retardierten Anteilen einen oder
M) mehrere Anteile enthalten, die keiner Retardierung
unterliegen. Es können auch ohne weiteres verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert werden.
Ein bevorzugtes Mischungsverhältnis von Polyvinylacetat
zu Celluloseacetatphlhalat wurde mit 2 bis 4 : 1
6i bis 2, vorzugsweise J : I, ermittelt. Selbstverständlich
können neben den aktiven Wirkstoffen und den die Retardierung bewirkenden Komponenten weitere Inertstoffe
oder Zusatzstoffe vorgesehen sein.
PVA 25-35 %
Celluloseacetatphthalat 5-30 % Füllstoffe, Farbzusätze nach Bedarf.
zweckmäßigerweise 10-25%
zweckmäßigerweise 30-40 % zweckmäßigerweise 10-20 %
Anhand der folgenden Beispiele wird das erfindungsgemäße Mittel im einzelnen erläutert:
Chiorpheniraminmaleat
Aluminiumstearat
Talcum album
Farblack Orange
Polyvinylacetat, gelöst in
Äthanol/ Aceton 1 :1
Celluloseacetatphthalat, gelöst in
Aceton
(g)
10.0
30,0
17.0
1.0
3!,0
11,0
100,0
Zeit (Std.) | 4 5 | 6 7 |
1 2 3 | 68,7 77,1 | 78,5 83,4 |
V% Wirkstoff 43,3 48,0 57,8 | 2 | |
Beispiel | (g) | |
Butinolinphosphat Magnesiumstearat Polyvinylacetat, gelöst in Acelon/Äthanol 1 :1 Celluloseacetatphthalat, gelöst in Aceton |
10,0 48,0 31,0 11,0 |
|
100,0
15
Freisetzungsraten nach dem Half-Change-Verfahren
(Kornfraktion 0,4—1,25 mm):
Zeit (Std.)
1 2
Σ% Wirkstoff
Das Chiorpheniraminmaleat wird mit einer geringen
Menge Aluminiumstearat verrieben und hierbei Talcum album und der Färbt^k Orange beigemischt In einem
Planeten-Mischer wird dieses Gemisch mit den gelösten Polymeren, Polyvinylacetat und Celluloseacetatphthalat
befeuchtet. Es entsteht eine streichfähige Masse, die in
etwa 5 mm dicker Schicht auf Horden gegossen und im Trockenschrank bei 600C getrocknet wird Die trockene
Masse wird in einer Zahnscheibenmühle bei vorbestimmter Mahlscheibeneinstellung vermählen und die
abgetrennte Siebfraktion 0,4—1,2 mm zur Bestimmung
der Freisetzungsrate verwendet
Zur Ermittlung der Freisetzungsrate wird von den verschiedenen zur Verfugung stehenden Verfahren
wegen seiner guten Reproduzierbarkeit und günstigen Annäherung an physiologische Verhältnisse das bekannte »Half-Change-Verfahren« eingesetzt
Freisetzungsraten der Kornfraktion 0,4—1,2 mm
nach dem Half-Change-Verfahren:
43,9
20
25
M)
Kornfraktion 0,4—1,25 mm
(S)
853 30,0 10.0
84,7 25,0 12,0 3.0
250.0
J5
Die Bestandteile werden gemischt und zu Tabletten von je 250 mg verpreßt.
Freisetzungsraten für Chiorpheniraminmaleat aus den Tabletten nachdem Half-Change-Verfahren:
Zeit (Std.)
12 3 4 5 6 7
Σ% Wirkstoff 48,3 58,8 63,2 74,7 79,5 82,9 86,0
Das Beispiel 3 betrifft den Fall, daß neben dem retardierten Chiorpheniraminmaleat die Wirkstoffe
Theophyllin und Bamethansulfat in nicht retardierter Form enthalten sind und ungeachtet dessen die
Freisetzung des retardierten Wirkstoffs kontinuierlich
w erfolgt Die der Überprüfung zugrundeliegenden pH-Verhältnisse ergeben sich aus der folgenden Tabelle:
Stunden | 55 | 0-1 | Prozentuales Verhältnis | pfMca.) |
1-2 | Magensaft/ Darmsaft | |||
2-3 | 100/0 | 1,3 | ||
f,o 3-4 | 50/50 | 2,4 | ||
4-5 | 25/75 | 6,2 | ||
5-6 | 12,5/87,5 | 6,8 | ||
6-7 | 6,25/93,75 | 7,1 | ||
7-8 | ca. 3/97 | 7,2 | ||
ca. 1/99 | 7,3 | |||
ca. 0/100 | 7,3 |
h>
Die Überlegenheit der nach dem erfindungsgcmäUcn
Verfahren hergestellten Arzneiinittelgranulate geht aus den folgenden Beispielen hervor:
Gemäß Beispiel 1 der DE-OS 20 30 501 wurde
zunächst ein Retard-Granulai mit dem Wirkstoff Chlorpheniraminmaleat hergestellt Dieses Granulat
wurde nach der Half-Change-Metbode auf die Charakteristik der Wirkstoff-Freigabe untersucht Um
Entmischungserscheinungen beim Probenzug auszuschließen, wurde zur Untersuchung die Kornfraktion
von 0,8—1,0 mm verwendet Die Freigabe zeigte folgendes Ergebnis:
Aus diesen Versuchen ergibt sich bereits zwingend,
daß eine Retardierung des Wirkstoffs beim Granulat praktisch nicht erreichbar ist Selbst bei Tablettierung
des Granulats läßt sich eine Retardwirkung nur bei Anwendung hoher Preßdrücke erzielen.
Nach 1 Stunde
Nach 2 Stunden
93,8 %
934 % 95,8 %
Das vorgenannte Granulat wurde anschließend auf einer Tabletten-Exzenterpresse, die zum Zwecke von
Preßdruckmessungen mit Dehnungsmeßstreifen versehen war, zu Tabletten mit einem Durchmesser von 9 mm
verpreßt Es wurden hierbei verschiedene Preßdrücke, nämlich 2800 kp und 4400 kp, verwendet
Die Freigabe-Charakteristik dieser Preßlinge (Matrix) geht aus der folgenden Tabelle hervor:
ίο Hierzu verweisen wir auf die Angaben in der
Beschreibung, woraus zu entnehmen ist, daß bereits im Granulat die gewünschte Wiirkstoff-Retardierang erreicht wird. Das Granulat kann zum Beispiel in einer
Hartgelantine-Steckkapsel als retardierte Arzneispezia-93,8 % is lität verabreicht werden. Es können aber auch weitere
- Wirkstoffe und Zusätze hinzugeführt und das ganze zu
Tabletten verpreBt werden, ohne daß die Freigabe-Charakteristik grundsätzliche Verajnd«*r?ingen erfährt
Der Vergleich zwischen der iCubtreitung nach DE-OS
2« 20 30 501 und derjenigen gemäß der Erfindung ergibt sich aus der folgenden zusammenstellenden Tabelle:
Wirkstoff
Freigabe nach
1 Stunde
2 Stunden
3 Stunden
4 Stunden
5 Stunden
48,2%
100,3 %
100,3 %
61,4% 100,5 %
42,2 % 56,9 % 68,4 % 79,6 %
41,3 % 61,3% 70,4% 73,6% 77,2 %
Chlorpheniraminmaleat
Freigabe nach
DE-OS 20 30 501
Granulat Tablette
P 2404257.7-41 Granulat Tablette
1 Stunde
2 Stunden
3 Stunden
4 Stunden
5 Stunden
6 Stunden
7 Stunden
93,7%
94,47%
41,75% 59,10% 69,40% 76,60% 77,20%
43,3% 48,0% 57,8 % 68,7 % 77,1 %
83,4%
48,3 %
58.8 % 63,2% 74,7% 79,5 %
82.9 % 86,0 %
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung tablettierbarer Arzneimittelgranulate mit Depotwirkung, enthaltend Polyvinylacetat und Metallsalze höherer Fettsäuren, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Metallsalz einer höheren Fettsäure mit dem Arzneimittel, üblichen Hilfsstoffen sowie einer Lösung von Polyvinylacetat und Celluloseacetatphthalat bis zum Erreichen einer cremigen Masse rührt und die Masse in üblicher Weise weiter bearbeitet
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19742404257 DE2404257C3 (de) | 1974-01-30 | 1974-01-30 | Verfahren zur Herstellung von Arzneimittelgranulaten mit Depotwirkung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19742404257 DE2404257C3 (de) | 1974-01-30 | 1974-01-30 | Verfahren zur Herstellung von Arzneimittelgranulaten mit Depotwirkung |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE2404257A1 DE2404257A1 (de) | 1975-08-14 |
DE2404257B2 DE2404257B2 (de) | 1979-04-12 |
DE2404257C3 true DE2404257C3 (de) | 1979-12-06 |
Family
ID=5906004
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19742404257 Expired DE2404257C3 (de) | 1974-01-30 | 1974-01-30 | Verfahren zur Herstellung von Arzneimittelgranulaten mit Depotwirkung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE2404257C3 (de) |
Families Citing this family (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4837032A (en) * | 1986-02-04 | 1989-06-06 | Farval Ag | Theophylline sustained release tablet |
JPH0759496B2 (ja) * | 1986-03-25 | 1995-06-28 | ロ−ト製薬株式会社 | 歯周病治療剤 |
DE102006044694A1 (de) * | 2006-09-22 | 2008-03-27 | Krewel Meuselbach Gmbh | Perorale feste Schmerzmittelzubereitung |
-
1974
- 1974-01-30 DE DE19742404257 patent/DE2404257C3/de not_active Expired
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE2404257A1 (de) | 1975-08-14 |
DE2404257B2 (de) | 1979-04-12 |
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Legal Events
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C3 | Grant after two publication steps (3rd publication) |