DE2316035C3 - Verfahren zur Einstellung oder Korrektur der Zusammensetzung von Eisen-Kohlenstoff-Schmelzen vor dem AbguB - Google Patents
Verfahren zur Einstellung oder Korrektur der Zusammensetzung von Eisen-Kohlenstoff-Schmelzen vor dem AbguBInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Einstellung
Oder Korrektur der Zusammensetzung von Eisen-Kohlenstoff-Schmelzen vor dem Abguß durch thermische
Analyse einer kleinen Probe der Schmelze, die man zu einem Standard-Probekörper vergießt.
Eine Methode der thermischen Analyse, die diesem Zweck dient, ist aus einer Veröffentlichung von W.
Härtung in Gießerei, 57 (1970), S. 753 bis 756,
bekannt. Es ist danach möglich, aus dem Erstarrungsverhalten von Gußeisen gemäß Abkühlungskurven, bei
denen die Temperatur eines Probekörpers gegen die Zeit aufgetragen und besonders die Liquidus- und
Solidustemperaturen Tnq und Tsoi bestimmt und ausgewertet
werden, Werte für die Sättigung und den Keimzustand der Schmelze zu erhalten. Gemäß einer
Veröffentlichung von K. H. Kaspers in Gießerei, 58
(1971), S. 77 bis 84, kann man bei einer solchen Thermoanalyse auch die Unterkühlungsneigung AT
auswerten und entsprechend eine Abbrandkorrektur, Impfung oder Legierung der Gußeisenschmelze zur
Gefügeverbesserung nach langer Überhitzung vornehmen.
Man hat auch die Thermoanalyse benutzt, um aus der
Differenz der Haltepunkte der Erstarrungskurve den Sättigungsgrad zu bestimmen und so die gewünschte
Analyse bezüglich C- und Si-Gehalt zu korrigieren. Eine
Erstarrungskurve gibt jedoch noch keinen Aufschluß über die Erstarrungsvorgänge und die Gefügeausbildung.
Nach R. Wlodawer (Schweizer Archiv, März 1971) ist es möglich, mit Hilfe der technologischen
Kaloriemetrie die Gefügebestandteile, Dendriten, Graphit und Eutektikum in Eisenlegierungen mengenmäßig
ίο zu berechnen. Dies läßt Rückschlüsse auf den Effekt der
Legierungsbestandteile zu und ermöglicht, Korrekturen in der Zusammensetzung der Schmelze künftiger
Abgüsse vorzunehmen. Das Verfahren ist jedoch zeitraubend und aufwendig.
Keines der genannten Verfahren gibt Aufschlüsse über den zeitlichen Ablauf der Gefügebildung, und man
kann daraus keine Aussagen über die Sättigung und Nachspeisung der Legierung im Gußstück während des
Erstarrens erhalten.
ίο Die nicht vorveröffentlichte DT-OS 22 25 766 schlägt
ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Bestimmen metallurgischer Eigenschaften von Gußeisen mit Kugelgraphit
vor, wobei eine Abkühlungskurve einer Probe aufgenommen und die Werte in einen Computer
2s gespeichert und zur Auffindung der Wendepunkte der
Kurve und kleinsten Krümmungsradien zwischen diesen Wendepunkten benutzt werden, welche zur Beurteilung
der metallurgischen Eigenschaften der Probe herangezogen werden. Die Temperaturabfallgeschwindigkeit
und der Krümmungsradius werden in einem Diagramm in Abhängigkeit von der Temperatur aufgezeichnet und
dienen zur Deutung des Ergebnisses, wonach beispielsweise die chemische Zusammensetzung und Kugelgraphitstruktur
vorhersagbar sind. Dieses Verfahren ist jedoch apparativ sehr aufwendig und liefert keine den
zeitlichen Verlauf der Gefügebildung anzeigenden Kurven.
Durch die Differenzierung der erwähnten technischen Kalorimeter-Kurve nach der Zeit wäre es
möglich, die freiwerdende Kristallisationswärme pro Zeit- und Gewichtseinheit zu errechnen und so zu einer
Aussage über die zeitliche Reihenfolge der Bildung der Getügebestandteile zu kommen. Diese Ermittlung
erfordert jedoch so viel Zeit, daß es unmöglich ist, die Zusammensetzung der Charge vor dem Abguß zu
korrigieren, um die Erstarrungsreihenfolge zu verändern. Auch ist zu berücksichtigen, daß die technische
Kalorimetrie und auch andere thermische Analysemethoden bisher stets mit verhältnismäßig großen
Probekörpern mit entsprechend langer Erstarrungszeit von etwa 25 Minuten vorgenommen wurden, da Zweifel
an der Übertragbarkeit der an kleineren Probekörpern gewonnenen Ergebnisse auf die Verhältnisse einer
Schmelze von mehreren Tonnen Gewicht und die daraus gegossenen großen Stücke bestanden.
Durch die Erfindung soll nun die Möglichkeit geschaffen werden, durch eine thermische Analyse den
metallurgischen Zustand einer Eisen-Koh!enstoff-Schmelze so zu ermitteln, daß die gewünschten Werte
rasch verfügbar und auswertbar sind, so daß noch eine Korrektur der Schmelze vor dem Abguß möglich ist.
Es wurde gefunden, daß dieses Ziel dadurch erreicht werden kann, daß man eine Kurve aufnimmt, die die
entstehenden Reaktionswärmen in Abhängigkeit von der Zeit bei einem kleinen Probekörper in einer
Gesamtzeit von 5 bis 10 Minuten aufzeichnet (sogenannte Differential-Kalorimeter-Kurve), und daß an
Hand dieser Kurve, welche also die nach der Zeit t
differenzierten Veränderungen der Temperatur T, d. h.
ΔΤ/Δί, im Verlauf der Abkühlung wiedergibt eine
Aussage über den zeitlichen Ablauf der Gefügeausbildung aus der Schmelze im Gußstück erfolgen kann. Zu
diesem Zeitpunkt kann man noch durch Überhitzung der Schmelze oder durch Zulegieren von graphit- oder
perlitstabilisierenden Zusätzen den Zustand der Schmelze, wie an sich bekannt, so ändern, daß die
gewünschten Sättigungs- bzw. Festigkeitseigenschaften im Gußstück erreicht werden.
Erfindungsgemäß wird also ein Verfahren der eingangs angegebenen Art vorgeschlagen, bei dem man
die Differential-Kalorimeter-Kurve des aus der Schmelze gegossenen Probekörpers aufnimmt und mit einer
Differential-Kalorimeter-Kurve vergleicht, die einer Schmelze entspricht, die Gußkörper der gewünschten
Qualität ergibt, daraus Schlüsse auf den Schmelzzustand zieht und danach in an sich bekannter Weise entweder
durch Überhitzen der Schmelze den Keimzustand ändert und/oder durch Zulegieren die Zusammensetzung
der Schmelze korrigiert
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Man kann also je nach den gefundenen Werten den Keimzustand und/oder die Zusammensetzung der
Schmelze korrigieren. Zeigt z. B. die abgeleitete Kurve, die sogenannte Differential-Kalorimeter-Kurve, durch
einen steilen Anstieg zu Beginn der Dendritenbildung das heftige und spontane Einsetzen der Entstehung und
des Wachstums der Dendriten an, was zu einem porösen Gußstück führen kann, so häh man die Schmelze
längere Zeit auf Überhitzungstemperatur, um die Keimzahl zu vermindern bzw. alle Keime zu vernichten
und mit einer bestimmten Keimmenge zu impfen. Läßt sich hingegen an den Unstetigkeiten der abgeleiteten
Kurve erkennen, daß die Primärgraphitausscheidung relativ früh einsetzt so wird man diese durch Erhitzen
oder durch Zugeben graphitstabilisierender Elemente verzögern. Aus dem der freiwerdenden Reaktionswärme
der Perlitbildung zuzuordnenden Gebiet der Kurve ist die im Gußstück zu erwartende Perlitmenge
(verursacht durch Spurenelemente aus dem Schrott) zu erkennen. Man kann danach durch gesteuerte Zugabe
von schwach karbidbildenden Legierungselementen, vorzugsweise Mangan, die gewünschte Endfestigkeit
einstenea Bei der Durchführung des Verfahrens wird die Erstarrung immer an gleichen Probekörpern
ίο gemessen. Diese Probekörper müssen nicht nur immer
gleiche Größe haben, z. B. 70 mm Durchmesser und 70 mm Höhe, sondern der Formstoff der Form, z. B. der
Quarzsand, muß immer dieselbe Korngrößenverteilung und dieselbe Binderart (Furanharz) haben, damit die
Packungsdichte und d*e Wärmeableitungsbedingungen konstant sind.
Die Meßpunkte liegen zweckmäßigerweise zunächst, bis etwa die Solidustemperatur erreicht wird, in
Zeitabständen At von 2 Sekunden, anschließend genügen Abstände von je 5 Sekunden.
Eine deutlichere Form der Differential-Kalorimeter-Kurve
erhält man durch Kompensationsmessung gegen einen gesteuerten Spannungsverlauf (Normalkurve).
Den Verlauf dieser Normalkurve, also die differenzierte Abkühlungskurve eines Vergleichskörpers ohne Reaktionswärmen,
kann man entweder nvt einer Digitalschaltung oder mit einer mechanisch gesteuerten
Wheatstoneschen Brücke od. dgl. simulieren.
Für die praktische Arbeit muß man immer Differenzial-Kalorimeter-Kurven
von entsprechenden Schmelzen, die zuverlässig Gußstücke der gewünschten Eigenschaften ergeben, aufnehmen und diese Kurven als
Vergleichskurven benutzen. Wenn eine Charge vergossen werden soll, braucht man nur die Differential-Kalorimeter-Kurve
mit einem Probekörper dieser Charge aufzunehmen, sie der Vergleichskurve gegenüberzustellen
und daraus die erforderlichen Maßnahmen zur Korrektur zu entnehmen.
Claims (4)
1. Verfahren zur Einstellung oder Korrektur der Zusammensetzung von Eisen-Kohlenstoff-Schmelzen
vor dem Abguß durch thermische Analyse einer kleinen Probe der Schmelze, die man zu einem
Standard-Probekörper vergießt, dadurch gekennzeichnet, daß man die Differential-Kalorimeter-Kurve
des aus der Schmelze gegossenen Probekörpers aufnimmt und mit einer Differential-Kalorimeter^Kurve
vergleicht, die einer Schmelze entspricht, die Gußkörper der gewünschten Qualität
ergibt, daraus Schlüsse auf den Schmelzzustand zieht und danach entweder durch Oberhitzen der
Schmelze den Keimzustand ändert und/oder durch Zulegieren die Zusammensetzung der Schmelze
korrigiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man im Fall eines steilen Anstiegs der
Differential-Kalorimeter-Kurve zu Beginn der Dendritenbildung, der das heftige und spontane
Einsetzen der Entstehung und des Wachstums der Dendriten anzeigt, die Schmelze länger auf Überhitzungstemperatur
hält.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man im Fall einer relativ früh
auftretenden Unstetigkeit der Differential-Kalorimeter-Kurve, welche das Einsetzen der Primärgraphitausscheidung
anzeigt, diese durch Erhitzen oder Zugabe graphitstabilisierender Elemente verzögert.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man aus dem Gebiet der Differentiai-Kalorimeter-Kurve,
das der freiwerdenden Reaktionswärme der Perlitbildung zuzuordnen ist, die im Gußstück zu erwartende Perlitmenge (verursacht
durch Spurenelemente aus dem Schrott) erkennt und durch gesteuerte Zugabe von schwach karbidbildenden
Elementen, vorzugsweise Mangan, die gewünschte Endfestigkeit einstellt.
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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AT289372 | 1972-04-04 | ||
AT289372A AT323218B (de) | 1972-04-04 | 1972-04-04 | Verfahren zur einstellung oder korrektur der zusammensetzung von eisen-kohlenstoff-schmelzen von dem abguss |
Publications (3)
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DE2316035A1 DE2316035A1 (de) | 1973-10-18 |
DE2316035B2 DE2316035B2 (de) | 1976-02-19 |
DE2316035C3 true DE2316035C3 (de) | 1976-09-30 |
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10339595A1 (de) * | 2003-08-26 | 2005-04-07 | Siemens Ag | Verfahren zur Vorhersage und Steuerung der Vergießbarkeit von Flüssigstahl |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE10339595A1 (de) * | 2003-08-26 | 2005-04-07 | Siemens Ag | Verfahren zur Vorhersage und Steuerung der Vergießbarkeit von Flüssigstahl |
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