DE2202660C3 - Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus Abwasser - Google Patents
Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus AbwasserInfo
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- C02—TREATMENT OF WATER, WASTE WATER, SEWAGE, OR SLUDGE
- C02F—TREATMENT OF WATER, WASTE WATER, SEWAGE, OR SLUDGE
- C02F1/00—Treatment of water, waste water, or sewage
- C02F1/52—Treatment of water, waste water, or sewage by flocculation or precipitation of suspended impurities
- C02F1/54—Treatment of water, waste water, or sewage by flocculation or precipitation of suspended impurities using organic material
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- C—CHEMISTRY; METALLURGY
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus Abwasser, insbesondere aus dem
Abwasser von Acrylnitrilanlagen.
Bei einer Reihe von chemischen und technischen Vorgängen fällt cyanidionen- bzw. blausäurehaltiges
Abwasser an. Ein Beispiel hierfür ist die Herstellung von Acrylnitril aus Ammoniak, Propylen und Luft Bei den
zur Zeit üblichen Anlagegrößen entsteht hierbei neben Acrylnitril und organischen Nebenprodukten Abwasser
in einer Menge von 20 bis 40 mVStd, das organische Verunreinigungen — CSB-Wert (chemischer Sauerstoffbedarf)
1000 bis 20 000 —, davon zwischen 20 und 300 ppm Blausäure bzw. Cyanidion enthält. Ein weiteres
Beispiel sind die Abwässer von galvanischen Anlagen.
Derartige Abwasser, insbesondere wenn sie wie die Acrylnitrilanlagenabwasser organische Verunreinigungen
in erheblicher Menge enthalten, können normalerweise nur durch Zwischenschalten einer biologischen
Reinigung zum Abbau der organischen Verunreinigungen in den Vorfluter geleitet werden. Eine biologische
Reinigung ist zwar in der Lage, die organischen Produkte in derartigem Abwasser zu oxidieren, die
Bakterien werden aber durch die vorhandenen Blausäure zerstört.
Bisher wurden zwei Wege zur Lösung dieses Abwasserproblems in der Praxis beschritten:
1. Das Abwasser wird über ca. 1000 m tiefe Bohrungen in tiefliegende Erdschichten gepreßt.
2. Es werden spezielle cyanidresistente Bakterienstämme gezüchtet. Die Züchtung dieser Stämme ist
jedoch sehr zeitraubend und aufwendig. Eine normale Biologie wird bereits bei 0,5 ppm HCN
angegriffen und braucht etwa 6 Monate zur Adaption auf HCN-Konzentrationen von 10 ppm.
Daneben sind Verfahren zur chemischen Beseitigung des Cyanidions über die Reaktion mit organischen
Carbonylverbindungen bekannt. Insbesondere soll hierbei durch Zusatz von Formaldehyd unter Einhaltung
alkalischer Bedingungen nach einigen Stunden das Cyanid in das Cyanhydrin bzw. sein Verseifungsprodukt
überführt werden. Als zusätzliche Maßnahmen wurden hierbei Oxidation durch Zugabe von Oxidationsmitteln
wie H2O2 oder Durchleiten von Luft sowie Zusatz von
Beschleunigern wie z. B. NaHSÖj, Sulfide, Polysulfide,
Magnesiumsalze empfohlen. Diesen beiden Verfahren (vgl. DE-OS 21 09 939 und 21 19 119) gemeinsam sind
das Arbeiten bei pH-Werten oberhalb 9 (siehe Vergleichsbeispiel Ϊ) und die langen Reaktionszeiten
von 2 bis 50 Stunden, welche eine Anwendung derartiger Verfahren auf in großen Mengen abfallende
Abwasser praktisch unmöglich machen. Außerdem ist
die Zugabe von Oxidationsmitteln oder Luft von einer Oxidition des Formaldehyds zur Ameisensäure begleitet,
wobei sich das Gleichgewicht zu ungunsten der Cyanhydrinbildung verschiebt.
So ist es aus d ?r US-PS 28 59 090 bekannt, Abwässern
zur Entfernung von Cyanidionen Formaldehyd in molarem Oberschuß zuzusetzen. Arbeitet man nach
dem Verfahren der genannten US-Patentschrift, so nimmt der Blausäuregehalt vom Ausgangswert bei der
Zugabe von Formalin nach einigen Minuten rasch ab, zeigt aber nach Sundzeiten von 40 bis 60 Minuten einen
erneuten, kräften Wiederanstieg.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus Abwasser zu schaffen,
welches die obigen Nachteile nicht aufweist. Es soll ein Verfahren geschaffen werden, welches
große Abwassermengen so zu behandeln gestattet, daß weitere Verunreinigungen anschließend^ einer normalen
biologischen Reinigung abgebaut werden können.
Insbesondere soll auch ein Verfahren zur Verfügung gestellt werden, gemäß dem ein Wiederansteigen der
Blausäurekonzentration vermieden wird.
Gegenstand der Erfindung ist daher das in den Patentansprüchengekennzeichnete
Verfahren.
Überraschenderweise erfolgt beim erfindungsgemäßen Verfahren die Cyanidionenentfernung innerhalb
kürzester Zeit, obwohl nach allgemeiner Lehrmeinung die Bildung von Cyanhydrinen durch Addition von HCN
an Carbonylverbindungen durch Säuren verhindert wird (H. R. Christen »Grundlagen der organischen
Chemie« 1970, S. 513). Überraschenderweise bleibt bei dem anmeldungsgemäßen Verfahren der Blausäuregehalt
während längerer Zeiten bei einem niedrigen Wert und steigt nicht wieder an.
Wie erwähnt, ,vird der Formaldehyd im molaren Überschuß, bezogen auf die Cyanidkonzcntration,
zugesetzt. Vorzugsweise erfolgt die Formaldehydzugabe im Molverhältnis 1,5 bis 4:1. Eine Zugabe von
Oxydationsmitteln oder ein Durchleiten von Luft erfolgt beim Verfahren der Erfindung nicht. Die zugesetzte
Formaldehydlösung weist vorzugsweise einen pH-Wert zwischen 1,5 und 2,5 auf. Besonders bevorzugt wird ein
pH-Wert von etwa 2.
Der pH-Wert des Abwassers aus technischen Acrylnitril-Anlagen, die Propylen im Ammonoxyda·
tionsverfahren verarbeiten, liegt im Bereich von 6,5 bis 8,5.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Entfernung von wenigstens 99% des vorhandenen
Cyanids innerhalb sehr kurier Zeit. Die Einstellung des Gleichgewichts erfolgt hierbei so rasch, daß sie mit der
Silberjodidelektrode nicht mehr gemessen werden kann, da diese eine Einstellzeit von 2 bis 3 Minuten
benötigt.
Das Verfahren der Erfindung weist erhebliche Vorteile auf. Infolge des sehr raschen Ablaufs der
Reaktion ist keinerlei Haltezeit erforderlich. Die Fließzeit des Abwassers nach Zusatz der Formaldehydlösung
genügt für den Ablauf der Reaktion. Das Verfahren kann im kontinuierlichen Betrieb ohne
besondere Anlage durchgeführt werden. Es wird lediglich die Formaldehydlösung, beispielsweise angesäuerte
35°/oige technische Formalinlösung, zugegeben. Das Verfahren ist daher sehr wirtschaftlich und auch
äußerst zuverlässig. Der Restgehalt an Cyanidion liegt unterhalb der Fischtoxizität, so daß das Abwasser
voll verträglich für die Mikroorganismen ist. Gebildetes Cyanhydrin hydrolysiert leicht zur unschäd-
lichen Glycolsäure.
Ein Zusatz von Beschleunigern oder eine Oxidation ist nicht erforderlich und sogar unerwünscht
Die folgenden
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Beispiele erläutern die Erfindung
Beispiel 1
(Vergleichsbeispiel)
(Vergleichsbeispiel)
Eine 25 ppm Blausäure enthaltende, wäßrige Lösung, Verhältnissen zur Blausäure mit 1 :1, 2 :1 und * : 1
die mit 0,5 n-NaOH auf pH 8,7 eingestellt worden war, io zugesetzt- Gemessen wurde die Cyanidkonzenu-ation
wurde mit Formalin vom pH-Wert 6,4 und in einer mit der Corning-EIektrode nach 3, 40 und 60 min
zweiten Versuchsreihe mit Formalin vom pH-Wert 3 Standzeit,
versetzt. Die Formalinmenge wurde in molaren
versetzt. Die Formalinmenge wurde in molaren
Zeit | HCN zu | CH2O 1 :1 | HCN zu | CH2O 1:2 | HCN zu | CH2O 1 | :4 |
Meßwert | HCN | Meßwert | HCN | Meßwert | HCN | ||
min | mV | ppm | mV | ppm | mV | ppm |
Meßwerte mit Formalin pH 6,4
3 100 2,0
3,8
40
60
125
122
122
3,7
Meßwerte mit Formalin pH 3
3 125 3,8
40 107 2,8
60 85 1,7
64 | 0,7 | 50 | η "3 |
96 | 1J9 | 78 | 1,1 |
94 | 1.9 | 74 | 1,0 |
110 | 2,9 | 85 | 1,7 |
82 | 1.3 | 5.9 | 0,45 |
65 | 0,7 | 33 | 0,15 |
Wie die Versuchsdaten zeigen, nimmt der Blausäuregehalt
vom Ausgangswert = 25 ppm durch Zugabe von Formalin von pH 6,4 nach 3 Minuten zwar rasch ab,
zeigt aber nach Standzeiten von. 40 bi« 60 Minuten einen
kräftigen Wiederanstieg der Blausaurekonzentration bis zu 300% der Konzentration des 3-min-Meßwertcs.
Wird hingegen erfindungsgemäß angesäuertes Formalin von pH 3 oder darunter zur Bindung der
Blausäure verwendet, sinkt die Blausaurekonzentration von 25 ppm nach 3 Minuten ebenfalls rasch ab, um im
Gegensatz zu dem bekannten Verfahren nach 40 bis 60 Minuten Standzeit der Lösungen weiterhin fallende
Tendenz zu zeigen.
Für die anschließende biologische Reinigung des Abwassers ist dieses völlig entgegengesetzte Verhalten
des gebildeten Glykolsäurenitrils von entscheidender Bedeutung, da die Adaption einer Bakterienkultur an
Blausäure in Gegenwart organischer Verbindungen, wie sie im Abwasser aus Acrylnitrilanlagen enthalten sind,
nur in sehr geringem Umfang oder gar nicht möglich ist [vgl. Schweiz. Z. Hydrol. 22,407-419 (I960)]. Demnach
würde mit zunehmender Verweilzeit ein bereits vorentgiftetes Abwasser, das mit no.-?alem Formaldehyd
behandelt wurde, die Bakterier.kulturen durch die wiederum freiwerdende Blausäure in kurzer Zeit
abtöten. Die Gegenwart von Säure bei der Formalinbehandlung des Abwassers ist daher von entscheidender
Bedeutung.
Claims (2)
1. Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus organische Verunreinigungen enthaltendem Abwasser
bei einem pH-Wert zwischen unterhalb 9 und 6 durch Behandlung mit Formaldehyd in molarem
Überschuß, dadurch gekennzeichnet, daß eine Formaldehydlösung mit einem pH-Wert von 3
oder niedriger zugesetzt und das Abwasser danach einerbiologischen Kläranlagezugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1. dadurch gekennzeichnet, daß eine Formaldehydlösung mit einem
pH-Wert zwischen 1,5 und 2,5 verwendet wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19722202660 DE2202660C3 (de) | 1972-01-20 | 1972-01-20 | Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus Abwasser |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19722202660 DE2202660C3 (de) | 1972-01-20 | 1972-01-20 | Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus Abwasser |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE2202660A1 DE2202660A1 (de) | 1973-07-26 |
DE2202660B2 DE2202660B2 (de) | 1978-08-03 |
DE2202660C3 true DE2202660C3 (de) | 1983-12-29 |
Family
ID=5833545
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19722202660 Expired DE2202660C3 (de) | 1972-01-20 | 1972-01-20 | Verfahren zur Entfernung von Cyanidionen aus Abwasser |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE2202660C3 (de) |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102008044218A1 (de) * | 2008-12-01 | 2010-06-02 | Evonik Röhm Gmbh | Verfahren zur Herstellung von einem Carbonsäureamid aus einer Carbonylverbindung und Blausäure |
Family Cites Families (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US2859090A (en) * | 1955-02-07 | 1958-11-04 | Exxon Research Engineering Co | Treatment of fluids for removal of hydrogen cyanide |
-
1972
- 1972-01-20 DE DE19722202660 patent/DE2202660C3/de not_active Expired
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE2202660B2 (de) | 1978-08-03 |
DE2202660A1 (de) | 1973-07-26 |
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