-
Die Atrophie und Erschlaffung der
Lidhaut des menschlichen Auges (Blepharochalasis) kommt insbesondere
bei idiopathischer, anlage- oder
altersbedingter Genese vor. Hierbei kann z.B. die Oberlidhaut bis über den
Lidrand hängen
und die Pupillen verdecken oder es kann an der Unterlidhaut zur
Ausbildung von „Tränensäcken" kommen. Als primäre Ursache
findet sich ein Hautüberschuss.
Zusätzlich besteht
häufig
eine Auflockerung des Septum orbitale mit hernienartiger Vorwölbung von
Fettpolstern unter das vordere Lidblatt.
-
Zur Behandlung der Blepharochalasis
hat sich als chirurgische Standardtherapie die Straffung des Lids
durch Ausschneidung überschüssiger Haut (Blepharoplastik)
durchgesetzt und bewährt.
-
Im Verlauf der Durchführung einer
kosmetisch oder funktionell indizierten Blepharoplastik ist es bislang üblich, das
zu exzidierende Gewebeareal vor der Lokalanästhesie und der Schnittführung zunächst z.B.
mit Methylenblau zu markieren und nach örtlicher Betäubung des
Hautbezirks diese Haut mit dem Skalpell zu entfernen. Bei einem
Vorgehen am Oberlid (Oberlid-Blepharoplastik) verläuft der
untere Schnittrand stets in der etwa acht bis 10 mm über der Wimpernreihe
sich befindlichen Oberlidfurche (sulcus palpebralis superior). Die
obere Begrenzung der Ausschneidung wird gewöhnlich mittels einer herkömmlichen
Pinzette bestimmt, mit deren Hilfe die überschüssige Haut abgegriffen und
soweit gerafft werden kann, dass die Lidspalte 1 bis 2 mm klafft. Diese
Messung muss hierbei schrittweise von medial nach lateral durchgeführt werden.
Nach gegebenenfalls erforderlicher subkutaner Entfernung überschüssig vorhandenen
Fettgewebes erfolgt dann der Wundverschluss mittels Hautnaht.
-
Hierbei ist jedoch nachteilig, dass
das zu exzidierende Gewebeareal markiert werden muss und dass die
Raffung der überschüssigen Oberlidhaut schrittweise
erfolgen muss.
-
Aufgabe der Erfindung ist es daher,
ein augenchirurgisches Handinstrument, insbesondere eine Blepharochalasis-
Pinzette zu schaffen, mittels derer zur Durchführung einer kosmetisch oder
funktionell indizierten Blepharoplastik atrophierte und/oder erschlaffte überschüssige Lidhaut
schnell, sicher und genau gegriffen, fixiert sowie zeitschonend
exzidiert werden kann.
-
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass bei einem gattungsgemäßen augenchirurgischen
Handinstrument, insbesondere einer Blepharochalasis- Pinzette, die
Klemm-Backen etwa in der Größenordung
der Breite eines Augen-Lids über
eine Länge
von vorzugsweise ca. 30 mm der Krümmung der natürlichen
Oberlidfalte (sulcus palpebralis superior) bzw. der natürlichen
Unterlidfalte (sulcus palpebralis inferior) folgend als bogenförmig gekrümmte Klemm-Lippen ausgebildet
sind.
-
Hierbei ist besonders vorteilhaft
,dass das erfindungsgemäße Instrument
ohne zuvor erforderliche Markierung direkt und unmittelbar in der
natürlichen Oberlidfalte
oder Unterlidfalte angesetzt werden kann.
-
Ferner ist vorteilhaft, dass das
zu exzidierende Hautareal mittels des erfindungsgemäßen Instruments
in einem Schritt einstückig
gegriffen werden kann.
-
Besonders vorteilhaft ist , dass
sich mit Hilfe des erfindungsgemäßen Instruments
ein an einem Auge durchgeführter
blepharoplastischer Eingriff vom Zeitpunkt des Ansatzes der erfindungsgemäßen Lidfalten-Pinzette
bis zum Zeitpunkt des Wundnahtverschlusses nach Erlangung einiger
Routine in 10 bis 15 Minuten durchführen lässt. Gegenüber der Anwendung herkömmlicher
Instrumente bei Durchführung
einer Blepharoplastik lässt
sich damit ein Eingriff wesentlich schneller und damit für den Patienten
insgesamt schonender durchführen.
-
In vorteilhafter Ausführungsform
sind die jeweiligen Griffteil-Schenkel an den jeweiligen Klemm-Lippen
mittig und rechtwinklig angeordnet.
-
In weiterer vorteilhafter Ausführungsform weisen
die Klemm-Lippen jeweils einen semiovalen oder halbkreisförmigen Querschnitt
auf, wobei sie an deren sich gegenüberliegenden innenliegenden Klemmflächen flach
ausgebildet sind.
-
In vorteilhafter Weise ist zum präzisen und definierten
Festhalten einer zwischen den Klemm-Lippen eingeklemmten und zu
exzidierenden Lidhautfalte eine Arretierungsvorrichtung für die Klemm-Lippen
vorgesehen.
-
Hierdurch wird ein Verrutschen der
einmal definiert festgehaltenen und festgelegten Lidhautfalte sicher
verhindert.
-
In vorteilhafter und einfacher Weise
ist die Arretierungsvorrichtung als Schraubschloss ausgebildet,
welches eine Schraubspindel nebst einer außerhalb und/oder innerhalb
der Griffteil-Schenkel angeordneten Rändelmutter aufweist , wobei
die Griffteil-Schenkel nebst Klemm-Lippen mittels Drehen an mindestens
einer der auf der Schraubspindel laufenden Rändelmuttern aus einer Öffnungsposition über eine
Klemmposition in eine Schließposition
oder umgekehrt verbringbar sind.
-
Weitere Merkmale und Vorteile der
Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines
Ausführungsbeispiels.
-
Hierbei zeigt
-
die einzige 1 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen augenchirurgischen
Handinstruments, insbesondere eine Blepharochalasis- Pinzette 1 mit
einem ein Griffteil 2,3 bildenden ersten unteren
Griffteil-Schenkel 2 und einem zweiten oberen Griffteil-Schenkel 3,
wobei die unter federnder Vorspannung stehenden divergierenden Griffteil-Schenkel 2,3 unter
Ausbildung eines Griffteil-Stellwinkels
a an der hinteren Endseite der Pinzette 1 einstückig und
gegeneinander federnd in der herkömmlichen Bauweise einer Pinzette
miteinander verbunden sind.
-
Hierdurch ist eine Griffteil-Schenkel-Verstellvorrichtung
derart ausgebildet, dass die divergierend angeordneten Griffteil-Schenkel 2,3 mittels
Fingerkraft aus einer Öffnungsposition ÖP bis zu
einer Klemm-Position KP bewegbar sind.
-
Die Pinzette 1 befindet
sich ohne Handkraft-Einwirkung im Ruhezustand in Öffnungsposition ÖP.
-
An der oberen Greifspitze der Pinzette 1 sind an
den benachbarten Enden der Griffteil-Schenkel 2,3 jeweils
rechtwinklig und mittig eine bogenförmige untere erste Klemm-Lippe 4 sowie
eine bogenförmige
obere zweite Klemm-Lippe 5 ausgebildet. Die paarig parallel
angeordneten Klemm-Lippen 4,5 weisen jeweils einen
semi-ovalen oder halbkreisförmigen
(Querschnitt von ca. 2.5 mm Breite und ca. 1.7 mm Dicke auf und
sind auf den einander zugewandten und die Klemmung bewirkenden Klemminnenflächen der
Klemm-Lippen 4,5 flach formschlüssig ausgebildet.
Die Klemm-Lippen 4,5 weisen in der Größenordnung
der Breite eines Augen-Lids vom Tränenpünktchen (punctum lacrimale
superior) bis zum Orbita-Rand eine Länge von ca. 30 mm auf und sind über ihre
gesamte Länge
in etwa der Krümmung
einer Augen-Oberlidfalte (sulcus palpepralis superior ) bzw. einer
Augen-Unterlidfalte (sulcus palpebralis inferior ) folgend jeweils
bogenförmig
gekrümmt.
Die konkret auszulegende Krümmung
der Klemmlippen richtet sich hierbei im Wesentlichen nach der individuell
vorgefundenen Bogenform der Oberlidfalte oder der Unterlidfalte.
-
Etwa auf halber Länge der Griffteil-Schenkel 2,3 ist
zur Arretierung eines definierten Stellwinkels, insbesondere zur
Feststellung einer ein Gewebeareal festlegenden Klemmposition ein
Schraubschloss 6,7 angeordnet, das in an sich
bekannter Weise eine Schraubspindel 6 mit Außengewinde
nebst darauf mittels Handkraft drehbarer sowie außerhalb
der Griffteil-Schenkel 2,3 angeordneter Rändelmutter 7 mit
Innengewinde aufweist. Die Schraubspindel 6 ist auf dem
ersten Griffteil-Schenkel 2 fest angeordnet und greift
frei durch ein im zweiten Griffteil-Schenkel 3 angeordnetes
Loch. Selbstverständlich
könnte
die Rändelmutter 7 auch
ortsfest auf der Schraubspindel 6 sitzen und im ersten
Griffteil-Schenkel 2 ein mit einem Innengewinde versehenes
Loch angeordnet sein. Auch könnte
die Schraubspindel 6 zwei in den Griffteil-Schenkeln 2,3 jeweils
angeordnete und mit Innengewinde versehene Löcher durchgreifen, wobei die
beiden Löcher
mit gegensinnigen Innengewinden versehen sind und die Rändelmutter 7 zwischen
den Griffteil-Schenkeln 2,3 auf der Schraubspindel
ortsfest mittig angeordnet ist. Zur Ausbildung des Schraubschlosses
sind vielfältige
Ausführungsformen
denkbar.
-
Die erfindungsgemäße Blepharochalasis- Pinzette 1 wird
am Beispiel einer durchzuführenden Oberlid-
Blepharoplastik wie folgt angewendet.
-
Vor der lokalen Betäubung erfolgt
zunächst eine
genaue Inspektion beider Oberlider. Hierbei kommt dem natürlichen
Verlauf der Oberlidfalte bei der Anwendung der erfindungsgemäß ausgebildeten Blepharochalasis-
Pinzette eine besondere Bedeutung zu. An dieser Stelle und im Verlauf
dieser Falte wird später
die untere Klemm-Lippe 4 in Öffnungsposition der Lid-Pinzette
angesetzt, da die herkömmlich erforderliche
Markierung der Lidhaut vorliegend entfallen kann. Der zu exzidierende Überschuss
der Lidhaut wird durch manuelle Anhebung der Oberlidhaut abgeschätzt. Dieser
ist sowohl in der Breite von nasal innen bis temporal außen als
auch im jeweiligen Seitenvergleich unterschiedlich.
-
Nach örtlicher Betäubung durch
Infiltrationsanästhesie
, die zunächst
zu einer geringen Schwellung der Lider führen kann, wird etwa 10 min
zugewartet. Danach stellt sich praktisch der Zustand vor der Injektion
wieder ein, wodurch insbesondere die ca. 5 bis 9 mm von der Wimpernreihe
entfernte natürliche
Lidfalte wieder erkannt werden kann. An dieser Stelle wird nun die
untere Klemm-Lippe 4 der Blepharochalasis- Pinzette 1 in Öffnungsposition
angesetzt. Durch Absenken der oberen Klemm-Lippe 5 an das Lid
und vorsichtiges Schließen
der Lidfalten-Pinzette kann nun der Überschuss der Lidhaut je nach örtlicher
Gegebenheit einstückig
und in einem Schritt gefasst werden. Durch Wenden der Lid-Pinzette 1 wird die
Lage des späteren
Schnittverlaufs und die Menge der abzutrennenden Haut bestimmt.
Dieser Vorgang kann jederzeit beliebig oft wiederholt werden. Erst nach
genauer Lokalisation und individuell definierter Festlegung des
zu exzidierenden Hautareals erfolgt der endgültige Verschluss der Pinzette 1 durch
entsprechendes Verdrehen der Rändelmutter 7.
Die vorzugsweise ca. 30 mm langen Fixier-Klemm-Lippen 4,5 der Lid-Pinzette 1 dienen
nun als Führungsschiene
für die
Abtrennung der fixierten Lidhaut. Um einen absolut glatten Schnittrand
zu erzielen, erfolgt die Abtrennung selbst vorzugsweise mittels
einer Federschere, wobei der jeweilige Schnittverlauf durch Anheben
der Lidhaut zu den Seiten bei Bedarf hin erweitert werden kann.
-
Nach Abtrennung der mit der erfindungsgemäßen Lidfalten-Pinzette 1 erfassten
und fixierten Lidhaut stellt sich ein überaus sauber verlaufender Schnittrand
dar. Durch Verschieben der einander gegenüberliegenden Wundränder lässt sich
entscheiden, ob weitere Anteile von Hautsegmenten zu entfernen sind.
Für den
späteren
Heilungsverlauf zeigten sich bislang keine Nachteile im Vergleich
zum Schnitt mit dem Skalpell. Falls erforderlich, kann jetzt eine
Entfernung von vorgelagertem Fettgewebe durchgeführt werden. Gegebenfalls wird
ein schmaler Streifen aus der Orbikularismuskulatur entfernt und
das Septum orbitale eröffnet.
Nach Fettentfernung und eingetretener Blutstillung erfolgt in herkömmlicher
Weise der Wundverschluss.
-
Zusammenfassend
ist festzustellen
-
Bei Anwendung der erfindungsgemäßen Blepharochalasis-
Pinzette 1 lässt
sich der an einem Auge durchzuführende
blepharoplastische Eingriff vom Zeitpunkt des Ansatzes der Lidfalten-Pinzette 1 bis
zum Zeitpunkt des Wundnahtverschlusses mit einiger Routine in etwa
10 Minuten durchführen
und beenden.
-
Besonders vorteilhaft ist, dass das
zu exzidierende Hautareal mittels des erfindungsgemäßen Instruments
in einem Schritt sicher und genau gegriffen, fixiert sowie zeitschonend
exzidiert werden kann.
-
Die Schnittränder der exzidierten Lidhaut sind
entsprechend dem Verlauf der Klemmlippen absolut sauber und dem
Verlauf der oberen Lidfurche angepasst. Hierdurch lässt sich
ein sowohl funktionell als auch ästhetisch-kosmetisch überzeugendes Ergebnis
erzielen.
-
Gegenüber der Anwendung herkömmlicher Instrumente
lässt sich
eine Blepharoplastik bei Anwendung der erfindungsgemäßen Blepharochalasis- Pinzette
wesentlich schneller und damit für
das Gewebe und den Patienten weniger belastend durchführen.