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Die
Erfindung betrifft eine Lidfixier-Pinzette, insbesondere eine Unterlid-Blepharochalasis-Pinzette
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Die
Atrophie und Erschlaffung der Lidhaut des menschlichen Auges (Blepharochalasis)
kommt insbesondere bei idiopathischer, anlage- oder altersbedingter Genese vor. Hierbei
kann z.B. die Oberlidhaut bis über
den Lidrand hängen
und die Pupillen verdecken oder es kann an der Unterlidhaut zur
Ausbildung von „Tränensäeken" kommen. Als primäre Ursache
findet sich ein Hautüberschuss.
Zusätzlich besteht
häufig
eine Auflockerung des Septum orbitale mit hernienartiger Vorwölbung von
Fettpolstern unter das vordere Lidblatt.
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Zur
Behandlung der Blepharochalasis hat sich auch am Unterlid die Straffung
des Lids durch Ausschneidung überschüssiger Haut
(Unterlid-Blepharoplastik) als chirurgische Standardtherapie durchgesetzt
und bewährt.
Um atrophierte und/oder erschlaffte überschüssige Lidhaut schnell, sicher
und zeitschonend zu exzidieren, sind Spezial-Instrumente erforderlich,
die den anatomischen Gegebenheiten und chirurgischen Anforderungen
bestmöglich
gerecht werden.
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Aus
der Deutschen Patentschrift DE-PS 10359754 ist als nächstkommender
Stand der Technik eine Blepharochalasis-Pinzette zur schonenden, effektiven
und sicheren Durchführung
einer Oberlid-Blepharoplastik bekannt, welche insbesondere durch
eine verbesserte Möglichkeit
der Hautdosierung imponiert.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, zur Lidfxierung, insbesondere zur Durchführung einer
Unterlid-Blepharoplastik eine Unterlid-Blepharochalasis-Pinzette zu schaffen,
mittels derer zur Durchführung
einer kosmetisch oder funktionell indizierten Unterlid-Blepharoplastik
das Unterlid (palpebra inferior) während des gesamten Eingriffs
bis kurz vor dem Legen der Hautnaht positionell exakt und sicher
fixiert werden kann.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass eine untere erste Klemmbacke einen in die zwischen Augapfel
(bulbus oculi) und Bindehaut (tunica conjunctiva palpebrae) gelegene
und als Konjunktivalsack ausgebildete Unterlid-Tasche (fornix conjunctivae
inferior) einzuführenden,
in Form einer gebogenen Platte im wesentlichen anatomisch weitgehend
angepasst ausgebildeten Korpus aufweist, welcher mit einem ersten
Krümmungsradius R1
entsprechend der Wölbung
des auf dem Augapfel (bulbus oculi) aufliegenden Unterlids (palpebra
inferior) sowie mit einem zweiten Krümmungsradius R2 entsprechend
der Krümmung
des Unterlidrandes (limbus cutaneus exterior) flächig zweifach konvex gekrümmt ausgebildet
ist, wobei die Plattenbreite etwa der Höhe der Faserplatte des Unterlids
(tarsus inferior) sowie die Plattenlänge in etwa der Länge des Unterlidrandes
(limbus cutaneus exterior) entspricht, und dass die obere zweite
Klemmbacke als bogenförmig
konvex gekrümmte
und auf der der unteren ersten Klemmbacke zugewandten und die Klemmung
bewirkenden Klemminnenfläche
als formschlüssig
auf- und bündig
anliegende Klemm-Lippe ausgebildet ist, wobei sie in etwa eine zwischen
dem Krümmungsradius
des Unterlidrandes (limbus cutaneus exterior) und dem Krümmungsradius
der natürlichen
Unterlidfalte (sulcus palpebralis inferior) gelegenen mittleren
Krümmungsradius
aufweist.
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Hierbei
ist besonders vorteilhaft, dass die erfindungsgemäße Lidfixier-Pinzette
während
der gesamten Dauer des Eingriffs bei einer Unterlid-Blepharoplastik
bis kurz vor dem Legen der Hautnaht zur exakten Fixierung des Unterlids
dient.
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Weiter
ist vorteilhaft, dass die während
des Eingriffs parallel zur Unterlidkante liegende obere Klemmlippe
eine genaue Führungshilfe
für den
Hautschnitt dicht unterhalb der unteren Wimpernreihe bildet.
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In
weiterer vorteilhafter Ausführungsform weist
die zweite obere Klemm-Lippe einen semiovalen oder halbkreisförmigen Querschnitt
auf.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels.
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Hierbei
zeigt:
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1 eine
Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels
der erfindungsgemäßen Lidfixier-Pinzette 1 mit
einem ein Griffteil 2, 3 bildenden ersten unteren
Griffteil-Schenkel 2 und einem zweiten oberen Griffteil-Schenkel 3,
wobei die unter federnder Vorspannung stehenden divergierenden Griffteil-Schenkel 2, 3 unter
Ausbildung eines Griffteil-Stellwinkels a an der hinteren Endseite
der Pinzette 1 einstückig
und gegeneinander federnd in der herkömmlichen Bauweise einer Pinzette
miteinander verbunden sind.
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Hierdurch
ist eine Griffteil-Schenkel-Verstellvorrichtung derart ausgebildet,
dass die divergierend angeordneten Griffteil-Schenkel 2, 3 mittels
Fingerkraft aus einer Öffnungsposition ÖP bis zu
einer Klemm-Position bewegbar sind.
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Die
Pinzette 1 befindet sich ohne Handkraft-Einwirkung im Ruhezustand
in Öffnungsposition ÖP.
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An
der oberen Greifspitze der Pinzette 1 sind an den benachbarten
Enden der Griffteil-Schenkel 2, 3 jeweils rechtwinklig
und mittig sowohl eine in Form einer gebogenen Platte gekrümmte untere
erste Klemm-Backe 4 sowie
eine bogenförmige
gekrümmte
obere zweite Klemm-Backe 5 ausgebildet.
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Die
erste untere Klemmbacke 4 kann in die zwischen Augapfel
(bulbus oculi) und Bindehaut (tunica conjunctiva palpebrae) gelegene
und als Konjunktivalsack ausgebildete Unterlid-Tasche (fornix conjunctivae
inferior) eingeführt
werden. Ein Korpus 8 der ersten unteren Klemmbacke 4 weist
anatomisch weitgehend angepasst im wesentlichen die Form einer gebogenen
Platte auf, welche entsprechend der Wölbung des auf dem Augapfel
(bulbus oculi) aufliegenden Unterlids (palpebra inferior) flächig konvex
gekrümmt
ausgebildet ist. Der Korpus 8 weist, entsprechend der Wölbung des
auf dem Augapfel (bulbus oculi) aufliegenden Unterlids (palpebra inferior),
einen ersten Krümmungsradius
R1 sowie, entsprechend der Krümmung
des Unterlidrandes (limbus cutaneus exterior), einen zweiten Krümmungsradius
R2 auf. Hierbei weist der plattenförmige Korpus 8 eine
Plattenbreite etwa in Höhe
der Faserplatte des Unterlids (tarsus inferior) sowie eine Plattenlänge in etwa
der Länge
des Unterlidrandes (limbus cutaneus exterior) auf. Der Korpus 8 wirkt
nach Einführung
in den Konjunktivalsack somit als das Operationsfeld stabilisierende
sowie zusätzliche
Sicherheit vermittelnde Tarsus-Schiene.
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Die
obere zweite Klemmbacke 5 ist als bogenförmig konvex
gekrümmte
Klemm-Lippe ausgebildet, wobei sie in etwa einen zwischen dem Krümmungsradius
des Unterlidrandes (limbus cutaneus exterior) und dem Krümmungsradius
der natürlichen Unterlidfalte
(sulcus palpebralis inferior) gelegenen mittleren Krümmungsradius
aufweist.
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Die
obere zweite Klemm-Backe 5 weist einen semi-ovalen oder
halbkreisförmigen
Querschnitt von ca. 2.5 mm Breite und ca. 1.7 mm Dicke auf und ist auf
der der unteren ersten Klemm-Backe 4 zugewandten und die
Klemmung bewirkenden Klemminnenfläche flach formschlüssig ausgebildet.
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Die
Klemm-Backen 4, 5 weisen in der Größenordnung
der Breite eines Augen-Unterlids vom Tränenpünktchen (punctum lacrimale
inferior) bis zum äußeren Lidwinkel
(lateraler Kanthus angularis oculi) eine Länge von ca. 25 mm auf.
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Etwa
auf halber Länge
der Griffteil-Schenkel 2, 3 ist zur Arretierung
eines definierten Stellwinkels, insbesondere zur Feststellung einer
ein Gewebeareal festlegenden Klemmposition ein Schraubschloss 6, 7 angeordnet,
das in an sich bekannter Weise eine Schraubspindel 6 mit
Außengewinde
nebst darauf mittels Handkraft drehbarer sowie außerhalb
der Griffteil-Schenkel 2, 3 angeordneter Rändelmutter 7 mit
Innengewinde aufweist. Die Schraubspindel 6 ist auf dem
ersten Griffteil-Schenkel 2 fest angeordnet und greift
frei durch ein im zweiten Griffteil-Schenkel 3 angeordnetes
Loch. Selbstverständlich
könnte
die Rändelmutter 7 auch
ortsfest auf der Schraubspindel 6 sitzen und im ersten
Griffteil-Schenkel 2 ein mit einem Innengewinde versehenes
Loch angeordnet sein. Auch könnte
die Schraubspindel 6 zwei in den Griffteil-Schenkeln 2, 3 jeweils
angeordnete und mit Innengewinde versehene Löcher durchgreifen, wobei die
beiden Löcher
mit gegensinnigen Innengewinden versehen sind und die Rändelmutter 7 zwischen
den Griffteil-Schenkeln 2, 3 auf der Schraubspindel
ortsfest mittig angeordnet ist. Zur Ausbildung des Schraubschlosses
sind vielfältige
Ausführungsformen
denkbar.
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2 zeigt
eine Draufsicht eines Ausführungsbeispiels
der erfindungsgemäßen Lidfixier-Pinzette 1.
Der Korpus 8 weist entsprechend der Wölbung des auf dem Augapfel
(bulbus oculi) aufliegenden Unterlids (palpebra inferior) einen
ersten Krümmungsradius
R1 sowie einen im wesentlichen der Krümmung des Unterlidrandes (limbus
cutaneus exterior) entsprechenden zweiten Krümmungsradius R2 auf.
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Die
erfindungsgemäße Lidfixier-Pinzette, insbesondere
Unterlid-Blepharochalasis-Pinzette 1 wird
am Beispiel einer durchzuführenden
Unterlid-Blepharoplastik wie folgt angewendet:
Nach genauer
Inspektion beider Unterlider, insbesondere Inspektion des zu operierenden
Unterlids nebst örtlicher
Betäubung
durch Infiltrationsanästhesie,
die zunächst
zu einer geringen Schwellung des Lids führen kann, wird etwa 10 min
zugewartet. Danach stellt sich praktisch der Zustand vor der Injektion
wieder ein, wodurch insbesondere auch die ca. 5 bis 9 mm von der
unteren Wimpernreihe entfernte natürliche Unterlidfalte wieder
erkannt werden kann.
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Die
untere erste Klemmbacke 4 der Lidrand oder Lidfixierpinzette
wird nun in den unteren Fornix hinter dem Lidblatt eingeführt. Durch
Absenken der als Klemmlippe ausgebildeten zweiten oberen Klemmbacke 5 an
das Unterlid und Schließen
der Pinzette kann das Unterlid dicht unter der Wimpernreihe vorsichtig
fixiert werden. Nach Überprüfung der exakten
Lokalisation wird die Fixierpinzette mit der Rändelmutter 7 arretiert.
Die nunmehr parallel zur Lidkante (limbus cutaneus exterior) liegende
obere zweite Klemmbacke 5 dient nun als Markierung und Führungsschiene
für den
unterhalb des unteren Tränenpünktchens
(punctum lacrimale inferior) ansetzenden und bis zum seitlich äußeren Lidwinkel
(lateraler Kanthus, angulus oculi) führenden und vorsichtig oberhalb
der unteren Lidplatte (tarsus inferior) geführten Hautschnitt zur Exzision überschüssiger Lidhaut.
Nach Unterminierung und Mobilisierung der unteren Lidhaut und/oder
des musculus orbicularis oculi sowie Eröffnung des septum orbitale
werden vorgelagerte Anteile des orbitalen Fettgewebes entfernt.
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Durch
leichten Druck auf das Oberlid lässt sich
das zu entfernende Fettgewebe gut dosieren, welches in die Inzisionen
des septum orbitale prolabiert. Die Entfernung des Fettkörpers, dessen
Anteile medial und lateral unterschiedlich sind, muss wegen der
Gefahr einer Nachblutung mittels Kauterisation erfolgen. Danach
erfolgt die genaue Dosierung der zu entfernenden Lidhaut, wobei
auch hier die Stirnseite der oberen zweiten Klemmbacke 5 wiederum als
Schiene zur horizontalen Schnittführung dient, Dem Horizontalschnitt
unmittelbar vorangehend muss zuvor lateral ein ganz wesentlich zur
Straffung der Unterlidhaut beitragendes dreieckförmiges Hautsegment entfernt
werden. Das horizontal zu entfernende Hautsegment muss zur Vermeidung
einer Umstülpung
des Unterlidrandes (Ektropium) flächenmäßig geringer als das dreieckförmige Hautsegment sein.
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Nach
der Exzision wird das mobilisierte Hautsegment nochmals überprüft und die
Lidfixier-Pinzette anschließend
entfernt. Der endgültige Wundverschluss
erfolgt dann im Bereich des lateralen Winkelsegments mittels Einzelknüpfnähten und im
Bereich der horizontalen, subziliaren Inzision mit fortlaufender
Naht.
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Nach
Abtrennung der Hautsegmente unterhalb der mittels der erfindungsgemäßen Lidfixier-Pinzette 1 dicht
unterhalb der Wimpernreihe erfassten und fixierten Lidhaut stellt
sich ein überaus
sauber verlaufender Schnittverlauf dar. Durch Verschieben der einander
gegenüberliegenden
Wundränder
lässt sich
entscheiden, ob weitere Anteile von Hautsegmenten zu entfernen sind.
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Zusammenfassend
ist festzustellen:
Die erfindungsgemäße Lidfixier-Pinzette 1 zur
Durchführung
insbesondere einer Unterlid-Blepharoplastik ist eine Weiterentwicklung
der im Stand der Technik bekannten Blepharochalasis-Pinzette für eine Oberlid-Blepharoplastik.
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Da
die Schnittränder
der exzidierten Lidhaut wegen der exakten Unterlidfixierung und
des Vorhandenseins einer Schnittführungsschiene absolut sauber
sind, lässt
sich ein sowohl funktionell als auch ästhetisch-kosmetisch überzeugendes
Ergebnis auch bei einer Unterlid-Blepharoplastik erzielen. Überdies ist
die zu erreichende Komplikationsminimierung bei Lidschluss und Lidfunktion
von erheblichem Vorteil.
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Die
erfindungsgemäß im wesentlichen
als Lidfixier-Pinzette ausgebildete Unterlid-Blepharochalasis-Pinzette
lässt sich
vorteilhaft auch bei vielen anderen lidchirurgischen Operationen
sowohl am Unterlid als auch am Oberlid, z.B. bei Operationen zur Levator-Hebung, bei Ektropium-
und Endropium-Operationen oder bei der Exzision von Lidrandtumoren
einsetzen, da sie eine dichte Fixierung unterhalb und oberhalb des
Lidrands ermöglicht.