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Die Erfindung betrifft ein Set zur Versorgung einer Knochenfraktur, insbesondere zur Versorgung eines Oberschenkelhalsbruches, umfassend einen intermedullären Nagel mit einer Öffnung mit einem ersten Öffnungsbereich zur Aufnahme einer Knochenschraube und einem zweiten Öffnungsbereich zur Aufnahme einer Justier- und/oder Fixierschraube für die Knochenschraube, wobei der erste Öffnungsbereich mit dem zweiten Öffnungsbereich in einem Übergangsbereich verbunden ist, sowie eine, optional mehrteilige, Hülse und mehrere Bohrdrähte.
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Oberschenkelhalsbrüche sind relativ häufig auftretende Knochenfrakturen, von welchen insbesondere ältere Patienten betroffen sind. Eine Versorgung von Oberschenkelhalsbrüchen bei älteren Menschen ist aus mehreren Gründen anspruchsvoll: Zum einen sollte das abgebrochene Femurkopffragment für eine gute Heilung korrekt zum davon getrennten Oberschenkelknochen positioniert werden. Die Heilung dauert mehrere Wochen und über diesen Zeitraum können sich die auf die gebrochenen Knochenteile einwirkenden Kräfte, beispielsweise durch umgebende Muskeln, deutlich verändern. Eine korrekte Ausrichtung der voneinander getrennten Knochenteile bei der Operation ist daher sehr wichtig, zugleich aber aufgrund mehrerer Variablen auch komplex. Zum anderen ist die Knochenstruktur bei älteren Menschen oftmals deutlich schlechter als bei jungen Menschen, was eine Verankerung von Knochenschrauben im Femurkopf erschweren kann.
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Aus dem Stand der Technik sind eine Vielzahl verschiedener Vorrichtungen zur Versorgung von Oberschenkelhalsbrüchen bekannt geworden. Bekannt sind beispielsweise Plattenlösungen, bei welchen eine Platte auf den Oberschenkelknochen geschraubt wird und wobei durch weitere Schrauben, welche durch die Platte hindurchgeführt sind, eine Verankerung des Femurkopfes erfolgt. Oftmals werden heute auch Vorrichtungen eingesetzt, welche mit einem Marknagel arbeiten. Der Marknagel wird in den Markraum des Oberschenkelknochens eingetrieben und weist zumindest eine proximale Öffnung auf, durch welche eine Knochenschraube geführt werden kann. Die hindurchgeführte Knochenschraube wird in den Femurkopf eingeschraubt. Gegebenenfalls kann eine gewünschte Kompression erfolgen, um mit der Knochenschraube das Femurkopf- bzw. Halsfragment Richtung Basis des Oberschenkelhalses zu bewegen und damit die beiden gebrochenen Knochenteile aneinander anzustellen und gegebenenfalls auch eine bestimmte Presskraft auszuüben. Hierfür sind bereits Vorrichtungen entwickelt worden, welche dies mit relativ feiner Einstellung ermöglichen. Bei diesen Vorrichtungen werden in der Regel zwei Schrauben eingesetzt, nämlich eine Knochenschraube, welche im Femurkopf verankert wird, und eine Justier- und/oder Fixierschraube für die Knochenschraube; daneben sind eine oder mehrere distale Schrauben zur distalen Verriegelung vorgesehen. Die Funktion der Justier- und/oder Fixierschraube kann je nach Vorrichtung variieren. Zumeist ist vorgesehen, dass die Justier- und/oder Fixierschraube mit der Knochenschraube so in Interaktion treten kann, dass durch die paarweise Anordnung der beiden Schrauben zunächst eine Rotation des Femurkopfes verhindert ist. Es sind auch fortgeschrittene Vorrichtungen bekannt, welche in Bezug auf eine in laterale Richtung eine Steuerung einer aufzubringenden Kraft ermöglichen und/oder gegebenenfalls auch eine laterale Beweglichkeit der Knochenschraube innerhalb gewisser Grenzen während des Heilungsprozesses erlauben. Die
US 7,527,627 B2 beschreibt beispielsweise ein System, mit dem mit einer paarweisen Anordnung mit einer Knochenschraube und einer Justier- und/oder Fixierschraube eine Kompression erfolgen kann. Die
DE 20 2022 002 403 U offenbart beispielsweise eine Vorrichtung zur Versorgung einer Oberschenkelhalsfraktur, wobei mit einer paarweisen Anordnung einer Knochenschraube und einer Justier- und/oder Fixierschraube eine Situation getroffen ist, mit welcher ein laterales Spiel für die Knochenschraube während des Heilungsprozesses bei gleichzeitig gegebener Rotationsblockade einstellbar ist.
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Die Vorrichtungen gemäß dem Stand der Technik mit einem intermedullären Nagel und einer Knochenschraube („lag screw“) sowie einer Justier- und/oder Fixierschraube („set screw“) bieten somit die Möglichkeit, gut mit Kräften und Relativbewegungen umgehen zu können. Bei Anordnung entsprechender Vorrichtungen wird grundsätzlich wie folgt vorgegangen: Zunächst wird der Marknagel bzw. intermedulläre Nagel in den Markraum des Oberschenkelknochens eingebracht. Hierfür werden geeignete Zielmodule verwendet, mit welchen der Marknagel im Knocheninneren bewegt werden kann. Im Anschluss wird mit dem Zielmodul eine Hülse verbunden. Die Hülse verläuft in der Regel schräg zum eingesetzten intermedullären Nagel, welcher im eingebrachten Zustand etwa entlang einer Beinachse verläuft. Durch die Hülse hindurch wird dann durch einen Schnitt das Gewebe geöffnet. In die Hülse können anschließend weitere Hülsenteile, nämlich Gewebeschutzhülsen eingeführt werden, um einen freien Zugang zum Knochen durch das Gewebe hindurch zu erhalten. Anschließend werden Bohrdrähte in die Hülse und Gewebeschutzhülsen eingeführt. Die Bohrdrähte dienen als Führungen für einen Bohrer. Mit dem Bohrer können dann entsprechende Bohrlöcher für die Aufnahme der Knochenschraube sowie der Justier- und/oder Fixierschraube gebohrt werden. Danach wird zunächst die Knochenschraube eingeführt, welche dann, gegebenenfalls auch nach einem durchgeführten Kompressionsschritt, durch Bewegung der Knochenschaube und damit des Femurkopfes nach lateral, mit der Justier- und/oder Fixierschraube rotationsstabil arretiert wird, optional mit der Möglichkeit einer vordefinierten Bewegung der Knochenschraube während des Heilungsprozesses nach lateral.
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Wenngleich die Vorrichtungen gemäß dem Stand der Technik mit einem intermedullären Nagel und einer Knochenschraube sowie einer Justier- und/oder Fixierschraube sehr gute Einstellungsmöglichkeiten in Bezug auf eine Heilung bieten, wurde bislang ein sehr entscheidender Punkt noch nicht adressiert, nämlich die exakte Festlegung einer Position der Knochenschraube. Die Festlegung der Knochenschraube erfolgt im Grundsatz bereits durch den ersten gesetzten Bohrdraht, welcher später den Bohrer führt, mit dessen im Femurkopf erzeugtem Bohrloch wiederum die Knochenschraube medial und kaudal/kranial sowie in der Rotation festlegt wird. Ist der Bohrdraht kaudal/kranial falsch gesetzt, schlägt dies somit bis zur Positionierung der Knochenschraube durch. Zwar kann eine mögliche falsche Positionierung eines Bohrdrahtes bereits mit einem bildgebenden Verfahren während der Operation erkannt werden, Korrekturmöglichkeiten bestehen aber nicht oder nicht ausreichend. Allgemein wird im Stand der Technik für eine Korrektur der Bohrdraht häufig wieder entfernt, das Implantat mit einem Zielmodul freihand verschoben und neu gebohrt, wobei der Bohrdraht zumeist wieder in bereits bestehende Bohrkanäle abgelenkt werden kann und somit für die nachfolgenden Operationsschritte unpräzise positioniert wird. Verbleibt der Bohrdraht in der falschen Position, sind keine optimalen Bedingungen für eine spätere Heilung gegeben, da die lasttragende Knochenschraube, die mit dem Femurkopf in Verbindung steht, nicht optimal positioniert ist.
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Hier setzt die Erfindung an. Aufgabe der Erfindung ist es, ein Set der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, dass der Bohrdraht für die Knochenschraube während einer Operation mit geringem Aufwand noch korrekt gesetzt werden kann, wenn der erste, an sich für die Knochenschraube vorgesehene Bohrdraht falsch positioniert ist.
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Diese Aufgabe wird gelöst, wenn bei einem Set der eingangs genannten Art die Öffnung des intermedullären Nagels im Übergangsbereich größer als ein Außendurchmesser eines Bohrdrahtes ist.
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Ein mit der Erfindung erzielter Vorteil ist insbesondere darin zu sehen, dass der Bohrdraht zur Führung eines Bohrers für ein Loch für eine Knochenschraube auch dann noch korrekt eingebracht werden kann, wenn bereits ein erster Bohrdraht gesetzt ist, der an sich für die Knochenschraube gedacht gewesen wäre, allerdings zu weit proximal oder zu weit distal sitzt. Da die Öffnung, in welcher sowohl die Knochenschraube als auch die Justier- und/oder Fixierschraube im intermedullären Nagel aufgenommen sind, so ausgebildet ist, dass eine durchgehende Öffnung mit einem ersten Öffnungsbereich und einem zweiten Öffnungsbereich vorliegt, wobei der Übergangsbereich größer als ein Außendurchmesser eines Bohrdrahtes ist, kann der intermedulläre Nagel bzw. Marknagel samt damit in Verbindung stehendem Zielmodul je nach gewünschter Korrektur verschoben werden, sodass der nächste einzubringende Bohrdraht in einer für die Knochenschraube korrekten Position eingebracht werden kann. Dabei ist auf einfache Weise sowohl eine Korrektur nach kranial als auch kaudal möglich. Ist beispielsweise der erste, an sich für die Knochenschraube vorgesehene Bohrdraht zu weit distal positioniert worden, kann der intermedulläre Nagel nach oben gehoben werden, sodass der eingebrachte erste Bohrdraht final nicht mehr superior, sondern inferior liegt und damit zum Bohrdraht für die Auslegung des Bohrloches für die Justier- und/oder Fixierschraube wird. Oberhalb bzw. superior dieses Bohrdrahtes kann dann ein zweiter Bohrdraht für die Festlegung des Bohrloches für die Knochenschraube angeordnet werden. In ähnlicher Weise kann eine Korrektur erfolgen, wenn der erste Bohrdraht zu weit proximal angesetzt ist. In diesem Fall wird zunächst der zweite Bohrdraht unterhalb, also inferior eingeführt. Dieser zweite Bohrdraht dient in der Folge nicht mehr zur Festlegung eines Bohrloches für die Justier- und/oder Fixierschraube, sondern nunmehr für die Knochenschraube. Nach Entnahme des superior liegenden Bohrdrahtes kann dann wiederum der intermedulläre Nagel verschoben werden, diesmal nach distal. Damit kommt der zweite gesetzte, ehemals inferior positionierte Bohrdraht superior zu liegen und kann somit eine Position für ein Loch für die Knochenschraube definieren. Unterhalb kann dann der inferiore Bohrdraht eingeführt werden, welcher für die Festlegung des Loches für die Justier- und/oder Fixierschraube dient.
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Eine Kontrolle der Lage eines Bohrdrahtes sowie anderer Teile des Sets zur Versorgung einer Knochenfraktur erfolgt während einer Operation mit bildgebenden Verfahren, was die Lageerkennung und eine Korrektur einer nicht optimalen Lage eines Bohrdrahtes ermöglicht. Die Korrekturmöglichkeiten sowohl nach kranial als auch kaudal werden in der erläuterten Weise durch die spezielle Ausbildung des Übergangsbereiches der Öffnung relativ zu einem Außendurchmesser des jeweiligen Bohrdrahtes eröffnet.
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Üblicherweise ist der erste Öffnungsbereich mit einem größeren freien inneren Durchmesser ausgebildet als der zweite Öffnungsbereich. Dies ergibt sich dadurch, dass die Knochenschraube üblicherweise deutlich stärker als die nicht lasttragende Justier- und/oder Fixierschraube ausgebildet ist. Der erste Öffnungsbereich kann in Richtung von proximal zu distal vor bzw. entlang der Beinachse über dem zweiten Öffnungsbereich liegen, wenngleich auch eine umgekehrte Situation möglich ist. Möglich ist es auch, dass die Knochenschraube und die Justier- und/oder Fixierschraube in einer Ebene liegen, welche die vertikale Beinachse senkrecht oder in einem bestimmten Winkel schneidet. In diesem Fall erfolgt eine Korrektur nicht nach oben oder unten, sondern nach links oder rechts oder gemischt. Allgemein kann eine Korrektur in jener Ebene erfolgen, in welcher der intermedulläre Nagel bei bereits einem fixierten Bohrdraht bewegbar ist, somit auch Ebenen, welche normal oder schräg zur Beinachse oder dem Oberschenkelknochen verlaufen.
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Die Hülse ist bevorzugt zum Einführen der Knochenschraube und der Justier- und/oder Fixierschraube ausgebildet, wobei der Bereich für die Knochenschraube an einem Bereich für die Justier- und/oder Fixierschraube angrenzt, wobei ein freier Durchmesser der Hülse oder Teilen derselben in einem Grenzbereich von Knochenschraube und Justier- und/oder Fixierschraube größer als ein Außendurchmesser eines Bohrdrahtes ist. Dadurch kann das übrige Set insgesamt als Ganzes leichtgängig um einen bereits fixierten Bohrdraht bewegt werden. Dabei kann die Hülse mehrteilig mit einem außenseitigen Hülsenteil ausgebildet sein und innenseitige Gewebeschutzhülsen aufweisen, welche in dem außenseitigen Hülsenteil aufgenommen sind. Die innenseitigen Gewebeschutzhülsen können mit einander zugewandten Schlitzen ausgebildet sein. Dadurch ist es ähnlich wie bei der Öffnung in dem intermedullären Nagel möglich, dass die Hülse um den bereits fixierten ersten Bohrdraht herum so verschoben wird, dass der erste Bohrdraht zum Bohrdraht für die Justier- und/oder Fixierschraube werden kann und der zweite Bohrdraht dann die exakte Positionierung für die Knochenschraube definieren kann.
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Die innenseitigen Gewebeschutzhülsen können länglich ausgebildet sein und in einem Querschnitt zu einer Längsachse eine u-Form aufweisen, wobei offene Bereiche der Gewebeschutzhülsen zueinander zeigen. Dadurch ist in einfacher Weise sichergestellt, dass ein im Femurkopf bereits fixierter Bohrdraht positionell von superior nach inferior oder umgekehrt verschoben werden kann, indem das übrige Set relativ zum fixierten Bohrdraht bewegt wird. Offene, u-förmige Gewebeschutzhülsen erlauben dies in einfacher Weise. Gleichzeitig ist auch die erforderliche Schutzfunktion für das Gewebe und ein freier Zugang für die Operation gegeben.
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Besonders bevorzugt ist es, dass die Hülse oder Teile derselben, insbesondere die Gewebeschutzhülsen, mit Löchern ausgebildet sind, wobei die Löcher vorzugsweise zwischen einem medialen Ende und einem lateralen Ende entlang einer Geraden angeordnet sind. Die Löcher sind seitlich an der Gewebeschutzhülse oder Teilen derselben, beispielsweise innenseitige Gewebeschutzhülsen, angeordnet. Durch die Anordnung entlang einer Geraden kann mit bildgebenden Verfahren eine Position eines Bohrdrahtes erkannt werden. Durch die Anordnung entlang einer Geraden kann das übrige Set zum geraden Bohrdraht so ausgerichtet werden, dass die entsprechenden Geraden der Löcher und des Bohrdrahtes koinzidieren. Der zweite eingebrachte Bohrdraht wird dann automatisch parallel zum ersten eingebrachten Bohrdraht ausgerichtet.
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Für ein Hantieren des Sets ist es zweckmäßig, wenn das Set ein Zielmodul umfasst. Mit dem Zielmodul kann einerseits der intermedulläre Nagel bewegt werden. Das Zielmodul ist dafür eingerichtet, an einem Ende mit dem intermedullären Nagel verbunden zu werden. An dem gegenüberliegenden, lateralen Ende ist das Zielmodul eingerichtet, die Hülse aufzunehmen.
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Der intermedulläre Nagel kann distal eine oder mehrere weitere Öffnungen zur Aufnahme von Schrauben für eine distale Fixierung des Knochennagels aufweisen.
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Mit Vorteil umfasst das Set zwei Bohrdrähte mit identer Ausbildung. Da das Set dafür ausgelegt ist, dass die beiden Bohrdrähte funktional entgegen der ursprünglichen Planung positionell vertauscht werden können (der Bohrdraht für die Festlegung des Bohrloches für die Knochenschraube wird zum Bohrdraht zur Festlegung des Bohrloches für die Justier- und/oder Fixierschraube und umgekehrt), ist es zweckmäßig, dass es sich um idente Bohrdrähte handelt, um die gewünschte Flexibilität zu haben.
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Mit besonderem Vorteil kann auch vorgesehen sein, dass das Set eine Korrekturhülse für mehrere Bohrdrähte umfasst, wobei die Korrekturhülse mehrere Durchgänge zur Aufnahme der Bohrdrähte aufweist und wobei ein Abstand der Durchgänge voneinander kleiner als ein Abstand eines Zentrums des ersten Öffnungsbereiches von einem Zentrum des zweiten Öffnungsbereiches ist. Mit einer derartigen Korrekturhülse, die vorzugsweise ebenfalls lateral am Zielmodul lösbar befestigt ist, können geringfügigere Korrekturen vorgenommen werden, beispielsweise wenn ein Bohrdraht geringfügig zu hoch gesetzt ist. In diesem Fall kann die Korrekturhülse über den gesetzten Bohrdraht geschoben werden und bietet dann die Grundlage für ein Einführen eines nächsten Bohrdrahtes geringfügig inferior. Hierfür sind die Durchgänge der Korrekturhülse entsprechend gering beabstandet. Beispielsweise können die Durchgänge der Korrekturhülse weniger als 5 mm, insbesondere weniger als 3 mm, beispielsweise weniger als 2,5 mm, voneinander beabstandet sein.
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Ein Verfahren zur Korrektur bei falsch gesetztem ersten Bohrdraht, insbesondere zu weit proximal oder zu weit distal gesetztem ersten Bohrdraht, wobei bei dem Verfahren ein intermedullärer Nagel eingesetzt wird, wobei eine Knochenschraube durch den intermedullären Nagel geführt und in einem Femurkopf befestigt wird, wobei vorzugsweise für eine Rotationsblockade und/oder Festlegung einer lateralen Bewegungsmöglichkeit oder -einschränkung für die Knochenschraube eine Justier- und/oder Fixierschraube vorgesehen ist, umfasst folgende Schritte:
- - Feststellen einer Position eines insbesondere in einem Femurkopf eingebrachten Bohrdrahtes für eine Festlegung eines Bohrloches für eine Knochenschraube, insbesondere durch ein bildgebendes Verfahren während einer Operation;
- - gegebenenfalls Entfernen eines von mehreren, insbesondere zwei, Bohrdrähten;
- - Verschieben eines intermedullären Nagels um den fixierten Bohrdraht für die Knochenschraube, sodass der fixierte Bohrdraht eine Position eines Bohrloches für die Knochenschraube definiert.
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Bei diesen Verfahrensschritten kann insbesondere ein erfindungsgemäßes Set eingesetzt werden, das sich mit Vorteil für die Durchführung eines derartigen Verfahrens eignet.
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Mit einem derartigen Verfahren wird der Vorteil erzielt, dass sowohl nach kranial als auch kaudal während der Operation eine Korrektur für das Setzen der Bohrdrähte erfolgen kann, wenn festgestellt wird, dass der Bohrdraht zur Festlegung der Position der Knochenschraube falsch eingesetzt wurde. Wird eine Korrekturhülse eingesetzt, lassen sich auch geringfügige, aber im Einzelfall wichtige Korrekturen durchführen. Das Verfahren mit dessen einzelnen Schritten ist im Detail nachstehend in Ausführungsbeispielen erläutert.
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Weitere Merkmale, Vorteile und Wirkungen der Erfindung ergeben sich aus dem nachfolgend dargestellten Ausführungsbeispielen. In den Ausführungsbeispielen zeigen:
- 1a eine seitliche Ansicht eines Sets zur Versorgung einer Knochenstruktur;
- 1b einen Schnitt im Bereich eines intermedullären Nagels in 1a;
- 1c einen Schnitt quer zu Gewebeschutzhülsen des Sets in 1a;
- 2 bis 6 Abbildungen zu einem Korrekturvorgang bei einem zu tief gesetzten Bohrdraht;
- 7 bis 13 einen Korrekturvorgang bei einem zu hoch gesetzten Bohrdraht;
- 14 eine Korrekturhülse;
- 15 bis 23 eine Korrektur eines Bohrdrahtes mit Hilfe einer lateralen Korrekturhülse;
- 24 einen intermedullären Nagel in einem eingesetzten Zustand mit Knochenschraube und Justier- und/oder Fixierschraube.
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In 1a bis 1c ist ein erfindungsgemäßes Set 1 in Seitenansicht (1a) sowie in zwei Schnitten (1 b und 1 c) dargestellt. Das Set 1 umfasst einen intermedullären Nagel 2, welcher in 1a bis 1c noch nicht vollständig ersichtlich ist und sich in einem Oberschenkelknochen befindet. Der intermedulläre Nagel 2 ist mit einem Zielmodul 11 verbunden. Hierfür ist das Zielmodul 11 so ausgebildet, dass dieses mit dem intermedullären Nagel 2 an einem medialen Ende 9 verbunden werden kann und umgekehrt. Diese Verbindung ist lösbar. Mit dem Zielmodul 11 kann der intermedulläre Nagel 2 im Oberschenkelknochen bewegt und positioniert werden.
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Des Weiteren umfasst das Set 1 eine Hülse 5. Die Hülse 5 weist einen außenseitigen Hülsenteil 51 sowie innenseitig liegende Gewebeschutzhülsen 52, 53 auf. Die Hülse 5 ist an einem lateralen Ende 10 des Zielmoduls 11 in eine Aufnahme für die Hülse 5 eingeschoben. Die Hülse 5 ist insbesondere vorgesehen, weil die beiden Gewebeschutzhülsen 52, 53 leicht konvergierend (ca. 0,5° bis 3°) aneinander angestellt sind. Insbesondere bei einer Parallelführung der beiden Gewebeschutzhülsen 52, 53 können diese auch unmittelbar am Zielmodul 11 von diesem aufgenommen sein. In diesem Fall kann der Hülsenteil 51 entfallen und die Hülse 5 wird durch die beiden Gewebeschutzhülsen 52, 53 oder gegebenenfalls auch nur eine der Gewebeschutzhülsen 52, 53 gebildet.
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Wie in 1a ersichtlich ist, ist in das Set 1 ein Bohrdraht 7 eingeführt. Zur Einführung und Führung des Bohrdrahtes 7 ist eine geeignete, lateral angeordnete Führungshülse 12 vorgesehen, welche in den Hülsenteil 5 der Hülse 5 eingeschoben ist. Der Bohrdraht 7 sowie auch weitere Bohrdrähte 7, die beim Einsatz des Sets 1 eingesetzt werden, weisen grundsätzlich einen konstanten äußeren Durchmesser entlang einer Längserstreckung eines Bohrdrahtes 7 auf. Lediglich an einem ersten Ende eines Bohrdrahtes 7, welches in einen Femurkopf eingetrieben wird, ist eine Variation des Durchmessers aufgrund eines Gewindes gegeben. Wie im Schnitt in 1b ersichtlich ist, weist der intermedulläre Nagel 2 eine Öffnung 6 mit einem ersten Öffnungsbereich 61 und einem zweiten Öffnungsbereich 62 auf. Zwischen dem ersten Öffnungsbereich 61 und dem zweiten Öffnungsbereich 62 befindet sich ein Übergangsbereich 63. Der erste Öffnungsbereich 61 ist in der Regel an einer Innenseite glatt ausgebildet und nimmt eine später dargestellte Knochenschraube 3 auf. Die Knochenschraube 3 ist somit im intermedullären Nagel 2 grundsätzlich verschiebbar gelagert, da der erste Öffnungsbereich 61 gewindefrei ausgebildet ist. Der zweite Öffnungsbereich 62 ist für eine Justier- und/oder Fixierschraube 4 ausgelegt und weist ein Innengewinde zur Aufnahme und Festlegung dieser Justier- und/oder Gewindeschraube 4 auf, die mit einem korrespondierenden Außengewinde ausgebildet ist. Die Justier- und/oder Fixierschraube 4 wirkt mit der Knochenschraube 3 zusammen, um eine maximale Auslenkung der Knochenschraube 3 nach lateral während eines Heilungsprozesses einzustellen. Übliche Bewegungsspielräume für die Knochenschraube 3 laufen dabei von 0 mm bis 15 mm, insbesondere von 0 mm bis 10 mm.
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Wie aus 1b ersichtlich ist, ist der Übergangsbereich 63 zwischen dem ersten Öffnungsbereich 61 und dem zweiten Öffnungsbereich 62 so ausgebildet, dass dieser so breit ist, dass der Bohrdraht 7 vom ersten Öffnungsbereich 61 in den zweiten Öffnungsbereich 62 gelangen kann, wenn der intermedulläre Nagel 2 verschoben wird. Mit anderen Worten ist ein Außendurchmesser des Bohrdrahtes 7 kleiner als ein freier Durchmesser der Öffnung 6 im Übergangsbereich 63. Da der Bohrdraht 7 bereits im Femurkopf befestigt ist, kann der Bohrdraht 7 nur durch Verschieben des intermedullären Nagels 2 vom ersten Öffnungsbereich 61 in den zweiten Öffnungsbereich 62 gelangen. Sollte die Situation umgekehrt sein, sich also der Bohrdraht 7 im zweiten Öffnungsbereich 62 befinden, ist es umgekehrt auch möglich, dass durch lineares Verschieben des intermedullären Nagels 2 der Bohrdraht 7 zunächst im zweiten Öffnungsbereich 62 und danach, nach Verschieben des intermedullären Nagels 2, im ersten Öffnungsbereich 61 liegt.
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Für die Hülse 5, die aus mehreren Teilen zusammengesetzt sein kann, ist ebenfalls ein Positionswechsel des Bohrdrahtes 7 von einer Position superior zu einer Position inferior und umgekehrt möglich. Wie in 1c ersichtlich ist, umfasst die Hülse 5 im Ausführungsbeispiel neben dem außenseitigen Hülsenteil 51 innenseitige Gewebeschutzhülsen 52, 53, die länglich mit Längsachsen X, Y (1a) ausgebildet sind. Die innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 sind in dem außenseitigen Hülsenteil 51 gelagert. Die innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 sind im ersichtlichen Querschnitt in 1c etwa u-förmig ausgebildet, wobei Schlitze der beiden innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 zueinander zeigen. Die beiden Öffnungen im u-förmigen Profil der beiden innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 sind ähnlich wie die Öffnungsbereiche 61, 62 der Öffnung 6 des intermedullären Nagels 2 mit einem Grenzbereich 54 so ausgebildet, dass der Bohrdraht 7 von eine Position superior in eine Position inferior und umgekehrt wandern kann, wenn der intermedulläre Nagel 2 im Markraum im Wesentlichen linear bewegt wird.
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Die Ausbildung der Öffnung 6 im Übergangsbereich 63 sowie der Hülse 5 mit den innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 mit jeweils einem Übergangsbereich 63 bzw. einer Öffnung der innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 so zueinander, dass ein Bohrdraht 7 von einer Position superior zu einer Position inferior und umgekehrt geführt werden kann, relativ zum intermedullären Nagel 2, eröffnet vielfältige Möglichkeiten einer ad-hoc-Korrektur während einer Operation. Dies ist nachfolgend zunächst für den Fall dargestellt, dass ein erster Bohrdraht 7, der an sich für eine Knochenschraube 3 vorgesehen ist, zu tief positioniert wird. Daran schließt eine Erläuterung an, wie eine Korrektur für einen zu hoch gesetzten Bohrdraht 7 für die Knochenschraube 3 erfolgen kann.
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In 2 bis 6 ist ein Korrekturvorgang erläutert, wenn ein erster Bohrdraht 7 für eine Knochenschraube 3 im Femurkopf zu weit distal gesetzt ist. Dies ist in 2 ersichtlich. Es werden dann entsprechend 3 zunächst in die Hülse 5 eingesetzte Führungshülsen 12 für den bzw. die Bohrdrähte 7 entnommen. Es ergibt sich die Situation in 3. Danach wird der intermedulläre Nagel 2 mit dem Zielmodul 11 nach proximal geschoben, was in 4 ersichtlich ist. Anschließend werden gemäß 5 wiederum die Führungshülsen 12 für den bzw. die Bohrdrähte 7 gesetzt. Es kann dann der zweite Bohrdraht 7 gesetzt werden. Somit vertauscht sich eine Position des erstgesetzten Bohrdrahtes 7 von superior nach inferior. Anders ausgedrückt wird der zunächst gesetzte Bohrdraht 7, dessen falsche Positionierung für die spätere Festlegung einer Knochenschraube 3 als zu weit distal erkannt wurde, nicht als Bohrdraht 7 für die Festlegung eines Loches für die Knochenschraube 3, sondern für die Justier- und/oder Fixierschraube 4 verwendet.
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Die korrekte Positionierung des intermedullären Nagels 2 durch die Linearverschiebung wird dadurch begünstigt, dass die innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 Löcher 8 aufweisen. Die Löcher 8, die beispielsweise in 1a oder 4 ersichtlich sind, sind für beide innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 jeweils entlang einer Geraden angeordnet. Dadurch ist es möglich, mit einem bildgebenden Instrument, welches in der Regel während einer Operation verwendet wird, eine Lokalisation des Bohrdrahtes 7 zu sehen und die innenseitigen Gewebeschutzhülsen 52, 53 entsprechend so auszurichten, dass der Bohrdraht 7 durch die Löcher 8 hindurch sichtbar ist. Dadurch ergibt sich zunächst eine exzellente Ausrichtung des übrigen Sets 1 in Bezug auf den gesetzten Bohrdraht 7. Der weitere angebrachte Bohrdraht 7 kann dann exakt parallel zum ersten Bohrdraht 7 in den Femurkopf eingebracht werden.
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In 7 bis 13 ist eine Korrektur nach kaudal gezeigt. Die Korrektur verläuft ähnlich wie eine Korrektur nach kranial, wobei im Unterschied ein Bohrdraht 7 entfernt wird. 7 zeigt eine Ausgangssituation mit einem zu hoch gebohrten Bohrdraht 7 (in der Regel ein Kirschner-Draht bzw. K-Draht). Gemäß 8 wird ein zweiter Bohrdraht 7 bzw. K-Draht gesetzt. Danach wird der obere Bohrdraht 7 gemäß 9 entfernt und gemäß 10 danach die Führungshülsen 12 für die Bohrdrähte 7 gezogen. Danach kann gemäß 11 der intermedulläre Nagel 2 mit dem Zielmodul 11 nach distal gedrückt werden, sodass der nicht entfernte Bohrdraht 7 in die Position superior wandert. Somit ist der ursprünglich untere, inferior angeordnete Bohrdraht 7 für die Justier- und/oder Knochenschraube 4 in jener Position, die für die Knochenschraube 3 gedacht ist. Anschließend kann gemäß 12 und 13 insbesondere eine Führungshülse 12 für einen weiteren Bohrungsdraht 7 gesetzt und dieser zweite Bohrdraht 7, welcher nunmehr für die Justier- und/oder Fixierschraube 4 von Relevanz ist, gesetzt werden.
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In 14 ist eine Korrekturhülse 13 dargestellt. Die Korrekturhülse 13 weist drei Durchbrüche 14 auf, die sich von lateral nach medial erstrecken. Alle drei Durchbrüche sind innenseitig ident aufgebaut. Die Durchbrüche 14 dienen zur Führung von Bohrdrähten 7. Die Korrekturhülse 13 kann lateral am Zielmodul 1 oder einem bereits darin befindlichen Hülsenteil 51 befestigt bzw. eingeführt werden. Mit der Korrekturhülse 13 können geringfügige Fehlpositionen eines Bohrdrahtes 7 zuverlässig korrigiert werden. Dies ist nachfolgend anhand der 15 bis 23 dargestellt.
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Gemäß 15 liegt ein geringfügig zu hoch gebohrter Bohrdraht 7 vor, der bereits in einem Femurkopf positioniert ist. Es werden dann gemäß 16 die K-Draht-Hülsen bzw. Führungshülsen 12 entfernt. Im Anschluss wird gemäß 17 die Korrekturhülse 13 eingeführt, ohne dass es zu einer Verschiebung des Zielmoduls 11 kommt. Danach wird der zweite K-Draht gebohrt, was in 18 ersichtlich ist. Im Anschluss wird gemäß 19 der obere Bohrdraht 7 entfernt und gemäß 20 die Korrekturhülse 13 entfernt. Danach kann das Zielmodul 11 gemäß 21 verschoben werden, die Führungshülsen 12 gemäß 22 gesetzt werden und der zweite K-Draht bzw. Bohrdraht 7 gemäß 23 eingebracht werden. Aufgrund des geringen Abstandes der Durchgänge 14 der Korrekturhülse 13 lassen sich in dieser Weise sehr kleine Korrekturen für später einen perfekten Sitz einer Knochenschraube 3 sowie einer Justier- und/oder Fixierschraube 4 einbringen.
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24 schließlich zeigt eine Situation, in welcher die Knochenschraube 3 zusammen mit der Justier- und/oder Fixierschraube 4 zusammen mit einem intermedullären Nagel 2 positioniert sind, um eine Heilung einer Oberschenkelhalsfraktur zu ermöglichen.
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Ein erfindungsgemäßes Set 1 erlaubt es, während einer Operation einer Oberschenkelhalsfraktur Korrekturen vorzunehmen, wenn erkannt wird, dass ein erster Bohrdraht 7 für eine Knochenschraube 3, welche während eines Heilungsprozesses die überwiegende Last trägt, falsch gesetzt ist. Dies gilt sowohl, wenn der Bohrdraht 7 für die spätere Festlegung der Knochenschraube 3 zu weit proximal als auch zu weit distal gesetzt ist. Somit ist sowohl eine ad-hoc-Korrektur nach kaudal als auch kranial möglich.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 7527627 B2 [0003]
- DE 202022002403 U [0003]