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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Medizin- und Orthopädietechnik und betrifft eine Bein- oder Fußorthese mit einer Lagerungsstütze, die beispielsweise mit einem Orthesen-Stabilisierungsschuh für einen Fuß- oder an einer Unterschenkelorthese eingesetzt werden kann.
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Orthesen sind orthopädische Vorrichtungen, die zu therapeutischen Zwecken einen gleichbleibenden Druck, beispielsweise gegen den Fuß, die Fußsohle und das Sprunggelenk eines Patienten erzeugen sollen und eine definierte Stellung oder Ruhigstellung eines entsprechenden Bereiches des zu therapierenden Körperteiles erzwingen.
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Aus der
DE 69 820 214 T2 ist eine einstellbare Bein- und Fußorthese zur Verwendung an einem Patienten bekannt, bei der die Orthese einen Fußabschnitt und einen Beinabschnitt aufweist, die miteinander durch einen einstellbaren, wesentlich hinter der Ferse des Patienten angeordneten, Fersenabschnitt verbunden sind. Der Fersenabschnitt umfasst ein oberes Beinelement und ein unteres Fußelement, wobei ein Endabschnitt des oberen Beinelements einen Endabschnitt des unteren Fußelements überlappt, und eine Scharnierbaugruppe bildet, um eine Dorsalflexion und eine Plantarflexion des Fußes des Patienten zu ermöglichen. Ein Mechanismus ist zum Arretieren der Scharnierbaugruppe in einem Winkel zwischen dem Fuß und dem Bein des Patienten festlegt, wobei das obere Beinelement am Beinabschnitt befestigt ist und das untere Fußelement des Fersenabschnitts am Fußeingriffsabschnitt befestigt ist.
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Aus der
WO 2017 157 861 A1 ist eine Orthese mit einem Anlageelement bekannt, das in einem angelegten Zustand der Orthese an einem Rumpf des Trägers der Orthese anliegt. Zudem weist die Orthese ein Führungselement mit einer Erstreckungsrichtung, ein Armstützelement, das im angelegten Zustand einen Arm des Trägers stützt, und ein Gelenk auf, durch das das Führungselement relativ zu dem Anlageelement bewegbar ist. Im angelegten Zustand ist das Gelenk oberhalb (kranial) einer Schulter des Trägers angeordnet und das Armstützelement relativ zu dem Führungselement entlang der Erstreckungsrichtung verschoben. Die Länge des Führungselementes in Erstreckungsrichtung wird dadurch verändert, indem das Führungselement relativ zu dem Anlageelement bewegt wird.
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Aus der
DE 20 2013 002 174 U1 ist eine Hoch-Lagerungs-Schiene aus zwei längenverstellbaren, gelenkig verbundenen Rohren, oben mit einer quer zur Längsachse beweglichen Handaufnahme, mittig mit einer Ellenbogen-Platte, unten mit einem Endstopfen mit Bodenplatte bekannt. Die Hoch-Lagerungs-Schiene ist durch die gelenkige Verbindung von zwei Rohren, einem Handgriff und einer Ellenbogen-Platte zur abschwellenden Hochlagerung der oberen Extremität in unterschiedlichen Haltungen/Positionen/Winkeln beim liegenden, sitzenden und stehenden/gehenden Patienten ohne erzwungene Abduktion des Arms geeignet.
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Insbesondere nach operativen Eingriffen an den unteren Extremitäten ist es postoperativ für Patienten von Bedeutung, dass der Druck auf dem operierten Gewebe verringert wird, indem das gebildete Gewebswasser aus dem geschwollenen Gewebe in die venöse Blutbahn abgeleitet wird und damit die Schwellung in den Gliedmaßen abnimmt. Patienten sollten deshalb nach einer Operation, beispielsweise nach einer Achillessehnenruptur, den operierten Fuß oder das Bein mehrfach täglich möglichst über Herzhöhe, im Sitzen zumindest in Höhe des Hüftgelenks, hochlagern.
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Zur Hochlagerung eines Fußes oder Beines sind verschiedene Bein- oder Fußhochlagerungsschienen bekannt, die speziell auf die Form des Beines oder Fußes angepasst sind und als orthopädisches Produkt auf dem Markt von verschiedenen Herstellern und orthopädischen Werkstätten angeboten werden.
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Alternativ kann die Hochlagerung des Fußes oder Beines dadurch erfolgen, dass ein Stuhl oder Hocker benutzt wird, auf dem bei sitzender Position des Patienten der Fuß oder das Bein in Hüfthöhe im Wesentlich horizontal lagerbar ist.
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Bekannt ist auch ein von der Fa. REHADAT unter der Internetseite httphttps://www. rehadat-hilfsmittel.de/produkte/orthesen-prothesen angebotene PANOP Unterschenkel-Lagerungsorthese in Container-Rahmen-Technik mit einer Rahmenkonstruktion und einer weichen, leicht formbaren Schale aus Plastazote, die eine Fußlagerung in 90 Grad zum Unterschenkel zur Spitzfußbildung ermöglicht und eine Verkürzung der Achillessehne verhindern soll. An der Fußsohle der Lagerungsorthese ist eine abnehmbare und schwenkbare Stütze vorgesehen, die einerseits bei horizontaler Lagerung des Beines eine Entlastung des Fersenbereiches ermöglichen und Druckschmerz verhindern soll. Andererseits ist die Stütze als stabilisierendes Element für den Fuß vorgesehen, sofern der Patient eine stehende Position einnimmt.
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Nachteilig bei den bekannten Lösungen ist, dass bekannte Orthesen in sitzender Position des Patienten eine Hochlagerung des Fußes oder Beines nur unter Zuhilfenahme einer zusätzlichen Vorrichtung oder Einrichtung ermöglichen. Zudem ist nachteilig, dass die vorgenannten Lagerungshilfen schwer und immobil sind. Zudem erfordern bekannte Lagerungshilfen einen großen Platzbedarf.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung einer Bein- oder Fußorthese, die die aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile behebt.
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Die Aufgabe wird mit den erfindungsgemäßen Merkmalen des Anspruch 1 gelöst. Gegenstand der Unteransprüche sind vorteilhafte Ausgestaltungen der Merkmale des Hauptanspruches.
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Gelöst wird die erfindungsgemäße Aufgabe durch eine Bein- oder Fußorthese mit mindestens einer an der Orthese angeordneten Lagerungsstütze, die mindestens ein Gelenkelement und mindestens ein Stützelement enthält, wobei das Gelenkelement dorsal und/oder lateral mit der Orthese fest oder lösbar verbunden ist, und wobei die Stützelement eine Abstützung der Orthese ohne Bodenkontakt ermöglicht, und wobei das Stützelement gegenüber der Bein- oder Fußorthese über das Gelenkelement schwenkbar ausgebildet ist.
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Vorteilhafterweise ist das Stützelement stabförmig ausgebildet.
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Auch vorteilhafterweise ist das Stützelement mindestens eine Teleskopstange aufweist, deren Länge verstellbar ausgebildet ist und über einen Feststellmechanismus einstellbar.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Bein- oder Fußorthese ist das Stützelement als Stativ mit drei oder mehreren Teleskopstangen ausgebildet, die zusammenklappbar und/oder über Teleskopglieder längenverstellbar ausgeführt sind.
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Auch ist es vorteilhaft, wenn das Stützelement mindestens ein bewegliches Bodenelement aufweist.
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Vorteilhafterweise weist das Gelenkelement ein Positionssicherungselement auf.
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Auch vorteilhafterweise weist die Orthese mindestens ein Sicherungselement für das mindestens eine Stützelement auf.
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In einer vorteilhaften Ausbildung ist mindestens das Stützelement aus einem Kunststoff oder Leichtmetall hergestellt.
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Und auch ist es vorteilhaft, wenn die Lagerungsstütze oder das Gelenkelement ein integraler Bestandteil der Orthese ist oder von dieser durch ein lösbares Befestigungselement entfernbar ist.
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Mit der vorliegenden Erfindung wird eine Bein- oder Fußorthese mit Lagerungsstütze bereitgestellt, die für Patienten leicht einsetzbar, mobil verwendbar, tragbar und zudem platzsparend an der Orthese vorhanden ist.
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Die Bein- oder Fußorthese weist mindestens einem dorsal und/oder lateral an der Orthese angeordnetes Stützelement auf, das über eine Gelenkelement mit der Bein- oder Fußorthese verbunden ist.
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Als Stützelement soll im Rahmen der Erfindung ein Element verstanden werden, dass dem Patienten ermöglicht, das Bein oder den Fuß in einem bestimmten Winkel zum Oberkörper oder der Hüfte abzustützen, um einen Abstand des Fußes oder Beines vom Boden zu realisieren und damit die Hochlagerung des Beines oder Fußes zu ermöglichen.
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Erfindungsgemäß ist das mindestens eine Stützelement schwenkbar mit dem mindestens einen Gelenkelement verbunden, wobei das Gelenkelement dorsal, also im hinteren Bereich des Beines oder Fußes und/oder lateral, also seitlich des Beines oder Fußes, mit der Orthese verbunden ist.
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Ein wesentlicher Vorteil des Lagerungsstütze besteht darin, dass die Lagerungsstütze mit dem Gelenkelement und dem Stützelement ein integraler Bestandteil der Orthese sein kann und damit dem Patienten beim Tragen der Orthese für einen Einsatz ortsunabhängig zur Verfügung steht. Zusätzliche Hilfsmittel, wie Stühle oder sonstige erhöhte Ablagemöglichkeiten zur Hochlagerung des Beines oder Fußes werden damit nicht benötigt.
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Vorstellbar ist auch, dass die Lagerungsstütze als Einheit von Gelenkelement und Stützelement lösbar von der Bein- oder Fußorthese über ein zusätzlichen Befestigungselement mit der Orthese verbunden ist. Das Befestigungselement kann beispielsweise eine Klettverbindung, eine Klickverbindung, eine Bindungsvorrichtung, ein Gurtsystem oder eine andere Verbindungsmöglichkeit sein, über die das Entfernen der Lagerungsstütze von der Bein- oder Fußorthese in einfacher Weise möglich ist.
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Durch die dorsale und/oder laterale Anordnung des mindestens einen Gelenkelementes wird ein ungehindertes Mitführen des Stützelementes direkt an der Bein- oder Fußorthese ermöglicht, ohne dass die Bewegungsfreiheit oder das Gehen eingeschränkt wird.
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Sofern das Stützelement nicht vom Patienten benötig wird, ist dieses dorsal an der Orthese angeordnet und vorteilhafterweise über eine Sicherungselement in dessen Lage fixiert. Das Sicherungselement verhindert ein unbeabsichtigtes Abschwenken des Stützelementes.
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Zur individuellen Anpassung der Lagerungshöhe des Beines oder Fußes ist das Stützelement stabförmig ausgebildet, wobei besonders vorteilhaft das stabförmige Stützelement als Teleskopstange ausgebildet ist, deren Länge verstellbar ist und über die einen Feststellmechanismus verfügt. Die Verstellbarkeit des Stützelementes ermöglicht neben einer variablen Einstellung der Lagerungshöhe des Beines oder Fußes auch ein platzsparendes dorsales Mitführen der Lagerungsstütze an der Bein- oder Fußorthese.
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Zur Verbesserung der Standsicherheit bei der Bein- oder Fußorthese kann vorteilhafterweise vorgesehen sein, dass das Stützelement mindestens ein schwenkbares Bodenelement aufweist. Das Bodenelement kann als quadratische Plattform oder Steg ausgebildet sind und zur Verbesserung der Haftung mit dem Untergrund mit einem Reibbelag oder topographischen Struktur ausgebildet sein.
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Für eine weiterhin verbesserte Standsicherheit kann vorteilhafterweise vorgesehen sein, dass das Stützelement stativartig mit drei oder mehreren Teleskopstangen ausgebildet ist, die zusammenklappbar und/oder längenverstellbar ausgeführt sind. Durch die Drei-Punkt-Abstützung des Beines oder Fußes über das stativartige Stützelement kann bei der Hochlagerung des Beines oder Fußes das Auftreten von Scherkräften in der unteren Extremität durch ein seitliches Kippen des Beines oder Fußes wirkungsvoll unterbunden werden. In Kombination des stativartigen Stützelementes mit der Verstellbarkeit der Länge der Stützelemente über die einzelnen Teleskopstangen wird zudem der technische Effekt erreicht, dass eine Innen- oder Außenrotation der untere Extremität durchgeführt werden kann, wodurch die Lagerungsposition individuell eingestellt und fixiert werden kann und dadurch der postoperative Heilungsprozess gefördert wird.
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Zur Vermeidung von Transaktions- und Kompressionsbewegungen der unteren Extremität bei der Hochlagerung des Beines kann vorteilhafterweise vorgesehen sein, dass das Gelenkelement ein Positionssicherungselement aufweist. Das Positionssicherungselement wirkt einer axialen Verschiebung der unteren Extremität entgegen und führt zu einer sicheren und komfortablen Nutzung der Bein- oder Fußorthese bei der Hochlagerung.
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Zur verbesserten Handhabung der Bein- oder Fußorthese und zum sicheren Mitführen der Lagerungsstütze an der Orthese kann vorteilhafterweise vorgesehen sein, dass an der Orthese mindestens ein Sicherungselement, für das mindestens eine Stützelement vorgesehen ist. Das Sicherungselement verhindert ein unerwünschtes Lösen und Aufklappen des Stützelementes von der Orthese.
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Zur Gewichtseinsparung kann vorgesehen sein, dass mindestens die Lagerungsstütze mit dem Gelenkelement und dem Stützelement aus einem Kunststoff oder Leichtmetall hergestellt ist.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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Ausführungsbeispiel
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Das Ausführungsbeispiel bezieht sich eine postoperativ zu tragende Fußorthese in Form eines Stabilisierungsschuhes bereitgestellt, wie sie beispielsweise nach einer Achillessehnenruptur getragen wird. Dorsal im Fersenbereich des Stabilisierungsschuhes ist eine Lagerungsstütze vorgesehen, die über ein Gelenkelement mit dem Stabilisierungsschuh über eine lösbare Klickbindung verbunden ist. Mit dem Gelenkelement ist ein zusammengeklapptes und stativartig ausgebildetes Stützelement mit 3 Teleskopstangen schwenkbar verbunden. Die Teleskopglieder jeder der 3 Teleskopstangen weisen einen Verstell- und Feststellmechanismus auf und sind in der Teleskopstange versenkt. Die Teleskopglieder weisen jeweils eine Länge von 25 cm auf. Das stativartige Stützelement ist über ein Sicherungselement dorsal am Stabilisierungsschuh in seiner Position gesichert.
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Zur Hochlagerung der Fußorthese kann der Stabilisierungsschuh am Fuß verbleiben oder ausgezogen werden. Das dorsal am Stabilisierungsschuh angeordnete stativartige Stützelement wird durch Öffnen des Sicherungselementes gelöst, das Stützelement um 90° in Richtung der Ferse geschwenkt und bei diesem Winkel über das Positionssicherungselement fixiert. Nachfolgend werden die Teleskopglieder ausgezogen und deren Länge über die Feststellelemente arretiert, so dass eine Länge jeder Teleskopstange von etwa 60 cm entstanden ist. Durch Ausklappen der Teleskopstangen wird ein stativartiges Stützelement realisiert, mit dem im Anschluss das Bein mit der Fußorthese in einer Höhe von 55cm vom Boden beabstandet gelagert wird. Zum Beenden der Hochlagerung werden im Anschluss die Teleskopstangen zusammengeklappt, die Teleskopglieder in die Teleskopstangen eingeschoben und das stativartige Stützelement an die dorsale Seite des Stabilisierungsschuhes zurückklappt und mit dem Sicherungselement fixiert.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 69820214 T2 [0003]
- WO 2017157861 A1 [0004]
- DE 202013002174 U1 [0005]