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Die Erfindung betrifft einen Sicherheitsgurt eines Insassen-Rückhaltesystems für ein Kraftfahrzeug sowie ein Rückhaltesystem für einen Fahrzeuginsassen eines Kraftfahrzeugs.
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Aus dem Stand der Technik sind Rückhaltesysteme für Kraftfahrzeuge bekannt, die einen Sicherheitsgurt aufweisen, um einen Fahrzeuginsassen zurückzuhalten.
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Zudem sind Sicherheitsgurte bekannt, die aufblasbar ausgebildet sind, sodass der Sicherheitsgurt den Fahrzeuginsassen möglichst komfortabel zurückhält, wenn dies nötig ist, beispielsweise bei einem Unfall mit dem Kraftfahrzeug.
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Üblicherweise weisen die aufblasbaren Sicherheitsgurte einen separaten Gasgenerator auf, wie er von Airbagsystemen bekannt ist. Der Gasgenerator erzeugt dabei ein Aufblasgas, um den Sicherheitsgurt aufzublasen. Die Schwierigkeit besteht jedoch dabei, dass das vom Gasgenerator erzeugte Aufblasgas in und durch den Sicherheitsgurt geführt werden muss. Hierzu werden die Sicherheitsgurte zumindest teilweise aus einem anderen Material als ein üblicherweise verwendetes Gewebematerial hergestellt. Hierdurch sind die Sicherheitsgurte in ihrer Herstellung jedoch teurer.
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Darüber hinaus ist die Gasleitung durch den Sicherheitsgurt aufwendig, weshalb die Herstellungs- und Montagekosten eines aufblasbaren Sicherheitsgurtes im Vergleich zu einem herkömmlichen Sicherheitsgurt höher sind.
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Ferner müssen die Sicherheitsgurte aufwendig gestaltet sein, um ein Anheben des aufgeblasenen Sicherheitsgurts im Hüft- bzw. Beckenbereich des Fahrzeuginsassen zu verhindern.
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Die Aufgabe der Erfindung ist es, einen Sicherheitsgurt bereitzustellen, der eine Aufblasfunktion hat und dennoch in einfacher Weise und kostengünstig hergestellt werden kann. Ferner besteht die Aufgabe der Erfindung darin, ein Rückhaltesystem zu schaffen, über das ein Fahrzeuginsasse möglichst komfortabel zurückgehalten werden kann.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Sicherheitsgurt gelöst, der die Merkmale des Anspruchs 1 umfasst. Ferner wird die Aufgabe erfindungsgemäß mit einem Rückhaltesystem gelöst, das die Merkmale des Anspruchs 17 aufweist.
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Der Grundgedanke der Erfindung ist es, das Aufblasmittel vollständig im Sicherheitsgurt zu integrieren, insbesondere im aufblasbaren Abschnitt, sodass das Aufblasgas, mit dem der aufblasbare Abschnitt im Auslösefall aufgeblasen wird, direkt vor Ort erzeugt wird. Hierdurch kann der Sicherheitsgurt entsprechend einfacher aufgebaut werden, da das Aufblasgas nicht erst von einem extern angeordneten Gasgenerator in den Sicherheitsgurt eingeleitet und durch diesen geführt werden muss. Das Aufblasmittel ist somit im Sicherheitsgurt angeordnet.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Weitere Vorteile und Eigenschaften der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und den Zeichnungen, auf die Bezug genommen wird. In den Zeichnungen zeigen:
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1 eine schematische Ansicht eines erfindungsgemäßen Rückhaltesystems mit einem erfindungsgemäßen Sicherheitsgurt,
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2 eine Explosionsansicht eines erfindungsgemäßen Sicherheitsgurts gemäß einer ersten Ausführungsform, und
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3 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Sicherheitsgurts gemäß einer zweiten Ausführungsform.
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In 1 ist ein Rückhaltesystem 10 für einen Fahrzeuginsassen P eines Kraftfahrzeugs gezeigt, mit dem der Fahrzeuginsasse P bei einem Unfall mit dem Kraftfahrzeug zurückgehalten wird.
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Das Rückhaltesystem 10 umfasst einen Sicherheitsgurt 12, der in der gezeigten Ausführungsform als ein 3-Punkt-Sicherheitsgurt ausgebildet ist.
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Hierzu ist der Sicherheitsgurt 12 üblicherweise mit einem Ende an einem ersten Anbindungspunkt 14 an der Fahrzeugkarosserie befestigt, insbesondere in einem unteren Teil einer B-Säule. Dieses Ende des Sicherheitsgurts 12 ist üblicherweise mit einem Endbeschlag oder einem Endbeschlagstraffer gekoppelt, über den der Sicherheitsgurt im Auslösefall gestrafft werden kann.
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Ferner ist der Sicherheitsgurt 12 im Bereich seines anderen Endes über einen zweiten Anbindungspunkt 16 im Schulterbereich des Fahrzeuginsassen P an der Fahrzeugkarosserie angebunden, insbesondere in einem oberen Teil der B-Säule. Dieses Ende des Sicherheitsgurts 12 ist üblicherweise mit einem Gurtaufroller gekoppelt.
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Des Weiteren umfasst der Sicherheitsgurt 12 eine Steckzunge 18, über die der Sicherheitsgurt 12 mit einem an der Fahrzeugkarosserie befestigten Gurtschloss 20 gekoppelt werden kann. Das Gurtschloss 20 stellt entsprechend den dritten Anbindungspunkt dar.
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Generell umfasst der Sicherheitsgurt 12 ein Gurtband 22, das aus einem Gewebematerial hergestellt ist.
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Am Gurtband 22 ist im Bereich der Steckzunge 18 ein Steckzungenabschnitt 24 ausgebildet, in dem die Steckzunge 18, welche beweglich am Gurtband 22 angeordnet ist, üblicherweise vorliegt, wenn sich der Fahrzeuginsasse P mit dem Sicherheitsgurt 12 angeschnallt hat.
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Der Steckzungenabschnitt 24 ist demnach über eine gewisse Wegstrecke des Gurtbands 22 ausgebildet, sodass sichergestellt ist, dass sowohl bei kleinen als auch bei großen Fahrzeuginsassen P die Steckzunge 18 im Steckzungenabschnitt 24 des Sicherheitsgurts 12 liegt.
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Neben dem Sicherheitsgurtabschnitt 24 umfasst der Sicherheitsgurt 12 ferner einen ersten aufblasbaren Abschnitt 26, der dem Brust- bzw. Torsobereich des Fahrzeuginsassen P zugeordnet ist, wenn der Fahrzeuginsasse P angeschnallt ist.
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Des Weiteren umfasst der Sicherheitsgurt 12 einen zweiten aufblasbaren Abschnitt 28, der dem Hüft- bzw. Beckenbereich des Fahrzeuginsassen P zugeordnet ist, wenn der Fahrzeuginsasse P mit dem Sicherheitsgurt 12 angeschnallt ist.
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Die beiden aufblasbaren Abschnitte 26, 28 umfassen jeweils ein Aufblasmittel 30, 32, das jeweils wenigstens ein reaktives Material aufweist. Demnach beinhalten die aufblasbaren Abschnitte 26, 28 die gaserzeugenden Mittel selbst, über die das Aufblasgas erzeugt wird, mit dem der jeweilige aufblasbare Abschnitte 26, 28 aufgeblasen wird.
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Dementsprechend ist kein separater Gasgenerator nötig, dessen Aufblasgas in aufwendiger Weise an die entsprechenden Stellen des Sicherheitsgurts 12 geführt werden muss.
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Vielmehr ist das Aufblasmittel 30, 32 im Sicherheitsgurt 10 integriert, insbesondere in den aufblasbaren Abschnitten 26, 28.
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Das jeweilige Aufblasmittel 30, 32 ist (jeweils) mit einem Ansteuerungsmittel 34 gekoppelt, über das das Aufblasmittel 30, 32 angesteuert wird, sodass es das Aufblasgas erzeugt. Bei dem Ansteuerungsmittel 34 handelt es sich beispielsweise um ein Kabel, welches entlang des Gurtbands 22 oder innerhalb des Gurtbands 22 geführt ist.
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Es kann demnach für jeden aufblasbaren Abschnitt 26, 28 bzw. das entsprechende Aufblasmittel 30, 32 dasselbe Ansteuerungsmittel 34 vorgesehen sein oder jeweils separate Ansteuerungsmittel 34.
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In der gezeigten Ausführungsform ist das Ansteuerungsmittel 34 als ein Flachkabel ausgebildet, welches durch das Gurtband 22 bis zum zweiten Anbindungspunkt 16 geführt ist, also dem Endbeschlag. Das Ansteuerungsmittel 34 ist dann mit einer Steuerung gekoppelt, beispielsweise der übergeordneten Fahrzeugsteuerung.
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Alternativ zu der gezeigten Ausführungsform kann das Ansteuerungsmittel 34 auch im Bereich der Steckzunge 18 bzw. des Gurtschlosses 20 aus dem Sicherheitsgurt 12 geführt sein, sodass es beispielsweise mit einem Stecker im Gurtschloss 20 verbunden ist, über den das Ansteuerungsmittel 34 bzw. das Aufblasmittel 30, 32 mit der Fahrzeugsteuerung gekoppelt ist.
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Insbesondere kann vorgesehen sein, dass das Rückhaltesystem 10 einen Gurtstraffer und/oder einen Endbeschlagstraffer umfasst, der mit dem Ansteuerungsmittel 34 gekoppelt ist.
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Aus der 1 geht demnach hervor, dass der Steckzungenabschnitt 24 sowohl an den ersten aufblasbaren Abschnitt 26 als auch an den zweiten aufblasbaren Abschnitt 28 angrenzt.
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Des Weiteren ist der 1 zu entnehmen, dass der Steckzungenabschnitt 24 selbst kein Aufblasmittel umfasst. Hierdurch wird sichergestellt, dass die relative Position des Gurtbands 22 im Bereich der Steckzunge 18 und dem Gurtschloss 20 nicht verändert wird, was den Lastbereich im Rückhaltefall darstellt, über den die Kräfte bei einem Unfall aufgenommen werden.
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Hierdurch ist sichergestellt, dass sich das Gurtband 22 beim Aufblasen der aufblasbaren Abschnitte 26, 28 nicht anhebt, sodass zumindest die den Anbindungspunkten zugeordneten Bereiche des Gurtbands 22 bzw. des Sicherheitsgurts 12 im Wesentlichen in ihrer vorgesehenen Position verbleiben.
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Mit Bezug auf die 2 und 3 wird nachfolgend erläutert, wie die separat ausgebildeten aufblasbaren Abschnitte 26, 28 aufgebaut sein können.
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In der 2 ist eine erste Ausführungsform des Sicherheitsgurts 12 gezeigt, insbesondere eines aufblasbaren Abschnitts 26, 28 des Sicherheitsgurts 12. Generell können die beiden aufblasbaren Abschnitte 26, 28 bzw. die beiden Aufblasmittel 30, 32 in analoger Weise aufgebaut sein.
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Gemäß der ersten Ausführungsform ist das Gurtband 22 aus zwei separaten Gewebelagen 36, 38 aufgebaut, die über ihre jeweiligen Randabschnitte 40, 42, 44, 46 miteinander vernäht werden.
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Zwischen den beiden Gewebelagen 36, 38 ist das Aufblasmittel 30, 32 angeordnet, welches lagenartig ausgebildet ist. Am Aufblasmittel 30, 32 ist das Ansteuerungsmittel 34 in Form eines Kabels angeschlossen.
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Das lagenartige Aufblasmittel 30, 32 wird demnach zwischen den beiden Gewebelagen 36, 38 gelegt, wobei die beiden Gewebelagen 36, 38 über ihre Randabschnitte 40, 42, 44, 46 miteinander vernäht werden, sodass das Aufblasmittel 30, 32 nicht in seiner Funktionsweise beeinträchtigt wird. Beim Vernähen der beiden Gewebelagen 36, 38 kann vorgesehen sein, dass das Aufblasmittel 30, 32 ebenfalls randseitig durch die Nähte an die Gewebelagen 36, 38 befestigt wird. Hierdurch ist die relative Lage des Aufblasmittels 30, 32 in Bezug auf die Gewebelagen 36, 38 und somit in Bezug auf den aufblasbaren Abschnitt 26, 28 gewährleistet.
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Alternativ können die Gewebelagen 36, 38 so miteinander vernäht werden, dass sie eine taschenartige Aufnahme für das Aufblasmittel 30, 32 bilden, in der das Aufblasmittel 30, 32 aufgenommen ist, insbesondere im Wesentlichen formschlüssig.
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Generell kann das Aufblasmittel 30, 32 als eine Aufblasmembran angesehen werden, die zwischen den beiden Gewebelagen 36, 38 angeordnet ist, also im Gurtband 22.
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Das Aufblasmittel 30, 32 umfasst, wie bereits erläutert, ein reaktives Material, welches über einen Ansteuerungsimpuls angesteuert wird, sodass das reaktive Material reagiert, und sich das Aufblasmittel 30, 32 aufbläst. Beispielsweise kann es sich bei dem reaktiven Material um eine chemische Substanz handeln, die elektrisch aktiviert wird.
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Alternativ kann das Aufblasmittel 30, 32 zwei mechanisch voneinander getrennte Bereiche aufweisen, die jeweils ein reaktives Material umfassen. Aufgrund eines Ansteuerungsbefehls, der über das Ansteuerungsmittel 34 an das Aufblasmittel 30, 32 ausgegeben wird, werden die beiden voneinander getrennten Bereiche miteinander in Verbindung gebracht, sodass sich die reaktiven Materialen vermischen. Hierdurch kann eine chemische Reaktion erfolgen, aufgrund derer ein Aufblasgas im aufblasbaren Abschnitt 26, 28 entsteht, das den aufblasbaren Abschnitt 26, 28 aufbläst.
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In 3 ist eine zweite Ausführungsform des Sicherheitsgurts 12 gezeigt, insbesondere eines aufblasbaren Abschnitts 26, 28 des Sicherheitsgurts 12.
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In der gezeichneten Ausführungsform ist der Sicherheitsgurt 12 aus einem Gurtband 22 gebildet, das rohrförmig ausgebildet ist.
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Das Aufblasmittel 30, 32 ist dabei an einer Innenseite des rohrförmig ausgebildeten Gurtbands 22 im Bereich des aufblasbaren Abschnitts 26, 28 angeordnet, wobei das Ansteuerungsmittel 34 durch den Schlauch des rohrförmigen Gewebematerials des Gurtbands 22 geführt ist.
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Das Aufblasmittel 30, 32 ist über eine Naht 48 mit dem Gurtband 22 an dessen Innenseite angenäht.
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Generell kann in beiden Ausführungsformen vorgesehen sein, dass die Nähte einen Sollreißbereich definieren, der aufreißt, wenn sich das entsprechende Aufblasmittel 30, 32 aufbläst. Hierdurch wird sichergestellt, das sich der Sicherheitsgurt 12 im jeweiligen aufblasbaren Abschnitt 26, 28 in einer vordefinierten Weise aufbläst.
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Es ist gewährleistet, dass das Gurtband 22 nicht nach oben rutscht, wenn sich die aufblasbaren Abschnitte 26, 28 aufblasen, da diese an definierten Stellen des Sicherheitsgurts 12 angeordnet sind. Die lasttragenden Bereiche des Sicherheitsgurts 12 blasen sich nicht auf, da dort keine aufblasbaren Abschnitte vorgesehen sind.
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Der Steckzungenabschnitt 24 weist beispielsweise kein Aufblasmittel auf. Dies gilt in analoger Weise für die Bereiche des Sicherheitsgurts 12, die dem ersten Anbindungspunkt 14 und dem zweiten Anbindungspunkt 16 zugeordnet sind.
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Es ist somit ein Sicherheitsgurt 12 geschaffen, bei dem der aufblasbare Abschnitt 26, 28 bereits das Aufblasmittel 30, 32 umfasst, das das zum Aufblasen benötigte Aufblasgas selbst erzeugt. Das gaserzeugende Material bzw. das reaktive Material ist somit im jeweiligen aufblasbaren Abschnitt 26, 28 integriert. Eine aufwendige Gasführung durch den Sicherheitsgurt 12 wird somit vermieden.
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Insbesondere ist das Aufblasmittel 30, 32 im Gurtband 22 integriert, das entweder zweilagig oder schlauch- bzw. rohrförmig ausgebildet ist.
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Darüber hinaus kann der Sicherheitsgurt 10 ein Gurtband 22 aufweisen, das aus einem herkömmlichen Gewebematerial ausgebildet ist.
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Somit lässt sich ein Sicherheitsgurt 12 einfach und kostengünstig herstellen. Mit dem entsprechenden Rückhaltesystem 10 ist sichergestellt, dass ein Fahrzeuginsasse möglichst sanft zurückgehalten wird.