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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft einen Verband für den Finger, welcher belastbar und wasserdicht ist und so den Wundverschluss verbessert.
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Hintergrund der Erfindung
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Fingerverletzungen mit oder ohne Gefäß-/Nervenbeteiligung sowie mit oder ohne Fingernagel-/Knochenbeteiligung sind häufige Verletzungen die nicht nur dem Handchirurgen vorgestellt werden.
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Bei Verletzungen mit Strukturdefekt sind mehrere operative Verfahren entweder durch Reduzierung der Defektzone in abgegrenzt gesundes Gewebe über Amputation und Deckung mit verschiedenen Plastiken bekannt.
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Fingerfolienverbände basieren auf der Technik des Okklusionsverbandes. Hierunter versteht man das luft- und wasserundurchlässige Verschließen von verletzten Hautarealen durch eine dafür geeignete Folie. Diese Folie soll luftdicht, reißfest und so stabil sein, dass der Verband je nach Intensität der Sekretproduktion mehrere Tage angelegt bleiben kann.
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Seit Anfang der 1990er Jahre sind aber auch nicht operative Methoden mit einem Folienverband beschrieben. Die damit erreichten Ergebnisse stehen den operativen Verfahren in keiner Weise hintenan. Im Gegenteil: Es konnte gezeigt werden, dass sich verlorenes Weichteilgewebe zu fast 90% der ursprünglichen Gewebedicke erholt.
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Die
DE 10 2005 009 635 A1 offenbart einen Folienverband mit Applikationshilfe mit einfachem Aufbau, der eine faltenfreie Applikation des Polymerfilms ermöglicht. Die Applikationshilfe gemäß dieser Schrift umfasst zwei Stützfolien, welche nur in einer festgelegten Reihenfolge entfernt werden können.
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Die
DE 10 213 102 609 A1 offenbart einen Fingerling, der an seinem distalen Ende ein Kammer aufweist, wobei die Kammer mit dem Innenraum des Fingerlings in Flüssigkeitskommunikation steht. Mit der Kammer soll während des Heilungsprozesses entstehende Flüssigkeit aufgenommen werden können. Die Kammer führt dazu, dass der Fingerling an seinem distalen Ende flexibel ist und dadurch eine geringere Stabilität an diesem Ende aufweist.
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In der
DE 695 32 990 T2 wird ein Verbundartikel zur Behandlung von Hautnarben offenbart. Dieser Verbundartikel weist zwei Schichten auf, wobei die zweite Schicht einen speziellen Membranfilm aufweist, der mit einer Wunde interpenetrierende Polymernetzwerke enthält. Der Verbundartikel in Form eines Fingerlings ist also darauf ausgerichtet die Heilung und Narbenbildung einer Wunde positiv zu beeinflussen. Der in diesem Dokument offenbarte Fingerling dient nicht zum belastbaren und wasserdichten Abschluss einer Wunde an einem Finger.
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Die
US 835,803 offenbart einen Fingerling aus einem flexiblen Material, welcher am distalen Ende des Fingerlings ein Reservoir aufweist. Allein die Verwendung des flexiblen Materials verhindert die Bereitstellung eines belastbaren Wundverschlusses.
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In der
GB 446,944 wird ein zweiteiliger Fingerverband offenbart, welche am distalen Ende ebenfalls eine kammerartige Erweiterung aufweist.
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Der Stand der Technik offenbart demnach vorzugsweise Fingerverbände in Form eines Fingerlings, welche an dem distalen Ende eine Kammer oder Erweiterung aufweisen und damit als belastbare Verbände ausscheiden. Alternativ werden Verbände mit funktionalen Schichten offenbart, welche mit der Wunde interagieren und so Einfluss auf die Wundheilung nehmen.
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Bisher muss der behandelnde Arzt daher bisher Materialien zweckentfremden, um einen stabilen, wasserdichten Fingerverband zu erstellen. Diese sind von ihrer Beschaffenheit zwar geeignet, in der Anwendung und Durchführung aber nicht für Fingerfolienverbände vorgesehen und damit unpraktisch.
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Nach Untersuchung der Verletzung auf funktionellen Schaden (Gefäß-/Nerven/Beugesehnenverletzung) wird die Wunde gereinigt und von nekrotischem Gewebe befreit. Das nennt man Debridieren (französisch = Entzügeln, störendes Material entfernen). Auf weitere Maßnahmen wird verzichtet.
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Anstelle von diversen operativen Deckungsversuchen wird anschließend eine Folie appliziert. Dazu wird das Wundgebiet nach dem Debridieren offengelassen und nicht getrocknet. Proximal der Verletzung wird die Haut trocken gehalten und der Finger auf Folie aufgelegt.
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Die wesentlichen Eigenschaften dieser Polyurethan-Folie sowie des Klebstoffes sind deren latexfreie und hypoallergene Beschaffenheit. Die Folie ist atmungsaktiv, wasserdampfdurchlässig aber wasserdicht sowie undurchlässig für Bakterien und Viren. Die elastische Beschaffenheit garantiert eingeschränkte Beweglichkeit in den Fingergelenken sowie Transparenz für die Begutachtung der Wundheilung und des Sekretes.
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Der aufgelegte Finger wird in der selbstklebenden Folie zirkulär eingewickelt, so dass ein geschlossener Verband entsteht, dessen Rand ca. 2–3cm auf gesunder Haut haften kann. Die Haut sollte nicht verletzt und nach mehrmaligen Anwendungen auch nicht von der Folie mazeriert (angegriffen) sein.
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Zum Schutz vor mechanischen Verletzungen im Alltag wird ein Baumwoll-Schlauchverband oder Mullverband über den Folienverband gewickelt.
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Aus dem beschriebenen Procedere zur Erstellung eines Fingerfolienverbands lassen sich vier Tatsachen ableiten:
- a. Der herkömmliche Folienverband ist von flächigen Wunden auf Fingerverletzungen übertragen worden.
- b. Der haptische Vorgang des Anlegens des Verbandes am Finger ist umständlich, für den Patienten oft schmerzhaft und zu oft auch insuffizient, da es durch die letztlich nicht vollständig geeigneten Produktangebote von Folien und deren Beschaffenheit zu Sekretaustritt vor dem geplanten Wechsel der Folie kommt.
- c. Die Elastizität der Folie lässt nur eingeschränkte Mobilisierung in den Fingergelenken zu.
- d. Der textile Schutzverband ist spätestens nach dem ersten Händewaschen unzumutbar unhygienisch, um mehrere Tage nicht gewechselt zu werden.
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Aus den vorstehend genannten Nachteilen des Stands der Technik ergibt sich der Bedarf für einen einfach zu handhabenden Fingerverband, welcher eine verbesserte Wundversorgung ermöglicht und damit positive Effekte im Hinblick auf die Wundheilung mit sich bringt.
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Aufgabe der Erfindung
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Es ist Aufgabe der Erfindung einen Verband für Finger zur Verfügung zu stellen, der mechanisch belastbar ist und einen wasserdichten Verschluss der Wunde ermöglicht.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung stellt einen Verband bestehend aus einer schlauchförmigen Folie zur Verfügung, welche an einem Ende verschlossen ist und am anderen Ende offen ist und die Folie ohne Zwischenraum am Finger anliegt, wobei der Verband im dem Bereich, der die Fingerkuppe abdeckt, mechanische Verstärkungen aufweist. Dadurch wird eine schnellstmögliche Nutzung des verletzten Fingers wieder ermöglicht.
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Es ist vorgesehen, dass die Folie atmungsaktiv, wasserdampfdurchlässig und wasserdicht ist, wobei der Verband aus einem elastischen Material besteht.
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Der Fingerfolienverband ist von seinem offenen Ende her aufgerollt und wird in dieser Form steril verpackt.
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In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Folie unterschiedliche Dicken zur Verstärkung des aufweisen kann. Weiterhin kann der Fingerfolienverband zusätzlich unflexible Elemente zur Stabilisierung aufweisen. Derartige Elemente zur Stabilisierung sollen so ausgewählt sein, dass diese aus der Gruppe umfassend Röhren, Platten, Stäbchen oder Bereiche der Folie mit dickerem Querschnitt gewählt werden. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Elemente zur Stabilisierung in die Folie integriert sein können.
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Das offene Ende des Fingerfolienverbands kann Mittel zum Befestigen des Verbands am Körper des Patienten umfassen. Einerseits kann der Verband durch geeignete Mittel in seinem Querschnitt derart verengt werden, dass er am Körper des Patienten befestigt ist, also ohne, dass die Mittel direkt mit dem Patienten in Kontakt kommen. Andererseits können auch Mittel vorgesehen sein, die einen direkten Kontakt mit dem Patienten in Form eines überlappenden Klebestreifens herstellen. Dementsprechend können die Mittel Klebestreifen umfassen, welche entweder mit dem Verband selbst und/oder mit dem Patienten in Kontakt kommen.
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Es ist vorgesehen, dass die Mittel zirkulär um den Verband angeordnet sein können, beispielsweise um den Durchmesser des Fingerfolienverbands an den Umfang des Fingers anzupassen.
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Weiterhin ist vorgesehen, dass Mittel des Fingerfolienverbands zum luftdichten Abschluss zwei Flächen aufweisen, die miteinander verbunden werden können. Es ist vorgesehen, dass es sich bei den Mitteln um Klebeverschlüsse handeln kann.
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Der schlauchförmige Fingerfolienverband kann eine Länge zwischen 2 bis 10 cm aufweisen.
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Zur individuellen Anpassung des Fingerfolienverbands kann dieser Ausschnitte aufweisen, beispielsweise um Gelenke auszunehmen.
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Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung eines Fingerfolienverbands gemäß der vorstehenden Beschreibung zur Versorgung von Verletzungen an den Fingern.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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Die Erfindung wird anhand von Ausführungsformen und Figuren beschrieben. Es ist für einen Fachmann offensichtlich, dass die Erfindung nicht auf die beschriebenen und gezeigten Ausführungsformen beschränkt ist. Vielmehr sind Beschreibungen und Darstellungen beispielhaft zu verstehen. Die Erfindung wird letztlich durch den Inhalt der Ansprüche und darin enthaltener Äquivalente definiert.
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Es ist weiterhin für einen Fachmann offensichtlich, dass Aspekte einer Ausführungsform mit Aspekten anderer Ausführungsformen kombiniert werden können. Die Figuren zeigen:
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1 Darstellung einer Verletzung des Zeigefingers der linken Hand.
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2 Darstellung des Aufsetzens eines erfindungsgemäßen Fingerverbands
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3 Darstellung des Aufsetzens des erfindungsgemäßen Fingerverbands an der verletzten Fingerkuppe
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4 Darstellung des Verschlusses des erfindungsgemäßen Fingerverbands
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung stellt einen Fingerverband zur Verfügung, bei dem die Technik des Okklusionsverbandes der natürlichen Beschaffenheit des Fingers angepasst wird.
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Der Fingerfolienverband gemäß der vorliegenden Erfindung soll steril produziert und verpackt zur Verfügung gestellt werden. Für den zuständigen Fachmann ist offensichtlich, dass ein Fingerverband gemäß der Erfindung ein Einmalprodukt ist.
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Die erfindungsgemäße Fingerverband-Okklusionsfolie wird im zusammengerollten Zustand angeboten, wobei der Durchmesser der aufgerollten Röhre unterschiedlich ausgebildet sein kann, so dass für unterschiedlich dicke Finger jeweils ein passender Durchmesser ausgewählt werden kann.
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Es liegt weiterhin im Bereich der Erfindung, dass die Länge des Verbandes variieren kann, so dass abhängig vom Ort der Verletzung am Finger verschieden Längen zur Auswahl stehen.
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Das körperferne Ende des Fingerverbands besteht aus einem wunddeckendem Folienmaterial, welches verstärkt ist, damit leichte Fingerarbeiten auch durchgeführt werden können. Eine Verstärkung des Verbands kann durch die Wahl von dickerem Folienmaterial an der entsprechenden Stelle bis hin zur Einarbeitung von unflexiblen Materialien im Sinne einer Schiene, erreicht werden.
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Das körpernahe Ende weist Mittel zur Befestigung des Verbands derart auf, dass der Verband beispielsweise mittels eines zirkulären Klebefolien, die um den Finger gewickelt wird, ein wasserdichtes Verkleben des Verbandes ermöglicht.
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Es ist für den zuständigen Fachmann offensichtlich, dass die Mittel zur Befestigung des Verbands auch derart gebildet sein können, dass sich diese zumindest einmal wieder Öffnen und Verschließen lassen, um beispielsweise die Befestigung nachdem sie zu fest oder zu locker war erneut anpassen zu können.
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Der erfindungsgemäße Verband ist nach Öffnen einer sterilen Schutzhülle aufgerollt und wird mittig auf den verletzten Finger in Streckposition aufgesetzt (vgl. 1 und 2). Ein verstärkter Anteil des Fingerfolienverbands dient zur Orientierung vor dem Abrollen und kann zusätzlich zum richtigen Anvisieren des Wunddefektes farblich markiert sein.
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Der Verband wird dann entlang des Fingers (vgl. 3 Pfeilrichtung) über die Verletzung in den gesunden Bereich des Fingers abgerollt. Nach ca. 5–7 cm öffnet sich ein innen angebrachter Schutzstreifen, der den Klebebereich des Fingerverbandes deckt. Dieser wird zirkulär abgezogen und der nun klebefähige körpernahe Anteil des Fingerverbandes auf die trockene Haut gerollt und verklebt. Ein darüber anliegender Schutzverband ist nicht mehr notwendig.
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Die Vorteile des erfindungsgemäßen Fingerverbands lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- a. Der Verband kann selbsttätig ohne fremde Hilfe vom Verletzten angelegt werden. Ärztliche Hilfe ist nicht erforderlich.
- b. Der Verband benötigt aufgrund seiner Beschaffenheit keinen zusätzlichen Schutz durch textile Schlauch- oder Wickelverbände.
- c. Der verletzte Finger lässt sich besser und schneller wieder mobilisieren. Tätigkeiten im Alltag wie Handgriffe ohne Kraftaufwand (z.B. Telefonieren) oder kleinmotorische Fähigkeiten ohne Druckbelastung (Tippen auf einer Computertastatur) sind erheblich leichter und früher wieder durchführbar.
- d. Der kräftige Klebestreifen sorgt für eine bessere Dichtigkeit des Wundsekretes und hält es besser zurück. Ein Auslaufen ist somit weitgehend verhindert. Es ergibt sich eine bessere hygienische Versorgung und ein störungsfreierer Verlauf der Fingerheilung.
- e. Die nicht-verletzten Finger und die Hände können besser gereinigt werden. Das Händewaschen im Alltag ist im Vergleich zu bisherigen Verfahren nun ohne textile Schutzverbände möglich. Diese textilen zusätzlichen Schutzverbände haben sich im herkömmlichen Verfahren zwangsweise immer mit Wasser vollgesaugt und waren spätestens nach einem Tag sicht- und riechbar verkeimt. Mit dem erfindungsgemäßen Pflasterverfahren tropft das Wasser am äußeren Fingerfolienverband einfach ab und wird wie der Rest der Hand einfach abgetrocknet.
- f. Ein Verkauf auch ohne ärztliche Beratung in Apotheken als Alternative zu herkömmlichen, wasserundichten und somit austrocknenden Verbandsmaterialien ist möglich.
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Wie bereits ausgeführt sind verschiedene Längen, beispielsweise 4cm, 6cm und 8cm vorgesehen. Weiterhin sind verschieden Durchmesser vorgesehen, so dass die Verbände beispielsweise sowohl für Kinder als auch für Erwachsenen geeignet sind.
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Die Fertigung von verstärkten Versionen ermöglicht den gezielten Schutz der jeweils verletzten Stelle. Dadurch wird auch eine schnellere Wiederverwendung des verletzen Fingers ermöglicht, da der Fingerverband mehr als der einfache Finger-/Handbelastung standhält.
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Eine Fertigung mit integrierter Schienung im Falle von schmerzhaften Knochenstümpfen oder notwendigen Gelenkstabilisierung bei Kapsel- oder Knochenverletzungen ist ebenfalls im Bereich der vorliegenden Erfindung.
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Der zuständige Fachmann erkennt, dass ein erweitertes Design für Verletzungen, die bis in die Hohlhand oder den Handrücken reichen, ebenfalls durch einen Fingerverband gemäß der vorliegenden Erfindung ermöglicht wird.
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Es ist ebenfalls möglich den Fingerverband mit gezielten Ausschnitten herzustellen, so dass die Bewegung der Fingergelenke oder sogar ein Fingerverband, der mehrere Finger abdeckt denkbar ist. Wesentlich ist jedoch, dass bei Ausschnitten darauf geachtet wird, das die Ränder des Verbandes Mittel aufweisen, womit der Verband verklebt bzw, Luft oder Flüssigkeitsdicht angebracht werden kann.
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Allein aus dem Alter der oben zitierten Druckschriften des Stands der Technik ergibt sich, dass das mit der vorliegenden Erfindung gelöste Problem schon seit langem besteht, jedoch bisher noch keine Lösung dafür gefunden wurde. Damit stellt die vorliegende Erfindung nunmehr eine zufriedenstellende Lösung für ein lang bestehendes Problem zur Verfügung. Dem einschlägigen Fachmann fehlte es offensichtlich an der Anleitung, eine Lösung zu finden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005009635 A1 [0006]
- DE 10213102609 A1 [0007]
- DE 69532990 T2 [0008]
- US 835803 [0009]
- GB 446944 [0010]