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Die Erfindung betrifft ein System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung. Insbesondere betrifft die Erfindung ein System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit einem Schiebekabel, einer an dem einen Ende des Schiebekabels angeordneten Kanalkamera, einem an dem anderen Ende des Schiebekabels angeordneten, mit der Kanalkamera über das Schiebekabel kommunizierenden Video-Receiver, und einer mit dem Video-Receiver verbundenen Anzeigeeinrichtung zum Anzeigen des von der Kanalkamera aufgenommenen Bildes. Die Erfindung betrifft auch ein System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit einem Schiebekabel, einer am Schiebekabel angeordneten Kanalkamera, und einer auf die Kanalkamera wirkenden Kamerasteuerung.
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Die vorgenannten Systeme sind dem Fachmann aus offenkundiger Vorbenutzung hinreichend bekannt. 1 zeigt beispielsweise den prinzipiellen Aufbau einer Schiebekamera-Anlage für die Inspektion von Haus- und Grundstücksentwässerungsanlagen mit integriertem Bedienpult nach dem Stand der Technik.
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Das vorbekannte, als transportable Einheit ausgebildete System 100´ weist eine Haspel zur Aufnahme eines (nicht dargestellten) Schiebekabels (auch Schiebestab genannt) auf, an dem eine Kanalkamera angeordnet ist.
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Der Nachteil dieser Systeme liegt darin, dass die Koordination zwischen dem Schieben des Schiebekabels, der optischen Analyse des von der Kanalkamera gelieferten Bilds und der Steuerung der Kamera sehr arbeitsaufwändig ist. Grundsätzlich werden nämlich zur effizienten Bedienung derartiger Systeme zwei Personen benötigt, wobei die eine Person das Positionieren der Kanalkamera durch Schieben und Ziehen des Schiebekanals vornimmt und die andere Person die optische Auswertung und die Steuerung der Kamera an der Bedieneinheit vornimmt.
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Da die beiden unterschiedliche Aufgaben wahrnehmenden Personen zueinander räumlich beabstandet aufgestellt sind, erfolgt die Koordination der arbeitstechnischen Maßnahmen durch Zurufen. Hierfür ist nicht nur eine genaue Abstimmung zwischen den am System eingesetzten Personen, sondern auch eine gewisse Erfahrung im Umgang mit dem System, sowie ein Verständnis für den Aufgabenbereich der jeweils anderen Person notwendig.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein System zur Verfügung zu stellen, das es einem einzelnen Bediener ermöglicht, eine Kanalinspektion oder Kanalsanierung selbständig, schnell und unaufwändig durchzuführen.
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Diese Aufgabe wird einerseits durch das System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Andererseits wird die Erfindung durch das System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit den Merkmalen von Anspruch 5 gelöst. Schließlich wird eine besonders vorteilhafte Lösung der Aufgabe durch das System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit den Merkmalen von Anspruch 8 erreicht. Die von diesen nebengeordneten Ansprüchen abhängigen Unteransprüche geben jeweils vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
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Grundgedanke der Erfindung ist es, das System so auszugestalten, dass ein einzelner Bediener die Anzeigeeinrichtung und/oder die Bedieneinheit im Umfeld des zu inspizierenden und/oder sanierenden Kanals frei positionieren, insbesondere ungehindert am Körper mit sich tragen kann. Durch den barrierefreien Zugriff auf die Anzeigeeinrichtung und/oder die Bedieneinheit ist es möglich, die Inspektions- und/oder Sanierungsmaßnahmen durch eine einzelne Person erledigen zu lassen.
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Nach einem ersten Gesichtspunkt wird die Erfindung gelöst durch ein System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit einem Schiebekabel, einer an dem einen Ende des Schiebekabels angeordneten Kanalkamera, einem an dem anderen Ende des Schiebekabels angeordneten, mit der Kanalkamera über das Schiebekabel kommunizierenden Video-Receiver, und einer mit dem Video-Receiver verbundenen Anzeigeeinrichtung zum Anzeigen des von der Kanalkamera aufgenommenen Bildes, wobei der Video-Receiver mit der Anzeigeeinrichtung kabellos kommunizierend verbunden ist.
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Vorteil dieser Ausgestaltung ist, dass der einzelne Bediener sich bzw. die Anzeigeeinrichtung so aufstellen kann, dass er die Kamera im Kanal unter gleichzeitiger optischer Kontrolle durch Schieben oder Ziehen positionieren kann.
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Bevorzugt ist die Anzeigeeinrichtung ein Fernsehbildschirm oder ein Flachbildschirm.
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Alternativ ist die Anzeigeeinrichtung ein Tabletcomputer.
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Besonders bevorzugt ist die Anzeigeeinrichtung ein Head-Mounted Display (HMD), beispielsweise eine Videobrille. Durch Verwendung eines HMD erhält der Benutzer nicht nur einen besseren räumlichen Eindruck. Ein HMD als gegen Umwelteinflüsse geschütztes System ist auch gegen Sonneneinstrahlung unempfindlich, sodass keine besonderen Maßnahmen zum Schutz von unerwünschter Sonneneinstrahlung oder zur Entspiegelung von Monitoren/Displays getroffen werden müssen.
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Nach einem zweiten Gesichtspunkt wird die Erfindung gelöst durch ein System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit einem Schiebekabel, einer am Schiebekabel angeordneten Kanalkamera, und einer auf die Kanalkamera wirkenden Kamerasteuerung, wobei die Kamerasteuerung eine über das Schiebekabel mit der Kanalkamera verbundene Sende-/Empfangseinheit und eine mit der Sende-/Empfangseinheit kabellos kommunizierende Bedieneinheit aufweist, wobei die Bedieneinheit ein Armband zur Befestigung am Arm des Benutzers aufweist.
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Die Befestigung der Bedieneinheit am Arm des Bedieners, insbesondere am Handgelenk, ermöglicht dem Bediener sowohl das Vorschieben oder Zurückziehen der Kanalkamera mittels des Schiebekabels mit der einen Hand, wobei die andere Hand auf die Fernbedienung zugreifen und den Schiebe- oder Zugvorgang unterstützen kann.
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Bei diesem System ist die Bedieneinheit bevorzugt als Bogensegment ausgebildet. Die Ausgestaltung als Bogensegment stellt die ergonomische Anpassung an den Arm des Benutzers dar und ermöglicht auf der konvexen Außenfläche der Bedieneinheit eine platzsparende Anordnung der Bedienelemente.
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Speziell weist die Bedieneinheit dieses Systems einfach zu erreichende und besonders bevorzugt voneinander getrennte Bedienelemente zum Drehen und/oder Schwenken der Kamera, zum Fokussieren des Bildes und/oder zum Einstellen eines aufrechten Bilds auf.
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Schließlich besteht die Erfindung nach einem letzten Gesichtspunkt in der Bereitstellung eines Systems zur Kanalinspektion und/oder -sanierung mit einem Schiebekabel, einer an dem einen Ende des Schiebekabels angeordneten Kanalkamera, einem an dem anderen Ende des Schiebekabels angeordneten, mit der Kanalkamera über das Schiebekabel kommunizierenden Video-Receiver, einer mit dem Video-Receiver verbundenen Anzeigeeinrichtung zum Anzeigen des von der Kanalkamera aufgenommenen Bildes, und einer auf die Kanalkamera wirkenden Kamerasteuerung, wobei der Video-Receiver mit der Anzeigeeinrichtung kabellos kommunizierend verbunden ist und die Kamerasteuerung eine über das Schiebekabel mit der Kanalkamera verbundene Sende-/Empfangseinheit und eine mit der Sende-/Empfangseinheit kabellos kommunizierende Bedieneinheit aufweist, wobei die Bedieneinheit ein Armband zur Befestigung der Bedieneinheit am Arm des Benutzers aufweist.
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Diese Ausgestaltung ermöglicht die maximale Unabhängigkeit mit einer frei tragbaren Anzeigeeinrichtung und einer frei tragbaren Bedieneinheit mit jeweils den oben genannten Vorteilen.
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Die Kommunikation zwischen der Anzeigeeinrichtung und der Bedieneinheit mit dem Video-Receiver bzw. der Sende-/Empfangseinheit erfolgt mittels Funksignalen, wobei unterschiedliche Kommunikationsstandards, beispielsweise Bluetooth oder WiFi, verwendet werden können.
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Bevorzugt ist die Anzeigeeinrichtung ein Fernsehbildschirm oder ein Flachbildschirm.
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Alternativ ist die Anzeigeeinrichtung ein Tabletcomputer.
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Besonders bevorzugt ist die Anzeigeeinrichtung ein Head-Mounted Display (HMD).
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Die Bedieneinheit hingegen ist bevorzugt als Bogensegment ausgebildet und weist besonders bevorzugt Bedienelemente zum Drehen und/oder Schwenken der Kamera, zum Fokussieren des Bildes und/oder zum Einstellen eines aufrechten Bilds auf.
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Die Erfindung wird anhand von in den beigefügten Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. Es zeigen:
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2 den schematischen Aufbau eines besonders bevorzugt ausgestalteten Systems zur Kanalinspektion und/oder -sanierung nach der Erfindung;
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3 eine perspektivische Ansicht einer besonders bevorzugt ausgestalteten Handgelenk-Fernbedienung für das System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung nach der Erfindung; und
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4 eine Seitenansicht der Handgelenk-Fernbedienung aus 3.
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2 zeigt die räumliche Anordnung der funktionellen Komponenten eines besonders bevorzugt ausgestalteten Systems zur Kanalinspektion und/oder -sanierung nach der Erfindung.
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Das System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung (100) weist bevorzugt – wie bekannt – eine transportable Einheit mit einer Haspel für die Aufnahme eines Schiebekabels 10 auf. Die transportable Einheit kann weitere für die Funktion des Systems wichtige Einrichtungen, beispielsweise zur Stromversorgung, tragen.
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An dem einen Ende des Schiebekabels 10 ist eine Kanalkamera 20 vorgesehen. An dem anderen, der Haspel zugewandten Ende des Schiebekabels 10 ist ein Video-Receiver 30 vorgesehen. Wie aus dem Stand der Technik bekannt, kann an der transportablen Einheit eine mit dem Video-Receiver über ein Kabel verbundene Anzeigevorrichtung installiert sein, die das von der Kanalkamera 10 aufgenommene und vom Video-Receiver gewandelte Bild darstellt.
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Erfindungsgemäß ist jedoch vorgesehen, dass der Video-Receiver 30 mit der Anzeigevorrichtung 40 kabellos kommunizierend verbunden ist. Zwar kann die Anzeigevorrichtung 40 auch (zumindest temporär, beispielsweise zu Transportzwecken) an der transportablen Einheit befestigt sein.
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Vorteil der kabellosen Kommunikation zwischen Video-Receiver 30 und Anzeigevorrichtung 40 ist jedoch, dass die Anzeigevorrichtung 40 von der transportablen Einheit getrennt und an einen von der transportablen Einheit beabstandeten Ort verbracht werden kann. Beispielsweise kann die Anzeigevorrichtung 40 auf einem eigenen Stativ befestigt sein, das so angeordnet wird, dass der Bediener des Systems während des Einschiebens der Kanalkamera 20 in den Kanal eine uneingeschränkt gute Sicht auf die Anzeigevorrichtung 40 hat.
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Die Anzeigevorrichtung 40 kann beispielsweise ein Tabletcomputer sein, der über Bluetooth oder WiFi mit dem Videoreceiver 30 kabellos verbunden ist. Besonders bevorzugt ist die Anzeigevorrichtung 40 jedoch ein Head-Mounted Display (HMD), die dem Benutzer das Gefühl vermittelt, unmittelbar in dem von der Kanalkamera 20 aufgenommenen Raum zu sein. Durch diese wirklichkeitsnahe Sinneserfahrung wird die Navigation im Kanal deutlich verbessert.
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Insbesondere ist es bei Verwendung eines HMD möglich, eine Augmented-Reality Brille zu schaffen, die dem Benutzer weitere, bei der Navigation bzw. Inspektion oder Sanierung zu beachtende Informationen einspielt.
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Besonders bevorzugt weist die transportable Einheit weiter eine Sende-/Empfangseinheit 50 auf, die die für die Steuerung der Kanalkamera 20 notwendigen Steuerdaten von einer kabellos mit der Sende-/Empfangseinheit 50 kommunizierenden Bedieneinheit 60 empfängt bzw. an diese weiterleitet.
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Die Bedieneinheit 60 kann wiederum temporär an der transportablen Einheit befestigt sein. Vorteil der Erfindung ist jedoch, dass die Bedieneinheit 60 von der transportablen Einheit abgenommen und von dieser räumlich beabstandet werden kann. So ist es dem Bediener des erfindungsgemäß ausgestalteten System zur Kanalinspektion und/oder -sanierung möglich, den Bedienstand bzw. den Aufstellungsort der transportablen Einheit zu verlassen und sowohl das von der Kanalkamera 20 aufgenommene Bild zu betrachten, als auch die Kanalkamera 20 zu steuern. Die durch die kabellose Anbindung der Anzeige und der Steuerung erreichte Mobilität ermöglicht dem Bediener gleichzeitig die Kanalkamera 20 zu steuern, das von der Kanalkamera 20 aufgenommene Bild zu analysieren und die Kanalkamera 20 durch Schieben oder Ziehen des Schiebekabels 10 an den gewünschten Ort im Kanal zu verbringen.
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Die als Fernbedienung ausgestaltete Bedieneinheit 60 sollte daher für den Bediener leicht zugänglich, für das Verschieben der Kanalkamera 10 aber nicht störend sein.
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Besonders vorteilhaft ist daher die Ausgestaltung der Bedieneinheit 60 als Handgelenk-Fernsteuerung, wie sie in 3 dargestellt ist. Die Handgelenk-Fernsteuerung 60 weist ein Armband 62 zur Befestigung der Bedieneinheit 60 am Arm des Benutzers auf. Die Bedieneinheit 60 ist dem Arm des Benutzers dadurch ergonomisch angepasst, dass die Bedieneinheit 60 als Bogensegment – wie in 4 gut ersichtlich ausgebildet – ist.
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Die Bedieneinheit 60 weist bevorzugt Bedienelemente zum Drehen 64a, 64b, zum Schwenken 64c, 64d, zum Fokussieren 64e, 64f und zum Einstellen eines aufrechten Bilds 64g auf.
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Vorteil der Erfindung ist, dass die für die Bedienung eines Systems zur Kanalinspektion und/oder -sanierung notwendigen Maßnahmen schnell und gezielt ausgeführt werden können, ohne dass mehrere Bediener notwendig sind oder ein einzelner Bediener aufwändig zwischen mehreren Orten wechseln muss, an denen diese Maßnahmen zu ergreifen sind. Vielmehr kann ein einzelner Bediener bei Verwendung eines besonders bevorzugten Systems 100 gemäß der vorliegenden Erfindung das Schiebekabel 10 greifen und im Kanal bewegen, das von der Kamera 20 aufgenommene Bild analysieren und die Kamera 20 zur weiteren Inspektion/Sanierung steuern.