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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erweiterung des Einsatzbereichs von Kraftfahrzeugen. Kleinbusse mit festen oder herausnehmbaren Campingeinrichtungen verfügen in den seltensten Fällen über einen integrierten und räumlich abgetrennten Toiletten- bzw. Duschraum. Ein Grund hierfür ist die geringe Grundfläche der Fahrzeuge. Dies führt dazu, dass – unter Komfortverlust – im Außenbereich z. B. unter einem Heckzelt geduscht und die Toilette im Fahrgastraum benutzt wird. Auch ist die durch den Duschvorgang in das Fahrzeug eingebrachte Feuchtigkeit nur mit erhöhtem Aufwand zu entfernen.
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Alternativ sind Wohnmobile am Markt verfügbar, die zwar über alle für das Wohnen erforderlichen Einrichtungen inklusive räumlicher Abtrennungen verfügen, jedoch von den äußeren Abmessungen, Unterhaltskosten und Anschaffungspreis deutlich über vergleichbaren Werten bei Kleinbussen angesiedelt sind. Auch die Anwendungsmöglichkeiten für Personen- und/oder Gütertransport sind bei dieser Fahrzeug-Kategorie eingeschränkt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine vollwertige sanitäre Ausstattung mit räumlicher Trennung mit einem Kleinbus zu verbinden. Dabei sollen keine oder nur geringe bleibende Änderungen am Fahrzeug vorgenommen werden und die Gesamthöhe des Fahrzeugs möglichst nicht oder nur geringfügig erhöht werden – vorzugsweise verbunden mit der Option voller Stehhöhe im Innenraum während der Nutzung der Dusche im Stand.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird eine Sanitärkabine zur Aufnahme im Heckbereich eines Fahrzeugs vorgeschlagen, insbesondere zur Aufnahme auf einem Hecklastenträger an einem Fahrzeugrahmen Die Sanitärkabine umfasst eine Schnittstelle zur Aufnahme am Fahrzeug oder Hecklastenträger und einen Wandbereich der einen Innenraum definiert und der zumindest eine Zugangsöffnung aufweist. Im Innenraum sind eine Toilette und ein Duschbereich angeordnet, wobei beide mit einem Wassertank koppelbar sind.
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Bestandteil der Kabine ist insbesondere ein Deckenbereich, der zwischen einer ersten, eingefahrenen Stellung und einer zweiten, ausgefahrenen Stellung verstellbar ist.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist der Deckenbereich in der versenkten Stellung an die Höhe des Fahrzeugs angepasst und wird über einen Verstellmechanismus in die ausgefahrene Stellung gebracht, wodurch der Wandbereich vergrößert wird.
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Eine Ausgestaltung des Verstellmechanismus ist ein Parallelhubdach, welches über einen Hubmechanismus, der an Führungsschienen des Kabinendachs gelagert ist, erreicht wird. Der Hubmechanismus kann schwenkbar mit dem Wandbereich verbunden sein. Beispielsweise über das Hochklappen von zwei festen Wandbereichen oder -segmenten wird ein geschlossener Raum erzeugt. Eine weitere Ausgestaltung ist elf verschwenkbarer Dachbereich, der ebenso den Wandbereich vergrößert und über eine klappbare Abdeckwand nach außen abschließt. Die Vergrößerung des Wandbereichs kann auch über Wände aus Zeltstoff realisiert werden.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung verfügt die Sanitärkabine über einen oder mehrere Frischwassertanks und einen oder mehrere Brauchwassertanks, sowie einen Fäkalientank, der als integraler Bestandteil der Toilette ausgeführt sein kann.
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Eine bevorzugten Ausgestaltung zufolge verfügen einer oder mehrere der Frischwassertanks über eine elektrische Wassererwärmung, die während der Fahrt von der Fahrzeugelektrik gespeist wird, so dass über eine Kopplung die Dusche mit Warmwasser versorgt werden kann.
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Eine Variante ist es, den Abwassertank der Dusche bzw. des Waschbeckens, derart mit der Toilette zu koppeln, dass zu deren Spülung Wasser aus diesem Tank verwendet werden kann
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Die Sanitärkabine verfügt gemäß einer weiteren Variante über einen von außen zugänglichen Medienanschluss, der zur Kopplung mit externen Wasserver- und Entsorgungssystemen verwendet werden kann.
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Die Kabine ist so gestaltet, dass sie fahrfertig ohne Wasser in der Grundausstattung ein Gewicht von ca. 110 kg nicht überschreitet. Dies kann beispielsweise mit einer Ausführung aus miteinander verklebten selbsttragenden GFK-Sandwichplatten erreicht werden. Typische Hecklastenträger haben je nach Fahrzeug Nutzlasten für den Fahrbetrieb von 150–300 kg, so dass die Kabine auch im Fahrbetrieb Wasser und/oder Gepäck enthalten kann. Bei Fahrzeugen mit höherer Nutzlast kann diese für Sonderausstattung bei der Kabine, für Mehrgepäck oder für erhöhte Wasserkapazität verwendet werden.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung ist der Deckenbereich der Kabine aus einem halbtransparenten milchglasartigen Material gestaltet, der den Innenraum mit Tageslicht versorgt.
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Hauptvorteil einer gemäß zumindest einiger der vorstehenden Aspekte gestalteten Sanitärkabine sind zusätzliche Einsatzmöglichkeiten von Kleinbussen mit geringem Rüst- bzw. Montageaufwand und vertretbarem finanziellem Aufwand. Die Einschränkungen bezüglich der Nutzung, die am Markt befindliche Wohnmobile aufweisen (z. B. keine Tiefgaragennutzung, hoher Verbrauch, eingeschränkter Personen- und Sperrgutransport), werden vermieden.
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Anwendbarkeit:
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Kleinbusse finden breite Verwendung und das sowohl im kommerziellen als auch im privaten Bereich.
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Bei Privatanwendern werden Kleinbusse häufig sowohl als Alltagsfahrzeug als auch als Freizeitmobil bzw. zum Camping verwendet. Dabei sind eine vielseitige Einsetzbarkeit bei Freizeiteinsätzen und eine uneingeschränkte Alltagstauglichkeit von zentraler Bedeutung. Hierzu zählt auch die Möglichkeit, Tiefgaragen benutzen zu können.
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Da die Erfindung für einen Teil der Anwender nur während des Urlaubs genutzt wird, bietet sich neben dem Verkauf auch der Verleih von Sanitärkabinen an.
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Kommerziellen Einsatz finden Kleinbusse als mobiles Büro, das dem Nutzer und ein festes Dach über dem Kopf bietet. Für einem komfortablen Büro-Arbeitsplatz sind jedoch eine Toilette und eine Waschgelegenheit Voraussetzung. Die Erfindung ermöglicht es erstmals, einen handelsüblichen Kleinbus mit einer Toilette und einer Waschgelegenheit auszustatten, ohne bleibende Änderungen am Fahrzeug durchführen zu müssen. Dadurch kann auf die Verwendung eines kostenintensiven Wohnmobils verzichtet werden.
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Anwendungsbeispiel 1: Privatanwender
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Ein Arbeitnehmer wohnt zentrumsnah in einer Großstadt und bekommt von seiner Firma ein Leasingfahrzeug gestellt. Er entscheidet sich dabei für einen Kleinbus mit 8 Sitzen, den er mit schnell zu montierenden Möbeln (z. B. Bett/Küchenzeile) zu einem kleinen Campingmobil umrüsten kann. Sein Stellplatz für das Fahrzeug und ggf. die Fahrzeugsitze und Campingmöbel ist eine Tiefgarage. Die Nutzungsbedingungen seines Leasing-Gebers untersagen/erschweren die bleibende Veränderung des Fahrzeugs. Die Erfindung der Wohnkabine mit Klapp- bzw. Hubdach ermöglicht es, das für Kochen und Übernachtung ausgerüstete Kleinbus-Wohnmobil in ein vollständig autarkes Wohnmobil mit Dusche und Toilette zu verwandeln. Wenn er sie nicht benötigt, lagert er die Kabine ebenso in der Tiefgarage.
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Bekommt er nach Ablauf des Leasingvertrags ein anderes Fahrzeug (z. B. über einen Modellwechsel hinweg), kauft er die dafür passenden Adapter für den Grundträger der Kabine (Ausführungsart gesonderter Träger) und nutzt diese weiter.
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Anwendungsbeispiel 2: kommerzieller Anwender
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Eine Firma für Satellitenkommunikation betreibt landesweit Bodenstationen, die sich fernab von bewohntem Gebiet befinden. Aus Komfortgründen sollen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Griff zum Klappspaten sowie der Gang in das nächstgelegene Gebüsch erspart bleiben. Dafür benötigen Sie eine flexibel einzusetzende technische Vorrichtung mit Toilette, die mit den firmeneigenen Allrad-Kleinbussen kombiniert werden kann. Die Alternative eines Allrad-Wohnmobils mit Sanitärausstattung ist ungleich teurer und passt von der Höhe nicht in die Firmen-Tiefgarage.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung sind nachfolgend anhand der Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigen:
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1 in perspektivischer Darstellung die Kabine mit Sanitäreinrichtungen sowie das Fahrzeugheck;
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2 in perspektivischer Darstellung das Gesamtfahrzeug mit Hecklastenträger;
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3 die Seitenansicht des Fahrzeugs mit Kabine bei abgesenktem Dach;
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4 in perspektivischer Darstellung die Ausführungsart mit Parallelhubdach während eines Aufklappvorgangs (Zwischenstellung);
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5 in perspektivischer Darstellung die Ausführungsart mit Parallelhubdach während eines Klappvorgangs (weitere Stellung);
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6 in Heckansicht eine Ausführungsart mit einseitig angeschlagenem Klappdach bei voller Öffnung;
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7 perspektivischer Darstellung die Ausgestaltung eines oberen Wandbereichs aus Zeltstoff;
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8 in perspektivischer Darstellung die Kabine auf einer Verschiebeeinrichtung bei voller seitlicher Auslenkung;
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9 in perspektivischer Darstellung beispielhafte Ausgestaltungen von Brauchwassererwärmung und Gepäckfixierungsvorrichtung;
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10 in geschnittener Teildarstellung eine Ausgestaltung mit Klappdach mit hochgeklappter Abdeckwand;
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11 in geschnittener Teildarstellung eine Ausgestaltung mit Klappdach mit heruntergeklappter also geschlossener Abdeckwand.
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1 zeigt in perspektivischer Detaildarstellung eine Sanitärkabine 10 die über eine Schnittstelle 11 auf einem Hecklastenträger 14 eines Fahrzeugs 12 angeordnet ist. Der Hecklastenträger 14 ist über eine Schnittstelle 13 mit einem Rahmenausleger 15 des Fahrzeugs 12 lösbar verbunden. Als Ausführungsart können die Sanitärkabine 12 und der Hecklastenträger 14 auch als Einheit ausgebildet sein, welche dann über die Schnittstelle 13 mit dem Rahmenausleger 15 verbunden ist. Die Sanitärkabine 10 kann als selbsttragende Konstruktion aus verklebten oder verschraubten GFK-Sandwichplatten aufgebaut sein. Die Sanitärkabine ist mit einem Wandbereich 20 ausgestattet, der über mindestens eine Zugangsöffnung 27 zum Betreten des Innenraums verfügt. Weiterer Bestandteil der Sanitärkabine 10 kann ein Hubdach 16 sein. Das Kabinendach 22 und die Wände 26, 28 des Hubdachs können aus festen Materialien wie z. B. GFK-Sandwichplatten wie auch aus flexiblem oder textilem Material hergestellt sein. Die Sanitärkabine 10 verfügt beipielhaft über eine Sanitärausstattung mit Toilette 34, Duschbereich 36 mit Ablauföffnung 37, Kaltwassertank 40, Warmwassertank 42, einem Waschbecken 38 sowie einem oder mehreren Abwassertanks 32. Des Weiteren verfügt die Sanitärkabine 10 beispielhaft über einen Medienanschluss 39 für eine externe Wasserversorgung. Dieser Medienanschluss umfasst einen Frischwasseranschluss 41 und einen Brauchwasseranschluss 43.
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2 zeigt das Fahrzeug 12. Das Fahrzeug kann ein Kleinbus, ein Geländewagen oder allgemein ein Fahrzeug sein, das in der Lage ist, Hecklasten größer als 100 kg aufzunehmen. Die Aufnahme des Hecklastenträgers am Fahrzeug 12 erfolgt üblicherweise über Rahmenausleger 15, welche auch zur Aufnahme einer Anhängevorrichtung vorgesehen sein können. Die Position des Hecklastenträgers 14 am Fahrzeug 12 ist dabei vorzugsweise so gewählt, dass die Hecktüre 30 geöffnet werden kann. Es gibt eine Durchtrittsöffnung 44, durch die Wasser aus dem Duschbereich 36 der Sanitärkabine 10 in die Brauchwassertanks 32 gelangen kann. Die Brauchwassertanks 32 sind so ausgeführt, dass sie bei demontierter Sanitärkabine am Hecklastenträger 14 verbleiben können.
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3 zeigt in der Seitenansicht, dass die Höhe der Sanitärkabine 10 in der eingefahrenen Stellung an die Gesamthöhe des Fahrzeugs 12 angepasst ist.
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4 und 5 zeigen in perspektivischer Darstellung schrittweise den Klappvorgang einer Ausführungsart mit Parallelhubdach 16. Dabei kann der Hubmechanismus 24 zwischen der eingefahrenen, an die Fahrzeughöhe angepassten Stellung und der ausgefahrenen Stellung stufenlos verstellt werden. Der Hubmechanismus 24 bildet in der ausgefahrenen Position die Seitenwände des Dachbereichs 16 und erweitert dadurch den Wandbereich 20. Die Führungsplatten 25 sind in den Führungsschienen 23 linear verschiebbar gelagert. Die Führungsschienen 23 sind am Kabinendach 22 befestigt. Ist der Hubmechanismus 24 und das Dach 22 in der oberen, ausgefahrenen Stellung, so können wie in 5 gezeigt, die Vorderwand 26 und die Rückwand 28 des Hubdachs 16 aus der waagerechten Lage, die sie beispielsweise in der eingefahrenen Position einnehmen, in die Senkrechte gebracht werden. Beide Wände 26, 28 sind beispielhaft über Koppelelemente schwenkbar mit dem Wandbereich 20 verbunden. In der oberen senkrechten Stellung erweitern die Wände 26, 28 den Wandbereich 20 und schließen den Innenraum der Sanitärkabine nach außen hin ab. Das Kabinendach 22 kann dabei aus teiltransparentem lichtdurchlässigem Material hergestellt sein.
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6 zeigt in der Heckansicht eine weitere Ausführungsart der Sanitärkabine mit beispielhaft einseitig angeschlagenem Klappdach 17. Dabei überlappt in der unteren, eingefahrenen Stellung der Wandbereich 29 des Klappdachs 17 mit dem Wandbereich der Sanitärkabine. Durch Schwenken um ein Koppelelement, das den Dachbereich 17 mit dem Wandbereich 20 drehbar verbindet, kann die obere, ausgefahrene Stellung erreicht werden.
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7 zeigt eine weitere beispielhafte Ausführung der Kabine als Parallelhubdach 16 mit Zeltstoff als Wandvergrößerung im Dachbereich 31. Der Zeltstoff ist dabei so ausgeführt, dass eine besonders geringe Gesamtmasse der Dachkonstruktion wird.
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Wie in 8 gezeigt, kann die Sanitärkabine 10 mit einer Verschiebeeinrichtung 18 ausgestattet sein, die es ermöglicht, schnell und unkompliziert Zugang zur Fahrzeughecktür 30 zu erlangen. Die Verschiebeeinrichtung ist vorzugsweise als Teleskopschienensystem ausgeführt. Das Teleskopschienensystem 18 besteht beispielhaft aus basisfesten Fixschienen 46, verschiebbaren Mittelschienen 48 und Kabinenschienen 50, welche wiederum mit der Bodenstruktur 45 der Sanitärkabine fest verbunden sind.
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In 9 ist die Sanitärkabine gemäß einer beispielhaften Ausführung mit einer elektrischen Frischwassererwärmung 54 ausgestattet. Diese kann z. B. tauchsiederartig ausgeführt sein. Die Stromversorgung der Frischwassererwärmung erfolgt beispielsweisewährend der Fahrt über die 12 V Fahrzeugelektrik und kann im Stand alternativ mit einer 220 V-Steckdose, z. B. auf einem Campingplatz realisiert werden. Der Warmwassertank 42 ist dabei vorteilhaft wärmeisoliert. Fixiervorrichtungen für Gepäck 52, beispielsweise Fahrräder, können im Innenraum oder auch an den Außenseiten der Sanitärkabine angebracht sein.
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10 und 11 zeigen die Abdeckwand 53, die in ausgeklappter Stellung des Dachs 17 die durch den Schwenkvorgang entstehende Lücke schließen kann. Die Abdeckwand 53 kann dabei wie gezeigt am Klappdach 17 befestigt werden. Eine Variante der Ausgestaltung ist eine Positionsfixierung der Abdeckwand 53 mittels Magneten. Im Innenraum kann die Abdeckwand 53 als Abstellfläche, z. B. für Duschgels, verwendet werden.