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Die Erfindung betrifft ein Implantat zur Reposition und Fixation einer zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur.
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Zentrolaterale Mittelgesichtsfrakturen, wie beispielsweise Jochbeinfrakturen und Le Fort-Frakturen, insbesondere Le Fort I-Frakturen und Le Fort II-Frakturen, werden meist durch eine direkte Gewalteinwirkung hervorgerufen, wobei es sich dabei regelmäßig um eine Komplexfraktur handelt, bei welcher die Bruchenden gegeneinander verschoben werden, so dass eine Dislokation der Fragmente auftritt.
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Bei der Therapie einer solchen dislozierten Fraktur ist in der Regel ein chirurgischer Eingriff notwendig, wobei mit Hilfe eines Implantats eine Fixation und Reposition der Knochenfragmente hergestellt wird. Als Implantate werden dabei üblicherweise plane, plattenförmige Osteosyntheseplatten aus Titan oder anderen geeigneten Materialien verwendet, welche in verschiedenen Formen und Stärken erhältlich sind. Diese Titanplatten werden zumeist mit Schrauben an Knochenfragmenten angebracht und bieten daher eine Stütze, damit die Fragmente wieder in ihrer ursprünglichen Lage gehalten werden, um so den Heilungsprozess des Jochbeins zu ermöglichen. Während eines solchen operativen Eingriffs (Osteosynthese) ist es notwendig, dass die plan ausgebildeten Implantate vom behandelten Chirurgen manuell an die anatomischen, knochengeometrischen Strukturen des Implantatempfängers mittels Biegen angepasst werden. Diese individuelle Anpassung des Implantats ist zeitaufwendig und kann dazu führen, dass das Implantat mehrmals angepasst werden muss, bis es schließlich die gewünschte Form angenommen hat bzw. an den anatomischen, knochengeometrischen Strukturen des Implantatempfängers derart anliegt, dass diese adäquat reponiert und fixiert sind und sich daher nicht mehr gegeneinander verschieben können. Ferner kann es aufgrund der Anpassung des Implantats durch Biegen zu einer Vorschwächung, insbesondere an den Biegezonen, kommen.
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Ein weiterer Nachteil vorbekannter planer Osteosyntheseplatten besteht darin, dass diese nur eingeschränkt für die Reposition und Fixation von Trümmerbrüchen (Mehrfragmentfrakturen), insbesondere von zentrolateralen Mittelgesichtsfrakturen Typ V, geeignet sind. Während eines gesichtschirurgischen Eingriffs zur Behandlung eines solchen Trümmerbruchs ist es häufig nicht oder kaum möglich, mittels vorbekannter Implantate alle oder zumindest den Großteil der einzelnen Knochenfragmente derart zu reponieren und/oder zu fixieren, dass die Normpositionen der einzelnen Fragmente vollständig oder zumindest annähernd vollständig wiederherstellbar ist. Daher sind vorbekannte Osteosyntheseplatten grundsätzlich nicht zur Überbrückung von mehrfachen, komplexen Frakturen geeignet.
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Es besteht daher die Aufgabe, ein Implantat zur verbesserten anatomischen Reposition und Osteosynthese einer zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur zu bereitzustellen, welches keine oder kaum eine manuelle Anpassung an die anatomischen, knochengeometrischen Strukturen eines Implantatempfängers notwendig macht.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird durch die Merkmale aus Anspruch 1 und insbesondere dadurch gelöst, dass das Implantat mehrere präformierte Segmente, vorzugsweise drei oder mehr präformierte Segmente umfasst, wobei die Form eines ersten Segments derart ausgebildet ist, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches der Außenseite eines Oberkieferknochens (Maxilla) vollständig oder teilweise komplementär ist, wobei die Form eines zweiten Segments derart ausgebildet ist, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der außenseitigen anatomischen Struktur eines Stegbereichs zwischen Oberkiefer und Jochbein (Crista zygomaticoalveolaris) vollständig oder teilweise komplementär ist, und wobei die Form eines dritten Segments derart ausgebildet ist, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der anatomischen Struktur zumindest eines außenseitigen Teilbereiches eines Jochbeins (Os zygomaticum, Os jugale) vollständig oder teilweise komplementär ist.
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Außenseite bzw. außenseitig bezieht sich dabei auf die von außen sichtbare Seite des Schädels relativ zum Schädelmittelpunkt. In reponierter Stellung bzw. Normposition der Knochenfragmente ist vorgesehen, dass zumindest ein Segment, vorzugsweise alle Segmente, des erfindungsgemäßen Implantats vollständig oder teilweise komplementär zur Außenseite des Knochens anliegen.
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Das erfindungsgemäße Implantat hat insbesondere den Vorteil gegenüber vorbekannten Implantaten zur Reposition und Fixation einer zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur, dass es bereits präformiert vorliegt und an die anatomischen Strukturen der zentrolateralen Mittelgesichtsknochen des Implantatempfängers angepasst ist. Normalerweise müssen vorbekannte Implantate, wie bereits erwähnt, während eines gesichtschirurgischen Eingriffs durch den Chirurgen mittels Biegen an die anatomischen Strukturen des Implantatempfängers angepasst werden. Dieser Vorgang ist zeitaufwendig und kann das Material des Implantats, insbesondere an den Biegestellen, schwächen.
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Häufig besteht bei einer zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur eine Mehrfragmentfraktur. Durch die Vorgabe des erfindungsgemäßen präformierten Implantats lassen sich einzelne Fragmente regelrecht reponieren und fixieren, so dass die ursprüngliche, dreidimensionale Ausrichtung der zentrolateralen Mittelgesichtsknochen, insbesondere des Jochbeins, gewährleistet ist.
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Anhand von Untersuchungen der Schädelform hat sich gezeigt, dass die individuelle Formabweichung im Bereich der zentrolateralen Mittelgesichtsknochen, insbesondere des Jochbeins, nur minimal ist. Daher ist es möglich, ein präformiertes Implantat auszubilden, welches vollständig oder teilweise komplementär zu diesen bei allen Menschen (einer ethnischen Gruppe) ähnlichen anatomischen Strukturen ist. Lediglich die Schädelgröße sowie die ethnische Herkunft des Implantatempfängers müssen bei der Wahl einer bestimmten Implantatgröße berücksichtigt werden. Eine vorgeformte dreidimensionale Ausgestaltung ermöglicht dabei auch bei beidseitigen Gesichtsfrakturen eine adäquate Reposition und Fixation der Knochenfragmente.
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Dabei ist es besonders zweckmäßig, dass das erste Segment derart ausgeformt ist, dass es komplementär zu zumindest einem Ankerpunkt, vorzugsweise zu zumindest zwei Ankerpunkten, der Außenseite des Oberkieferknochens ausgeformt ist und das gesamte erfindungsgemäße Implantat, insbesondere die einzelnen Segmente des erfindungsgemäßen Implantats, anhand des ersten Segmentes in eine für die nachfolgende Reposition von Knochenfragmenten geeignete Lage ausrichtbar ist/sind. Das bedeutet, dass eine korrekte Ausrichtung zumindest des ersten Segmentes mittels zumindest eines Ankerpunktes ausreichend ist, um das gesamte erfindungsgemäße Implantat korrekt auszurichten, wodurch Knochenfragmente in ihrer Normposition reponiert und fixiert werden können. Die Form des ersten Segments kann beispielsweise derart ausgeformt sein, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der anatomischen Struktur des Bereichs, welcher oberhalb des Alveolarfortsatzes des Oberkiefers angrenzt, insbesondere des Zahnwurzelbereichs (Limbus alveolaris), vollständig oder teilweise komplementär ist.
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Es kann vorgesehen sein, dass die Form des zweiten Segments derart ausgeformt ist, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der außenseitigen anatomischen Struktur des lateralen Jochbeinpfeilers vollständig oder teilweise komplementär ist.
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Es kann vorgesehen sein, dass die Form des dritten Segments derart ausgeformt ist, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der außenseitigen anatomischen Struktur der Jochbeinprominenz (Processus zygomaticus) vollständig oder teilweise komplementär ist.
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Das erfindungsgemäße Implantat kann ferner ein viertes und/oder ein fünftes Segment umfassen, wobei die Form des vierten Segments derart ausgebildet ist, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches der Außenseite eines Oberkieferknochens, insbesondere mit der anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches der Spina nasalis, vollständig oder teilweise komplementär ist, und/oder wobei die Form des fünften Segments derart ausgebildet ist, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite mit der außenseitigen anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches eines paranasalen Stegbereichs zwischen Oberkiefer und Jochbein vollständig oder teilweise komplementär ist.
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Durch die Erweiterung des erfindungsgemäßen Implantats um ein viertes und/oder ein fünftes Segment ist es möglich, komplexere Frakturen (insbesondere komplexe Mehrfragmentfrakturen), beispielsweise Jochbeinfrakturen oder Le Fort-Frakturen, insbesondere Le Fort I-Frakturen und Le Fort II-Frakturen, zu reponieren und zu fixieren. Die Ausrichtung des gesamten Implantats wird dabei vorzugsweise anhand des ersten Segments und/oder der Verlängerung des ersten Segments, welche hierin als viertes Segment bezeichnet ist, bestimmt. Es ist insbesondere zweckmäßig, dass die Spina nasalis als Ankerpunkt des optionalen vierten Segments dient, dessen Unterseite zur Spina nasalis vollständig oder teilweise komplementär ist. Durch das optionale fünfte Segment des erfindungsgemäßen Implantats können beispielsweise Knochenfragmente reponiert und fixiert werden, die bei Le Fort-Frakturen, insbesondere Le Fort I-Frakturen, vorkommen.
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Die mehrsegmentige Anordnung des erfindungsgemäßen Implantats erlaubt eine sichere Insertion des präformierten Implantats während einer Operation, da sich das Implantat mittels des ersten und/oder des vierten Segments präzise im Bereich des Oberkiefers platzieren lässt und dadurch die Platzierung der weiteren Segmente, vorzugsweise des zweiten und des dritten Segmentes, insbesondere des zweiten, dritten und fünften Segments, festgelegt wird. Durch die einzelnen Segmente werden somit die ursprünglichen Positionen der Knochenfragmente vorgegeben.
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Es ist vorstellbar, dass das erfindungsgemäße Implantat mit allen fünf Segmenten vorgefertigt vorliegt und dass die einzelnen Segmente, zum Beispiel durch den Chirurgen, je nach Bedarf, beispielsweise mittels einer Drahtschere, entfernbar sind, so dass das erfindungsgemäße Implantat jeweils ausschließlich diejenigen präformierten Segmente umfasst, welche zur Reposition und Fixation der jeweiligen zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur notwendig sind.
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Um Knochenfragmente, insbesondere bei Mehrfragmentfrakturen, reponieren und fixieren zu können, ist vorgesehen, dass das erfindungsgemäße Implantat vollständig oder teilweise plattenförmig oder zumindest annähernd plattenförmig und zumindest teilweise gekrümmt ausgebildet ist, so dass das Implantat eine dreidimensionale Ausbildung aufweist. Die Krümmung des Implantats ist dabei an die anatomischen Strukturen zumindest von Teilbereichen der zentrolateralen Mittelgesichtsknochen angepasst. So können zumindest Teilbereiche der gesunden (in Normposition vorliegenden) zentrolateralen Mittelgesichtsknochen als Matrize bei der Herstellung des erfindungsgemäßen Implantats verwendet werden.
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Zur Determination der jeweiligen Größe des erfindungsgemäßen Implantats bzw. der Implantatsegmente können bestimmte Körperparameter, wie beispielsweise die Schädelgröße des Implantatempfängers, berücksichtigt werden. Kinder und Jugendliche brauchen üblicherweise ein kleineres Implantat als Erwachsene. Dabei ist vorgesehen, dass zur Auswahl der Größe eines einzusetzenden Implantats eine präoperative Auswahl getroffen wird. Es ist ferner vorgesehen, dass mehrere, vorzugsweise zumindest drei, verschiedene Größen eines präformierten Implantats (pro ethnische Gruppe) bereitgestellt sind, so dass anhand dieser Implantate jegliche anatomische Struktur der zentrolateralen Mittelgesichtsknochen aller Patienten in ihrer Normposition wiederherstellbar sind. Geeignete Maßnahmen, um präoperativ die adäquate Größe eines erfindungsgemäßen Implantats zu ermitteln, sind beispielsweise die Verwendung von Computerprogrammen wie zur Verarbeitung von 3D-Datensätzen (zum Beispiel Medtronic, IVS Solutions (Chemnitz), Brainlab (München)), welche durch Computertomografie ermittelt wurden, Vermessung des Augenabstandes, Vermessung des Schädelumfangs oder vorzugsweise Anlegen verschiedener Größen spiegelbildlich ausgeformter Implantate an der intakten Gesichtshälfte des Patienten. Insbesondere mittels des Anlegens verschiedener Größen eines spiegelbildlich ausgeformten Implantats an der intakten Gesichtshälfte kann schnell und einfach ermittelt werden, welche Größe zur Reposition und Fixation einer zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur benötigt wird.
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Ferner ist/sind die ethnische Herkunft und/oder das Geschlecht des Implantatempfängers entscheidend bei der Ausformung des Implantats. Das bedeutet, dass für unterschiedliche ethnische Bevölkerungsgruppen und/oder Geschlechter auch unterschiedliche Implantate hergestellt bzw. zur Reposition und Fixation einer zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur verwendet werden müssen.
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Das erfindungsgemäße Implantat hat beispielsweise eine Dicke von 0,2 mm bis 1,0 mm, vorzugsweise von 0,3 mm bis 0,5 mm. Es hat den Vorteil, dass es dünner ausgestaltet sein kann als vorbekannte Implantate, da es nicht oder kaum durch Verbiegen angepasst werden muss. Aufgrund dessen, dass das Implantat bereits präformiert ist, kann es eine erhöhte Steifigkeit gegenüber anderen Implantaten haben.
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Es kann vorgesehen sein, dass das erfindungsgemäße Implantat beispielsweise durch Biegen, vorzugsweise lediglich minimal, angepasst werden kann. Dabei kann es vorteilhaft sein, dass das präformierte erfindungsgemäße Implantat weiter Biegestellen umfasst, anhand derer eine zumindest annähernd exakte Anpassung an die anatomischen Strukturen des Implantatempfängers möglich ist. Das Implantat kann zudem auch aus mehreren verschiedenen Materialien mit unterschiedlicher Steifigkeit und Biegsamkeit hergestellt sein.
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Um Irritationen und Verletzungen der Weichteile zu verhindern oder zumindest zu vermindern, ist es vorteilhaft, wenn das erfindungsgemäße Implantat eine glatte und/oder abgerundete Berandung aufweist.
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Damit durch das erfindungsgemäße Implantat eine adäquate Fixation und Reposition einer zentrolateralen Mittelgesichtsfraktur gewährleistet ist, ist vorgesehen, dass das Implantat ein Fixierungselement oder insbesondere mehrere Fixierungselemente umfasst. Ein Fixierungselement kann zumindest einen Fixierungsabschnitt, wie beispielsweise ein Loch oder mehrere Löcher, insbesondere ein Bohrloch oder mehrere Bohrlöcher, mit oder ohne Innengewinde umfassen. Es kann weiter vorgesehen sein, dass das Fixierungselement zumindest eine Schraube oder mehrere Schrauben, vorzugsweise ausgestattet mit einem in das Innengewinde des zumindest einen Loches passenden Außengewindes oder Außengewindeabschnitts, umfasst. Das eine Fixierungselement oder die Fixierungselemente sind zur Fixierung und Reposition zumindest eines Knochenfragments, vorzugsweise mehrerer Knochenfragmente, ausgebildet. Es ist besonders zweckmäßig, wenn das erfindungsgemäße Implantat mit einem ThreadLock TS-System verwendbar ist bzw. dieses umfasst. Das ThreadLock TS-System ist im Stand der Technik ausführlich beschrieben. Die Schrauben des ThreadLock TS-Systems umfassen zumindest zwei unterschiedliche Außengewinde, wobei beispielsweise das zur Verriegelung dienende Außengewinde am Schraubenkopf korrespondierend zum Innengewinde des zumindest einen Loches des Implantats ist. Mittels des zweiten Außengewindes (Knochengewindes) der Schraube wird diese in den Knochen bzw. das Knochenfragment eingeschraubt und somit im Knochen bzw. Knochenfragment fixiert.
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Das erfindungsgemäße Implantat kann aus Titan und/oder einer Titanlegierung und/oder einem oder mehreren Kunststoffen, insbesondere einem oder mehreren resorbierfähigen Materialien, hergestellt sein.
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Es kann ferner vorgesehen sein, dass die Vorderseite des erfindungsgemäßen Implantats derart ausgebildet ist, dass sie an die anatomischen Strukturen des Implantatempfängers angepasst ist. Das heißt, dass die Vorder- und Unterseite des erfindungsgemäßen Implantats zumindest annähernd komplementär ausgebildet sind.
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Die Erfindung wird nun anhand zweier Ausführungsbeispiele näher beschrieben, ist aber nicht auf diese Ausführungsbeispiele beschränkt. Weitere Ausführungsbeispiele ergeben sich durch Kombination der Merkmale einzelner oder mehrerer Schutzansprüche untereinander und/oder mit einzelnen oder mehreren Merkmalen des Ausführungsbeispiels.
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Es zeigt, zum Teil schematisiert:
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1 eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Implantats mit drei Segmenten in ihrer Position am menschlichen Schädel,
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2 eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Implantats mit fünf Segmenten in ihrer Position am menschlichen Schädel,
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3 eine nicht abgeschlossene Auswahl von häufig auftretenden Frakturlinien der zentrolateralen Mittelgesichtsknochen,
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4 eine perspektivische Darstellung der Ausführungsform des erfindungsgemäßen Implantats aus 1,
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5 eine perspektivische Darstellung der Ausführungsform des erfindungsgemäßen Implantats aus 1 und 4.
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Eine im Ganzen als 1 bezeichnete Ausführungsform des erfindungsgemäßen Implantats ist in 1, 4 und 5 gezeigt.
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In 1 ist zu sehen, wo das präformierte, dreidimensional ausgeformte, plattenförmige Implantat 1 bestehend aus drei Segmenten 2, 3 und 4 in reponierter Stellung der Knochenfragmente außenseitig am Schädel des Implantatempfängers angelegt ist.
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Ein entsprechendes isoliertes Implantat ist in 4 und 5 schematisiert in perspektivischer Ansicht dargestellt.
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Dabei ist die Form des ersten Segments 2, welche derart ausgebildet ist, dass wenigstens die am Knochen anliegende Unterseite 9 des Implantats mit der anatomischen Struktur zumindest eines außenseitigen Teilbereiches eines Oberkieferknochens, insbesondere des Zahnwurzelbereiches (Limbus alveolaris) 11, vollständig oder teilweise komplementär ist. Die Form des zweiten Segments 3 ist derart ausgebildet, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite 9 mit der außenseitigen anatomischen Struktur eines Stegbereichs zwischen Oberkiefer und Jochbein (Crista zygomaticoalveolaris) 15, insbesondere des lateralen Jochbeinpfeilers, vollständig oder teilweise komplementär ist. Ferner ist die Form des dritten Segments 4 derart ausgebildet, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite 9 mit der außenseitigen anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches eines Jochbeins, insbesondere der Jochbeinprominenz 13, vollständig oder teilweise komplementär ist. Das in 1 abgebildete Ausführungsbeispiel ist insbesondere zur Reposition und Fixation einer Jochbeinfraktur geeignet.
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Das in 2 dargestellte präformierte Implantat 10 unterscheidet sich von der in 1 abgebildeten Ausführungsform insofern, dass es weiter ein viertes und ein fünftes Segment 5, 6 umfasst. Die Form des vierten Segments 5 ist derart ausgebildet, dass wenigstens seine am Knochen anliegende Unterseite 9 mit der außenseitigen anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches eines Oberkiefers, insbesondere mit der anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches der Spina nasalis 12, vollständig oder teilweise komplementär ist. Die Form des fünften Segments 6 ist ferner derart ausgebildet, dass wenigstens seine außenseitig am Knochen anliegende Unterseite 9 mit der anatomischen Struktur zumindest eines Teilbereiches eines paranasalen Stegbereichs zwischen Oberkiefer und Jochbein vollständig oder teilweise komplementär ist.
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Die 2 dargestellte Ausführungsform der Erfindung hat insbesondere den Vorteil, dass damit komplexere Frakturen, wie zum Beispiel Jochbeinfrakturen und Le Fort-Frakturen, insbesondere Le Fort I-Frakturen 17 und Le Fort II-Frakturen 16, gerichtet werden können. Durch das vierte Segment 5 umfasst das Implantat 10 einen zusätzlichen Ankerpunkt, mittels dessen das Implantat 10, insbesondere an der Spina nasalis 12 (siehe 1), ausgerichtet werden kann. Das fünfte Segment 6 ist als paranasale Verlängerung des Implantats 10 ausgeformt, wodurch beispielsweise großflächigere Frakturen leichter und besser reponiert werden können.
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Das erfindungsgemäße Implantat 1, 10 ist plattenförmig (mit einer Dicke von 0,3 mm bis 0,5 mm) und zumindest teilweise gekrümmt ausgebildet. Anhand der Krümmungen ist die Form der Segmente des Implantats 1, 10, insbesondere der Unterseite 9 des Implantats 1, 10, an die anatomische Struktur der zentrolateralen Mittelgesichtsknochen (insbesondere des Jochbeins) angepasst, so dass die Segmente zumindest annähernd komplementär außenseitig am jeweiligen Knochen bzw. Knochenbereich anliegen. Um das Implantat 1, 10 regelrecht am Schädel des Implantatempfängers positionieren zu können, ist vorgesehen, dass das Implantat 1, 10 zunächst mittels des ersten Segments 2 am Zahnwurzelbereich (Limbus alveolaris) 11 derart ausgerichtet wird, dass es vollständig oder zumindest annähernd komplementär am Knochen anliegt. Durch eine solch adäquate Ausrichtung des ersten Segments 2 und falls vorhanden des vierten Segments 5 ist gewährleistet, dass dann das zweite und das dritte Segment 3, 4 und falls vorhanden das fünfte Segment 6 ebenfalls in ihren vorbestimmten Positionen vorliegen, um somit dem Chirurgen eine Matrize zur Reposition beispielsweise einzelner Fragmente vorzugeben. Somit bietet das präformierte Implantat 1, 10 eine Art Vorlage, um die Fragmente in ihrer Normposition (idealerweise ist das Ihre Ausgangslage vor dem Eintreten der Fraktur) zu reponieren und zu fixieren. Die Präformation des erfindungsgemäßen Implantats 1, 10 als dreidimensionale Vorlage bietet dabei insbesondere den Vorteil, dass man bei Mehrfragmentfrakturen die einzelnen Knochenfragmente schneller und einfacher regelrecht reponieren und fixieren kann, so dass die ursprüngliche, durch die geometrische Position des Knochens bestimmte Gesichtsform des Implantatempfängers vollständig oder zumindest annähernd vollständig wiederherstellbar ist.
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Beide Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Implantats 1, 10 umfassen mehrere als Bohrlöcher mit einem Innengewinde 7 ausgebildete Fixierungselemente. Das Implantat 1, 10 kann mittels Schrauben, die mit passenden Außengewinde zu den Innengewinden der Bohrlöcher ausgeformt sind, am Knochen bzw. den Knochenfragmenten fixiert werden, wodurch es zur Reposition und Fixierung der Fragmente verwendet werden kann. Vorzugsweise nutzt die Verbindung zwischen Platte und Schraube unterschiedliche Durchmesser als die Fixierung zwischen Schraube und Knochen. Vorzugsweise ist das erfindungsgemäße Implantat 1, 10 mit dem ThreadLock TS-System verwendbar oder das erfindungsgemäße Implantat 1, 10 umfasst das ThreadLock TS-System.
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In den 3A, 3B und 3C sind mehrere potentielle Frakturlinien bei zentrolateralen Mittelgesichtsfrakturen dargestellt. In 3A. ist anhand der gestrichelten Linie der mögliche Verlauf einer pyramidalen Le Fort-II-Fraktur 16 angedeutet – eine zentrale Mittelgesichtsfraktur mit einer pyramidenförmigen Oberkieferabsprengung (Pyramidalfraktur) des Oberkiefermassives. Die Frakturlinie 16 verläuft zumeist entlang oder unterhalb der Sutura frontomaxillaris (mit oder ohne Beteiligung des Nasenskeletts), durch den Processus frontalis maxillae, an der medialen Wand der Orbita (mediale Augenwinkel) entlang, durch das Os lacrimale, durch den Orbitaboden 14, die untere Orbitakante, durch das Foramen infraorbitale oder nahe daran vorbei, schräg nach unten durch die vordere Wand der Kieferhöhle. Die Frakturlinie 16 zieht sich ferner unter dem Jochbein entlang der Fissura pterygomaxillaris und durch die Lamina pterygoidea medialis und lateralis.
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In 3B ist anhand der gestrichelten Linie der mögliche Verlauf einer horizontalen Mittelgesichtsfraktur des Typs Le Fort-I dargestellt. Bei der horizontalen Le-Fort-I-Fraktur reicht die Frakturlinie 17 von der Nasenscheidewand zur lateralen Kante der Apertura piriformis, horizontal knapp oberhalb der Wurzelspitzen der Oberkieferzähne. Sie kreuzt zumeist unterhalb der Sutura zygomaticomaxillaris (der Knochennaht zwischen Oberkiefer und Jochbein), quert die Sutura pterygomaxillaris und weiter die Processus pterygoidei lateralis und medialis (jeweils linke und/oder rechte Gesichtshälfte).
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In 3C ist anhand der gestrichelten Linie der mögliche Verlauf einer Jochbeinfraktur (lateralen Mittelgesichtsfraktur) 18 dargestellt. Die Frakturlinie 18 verläuft zumeist entlang der Knochennaht (Sutur) zwischen Jochbein und Stirnbein (Sutura zygomaticofrontalis), der seitlichen Wand der knöchernen Augenhöhle 14 (Orbita), entlang einer Knochenspalte im Boden der Orbita (Fissura orbitalis inferior), dem Foramen infraorbitale (Austrittspunkt des Nervus infraorbitalis aus dem Oberkiefer (Maxilla)), der oberen seitlichen und die hinteren Wand der Kieferhöhle (Sinus maxillaris).
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Die Verlagerung (Dislokation) von Bruchstücken des Jochbeins kann zur Mitte hin (nach medial) in die Kieferhöhle und Orbita hinein sowie nach unten (kaudal) und hinten (dorsal) erfolgen. Sehr oft liegt bei der operativen Freilegung der Frakturlinien eine zertrümmerte seitliche (laterale) Wand der Kieferhöhle vor.
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In den 3A, 3B und 3C sind ferner die Jochbeinprominenz (Processus zygomaticus) 13, der Stegbereichs zwischen Oberkiefer und Jochbein (Crista zygomaticoalveolaris) 15, der Zahnwurzelbereich (Limbus alveolaris) 11 und die Spina nasalis 12 angedeutet.