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Die Erfindung bezieht sich auf einen Tubus zur Aufnahme und Steuerung des Einführteils eines flexiblen Endoskops nach Anspruch 1.
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Flexible Endoskope werden im medizinischen und technischen Bereich in unterschiedlichsten Längen und Außendurchmessern verwendet, abhängig von ihrem jeweiligen Einsatzgebiet.
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Die Endoskope bestehen üblicherweise aus einem Versorgungsstecker, einem Versorgungsschlauch, einem Bedienteil sowie einem Einführungsteil, wobei das Einführungsteil am distalen Ende ein Abwinklungsteil aufweist. Der Versorgungsstecker wird zum Betreiben mit einer Lichtquelle und einem Videoprozessor verbunden. Er beinhaltet einen Absauganschluss, einem Luftanschluss, einem Spülflaschenanschluss sowie einen Lichtleiter. Der Versorgungsschlauch besteht aus einem flexiblen Kunststoffschlauch und beinhaltet die elektronischen Leitungen sowie die Kanäle. Das Bedienteil hat zum Beispiel zwei Abwinklungsräder mit zugehörigen Feststellknöpfen sowie ein Absaug- und Luft-/Wasserventil und einen Instrumenteneingang. Das Einführteil mit dem Abwinklungsteil besteht aus einem Kunststoffschlauch mit innenliegendem Metallgeflecht und einer Metallspirale. Das Einführteil enthält einen Biopsie-/Absaugkanal, einen Luftkanal, einen Wasserkanal, Lichtleitbündel und elektronische Kabel für einen CCD-Chip, der sich am distalen Ende befindet. Abwinklungszüge (Seilzüge) erstrecken sich zwischen dem Abwinklungsteil und dem Bedienteil, um das Abwinklungsende wahlweise in eine gewünschte Richtung abzuwinkeln.
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Bei der Entfernung von Gallensteinen oder Nierensteinen muss das Endoskop mit einer Seitenblickoptik vor dem Gallengang zentriert werden. Durch einen Instrumentenkanal des Endoskops werden Instrumente in den Gallengang eingeschoben. Bei diesen Instrumenten handelt es sich zum Beispiel um eine Sonde zum Zerstören der Steine oder um ein Körbchen zum Einfangen dieser Steine. Bekannt ist auch, mit einem dünnen Endoskop mit einer prograden Optik in den Gallengang oder Pankreasgang einzudringen, um diesen zu inspizieren. Wenn versucht wird, mit einem dünnen Endoskop über die Speiseröhre durch den Magen und den Dünndarm direkt in den Gallengang zu gelangen, treten im Wesentlichen zwei Probleme auf. Durch das sehr flexible und biegsame Einführteil wird dieses im Magen stark über die große Kurvatur im Magen abgelenkt. Dadurch ist es schwierig, durch den Magenausgang gezielt bis zum Gallengangausgang (Papille) zu kommen. Mit dem distalen Ende des Einführteils vom Dünndarm in den Gallengang zu kommen, um es dort weiter vorschieben zu können, erweist sich als schwierig, da mit dem Vorschub des Einführteils ein tangentialer Druck aufgebaut wird und das distale Ende vom Einführteil wieder aus dem Gallengang herausgeschoben wird.
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Eine ähnliche Problematik stellt sich bei der Koloskopie (Darmspiegelung). Wenn das Einführteil eines Endoskops (Koloskop) durch den Dickdarm vorgeschoben wird, tritt in den Kurven des Dickdarms (Kolons) folgendes Problem auf. Beim Vorschieben des Einführteils des Endoskops entsteht in den Kurven des Dickdarms (Kolons) ein Druck, da das Einführteil sich in die Biegungen des Dickdarms legt und diesen belastet. Wenn sich dann beim Vorschieben des Einführteils im Kolon Druck aufbaut, wird häufig das Sigma hochgeschoben und dadurch stark strapaziert. Das Koloskop lässt sich noch schlechter im Kolon vorschieben. In solchen Fällen wird das Sigma durch das Einhaken mit dem distalen Ende des Einführteils in einer Kurve und Zurückziehen des Einführteils begradigt. Es besteht aber die Gefahr, dass sich das Sigma beim erneuten Vorschieben wieder hochschiebt, das Sigma wieder belastet wird und sich das Einführteil des Koloskops noch schlechter vorschieben lässt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Mittel anzugeben, mit dem es möglich ist, Endoskope auch um winklige Abbiegungen in einem Gangsystem des menschlichen Körpers relativ problemlos vorzubewegen.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
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Die Erfindung sieht einen Tubus zur Aufnahme und Steuerung des Einführteils eines flexiblen Endoskops vor, das ein längliches Einführteil und am proximalen Ende des Einführteils ein Bedienteil aufweist. Das Einführteil hat am distalen Ende ein Abwinklungsteil vergleichbar dem Abwinklungsteil bei einem Endoskop. Das Bedienteil weist eine proximale Einführöffnung auf, die sich zu einem Kanal hin erstreckt, der sich durch das Bedienteil und das Einführteil bis zum Abwinklungsteil erstreckt. Über die Einführöffnung wird das Endoskop in den Kanal eingeschoben und kann bis zum distalen Ende und über dieses hinaus vorgeschoben werden. Am Bedienteil befinden sich Betätigungselemente, um vorzugsweise über Seilzüge das Abwinklungsteil in eine gewünschte Richtung abzuwinkeln.
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Durch den Einsatz eines Steuertubus erthält das relativ dünne Endoskop, zum Beispiel bei der Cholangioskopie, eine höhere Stabilität und lässt sich somit besser durch den Magen in den Dünndarm vorschieben. Wenn man dann mit dem Steuertubus und dem innenliegenden dünnen Endoskop sich am Dünndarm vor der Papille befindet, kann das Abwinklungsteil des Steuertubus entsprechend abgewinkelt werden. Nunmehr kann das dünne Endoskop sehr leicht um die Krümmung des Steuertubus in den Gallengang oder Pankreasgang vorgeschoben werden.
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Bei der Koloskopie kann der Steuertubus je nach Situation abgewinkelt werden, um den Druck auf das Kolon zu minimieren. Das Koloskop lässt sich dadurch mit geringerem Widerstand schonend im Kolon vorschieben.
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Der erfindungsgemäße Steuertubus lässt sich auch für technische Anwendungen einsetzen, bei denen es darum geht, ein mehr oder weniger flexibles Endoskop um eine mehr oder weniger scharfe Biegung herum zu führen und weiter vorzubewegen. Dadurch, dass dem Abwinklungsende eine entsprechende Krümmung vermittelt wird, lässt sich das Endoskop leichter um die Biegung herumführen und weiter vorschieben, um z.B. technische Untersuchungen anstellen zu können.
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Nach einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass am Bedienteil ein Feststellmechanismus vorgesehen ist zum Fixieren des eingeschobenen Endoskops. Der Feststellmechanismus ist so ausgeführt, dass das Endoskop in einer beliebigen Relativposition im Kanal des Steuertubus festgesetzt werden kann.
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Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist als Betätigungsmittel mindestens ein Bedienrad vorgesehen, dem eine Arretierung zugeordnet ist. Wahlweise kann das Bedienelement ein Joystick sein, dem ebenfalls eine Arretierung zugeordnet ist.
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Bei einem einzigen Bedienelement ist eine Abwinklung nur in einer Ebene möglich, die aber durch Drehen des Steuertubus auch gedreht werden kann. Zwei Bedienelemente ermöglichen die Abwinklung in zwei aufeinander stehenden Ebenen.
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Damit das Endoskop leichter in den Kanal des Steuertubus eingeführt werden kann, sieht eine Ausgestaltung der Erfindung vor, dass die Einführöffnung nach außen hin proximal konisch erweitert ist.
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Das Einführteil des erfindungsgemäßen Steuertubus kann steif oder starr sein, wobei das Abwinklungsteil jedoch flexibel ausgebildet ist. Alternativ können Einführteil und Abwinklungsteil flexibel ausgeführt sein.
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Um das Endoskop beim Vorschieben oder Zurückziehen nicht zu beschädigen, sieht eine weitere Ausgestaltung der Erfindung vor, dass der Kanal am distalen Ende im Abwinklungsteil zum freien Ende hin konisch erweitert ist.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass auf den Steuertubus ein Ballonkatheter mit einer Einfüllöffnung aufgeschoben ist. Alternativ kann der Ballonkatheter integral mit dem Steuertubus ausgeführt sein. In beiden Fällen kann mit dem Ballonkatheter der Steuertubus an einer gewünschten Position fixiert werden.
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Nach einer anderen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Steuertubus über einen Abschnitt seiner Länge ein Versteifungsmittel aufweist, vorzugsweise in Form einer Spirale oder dergleichen und das Bedienteil Betätigungsmittel zur wahlweisen Betätigung der Versteifungsmittel aufweist. Damit ist es möglich, den Steuertubus zu versteifen, was etwa bei der Koloskopie von Vorteil ist, um das Sigma begradigt zu halten.
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Der erfindungsgemäße Steuertubus kann mit Eindoskopen vorhandener Ausprägung eingesetzt werden. Eine besondere Anpassung des Endoskops ist nicht erforderlich.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung soll nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert werden.
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1 zeigt schematisch ein herkömmliches Endoskop, beispielsweise für eine Gastroskopie oder eine Cholangioskopie.
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2 zeigt schematisch die Seitenansicht eines Steuertubus nach der Erfindung.
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3 zeigt eine ähnliche Darstellung wie 2, jedoch mit abgewandeltem Bedienteil.
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4 zeigt einen Schnitt durch den Steuertubus nach der Erfindung.
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5 zeigt eine ähnliche Darstellung wie 4, jedoch zusätzlich mit einem Ballonkatheter.
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6 zeigt die Anordnung eines erfindungsgemäßen Steuertubus mit einem aufgenommenen Endoskop nach Art einer Röntgenaufnahme.
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7 zeigt die gleiche Position der Teile mit dem Steuertubus nach 6 im Schnitt.
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8 zeigt die Problematik bei der Cholangioskopie mit einem dünnen Endoskop.
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9 zeigt den Einsatz des erfindungsgemäßen Steuertubus bei einer Gastroskopie und einer Cholangioskopie.
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10 zeigt die Problematik bei der Koloskopie mit einem Endoskop.
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11 zeigt den Einsatz des erfindungsgemäßen Steuertubus bei einer Koloskopie.
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In 1 ist ein Endoskop 10 zu erkennen, beispielsweise für die Cholangioskopie. Es enthält ein flexibles Einführteil 12 mit einem distalen Abwinklungsteil 14, ein Bedienteil am proximalen Ende des Einführteils 12, das mit 16 bezeichnet ist, einen mit dem Bedienteil verbundenen Versorgungsschlauch 18 und einen Versorgungsstecker 20 am Ende des Versorgungsschlauchs. Am Bedienteil befindet sich ein Instrumenteneingang 22, auf der Vorderseite ein Betätigungsrad 24 und ein Betätigungsrad 26, wobei den Betätigungsrädern 24, 26 Feststellknöpfe 28 zugeordnet sind. Auf den Aufbau des gezeigten Endoskops soll im Einzelnen nicht näher eingegangen werden, weil er als solcher bekannt ist. Im Einführteil 12, das durch ein Metallgitter verstärkt ist, befinden sich Seilzüge zur Betätigung des Abwinklungsteils 14, das in 1 nach oben abgewinkelt ist. Diese Abwinklung erfolgt mit Hilfe der Räder 24, 26, wobei zum Beispiel das Rad 24 für die Abwinklung nach links und rechts und das Rad 26 für die Abwinklung nach oben und unten ausgelegt ist.
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8 zeigt ein Beispiel für eine Cholangioskopie, bei der das Einführteil 10 über den Magen bis zum Gallengangausgang vorbewegt worden ist. Das Abwinklungsteil 14 befindet sich teilweise im Gallengang 30. Soll nunmehr das Einführteil 10 weiter in den Gallenausgang 30 vorgeschoben werden, ergibt sich ein Druck an der zugeordneten Wand des Gallenausgangs, sodass die Gefahr besteht, dass das Abwinklungsteil wieder aus dem Gallengang herausgeschoben wird.
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Eine vergleichbare Problematik ist in 10 dargestellt, bei der das Einführteil 12 des Endoskops nach 1 in den Dickdarm vorgeschoben ist. An einer relativ scharfen Kurve 32 des Kolons kommt es zu einem signifikanten Druckaufbau durch das Einführteil, welcher den weiteren Vorschub des Einführteils erschwert. Es kommt zur Belastung des Kolons und ggf. einem Hochschieben des Sigmas.
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In den 2 bis 7 ist ein Steuertubus 40 schematisch dargestellt. Er weist ein Einführteil 42 auf mit einem Abwinklungsteil 44 am distalen Ende. Am proximalen Teil des Einführteils 42 ist ein Bedienteil 46 angeordnet, das an dem dem Einführteil 42 gegenüberliegenden Ende ein Eingangsteil 48 mit einer Eingangsöffnung 50 aufweist. Einführteil 42 mit Abwinklungsteil 44, Bedienteil 46 und Eingangsteil 48 bilden zusammen einen durchgehenden Kanal, in den das Einführteil 42 des Endoskops 10 nach 1 über die Öffnung 50 eingeschoben werden kann.
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Das Abwinklungsteil 44 ist ähnlich wie das Abwinklungsteil 14 nach 1 ausgeführt, indem über entsprechende Seilzüge oder dergleichen das Abwinklungsteil in eine gewünschte Richtung abgewinkelt werden kann. Als Betätigungselement ist in 2 ein Betätigungsrad 52 zu erkennen, das mit Hilfe eines Arretierelements 53a feststellbar ist. Ein weiteres Betätigungsrad 54 wird von dem Arretierelement 55 arretiert. Statt zweier Betätigungsräder kann auch ein einzelnes vorgesehen werden. Dann ist eine Einhandbedienung möglich.
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Das Einführteil 40 kann starr oder relativ steif ausgeführt sein, wobei das Abwinklungsteil 44 stets flexibel ist. Das Einführteil 42 kann jedoch insgesamt flexibel ausgebildet sein. Auf die Mechanik im Bedienteil 46 soll im Einzelnen nicht eingegangen werden, weil sie im Hinblick auf die Betätigung des Abwinklungsteils 44 bekannt ist. 3 unterscheidet sich nur insofern von 2, als statt der Betätigungsräder ein Betätigungshebel 51 gezeigt ist mit einem Feststellhebel 53 in gewünschter Position des Hebels 51. Ein Betätigungsrad 57 ist von einem Arretierknopf 59 arretierbar.
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In 4 ist ein Längsschnitt durch den Steuertubus nach den 2 und 3 gezeigt, wobei jedoch die Betätigungselemente für das Abwinklungsteil 44 nicht gezeigt sind. In 4 ist das Abwinklungsteil 44 gerade zum Einführteil 42 ausgerichtet. In 4 ist auch der durchgehende Kanal 56 im Steuertubus zu erkennen, der sich zum distalen Ende hin bei 60 konisch erweitert. In 4 ist außerdem ein Rändelrad 62 zu erkennen, mit dessen Hilfe das in den Steuertubus 40 eingeschobene Endoskop 10 in einer beliebigen Lage festgesetzt werden kann. Die Einzelheiten dieses Mechanismus sind jedoch in 4 nicht gezeigt. In 4 sind auch die Seilzüge, die zum Abwinkeln des Abwinklungsteils 44 dienen und im Einführteil 42 angeordnet sind, weggelassen. Es ist auch das Rad 62 gezeigt, mit dem man durch Drehen z.B. einer Spirale den Tubus anspannen und somit einen Abschnitt des Einführteils des Steuertubus versteifen kann.
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In 5 ist dargestellt, wie ein Ballonkatheter 66 auf das Einführteil 42 geschoben ist, der mit einer Einfüllöffnung 68 im Bedienteil 46 verbunden ist. In 5 ist ferner bei 70 der teilweise aufgeblasene Ballon dargestellt. Mit Hilfe des Ballonkatheters 70 kann der Steuertubus in einer beliebigen Position in einem Gangsystem fixiert werden.
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In den 6 und 7 ist gezeigt, wie das Einführteil des Endoskops nach 1 in den Steuertubus 40 bzw. seinen Kanal 56 eingeschoben ist. Es ist ferner gezeigt, wie das Abwinklungsteil 44 des Steuertubus 40 abgewinkelt ist und dadurch eine Umlenkung des Einführteils des Endoskops 10 ermöglicht. In den 6 und 7 ist das distale Ende des Einführteils 12 teilweise aus dem Abwinklungsteil 44 des Steuertubus 40 herausgeschoben. Die Festsetzung des Endoskops 12 im Kanal 56 ist in den 6 und 7 nicht gezeigt.
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In 9 ist dargestellt, wie mit Hilfe des Steuertubus 40 das flexible Einführteil 12 des Endoskops nach 1 in den Gallengang 30 vorgeschoben werden kann, indem das Abwinklungsteil 44 vor dem Gallengang 30 entsprechend abgewinkelt wird, um eine Führung zu gewährleisten.
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In 11 ist der Einsatz des erfindungsgemäßen Steuertubus bei der Koloskopie dargestellt. Im Bereich des Kolons 32 erfolgt eine Abwinklung des Abwinklungsteils 44, wodurch sich eine Führung für das Einführteil 12 des Endoskops ergibt, damit es weiter vorgeschoben werden kann.