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Die Erfindung geht aus von einem handbetätigten Schröpf- und Saugwellenapplikator gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Schröpfapplikatoren dienen entweder dem unblutigen oder blutigen (nach Einritzung = Skarifizierung der Hautoberfläche) Schröpfen an Ort und Stelle, bei dem die Position des Schröpfapplikators während des Schröpfvorganges nicht verändert wird oder der Saugwellenmassage, bei welcher der Schröpfapplikator im angesaugten Zustand idealer Weise von herzfern nach herznah tangential über die Haut gezogen wird.
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Schröpfapplikatoren aus hartem Material wie zum Beispiel Metall oder Glas sind seit der Antike bekannt. Erst in den letzten Jahren werden vermehrt auch Schröpfapplikatoren aus weicherem, hautfreundlicherem Material, etwa Weich-PVC oder EVA, eingesetzt.
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Die
DE-PS 197 32 282 beschreibt beispielsweise eine Vakuum-Muskelwalkglocke, die bei Beaufschlagung mit Unterdruck seitlich kollabiert und dadurch das eingesaugte Gewebe durchmassiert. Dieser Schröpfapplikator ist ausschließlich für den stationären Einsatz gedacht, das heißt, er saugt sich an einer vorbestimmten Stelle des Körpers fest und verbleibt dort einige Sekunden. Eine Translation nach seitwärts im Sinne einer Saugwellenmassage ist mit dieser Lösung nicht durchzuführen. Auch benötigt dieser Schröpfapplikator eine Vakuumquelle, also beispielsweise eine elektrische Saugpumpe.
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Ferner gibt es Schröpfmatten gemäß der Lehre der
WO 2007/112 902 , die aus Silikon verschiedener Shorehärten gefertigt sind. Auch diese Schröpfmatten sind nur für das stationäre Schröpfen am Ort gedacht, nicht für die Saugwellenmassage, bei der der Schröpfapplikator im angesaugten Zustand seitlich über die Haut gezogen wird. Ferner ist auch zum Betrieb dieser Schröpfmatten ein stationäres Vakuumaggregat erforderlich.
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Mit keiner der oben genannten technischen Lösungen kann eine Schröpfung oder Saugwellenmassage von Hand, das heißt, ohne Verwendung eines Vakuumaggregats, durchgeführt werden.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung eines Schröpf- und Saugwellenapplikators, der ohne Vakuumaggregat oder sonstige Hilfsmittel von Hand betätigt werden kann und einerseits in der Lage ist, die Haut eines Individuums an Ort zu schröpfen und andererseits auch im angesaugten Zustand, ohne zu kollabieren, im Sinne einer Saugwellenmassage seitlich über die Haut gezogen zu werden.
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Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Hauptanspruchs dazu angegebenen Merkmale gelöst.
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Weitere Ausführungsarten der Erfindung sind in den Unteransprüchen wiedergegeben.
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Der handbetätigte Schröpf- und Saugwellenapplikator hat die Form eines Hohlkörpers mit zumindest einer behandlungsseitigen Öffnung und besteht gemäß der Erfindung aus federelastischem Material, dessen Rückstellkraft so dimensioniert ist, dass er durch die Kraft einer menschlichen Hand auf mindestens die Hälfte seines Durchmessers komprimiert werden kann und nach Ende der manuellen Kompression wieder vollständig zu seiner ursprünglichen Form zurückkehrt. Er ist folglich so konstruiert, dass er beispielsweise zwischen Daumen und Zeigefinger ohne übermäßige Kraftanstrengung zusammengedrückt werden kann. Seine Schröpf- und Saugwellenfunktion entfaltet sich dergestalt, dass er in diesem zusammengedrückten Zustand auf die Hautoberfläche unter leichtem Druck aufgesetzt und dann losgelassen wird. Durch das initiale Zusammendrücken wird das Binnenvolumen des Schröpf- und Saugwellenapplikators um beispielsweise 50% vermindert. Die darin befindliche Luft wird im gleichen Maße herausgedrückt. Beim Loslassen entsteht dann ein Vakuum, wenn der Applikator zuvor mit seiner behandlungsseitigen Öffnung auf die Hautoberfläche aufgesetzt war. Dieses Vakuum saugt, je nach seiner Stärke, eine mehr oder weniger hohe Hautfalte in den Binnenraum des Schröpf- und Saugwellenapplikators hinein.
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Der Anwender/Therapeut kann den Applikator dann wie ein herkömmliches Schröpfglas für längere Zeit am Ort lassen und sich resp. den Patienten trocken oder (nach vorheriger Skarifizierung der Haut) blutig schröpfen. Er kann den Applikator jedoch auch im Sinne einer Translation tangential über die Haut ziehen, wobei die eingesaugte Hautfalte mitwandert. Dies entspricht der klassischen Saugwellenmassage. Erleichtert wird dieser Vorgang durch vorherige Applikation eines Gleitmittels, das gleichzeitig in die Haut einmassiert wird.
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Der Schröpf- und Saugwellenapplikator besteht aus Silikon, beispielsweise mit einer Shorehärte von 40 bis 80, bevorzugt 60 +/– 5 Shore.
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Es können jedoch auch andere Shorehärten zum Einsatz kommen, etwa in der Weise, dass mehrere Schröpf- und Saugwellenapplikatoren unterschiedlicher Shorehärte in einem Therapieset zusammengefasst sind. In diesem Fall ist es sinnvoll, die unterschiedlichen Shorehärten/Weichheitsgrade der Applikatoren durch einen jeweils zugeordneten farblichen Aufdruck oder eine Durchfärbung des Materials rasch erkennbar zu kennzeichnen, so dass der Arbeitsablauf des Therapeuten beschleunigt wird. Auch unterschiedlich scharfe innere Kanten der behandlungsseitigen Öffnung (s. u.) können durch die oben beschriebene Farbcodierung oder auch entsprechende Aufdrucke eindeutig gekennzeichnet sein.
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Anstelle einer Durchfärbung kann auch transparentes oder sogar glasklares Material zum Einsatz kommen, so dass der Anwender/Therapeut genau sieht, wie sich das Vakuum auf die Hautoberfläche auswirkt, also beispielsweise die Höhe der o. e. Hautfalte oder aber die Farbe der Haut (Ablassung? Rötung? Bläuliche Verfärbung? Blutergüsse? Blutaustritt? Eröffnung von eitrigen Furunkeln?).
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Der Schröpf- und Saugwellenapplikator ist bevorzugt näherungsweise drehrund und wird einstückig beispielsweise im Spritzgießverfahren oder durch Vulkanisieren hergestellt.
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Die behandlungsseitige Öffnung soll innen vorzugsweise einen scharfkantigen Rand ohne Radius besitzen, der einen Winkel von höchstens 100° einschließt. Dadurch wird bei der oben beschriebenen Saugwellenmassage ein gleichzeitiges Peeling mit Abtragung der obersten abgestorbenen Hornschicht der Haut ermöglicht, besonders dann, wenn bewusst auf ein Gleitmittel verzichtet wird.
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Stattdessen sind selbstverständlich auch Ausführungsarten mit in unterschiedlichen Radien abgerundeter innerer Kante vorstellbar. So lassen sich der Peelingeffekt, aber auch der Behandlungskomfort (bei abgerundeter Kante weniger schmerzhaft) in feinen Schritten steuern.
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Der Schröpf- und Saugwellenapplikator besitzt vorzugsweise folgende Dimensionierungen:
Die behandlungsseitige Öffnung soll einen Durchmesser zwischen 5 mm und 200 mm aufweisen; die Gesamtlänge soll zwischen 15 mm und 300 mm betragen, die Stärke der Seitenwand 2 bis 8 mm.
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Anstelle einer gleichmäßigen Seitenwand-Stärke kann der Schröpf- und Saugwellenapplikator jedoch auch eine Seitenwand mit abschnittsweiser Schwächung besitzen. Vorstellbar und sinnvoll in diesem Zusammenhang wäre eine leichte Schwächung der Seitenwand-Stärke an gegenüberliegenden Stellen, beispielsweise in Form eines radiär vom oberen Ende Richtung behandlungsseitige Öffnung verlaufenden Streifens schwächerer Wandstärke. Wird der Applikator zwischen diesen beiden Streifen zusammengedrückt, geht dies viel leichter, andererseits ist das resultierende Vakuum dann auch schwächer, bedingt durch die geringere Rückstellkraft der Seitenwand. Wird ein so konstruierter Applikator jedoch direkt auf den beiden wandgeschwächten Streifen zusammengedrückt, wirkt sich diese Schwächung nahezu nicht auf das Vakuum aus, da nun Anteile der Seitenwand mit normaler Wandstärke die federelastische Rückstellung besorgen.
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An gegenüberliegenden Stellen der Seitenwand können auch Griffregionen für die Finger der Hand eingearbeitet sein, z. B. Griffmulden, die einerseits die optimale Lage der Fingerkuppen beim Zusammendrücken des erfindungsgemäßen Schröpf- und Saugwellenapplikators bezeichnen und andererseits den Fingern in der oft öligen oder fettigen Umgebung einen besseren Halt bieten.
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An gut sichtbarer Stelle seiner Außenfläche kann auf dem Schröpf- und Saugwellenapplikator zumindest eine der folgenden Informationen eingearbeitet oder aufgebracht sein: Nummerierung, therapeutische Hinweise, Werbeaufdrucke, Firmenlogos und weitere, hier nicht aufgezählte Informationen. Bei den therapeutischen Hinweisen wären Angaben zu den Körperregionen vorstellbar, für die sich der jeweilige Applikator eignet, aber auch vorgeschriebene Behandlungszeiten, Zuggeschwindigkeiten bei der Saugwellenmassage oder die genauen Anbringungsorte für die Applikatoren, beispielsweise im Falle einer Behandlung von Triggerpoints oder Akupressurpunkten.
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Die Einsatzgebiete des Schröpf- und Saugwellenapplikators sind folgende:
- • Massage der Rücken-, Nacken- und Schultermuskulatur
- • Schröpfung über großen Gelenken
- • Behandlung von Insertionstendopathien, z. B. Tennisellenbogen
- • Reflexzonenmassage bei Krankheiten innerer Organe
- • Fußreflexzonenmassage
- • Kopf- und Nackenmassage bei Kopfschmerzen, Migräne u. dgl.
- • Gezieltes Schröpfen an Akupressur- und Triggerpunkten
- • Behandlung von schlecht heilenden Wunden
- • Lymphdrainage, beispielsweise zur Entstauung des Karpaltunnels
- • „Facelifting” durch Straffung des Hautgewebes im Gesicht
- • Straffung der Bauchdecken
- • Cellulitebehandlung
- • Peeling
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Ein erfindungsgemäßer Schröpf- und Saugwellenapplikator verfügt über folgende Vorteile:
- • Er benötigt kein Antriebsaggregat, weder direkt in ihn eingebaut, noch über einen oftmals störenden Schlauch damit verbunden.
- • Damit ist der Einsatz des Schröpf- und Saugwellenapplikators unabhängig von einer Steckdose oder auch von Batterien/Akkus möglich.
- • Dies schafft die Voraussetzungen für einen sehr leichten Aufbau des Applikators, was wiederum den multiplen simultanen Einsatz mehrerer Applikatoren in der gleichen oder in verschiedenen Körperregionen eröffnet. Dadurch ergeben sich idealerweise überadditive medizinische Effekte.
- • Dadurch, dass der Schröpf- und Saugwellenapplikator keine elektrische Energie benötigt, entsteht bei seinem Betrieb auch kein Elektrosmog, auf den viele Menschen, gerade solche, die bei Naturheilmethoden Hilfe suchen, empfindlich reagieren.
- • Das Teil kann in einem Arbeitsgang und daher sehr kostengünstig hergestellt werden.
- • Es eignet sich nicht nur für die oben beschriebenen therapeutischen Zwecke, sondern auch als Werbegeschenk respektive Werbeträger, denn die vergleichsweise große äußere Oberfläche bietet sich für eingravierte, eingefärbte, aufgedruckte oder auf sonstige Weise aufgebrachte Informationen jeglicher Art an.
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Abschließend soll ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung erläutert werden:
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Es zeigen:
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1 den Längsschnitt durch einen erfindungsgemäßen Schröpf- und Saugwellenapplikator und
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2 bis 4 die Art der Anwendung auf der Haut:
- 2: Der Applikator wird von Daumen und Zeigefinger der linken Hand gefasst.
- 3: Er wird seitlich zusammengedrückt und gleichzeitig auf die Hautoberfläche aufgesetzt.
- 4: Er wird losgelassen, entspannt sich und saugt sich an der Haut fest.
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In 1 erkennt man anhand eines Längsschnittes den Aufbau des Schröpf- und Saugwellenapplikators 1, beispielsweise in Form einer Glocke, mit behandlungsseitiger Öffnung 2, scharfkantigem inneren Rand 3 und Seitenwand 4. Der obere Abschluss des Schröpf- und Saugwellenapplikators ist in diesem Beispiel aus Stabilitätsgründen mit einer Materialansammlung als Widerlager für die federnde Seitenwand 4 ausgeführt.
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2 illustriert, wie der Schröpf- und Saugwellenapplikator 1 vom Anwender gefasst wird; hier beispielsweise zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Genauso möglich ist jedoch eine Kompression der Seitenwände 4 durch einen ringförmig darum geschlossenen Finger oder zwischen zwei Fingern, aber auch durch ein beidhändiges Zusammendrücken. Aus ergonomischen Gründen liegen die Fingerkuppen in diesem Beispiel nahe dem Rand der behandlungsseitigen Öffnung 2 der Seitenwand 4 auf, weil die Kompression durch größere Distanz zur erwähnten oberen Materialansammlung hier leichter erfolgen kann. Auf diese Weise wird das Innenvolumen beim Komprimieren noch effektiver verringert und dadurch das resultierende Vakuum kräftiger.
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Genau diesen Vorgang zeigt 3: Die beiden Finger haben die gegenüberliegenden Anteile der Seitenwand 4 komprimiert und einander in Richtung der Pfeile 7 angenähert. Dadurch wurde ein Teil der Binnenluft aus dem Inneren des Applikator herausgedrückt. Gleichzeitig hat der Anwender die behandlungsseitige Öffnung 2 auf die Oberfläche der Haut 5 mit gewissem Druck aufgesetzt, so dass dazwischen nur noch ein sehr geringer Luftspalt übrig bleibt.
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In 4 hat der Anwender den Schröpf- und Saugwellenapplikator (1) im gemäß 3 auf die Haut aufgesetzten Zustand losgelassen. Die aus federelastischem Material bestehenden Seitenwände 4 kehren gemäß Pfeilen 8 sofort in ihre Ausgangsposition zurück. Das dadurch rasch im Binnenraum entstehende Vakuum verringert den Luftspalt auf null und führt dazu, dass sich die behandlungsseitige Öffnung 2 an der Haut 5 festsaugt. Dabei entsteht im Inneren des Applikator eine mit 6 gekennzeichnete Hautfalte. In diesem Moment beginnt die klassische stationäre Schröpfung. Wird der Applikator jetzt wieder mit der Hand gefasst und langsam, aber kräftig zur Seite gezogen, resultiert die altbekannte Saugwellenmassage, bei der die Hautfalte 6 wie eine Welle mit dem Applikator mitwandert.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schröpf- und Saugwellenapplikator
- 2
- Behandlungsseitige Öffnung
- 3
- Scharfkantiger Rand
- 4
- Seitenwand
- 5
- Haut
- 6
- Hautfalte
- 7
- „Zusammendrücken-Spannen”
- 8
- „Loslassen-Entspannen”
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19732282 [0004]
- WO 2007/112902 [0005]