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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Intraokularlinse, und insbesondere eine Intraokularlinse mit einem diffraktiven Profil auf einer anterioren oder posterioren Seite derselben.
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STAND DER TECHNIK
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Eine Intraokularlinse ist eine Linse, die in das Auge implantiert werden kann, meistens um die natürliche Linse nach einer Katarakt-Operation zu ersetzen. Sie enthält normalerweise seitliche flexible Haltelemente, sogenannte „Haptiken”, die zum Halten der Linse im Kapselsack verwendet werden. Eine Intraokularlinse kann eine Brechungslinse (refraktive Linse), eine Beugungslinse (diffraktive Linse) oder eine Brechungs-Beugungs-Linse sein. Eine Brechungslinse konvergiert Licht durch Brechung zu einem Brennpunkt auf der optischen Achse, während eine Beugungslinse ein Beugungsmuster erzeugt, welches pro Beugungsordnung einen Brennpunkt auf der optischen Achse erzeugt. Eine Brechungs-Beugungs-Linse kombiniert die Merkmale beider Linsen.
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Die natürliche Linse des Auges hat eine gewisse Flexibilität, die durch Betätigung der Ziliarmuskeln eine Anpassung des Auges für die Fern- oder Nahsicht gestattet. Durch Ziehen an den Rändern der natürlichen Linse überführen die Ziliarmuskeln die Linse in eine flache Stellung, wodurch ihr Brennpunkt verschoben wird. Jedoch kann ein Patient durch altersbedingte Schwächung der Ziliarmuskeln oder aufgrund der Ersetzung der natürlichen Linse durch eine Intraokularlinse diese Adoptionsfähigkeit zumindest teilweise verlieren.
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Um diesen Problemen gerecht zu werden wurden verschiedene Arten von bi- oder multifokalen Intraokularlinsen vorgeschlagen.
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Eine bi- oder multifokale Brechungs-Intraokularlinse hat eine variable Brechkraft, die üblicherweise von der Mitte der Linse in Richtung auf den Außenrand abnimmt. Solche Intraokularlinsen werden unter den Marken Iolab® NuVue®, Storz® TruVista®, Alcon® AcuraSee®, Ioptex® und AMO® ReZoom® vertrieben. Hierbei wird die Tatsache ausgenutzt, dass in Situationen, bei denen eine Nahsicht benötigt wird, beispielsweise beim Lesen, normalerweise eine hohe Lichtstärke vorliegt, was dazu führt, dass sich die Iris schließt, wodurch der äußere Teil der Linse verdeckt wird und nur der weiter innen liegende Bereich verbleibt, der die höchste Brechkraft hat. In einer Alternative kann die intraokulare Brechungslinse ein asphärisches Profil aufweisen, um eine sphärische Aberration der Cornea zu korrigieren.
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Diese rein refraktiven bi- oder multifokalen Linsen haben jedoch Nachteile. Man beachte, dass ihr Effekt stark von der Größe der Pupille abhängt. Da sie mehrere Brennpunkte aufweisen, liefern sie nur einen verringerten Kontrast und können, insbesondere bei der Fernsicht, Halos mit verringerter Luminosität bilden.
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Eine Alternative wird durch Brechungs-Beugungs-Intraokularlinsen bereitgestellt. Diese Linsen stellen typischerweise einen refraktiven optischen Brennpunkt nullter Ordnung für die Fernsicht und mindestens einen diffraktiven Brennpunkt erster Ordnung für die Nahsicht bereit. Bestimmte Brechungs-Beugungs-Intraokularlinsen, wie beispielsweise solche, die von 3M® entwickelt wurden und solche, die von AMO® entwickelt wurden und unter der Marke Tecnis® vertrieben werden, teilen das Licht im Wesentlichen zu gleichen Teilen zwischen diesen beiden Brennpunkten auf. Andererseits haben die Intraokularlinsen Acri.Tec® Acri.lisa® 366D eine asymmetrische Verteilung des Lichtes, bei der mehr Licht in Richtung auf den Brennpunkt für die Fernsicht gerichtet wird als auf denjenigen für die Nahsicht, damit für die Fernsicht der Kontrast verbessert und die Ausbildung von Halos verringert wird.
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In dem Artikel „History and development of the apodized diffractive intraocular lens" von J. A. Davison und M. J. Simpson, veröffentlicht in J. Cataract Refract. Surg. Vol. 32, 2006, pp. 849–858, doi: 10.1016/j.jcrs.2006.02.006, wird eine Brechungs-Beugungs-Intraokularlinse beschrieben, bei der das Beugungs-Profil apodisiert ist, mit einer Amplitude, die in der Richtung, die von der optischen Achse in Richtung auf einen äußeren Rand der Linse verläuft, abnimmt. Diese Linse, die von Alcon® unter dem Markennamen ReSTOR® vertrieben wird, gestattet dadurch eine Variation der Verteilung des Lichtes zwischen den Brennpunkten für Fernsicht und Nahsicht entsprechend der Apertur der Pupille.
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Diese Brechungs-Beugungs-Intraokularlinsen aus dem Stand der Technik haben jedoch auch gewisse Nachteile. Dabei ist wichtig, festzustellen, dass sie nahezu rein bifokal sind, mit einem Zwischenraum zwischen dem Brennpunkt für die Fernsicht und dem Brennpunkt für die Nahsicht, sodass sie für die mittlere Sicht unkomfortabel sein können.
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Multifokale Brechungs-Beugungs-Linsen mit mindestens einem mittleren Brennpunkt wurden ebenfalls vorgeschlagen. In der internationalen Patentanmeldung
WO 94/11765 wurde eine Brechungs-Beugungs-Linse vorgeschlagen, die einen Brennpunkt nullter Ordnung für die mittlere Sicht, einen Brennpunkt der Ordnung +1 für die Nahsicht und einen Brennpunkt der Ordnung –1 für die Fernsicht hat. Diese Linse gestattet jedoch nur eine im Wesentlichen gleiche Verteilung des Lichtes zwischen den drei Brennpunkten, unabhängig von der Pupillenapertur.
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In der internationalen Patentanmeldung
WO 2007/092949 wird eine Intraokularlinse vorgeschlagen, die eine Mehrzahl von diffraktiven Profilen enthält, wobei ein jedes einen unterschiedlichen Brennpunkt der Ordnung +1 aufweist. Die unterschiedlichen Profile sind auf konzentrischen Bereichen angeordnet, und die Verteilung des Lichtes zwischen den Brennpunkten hängt daher stark von der Pupillengröße ab, wie dies auch bei den refraktiven multifokalen Intraokularlinsen der Fall ist.
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Ferner haben alle diese Beugungs- und Brechungs-Beugungs-Intraokularlinsen aus dem Stand der Technik den Nachteil, dass ein erheblicher Anteil des Lichts in Richtung auf nicht verwendbare Brennpunkte mit einer Ordnung von größer als 1 verloren geht.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Eine erste Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine intraokularen Linse anzugeben, die zwei nützliche Beugungs-Brennpunkte hat, mit einer Verteilung des Lichtes zwischen diesen beiden Brennpunkten, die nicht notwendigerweise von der Pupillengröße abhängt.
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Eine Intraokularlinse nach der vorliegenden Erfindung umfasst eine anteriore Fläche und eine posteriore Fläche und hat eine im Wesentlichen anterior-posteriore optische Achse. Bei dieser Linse enthält eine dieser anterioren oder posterioren Flächen ein erstes Beugungs-Profil, welches mindestens einen ersten diffraktiven Brennpunkt der Ordnung +1 auf der optischen Achse bildet, und ein zweites Beugungs-Profil, welches einen zweiten diffraktiven Brennpunkt der Ordnung +1 auf der optischen Achse bildet, der von dem ersten diffraktiven Brennpunkt der Ordnung +1 verschieden ist, wobei zumindest ein Teil des zweiten Beugungs-Profils mindestens einem Teil des ersten Beugungs-Profils so überlagert ist, dass die Ordnung +1 des zweiten Beugungs-Profils zu der Ordnung +1 des ersten Beugungs-Profils addiert wird.
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Beide Beugungs-Profile bilden, obwohl sie überlagert sind, weiterhin unterschiedliche diffraktive Brennpunkte. Es ist daher möglich, zwei unterschiedliche Brennpunkte der Ordnung +1 zu erhalten, ohne dass die Verteilung des Lichtes zwischen ihnen notwendigerweise von der Pupillengröße beeinflusst wird.
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Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine multifokale Intraokularlinse anzugeben. Zu diesem Zweck kann die Linse vorzugsweise eine Brechungs-Beugungs-Intraokularlinse sein, bei der auf der optischen Achse ein Brennpunkt der nullten Ordnung vorliegt, der von dem ersten Brennpunkt und dem zweiten Brennpunkt der Ordnung +1 verschieden ist. Insbesondere kann der Brennpunkt nullter Ordnung ein Brennpunkt für die Fernsicht sein, der erste Brennpunkt der Ordnung +1 ein Brennpunkt für die Nahsicht und der zweite Brennpunkt der Ordnung +1 ein Brennpunkt für mittlere Sicht.
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Auf diese Weise ist es möglich, eine multifokale Intraokularlinse zu erhalten, insbesondere mit einem Brennpunkt für Fernsicht, einem Brennpunkt für mittlere Sicht und einem Brennpunkt für Nahsicht, ohne dass die Verteilung des Lichtes zwischen wenigstens zwei dieser Brennpunkte und insbesondere zwischen dem Brennpunkt für Nahsicht und dem Brennpunkt für mittlere Sicht notwendigerweise von der Pupillengröße beeinflusst wird.
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Noch eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Lichtverluste aufgrund der Beugungsordnungen größer als +1 zu begrenzen. Zu diesem Zweck kann der Brennpunkt für die Nahsicht auf der optischen Achse im Wesentlichen mit einem durch das zweite Beugungs-Profil gebildeten Brennpunkt höherer Ordnung als 1, zusammenfallen. Insbesondere kann dieser Brennpunkt höherer Ordnung ein Brennpunkt der Ordnung +2 sein.
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Somit ist das Licht, welches zu dem Brennpunkt höherer Ordnung gerichtet wird, nicht verloren, sondern es wird verwendet, um einen Brennpunkt der Ordnung +1, insbesondere den Brennpunkt für Nahsicht, zu verstärken. Auf diese Weise wird der Vorteil einer asymmetrischen Verteilung des Lichts zugunsten des Brennpunkts für Nahsicht relativ zu dem Brennpunkt für mittlere Sicht, der weniger wichtig ist, erhalten.
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Vorzugsweise befindet sich der Brennpunkt für die Nahsicht in einem Abstand von dem Brennpunkt für die Fernsicht, der zwischen +2,5 Dioptrie und +5 Dioptrie entspricht, insbesondere zwischen +3 Dioptrie und +4 Dioptrie, beispielsweise +3,5 Dioptrie. Diese Brennweite gestattet eine adäquate Simulation der optimalen Adaptionsfähigkeit der natürlichen Augenlinse.
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Der Anteil des Lichtes, welcher in Richtung auf die Beugungspunkte der Ordnung +1 geachtet wird, hängt von der Amplitude des Beugungs-Profils ab. Beispielsweise wird bei einer Brechungs-Beugungs-Linse mit einer Amplitude des Beugungs-Profils von einer Wellenlänge das gesamte Licht in Richtung auf die diffraktiven Brennpunkte gerichtet, jedoch wird mit abnehmender Amplitude ein zunehmender Anteil des Lichtes in Richtung auf den refraktiven Brennpunkt gerichtet. Bei einer Amplitude des Beugungs-Profils von 0 wird die Linse selbstverständlich rein refraktiv sein.
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Vorzugsweise kann das zweite Beugungs-Profil eine geringere Amplitude haben als das erste Beugungs-Profil.
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Vorzugsweise können das erste und/oder das zweite Beugungs-Profil apodisiert sein, mit einer Amplitude, die von der optischen Achse in Richtung auf den äußeren Rand der Linse abnimmt, insbesondere proportional zu der dritten Potenz des Abstandes von der optischen Achse. Auf diese Weise wird sich die Verteilung des Lichts mit zunehmender Apertur der Linse zugunsten des refraktiven Brennpunktes ändern, das heißt zugunsten des Brennpunktes für die Fernsicht und zu Lasten der Brennpunkte für nahe und mittlere Sicht.
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Vorzugsweise kann die Linse asphärisch sein.
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Vorzugsweise können das erste Beugungs-Profil und/oder das zweite Beugungs-Profil Profile des Kinoform-Typs sein, mit dem unnötige diffraktive Brennpunkte, insbesondere solche negativer Ordnung unterdrückt werden können. Besonders vorteilhafterweise können Kanten des ersten und/oder des zweiten Beugungs-Profils abgerundet sein, wodurch die spitzen Winkel abgemildert werden und die Qualität des Bildes verbessert wird, indem das Auftreten diffusen Lichtes verringert wird.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
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Details, die die Ausführungsformen der Erfindung betreffen, werden im Folgenden auf eine erläuternde, nicht einschränkende Weise unter Bezugnahme auf die Figuren beschrieben.
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1 zeigt eine exemplarische Intraokularlinse gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
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2 zeigt schematisch die Linse von 1 mit einem Brennpunkt für Fernsicht, einem Brennpunkt für mittlere Sicht und einem Brennpunkt für Nahsicht.
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3 zeigt einen radialen Schnitt der anterioren Fläche der Linse von 1 mit zwei überlagerten Beugungs-Profilen.
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4a zeigt ein erstes der zwei Beugungs-Profile von 3.
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4b zeigt ein zweites der zwei Beugungs-Profile von 3.
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5 zeigt die Verteilung des Lichtes auf der optischen Achse der Linse von 1 für eine bestimmte Pupillen-Apertur.
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6 zeigt die Variation der Verteilung des Lichtes zwischen den drei Brennpunkten in Abhängigkeit von der Pupillen-Apertur.
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7A vergleicht die Modulations-Transfer-Funktionen (MTF) der drei Brennpunkte einer Linse gemäß einer Ausführungsform der Erfindung mit denjenigen der zwei Brennpunkte einer bifokalen Linse aus dem Stand der Technik, bei einer Pupillen-Apertur von 2,0 mm.
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7b vergleicht die Modulations-Transfer-Funktionen der drei Brennpunkte einer Linse gemäß einer Ausführungsform der Erfindung mit denjenigen der zwei Brennpunkte einer bifokalen Linse aus dem Stand der Technik, bei einer Pupillen-Apertur von 3,0 mm.
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7c vergleicht die Modulations-Transfer-Funktionen der drei Brennpunkte einer Linse gemäß einer Ausführungsform der Erfindung mit denjenigen der zwei Brennpunkte einer bifokalen Linse aus dem Stand der Technik, bei einer Pupillen-Apertur von 4,5 mm.
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Eine allgemeine Konfiguration einer Intraokularlinse 1 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist in 1 dargestellt. Wie in der Figur zu sehen ist, umfasst die Linse einen mittleren optischen Körper 2 und, bei diesem beispielhaften Aufbau, zwei flexible Halterungen 3, die sogenannten „Haptiken”, an dem äußeren Rand der Linse 1, um die Linse in dem Kapselsack zu halten, wenn sie in das Auge eines Patienten implantiert ist. Jedoch sind dem Fachmann andere alternative Konfigurationen bekannt und bei einer Intraokularlinse gemäß der Erfindung anwendbar, wie beispielsweise eine größere Anzahl von Haptiken, schlaufenförmige Haptiken, etc.
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In 2 ist die Intraokularlinse 1 gemäß der dargestellten Ausführungsform der Erfindung eine Linse des Brechungs-Beugungs-Typs. Der mittlere optische Körper 2 umfasst eine anteriore Fläche 4 und eine posteriore Fläche 5, und hat eine im Wesentlichen anterior-posteriore Achse 6. Die anteriore oder posteriore Fläche 4, 5 sind derart gekrümmt, dass die Linse 1 einen Teil des einfallenden Lichtes auf einen refraktiven Brennpunkt 7, das heißt einen Brennpunkt nullter Ordnung, auf der optischen Achse richtet. Dieser Brennpunkt 7 ist ein Brennpunkt für die Fernsicht. In dieser speziellen Ausführungsform hat die Linse 1 eine Asphärizität mit einer sphärischen Aberration von –0,11 μm. Diese Asphärizität stellt eine natürliche Balance zwischen der Empfindlichkeit gegenüber Kontrast und der Tiefenschärfe sicher, indem sie eine mäßige positive sphärische Aberration in dem Auge, in dem diese Linse implantiert ist, hervorruft.
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Jedoch hat die Linse 1 auf ihrer anterioren Fläche 4 ein Relief 8, das in 3 dargestellt ist und das durch die Überlagerung eines ersten Beugungs-Profils 9, welches in 4a gezeigt ist, und eines zweiten Beugungs-Profils 10, welches in 4b gezeigt ist, gebildet ist. (Man beachte, dass in diesen drei Figuren die Höhe der Profile im Verhältnis zu dem radialen Abstand r erheblich übertrieben ist). Dass Relief 8 erzeugt daher ein komplexes Beugungsbild, mit einem ersten diffraktiven Brennpunkt 11 der Ordnung +1, der dem ersten Beugungs-Profil 9 entspricht, und einem zweiten diffraktiven Brennpunkt 11 der Ordnung +1, der dem zweiten Beugungs-Profil 10 entspricht, auf der optischen Achse 6. Der erste diffraktive Brennpunkt 11 der Ordnung +1 ist ein Brennpunkt für die Nahsicht, während der zweite diffraktive Brennpunkt 12 der Ordnung +1 ein Brennpunkt für die mittlere Sicht ist.
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Das erste Beugungs-Profil
9 ist ein Profil des Kinoform-Typs, welches näherungsweise der folgenden Funktion angepasst ist:
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Bei dieser Gleichung ist H1(r) die Höhe des ersten Beugungs-Profils 9 als Funktion des radialen Abstandes r von der optischen Achse, R ist der radiale Abstand des äußeren Randes der Linse von der optischen Achse, λ ist die Wellenlänge, bei der das Auge die größte Empfindlichkeit aufweist (normalerweise 550 nm), n1 und n2 sind die Brechungsindizes des Materials der Linse bzw. des Implantationsmediums, a1 ist ein Amplitudenparameter (0,44 in der gezeigten Ausführungsform), und F1 ist die Brennweite des Brennpunktes 11 der Ordnung +1 des ersten Beugungs-Profils 9 (300 mm für +3,5 Dioptrie in dieser Ausführungsform).
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Das zweite Beugungs-Profil
10 ist ebenfalls ein Profil des Kinoform-Typs, welches näherungsweise an die folgende Funktion angepasst ist:
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Bei dieser Gleichung ist H2(r) die Höhe des zweiten Beugungs-Profils 10 als Funktion des radialen Abstands r von der optischen Achse, a2 ein Amplitudenparameter (0,27 in der gezeigten Ausführungsform) und F2 ist die Brennweite des Brennpunktes 12 der Ordnung +1 dieses zweiten Beugungs-Profils 10 (600 mm für +1,75 Dioptrie in dieser Ausführungsform).
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Man beachte, dass die tatsächlichen Beugungs-Profile 9 und 10 diesen Gleichungen aufgrund von Herstellungsbeschränkungen nur näherungsweise angepasst sein können. Insbesondere werden die Ränder dieser tatsächlichen Profile abgerundet sein, was durch eine Konvolution simuliert werden kann, wie dies in 4a und 4b dargestellt ist, und was den zusätzlichen Vorteil hat, dass die Menge an diffusem Licht verringert wird, was der optischen Qualität des Bildes zugutekommt.
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Das Relief 8, das aus der Überlagerung dieser beiden Profile 9, 10 resultiert, ist daher näherungsweise an die Formel H(r) = H1(r) + H2(r) angepasst, wie in 3 dargestellt ist. Da in dieser Ausführungsform F2 = 2F1 ist, hat das zweite Beugungs-Profil 10 eine räumliche Frequenz, die die Hälfte derjenigen des ersten Beugungs-Profils 9 beträgt. Das Relief 8 hat daher große Sägezähne 13, die sich aus der Addition einer Stufe des ersten Profils 9 und einer Stufe des zweiten Profils 10 ergeben, und die sich mit kleinen Sägezähnen 14 abwechseln, die jeder zweiten Stufe des ersten Profils 9 entsprechen. Ferner bildet das zweite Profil 10 auf diese Weise ein Beugungs-Profil, dessen Ordnung +2 mit dem Brennpunkt 11 der Ordnung +1 des ersten Profils 9 übereinstimmt. Auf diese Weise kann ein Teil des Lichtes, welches ansonsten verloren wäre, hier für die Unterstützung der Nahsicht verwendet werden.
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Eine Art, die optische Priorität einer Intraokularlinse abzuschätzen, besteht darin, ihre Modulations-Transfer-Funktionen (MTF), die auch als ”Kontrastübertragungsfunktionen” bezeichnet werden, experimentell zu ermitteln. Die MTF eines optischen Systems gibt den Anteil des Kontrastes an, der durch das optische System für eine vorbestimmte räumliche Frequenz übertragen wird. Im Allgemeinen nimmt der Kontrast mit einer Zunahme in der Frequenz ab. In 5 ist die Kurve 15 der MTF der Linse 1 über der Fokussierungskraft D („focal power”) für eine Pupillen-Apertur von 3,0 mm bei einem Augenmodell gemäß dem ISO-Standard bei 50 Zyklen/mm gezeigt. Diese Kurve 15 zeigt drei Peaks 16, 17, 18, die dem Brennpunkt 7 für die Fernsicht, dem Brennpunkt 12 für die mittlere Sicht bzw. dem Brennpunkt 11 für die Nahsicht entsprechen. Bei dieser Linse 1 beträgt die Verteilung des Lichtes bei dieser Apertur zwischen diesen drei Brennpunkten 49% für die Fernsicht, 34% für die Nahsicht und 17% für die mittlere Sicht. Der Figur ist im Übrigen zu entnehmen, dass nur wenig Licht an andere Stellen gerichtet wird als auf diese drei Brennpunkte.
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Wie in den 3, 4a und 4b zu sehen ist, nimmt die Amplitude der beiden Profile 9, 10 mit der dritten Potenz des Radius r ab, wie sich aus den Gleichungen für H1(r) und H2(r) ergibt. Das Relief 8 ist daher in der Weise „apodisiert”, dass es von der Mitte der Linse 1 in Richtung auf deren äußeren Rand abnimmt. Dies bedeutet, dass mit zunehmender Apertur zunehmend mehr Licht auf den refraktiven Brennpunkt 7 gerichtet wird, zu Lasten der diffraktiven Brennpunkte 11 und 12. Dies ist auch der 6 zu entnehmen, bei der die Kurve 19 dem Prozentsatz des einfallenden Lichtes entspricht, welches in Richtung auf den Brennpunkt 7 für Fernsicht gerichtet wird, die Kurve 20 dem Prozentsatz des Lichtes entspricht, welches in Richtung auf den Brennpunkt 12 für mittlere Sicht gerichtet wird, die Kurve 21 dem Prozentsatz des Lichtes entspricht, welches in Richtung auf den Brennpunkt 11 für Nahsicht gerichtet wird, und die Kurve 22 dem Prozentsatz des Lichtes entspricht, das verloren geht, gemäß einer theoretischen Berechnung und in Abhängigkeit von einer Pupillen-Apertur in Millimeter.
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In 7a, 7b und 7c wurde eine exemplarische Intraokularlinse 1 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung mit einer bifokalen Intraokularlinse Acri.Tec® Acri.lisa® 366D verglichen, die als eine der besten aus dem Stand der Technik angesehen wird. Die Kurven 23, 24 und 25 entsprechen den MTF in Abhängigkeit von der räumlichen Frequenz für den Brennpunkt 7 für Fernsicht, den Brennpunkt 11 für Nahsicht bzw. den Brennpunkt 12 für mittlere Sicht. Die Kurven 26 und 27 entsprechen den MTF in Abhängigkeit von der räumlichen Frequenz für die Brennpunkte für Fernsicht bzw. Nahsicht einer bifokalen Intraokularlinse Acri.Tec® Acri.lisa® 366D, die zum Vergleich dargestellt sind.
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7a entspricht einer Pupillenapertur von 2,0 mm. Man erkennt, dass die Kurve 24, die der Nahsicht entspricht, die normalerweise für eine geringe Apertur, wie sie hier vorliegt, am Wichtigsten ist, der Kurve 27 der Linse des Standes der Technik sehr ähnlich ist. Jedoch hat die Linse gemäß dieser beispielhaften Ausführungsform der Erfindung den Vorteil, dass sie außerdem einen Brennpunkt 12 für mittlere Sicht hat. Bei dieser Apertur hat die Linse 1 eine theoretische Verteilung der Lichtenergie von 41% für die Fernsicht, 35% für die Nahsicht und 24% für die mittlere Sicht. Verglichen hiermit hat die Linse Acri.lisa® aus dem Stand der Technik eine Verteilung von 65% für die Fernsicht und 35% für die Nahsicht.
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7b entspricht einer Pupillen-Apertur von 3,0 mm. In diesem Fall ist die Kurve 24, die der Nahsicht der Linse 1 entspricht, immer noch sehr ähnlich zu der Kurve 27 der Linse des Standes der Technik, während die Kurve 23 für die Fernsicht nahe an der Referenzkurve 26 liegt, die der Fernsicht mit der Acri.lisa® Linse entspricht. Bei dieser Apertur beträgt die theoretische Verteilung des Lichtes zwischen den Brennpunkten 7, 12 und 11 49%/34%/17%, verglichen mit einer Verteilung von 65%/35% für die Acri.lisa® Referenzlinse.
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Schließlich entspricht 7c einer Pupillen-Apertur von 4,5 mm. In diesem Fall übersteigt die Kurve 23 der MTF für die Fernsicht der Linse 1 die entsprechende Kurve 26 der Referenzlinse Acri.lisa®. Andererseits bleibt die Kurve 24 für die Nahsicht recht nah bei der Referenzkurve 27, insbesondere für mittlere und hohe räumliche Frequenzen. In diesem Fall beträgt die theoretische Verteilung des Lichtes zwischen den Brennpunkten 7, 12 und 11 67%/24%/9%, gegenüber 65%/35% für die Referenzlinse.
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Obwohl die vorliegende Erfindung unter Bezugnahme auf spezielle beispielhafte Ausführungsformen beschrieben wurde, ist es offensichtlich, dass Modifikationen und Änderungen an diesen Beispielen vorgenommen werden können, ohne den generellen Umfang der Erfindung, wie er durch die Ansprüche definiert ist, zu beeinträchtigen. Beispielsweise kann in alternativen Ausführungsformen eine Intraokularlinse gemäß der Erfindung andere Beugungs-Profile aufweisen, bei denen es sich nicht um Kinoform-Profile handelt, oder sie kann unterschiedliche Verhältnisse zwischen den räumlichen Perioden und Abständen der beiden überlagerten Beugungs-Profile aufweisen. Diese Beugungs-Profile können auch lediglich auf einem Teil der anterioren oder posterioren Fläche der Linse überlagert sein. Außerdem kann die Linse auch unterschiedliche Krümmungen auf ihrer anterioren oder posterioren Fläche aufweisen, oder gar keine Krümmung aufweisen, und diese Krümmungen können je nach Bedarf entweder asphärisch oder sphärisch sein. Daher sollten die Beschreibung und die Figuren in erläuternder Weise statt in beschränkender Weise aufgefasst werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 94/11765 [0010]
- WO 2007/092949 [0011]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- „History and development of the apodized diffractive intraocular lens” von J. A. Davison und M. J. Simpson, veröffentlicht in J. Cataract Refract. Surg. Vol. 32, 2006, pp. 849–858, doi: 10.1016/j.jcrs.2006.02.006 [0008]