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Die Übertragung von elektrischen Signalen und Leistungen von einer feststehenden Struktur auf eine rotierende Struktur erfolgt in der Regel über Schleifringeinheiten. Diese weisen für jeden zu übertragenden Signal- oder Leistungskanal eine eigene Kontaktgruppe auf. Die Kontaktgruppen einer Schleifringeinheit sind elektrisch gegeneinander isoliert.
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Eine Kontaktgruppe besteht aus einem elektrisch leitenden Schleifring, welcher eine axiale oder radiale, rotationssymmetrische Schleiffläche aufweist, sowie aus einer Anzahl von Schleifbürsten, welche aus elektrisch leitfähigem Material, wie beispielsweise aus einem Graphitblock oder aus einer Anzahl von metallischen Drähten bestehen. Die Schleifbürsten sind derart in der Schleifringeinheit gelagert, dass sie mit einem Abschnitt auf die Schleiffläche des Schleifringes gepresst werden und so den elektrischen Kontakt herstellen. Schleifringe und Schleifbürsten sind über isolierte, elektrische Leiter mit den elektrischen Anschlüssen auf dem statischen bzw. auf dem rotierenden Teil der Schleifringeinheit verbunden.
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Eine Schleifringeinheit mit mehreren radialen Kontaktgruppen ist derart aufgebaut, dass die Kontaktgruppen entlang der Rotationsachse der Schleifringeinheit nebeneinander angeordnet sind, so dass die Schleifbürsten von radial auswärts oder von radial einwärts an den Schleifflächen der Schleifringe anliegen. Die Schleifbürsten von radial kontaktierenden Schleifringeinheiten sind im allgemeinen im feststehenden Teil der Einheit angebracht, um den Einfluss von drehzahlbedingten Trägheitskräften auf die Kontaktgruppe zu verhindern.
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Entsprechend der Anzahl der zu übertragenden Kanäle weist eine radial kontaktierende Schleifringeinheit deshalb eine im Verhältnis zur Summe der effektiven Stromübertragungsfläche relativ große Baulänge auf. Dieses wirkt der häufig gestellten Forderung nach kompakten Abmessungen von Anlagenbauteilen entgegen.
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Eine Schleifringeinheit mit mehreren axialen Kontaktgruppen ist derart aufgebaut, dass die Kontaktgruppen konzentrisch um die Rotationsachse der Schleifringeinheit angeordnet sind, so dass die Schleifbürsten axial an den konzentrischen, kreisförmigen Schleifflächen der Schleifringe anliegen.
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Entsprechend der Anzahl der zu übertragenden Kanäle weist eine axial kontaktierende Schleifringeinheit deshalb einen im Verhältnis zur Summe der effektiven Stromübertragungsfläche relativ großen Querschnitt auf. Dieses wirkt ebenfalls der Forderung nach kompakten Abmessungen entgegen.
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Durch die Reibung der Schleifbürsten auf den Schleifringen entsteht Abrieb, wobei die Materialpaarung im Allgemeinen so ausgelegt ist, dass die Schleifbürsten verschleißen und ersetzt werden müssen. Je nach Drehzahl und jährlicher Betriebsdauer der Schleifringeinheit müssen die Schleifbürsten gewechselt werden. Bei Schleifringeinheiten in Windenergieanlagen beispielsweise müssen die Schleifbürsten etwa halbjährlich gewechselt werden, was einen hohen Zeitaufwand und damit hohe Kosten bedeutet.
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Der elektrisch leitende Abrieb der Schleifbürsten gelangt durch die relativ offene Bauweise der bekannten Schleifringeinheiten zu den übrigen Bauteilen der Schleifringeinheit und lagert sich dort ab. Dieses kann zu Kriechstrecken und damit zu Kurzschlüssen innerhalb der Einheit führen. Aus diesem Grund muss dieser Abrieb bei der Wartung der Einheit entfernt werden.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Schleifringeinheit bereitzustellen, welche die beschriebenen Probleme bekannter Schleifringeinheiten bezüglich Baugröße, Verschleiß und Verschmutzung durch Abrieb nicht aufweist oder mindestens deutlich reduziert.
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Dieses wird dadurch gelöst, dass eine Kontaktgruppe einer erfindungsgemäßen Schleifringeinheit aus wenigstens einem elektrisch leitenden Schleifring mit kreisringförmiger, axialer Schleiffläche sowie aus wenigstens einem dazu konzentrischen, elektrisch leitenden Kontaktring mit im wesentlichen kreisringförmiger, axialer Kontaktfläche besteht, wobei die Innen- und Außendurchmesser von Schleiffläche und Kontaktfläche derart gewählt sind, dass diese Flächen aneinander anliegen.
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Der Schleifring und der Kontaktring sind derart gegen andere elektrisch leitende Komponenten der erfindungsgemäßen Schleifringeinheit isoliert, dass elektrische Ströme nur zwischen dem Schleifring und dem zugehörigen Kontaktring fließen. Sie bilden damit eine abgeschlossene Kontaktgruppe aus. Die Kontaktfläche ist aus einem weicheren Material gefertigt als die Schleiffläche. Die Kontaktfläche kann einteilig sein, oder sie kann auch aus einer Anzahl von Kreisringsegmenten bestehen. Die härtere Schleiffläche ist vorzugsweise einteilig und mit glatter Oberfläche ausgebildet. Im Zuge einer Wartung werden verschlissene Kontaktringe gegen neue ausgetauscht.
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Weist eine erfindungsgemäße Schleifringeinheit mehrere Kontaktgruppen auf, so sind diese in Richtung der Rotationsachse der Schleifringeinheit hintereinander angeordnet, und sind elektrisch gegeneinander isoliert.
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Der Anpressdruck zwischen den Schleifflächen und den Kontaktflächen der Kontaktgruppen wird durch eine Anzahl axial wirkender Komponenten wie beispielsweise Druckfedern aufgebracht. Vorzugsweise wirken diese Komponenten gleichzeitig auf alle Kontaktgruppen.
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Es ist bei einer erfindungsgemäßen Schleifringeinheit auch möglich, wenigstens zwei Schleifringe auf einem gemeinsamen Schleifringträger zu lagern, wobei dieser Träger sie elektrisch voneinander isoliert. Ebensolches ist auch für die Lagerung von Kontaktringen auf entsprechenden Kontaktringträgern möglich.
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Bei einer erfindungsgemäßen Schleifringeinheit ist es auch möglich, die vorangehend beschriebenen Kontaktgruppen in mehrere Untergruppen zu unterteilen. Zu diesem Zweck werden die Schleifringe der Untergruppen konzentrisch zueinander auf einem, sie elektrisch voneinander isolierenden, gemeinsamen Träger angeordnet. Ebensolches erfolgt auch bei den dazugehörigen Kontaktringen. Die derart gebildeten Untergruppen können zudem in verschiedenen, sich radial erstreckenden Ebenen entlang der Rotationsachse der Schleifringeinheit angeordnet sein.
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Durch eine entsprechende Ausgestaltung einer erfindungsgemäßen Schleifringeinheit sowie durch die Art ihrer Montage an der tragenden Anlage werden die Schleifringe oder die Kontaktringe der Kontaktgruppen in Rotation versetzt, während die jeweils anderen Kontaktpartner feststehen.
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Der Abrieb der Kontaktringe bewirkt deren axiale Verkürzung. Um weiterhin den flächigen Kontakt zwischen den Schleifringen und den Kontaktringen zu erhalten, sind die Schleifringe und die Kontaktringe entlang der Rotationsachse der Schleifringeinheit verschiebbar. Durch die, den Anpressdruck aufbringenden, Komponenten der Einheit werden alle Bauteile der Kontaktgruppen zur Anlage gebracht, so dass der Verschleiß innerhalb der Einheit ausgeglichen wird.
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Durch die Ausbildung von geeigneten Dichtelementen und Sammelräumen innerhalb der Kontaktgruppen wird der elektrisch leitende Abrieb der Kontaktringe derart aufgefangen, dass keine leitenden Verbindungen zu anderen Kontaktgruppen entstehen können. Der Abrieb wird im Zuge der Wartung der Schleifringeinheit entfernt; vorzugsweise sind die beschriebenen Sammelräume derart ausgebildet, dass das Entfernen des Abriebs zusammen mit der Erneuerung der Kontaktringe geschieht.
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Mehrere bevorzugte Ausführungsbeispiele einer erfindungsgemäßen Schleifringeinheit werden im Folgenden anhand von Figuren erläutert.
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An den Ausführungsbeispielen offenbar werdende Merkmale bilden je einzeln oder in jeder Merkmalskombination die Gegenstände der Ansprüche und auch die vorstehend beschriebenen Ausgestaltungen vorteilhaft weiter.
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Es zeigen:
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1 einen Längsschnitt durch eine erfindungsgemäße Schleifringeinheit nach einer bevorzugten Bauart;
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2 einen Ausschnitt eines Längsschnittes durch eine erfindungsgemäße Schleifringeinheit nach einer weiteren bevorzugten Bauart;
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3 einen Ausschnitt eines Längsschnittes durch eine erfindungsgemäße Schleifringeinheit nach einer weiteren bevorzugten Bauart.
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1 zeigt eine erfindungsgemäße Schleifringeinheit, welche aus einer Anzahl von Schleifringen (14, 16) und dazugehörigen Kontaktringen (15, 17) besteht. Die Schleifringe (14, 16) sind durch drehfest mit ihnen verbundene Schleifringträger (10, 12) elektrisch isoliert auf einer rotierenden Welle (1) gelagert. Das Drehmoment zur Mitnahme der Schleifringträger (10, 12) auf der Welle (1) wird durch Längsnuten (40) in der Welle (1) und durch in diese eingreifende Nocken (18, 19) der Schleifringträger (10, 12) übertragen.
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Die Kontaktringe (15, 17) sind durch drehfest mit ihnen verbundene Kontaktringträger (11, 13) elektrisch isoliert in einem stillstehenden Gehäuse (2) gelagert. Das Drehmoment zum Festhalten der Kontaktringträger (11, 13) im Gehäuse (2) wird durch Längsnuten (3) im Gehäuse (2) und durch in diese eingreifende Stege der Kontaktringträger (11, 13) übertragen.
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Das Gehäuse (2) und ein mit diesem verschraubter Stützdeckel (4) sind über Wälzlager (5, 6) drehbar auf der Welle (1) gelagert.
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Die Welle (1) ist über eine Flanschverbindung mit einer rotierenden Struktur (7) der Anlage verbunden und wird von dieser in Rotation versetzt. Das Gehäuse (2) wird über eine Drehmomentstütze (9) an einer feststehenden
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Struktur (8) der Anlage gehalten und wird so am Umlaufen mit der Welle (1) gehindert.
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Die Schleifringe (14, 16) sind über Kabel (28, 30) mit den elektrischen Anschlüssen (38, 39) des rotierenden Teils der Schleifringeinheit verbunden. Die Kabel (28, 30) verlaufen vorzugsweise in den Längsnuten (40) der Welle (1) zum freien Ende der Schleifringeinheit. An den elektrischen Anschlüssen (38, 39) werden die Kontaktgruppen der Schleifringeinheit mit Kabeln (32, 34) verbunden, welche an elektrische Komponenten des rotierenden Teils der Anlage angeschlossen sind. Die Kabel (32, 34) sind durch eine Längsbohrung (45) der Welle (1) zu deren freiem Ende geführt.
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Die Kontaktringe (15, 17) sind über Kabel (29, 31) mit den elektrischen Anschlüssen (36, 37) des feststehenden Teils der Schleifringeinheit verbunden. Die Kabel (29, 31) verlaufen vorzugsweise in den Kontaktringträgern (11, 13) nach radial auswärts zur freien Umfangsfläche der Schleifringeinheit. An den elektrischen Anschlüssen (36, 37) werden die Kontaktgruppen der Schleifringeinheit mit Kabeln (33, 35) verbunden, welche an elektrische Komponenten des stehenden Teils der Anlage angeschlossen sind.
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Die Kraft zum Aufpressen der Kontaktringe (15, 17) auf die Schleifringe (14, 16), welche entlang der Rotationsachse (R) der Schleifringeinheit wirkt, wird durch eine Wellenmutter (43) aufgebracht, welche auf einem Gewinde (44) der Welle (1) aufgeschraubt und durch entsprechende Vorrichtungen auf dieser gesichert ist. Die axiale Aufpresskraft wird über flächige Anlagen zwischen Wellenmutter (43), Gleitbelägen (41, 42), Kontaktringträgern (11, 13), Kontaktringen (15, 17), Schleifringen (14, 16), Schleifringträgern (10, 12) und einer Wellenschulter (46) übertragen. Die Gleitbeläge (41, 42) sind drehfest an den Kontaktringträgern (11; 13) gehalten.
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Vorzugsweise weist die Wellenmutter (43) oder ein an ihr gelagertes, separates und axial mitverspanntes Element eine axiale Elastizität auf, über welche die axiale Aufpresskraft trotz des Verschleißens der Kontaktringe (15, 17) aufrechterhalten wird.
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Zwischen sich axial gegenüberliegenden Abschnitten von Schleifringträger (10, 12) und Kontaktringträger (11, 13) jeder Kontaktgruppe sind nach radial auswärts und nach radial einwärts umlaufende Dichtringe (20, 21, 24, 25) angebracht. Durch ihre Ausgestaltung bilden diese zusammen mit den Schleifringträgern (10, 12), den Schleifringen (14, 16), den Kontaktringen (15, 17) und den Kontaktringträgern (11, 13) abgeschlossene Sammelräume (22, 23, 26, 27) aus, in denen der beim Betrieb der Schleifringeinheit entstehende Abrieb der Kontaktringe (15, 17) aufgefangen wird. Die Dichtringe (20, 21, 24, 25) weisen durch ihre Ausgestaltung und durch ihre Materialeigenschaften eine axiale Elastizität auf, so dass sie sich axial zusammenpressen lassen, wenn die Kontaktringe (15, 17) verschleißen.
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2 zeigt drei Kontaktgruppen einer erfindungsgemäßen Schleifringeinheit, welche aus dem Ausführungsbeispiel nach 1 fortentwickelt ist.
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Die Schleifringträger (10, 12) tragen auf beiden Stirnseiten Schleifringe (14, 16, 48), welche über Kabel (28, 30, 50) und die elektrischen Anschlüsse mit den elektrischen Komponenten des rotierenden Anlagenteils verbunden sind. Die Schleifringe (14, 16, 48) sind durch die Schleifringträger (10, 12) elektrisch gegeneinander isoliert.
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Die Kontaktringträger (11, 13) tragen auf beiden Stirnseiten Kontaktringe (15, 17, 47), welche über Kabel (29, 31, 49) und die elektrischen Anschlüsse (36, 37) mit den elektrischen Komponenten des feststehenden Anlagenteils verbunden sind. Die Kontaktringe (15, 17, 47) sind durch die Kontaktringträger (11, 13) elektrisch gegeneinander isoliert.
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Durch diese Ausgestaltung von Schleifringträgern (10, 12) und Kontaktringträgern (11, 13) kann die Baulänge der Schleifringeinheit bei gleicher Anzahl von Kontaktgruppen gegenüber dem Ausführungsbeispiel nach 1 reduziert werden.
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Die grundsätzliche Funktion und die übrige Ausführung sind sinngemäß entsprechend dem Ausführungsbeispiel nach 1, weshalb an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen wird.
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3 zeigt zwei Kontaktgruppen einer erfindungsgemäßen Schleifringeinheit, welche aus dem Ausführungsbeispiel nach 1 fortentwickelt ist.
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Die Schleifringträger (10, 12) tragen auf einer Stirnseite zwei Schleifringe (14, 16), welche über Kabel (28, 30) und die elektrischen Anschlüsse mit den elektrischen Komponenten des rotierenden Anlagenteils verbunden sind. Die Schleifringe (14, 16) sind durch die Schleifringträger (10, 12) elektrisch gegeneinander isoliert.
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Die Kontaktringträger (11, 13) tragen auf einer Stirnseite zwei Kontaktringe (15, 17), welche über Kabel (29, 31) und die elektrischen Anschlüsse (36, 37) mit den elektrischen Komponenten des feststehenden Anlagenteils verbunden sind. Die Kontaktringe (15, 17) sind durch die Kontaktringträger (11, 13) elektrisch gegeneinander isoliert.
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Durch diese Ausgestaltung von Schleifringträgern (10, 12) und Kontaktringträgern (11, 13) kann die Baulänge der Schleifringeinheit bei gleicher Anzahl von Kontaktgruppen gegenüber dem Ausführungsbeispiel nach 1 reduziert werden.
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Die grundsätzliche Funktion und die übrige Ausführung sind sinngemäß entsprechend dem Ausführungsbeispiel nach 1, weshalb an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen wird.
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Die Kombination der Merkmale des Ausführungsbeispiels nach 3 mit denen des Ausführungsbeispiels nach 2 ergibt bei gleicher Anzahl von Kontaktgruppen eine deutliche Reduzierung der Baulänge der Schleifringeinheit gegenüber dem Ausführungsbeispiel nach 1.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Welle
- 2
- Gehäuse
- 3
- Längsnut
- 4
- Stützdeckel
- 5, 6
- Wälzlager
- 7
- rotierende Struktur
- 8
- feststehende Struktur
- 9
- Drehmomentstütze
- 10, 12
- Schleifringträger
- 11, 13
- Kontaktringträger
- 14, 16, 48
- Schleifring
- 15, 17, 47
- Kontaktring
- 18, 19
- Nocke
- 20, 21, 24, 25
- Dichtring
- 22, 23, 26, 27
- Sammelraum
- 28, 29, 30, 31
- Kabel
- 32, 33, 34, 35
- Kabel
- 36, 37, 38, 39
- elektrischer Anschluss
- 40
- Längsnut
- 41, 42
- Gleitbelag
- 43
- Wellenmutter
- 44
- Gewinde
- 45
- Längsbohrung
- 46
- Wellenschulter
- 49, 50
- Kabel
- R
- Rotationsachse