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Das
oronasopharyngeale System (Engelke, W. 2007) ist
ein komplexes Gebilde, das den Vitalfunktionen Atmen, Kauen und
Schlucken dient und des Weiteren als Kommunikationsorgan fungiert.
Es befindet sich in seiner geschlossenen Ruhelage in einem Zustand,
der geeignet ist, seine Morphologie in einem stabilen Gleichgewicht
zu halten. Aus diesem Grunde ist es das Ziel verschiedener therapeutischer Geräte,
diesen Ruhezustand zu unterstützen. Ein Beruhigungssauger
für Säuglinge ist bedingt geeignet, einen stabilen
Ruhezustand während des Saugens zu unterstützen,
hat jedoch den erheblichen Nachteil, dass seine Form einen anatomischen Schluss
des Systems nicht angemessen unterstützt, da der Saugkörper
eine längsgerichtete, anatomisch nicht vorgesehene Verbindung
zwischen der Außenwelt und dem Mundinnenraum darstellt.
Die vielfältigen pathologischen Wirkungen auf die Entwicklung und
den gestörten Gleichgewichtszustand zwischen äußeren
und inneren Komponenten der orofazialen Weichgewebe sind hinlänglich
bekannt und rufen unter anderem verschiedene Zahnstellungsanomalien, Wachstumsanomalien
der Kiefer und Funktionsstörungen des orofazialen Systems
hervor (Mew, 2004).
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Ziel
der Erfindung ist es, ein Therapiegerät mit gewisser Ähnlichkeit
zu Beruhigungssaugern zu beschreiben, das einen geschlossenen Ruhezustand des
oronasopharyngealen Systems funktionell anatomisch korrekt zu unterstützen
in der Lage ist. Dazu sind zunächst die anatomischen Voraussetzungen
zu definieren (1).
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Der
anteriore Mundschluss ist in Projektion auf die Mediosagittalebene
keine längsgerichtete einfache Öffnung, sondern
ist schematisierend grafisch nach der Formel „H7” zu
beschreiben. Die Lippenkontur bildet im Querschnitt ein H, die daran
anschließende Begrenzung des Kieferkammes und der Mundhöhle
hat die Form einer 7. In der Mediosagittalebene findet sich im geschlossenen
Ruhezustand das „H” durch folgende Ebenen gekennzeichnet:
(1) die äußere Lippentangente, die Ebene
der Mundspalte (2), die Ebene des Vestibulums (3).
Der Übergang über die Zahnreihe kann als oberer
Querstrich einer „7” und als Tangente an den Kontaktpunkt der
Schneidezähne (4) verstanden werden, deren Verlängerung
in die Mitte des subpalatinalen Funktionsraumes (6) gerichtet
ist. Die vordere Begrenzung des Zungenraumes, gleichzeitig anatomische
Begrenzung des cavum oris durch die Zahnreihe kann schematisch als
der vertikale Strich einer „7” verstanden werden
und verläuft im wesentlichen parallel zur Ebene des Vestibulums.
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Konventionelle
Beruhigungssauger liegen mit ihrer Lippenplatte an der äußeren
Gesichtskontur an, der Übergang zum Saugkörper
ist gleichzeitig Lippenübergang und im wesentlichen senkrecht
auf der Lippenplattenebene stehend. Sie weisen also keine Strukturen
auf, die geeignet sind, im Vestibulum anatomisch gerecht gelagert
zu werden wie dies z. B. von Mundvorhofplatten bekannt ist. Stattdessen bieten
sie dem Kind Gelegenheit, entlang des Saugkörpers sagittale
gleitende Bewegungen der Zunge durch eine geöffnete Frontzahnreihe
auszuführen, die mit der sich entwickelnden bleibenden
Dentition interferieren können. Diese nach außen
und unten gerichtete Volumenverlagerung der Zunge kann zu Störungen
der transversalen Kieferrelation und einer transversalen Enge des
Oberkiefers führen.
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Ziel
der Entwicklung des biofunktionellen Beruhigungssaugers ist es,
durch eine anatomische Ausformung die Gebissentwicklung so wenig
wie möglich zu stören und gleichzeitig zur Stabilisierung des
orofazialen Systems beizutragen. Die Stabilisierung der Zungenlage
wiederum kann zu einer Verbesserung der nächtlichen Atmung über
die Stabilisierung des mesopharyngealen Luftweges beitragen.
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Der
erfindungsgemäße Beruhigungssauger wurde deshalb
abweichend von bisherigen handelsüblichen Geräten
derartig gestaltet, dass er von der äußeren Form
einem bekannten Beruhigungssauger entspricht, von seiner Funktion
her jedoch auch Komponenten einer elastischen Mundvorhofplatte und
eines Zungenraumstabilisators aufweisen kann. Durch einen speziellen
interdentalen Übergang ist daneben der Saugkörper
in einer anatomisch günstigeren Form im Vergleich zu konventionellen
Saugern gestaltet. Ziel der Erfindung ist es, die nach der Formel H7
zu beschreibende anteriore Mundöffnung durch den Gebrauch
so wenig wie möglich zu stören und stattdessen
zu stabilisieren.
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Der
therapeutische Beruhigungssauger ist folgendermaßen gestaltet:
Die äußere
Lippenplatte (7), ggf. mit Zubehör (15) oder
geeigneten Perforationen (14) zur Verhinderung des Ansaugens
an die Lippe besteht aus einem i. d. R. formstabilen biologisch
unbedenklichen Kunststoff Nach oral anschließend findet
sich ein horizontaler Anteil für die Mundspalte (8),
der variabel breit stegförmig ausgeführt sein,
ggf. auch hohl ausgeführt sein kann. Er kann aus elastischem
bioverträglichen Material gestaltet oder auch aus hartem
bioverträglichem Material bestehen. Dieser Anteil geht über
in ein elastisches vestibuläres Schild nach Art einer Mundvorhofplatte
(9), das geeignet ist die therapeutische Funktion einer
derselben hinsichtlich Konsistenz und Ausdehnung wahrzunehmen. Nach
oral hin schließt sich die interdentale Verbindung (10)
an. Sie besteht aus einem möglichst flachen und von geringer
Bauhöhe gekennzeichneten elastischen Körper, der
den interdentalen Übergang des Gerätes bildet und
unterhalb des Lippenniveaus nach oral ansetzt. Er bildet mit der
vestibulären Komponente (9) einen spitzen Winkel,
in den die oberen Schneidezähne eingelagert werden können.
In Richtung auf die Mundhöhle schließt sich daran
der eigentliche Lutschkörper an, der der Gaumenkontur nachempfunden
ist (12) und der dem Saugkörper konventioneller
Beruhigungssauger entspricht.
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An
der interdentalen Verbindung kann in Kombination mit einem Lutschkörper
(12) oder auch als dessen Alternative ein Zungenraumbegrenzer
ansetzen (11). Dieser hat die Aufgabe, die Zunge im Zungenraum
während des Saugens an einer Sagittalbewegung zu hindern
und eine interdentale Einlagerung wirksam zu unterbinden.
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Die
Komponenten können zueinander kombinierbar, kraft- und
formschlüssig verbindbar und arretierbar gestaltet sein,
so dass unterschiedliche Konfektionsgrößen verschiedener
Komponenten miteinander abgestimmt zu verschiedenen Therapiezwecken
verwendbar sind.
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Die
Erfindung ist an verschiedenen Ausführungsbeispielen dargestellt:
Die 1 zeigt
die Grundzüge der mediosagittalen Projektion des orofazialen
Sytems wie sie von Engelke (2007) beschrieben wurde.
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Die 2 zeigt
die Grundkomponenten:
- – Außere
Lippenplatte (7)
- – Lippenübergang (8) im wesentlichen
identisch mit konventionellen Saugern
- – Mundvorhofplatte (9), die in ihrer Größe
erheblich variieren kann (von der im Design angedeuteter Variante
bis zur voller Ausformung des Vestibulums)
- – Interdentalverbindung (10) in flacher, materialtechnisch
noch zu vertretender Form die außerhalb der Zahnreihe gelegenen
mit den inneren Komponenten des Beruhigungssaugers verbindet. Sie
ist im kaudal gelagerten Teil der Mundvorhofplatte (9)
gelegen und bildet einen nach oben offenen spitzen Winkel mit (9).
- – Zungenraumbegrenzer (11), die mundhöhlenwärts
an der Interdantalverbindung ansetzen und in Höhe des Lippenüberganges
nach Art einer hufeisenförmig und zur Zunge konkav gestalteten elastischen
Pelotte gestaltet sind
- – Lutschkörper (12), der Saugkörper
entspricht einem flachen, in der Regel gaumenwärts konvexen und
zumeist hohl gestalteten Lutschkörper konventioneller Sauger
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Die 3 zeigt
die einzelnen Komponenten des Gerätes in einer perspektivischen
Darstellung. Die verschiedenen Komponenten sind in ihrer Lage zueinander
erläutert, in der Lippenplatte (7) sowie in der
Mundvorhofplatte (9) sind die Anordnung der Übergangselemente
(Lippenübergang (8)) und Interdentalübergang
(10) dargestellt. Beide Übergänge erfolgen
auf unterschiedlichen Niveaus der Mundvorhofkomponente (9),
um der anatomisch korrekten Situation zu entsprechen. Der Niveauunterschied
im Zahnreihenübergang (10) im Vergleich zum Lippenübergang
(8) sind deutlich dargestellt.
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Die 4 zeigt
eine Ausführungsform mit voll ausgestalteter Mundvorhofplatte
(9), Lutschkörper (12) und Zungenbegrenzer
(11)
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Die 5 zeigt
eine Ausführungsform für Erwachsene ohne Lippenschild
und Lutschkörper, allerdings mit Mundvorhofplatte, interdentalem Übergang
und Zungenbegrenzer für biofunktionelle Übungen.
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Die 6 zeigt
eine perspektivische Ansicht einer Ausführungsform ohne
Zungenbegrenzer allerdings mit den anderen vorgesehenen Komponenten.
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Die 7 zeigt
eine Minimalvariante des Beruhigungssaugers ohne Zungenbegrenzer
und mit angedeuteter Mundvorhofplatte.
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Die 8 zeigt
die Option eines Zungenraumbegrenzers, der in eine Mundvorhofplatte
bzw. ein Lippenstück einsteckbar gestaltet ist.
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Abbildungsverzeichnis
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1 Das
orofaziale System nach Engelke
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2 Beruhigungssauger
im Längsschnittbild
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3 Einzelne
Komponenten des Beruhigungssaugers in der räumlichen Ansicht
von vorn
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4 Beruhigungssauger
in der Ansicht von schräg oben
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5 Therapeutische
Ausführungsform ohne Lippenschild für Erwachsene
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6 Beruhigungssauger
ohne Zungenbegrenzer
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7 Minimalvariante
des Beruhigungssaugers in der Seitenansicht
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8 Zusammensetzbarer
Beruhigungssauger
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- 1
- Vertikale
Tangente an die äußere Lippenkontur
- 2
- Ebene
der Mundspalte
- 3
- Vestibulumebene
- 4
- Tangente
an interinzisalen Kontaktpunkt
- 5
- Anteriore
Zungenraumbegrenzung
- 6
- Subpalatinaler
Raum
- 7
- Äußere
Lippenplatte
- 8
- Lippenübergang
- 9
- Mundvorhofplatte
- 10
- Interdentalverbindung
- 11
- Zungenraumbegrenzer
- 12
- Lutschkörper
- 13
- Einsteckvorrichtung
für Zungenraumbegrenzer
- 14
- Perforationen
- 15
- Zubehör
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Engelke, W.
2007 [0001]
- - Mew, 2004 [0001]
- - Engelke (2007) [0010]