DE202006000896U1 - Individuelle orthopädische Sitzschale aus Impreg-Kohlefaser - Google Patents

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Abstract

Individuelle orthopädische einteilige Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle (spezieller Rollstuhltyp), die zur Stützung, Stabilisierung, Fixierung und dauerhaften Lagerung körperbehinderter Personen dient, und dadurch gekennzeichnet ist, dass sie aus Kohlefaser im Impreg-Verfahren hergestellt ist.

Description

  • Gegendstand der technischen Neuerung ist eine orthopädische Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle (spezieller Rollstuhltyp), die zur Stützung, Stabilisierung, Fixierung und dauerhaften Lagerung körperbehinderter Personen dient und durch die Verwendung des Material Kohlefaser als Werkstoff und einer neuen Herstellungstechnik einen deutliche Gewichtsreduzierung erfährt.
  • Zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsqualität von körperlich Behinderten mit infantiler Cerebralparese, systematischen Myopathien, Myelodysplasien, spastischen Behinderung mit folgenden skoliotischen Fehlformen der Wirbelsäule und deren betreuenden Personen werden für den Transport in Rollstühlen individuelle Sitzschalen nach Vakuum-Form-Abdruck aus Kohlefaser hergestellt. Da die industriell gefertigten Rollstühle mit ihren Anbauteilen schon ein erhebliches Gewicht aufbringen, sollte gerade die Sitzschale als höchstes Anbauteil, im Gewicht möglichst gering gefertigt werden. So wird der Umgang mit der Rollstuhlversorgung für den Behinderten und für die betreuenden Personen erheblich erleichtert, da die Bewegung und der Transport des Hilfsmittels mit deutlicht weniger Aufwand verbunden ist.
  • Herkömmliche individuelle orthopädische Sitzschalen werden aus individuell angefertigten oder modular vorgefertigten Aluminiumgehäusen hergestellt. Die individuell angefertigten Aluminiumgehäuse werden aus einer Aluminiumplatte nach Schnittmuster ausgeschnitten und an einer Kantelbank geformt und abschließend an den seitlichen Übergangen von Sitz- zu Rückenteil vernietet. Modular vorgefertigte Schalen bestehen zu meist aus 4 Teilen, je 2 für Sitz- und Rückenteil. Sie sind mit Schlitzen zur Breitenverstellung versehen und miteinander verschraubt. Die individuelle Anpassung erfolgt über Verstellung und Kappung der Elemente. Zur individuellen Anpassung der Polsterung wird flüssiger Polyurethan-Schaum in 2 Säcke gegeben, diese im Aluminiumgehäuse positioniert und der Patient auf diesen Säcken gesetzt. Nach einer Aushärtungszeit von ca. 5 Minuten ist der Polyurethan-Schaumstoff fest und die Anpassung abgeschlossen. Abschließend wird das Aluminiumgehäuse beschichtet oder lackiert und die Polsterung mit einem Kunststoffsack zum Schutz vor Urin und einem wechselbaren Stoffbezug versehen.
  • Diese Systeme bringen zahlreiche Nachteile mit sich. Durch die grobe Formanpassung des Aluminiumgehäuses nehmen diese Systeme viel Raum ein. Das hat zur Folge, dass sehr viel Polyurethanschaum zur Polsterung verwendet werden muss. Dies treibt das Gewicht der Sitzschale massiv in die Höhe. Die kurze und grobe Anpassung der Polsterung erzeugt Passformprobleme, da meisten Patienten unter Spastiken leiden und in der kurzen Zeit nur verkrampft und nicht physiologisch in der Sitzschale positioniert werden können. Dadurch wird kein Vollkontakt erreicht und die Druckverteilung innerhalb der Sitzschale ist nicht ausgeglichen. Zudem werden die Hauptbelastungspunkt Sitzbeine, Steißbein und Hüftkopf gar nicht vom flüssigen Schaum umspült und damit auch nicht weichgebettet. Zuletzt wirft der Kunststoffsack zum Schutz vor Urin meist Falten und erhöht die Anzahl der Druckstellen zusätzlich. Diese Punkte sind für den Patienten höchst unangenehm, da sie meist nicht in der Lange sind ihre Sitzposition über den Tag zu verändern. Zudem werden sie einem hohen Risiko des Wundlegen (Dekubitus) ausgesetzt.
  • Ziel der Neuerung ist es, die individuelle orthopädische Sitzschale bezüglich ihres Gewichts, ihres Größenumfangs, ihrer Passform und der Sitzhaltung des Patienten zu verbessern, so dass ein leichterer täglicher Umgang für die Betreuer mit größerem Aktionsradius und vielfältigeren Aktivitäten für den Patient ermöglicht wird. Dies ist wichtig, um auch die Gesundheit der Betreuer zu schonen. Des Weiteren soll eine deutlich angenehmere, physiologische Sitzposition für den Patienten erreicht werden, die zusätzlich den durch Lähmungen verursachten Haltungsverfall entgegenwirkt. Zuletzt sollte ein bestmöglicher Schutz vor Verletzungen des Patienten durch Wundliegen (Dekubitus) erreicht werden.
  • Aufgabe der Neuerung ist es, für eine individuelle orthopädische Sitzschale ein neues Fertigungsverfahren zu finden, dass ein möglichst geringes Gewicht bei nötiger Festigkeit und Zähigkeit, ein best mögliche Sitzposition und einen kleinstmöglichen räumlichen Bedarf garantiert.
  • Die neuerungsgemäßen Merkmale sind in den Schutzansprüchen 1 bis 6 zusammengefasst.
  • Die Neuerung umfasst eine einteilige, anatomisch voll an den Körper angepasste Sitzschale aus Impreg-Kohlefaser (1). Sie wird mittels eines geschäumten Polyurethan-Blocks (4) und 4 Stück M5 Linsenschrauben (5) mit Beilagsscheiben und Muttern (8) an eine modulare Wechseladapterplatte montiert (6). Die Polsterung erfolgt über eine 3 cm dicke Polyethylenweichschaumschicht von 15° shore Härte (2). Als Inkontinenzschutz (3) wird eine Gummierungsschicht mittels Sprühpistole aufgetragen und zum Schutz und zur besseren Durchlüftung ein Stoffbezug (9) aus atmungsaktiven Material mittels Klettverschluss (7, 10) an den Rändern aufgebracht. Zur Verdeutlichung ist die Konstruktion in einer perspektivischen Front-Seitenansicht 1 dargestellt.
  • Zur anatomisch passgenauen Herstellung wird ein Gipspositv des Patienten benötigt. Zur Abformung wird das branchenbekannte Vakuum-Abform-System verwendet. Hierbei wird ein in alle Richtungen variabel einstellbarer Abformstuhl verwendet, in den je ein, mit Kunststoffkugeln gefüllter Latexsack, für Rücken- und Sitzfläche gelegt wird. Nun wird der Patient darauf gesetzt. Durch mehr oder weniger starkes Entziehen der Luft aus den Säcken werden diese plastisch formbar, weich oder durabel hart. In Abstimmung mit dem behandelnden Krankengymnasten wird nun die optimale Sitzposition bestimmt und durch vollständiges Abziehen der Luft fixiert. Großer Vorteil dabei ist ein beliebig großes Zeitfenster zur Bestimmung der Form. Die so gewonnene zweckmäßige, vollflächig anliegende Form wird nun mit Gips ausgegossen. Das Abformsystem wird durch eine Folie geschützt. Nach Erhärten des Gipsmodells wird dieses aus dem Stuhl entfernt, geglättet und nachmodelliert.
  • Nun wird das Gipsmodell in einen Trockenofen gegeben und ca. 2 bis 3 Tage getrocknet um es für die Kohlefaser-Verarbeitung vorzubereiten.
  • Danach wird die Polsterschicht aus 3 cm dicken Polyethylenweichschaum erwärmt und über das Modell tiefgezogen. Nach Erkalten werden die Ränder mit dem Model abschließend gekappt und Modell und Polster isoliert. Nun werden Impreg Kohlefasermatten nach Schnittmuster im 45° Faserverlaufwechsel aufgebracht und gegebenenfalls fixiert. Abschließend wird eine Hülle aus Polyvenylannelin aufgebracht, abgedichtet und mit einem Absaugrohr versehen. So wird die Schale bei 120 ° Celsius 3 Stunden lang bei ca. 0,3 bar Unterdruck ausgebacken.
  • Es folgt Trennung der einzelnen Teile, Nachbearbeitung der Kantenverläufe und die Montage. Hierzu wird die Schale mittels Keilen und Holzschrauben auf einer Sperrholzplatte richtig positioniert und fixiert. Nun wir mit Klebeband der Rand abgedichtet und der Hohlraum zwischen Schale und Platte mit Polyurethan-Schaum ausgegossen. Der entstandene Block dient zu Vermittlung zwischen der anatomisch geformten Schale und einer handelsüblichen Rollstuhadapterplatte. Die Fixierung erfolgt mir 4 M5 Linsenschrauben und passenden Beilagsscheiben und Muttern. Nun wird das Polster mit einer Gummierungsschicht lackiert und in die Sitzschale eingeklebt.
  • Zuletzt erfolgt die Herstellung des Stoffbezuges. Er besteht je nach anatomischer Formgebung aus bis zu 7 Teilen, die nach vorher gefertigtem Schnittmuster im Kreuzstich zusammengenäht werden. Dann erhält der Bezug einen Saum aus 1,5 cm breiten Klett zur Fixierung. Der Randverlauf der Sitzschale wird mit dem entsprechenden Klett beklebt.
  • 1.
    Kohlfasersitzschale
    2.
    Polsterung aus PE Weichschaumstoff
    3.
    Gummierungsbeschichtung
    4.
    PU Block
    5.
    4 * Linsenscharauben M5
    6.
    Wechseladapterplatte
    7.
    Klebeklettverschluß
    8.
    4 * Beilagsscheiben und Mutter
    9.
    Stoffbezug
    10.
    Klettsaum

Claims (6)

  1. Individuelle orthopädische einteilige Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle (spezieller Rollstuhltyp), die zur Stützung, Stabilisierung, Fixierung und dauerhaften Lagerung körperbehinderter Personen dient, und dadurch gekennzeichnet ist, dass sie aus Kohlefaser im Impreg-Verfahren hergestellt ist.
  2. Individuelle orthopädische einteilige Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle nach Anspruch 1, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie nach dem Vakuum-Abformverfahren geformt wurde.
  3. Individuelle orthopädische einteilige Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle nach Anspruch 1, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie mit einem Polyethylen-Schaum gepolstert ist.
  4. Individuelle orthopädische einteilige Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle nach Anspruch 1, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Polsterung mit einer Gummierungsschicht überzogen ist.
  5. Individuelle orthopädische einteilige Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle nach Anspruch 1, die dadurch gekennzeichnet ist, dass ihr Sitzbezug aus atmungsaktivem Material gefertigt und im Kreuzstich vernäht ist.
  6. Individuelle orthopädische einteilige Sitzschale für Sitzschalenuntergestelle nach Anspruch 1, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie mittel Linsenschrauben an eine handelsübliche Wechseladapterplatte fixiert ist.
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Cited By (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE102007034062A1 (de) * 2007-07-20 2009-02-26 Wagner, Michael Hartmut Teilaktives Sitzorthesesystem und Herstellungsverfahren hierzu
DE202008008562U1 (de) * 2008-06-19 2009-10-29 Brillinger Gmbh + Co. Kg Orthese für den Schutz des Ellenbogengelenks

Cited By (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE102007034062A1 (de) * 2007-07-20 2009-02-26 Wagner, Michael Hartmut Teilaktives Sitzorthesesystem und Herstellungsverfahren hierzu
EP2080498A1 (de) 2007-07-20 2009-07-22 Wagner mechanische Werkstätte für Orthopädietechnik Teilaktives Sitzorthesesystem und Herstellungsverfahren hierzu
DE202008008562U1 (de) * 2008-06-19 2009-10-29 Brillinger Gmbh + Co. Kg Orthese für den Schutz des Ellenbogengelenks

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