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Technisches Gebiet
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Die
hier beschriebene Erfindung gehört
in den Bereich: Rettungsgeräte
für Hilfeleistungsorganisationen
(z,B. Feuerwehr, THW, DRLG, DGzRS, Rotes Kreuz, o.ä.)
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Einleitung
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In
den letzten 10 Jahren war ich als Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr
an zwei Einsätzen
beteiligt, wo es um das Auffinden von Personen im Wasser ging. Im
ersten Fall war ein jugendlicher Mann nach dem Sprung von einem
Badesteg ertrunken, im zweiten Fall war ein Mann mittleren Alters von
einem Boot ins Wasser gefallen und ertrunken. Bei diesen Einsätzen kam
ein Schlauchboot zum Einsatz, mit dem die Ersthelfer über der
vermuteten Unglücksstelle
mit Stangen und Haken nach dem Verunglückten „stocherten". Ebenfalls wurde
der Versuch unternommen, mit einer Menschenkette das seichtere Wasser
abzusuchen. In beiden Fällen
gelang es der Feuerwehr nicht, den Verunglückten zu finden. Erst die eingesetzten
Rettungs- oder Polizeitaucher wurden fündig. Leider zu spät, da durch die
weiten Anfahrtswege (20 bis 40 Minuten) wertvolle Zeit verloren
ging. Beide Personen sind verstorben. Person eins wurde nach 45
min von einem Taucher leblos geborgen. Person 2 wurde nach über 70 Stunden
treibend an der Wasseroberfläche
aufgefunden. Im Nachgang zu diesen Unfällen wurde mir bewußt, das
die Hilfeleistungsorganisationen auf solche Einsätze überhaupt nicht vorbereitet
sind, keine oder nur unzureichende technischen Hilfsmittel haben, und
auch zu wenig über
das Verhalten der Verunfallten unter Wasser wissen. Es gibt auch
keine Dienstvorschrift zu diesem Thema, noch ist es Thema an der
Landesfeuerwehrschule. Auch im Zubehörhandel ist nichts zu finden.
Diese Macht- und Hilflosigkeit veranlaßte mich zu weiterem Handeln
und Forschen.
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Der
Großteil
unseres Planeten ist von Wasser bedeckt. Die Welt unter Wasser kann
sehr schön sein,
für den
Menschen aber ist sie lebensfeindlich. Von jeher begleitet die Geschichte
der Menschheit auch die Geschichte des nassen Todes. Millionen von
Menschen kamen bereits in den Fluten über die Ufer getriebener Meere
um ihr Leben. Auch Deutschland kennt derartige Tragödien. Jährlich kommen etwa
2.000 Personen um, davon etwa die Hälfte durch Selbsttötung. Bei
35% der Toten wirkte Alkohol begünstigend.
Etwa 200 Opfer sind jährlich
bei Sportbootunfällen
zu beklagen (siehe Statistik www.dlrg.de).
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Die drei Phasen
des Ertrinkens
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- Erste Phase – Der Verunglückte ist
bei vollem Bewußtsein,
ansprechbar und erkennt, dass er in Gefahr ist. Er reagiert auf
Anweisungen des Retters und lässt
sich ohne Gegenwehr aus dem Wasser transportieren.
- Zweite Phase – Der
Verunglückte
tobt im Wasser, das Bewußtsein
ist getrübt
und er ist nicht mehr ansprechbar. Er klammert sich mit großer Kraft
an alle erreichbaren Gegenstände,
auch an den Retter. Den Zugriff auf den Verletzten sollte der Retter
möglichst verzögern bis
Phase drei. Wenn das nicht möglich
ist, sollte der Retter von hinten eingreifen, in der Phase des Nachlassens
der Kräfte.
- Dritte Phase – Der
Verunglückte
sinkt bewußtlos
ab. Er ist mit seinen Kräften
am Ende. Schnelles Retten ist für
ihn überlebenswichtig.
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Fachbegriff
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- Ertrinken: Beschreibt den Erstickungstod im
Wasser
- Ertrinkungsunfall oder Beinahe-Ertrinken: Wenn der Verunglückte lebend
gerettet wird.
- Retten: Eine Person/Tier aus einer lebensbedrohlichen Zwangslage
befreien (lebend)
- Bergen: Eine tote Person/totes Tier aus Zwangslage abbergen
(Tod)
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Biologischer Ablauf im
Körper
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Sauerstoffmangel
kann im menschlichen Körper
z.B. durch Ausfall der Atmung entstehen. Etwa drei Minuten danach
sind die Sauerstoffreserven im Körper,
u.a. im Blut erschöpft.
Es beginnt Sauerstoffmangel zu herrschen und erste Zellen sterben ab.
Die gegen Sauerstoff empfindlichsten Zellen sind die Nervenzellen
im Gehirn. Sie sterben zuerst ab. Bei Atemausfall kann der Mensch
im Körper
entstandenes Kohlendioxid (CO2) nicht mehr ausatmen. Es sammelt
sich z.B. im Blut an. Unter dieser Bedingung erzeugt der Körper ein
Stresshormon, das zur Beschleunigung des Pulses und damit zur Steigerung des
Kreislaufes führt.
Das führt
bei Ertrinkenden im kalten Wasser zu raschem Auskühlen und
zu geringerem Sauerstoffverbrauch. Die Zeit bis zum Eintritt des
Sauerstoffinangels verlängert
sich, und es ergeben sich erhöhte
Wiederbelebungschancen. So kann bei +30 Grad Umgebungstemparatur
ein Sauerstoffmangel von acht bis zehn Minuten, und bei +20 Grad Umgebungstemparatur
ein Sauerstoffmangel von 20 Minuten ohne wesentliche Schäden überstanden werden.
Vereinzelt liest man von Ertrinkungsunfällen in eiskaltem Wasser, bei
denen Menschen nach 30 Minuten erfolgreich wiederbelebt wurden und
ohne Nachfolgeschaden das „Beinahe-Ertrinken" überstanden.
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Das Verhalten von menschlichen
Körpern
im Wasser
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Der
menschliche Körper
besteht zu einem sehr hohen Anteil aus Wasser, ist aber als solches nicht
schwimmfähig.
Wenn wir aber tief einatmen und die Luft anhalten, wirkt unsere
Lunge wie ein Ballon, und unser Körper wird an der Wasseroberfläche gehalten – wir schwimmen.
Die Luftmenge im Körper
eines Ertrunkenen reicht jedoch nicht aus, um den Körper an
der Wasseroberfläche
zu halten, dieser sackt langsam auf den Grund des Gewässers ab.
Dort angekommen berühren
die Fußspitzen
den Gewässergrund
und der Körper
schwebt mit einer Neigung von etwa 45 Grad – das Gesicht nach unten gerichtet.
Ist der Gewässergrund
tiefer, so schwebt der Körper,
je nach Art der Bekleidung, in etwa 2–4 Metern Tiefe in der oben
beschriebenen Haltung im Wasser. Die Zeitspanne, einen Ertrunkenen
ohne Folgeschäden zu
reanimieren ist abhängig
von Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand vor dem Unglück und der Wassertemperatur.
Pauschal kann aber die Aussage gemacht werden, das den Rettungskräften 20 bis 30 Minuten
für eine
erfolgreiche Rettung (lebend) zur Verfügung stehen. Es gilt diese
Zeit effektiv zu nutzen.
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Was tun?!?
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Wenn
optimale Bedingungen, wie glasklares Wasser und Tageslicht, herrschen,
kann man einen Körper
in 3–4
Metern Tiefe erkennen und zielgerichtet danach tauchen, um ihn zu
ergreifen. Hierzu ist nicht einmal eine Taucherausrüstung notwendig. Doch
leider finden wir solche guten Bedingungen nur sehr selten in unseren
Gewässern.
In den meisten Fällen
ist das Wasser trübe
und die Sicht unter Wasser beträgt
nicht selten weniger als ½ Meter.
Auch die unterschiedlichen Wassertiefen erschweren den Einsatzkräften die
Suche nach dem Verunglückten.
Eine Orientierung im trüben
Wasser ist fast unmöglich.
Bei nächtlichen
Suchaktionen fällt
die Orientierung noch schwerer.
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Da
die örtlichen
Feuerwehren meistens zuerst am Einsatzort sind, gilt es, die Zeit
bis zum Eintreffen der Rettungstaucher, zum Wohle des Verunglückten sinnvoll
und effektiv zu nutzen.
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Jede
nicht genutzte Möglichkeit
vermindert die Überlebenschance
des Unfallopfers.
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Technischer Ausstattungsstand
Heute
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Derzeit
gibt es keine speziellen Rettungsgeräte um nach Personen unter Wasser
zu suchen. Im Regelfall werden Rettungs- oder Bergungstaucher eingesetzt.
Diese durchsuchen die Unglücksstelle nach
verschiedenen Verfahren:
- 1) Kreisen – von der
letzten bekannten Position wird in immer größer werdenden Kreisen/Ringen gesucht.
- 2) Scheibenwischersystem – von
der Uferkante aus wird in Halbkreisen gesucht, wobei am Ende eines
jeden Halbkreises der Radius vergrößert wird.
- 3) Sektorensuche – an
einer Arbeitsleine wird der Taucher von Land aus geführt, wobei
nach Erreichen einer Seite die Arbeitsleine um etwa 2 Meter versetzt
wird.
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Der
Taucher hat bei seiner Suche ständig eine
Hand an der Führungsleine,
mit der zweiten Hand sucht er nach der verunglückten Person, wobei er mit
der suchenden Hand gleichzeitig auch noch die Wassertiefe (3–4 Meter)
ausbalancieren muß.
Mir ist kein Fall bekannt, bei dem ein Taucher eine verunglückte Person
so schnell gefunden hat, das diese überlebt hat !!!
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Rettungsschlingen
(Lange Stangen mit einer Fangöse
aus festem Kunststoff) dienen eigentlich nur der Rettung von Personen,
die noch an der Wasseroberfläche
sind. Obwohl man auch mit diesen Geräten unterhalb der Wasseroberfläche, an
der Uferzone, suchen kann.
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Fanghaken – sind übergroße dreischenklige Angelhaken,
die an Eisenketten durchs Wasser geführt werden, in der Hoffnung,
das sich die Haken in der Kleidung (oder der Haut) des Verunfallten
verfangen.
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Mit
den oben beschriebenen Methoden und Geräte ist die Wahrscheinlichkeit
der lebenden Rettung von verunfallten Personen sehr gering. Einerseits
sind die Fachkräfte
(Taucher) zu spät
am Einsatzort, andererseits sind die vorhandenen Gerätschaften
nicht geeignet den Unglücksort
systematisch und effektiv abzusuchen.
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Fazit:
Bisher waren diese Einsätze
von vornherein zu „Bergungseinsätzen" verdammt – die Aussicht
auf eine lebende Rettung unwahrscheinlich.
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Mit
dem neu entwickelten Wasserrettungsnetz kann man dank der kurzen
Bereitstellungszeit große
Flächen
schnell und systematisch absuchen, womit die Wahrscheinlichkeit
der lebenden Rettung überproportional
steigt. Und selbst wenn die verunglückte Person nicht mehr lebend
gerettet werden kann, so wird doch die Einsatzdauer erheblich verkürzt, ebenso
wie die Wahrscheinlichkeit den Körper überhaupt
zu finden.
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Praktische
Prüfung
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Die
Konstruktion wurde im Sommer 2003 an der Flußbadestelle Koldenbüttel (Polder)
erfolgreich erprobt. Der etwa 20m breite Sielzug konnte in einem Schleppgang
in kürzester
Zeit komplett abgesucht werden.
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Am
12.07.2004 und 02.08.2004 wurden die Netze im Freibad Tönning bei
klarem Wasser auf die Probe gestellt. Ein Rettungstaucher vom DLRG
war Opfer und Beobachter. Alle Anwesenden waren sehr zufrieden.
Es gab keine Verbesserungsvorschläge. Die Netzkonstruktion hat
sich bewährt
! ! !
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17.07.2004:
Das Schleppnetz hat sich bei einem Tiefwasserversuch im Hafenbecken
Friedrichstadt, geschleppt von 2 Motorbooten, bestens bewährt. Gutes,
einfaches Handling.
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Am
04.11.2004 wurden das Rettungsnetz erstmalig der Öffentlichkeit
im Rahmen einer Alarmübung
vorgestellt. 2 Dummies wurden im Fluß Treene versenkt. Von Eingang
Notruf bei der Leitstelle bis zum Zeitpunkt an dem der erste Dummy
an Land war, brauchte die Feuerwehr 35 Minuten. Die Gleichzeitig mitalarmierten
DLRG-Kräfte
brauchten für
den zweiten Dummy 70 Minuten. Die DLRG Rettungstaucher, Kreisbrandmeister
Christian Albertsen, Gebietsbetreuer Manfred Aberle , Polizei Friedrichstadt
, Presse und Bürgermeister
waren sehr beeindruckt von der Erfindung. Ich behaupte, das die
Feuerwehr bei einem Echteinsatz noch mind. 10 schneller gewesen wäre.
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Beschreibung
der Erfindung
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Der
im Schutzanspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde,
ein Rettungsgerät
zu schaffen, das ein unkompliziertes, schnelles, großräumiges und
systematisches Auffinden von Personen unter Wasser nach einem Unglücksfall
ermöglicht.
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Ein
rechteckiges, grobmaschiges Netz aus schwimmfähigem Material, das oben von
Schwimmkörpern
an der Wasseroberfläche
gehalten wird und unten von Bleileinen gestrafft wird (1). Seitlich angebrachte
Stangen, die durch Schwimmkörper und
Senkblei in der Senkrechten gehalten werden und daran montierte
Schleppleinen, lassen das Netz sicher und systematisch führen (2). Das Netz hat eine variable
Arbeitsbreite von 5 bis 20m, die Höhe ist 4 m, jedoch seitlich
an den Stangen auf 2 m gerafft (3).
Die Netzmaschenweite von 20 bis 25 cm in Verbindung mit einer Garnstärke von
1 bis 1,2 mm verringern den Widerstand im Wasser auf ein geringes
Maß (1). Durch das ausgeglichene
Verhältnis
zwischen Schwimmkörpern
an der Oberseite und Bleileinen an der Unterseite, „steht" das Netz wie eine
Wand eigenständig
im Wasser (4). Mit diesem
Wasserrettungsnetz werden die oberen 4 Meter eines Gewässer auf
einer Breite von bis zu 20 Metern systematisch und schnell abgesucht
(5). Nur die oberen
4 Meter (in diesem Bereich befinden sich die Verunglückten) sind
bei der Suche nach verunfallten Personen wichtig. Bei geringerer
Wassertiefe, z.B. 2,60 Meter, wird die Unterkante des Netzes (Bleileine) über den
Grund gezogen, währen
der Rest des schwimmfähigen
Netzes an der Wasseroberfläche, hinter
den Schwimmkörpern
der Oberseite, aufschwimmt. Mit diesem Effekt verringert man den
Widerstand beim ziehen über
den Grund. Gleichzeitig bildet sich durch den Wasserwiderstand beim
Suchen/Schleppen im Netz eine An Fangsack, in den der gefundene
Körper
geführt
wird (5).
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Wodurch
unterscheidet sich meine Erfindung von bereits vorhandenen Geräten, und
was ist so besonders daran:
- – Es gibt
keine vergleichbaren Gerätschaften
am Markt
- – Das
Wasserrettungsnetz ist in dieser Form einmalig
- – Geringes
Transportmaß (ca.
210 cm Lang, 40 cm Durchmesser – wie
eine Teppichrolle)
- – Geringes
Transportgewicht ( ca. 15 KG)
- – Paßt ohne
zusätzliche
Halterungen in jede Mannschaftskabine eines Einsatzwagens (Feuerwehr,
DLRG, THW....)
- – Paßt in jeden
handelsüblichen
PKW
- – Geringer
Personalbedarf – nur
2 Personen können
das Netz aufbauen und bedienen
- – Schnell
einsatzfähig – nur abrollen,
ins Wasser bringen und los geht's
- – Große Wasserflächen werden
schnell und systematisch abgesucht
- – Variable
Einsatzbreite von 5 bis 20 Meter
- – Für Wassertiefen
ab 1 Meter
- – Für stehende
und fließende
Gewässer
- – Uneingeschränkte Einsatzdauer
auch bei sehr kaltem Wasser (Taucher können das nicht)
- – Mit
Hilfe von Motorbooten auch auf großen Gewässern einsetzbar
- – Tageslicht
nicht notwendig, kleine Scheinwerfer zur Orientierung sind ausreichend
- – Pflegeleicht,
da überwiegend
Kunststoffe verwendet werden
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Fig. 1) Netzkörper
- 1
- Kleine
Schwimmkörper
- 2
- Netzmaschenweite
20-25 cm /Garnstärke
1 bis 1,2 mm
- 3
- Bleileine
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Fig. 2) Schleppstange
- 1
- Schleppöse
- 2
- Schleppleine
- 3
- Großer Schwimmkörper
- 4
- Stange
- 5
- Senkblei
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3) Konstruktionszeichnung
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4) Skizze zur Anwendung
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5) Prinzip „Fangsack"