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Die Erfindung betrifft einen Kite
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Derartige Kites haben zwei Frontleinen,
die zu einer Zugleine zusammengeführt sind, und zwei Backleinen.
Die Zugleine ist lösbar
am Körper
des Surfers befestigt. Die Backleinen dienen zur Steuerung des Kites
und sind an einer Bar befestigt, die der Surfer in seinen Händen hält.
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Im Gefahrenfall, wenn z.B. eine Windböe in den
Kite einfällt,
muss die Zugkraft des Kites stark reduziert und der Kite zum Absturz
gebracht werden können.
Dies erfolgt über
eine Veränderung
eines Anstellwinkels des Kites zum Wind! Dieses sogenannte Depowern
wird von dem Surfer durch Loslassen der Bar eingeleitet, wodurch
die Backleinen entlastet und werden und der Kite seinen Anstellwinkel ändert. Durch
das Loslassen der Bar kann der Surfer den Kite jedoch nicht mehr
steuern, so dass sich dieser unkontrolliert zu Boden bzw. in Richtung
des Wassers bewegt. Dabei können
sich die Frontleinen und die Backleinen derart miteinander verdrehen, dass
ein Neustart nur schwer möglich
ist. Des Weiteren neigen depowerte Kites dazu, auf ihrer Anströmkante zu
landen, so dass sie für
den Neustart erst auf ihre Abrisskante zu wenden sind.
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Zur Vereinfachung des Neustarts schlägt die
DE 101 62 859 C1 eine
Sicherheitsleine vor, die an der Anströmkante des Kites angreift und
zum Surfer geführt
ist. Dabei soll sich der Kite durch Ziehen an der Sicherheitsleine
auf seine Abströmkante
wenden. Nachteilig an dieser Lösung
ist jedoch, dass ein Verdrehen der Frontleinen und der Backleinen
nicht verhindert wird.
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Ferner ist bei den bekannten Lösungen nachteilig,
dass die Kites durch das Loslassen der Bar nur relativ langsam depowern.
Zum schnellen Depowern löst
der Surfer die Zugleine von seinem Körper, was jedoch bewirkt, dass
der Kite unkontrolliert von dem Surfer weg getrieben wird und eine
Gefahr für
die Umgebung darstellt. Gerade für
Anfänger sind
diese bekannten Arten des Depowerns – Bar loslassen und/oder Zugleine
vom Körper
lösen – nicht
optimal geeignet.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, einen Kite zu schaffen, der schnell depowert und kontrolliert
zum Absturz bringbar ist.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch
einen Kite mit den Merkmalen nach dem Anspruch 1.
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Erfindungsgemäß ist jeweils eine Frontleine mit
einer benachbarten Backleine über
eine Verbindungseinrichtung an dem Kite verbunden. Zusätzlich ist
jeweils eine Depowerleine zum Depowern des Kites vorgesehen, über die
die Frontleine an einem weiteren Angriffspunkt an dem Kite angreifen
kann.
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Diese Lösung berücksichtigt, dass der Kite umso
schneller depowert, je weniger Widerstand er dem Wind entgegensetzt.
Eine derartige Reduzierung des Widerstandes ist über eine Veränderung seines
Anstellwinkels zum Wind erzielbar. Dabei ist der Widerstand um so
kleiner, je steiler sein Anstellwinkel gewählt ist. Erfindungsgemäß wird ein
steiler Anstellwinkel durch eine Verlagerung der Angriffspunkte
der Frontleinen an dem Kite realisiert. Die erfindungsgemäße Lösung verhindert
ferner ein Verdrehen der Frontleinen und der Backleinen beim Absturz.
Der Kite bewegt sich vielmehr an einen seiner beiden Windfensterränder und
legt sich insbesondere auf seine Abrisskante, was einen einfachen
Neustart erlaubt.
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Die Verbindungseinrichtung kann eine
in einer Frontleinenführung
und Backleinenführung
geführte
Verbindungsleine zum Verbinden der Frontleine mit der Backleine
haben. Dabei greift die Depowerleine am Kite und an der Frontleine
an.
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Bei einer Ausführungsform greift die Depowerleine
im Kupplungsbereich der Verbindungsleine mit der Frontleine und
an einer Anströmkante
des Kites, insbesondere im Bereich eines Querschlauchs, an.
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Bei einer weiteren Ausführungform
ist die Depowerleine einstückig
mit der Verbindungsleine ausgebildet.
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Zur Bildung eines Angriffspunktes
für die Frontleine
an dem Kite in einer Flugphase kann auf der Verbindungslinie zwischen
der Frontleinenführung
und der Frontleine ein Stoppelement angeordnet sein. In der Flugphase
liegt das Stoppelement an einem Anschlag der Frontleinenführung an
und die Depowerleine ist entlastet. Dabei wird über das Stoppelement eine Zugkraft
auf die Frontleine begrenzt. Beim Depowern hingegen wird das Stoppelement von
der Frontleinenführung
beabstandet und die Depowerleine gespannt. Folglich bildet sich über die
Depowerleine der neue Angriffspunkt für die Frontleine an dem Kite
aus, so dass beim Depowern der Kite mit seiner Anströmkante nach
unten zeigt und sich die Absrisskante weit nach oben bewegt. D.h.
der Kite stellt sich mit einem steilen Anstellwinkel zum Wind, so
dass er dem Wind keinen Widerstand mehr entgegengesetzten kann.
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Die Frontleinenführung und die Backleinenführung können zur
Reduzierung der Reibung der Verbindungsleine als Rollenführungen
ausgebildet sein.
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Bei einer Ausführungsform ist auf der Zugleine
ein verstellbarer Begrenzungskörper
vorgesehen, gegen den sich die Bar nach dem Loslassen bewegt.
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Sonstige vorteilhafte Ausführungsformen sind
Gegenstand weitere Unteransprüche.
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Im Folgenden wird eine bevorzugte
Ausführungsform
der Erfindung anhand schematischer Darstellungen näher erläutert. Es
zeigen
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1 eine
perspektivische Darstellung eines bevorzugten Kites in einer Flugphase,
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2 einen
vergrößerten Ausschnitt
aus einem Seitenbereich des Kites aus 1 in
der Flugphase, und
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3 der
vergrößerte Ausschnitt
aus 4 beim Depowern,
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4 eine
Schnittdarstellung eines bekannten Kites beim Depowern, und
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5 eine
Schnittdarstellung des Kites aus 1 beim
Depowern,
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1 zeigt
einen bevorzugten Kite 2 in Form eines Tubekites mit zwei
erfindungsgemäßen Verbindungseinrichtungen 4, 5 und
Depowerleinen 6, 7. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist in dieser
Figur nur angedeutet, in welchem Bereich des Kites 2 sich die
Verbindungseinrichtungen 4, 5 und die Depowerleinen 6, 7 befinden.
Eine ausführliche
Erläuterung erfolgt
in den 3 und 4. Ein derartiger Kite 2 kann zum
Beispiel zum Kite-Surfen oder Kite-Boarden benutzt werden.
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Der Kite 2 steht über zwei
Frontleinen 20, 22, die zu einer Zugleine 24 zusammengeführt sind,
und über
zwei Backleinen 32, 34 mit einem Surfer bzw. einem
Boarder sowie einer Haltestange bzw. Bar 10 in Verbindung.
Dabei greifen die Frontleinen 20, 22, die Backleinen 32, 34 und
die Depowerleinen 6, 7 an einer Unterseite 8 des
Kites 2 an. Der Kite 2 hat zur Stabilisierung
eine Vielzahl von aufblasbaren Querschläuchen 12, die sich
von seiner Anströmkante 14 bzw.
Leading Edge zu seiner Abrisskante 16 bzw. Trailing Edge
erstrecken. Zusätzlich
hat der Kite 2 an seinen Flügelenden 17, 19 jeweils
eine sich ebenfalls in Querrichtung erstreckende Latte l3.
Die Latten 13 sind nicht aufblasbar und können beispielsweise
aus flexiblen Kunststoff sein. Die Anströmkante 14 wird von
einem aufblasbaren Schlauch bzw. einer Tube 18 gebildet.
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Die Frontleinen 20, 22 sind
in der dargestellten Flugphase anströmseitig an den Flügelenden 17, 19 befestigt
und zu einer Zugleine 24 zusammengeführt, die mit dem Körper des
Surfers verbunden ist. Die Zugleine 24 ist durch eine Führung der
Bar 10 geführt
und greift über
ein lösbares
Verschlusssystem 28 an dem Surfer an. Das Verschlusssystem 28 kann beispielsweise
ein bekannter Chicken Loop sein, der an einem Trapez des Surfers
eingehängt
wird. Auf der Zugleine 24 ist ein verstellbarer Begrenzungskörper 30 angeordnet,
der den maximalen Verschiebeweg der Bar 10 begrenzt.
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Die beiden Backleinen 32, 34 dienen
zur Steuerung des Kites 2 und erstrecken sich abrissseitig
von den Flügelenden 17, 19 zu
Endabschnitten der Bar 10.
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Die 3 und 4 zeigen jeweils vergrößert die
Unterseite 8 des Kites an seinem gemäß 1 rechten Flügelende 19 mit der
erfindungsgemäßen Verbindungseinrichtung 4 und
der Depowerleine 6. Da beide Verbindungseinrichtungen 4, 5 und
beide Depowerleinen 6, 7 identisch ausgeführt sind,
ist die folgende beispielhafte Erläuterung der Verbindungseinrichung 4 und
Depowerleine 6 auch auf die Verbindungseinrichtung 5 und
die Depowerleine 7 am linken Flügelende 17 des Kites 2 anzuwenden.
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Gemäß 4 ist die Verbindungseinrichtung 4 an
der Unterseite 8 des rechten Flügelendes 19 angeordnet.
Sie hat eine Verbindungsleine 36 sowie eine Frontleinenführung 38 und
eine Backleinenführung 40 zur
Führung
der Verbindungsleine 36. Die Frontleinenführung 38 und
die Backleinenführung 40 sind
vorzugsweise als Rollenführungen,
d.h. als gelagerte Rollen mit Umfangsnuten zur abschnittsweisen Aufnahme
der Verbindungsleine 4, ausgeführt und an der Unterseite 8 am
rechten Flügelende
des Kites 2 befestigt. Die Verbindungsleine 36 ist
durch die Front- und die Backleinenführung 38, 40 geführt und steht über Knoten
bzw. Kupplungen 42, 44 mit der Frontleine 22 und
der Backleine 34 in Verbindung. Auf der Verbindungsleine 36 ist
zwischen der Frontleinenführung 38 und
der Kupplung 42 für
die Frontleine 22 ein Stoppelement 46 angeordnet.
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Die Verbindungsleine 36 ist über die
Kupplung 42 der Frontleinenführung hinaus verlängert und greift
abströmseitig
im Bereich einer der Querschläuche 12 an
der Tube 18 an. Dabei wirkt der verlängerte Bereich der Verbindungsleine 36 als
die Depowerleine 6.
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Im Folgenden wird die Funktionsweise
der erfindungsgemäßen Verbindungseinrichtung 4 und Depowerleine 6 erläutert:
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In einer Flugphase (3) hält
der Surfer die Bar 10 in seinen Händen und steuert durch Bewegung
seiner Arme den Kite 4. Dabei ist die Zugbelastung auf
der Backleine 34 etwas größer als die auf der Frontleine 22.
Das Stoppelement 46 wird gegen einen Anschlag (nicht dargestellt)
der Frontleinenführung 38 gezogen
und die Verbindungsleine 36 ist belastet. Somit verhindert
das Stoppelement 46, dass die Frontleine 22 mit
einer zu großen
Zugkraft belastet wird. In dieser Flugphase, d.h. Zugbelastung auf der
Backleine 34 ist größer als
auf der Frontleine 22, bilden die Frontleinenführung 38 und
die Backleinenführung 40 die
Angriffspunkte am Kite 2, an denen die Frontleine 22 bzw.
die Backleine 34 jeweils angreift.
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Beim Depowern (4) muss der Windruck auf den Kite schnell
beseitigt werden können,
um die Zugkraft des Kites 2 zu reduzieren und eine Gefahr für den Surfer
und die Umgebung zu verhindern. Dabei erfolgt das Depowern um so
schneller, je weiter der Kite 2 seinen der Anstellwinkel α öffnen kann
(s. 5). D.h. der Kite 2 muss
eine große
Depowerrange haben. Während
bei bekannten Kites der Anstellwinkel α nur relativ flach geöffnet werden
kann (4), erlaubt das
erfindungsgemäße System
ein wesentlich weiteres Öffnen
des Anstellwinkels α (5). Dies wird dadurch erreicht,
dass der Angriffspunkt der Frontleine 22 an dem Kite 2 entlang der
Tube 18 bzw. Anströmkante 14 verschoben
wird.
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Sobald der Surfer die Bar 10 zum
Depowern loslässt,
rutscht diese auf der Zugleine 24 bis zum Begrenzungskörper 30 von
ihm weg und der Kite depowert vollständig. Dabei kann über die
Entfernung des Begrenzungskörpers 30 vom
Surfer der Anstellwinkel α eingestellt
wird. Es ist zum Beispiel vorstellbar, dem Begrenzungskörper 30 einen
Verschiebeweg von 2 m auf der Zugleine 24 zu gewähren.
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Beim Loslassen der Bar 10 wird
die Backleine 34 und somit auch die Verbindungsleine 36 zugentlastet.
Aufgrund der Befestigung der Frontleine 22 am Surfer ist
nun die Zugbelastung auf der Frontleine 22 größer als
auf der Backleine 34. Folglich wird das Stoppelement 46 von
der Frontleinenführung 38 wegbewegt
und die Depowerleine 6 gespannt. Somit greift die Frontleine 22 nicht
mehr gemäß 1 "unten" an dem Flügelende 19 an dem
Kite 2 an, sondern über
die Depowerleine 6 in einem "oberen" Bereich der Tube 18. D.h.
der Angriffspunkt der Frontleine 22 ist von dem rechten
Flügelende 19 in
Richtung der Querschläuche
12 verschoben,
wodurch ein weites Öffnen
des Kites 2 möglich
ist. Der Kite 2 wird quasi im Anströmbereich nach "unten" zum Boden bzw. Wasser
gezogen und im Abrißbereich
geöffnet.
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Dabei stützt der Kite 2 nicht
unkontrolliert zu Boden bzw. zu Wasser, sondern er kippt auf ein
Flügelende 17, 19 und
bewegt sich selbständig
ohne zu verdrehen an einen seiner beiden Windfensterränder. Dabei
legt er sich insbesondere auf seine Abrisskante 16, so
dass ein Neustart ohne eine Entdrehung der Frontleine 22 und
der Backleine 34 und ohne eine Wendung des Kites 2 von
seiner Anströmkante 14 auf
seine Abrisskante 16 durch einfaches Greifen und Heranziehen
der Bar 10 möglich
ist.
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Es jedoch auch vorstellbar, dass
der Surfer nur teilweise den Kite 2 depowert. Ein derartiges
teilweises Depowern lässt
sich dadurch erzielen, dass der Surfer die Bar 10 nicht
loslässt,
sondern dass er lediglich seine Arme mit der festgehaltenden Bar 10 streckt,
wodurch ebenfalls die Depowerleine 6 spannbar ist. Durch
das erfindungsgemäße System wird
bereits durch die Verschiebung der Bar 10 um wenige Zentimeter,
wie zum Beispiel 20 cm oder 30 cm, der Anstellwinkel α stark geöffnet. Dieses
Festhalten der Bar 10 hat den Vorteil, dass der Surfer nach
dem Depowern weiter fahren kann und den Kite 2 nicht neu
zu starten hat.
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Offenbart ist ein Kite mit zwei Frontleinen und
zwei Backleinen, der Verbindungseinrichtungen zum unmittelbaren
und direkten Verbinden der Frontleinen mit der jeweiligen Backleine
und Depowerleinen zum Depowern, die weitere Angriffspunkte für die Frontleinen
bilden, hat.
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- 2
- Kite
- 4
- Verbindungseinrichtung
- 5
- Verbindungseinrichtung
- 6
- Depowerleine
- 7
- Depowerleine
- 8
- Unterseite
- 10
- Bar
- 12
- Querschlauch
- 13
- Latte
- 14
- Anströmkante
- 16
- Abrisskante
- 17
- Flügelende
- 18
- Tube
- 19
- Flügelende
- 20
- Frontleine
- 22
- Frontleine
- 24
- Zugleine
- 26
- Führung
- 28
- Verschlusssystem
- 30
- Begrenzungskörper
- 32
- Backleine
- 34
- Backleine
- 36
- Verbindungsleine
- 38
- Frontleinenführung
- 40
- Backleinenführung
- 42
- Kupplung
- 44
- Kupplung
- 46
- Stoppelement