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Die Erfindung betrifft ein Handwerkzeug
zum Verschieben von Folien auf einer Unterlage. Bevorzugtes, jedoch
nicht ausschließliches
Anwendungsgebiet eines erfindungsgemäßen Handwerkzeuges ist das
Plattierungs-Handwerk, wo es gilt, dünnste Metallfolien wie z.B.
Blattgold oder Blattsilber aus einem Magazin zu entnehmen, um es
auf den zu plattierenden Gegenstand zu übertragen.
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Dem Plattierhandwerker wird der Werkstoff (Plattiermaterial)
in Form sehr dünner
Folien geliefert, die zwischen Papierblätter eines Magazinheftes eingelegt
sind. Nach dem Aufschlagen und Halten des Heftes in seiner einen
Hand benutzt der Handwerker die zweite Hand, bevorzugt den Daumenballen,
um die Folie, die frei auf dem aufgeschlagenen Blatt des Heftes
liegt, von dieser Unterlage herunterzuschieben, und zwar so weit,
bis der hierdurch überstehende
Randbereich der Folie in flächigen
Kontakt mit der zu plattierenden Oberfläche (Werkstückfläche) gebracht werden kann.
Auf die Werkstückfläche ist
vorher ein sogenanntes "Anlegemittel" (z.B. Öl, Milch
oder dergleichen) aufgetragen worden, so daß die Folie dort festklebt
und sich nach und nach, unter Zurückziehen des Heftes, vollständig auf
die Werkstückfläche übertragen
läßt. Hierbei
wird meist ein Andrückpinsel
mit der zweiten Hand benutzt, um den aufklebenden Folienbereich
festzudrücken.
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Das Herunterschieben der Folie vom
Magazin erfordert große
Sorgfalt und Feingefühl,
damit die Folie nicht reißt
oder unwiederbringlich zusammenknittert. Die Folien sind häufig so
dünn (Bruchteile von
Mikrometern), daß selbst
ein kleiner Lufthauch ausreicht, um sie in unerwünschter Weise zu bewegen oder
zu verwerfen. Kleinste Verwerfungen müssen vor oder beim Verschieben
auf der Magazinfläche
geglättet
werden. Damit die Folie nicht an der Haut der bewegenden Hand anhaftet
oder z.B. durch Schweiß beschmutzt
wird, könnte
ein Handschuh, ein Pinsel oder eine Gummikuppe am Finger benutzt werden.
Dies beeinträchtigt
jedoch das notwendige Feingefühl
beim Verschieben, versperrt teilweise die Sicht auf den Arbeitsbereich
und ist auch hinderlich, wenn mit der selben Hand noch andere Werkzeuge benutzt
werden sollen wie der erwähnte
Andrückpinsel
für den
anschließenden
Klebevorgang oder z.B. ein Stift oder ein Messer.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht
darin, ein Handwerkzeug zu schaffen, welches das sichere und feinfühlige Bewegen
von Folien, insbesondere dünner
Folien, auf einer Unterlage erleichtert. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
die im Anspruch 1 genannten Merkmale gelöst.
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Demnach ist ein erfindungsgemäßes Handwerkzeug
zum Verschieben von Folien auf einer Unterlage gekennzeichnet durch
ein Kissen, das eine Greiffläche
zum Angreifen an der Folienoberfläche hat, und eine Halterung
zum Halten des Kissens an einem Fingerglied einer menschlichen Hand
in derartiger Position, daß die
Greiffläche
des Kissens einen Abstand radial zum Fingerglied hat. Besondere
Ausgestaltungen der Erfindung sind in Unteransprüchen gekennzeichnet.
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Das erfindungsgemäße Handwerkzeug hat unter anderem
folgende wichtige Vorteile• Beim
Verschieben der Folie kann eine direkte Berührung der Folie durch die menschliche
Haut unterbleiben. Infolge des radialen Abstandes der Greiffläche des
Kissens vom haltenden Finger ist es dem Handwerker möglich, die
Folie nicht nur durch translatorische Bewegung des Fingers oder
der ganzen Hand oder durch Schwenken des Fingers zu verschieben,
sondern auch durch Verdrehen der Hand um die Längsachse des haltenden Fingergliedes.
Es hat sich gezeigt, daß man
durch diese Verdreh- oder "Roll"-Bewegung des Fingers
die Berührungskraft
des Kissens auf die Folie überraschend
fein dosieren kann und auch die Folie äußerst behutsam verschieben kann.
Ein geeignetes Maß für den Abstand
zwischen dem haltenden Fingerglied und der Greiffläche des Kissens
ist die Größenordnung
von 5 bis 30 Millimeter, ein bevorzugtes Maß ist ungefähr 20 Millimeter.
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In vorteilhafter Ausführungsform
sind das Kissen und die Halterung so zueinander angeordnet, daß beim Halten
des Werkzeuges am betreffenden Finger ein lichter Abstand zwischen
dem Finger und der benachbarten Seite des Fingers bleibt, der den Blick
des Handwerkers auf denjenigen Bereich der Folienoberfläche erlaubt,
der nahe vor der Verschiebefront des Kissens liegt, also für den Handwerker
direkt "hinter" dem Kissen. So kann
der Handwerker beim Verschieben der Folie gut feststellen, ob und
inwieweit sich an dieser Stelle Falten in der Folie bilden.
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Vorzugsweise ist die Halterung ausgelegt zum
Halten des Kissens am zweitvordersten Glied des Daumens, also am
Grundglied des Daumens, und zwar so, daß sich das das Kissen in Längsrichtung über das
vorderste Daumengelenk hinaus erstreckt. Hiermit kann das Kissen
gleichsam einen Ersatz für
die Funktion des Daumenballens bilden.
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Die Erfindung und weitere besondere
Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung werden nachstehend an
einem Ausführungsbeispiel
anhand von Zeichnungen näher
erläutert.
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1 ist
eine perspektivische Darstellung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Handwerkzeuges;
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2 veranschaulicht
die Arbeit eines Plattierungs-Handwerkers unter bestimmungsgemäßem Gebrauch
des Handwerkzeuges;
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3 veranschaulicht
eine Folgearbeit des Handwerkers ohne Ablegen des Werkzeuges.
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Das in 1 dargestellte
Handwerkzeug 1 setzt sich zusammen aus einem Kissen 10 und
einer Halterung 20. Die Halterung 20 hat einen
Teil 21 in Form eines geschlossenen Ringes, dessen Innendurchmesser
so bemessen ist, daß er
auf ein ausgewähltes
Fingerglied des Handwerkers geschoben werden kann, vorzugsweise
auf das Grundglied des Daumens, um dort derart zu sitzen, daß er unter Überwindung
eines gewissen Reibmomentes um das Fingerglied verdreht werden kann.
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Das Kissen 10 besteht aus
einem fußähnlichen
Kissenkörper 11 der
an einem radialen Fortsatz 22 des Ringteils 21 befestigt
ist und sich in Richtung parallel zur Achse des Ringteils 21 nach
einer Seite über
eine gewisse Länge
erstreckt. Diese Länge
ist so bemessen, daß der
Kissenkörper 11,
wenn der Ringteil 21 auf dem Grundglied des Daumens sitzt, wesentlich über das
erste Daumengelenk hinausreicht, vorzugsweise um einem Maß, das im
Bereich zwischen der halben und der vollen Länge des Endgliedes des Daumens
liegt, wie in den 2 und 3 dargestellt. Die Breite
des Kissenkörpers 11 ist
vorzugsweise kleiner als dessen Länge und vorzugsweise auch kleiner
als der Innendurchmesser des Ringteils 21 und somit kleiner
als die Dicke des Daumens.
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Die Unterseite des Kissenkörpers 11 und vorzugsweise
zumindest auch der untere Bereich der Seitenflächen entlang Länge des
Kissenkörpers 11 ist
mit einem Material 12 beschichtet, dessen äußere Oberfläche sich
zum wirksamen, aber nicht schädigenden
Angreifen an der Oberfläche
der zu verschiebenden Folie eignet. Diese Greiffläche des
Kissens sollte derart beschaffen sein, daß der Koeffizient der Reibung
zwischen ihr und der Folie größer ist
als der Koeffizient der Reibung zwi schen der Folie und der Folienunterlage.
Als Beschichtung 12 eignet sich z.B. hervorragend ein Lederlappen
mit geraubter Außenfläche, der
auf den Kissenkörper 11 geklebt
ist.
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Das Kissen 10 und die Halterung 20 sind
relativ zueinander so bemessen und angeordnet, daß, wenn
der Ringteil 21 auf dem Daumen sitzt, nicht nur der geforderte
radiale Abstand vom Daumen zur Greiffläche des Kissens 10 besteht,
sondern auch ein lichter Raum zwischen dem Kissen 10 und
dem Daumen existiert, wie es deutlich zu erkennen ist in den 2 und 3, welche den Sitz des Handwerkzeuges 1 auf
dem Daumen eines Plattierungs-Handwerkers offenbaren.
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Gemäß der 2 hält
der Handwerker in der linken Hand ein geöffnetes Magazinheft 30,
auf dessen aufgeschlagener Seite 31 die Folie 40 liegt,
die auf ein Werkstück 50 übertragen
werden soll. Hierzu berührt
der Handwerker die Folie 40 leicht und gefühlvoll mit
dem Kissen 10 des an seinem rechten Daumen gehaltenen Werkzeuges 1 und
versucht, die Folie unter leichtem Druck zu verschieben. Dies geht nur,
wenn die Berührungskraft
und die Verschiebekraft richtig dosiert sind, und gelingt mittels
des Werkzeuges 1 aus den weiter oben geschilderten Gründen besser,
schneller und leichter als mit den herkömmlichen Mitteln wie z.B. dem
blanken Daumen, einer Fingerkappe oder einem Pinsel. Sollte es zu
einer Fältelung
der Folie 40 nahe der Verschiebefront des Kissens kommen,
ist dies vom Handwerker sofort erkennbar, weil er diesen Ort durch
den erwähnten
Zwischenraum zwischen Kissen 10 und Daumen hindurch beobachten
kann. Auch dies wäre
bei einer Arbeit mit blankem Finger oder mit Fingerkappe nicht möglich.
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Durch leichtes Anspannen der Daumenmuskulatur,
etwa durch leichtes Einknicken des Daumen-Endgliedes, kann das Daumen-Grundglied, auf welchem
das Werkzeug 1 sitzt, etwas "dicker" gemacht werden, so daß der Sitz
drehfester wird und ein Verändern
des Berührungsdruckes
und ein Verschieben der Folie auch durch Drehen des Daumens ("Rollbewegung") erfolgen kann.
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Eine solche Bewegung ist, wie sich
gezeigt hat, mit überraschend
guter Feinheit steuerbar. Durch Entspannen der Muskulatur kann der
Sitz gelockert werden, um die Winkelposition des Werkzeuges 1 bezüglich des
Daumens gewünschtenfalls leichtgängig zu ändern.
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Während
eines in 2 gezeigten
Verschiebungsvorganges kann der Handwerker mit anderen Fingern der
selben Hand, die das Handwerkzeug 1 am Daumen trägt, ein weiteres Werkzeug wie
z.B. einen Andrückpinsel 60 bereithalten,
ohne daß dadurch
die Verschiebearbeit behindert wird. Dieser Pinsel 60 kann,
nachdem der vordere Rand der Folie 40 die mit dem Anlegemittel
bestrichene oder besprühte
Oberfläche
des Werkstückes 50 erreicht
hat, zum dortigen Andrücken
der Folie 40 benutzt werden, wie in 3 veranschaulicht. Hierbei stört wiederum
das Handwerkzeug 1 nicht; das Endglied des Daumens ist
nach wie vor frei und kann somit den Pinsel 60 zusätzlich festhalten,
um die notwendige Andruckkraft auszuüben. So läßt sich ein vielmaliger Wechsel
zwischen den beiden in den 2 und 3 gezeigten Arbeitsvorgängen unter
wechselnder Benutzung der beiden Werkzeuge 1 und 60 durchführen, ohne
das eine oder andere Werkzeug zwischenzeitlich ablegen zu müssen. Dies
beschleunigt die Arbeit wesentlich, insbesondere wenn mehrere Folien nacheinander
aufzubringen sind, um größere Werkstückflächen zu
plattieren.
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Die Erfindung ist nicht beschränkt auf
die vorstehend beschriebene spezielle Ausführungsform des Handwerkzeuges,
die nur ein Beispiel ist. Es sind natürlich zahlreiche Abwandlungen
und alternative Ausgestaltungen zur Realisierung des Erfindungsgedankens
möglich.
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So können zur Halterung des Kissens
an einem Fingerglied auch andere Mittel als ein geschlossener starrer
Ring vorgesehen sein, z.B. ein offener Ring, der das Fingerglied
nur teilweise umschließt und
aus elastischem Material bestehen kann, um sich dem Durchmesser
des Fingergliedes anzupassen. Ver wendbar ist auch eine verstellbare
Schelle, eine Klammer, eine geschlossene Manschette aus dehnbarem
Material, oder eine verstellbare Bandschlaufe.
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Der Kissenkörper kann auch eine andere
geeignete Beschichtung als Leder haben, um die Greiffläche mit
den gewünschten
Eigenschaften zu versehen, z.B. massives Gummi- oder Kunststoffmaterial, ein
Gewebe oder ein Vlies oder eine sonstige Schicht aus natürlichem
oder künstlichen
Fasermaterial. Man kann auch ganz auf eine Beschichtung verzichten und
die gewünschten
Eigenschaften der Arbeitsfläche
durch die Wahl des Materials für
den Kissenkörper
selbst erhalten, notwendigenfalls durch besondere Gestaltung der
Oberfläche
wie z.B. Aufrauhung oder Noppen. Das Kissen kann sich auch beidseitig des
Ringteils in Axialrichtung erstrecken. Das erfindungsgemäße Handwerkzeug
kann auch für
die Halterung an anderen Fingergliedern als dem Grundglied des Daumens
ausgelegt sein, z.B. am Endglied des Daumens, oder am Mittelglied
oder Endglied eines anderen Fingers.
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Schließlich sei noch erwähnt, daß ein erfindungsgemäßes Handwerkzeug
nicht nur für
Plattierungsarbeiten hilfreich ist, sondern überall dort mit Vorteil verwendbar
ist, wo Folien, insbesondere dünne
Blätter,
von Hand auf einer Unterlage behutsam zu verschieben sind. In diesem
Sinne umfaßt
die hier verwendete Bezeichnung "Folie" auch Blätter aus Papier
oder einem anderem künstlichen
oder natürlichen
Material, z.B. Etiketten, empfindliche Sammlerobjekte wie Briefmarken
oder gepreßte
botanische Objekte und vieles mehr.