DE19960979A1 - Adaptives Verfahren zur Bestimmung von Lautsprecherparametern - Google Patents
Adaptives Verfahren zur Bestimmung von LautsprecherparameternInfo
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Abstract
Das Verfahren erlaubt die Bestimmung von Lautsprecherparametern im realen Betrieb durch eine Messung des Schwingspulenstromes i¶m¶ und enthält folgende Schritte: DOLLAR A 1) Messung des bei Anregung des Lautsprechers mit einem bekannten Eingangssignal u¶e¶ resultierenden Schwingspulenstromes i¶m¶; DOLLAR A 2) Simulative Schätzung des Schwingspulenstromes für dasselbe Eingangssignal mit Hilfe eines äquivalenten elektrischen Netzwerkes und eines daraus durch Wellendigitalrealisierung abgeleiteten zeitdiskreten Modells; DOLLAR A 3) Veränderung der Parameter im Lautsprechermodell durch vorangehende Ermittlung von Startwerten und die Minimierung des mittleren quadratischen Fehlers aus gemessenem und simuliertem Schwingspulenstrom durch ein Gradientenverfahren. DOLLAR A Das äquivalente Netzwerk enthält eine Serienschaltung zweier Übertrager, wobei der erste Übertrager sekundärseitig eine Induktivität (L¶S¶) und der zweite Übertrager sekundärseitig die Parallelschaltung eines Widerstandes (1/r), eines Kondensators (M) und eines dritten Übertragers aufweist.
Description
Die Erfindung betrifft ein adaptives Verfahren zur Bestimmung von Laut
sprecherparametern.
Bei der Entwicklung elektroakustischer Übertragungssysteme ist es wich
tig, sowohl das lineare als auch das nichtlineare Übertragungsverhalten
des elektroakustischen Wandlers, also des Lautsprechers, sowohl zu ken
nen als auch modellieren zu können. Zum einen ist diese Modellierung
notwendig, um in der Entwurfsphase den Einfluss bestimmter Bauteilpa
rameter simulativ überprüfen zu können, zum anderen kann das Übertra
gungsverhalten bestehender Lautsprechersysteme nachträglich durch
beispielsweise eine digitale Filterung oder auch Vorverzerrung des An
steuersignals sowohl im Hinblick auf seinen linearen als auch nichtlinearen
Charakter verbessert werden. Hier dienen zeitdiskrete Implementierungen
des Modells häufig als Zustandsbeobachter. Allen Anwendungen gemein
sam ist der Anspruch an das Modell, den realen Lautsprecher möglichst
genau nachzubilden, was nach Festlegung des Modells das Problem zur
Folge hat, die für das Modell benötigten Parameter durch Messungen an
einem realem Lautsprecher zu gewinnen.
Für die Modellierung werden in der Literatur wandlernahe äquivalente
elektrische Netzwerke angegeben, die jedoch zur Parameterbestimmung
nicht weiter genutzt werden (H. Schurer: Linearization of Electroacoustic
Transducers, Dissertation, Universität Twente Enschede, November 1997;
W. Klippel: Dynamic Measurement and Interpretation of the Nonlinear Pa
rameters of Electrodynamic Loudspeakers, Journal of the Audio Engi
neering Society, Bd. 38, Nr. 12, Dezember 1990, S. 944-955; W. Klippel:
"Das nichtlineare Übertragungsverhalten elektroakustischer Wandler, Ha
bilitationsschrift, Technische Universität Dresden, 1994). Alternativ dazu
sind allgemeine Modellansätze beispielsweise in Form von Volterra-
Reihenentwicklungen (Schurer, a. a. O.; A. J. M. Kaizer: Modeling of the
Nonlinear Response of an Electrodynamic Loudspeaker by a Volterra Se
ries Expansion, Journal of the Audio Engineering Society, Bd. 35, Nr. 6,
Juni 1987, S. 421-433), neuronalen Netzen (Johan A. Suykens; Joos P. L.
Vandewalle; Bart L. R. De Moor: Artificial neural networks for modelling
and control of non-linear systems, Kluwer Academic, 1996) oder NARMAX-
Modellierungen (Han-Kee Jang; Kwang-Joon Kim: Identification of loud
speaker nonlinearities using the NARMAX modeling technique, Journal of
the Audio Engineering Society, Bd. 42, Nr. 1/2, 1994, S. 50-59) untersucht
worden, die allerdings keine physikalische Interpretation zulassen und u. U.
sehr viele Parameter benötigen. Allen bisher vorgeschlagenen Verfahren
ist jedoch gemeinsam, dass auf der mechanischen bzw. akustischen Seite
ein Signal wie beispielsweise die Membranauslenkung bzw. der Schall
druck gemessen werden mussten. Außerdem sind die meisten Verfahren
als Offline-Verfahren bestehend aus Messung und anschließender Aus
wertung konzipiert. Als Messsignale kommen dabei häufig Signale zum
Einsatz, die nicht immer dem realen Betrieb des Lautsprechers entspre
chen, wie beispielsweise bei (J. Scott, J. Kelly, G. Leembruggen: New
Method of Characterizing Drive Linearity,
Journal of the Audio Engineering Society, Bd. 44, Nr. 10, 1996, S. 864;
D. Clark: Precision measurement of loudspeaker parameters, Journal of
the Audio Engineering Society, Bd. 45, Nr. 3, 1997, S. 129-141). Nur ein
einziges bekanntes adaptives Verfahren (W. Klippel: Adaptive Nonlinear
Control of Loudspeaker Systems, Journal of the Audio Engineering So
ciety, Bd. 46, Nr. 11, November 1998, S. 939-954) erlaubt es, in Echtzeit
die Lautsprecherparameter identifizieren zu können. Aufgrund von Para
meterstreuungen innerhalb einer Produktionsserie und Parameter
veränderungen, die im realen Betrieb unvermeidlich durch Alterung, Tem
peraturänderungen und Einbau des Lautsprechers auftreten, besteht aber
Bedarf für ein adaptives Verfahren, so dass jeder Lautsprecher separat
eingemessen werden kann bzw. die bereits ermittelten Parameter nach
geführt werden können.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein adaptives Verfahren zur
Bestimmung von Lautsprecherparametern zur Verfügung zu stellen, mit
welchem jeder Lautsprecher separat eingemessen werden kann bzw. mit
dem die bereits ermittelten Parameter nachgeführt werden können, um die
durch Alterung, Temperaturänderungen und/oder Einbau des Lautspre
chers auftretenden Effekte erfassen zu können. Das Verfahren sollte da
bei vorzugsweise ohne aufwendige mechanische Messungen wie zum
Beispiel der Membranauslenkung oder des Schalldruckes und möglichst
ohne künstliche Messbedingungen auskommen.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspru
ches 1 gelöst.
Das adaptive Verfahren zur Bestimmung der Lautsprecherparameter ent
hält demnach folgende Schritte:
- a) Messung der Verläufe der Eingangsspannung ue und des Schwings pulenstromes im des Lautsprechers,
- b) Berechnung eines zur gemessenen Eingangsspannung ue gehören den simulierten Schwingspulenstromes is mit Hilfe eines elektrischen Netzwerkmodells mit veränderlichen Parametern α,
- c) Adaptation der veränderlichen Parameter α des Netzwerkmodells zur
Optimierung einer aus der Modellabweichung
e = im - is
gebildeten Kostenfunktion.
Die aus der Modellabweichung e gebildete Kostenfunktion ist dabei geeig
net zu wählen, so dass ihre Optimierung zu einer Minimierung der Model
labweichung führt. Im allgemeinen wird die Kostenfunktion positiv definit
(bzw. negativ definit) sein und dementsprechend die Optimierung in einer
Minimierung (bzw. Maximierung) bestehen. Das erfindungsgemäße Ver
fahren verwendet als nachzubildende interne Variable des Lautsprechers
den Schwingspulenstrom iS. Diese Größe ist auch im realen Betrieb des
Lautsprechers leicht zu ermitteln und zu überwachen. Aufwendige Mes
sungen mechanischer Größen wie zum Beispiel der Membranauslenkung
oder des Schalldruckes sind nicht erforderlich. Das Verfahren hat damit
den Vorteil, dass es während des laufenden Betriebs des Lautsprechers in
Echtzeit ausgeführt werden kann und somit die unverzügliche Erkennung
von Parameteränderungen im Lautsprechersystem erlaubt.
Gemäß Anspruch 2 weist ein in obigem Verfahren vorzugsweise einge
setztes elektrisches Netzwerkmodell die Serienschaltung folgender Ele
mente auf:
- a) eines Widerstandes Re,
- b) eines ersten Übertragers, der sekundärseitig durch eine Induktivi tät LS abgeschlossen ist, und
- c) eines zweiten Übertragers, der sekundärseitig die Parallelschaltung eines Widerstandes 1/r, eines Kondensators M und eines dritten Übertragers enthält, wobei der dritte Übertrager sekundärseitig durch eine Induktivität Lk abgeschlossen ist.
Es hat sich gezeigt, dass mit einem derartigen Modell alle wesentlichen
elektrodynamischen und mechanischen Eigenschaften eines Laut
sprechers abbildbar sind, wobei den Parametern des Netzwerkes eine
dem Lautsprecher entsprechende physikalische Interpretation zukommt.
Nach Anspruch 3 wird vorzugsweise ein zeitdiskretes Netzwerkmodell
verwendet, da sich derartige Modelle mit hoher Flexibilität auf bekannten
Datenverarbeitungsgeräten (zum Beispiel Mikroprozessoren) berechnen
lassen. Dabei kommt vorzugsweise ein zeitdiskretes Netzwerkmodell zur
Anwendung, welches im Wege einer Wellendigitalrealisierung aus einem
kontinuierlichen Netzwerkmodell, zum Beispiel einem Netzwerkmodell
gemäß Anspruch 2, erhalten wird.
Die Adaptation der veränderlichen Parameter des Netzwerkmodells erfolgt
gemäß Anspruch 4 vorzugsweise durch ein Gradientenverfahren. Ein der
artiges Verfahren lässt sich einfach und mit bekannten Methoden durch
führen und führt mit kontrollierbarer Sicherheit zur Auffindung eines (loka
len) Optimums der Kostenfunktion.
Dabei werden gemäß Anspruch 5 vorzugsweise durch eine Vorvermes
sung des Lautsprechers geeignete Startwerte für die Parameter des
Netzwerkmodells ermittelt. Der Start des Netzwerkmodells mit möglichst
nahe an den realen Parametern des Lautsprechers liegenden Parametern
ist insbesondere bei solchen Optimierungsverfahren sinnvoll, welche ohne
weitere Maßnahmen nur das dem Startwert nächstgelegene lokale Opti
mum finden können. Letzteres ist zum Beispiel für das Gradientenverfah
ren gemäß Anspruch 4 der Fall. Die genannte Vorvermessung des Laut
sprechers ist dabei eine einmal durchzuführende Prozedur zur Initialisie
rung des Netzwerkmodells, so dass das Netzwerkmodell im folgenden
Betrieb keine weiteren aufwendigen mechanischen Messungen erfordert.
Die Kostenfunktion kann gemäß Anspruch 6 aus der quadrierten Model
labweichung
e2 = (im - is)2
gebildet werden, wobei diese Größe weiterhin vorzugsweise einer zeitli
chen Mittelwertbildung oder einer Tiefpassfilterung (welche einen der Mit
telwertbildung vergleichbaren Effekt hervorruft) unterworfen werden. Zeitli
che Mittelwertbildungen haben den Vorteil, dass punktuelle Ausreißer der
Modellabweichung ausgeglichen werden und dass das Adaptationsverfahren
somit stabilisiert wird.
Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand eines Bei
spiels mit Hilfe der Figuren ausführlich erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 das Adaptationsprinzip;
Fig. 2 den schematischen Aufbau eines Lautsprechers;
Fig. 3 ein Koppelnetzwerk;
Fig. 4 detaillierter den Aufbau des Koppelnetzwerkes;
Fig. 5 ein Netzwerk zur Nachbildung der Steifigkeit;
Fig. 6 das äquivalente Netzwerk;
Fig. 7 die Nachbildung eines Übertragers mit Leistungswellen;
Fig. 8 den Signalflussgraph eines Leistungswellenadaptors;
Fig. 9 das Wellendigitalmodell des Lautsprechers;
Fig. 10 die schematische Impedanz eines Lautsprechers;
Fig. 11 den Impedanzverlauf nach Betrag und Phase;
Fig. 12 den Messaufbau zur Vorvermessung des Lautsprechers;
Fig. 13 den Betrag der gemessenen Impedanz;
Fig. 14 den Betrag der berechneten Impedanz;
Fig. 15 den Verlauf der Steifigkeit;
Fig. 16 den Verlauf des Kraftfaktors;
Fig. 17 den Verlauf der Schwingspuleninduktivität;
Fig. 18 die Bestimmung des Fehlersignals;
Fig. 19 das Tiefpassfilter zur Mittelwertbildung;
Fig. 20 die Bestimmung des Gradientensignals;
Fig. 21 den Verlauf des mittleren quadratischen Fehlers;
Fig. 22 den gemessenen und den simulierten Schwingspulenstrom;
Fig. 23 den gemessenen (dunkel) und simulierten (hell) Schwing
spulenstrom;
Fig. 24 die gemessene (dunkel) und simulierte (hell) Auslenkung;
Fig. 25 die gemessene (dunkel) und simulierte (hell) Auslenkung.
Auf die grundsätzliche Notwendigkeit der Kenntnis und der Modellierung
des Übertragungsverhaltens von Lautsprechern wurde eingangs bereits
hingewiesen. Aufgrund von Parameterstreuungen innerhalb einer Produk
tionsserie und Parameterveränderungen, die im realen Betrieb unvermeid
lich durch Alterung, Temperaturänderungen und Einbau des Lautspre
chers auftreten, besteht dabei insbesondere Bedarf für ein adaptives Ver
fahren, so dass jeder Lautsprecher separat eingemessen werden kann
bzw. die bereits ermittelten Parameter nachgeführt werden können. Zur
Fehlersignalgewinnung sollte dabei vorzugsweise nicht eine aufwendige
Auslenkungs- oder Schalldruckmessung erfolgen, sondern es ist vielmehr
eine einfache Messung des Schwingspulenstroms anzustreben, der bei
Signalen entsteht, die dem realen Betrieb nahe kommen (farbiges Rau
schen) oder sogar reale Nutzsignale darstellen. Mit dem hier vorgestellten
Verfahren ist es möglich, allein durch Messung des Schwingspulenstro
mes eine Bestimmung der Parameter des Lautsprechers 10 zu erzielen
(Fig. 1), indem während des Betriebes ein Fehlersignal e über einen Ad
aptationsalgorithmus 12 zur Veränderung der Parameter eines parallel
laufenden Lautsprechermodells 11 genutzt wird. Der Adaptationsalgorith
mus sorgt dabei für die Minimierung einer noch zu definierenden Kosten
funktion des Fehlersignals aus gemessenem und simulierten Schwings
pulenstrom
e = im - is.
Wesentlicher Bestandteil des Verfahrens ist das verwendete Modell. Hier
wurde eine wandlernahe Beschreibung in Form eines äquivalenten elektri
schen Netzwerkes erarbeitet, die eine direkte physikalische Interpretation
der auftretenden Parameter und Signale ermöglicht. Aufgrund der Nichtli
nearität des Systems treten dabei sowohl auslenkungs- als auch stromab
hängige Bauelemente auf. Das entstandene Netzwerk erfüllt dabei die
Forderung nach Passivität, d. h., dass die gesamte im System gespei
cherte oder umgesetzte Energie nicht größer als die von außen zugeführte
sein darf, eine Eigenschaft, die der reale Lautsprecher offensichtlich auch
erfüllt. Diese Passivität wird dadurch erzwungen, dass im Modell aus
schließlich konkret passive Bauelemente Verwendung finden. Mit Hilfe
einer Beschreibung des Netzwerkes durch sog. Leistungswellen lässt sich
eine zeitdiskrete Nachbildung desselben, eine sog. Wellendigitalrealisie
rung, angeben, die im Vergleich zu anderen Modellierungen einige positi
ve Eigenschaften aufweist. Zum einen erhält diese Wellendigitalbeschrei
bung die Passivität des Netzwerkes, so dass die Stabilität der zeitdiskre
ten Realisierung sogar unter Berücksichtigung von Wortlängenbegrenzun
gen und Rundungs- bzw. Überlaufoperationen, wie sie in digitalen Syste
men unvermeidbar sind, gewährleistet werden kann. Durch die Verwen
dung der Leistungswellen als Signalgrößen wird die Stabilität auch dann
nicht gefährdet, wenn, wie im vorliegenden Fall, die Bauteilparameter sich
aufgrund von Auslenkungs- und Stromabhängigkeiten verändern. Gerade
diese Eigenschaft macht die Wellendigitalrealisierung auch für eine Ad
aptation interessant. Ein weiterer Vorteil der Wellendigitalrealisierung ist
die Beibehaltung der wandlernahen Beschreibung, so dass auch hier noch
eine Interpretation von Parametern und Signalen möglich ist. Erwähnenswert
ist auch die Effizienz der Realisierung, da die Anzahl der Verzöge
rungsglieder im wesentlichen durch die Ordnung des zu modellierenden
Systems, also die Anzahl der Zustandsspeicher bestimmt wird, was bspw.
bei Volterra-Reihenentwicklung oder neuronalen Netzen nicht der Fall ist
und somit diese Modellierungen für Echtzeitanwendungen ausscheiden
lässt. Der weitere wichtige Bestandteil des hier erläuterten Verfahrens ist
der verwendete Adaptationsalgorithmus. Um eine möglichst schnelle Kon
vergenz zu erzielen, wird hier ein Gradientenverfahren verwendet. Auf
grund der Nichtlinearität des Systems kann dabei natürlich das Auffinden
eines globalen Minimums der Kostenfunktion nicht garantiert werden.
Durch Suche nach sinnvollen Startwerten für die Adaptation lässt sich die
ses Problem jedoch umgehen. D. h., durch eine Vorabmessung des Laut
sprechers durch ein Online-Verfahren werden diese Startwerte zunächst
ermittelt, wobei sich die Vermessung eines Exemplars einer Baureihe als
ausreichend erwiesen hat. Die endgültige Einmessung auf den tatsächli
chen Lautsprecher in Form der beschriebenen Schwingspulen
strommessung und gleichzeitigen Adaptation der Parameter liefert dann in
Echtzeit eine Schätzung der Lautsprecherparameter, die zum einen pro
duktionstechnisch bedingte Streuungen innerhalb einer Baureihe und zum
anderen betriebsbedingte Parameterveränderungen berücksichtigt. Die
wesentlichen Bestandteile des Verfahrens
- - elektrisches Netzwerkmodell
- - zeitdiskretes Modell
- - Startwertermittlung
- - Adaptationsalgorithmus
werden im Folgenden eingehend erläutert.
Das beschriebene Verfahren wurde bisher auf Lautsprecher angewandt,
die nach dem elektrodynamischen Prinzip arbeiten. Derartige Lautspre
cher (Fig. 2) bestehen im wesentlichen aus einer mechanisch aufge
hängten Membran 20, die neben einer geringen Masse eine hohe innere
Steifigkeit aufweist. Über diese Membran sollen mechanische Schwingun
gen (im Sinne eines idealen Kolbenstrahlers) auf die umgebende Luft
übertragen werden. Die Aufhängung 21, die wesentlich die mechanische
Reibung und die Steifigkeit des Lautsprechers bestimmt, wird durch die
von außen sichtbare Sicke und die weiter innenliegende Zentrierung ge
bildet, die jeweils mit dem möglichst stabilen Lautsprecherkorb verbunden
sind.
Mit der Membran ist ein zylindrischer nichtmagnetischer Schwing
spulenträger starr gekoppelt, auf den ein Kupferdraht evtl. mehrlagig ge
wickelt wird, der so die Schwingspule 23 bildet. Diese Schwingspule be
findet sich im Luftspalt 24 eines Permanentmagneten 22. Durch die Geo
metrie der Anordnung entsteht im Luftspalt ein radial gerichtetes Magnet
feld, so dass die Feldlinien (im homogenen Teil des Magnetfeldes) senk
recht auf den Windungen der Schwingspule stehen. In Folge einer an den
Anschlussklemmen eingeprägten elektrischen Spannung ue wird durch
den entstehenden Stromfluss durch die Spule eine Lorentz-Kraft erzeugt,
die die Membran in axialer Richtung antreibt, so dass eine Auslenkung x
entsteht. Wie aus Fig. 2 ersichtlich ist, soll eine Auslenkung aus der Ru
helage vom Permanentmagnet weg positiv gezählt werden. Diese Mem
branbewegung überträgt sich auf die umgebende Luft, wobei das Ab
strahlverhalten durch eine akustische Impedanz beschrieben werden
kann. Da hier nur das elektrische und mechanische Verhalten näher un
tersucht werden soll, bleibt die Ankopplung an den akustischen Raum zu
nächst unberücksichtigt.
Zur Herleitung eines äquivalenten Netzwerkmodells, das eine Beschrei
bung des Verhaltens eines derartigen Lautsprechers im Tieftonbereich
zulässt, wird zunächst eine energetische Betrachtung des Gesamtsystems
durchgeführt. Aus der Energieerhaltung folgt, dass die Änderung der im
System gespeicherten mechanischen Wmech und magnetischen Energie
Wmagn gleich der von außen über die Anschlussklemmen zugeführten
elektrischen Leistung ist, wenn zusätzlich die ohmschen Verluste auf der
elektrischen Seite und die Reibungsverluste auf der mechanischen Seite
berücksichtigt werden:
(1)
Dabei ist Re der Gleichstromwiderstand der Schwingspule, auf die mecha
nisch die Reibungskraft Fr = r bei einer Geschwindigkeit v = wirkt.
Um eine Verbindung zwischen den elektrischen Größen Spannung u und
Strom i und den mechanischen Größen Geschwindigkeit und Kraft auf
die Membran F herzustellen, ist ein geeignetes Koppelnetzwerk N
(Fig. 3) zu suchen, das zum einen ein Element zur Speicherung der ma
gnetischen Energie der Schwingspule enthält. Somit lässt sich die Forde
rung nach Energiehaltung durch die Gleichung
dWmagn = uidt - Fdx (2)
erfüllen. Die gespeicherte Energie beschreibt man durch
und gewährleistet damit, dass diese eine positiv semidefinite Form des
Stromes und des Ortes ist wegen
Wmagn(x, 0) = 0 und Wmagn(x, i) < 0 ∍ i ≠ 0. (4)
Die dabei auftretende Größe L(x; i) wird auf Grund ihrer Definition über die
Energie auch als energetische Induktivität bezeichnet. Die Ortsabhängig
keit dieser Größe rührt daher, dass bei der Bewegung der Spule sich im
mer nur ein Teil derselben im Polschuh befindet, wodurch andersherum
betrachtet ein zylindrischer (Eisen-)Körper in die Spule hinein bzw. wieder
aus ihr herausbewegt wird. Durch die Stromabhängigkeit lassen sich ggf.
auftretende Magnetisierungseffekte berücksichtigen.
Aus der durch Gl. (3) beschriebenen Energie ergibt sich
Zum anderen muss mit dem Koppelnetzwerk für die Erhaltung des Induk
tionsgesetzes Sorge getragen werden, da durch die Bewegung eines Lei
ters im Magnetfeld eine Spannung induziert wird. Dabei wird zunächst der
gesamte die Schwingspule durchsetzende magnetische Fluss Φ(x; i) als
sowohl orts- als auch stromabhängig zugelassen. Demnach kann das In
duktionsgesetz durch die Gleichung
formuliert werden. Setzt man die Induktionsspannung (6) in Gl. (2) ein, so
ergibt sich
Durch Vergleich von (5) und (7) erhält man
wodurch die Übertragung des Stromes auf die Kraft beschrieben werden
kann. Der Vergleich liefert aber auch
als Beziehung zwischen Fluss und energetischer Induktivität. Setzt man
die beiden Beziehung (9) (nach ∂Φ/∂x aufgelöst) und (10) nun wieder in
Gl. (6) ein, so ergibt sich die Spannung
die sich auch als
(12)
mit
schreiben lässt. Die gewonnene Gleichung (12) lässt sich nun als Serien
schaltung zweier Übertrager interpretieren, wie sie in Fig. 4 dargestellt
ist. Während der erste Übertrager mit dem Übersetzungsverhältnis
nL(x; i) : 1 sekundärseitig mit einer linearen Induktivität LS abgeschlossen
ist, und somit zur Speicherung der Energie Wmagn dient, beschreibt der
andere mit dem Übersetzungsverhältnis m(x; i) : 1 die Kraftkopplung
Gl. (8).
Die bisherigen Zusammenhänge lassen sich noch detaillierter darstellen,
wenn man den magnetischen Fluss Φ(x; i) aufteilt in
ϕ(x, i) = ϕP(x) + ϕS(x, i), (16)
wobei ΦP(x) dem durch den Permanentmagneten erzeugten Anteil ent
spricht. Diesem wird additiv ein orts- und stromabhängiger Anteil ΦS(x; i)
überlagert, der von der stromdurchflossenen Schwingspule herrührt. Mit
Gleichung (10) folgt dann
so dass sich als Zusammenhang zwischen dem Fluss ΦS(x; i) und der In
duktivität L(x; i)
angeben lässt, wenn man ΦS(x; 0) = 0 annimmt, d. h. nur ein Stromfluss
durch die Schwingspule erzeugt den zusätzlichen Fluss ΦS. Dann gilt für
die Übertragung des Stromes auf die Kraft
wobei die nun auftretenden Größen direkt anschaulich interpretiert werden
können. Der erste Term zur Beschreibung des Permanentmagnet
einflusses wird in der Literatur als Kraftfaktor bezeichnet. Er ergibt sich als
Produkt aus magnetischer Induktion B und wirksamer Leiterlänge l, das
zusammengefasst mit Bl(x) abgekürzt wird. Da der Übertragungsfaktor
m(x; i) zur Gewinnung der Kraft auf der mechanischen Seite mit dem
Strom i zu multiplizieren ist, lässt sich das Produkt Bl(x)i mit der resultie
renden Lorentz-Kraft identifizieren. Der zweite Anteil der Kraft
wird als Reluktanzkraft bezeichnet und ist anschaulich als aus der Ände
rung der magnetischen Energie resultierende Kraft zu interpretieren. Be
trachtet man nun noch den Sonderfall, dass der durch die Schwingspule
erzeugte Fluss ebenfalls nur orts- und nicht mehr stromabhängig ist, so
vereinfacht sich die Reluktanzkraft zu
Bisher wird diese Reluktanzkraft in der Literatur durch Einfügen einer ge
steuerten Stromquelle auf der mechanischen Seite berücksichtigt.
Damit ist die Beschreibung der Kopplung zwischen elektrischer und me
chanischer Seite vollständig.
Beschränkt man sich im Weiteren auf die mechanische Seite, so sind bei
einer energetischen Betrachtung sowohl die in der schwingenden Masse
(Membran, Schwingspule, Schwingspulenträger, Teile der Aufhängung
etc.) M gespeicherte kinetische Energie als auch die aus der Steifigkeit der
Aufhängung (Zentrierung, Sicke) resultierende Verformungsenergie zu
berücksichtigen
(22)
Für einen großen Arbeitsbereich lässt sich aber kein lineares Kraft-Weg-
Gesetz zur Beschreibung der Rückstellkraft angeben, so dass diese in der
Form
Fk(x) = k(x)x (23)
zu berücksichtigen ist. Um die mechanische Seite durch ein Netzwerk
nachbilden zu können, ist auch hier wieder nach passiven Teilnetzwerken
zu suchen. Dazu sei das Eintor aus Fig. 5 betrachtet, an dessen Eingang
die Membrangeschwindigkeit (als Spannung) und die Rückstellkraft Fk
(als Strom) liegen. Durch den ersten Übertrager mit dem Übersetzungs
verhältnis 1 : k(x) ist der sekundärseitige Strom identisch mit der Auslen
kung x. Ähnlich wie bei der Induktivität soll auch hier wieder die gespei
cherte Energie in der Form
darstellbar sein, was durch den zweiten Übertrager mit dem Überset
zungsverhältnis
und der sekundärseitig an diesen zweiten Übertrager angeschlossenen
linearen Induktivität Lk gewährleistet wird. Beide Übertrager lassen sich
natürlich zu einem mit dem Übersetzungsverhältnis
zusammenfassen. Das so gewonnene Übertragehrmodell beschreibt den
korrekten Zusammenhang zwischen der Kraft Fk und der gespeicherten
Verformungsenergie. Auch hier wird vielfach in der Literatur lediglich eine
auslenkungsabhängige Induktivität angesetzt. Durch die Wahl der Torgrö
ßen lässt sich dann die Speicherung der kinetischen Energie durch eine
Kapazität der Größe M bewerkstelligen, auf die die Kraft
(27)
wirkt. Berücksichtigt man noch die Reibungsverluste durch eine Reibungs
kraft
Fr = r, (28)
was durch einen Widerstand der Größe 1/r nachgebildet werden kann, so
ergibt sich zur Nachbildung der mechanischen Seite die Parallelschaltung
dieser drei Elemente, da die eingekoppelte Kraft F gleich der Summe die
ser drei mechanischen Teilkräfte
F = Fk(x) + FM + Fr (29)
sein muss. Insgesamt ergibt sich dann ein äquivalentes Netzwerk zur Be
schreibung des Verhaltens nichtlinearer Tieftonlautsprecher, wie es in
Fig. 6 angegeben ist. Eingangsseitig wird dabei über eine ideale Span
nungsquelle das Signal ue eingekoppelt. Darüber hinaus werden die ohm
schen Verluste durch den Gleichstromwiderstand der Schwingspule Re
berücksichtigt.
Ausgehend von den bisherigen Betrachtungen lässt sich nun ein System
von gekoppelten Differentialgleichungen aufstellen, indem man die Span
nungssumme auf der elektrischen und die Kraft-(Strom-)Summe auf der
mechanischen Seite bildet, so dass sich mit den Gln. (12) bzw. (13 + 14),
(29) und (8) insgesamt
ergibt.
Das hier hergeleitete Netzwerkmodell besitzt gegenüber bisher bekannten
Modellen den wesentlichen Vorteil, dass es aus konkret passiven Ele
menten besteht, d. h., jedes einzelne Bauteil verhält sich passiv. Die Posi
tivität der Bauteilwerte sichert damit die Passivität des Gesamtnetzwerkes.
Bei den bisher bekannten Netzwerkmodellen kann die Passivität nicht ga
rantiert werden, da zur Beschreibung der auch hier berücksichtigten Ef
fekte gesteuerte Quellen eingefügt werden mussten.
Als Leistungswellen bezeichnet man die Verknüpfungen zwischen der
Spannung u und dem Strom i an einem Tor mit dem positiven Torwider
stand R der Form
wobei mit a, wie gewohnt, die einfallende und b die reflektierte Welle be
zeichnet wird. Die Nachbildung der Bauelemente Kapazität und Induktivi
tät ändert sich hierdurch im Vergleich zur Verwendung von Spannungs
wellen nicht (Fettwels, A.: Wave digital Filters: Theory and Practice,
Proceedings of the IEEE, Bd. 74, Nr. 2, Februar 1986, S. 270-327). Die
Realisierung einer widerstandsbehafteten Spannungsquelle unterscheidet
sich von der Standardrealisierung lediglich durch eine Skalierung der Ein
gangsspannung als einfallende Welle mit dem Faktor 1/2√R. Ein Übertra
ger mit dem Übersetzungsverhältnis 1/n lässt sich mit Leistungswellen
durch eine einfache Verbindung darstellen, wenn für die beiden Torwider
stände die Beziehung R2 = n2 R1 gilt, siehe Fig. 7.
Die Nachbildung des Verbindungsnetzwerkes geschieht nun wieder mit
Adaptoren. Die Streumatrix SS einer n-Tor-Serienschaltung lässt sich in
der Form
SS = 1 - γγT (34)
beschreiben, wenn 1 die Einheitsmatrix und γ den Vektor der Adaptor
koeffizienten bezeichnet, dessen Elemente γi sich über
aus den Torwiderständen Ri berechnen lassen. Für einen n-Tor-
Paralleladaptor ergibt sich die Streumatrix
SP = -1 + γγT, (36)
wobei sich die Adaptorkoeffizienten hier zu
aus den Torleitwerten Gi ergeben. Die Passivität kann für beide Adaptoren
gewährleistet werden, wenn für die Adaptorkoeffizienten jeweils
gilt. Anhand der Streumatrix wird auch deutlich, wie ein reflexionsfreies
Tor erzielt werden kann. Wählt man also bei einem Serien-
(Parallel-)Adaptor für das entsprechende Tor den Torwiderstand(-leitwert)
gleich der Summe der anderen Torwiderstände(-leitwerte), so nimmt der
Adaptorkoeffizient den Wert 1 an, und die reflektierte Welle ist unabhängig
von der am selben Tor einfallenden. Die Realisierung der Streumatrix ei
nes Serien- oder Paralleladaptors in Form eines Signalflussgraphen ist in
Fig. 8 dargestellt, wobei σ = 1 für den Serienadaptor und σ = -1 für den
Paralleladaptor zu wählen ist.
Es soll nun das unter Verwendung von Leistungswellen entstandene Digitalmodell
des Lautsprechers erläutert werden, wie es in Fig. 9 darge
stellt ist.
Es beinhaltet zwei Adaptoren, wovon der erste die Serienschaltung der
elektrischen Eingangsseite repräsentiert, während der zweite die Parallel
schaltung auf der mechanischen Seite nachbildet, so dass man an den
zugehörigen Toren die Nachbildung der Steifigkeit in Form einer Indukti
vität, der Masse in Form einer Kapazität und der Reibung mittels eines
Widerstandes wiederfindet. Sämtliche Übertrager benötigen durch die
spezielle Wahl der Torwiderstände keine separaten Realisierungen. Im
einzelnen sind die Torwiderstände dann wie folgt zu wählen. Für die
Schwingspuleninduktivität ist
wobei Ta wie üblich die Betriebsperiode bezeichnet. Durch Wahl von
RS = Re + RL (40)
erhält man das zur Verbindung mit dem Paralleladaptor notwendige refle
xionsfreie Tor. Den Übertrager zur Kraftkopplung berücksichtigt man durch
den Torwiderstand
und wählt die verbleibenden Torwiderstände zu
Mit den Gleichungen (35) und (37) lassen sich dann die notwendigen Ad
aptorkoeffizienten bestimmen. Mit den Gleichungen (32) lassen sich an
jedem Tor Spannung und Strom gemäß
wiedergewinnen. Um nun die auslenkungs- und stromabhängigen Über
setzungsverhältnisse der nichtlinearen Übertrager bestimmen zu können,
nutzt man diese Möglichkeit und berechnet zusätzlich zum Signalfluss die
Auslenkung x und den Schwingspulenstrom i, darüber hinaus aber auch
die Membrangeschwindigkeit
sowie die Membranbeschleunigung , so
dass alle interessierenden Signale simuliert werden können. Die dafür be
nötigten Koeffizienten lauten
wobei sich das Minuszeichen aus der Spannungsorientierung am Seri
enadaptor ergibt. Die mit einem Balken versehenen Größen sind dabei als
normiert und damit dimensionslos zu verstehen, d. h., sämtliche Wider
stände sind mit Ri = Ri/1 Ω zu berücksichtigen und für die Masse gilt
M = M/1 kg bzw. für die Steife k = k/1(Nm). Diese Signale lassen sich
jedoch erst berechnen, wenn der gesamte Signalfluss bereits abgearbeitet
wurde. Um nun zu Beginn eines Zeittaktes die Übersetzungsverhältnisse
bestimmen zu können, verwendet man jeweils die im Vortakt berechneten
Werte und lässt damit natürlich einen Fehler zu. Bei ausreichend hoher
Betriebsrate lässt sich diese Näherung aber durchaus rechtfertigen.
Um das reale Verhaften des Lautsprechers simulieren zu können, wird ein
Verfahren vorgeschlagen, mit dem sich die für das Modell notwendigen
Parameter bestimmen lassen. Dabei entsteht ein zweistufiges Parameter
schätzverfahren, bei dem in der ersten Stufe zunächst Startwerte für das
in der zweiten Stufe folgende adaptive Verfahren ermittelt werden. Diese
Startwertermittlung soll hier unter Verwendung eines kleineren Lautspre
chers beispielhaft erläutert werden. Als Ergebnis von Messungen konnte
festgestellt werden, dass schon die Startwerte bei Vermessung von sechs
baugleichen Lautsprechern so stark streuen, dass sich die Notwendigkeit
für ein Verfahren ergibt, mit dem sich jeder Lautsprecher separat einmes
sen lässt. Dieses adaptive Verfahren wird im zweiten Abschnitt vorgestellt.
Zur Startwertermittlung soll hier nun zunächst ein Weg vorgestellt werden,
der vom äquivalenten Netzwerkmodell ausgeht. Wenn man unter der An
nahme einer konstanten Auslenkung xa die mechanischen Bauteile auf die
elektrische Seite des Übertragers zur Kraftkopplung bringt, so gelangt man
zu einer schematischen Darstellung der Lautsprecherimpedanz (Fig. 10).
Es sei noch einmal daraufhingewiesen, dass dieses Netzwerk nur dann in
einem Arbeitspunkt Gültigkeit besitzt, wenn signalbedingte Änderungen
der Auslenkung um diesen Arbeitspunkt xa so gering sind, dass die aus
lenkungsabhängigen Bauelemente als konstant angesehen werden kön
nen. Dabei gilt für die auftretenden Bauteilgrößen
so dass sich für eine feste Auslenkung xa rein formal die Impedanz dieses
Netzwerkes zu
berechnen lässt, wenn Re der Gleichstromwiderstand und Le(xa) die Induk
tivität der Schwingspule, Bl(xa) der Kraftfaktor, M die schwingende Masse,
k(xa) die Steifigkeit und r die Reibung der mechanischen Aufhängung ist.
Somit wird der Lautsprecher in jedem Arbeitspunkt durch sein lineares
Modell angenähert. Fig. 11 zeigt einen typischen Verlauf der Impedanz
des hier betrachteten Lautsprechers getrennt nach Betrag und Phase.
Deutlich zu erkennen ist die Resonanzstelle um fres = √k/M/(2π), wobei
dieser Frequenzbereich auch schon zur Bestimmung der Thiele-Small-
Parameter (R. H. Small: Closed-Box Loudspeaker Systems, Part I: Analy
sis, Journal of the Audio Engineering Society, Bd. 20, Dezember 1972,
S. 798-808) genutzt wird, da sich hier die wesentlichen Parameter eines
gedämpften mechanischen Schwingsystems 2. Ordnung, wie es beim
Lautsprecher vorliegt, im Verlauf der Impedanz wiederspiegeln. Der An
stieg des Betrages der Impedanz bei hohen Frequenzen ist auf die
Schwingspuleninduktivität zurückzuführen.
Durch zusätzliche Einspeisung eines Gleichstromes wird nun am Laut
sprecher eine konstante Auslenkung xa erzeugt und damit ein Arbeitspunkt
eingestellt. In Fig. 12 ist der prinzipielle Messaufbau zu sehen, in dem
über die Gleichspannungsquelle diese konstante Vorauslenkung einge
stellt werden kann. Die Induktivität L dient dazu, das Messsignal von der
Spannungsquelle abzutrennen. Dazu muss ihr Wert möglichst groß sein,
was durch Verwendung einer Rolle aufgewickelten, lackierten Kupfer
drahtes ausreichenden Durchmessers gewährleistet wird. Ihr Einfluss
konnte durch separate Messung im Nachhinein wieder herausgerechnet
werden. Mit Hilfe eines nach dem Triangulationsverfahren arbeitenden
Lasermessgerätes wird die Auslenkung x bzw. der Ort der Membran be
rührungslos gemessen, so dass das Schwingverhalten hierdurch nicht be
einträchtigt wird. Die Impedanzmessungen in jedem Arbeitspunkt sind mit
dem digitalen System-Analysator DSA 2.1 durchgeführt worden, wobei
durch Verwendung eines Messverstärkers MV und Wahl eines Vorwider
standes von Rv = 1 kΩ der durch das Messsignal hervorgerufene
Schwingspulenstrom soweit begrenzt wurde, dass ein Kompromiss zwi
schen minimaler Auslenkung um den Arbeitspunkt und Auflösungsgenau
igkeit des Messsystems erzielt werden konnte. Die während der Impe
danzmessung zusätzliche Auslenkung durch das Messsignal war dann mit
dem Lasermessgerät nicht mehr feststellbar. Damit ist die Anforderung an
das Messverfahren, dass sich die Parameter durch die Messung in einem
Arbeitspunkt nicht mehr unter dem Einfluss des Messsignals ändern, ge
währleistet. Die Referenzmessung der Spannung u1 und die tatsächliche
Messung der Spannung u2 wurden über einen Trennverstärker TV zur
Gleichanteilauskopplung dem Messsystem DSA 2.1 zugeführt, welches
unter Kenntnis des Vorwiderstandes Rv den Impedanzverlauf berechnete.
Als Arbeitspunkt wurde alternierend eine positive und eine negative Aus
lenkung gewählt, um Hystereseeffekte zu vermeiden. Bei der Einstellung
des Arbeitspunktes konnte mit dem Lasermessgerät ein mit dem Auge
nicht zu beobachtender Kriecheffekt festgestellt werden, der sich darin
zeigt, dass die Auslenkung der Membran zunächst sprungartig steigt, die
resultierende Ruhelage dann aber mit einer Zeitkonstanten von mehreren
Sekunden erreicht wird. Diese vermutlich viskoelastischen Effekte der
Membranaufhängung sind bisher nicht Bestandteil der Modellierung und
werden daher auch nicht weiter berücksichtigt. Allerdings erschweren und
verlängern diese Effekte den Messablauf. Problematisch sind bei diesem
Messverfahren Auslenkungen ≧ ±2 mm, da hierfür hohe Schwingspulen
ströme notwendig sind, die evtl. Einfluss auf das Schwingspulensystem
haben könnten (Erwärmung, Magnetisierungseffekte).
Trägt man nun die für verschiedene Auslenkungen gemessenen Impe
danzverläufe über dem Ort und der Frequenz dem Betrage nach auf, so
gelangt man zu einer Darstellung gemäß Fig. 13. Unterhalb sind in der x-
f-Ebene die Konturlinien wiederzufinden. Positive Auslenkungen bedeuten
hier eine Bewegung "nach außen", also vom Permanentmagnet weg.
Deutlich zu erkennen ist die Veränderung im Resonanzbereich, was so
wohl die Frequenzlage (siehe Konturdarstellung) als auch die Höhe des
Resonanzmaximums anbelangt. Insbesondere fällt schon hier auf, dass
keine Symmetrie um die Ruhelage herum herrscht. Diese Unsymmetrie
konnte auch schon während der Messungen festgestellt werden, da für
negative Auslenkungen ein höherer Konstantstrom als zur Erzielung der
gleichen positiven Auslenkung nötig war. Die Einbrüche um 250 Hz sind
auf Netzstörungen zurückzuführen. Für den gemessenen Lautsprecher
wurde zunächst zusätzlich mit Hilfe des DSA 2.1 eine Thiele-Small-
Parametermessung mit möglichst geringer Aussteuerung durchgeführt, um
Schätzwerte für die linearen Parameter zu bekommen. Insbesondere lie
ferte eine Impedanzmessung mit Zusatzmasse auf der Membran aufgrund
der resultierenden Resonanzverschiebung einen Schätzwert für die
schwingende Masse M. Ebenso wurde die Reibung r und der Schwings
pulenwiderstand Re separat bestimmt, so dass sich die Werte
(48)
ergaben. Dann sind jeweils noch die drei Parameter Steifigkeit k, Kraft
faktor Bl und Schwingspuleninduktivität Le für jede Auslenkung zu bestim
men. Dazu wurde die Impedanzfunktion (47) unter MATLABTM in eine Op
timierungsroutine eingebunden, die durch Minimierung einer Funktion des
Fehlers zwischen gemessenem und berechnetem Betrag der Impedanz
für jede Auslenkung jeweils diese drei Parameter bestimmt. Zur Kontrolle
wurde für den Lautsprecher, dessen gemessene Impedanz in Fig. 13
bereits dem Betrage nach grafisch angegeben wurden, mit den geschätz
ten Parametern für jede Auslenkung noch einmal die Impedanz berechnet
und deren Betrag in Fig. 14 dargestellt. Dabei sind lediglich geringfügige
Abweichungen für große Auslenkungen festzustellen. Damit erhält man für
den betrachteten Lautsprecher das Verhalten der Parameter in Abhängigkeit
von jedem Arbeitspunkt bzw. jeder Auslenkung. Betrachtet sei zu
nächst das Verhalten der Steifigkeit k(x), wie es in Fig. 15 wiedergege
ben wird. Aufgetragen sind jeweils die geschätzten Werte (*) und kontinu
ierliche Approximation (durchgezogen) für die Schätzwerte, die weiter un
ten noch erläutert werden.
Hier spiegelt sich die schon erwähnte Unsymmetrie des Impedanzverlau
fes wieder, was aber auch physikalisch interpretierbar ist, da die Reso
nanzfrequenz von der Steifigkeit abhängt, wenn man die schwingende
Masse als konstant annimmt. Das Minimum der Steifigkeit liegt bei positi
ven Auslenkungen von etwa 0,5 mm, während sie für negative Auslen
kungen stark ansteigt.
Betrachtet sei als nächstes das Verhalten des Kraftfaktors Bl(x), wie es in
Fig. 16 aufgetragen ist. Dieser weist eine leichte Unsymmetrie zu negati
ven Auslenkungen hin auf und fällt ansonsten in beide Richtungen ab, was
auch den Erwartungen entspricht, da im Luftspalt die größte Flussdichte
herrscht und diese an den Rändern abfällt. Insgesamt ist allerdings die
relative Veränderung des Kraftfaktors für die betrachteten Auslenkungen
nicht so stark, wie es bei der Steifigkeit der Fall war.
Eine etwas schwächere Auslenkungsabhängigkeit ergibt sich für die
Schwingspuleninduktivität, wie aus Fig. 17 ersichtlich ist. Da nur ein ein
geschränkter Frequenzbereich zur Bestimmung derselben betrachtet wur
de, fällt dieser Wert um einen Faktor 2-3 größer aus als bei sonst üblichen
Messungen über einen größeren Frequenzbereich.
Um die gewonnenen Ergebnisse im Lautsprechermodell nutzen zu kön
nen, müssen die Auslenkungsabhängigkeiten durch Funktionen des Ortes
angenähert werden.
Bisher wurden, wie in der Literatur üblich, hierzu Parabelnäherungen ge
nutzt, die aber für große Auslenkungen das reale Verhalten nur schlecht
oder sogar ungünstig beschreiben. Bspw. ließ sich der Kraftfaktor nur für
kleine Auslenkungen durch eine nach unten geöffnete Parabel beschrei
ben, was zur Folge hatte, dass dieser für große Auslenkungen unsinni
gerweise negative Werte annehmen konnte. Tatsächlich erscheint es aber
physikalisch sinnvoll, dass der Kraftfaktor von seinem maximalen Wert
ausgehend für große Auslenkungen immer langsamer abnimmt, bzw. sich
asymptotisch dem Wert Null nähert. Als mögliche Funktion hierfür wurde
(49)
gewählt, wobei X0b eine mögliche Unsymmetrie und b0 den maximalen
Wert des Kraftfaktors darstellen. Für die Schwingspuleninduktivität wurde
neben einer Parabel auch ein Polynom 3. Ordnung zugelassen. Der
Grund hierfür liegt in der physikalischen Motivation, dass die Schwings
pule für die maximale negative Auslenkung sich komplett auf dem Polkern
befindet und somit einen Maximalwert annimmt. Bewegt sich nun die
Spule in Richtung Ruhelage und darüber hinweg, so wird die Selbstinduk
tivität irgendwann bis zu einem möglichen Minimalwert abnehmen, da die
Spule bis zur maximalen positiven Auslenkung immer weiter über den Pol
kern herausragt. So soll als mögliche Approximation dieses Verhaltens
L(x) = l0 + l1x + l2x2 + l3x3 (50)
zugelassen werden. Ggf. reicht die Näherung l3 = 0 jedoch aus. Für die
Steifigkeit verwendet man eine einfache Parabelnäherung
k(x) = k0 + k1x + k2x2, (51)
da somit bisher die Unsymmetrie und der progressive Anstieg bei zuneh
mender Auslenkung ausreichend beschrieben werden konnten. Diese
Auslenkungsabhängigkeiten sind als Funktionsverläufe in den Fig. 15,
16 und 17 als durchgezogene Kennlinien mit aufgetragen.
Die oben ermittelten Auslenkungsabhängigkeiten dienen nun als Startwert
für das folgende Adaptationsverfahren, d. h. die Kennlinien werden in das
oben vorgestellte WD-Modell implementiert. Speist man nun das Modell
und den realen Lautsprecher mit der gleichen Eingangsspannung Ue, so
kann man über einen Serienwiderstand (in diesem Falle von 1 Ω) den
realen Schwingspulenstrom im messen und durch Subtraktion des zugehö
rigen simulierten Stromes is ein Fehlersignal
(52)
bilden, wie es in Fig. 18 dargestellt ist. Ziel der Adaptation soll eine An
passung des Modells 182 an den realen Lautsprecher 181 sein, so dass
gefordert wird, dass der mittlere quadratische Fehler zwischen dem ge
messenen und dem simulierten Schwingspulenstrom minimiert wird. Diese
Anpassung wird dadurch erreicht, dass der mittlere quadratische Fehler
zwischen dem gemessenen Strom im und dem durch Simulation be
stimmten Strom is minimiert wird. Erfahrungsgemäß hat dann der Zustand
des Lautsprechers (Schwingspulenstrom i, Membranauslenkung x und
Membranbeschleunigung
) und der des WD-Modells 182 näherungswei
se den gleichen zeitlichen Verlauf, so dass der Zustand des Lautsprechers
mit Hilfe des Modells geschätzt werden kann. Neben einer Quadrierung
wird daher noch eine Tiefpassfilterung (TP) des Fehlersignals durchge
führt, so dass man mit ξ(k) einen Schätzwert für den mittleren quadrati
schen Fehler E{e2(k)} erhält. Für die Adaptation des WD-Modells wird als
Adaptationsalgorithmus das Verfahren des steilsten Abstiegs verwendet,
nach dem der zu adaptierende Koeffizientenvektor α in jedem Zeitschritt in
Richtung des negativen Gradienten des mittleren quadratischen Fehlers
bezüglich des Koeffizientenvektors verändert wird, d. h. gemäß der Glei
chung
α(k + 1) - α(k) - diag(µ)∇. (53)
Dabei ist der Gradient ∇, der seinerseits wiederum ein vektorwertiges Si
gnal darstellt, als partielle Ableitung des mittleren quadratischen Fehlers
ξ(k) nach dem Koeffizientenvektor über
(54)
zu berechnen. Die tatsächliche Veränderung der Koeffizienten lässt sich
über die Diagonalmatrix diag(µ) beeinflussen, so dass es möglich ist, für
jeden Koeffizienten αi eine separate Schrittweite µi vorzugeben. Es sei
darauf hingewiesen, dass es sich hierbei nicht um ein LMS-Verfahren
handelt, das als Schätzwert für den mittleren quadratischen Fehler den
tatsächlichen Fehler e(k) verwendet. Damit hat das Fehlersignal aber di
rekt Einfluss auf die Koeffizientenänderung, so dass zur Sicherung der
Konvergenz eine sehr kleine Schrittweite µi gewählt werden muss. In vor
liegenden Fall wirkt der geschätzte mittlere quadratische Fehler auf die
Koeffizientenänderung, so dass die Schrittweite hier für jeden Koeffizien
ten für eine schnellere Konvergenz angepasst werden kann.
Die Tiefpassfilterung liefert dabei eine aufwandsarme, gleitende Mittel
wertbildung, die die Zwischenspeicherung und Berechnung langer Daten
sätze erübrigt. Dabei wurde als mögliche Struktur ein Brückenwellendigi
talfilter 1. Ordnung (Fig. 19) ausgewählt, bei dem sich die (3 dB-)Grenz
frequenz ϕg = tan(πfgT) über den Adaptorkoeffizienten γTP gemäß der Be
ziehung
einstellen lässt. Bei einer Wahl von f9 < 1 Hz konnten in der Praxis zufrie
denstellende Ergebnisse erzielt werden, da das Fehlersignal nur noch un
erheblich das Verhalten des Eingangssignals aufwies.
Die Berechnung eines einzelnen Gradienten
soll durch die Bildung des Differenzenquotienten
approximiert werden. Die zugehörige Realisierung zur Gradientenbestim
mung ist in Fig. 20 dargestellt, wobei das Eingangssignal ue wie schon in
Fig. 18 ebenfalls dem Lautsprecher zugeführt wird, so dass der
Schwingspulenstrom im gemessen werden kann. Insgesamt ist also die
ursprüngliche Fehlersignalberechnung (Fig. 18) für den zu adaptierenden
Koeffizienten αi zweimal auszuführen, und zwar einmal als System mit den
Nominalkoeffizienten und einmal als System bei dem nur der betrachtete
Koeffizient um Δαi verändert wird. Soll das gesamte Gradientensignal ∇(k)
also in jedem Zeittakt bestimmt werden, so müssen insgesamt für N zu
bestimmende Koeffizienten (N + 1) Systeme, bestehend aus WD-Modell,
Quadrierung und Tiefpassfilterung, realisiert werden. Dieser zunächst
hoch erscheinende Rechenaufwand lässt sich jedoch bei Verwendung
einer niedrigen Abtastrate vertreten, da zur Einmessung des Systems vor
zugsweise ein farbiges Rauschssignal, dessen Bandbreite auf weinige
hundert Hertz beschränkt ist, Verwendung findet.
Der Erfolg des vorgestellten Verfahrens soll nun anhand des hier vermes
senen Lautsprechers dokumentiert werden. Als Eingangssignal wurde ein
auf den Bereich 20-500 Hz bandbegrenztes Rauschssignal verwendet,
dem ein zweites Rauschssignal im Frequenzbereich 50-150 Hz additiv
überlagert wurde, so dass das System im Bereich der Resonanzfrequenz
stark angeregt wird. Der Signalpegel wurde dabei so gewählt, dass der
Lautsprecher Auslenkungen bis an die Grenzen des zulässigen Arbeitsbe
reichs erzielt. Mit diesem ca. 15 s langen Signal wurde der Lautsprecher
gespeist und der resultierende Schwingspulenstrom und zusätzlich die
Membranauslenkung zur Kontrolle der Adaptationsergebnisse gemessen.
Ausgehend von den oben ermittelten Startwerten wurde die Adaptation
durchgeführt, bei der von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde, für
jeden Koeffizienten eine eigene Schrittweite µi einzustellen. Der Koeffizientenvektor
α enthielt dabei alle im Modell auftretenden Bauteilwerte bis
auf die schwingende Masse M, da diese über eine Thiele-Small-
Parameterbestimmung mehrfach (mit verschiedenen Testmassen) be
stimmt wurde. Aus den gekoppelten Differentialgleichungen (30, 31) wird
allerdings auch deutlich, dass nicht alle Parameter gleichzeitig bestimmt
werden können, da insbesondere Gleichung (31) für verschiedene Werte
von M erfüllt werden kann. Anhand des in Fig. 21 aufgetragenen Fehler
signals ξ(k) lässt sich die Wirkung der Koeffizientenadaptation ersehen.
Das Fehlersignal ξ(k) steigt zunächst entsprechend der beim Tiefpass TP
eingestellten Grenzfrequenz 0,5 Hz zunächst an, so dass erst ab einer
ausreichenden Größe des Fehlersignals wirksame Koeffizienten
änderungen hervorgerufen werden und eine Minimierung des Fehler
signals eintritt. Nach wenigen Sekunden ist dieser daher stark abgeklun
gen und zeigt dabei das für Gradientenverfahren typische langsame Kon
vergenzverhalten in der Nähe des Optimums. Betrachtet man nun den
gemessenen Schwingspulenstrom im und den simulierten Schwingspulen
strom is zu Beginn (Fig. 22) und am Ende (Fig. 23) der Adaptation, so
ist zu erkennen, dass sich durch die Adaptation Messung und Simulation
kaum noch unterscheiden.
Einen ähnlich positiven Effekt erzielt man bei Betrachtung der gemesse
nen und simulierten Membranauslenkung (Fig. 24 und 25). D. h., ob
wohl das Fehlersignal auf der "elektrischen" Seite gebildet wird, erzielt
man die gleiche Verbesserung auf der "mechanischen" Seite. Dies ist ins
besondere deshalb wichtig, als mit dem Simulationsmodell der Systemzu
stand des Lautsprechers (Schwingspulenstrom, Membranauslenkung,
Membranbeschleunigung) für das anschließende Kompensations
verfahren verlässlich geschätzt werden können muss.
Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass ein Verfahren
vorgestellt wurde, das es ermöglicht, die linearen und nichtlinearen Para
meter eines Lautsprechermodells über eine Adaptation zu bestimmen.
Dazu wurde zunächst ein Modell in Form eines äquivalenten elektrischen
Netzwerkes entwickelt, das die wesentlichen Nichtlinearitäten in Form von
auslenkungs- und stromgesteuerten Übertragern berücksichtigt. Eine zeit
diskrete Nachbildung dieses passiven Netzwerkes mit Hilfe sog. Lei
stungswellen liefert eine stabile Realisierung des Simulationsmodells, bei
der die Stabilität auch im adaptiven Betrieb nicht gefährdet wird. Von die
ser Eigenschaft wird Gebrauch gemacht, indem aus gemessenem und
simulierten Schwingspulenstrom ein Fehlersignal gebildet wird und an
schließend mittels eines Gradientenverfahrens die Parameter des Laut
sprechermodells adaptiv so verändert werden, dass der mittlere quadrati
sche Fehler zwischen diesen beiden Strömen minimiert wird. Für den Er
folg des Gradientenverfahrens ist dabei eine Ermittlung von Startwerten
sinnvoll, ansonsten müsste durch einen anderen bspw. genetischen Ad
aptationsalgorithmus dafür Sorge getragen werden, dass ein globales Mi
nimum der Fehlerfunktion angestrebt wird. Durch das Gradientenverfahren
wird allerdings eine schnelle Konvergenz erzielt, die durch spezielle Wahl
des Eingangssignals noch verbessert wird. Eine Adaptation anhand des
realen Musiksignals ist jedoch auch möglich und bietet sich an, um die
betriebsbedingten Parameterveränderungen (Alterung, Temperatur, Ein
bau) während des Betriebes nachzuführen. Insgesamt steht somit ein
Verfahren zur Verfügung, mit dem sich im realen Betrieb durch eine einfa
che Strommessung die Lautsprecherparameter schätzen lassen.
Claims (6)
1. Verfahren zur Bestimmung von Lautsprecherparametern, enthal
tend folgende Schritte:
- a) Messung der Verläufe der Eingangsspannung ue und des Schwingspulenstromes im des Lautsprechers,
- b) Berechnung eines zur gemessenen Eingangsspannung ue gehörenden simulierten Schwingspulenstromes is mit Hilfe eines elektrischen Netzwerkmodells mit veränderlichen Parametern (α),
- c) Adaptation der veränderlichen Parameter (α) des Netz werkmodells zur Optimierung einer aus der Modellabwei chung e = im - is gebildeten Kostenfunktion.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das elektrische Netzwerkmodell ei
ne Serienschaltung folgender Elemente enthält:
- a) eines Widerstandes (Re),
- b) eines ersten Übertragers (uS1), der sekundärseitig durch eine Induktivität (LS) abgeschlossen ist, und
- c) eines zweiten Übertragers (uS2), der sekundärseitig die Parallelschaltung eines Widerstandes (1/r), eines Konden sators (M) und eines dritten Übertragers enthält, wobei der dritte Übertrager sekundärseitig durch eine Induktivität (Lk) abgeschlossen ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass das Netzwerkmodell zeitdiskret
realisiert ist, vorzugsweise durch Anwendung einer Wellendigital
realisierung auf ein kontinuierliches Netzwerkmodell.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Adaptation der veränderlichen
Parameter des Netzwerkmodells durch ein Gradientenverfahren
erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass durch eine Vorvermessung des
Lautsprechers geeignete Startwerte für die Parameter des Netz
werkmodells ermittelt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kostenfunktion aus der qua
drierten Modellabweichung e2 = (im - is)2 gebildet wird, wobei vor
zugsweise eine zeitliche Mittelwertbildung und/oder eine Tiefpass
filterung nachgeschaltet wird.
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