DE19931233A1 - Verfahren zum Ansteuern eines kapazitiven Stellgliedes - Google Patents
Verfahren zum Ansteuern eines kapazitiven StellgliedesInfo
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Abstract
Zur Erzielung eines konstanten Hubs H muß einem Stellglied P ein von dessen Temperatur T P abhängiger Energiebetrag W P zugeführt werden. In Ansteuerpausen wird mittels Kleinsignalen, die keinen Hub des Stellgliedes bewirken, die Stellgliedkapazität C P oder die dazu proportionale Stellgliedtemperatur T P ermittelt; mit diesem Wert wird einem empirisch ermittelten Kennfeld KF der für den gewünschten Hub erforderliche Wert der Energie W P entnommen, mit welchem das Stellglied P angesteuert wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ansteuern eines ka
pazitiven Stellgliedes zum Erzielen eines gewünschten Hubs,
insbesondere zum Betätigen eines Kraftstoffeinspritzventils
einer Brennkraftmaschine.
Die in einen Zylinder einer Brennkraftmaschine eingespritze
Kraftstoffmenge ist abhängig vom Kraftstoffdruck sowie vom
Hub und der Öffnungsdauer des Kraftstoffeinspritzventils bzw.
dessen Stellgliedes.
Aus DE 196 44 521 A1 ist ein Verfahren bekannt, nach welchem
ein kapazitives Stellglied eines Kraftstoffeinspritzventils
mit konstanter Energie beaufschlagt wird, um einen möglichst
konstanten Hub zu erreichen.
Bei Messungen an Piezostellgliedern hat sich herausgestellt,
daß sich der Hub eines mit konstanter Energie W = ∫up.ipdt
beaufschlagten kapazitiven Stellgliedes mit der Temperatur
verändert (up bzw. ip sind die dem Stellglied zugeführten
Größen Spannung bzw. Strom). In einem vorgesehenen Betrieb
stemperaturbereich von -40° bis +150° beträgt diese Änderung
etwa -10%, d. h., mit steigender Temperatur verringert sich
der Hub.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben, wel
ches es ermöglicht, diese Hubabweichungen im gesamten Be
triebstemperaturbereich möglichst klein zu halten.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1
genannten Merkmale gelöst.
Es ist bekannt, daß die Stellgliedkapazität etwa proportional
zur Stellgliedtemperatur ist. Diagnostiziert und geregelt
wird ein kapazitives Stellglied bisher beispielsweise über
die dem Stellglied zugeführte Ladung oder die resultierende
Stellgliedspannung, also sog. "Großsignal"-Größen, welche den
gewünschten Hub bewirken. Die durch Ansteuerung mit Großsi
gnalen ermittelte Stellgliedkapazität bzw. Stellgliedtempera
tur ist sehr toleranzbehaftet, d. h., ungenau, was eine rela
tiv unsichere Diagnose und Regelung zur Folge hat.
Durch Ansteuerung des Stellgliedes mit Kleinsignalen, die so
klein sind, daß das Stellglied keinen Hub ausführt, ist eine
wesentlich präzisere Bestimmung der Stellgliedkapazität und
damit der Stellgliedtemperatur möglich.
Gemäß der Erfindung wird in einem jeweils in Ansteuerpausen
(Einspritzpausen) durchgeführten Meßverfahren mit Kleinsigna
len die Stellgliedkapazität Cp und über diese die momentane
Stellgliedtemperatur Tp ermittelt, die ja proportional zur
Stellgliedkapazität Cp ist. In einem vorgesehenen Betriebs
temperaturbereich von -40°C bis +150°C steigt die Stell
gliedkapazität Cp proportional zur Stellgliedtemperatur Tp
etwa um den Faktor 2.
Aus einem aus den erwähnten Messungen erstellten Kennfeld ist
bekannt, mit welcher Energie Wp ein kapazitives Stellglied P
bei einer bestimmten Stellgliedtemperatur Tp geladen werden
muß, um einen bestimmten Hub zu erzielen. Da mit der Stell
gliedkapazität Cp auch die Stellgliedtemperatur Tp bekannt
ist, kann die für einen bestimmten, beispielsweise konstanten
Hub H erforderliche, temperatur- oder kapazitätsabhängige
Energiemenge Wp(Tp) oder Wp(Cp) bestimmt werden.
Zwei Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens
zum Ansteuern eines kapazitiven (piezogesteuerten) Stellglie
des für ein Kraftstoffeinspritzventil einer Brennkraftmaschine
sind im folgenden unter Bezugnahme auf die schematische
Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1: ein Diagramm des Verlaufs der Stellgliedspannung up
über der Zeit t zur Ermittlung der Stellgliedkapazi
tät Cp gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel,
Fig. 2: ein Diagramm der Stellgliedkapazität Cp, abhängig
von der Entladedauer Δt bei konstantem Entladestrom,
Fig. 3: ein Diagramm der Stellgliedkapazität Cp, abhängig
von der Stellgliedtemperatur Tp,
Fig. 4: ein Kennfeld für die Energie Wp als Funktion von
Stellgliedtemperatur Tp und Stellgliedhub H, und
Fig. 5: eine Wechselspannungsbrücke zum Messen der Kleinsi
gnalkapazität gemäß dem zweiten Ausführungsbeispiel.
Das kapazitive Stellglied weist beispielsweise eine Nennkapa
zität von Cp = 4 µF bei einer Stellgliedtemperatur Tp = 20°C
auf. Die Energiewerte zum Ansteuern des Stellgliedes, um ei
nen von der Temperatur unabhängigen, konstanten Hub zu erzie
len, sind aus einem empirisch ermittelten Kennfeld nach Fig.
4 bekannt.
Um mit einem Verfahren gemäß dem ersten, bevorzugten Ausfüh
rungsbeispiel die momentane Stellgliedtemperatur Tp zu be
stimmen, wird das Stellglied erfindungsgemäß, wie in Fig. 1
gezeigt, in den Einspritzpausen auf eine vorgegebene, niedri
ge Meßspannung um aufgeladen, die so niedrig sein muß, daß
das Stellglied seine Länge nicht verändert, d. h., daß vom
Kraftstoffeinspritzventil kein Kraftstoff eingespritzt wird.
Anschließend wird das Stellglied mit einem vorgegebenen Kon
stantstrom ik entladen, wodurch sich ein gerader, abfallender
Verlauf der Stellgliedspannung up ergibt, deren Steilheit
durch die Stellgliedkapazität Cp bestimmt ist. Dabei wird ge
messen, in welcher Zeit Δt = t2-t1 die Stellgliedspannung up
von einem vorgegebenen Wert u1 auf einen niedrigeren, zweiten
vorgegebenen Wert u2 abfällt. Die Stellgliedkapazität Cp er
rechnet sich dann aus der nachstehenden Formel:
mit Δt = t2-t1 und
Die Funktion Cp = f(Δt) bei konstanten Werten für ik, u1 und
u2 ist aus Fig. 2 zu entnehmen. Bei Δt = 170 µs ergibt sich
beispielsweise eine Kapazität von Cp = 5 µF.
Mit dem aus der Formel oder aus Fig. 2 erhaltenen Wert kann
aus Fig. 3 die der Stellgliedkapazität Cp = 5 µF proportiona
le Stellgliedtemperatur Tp = 75°C ermittelt werden.
Sobald die Stellgliedtemperatur Tp bekannt ist, kann aus dem
Kennfeld gemäß Fig. 4 die Energie Wp ermittelt werden, die
erforderlich ist, um den gewünschten Stellgliedhub H zu er
zielen. Soll H = 37 µm sein, so muß dem Stellglied beispiels
weise eine Energie von 75 mJ zugeführt werden, wenn es einen
Hub von 37 µm ausführen soll.
In dem in Fig. 4 dargestellten, empirisch ermittelten Kenn
feld sind beispielhaft drei Kurven konstanter Energie ge
zeichnet, die, abhängig von der Stellgliedtemperatur, jeweils
einen bestimmten Stellgliedhub H ergeben. Dieses Kennfeld
kann Energiewerte Wp = f(Tp,H) in feiner Abstufung oder mit
weniger Stützstellen und Interpolationsmöglichkeit, wie an
sich bekannt, enthalten.
Die angegebenen beispielhaften Werte sind in den Fig. 2
bis 4 durch gestrichelte Linien bzw. Pfeile gekennzeichnet.
Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens ist, daß kein zu
sätzlicher Hardwareaufwand erforderlich ist, d. h., daß es mit
der vorhandenen Hardware durchgeführt werden kann.
Bei dem zweiten, mit zusätzlicher Hardware zu realisierenden
Ausführungsbeispiel nach der Erfindung gemäß Fig. 5 liegt
ein kapazitives Stellglied P in Reihenschaltung mit einer Um
schwingspule L und mit einem Schalttransistor T an einer
Gleichspannungsquelle DC. Diese Ansteuerschaltung für das
Stellglied ist fett hervorgehoben. Die übrige Ansteuerschal
tung ist nicht dargestellt, sondern nur durch die unterbro
chene Linie zwischen der Gleichspannungsquelle DC und der Um
schwingspule L angedeutet.
Das Stellglied P bildet einen Zweig einer Wechselspannungs-
(voll)-brücke, deren strichpunktiert umrandete andere Zweige
von komplexen Brückenwiderständen Z2 bis Z4 gebildet werden.
Parallel zur Reihenschaltung der Brückenwiderstände Z3 und Z4
ist eine Wechselspannungsquelle AC angeordnet, welche die
Brücke mit Wechselspannungs-Kleinsignalen speist. In der
Brückendiagonale zwischen den Brückenwiderständen Z2 und Z4
ist eine Auswerteschaltung A angeordnet, in welcher in den
Einspritzpausen, in welchen die Wechselspannungsbrücke mit
tels Schaltern S an das Stellglied P angeschlossen ist, in an
sich bekannter Weise die Stellgliedkapazität aus der Phasen
verschiebung von Strom und Spannung ermittelt werden kann,
wenn die Werte der komplexen Brückenwiderstände Z2 bis Z4 und
die anliegende Wechselspannung konstant sind.
Die Wechselspannungsbrücke wird so abgestimmt, daß bei einem
bestimmten Kapazitätswert, beispielsweise bei Nennkapazität
(Cp = 4 µF bei Tp = 20°C) keine der Phasenverschiebung von
Strom und Spannung auftritt.
Ist die auf diese Weise ermittelte Stellgliedkapazität % und
damit die Stellgliedtemperatur Tp bekannt, so erfolgt das
weitere Vorgehen wie bei dem ersten Ausführungsbeispiel, in
dem aus dem Kennfeld gemäß Fig. 4 die Energie 1% ermittelt
wird, die dem Stellglied zugeführt werden muß, um den ge
wünschten Stellgliedhub H zu erzielen.
Ein Vorteil beider Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist, daß es "online", d. h., bei laufender Brenn
kraftmaschine, durchgeführt werden kann.
Ein weiterer Vorteil ist, daß bei Motorsteuerungen, bei wel
chen die Kraftstofftemperatur ein Parameter ist, ggf. auf ein
Kraftstoffthermometer verzichtet werden kann, indem die er
mittelte Stellgliedtemperatur Tp als Kraftstofftemperatur
verwendet wird.
Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ermittelte Stell
gliedtemperatur Tp kann kalibriert werden, indem sie vor je
dem Motorstart, dem eine genügend lange Betriebspause voran
gegangen ist, dem Wert vorhandener Sensoren (Kühlwasser- oder
Ölthermometer) gleichgesetzt wird. In diesem Fall kann näm
lich davon ausgegangen werden, daß alle Bauteile, also auch
die kapazitiven Stellglieder der Kraftstoffeinspritzventile,
bei Motorstart gleiche Temperatur aufweisen.
Es ist aber auch möglich, nach einer genügend langen Be
triebspause vor einem Motorstart die Stellgliedtemperatur
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens zu ermitteln und mit
den Werten anderer vorhandener Sensoren (Kühlwasser- oder
Ölthermometer) zu vergleichen und gleichzusetzen, wenn sie
nur geringfügig voneinander abweichen. Sind die Werte um mehr
als einen vorgegebenen Betrag voneinander ab, so wird das
Stellglied als fehlerhaft angesehen.
Claims (7)
1. Verfahren zum Ansteuern eines kapazitiven Stellgliedes
(P) zum Erzielen eines gewünschten Hubs (H), insbesondere zum
Betätigen eines Kraftstoffeinspritzventils einer Brennkraft
maschine,
dadurch gekennzeichnet,
- - daß jeweils in Ansteuerpausen des Stellgliedes (P) die mo mentane Stellgliedtemperatur (Tp) aus der zu ihr proportiona len Stellgliedkapazität (Cp) bestimmt wird, welche durch An steuerung des Stellgliedes (P) mit Kleinsignalen, die keinen Hub des Stellgliedes bewirken, ermittelt wird, und
- - daß dem Stellglied zur Erzielung eines gewünschten Hubs (H) ein Energiebetrag Wp = f(Tp oder Cp; H) zugeführt wird, wel cher in einem Kennfeld (KF) abhängig von der Stellgliedtempe ratur (Tp) oder der Stellgliedkapazität (Cp) und des ge wünschten Hubs (H) gespeichert ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
- - daß zur Ermittlung der Stellgliedkapazität (Cp) das Stell glied in Ansteuerpausen auf eine vorgegebene Meßspannung (um) geladen und anschließend mit einem Konstantstrom (ik) vorge gebener Größe entladen wird,
- - daß während der Entladung die Zeit Δt = t2-t1 gemessen wird, während welcher die Stellgliedspannung (up)von einem vorgegebenen ersten Wert (u1) auf einen vorgegebenen, zweiten Wert (u2) abfällt, und
- - daß die Stellgliedkapazität (Cp) nach der Formel
berechnet oder aus einer gespeicherten Tabelle Cp = f(Δt) ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
jeweils in Ansteuerpausen des Stellgliedes (P) mittels einer
mit Wechselspannungs-Kleinsignalen gespeisten Wechselspan
nungsbrücke (P, Z2 bis Z4), in deren einem Zweig das Stell
glied (P) angeordnet ist, die Stellgliedkapazität (Cp) aus
der in der Brückendiagonale auftretenden Phasenverschiebung
zwischen Strom und Spannung ermittelt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß die ermittelte Stellgliedkapazität (Cp)
oder die aus einer gespeicherten Tabelle Tp = f(Cp) entnomme
ne, zu ihr proportionale Stellgliedtemperatur (Tp) als Para
meter des Kennfeldes (KF) verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die ermittelte Stellgliedtemperatur (Tp) als Kraftstofftempe
ratur herangezogen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Wert der Stellgliedtemperatur (Tp) ka
libriert wird, indem er vor jedem Motorstart, dem eine genü
gend lange Betriebspause vorangegangen ist, dem Wert vorhan
dener Sensoren (Kühlwasser- oder Ölthermometer) gleichgesetzt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
das Stellglied (P) als fehlerhaft angesehen wird, wenn der
vor jedem nach genügend langer Betriebspause erfolgenden Mo
torstart ermittelte Wert der Stellgliedtemperatur (Tp) vom
Wert anderer, vorhandener Sensoren (Kühlwasser- oder Ölther
mometer) um mehr als einen vorgegebenen Betrag abweicht.
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