Die Erfindung betrifft ein Rotorsystem mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspru
ches 1 und ein Fahrrad mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruches 9.
Ein bekanntes Rotorsystem dieser Art wird bei einem BMX-Freestyle-Rad (bicycle moto
cross) eingesetzt, um bei Lenkbewegungen und Vorderraddrehungen von mehr als 180°
ein Aufwickeln der Bremszüge zu verhindern. Hierzu sitzen auf dem Gabelschaft, ober
halb des rahmenfesten Steuerrohrs mit den Steuersätzen zur Lagerung der Gabel, zwei
ringförmige Übertragungselemente, die axial zusammengehalten werden und relativ zu
einander drehbar sind. Durch ein Spiel zwischen dem Gabelschaft und den Übertragung
selementen sind letztere auch relativ zum Gabelschaft drehbar. Vom Bremshebel am
Lenker und von der Bremse am Hinterrad sind jeweils Bremszüge zu einem der Übertra
gungselemente geführt und daran befestigt. Um ein Verkanten zu vermeiden, sind die
Bremszüge jeweils doppelt vorhanden und an in Umfangsrichtung gegenüberliegenden
Stellen der Übertragungselemente befestigt.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Rotorsystem der eingangs
genannten Art zu verbessern. Diese Aufgabe wird durch ein Rotorsystem mit den Merk
malen des Anspruches 1 und ein Fahrrad mit den Merkmalen des Anspruches 9 gelöst.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Dadurch, daß die Übertragungselemente, an denen die Bremszüge mit ihren Seelen be
festigt sind, wenigstens in radialer Richtung von einem Gehäuse umgeben sind, sind ei
nerseits die Übertragungselemente selber und die Befestigungsstellen für die Bremszüge
vor negativen Einflüssen von außen, beispielsweise Beschädigungen, geschützt. Anderer
seits ist auch der Benutzer vor Verletzungen durch die Übertragungselemente, die oft
scharfkantig sind, und durch die Enden der Bremszüge, von denen scharfe Drähte abste
hen können, geschützt.
Es ist von Vorteil, wenn das Gehäuse rahmenfest ist. Bei einer einfach zu realisierenden
und zugleich kostengünstigen Ausführungsform bildet das am Rahmen bereits vorhande
ne Steuerrohr, welches die Gabel zum Zwecke der Lagerung aufnimmt, das Gehäuse.
Vorzugsweise sind die Übertragungselemente in axialer Richtung zwischen Steuersätzen
zur Lagerung der Gabel angeordnet, so daß sie auch in axialer Richtung geschützt sind.
Um Platz für die Übertragungselemente zur Verfügung zu haben, weisen das Steuerrohr
und die Steuersätze gegenüber den normal gebräuchlichen Teilen gegebenenfalls größere
Durchmesser auf, oder es sind Adapterstücke vorgesehen.
In einer bevorzugten Ausführungsform sind die Übertragungselemente Teile einer Ro
toreinheit, welche als Ganzes relativ zur Gabel bewegbar ist. Dadurch wird die Montage
erleichtert. Vorzugsweise ist die Rotoreinheit auf einem Gabelschaft der Gabel axial ver
schiebbar, so daß sie durch den Gabelschaft sicher geführt wird. Die axiale Länge der
Rotoreinheit ist vorzugsweise größer als ihr Durchmesser, um ein Verkanten zu vermei
den. Im Gegensatz zum eingangs genannten, bekannten Rotorsystem ist dadurch an Stelle
von zwei symmetrisch angeordneten Bremszügen pro Übertragungselement nur jeweils
ein Bremszug erforderlich. Dies ermöglicht den Einsatz von handelsüblichen, billigen
Bremszügen.
Bei der Drehung eines Übertragungselementes relativ zu den anderen Teilen der Ro
toreinheit tritt bei raschen Bewegungen Reibungswärme auf. Vorzugsweise ist zum
Schutz vor dieser Reibungswärme ein wärmebeständiger Zwischenring als Gleitlager
zwischen wenigstens einem Übertragungselement und einem anderen Teil der Rotorein
heit vorgesehen.
Für eine einfachere Montage des Rotorsystems ist bei einer bevorzugten Ausführungs
form das Gehäuse für die Übertragungselemente mit wenigstens einer Öffnung versehen,
durch welche die Stelle, an der wenigstens ein Bremszug beispielsweise mittels einer
Schraube an einem Übertragungselement befestigt ist, von außen zugänglich ist.
Ein Fahrrad, das insbesondere als BMX-Freestyle-Rad ausgebildet ist, weist ein erfin
dungsgemäßes Rotorsystem auf, um ein Verdrillen der Bremszüge zu vermeiden und die
Hinterradbremse jederzeit betätigen zu können. Um auch außerhalb des Gehäuses einen
Bremszug möglichst ohne viel Bewegungsfreiheit dicht am Lenker des Fahrrads halten zu
können, weist der Vorbau, welcher zur Aufnahme des Lenkers auf der Gabel sitzt, vor
zugsweise eine Bohrung auf, durch welche der Bremszug geführt ist.
Im folgenden ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausfüh
rungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 eine teilweise geschnitten dargestellte Seitenansicht des Ausführungsbeispiels,
und
Fig. 2 eine Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Fahrrads.
Ein als Ganzes mit 1 bezeichnetes Fahrrad 1, das als BMX-Freestyle-Rad ausgebildet ist,
weist einen Rahmen 3 auf. Am vorderen Ende des Rahmens 3 ist eine Gabel 8 drehbar
gelagert. Die Gabel 8 lagert an ihrem unteren Ende das Vorderrad 10 des Fahrrades 1. An
einem das oberen Ende der Gabel 8 bildenden Gabelschaft 12 ist ein Vorbau 14 fest an
gebracht. Der Vorbau 14 weist eine horizontal verlaufende Lenkeraufnahme 16 auf, wel
che den Lenker 18 des Fahrrades 1 umschließt.
Zur Lagerung der Gabel 8 ist am Rahmen 3 ein zunächst beidseitig offenes, im wesentli
chen kreiszylindrisches Steuerrohr 21 angebracht, welches im wesentlichen vertikal aus
gerichtet ist. Der Gabelschaft 12 ist über einen Teil seiner Länge innerhalb des Steuer
rohrs 21 konzentrisch zu diesem angeordnet. Ein unterer Steuersatz 23 weist einen Steu
erring 24, der auf die Gabel 8 gepreßt ist, und eine relativ zum Steuerring 24 drehbare,
untere Lagerschale 25 mit einem Durchlaß für den Gabelschaft 12 auf. Die untere Lager
schale 25 ist in ein Adapterstück 27 eingepreßt, welches am unteren Ende des Steuerrohrs
21 angebracht ist, beispielsweise angeschweißt ist. Zwischen dem gabelfesten Steuerring
24 und der rahmenfesten, unteren Lagerschale 25 ist ein Kugellager 29 vorgesehen. Ein
oberer Steuersatz 31 weist eine runde Steuerplatte 32, die am Gabelschaft 12 befestigt ist,
und eine relativ zur Steuerplatte 32 drehbare, obere Lagerschale 33 auf. Die obere Lager
schale 33 ist in das Steuerrohr 21 an dessen oberem Ende eingepreßt. Zwischen der ga
belfesten Steuerplatte 32 und der rahmenfesten, oberen Lagerschale 33 ist ein weiteres
Kugellager 35 vorgesehen.
Zwischen dem oberen Steuersatz 31 und dem unteren Steuersatz 23 ist innerhalb des
Steuerrohres 21 eine Rotoreinheit 41 angeordnet. Das Steuerrohr 21, die beiden Steuer
sätze 23 und 31 und die Rotoreinheit 41 bilden ein Rotorsystem. Die Rotoreinheit 41 ist
auf dem Gabelschaft 12 in axialer Richtung gleitend verschiebbar. Die Rotoreinheit 41
weist eine Gewindehülse 42 auf, die mit geringem Spiel den Gabelschaft 12 umschließt.
Auf das obere Ende der Gewindehülse 42 ist ein ringförmiges, erstes Übertragungsele
ment 44 aufgeschraubt, welches den Gabelschaft 12 umschließt. Über Kugeln 45 ist das
erste Übertragungselement 44 leichtgängig auf dem Gabelschaft 12 gelagert. Ein oberer
Deckel 46 deckt die Kugeln 45 ab.
Auf das untere Ende der Gewindehülse 42 ist ein Halteelement 48 aufgeschraubt, welches
sehr ähnlich wie das erste Übertragungselement 44 ausgebildet ist. Das Halteelement 48
umschließt ebenfalls den Gabelschaft 12. Über Kugeln 49 ist das Halteelement 48 leicht
gängig auf dem Gabelschaft 12 gelagert. Ein unterer Deckel 50 deckt die Kugeln 49 ab.
Zwischen dem oberen Übertragungselement 44 und dem Halteelement 48 ist auf der
Gewindehülse 42 ein Zwischenring 53 angeordnet. Die Gewindehülse 42 weist in diesem
Bereich kein Gewinde auf. Der Zwischenring 53 dient als Gleitlager und ist relativ zur
Gewindehülse 42 leicht drehbar. Der Zwischenring 53 besteht vorzugsweise aus Teflon,
um gegen die auftretende Reibungswärme beständig zu sein. An seinem unteren Rand
weist der Zwischenring 53 einen Flansch auf.
Auf dem Zwischenring 53 ist ein ringförmiges, zweites Übertragungselement 55 aus
Aluminium angeordnet. Das zweite Übertragungselement 55 ist durch ein geringes Spiel
relativ zum Zwischenring 53 und zu den übrigen Teilen der Rotoreinheit 41 leicht dreh
bar. In axialer Richtung ist das zweite Übertragungselement 55 zusammen mit den ande
ren Teilen der Rotoreinheit 41 verschiebbar, relativ zur Gewindehülse 42 aber unver
schiebbar. Für die beiden Übertragungselemente 44 und 55 bildet das Steuerrohr 21 ein
Gehäuse, welches in radialer Richtung (bezüglich der Drehung der beiden Übertragungse
lemente 44 und 55) Schutz bietet.
Ein oberer Bremszug 60 ist vom einem in der Zeichnung nur angedeuteten Bremshebel
auf dem Lenker 18 zum Vorbau 14 geführt. Der Mantel des als Bowdenzug ausgebildeten
oberen Bremszuges 60 ist über eine Gewindeverbindung am Vorbau 14 auf dessen Ober
seite befestigt. Die Seele 62 des oberen Bremszuges 60 ist durch eine vertikale Bohrung
64 des Vorbaus 14 auf dessen Unterseite geführt. Durch eine Öffnung in der Steuerplatte
32 und durch den offenen Innenbereich der obere Lagerschale 33 hindurch ist die Seele
62 des oberen Bremszuges 60 in das Innere des Steuerrohrs 21 geführt. Mittels einer Be
festigungsschraube 66, die in das erste Übertragungselement 44 seitlich einschraubbar ist,
ist die Seele 62 des oberen Bremszuges 60 am oberen Übertragungselement 44 befestigt.
Die Befestigungsschraube 66 ist vorzugsweise durch eine beispielsweise ovale Öffnung
67 im Steuerrohr 21 von außen zugänglich. Die Öffnung 67 wird vorzugsweise durch
eine Kappe abgedeckt.
Ein unterer Bremszug 71 ist von einer in der Zeichnung nicht dargestellten Hinterrad
bremse her am Rahmen 3 entlang zum Steuerrohr 21 geführt. Der Mantel des als Bow
denzug ausgebildeten unteren Bremszuges 71 ist am Adapterstück 27 befestigt, während
die Seele 73 des unteren Bremszuges 71 durch eine Öffnung im Adapterstück 27 in das
Innere des Steuerrohrs 21 geführt ist. Das zweite Übertragungselement 55 weist eine
seitliche Einhakvorrichtung 75 auf. Die Seele 73 des unteren Bremszuges 71 ist mit einer
an ihrem Ende vorgesehenen, kopfartigen Verdickung in die Einhakvorrichtung 75 ein
gehakt und damit am unteren Übertragungselement 55 befestigt.
Will der Benutzer des Fahrrades 1 eine Lenkbewegung ausführen, so dreht er über den
Lenker 18 die Gabel 8 und damit das Vorderrad 10. Bei dieser Drehbewegung wird über
die Seele 62 des oberen Bremszuges 60 das erste Übertragungselement 44 samt Gewin
dehülse 42 und Halteelement 48 mitgenommen, gegebenenfalls verzögert gegenüber dem
Gabelschaft 12. Das zweite Übertragungselement 55 bleibt zusammen mit der daran be
festigten Seele 73 des unteren Bremszuges 71 in der Position, die es relativ zum rahmen
festen Steuerrohr 21 eingenommen hat. Eine Verschiebung der Rotoreinheit 41 entlang
des Gabelschaftes 12 findet nicht oder nur unmerklich statt.
Will der Benutzer des Fahrrades 1 eine Bremsung vornehmen, so zieht er über den
Bremshebel an der Seele 62 des oberen Bremszuges 60 und damit am ersten Übertra
gungselement 44. Dadurch wird die Rotoreinheit 41 entlang des Gabelschaftes 12 nach
oben bewegt, so daß über das Halteelement 48 und über den Flansch des Zwischenrings
53 auch das zweite Übertragungselement 55 nach oben gezogen wird. Das zweite Über
tragungselement 55 wiederum zieht an der Seele 73 des unteren Bremszuges 71, wodurch
die Hinterradbremse betätigt wird. Mittels der Rotoreinheit 41 wird also die Betätigung
der Bremszüge übertragen. Die Abmessungen der Rotoreinheit 41 sind so gewählt, daß
ihre axiale Länge größer ist als ihr Durchmesser.
Der Bremszug für die Vorderradbremse ist durch einen nicht in der Zeichnung dargestell
ten Kanal im hohl ausgebildeten Gabelschaft 12 gezogen. Sofern mit nur einem Brems
hebel die Hinterradbremse und die Vorderradbremse gleichzeitig betätigt werden sollen,
kann an der Rotoreinheit 41, beispielsweise am Halteelement 48, die Seele eines Bow
denzuges befestigt sein, welcher dann durch die untere Lagerschale 25 hindurch zur Vor
derradbremse geführt sein kann.