DE19910389C2 - Trägerloses Linoleum-Flächengebilde und Verfahren zu dessen Herstellung - Google Patents
Trägerloses Linoleum-Flächengebilde und Verfahren zu dessen HerstellungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein trägerloses Linoleum-Flächengebilde, ein
Verfahren zu dessen Herstellung und die Verwendung des erfindungsgemäßen
trägerlosen Linoleum-Flächengebildes.
Die Herstellung von herkömmlichen Linoleum-Flächengebilden in Bahnen ge
schieht in der Weise, daß nach Herstellung des Linoleum-Bindemittels (Bedford-
Zement, B-Zement) aus Harzen und Leinöl zunächst alle Komponenten (wie
Bindemittel, Füllstoffe, Pigmente und übliche Additive, wie Verarbeitungshilfs
mittel, Gleitmittel und dergleichen) in einem geeigneten Mischapparat, z. B. einem
Kneter, Walzwerk oder Extruder, zu einer möglichst homogenen Grundmasse
(Mischmasse) vermischt werden. Die Mischmasse wird dann einem Walzwerk
(Kalander) zugeführt und unter Druck und einer Temperatur von üblicherweise 10
bis 150°C (abhängig von der Rezeptur und der Verfahrenstechnik) ein oder
mehrschichtig auf ein Trägermaterial, zumeist ein Jutegewebe oder ein mit
Haftvermittler beschichtetes Glasfasergewebe, gepreßt. Der Walzenabstand des
Kalanders wird dabei so eingestellt, daß die resultierende Bodenbelagsbahn die
gewünschte Schichtdicke erhält. Ein Bodenbelag auf Basis von Linoleum ist aber
nach dem Kalandrieren der Mischmasse bzw. Grundmasse noch nicht gebrauchs
fähig, da Linoleum in diesem Stadium keine für den weiteren Fertigungsprozeß
und den Gebrauch ausreichende Zug- und Druckfestigkeit aufweist. Diese wird
erst in einem nachfolgenden Reifeprozeß durch weiteres Vernetzen des Binde
mittels erreicht. Dazu wird die Bahn vom Kalander in das sogenannte Reifehaus
bzw. die Reifekammer transportiert und in Form von Schlaufen mit einer Länge
von beispielsweise etwa 15,50 über Stangen hängend gelagert. Damit das weiche
Linoleum unter der Eigenlast der Schlaufen nicht abreist, ist das Aufkaschieren
des Linoleums auf Jute- oder ein anderes Trägergewebe notwendig. Die Reifung
der Linoleum-Bahn, d. h. die weitere Vernetzung bis zum gewünschten Vernetzungsgrad,
erfolgt durch erwärmte Luft mit einer Temperatur von etwa 40-100°C
während eines Zeitraumes, der von der Rezeptur, der Dicke der Nutzschicht, der
Temperatur und der gewünschten Vernetzungsdichte abhängt und üblicherweise
zwischen etwa 5 und etwa 50 Tagen liegt. Nach dem Abschluß des
Reifeprozesses kann das gereifte Linoleum durch Aufbringen einer Pflege- oder
Schutzschicht, beispielsweise einer Acrylat- oder Polyurethan(PUR)-Dispersion,
einer Endbehandlung (Finishing) unterzogen werden, bevor es durch Schneiden
in Rollen bestimmter Breiten und Längen oder durch Stanzen in Fliesen
konfektioniert wird.
Somit dient das Trägermaterial bei der Herstellung der Linoleum-Bahn dazu, die
Nutzschicht bis nach der Reife zu tragen und zu fixieren und danach als Armie
rung des Bodenbelags. Das zumeist als Trägermaterial verwendete Jutegewebe
weist jedoch insbesondere folgende Nachteile auf:
- 1. Durch die vorgegebene Dicke der Schuß- (etwa 0,25 bis 0,45 mm) und Kettfäden (0,35 bis 0,55 mm) ergibt sich eine Dicke des Jutegewebe von etwa 0,6 bis 0,9 mm. Das Jutegewebe ist ferner mit 45 bis 55 Schußfäden und 30 bis 40 Kettfäden pro 100 mm ein relativ offenes Gewebe von ausgeprägter Oberflächenstruktur. Damit sich diese Oberflächenstruktur während des Aufkaschierens nicht durch das weiche Rohfell der kalandrierten Linoleum- Mischmasse durchdrückt, müssen derartige Linoleum-Flächengebilde stets eine minimale Gesamtstärke von 2,0 mm aufweisen. Bereits bei dieser Stärke kann sich jedoch auf der Oberfläche des Flächengebildes eine Jutestruktur abzeichnen.
- 2. Weiterhin besteht insbesondere bei Linoleum-Fliesen das Problem, daß der Juteträger einen anderen thermischen Ausdehnungskoeffizienten als die Linoleum-Nutzschicht aufweist und im Gegensatz zum Linoleum selbst hygroskopisch ist. Dies führt zu einer Art "Bimetall-Effekt", d. h. die Kanten der Fliese biegen sich bei Temperaturänderung, Feuchtigkeitsänderung oder anderer Umwelteinflüsse nach oben, (sogenanntes "Schüsseln" der Fliese) oder nach unten (sogenanntes "Krallen" der Fliese). In beiden Fällen führt die Verformung der Fliese dazu, daß sie sich, selbst wenn sie mit dem Untergrund verklebt ist, mindestens teilweise vom Untergrund abhebt. Die Verformung der Fliese ist bei Linoleum als Nutzschicht besonders ausgeprägt, da Linoleum nach der Herstellung des Bodenbelags beim Abkühlen nach dem Reifeprozeß in der Reifekammer bzw. dem Reifehaus merklich schrumpft. Dieses Schrumpfen führt, da sich das Trägergewebe nicht oder zumindest nicht im selben Maße wie die Nutzschicht zusammenzieht zu dem sogenannten Schüsseln der Fliese. Dieser Effekt kann z. B. bei Linoleum-Bodenbelags- Fliesen durch Quellen oder Kontrahieren des üblicherweise im Linoleum enthaltenen organischen Füllstoffs auf Basis gemahlenen Holzes und/oder Korks aufgrund von Feuchtigkeitsschwankungen der Umgebung verstärkt oder abgeschwächt werden. In der Regel heben sich jedoch die Verformungskräfte, nicht gegenseitig auf, so daß die Fliese sich verformt.
Diese umgebungsbedingte Verformung ist einer der wesentlichen Gründe, warum
sich Linoleum-Bodenbelags-Fliesen nicht auf dem Markt etablieren konnten.
Bisherige Versuche, diese Verformung zu verhindern, sind jedoch weitgehend
erfolglos geblieben. So ist beispielsweise eine Reifung, bei der die Bodenbelags
bahnen liegend gelagert werden, technisch aufwendig und beeinflußt überdies die
Verformung nicht merklich. Das Anbringen von Klammerleisten an den Kanten der
hängend reifenden Bahnen, um die an den Kanten am meisten ausgeprägte
Schüsselung zu verhindern, ist ebenfalls technisch aufwendig und damit teuer und
ergibt lediglich eine graduelle Verbesserung der Formstabilität, ohne das Problem
im wesentlichen zu lösen.
Auch die Verwendung verschiedener Trägermaterialien führte nicht zu dem
gewünschten Erfolg. Beispielsweise werden Linoleum-Bodenbeläge beschrieben,
die einen Träger aus Glas- und/oder Polyester(PES)-Gewebe aufweisen. Zwar
erwiesen sich die so hergestellten Linoleum-Fliesen als maßstabiler als solche mit
Juteträger, allerdings sind auch diese nicht formstabil, da ihr Aufbau immer noch
asymmetrisch ist. Ferner werden bei derartigen Trägern stets Haftvermittler
benötigt. Als Haftvermittler für Glasfasergewebe kann beispielsweise eine
Beschichtung der Glasfasern aus einem Styrol-Butadien-Latex verwendet werden.
Allerdings ist es aus umwelttechnischen Gründen vorteilhaft, wenn Flächengebilde
nur auf Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt sind.
WO 97/44518 A1 Beschreibt Linoleum-Fliesen bei denen ein mittiges Trägergewebe
zwischen zwei Linoleum-Schichten angeordnet ist, so daß Fliesen mit einem
symmetrischen Aufbau entstehen. Diese Fliese erwies sich in der Tat während der
verschiedensten Klimaänderungen als außerordentlich form- und ausdeh
nungsstabil. Da jedoch zwei Linoleum-Schichten mit jeweils der erforderlichen
Mindestschichtstärke (s. o.) erforderlich sind, werden die Vorteile mit durch den
hohen Materialverbrauch verursachten relativ hohen Herstellungkosten erkauft.
JP 11001877A beschreibt ein Verfahren zum Entfernen des Juteträgers von
einem fertigen Linoleummaterial, wobei der sich auf der Rückseite befindende
Juteträger abgeschliffen wird.
EP 0 385 053 A2 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Plattenüberzugs
vom Linoleumtyp, wobei das Linoleummaterial nicht auf einen Juteträger, sondern
auf einer Schicht eines elastomeren Materials aufgetragen wird.
DE 197 37 397 C1 betrifft einen elektrisch leitfähigen Bodenbelag auf
Linoleumbasis, welcher durch Zusatz mindestens eines Derivats des Imidazols,
Imidazolins, Benzimidazols oder Morpholins, insbesondere mindestens einer
kationenaktiven Verbindung mit einem quartären Stickstoffatom mindestens eines
Derivats des Imidazols, Imidazolins oder Benzimidazols elektrisch leitfähig
gemacht bzw. antistatisch ausgerüstet ist.
GB 536,099 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Bodenbelagmaterials,
welches aus einer Schicht einer Linoleumzusammensetzung und einer auf die
Unterseite der Linoleumschicht aufgebrachten und mit dieser vereinigten Schicht
eines vulkanisierten Kautschuks besteht. Das Verfahren umfaßt das Beschichten
der Seite eines vulkanisierten Kautschukblatts mit einem Klebstoff, welche mit der
Schicht aus Linoleummaterial in Kontakt gebracht werden soll, und
anschließendes Verpressen und dadurch Vereinigen der mit einem Klebstoff
beschichteten Kautschukschicht mit der Schicht einer Linoleumzusammen
setzung.
Somit liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Linoleum-
Flächengebilde bereitzustellen, welches insbesondere als Fliese bei Temperatur-
und/oder Klimaschwankungen eine hohe Form- und Ausdehnungsstabilität
aufweist und kostengünstig hergestellt werden kann.
Diese Aufgabe wird mit den in den Patentansprüchen gekennzeichneten Gegen
ständen gelöst.
Insbesondere wird ein trägerloses Linoleum-Flächengebilde bereitgestellt,
umfassend mindestens eine Nutzschicht aus Linoleum, welches auf mindestens
einer Seite den Abdruck einer feinen Gewebestruktur aufweist.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß die Linoleum-Mischmasse auf einen
temporären Träger, ein sogenanntes Mitläufergewebe, aufkaschiert werden kann,
welches während der Reifung des noch weichen Rohlinoleums für eine aus
reichende mechanische Stabilisierung der Bahn sorgt und nach Abschluß des
Reifeprozesses von der verfestigten Linoleum-Bahn abgezogen werden kann, so
daß eine trägerlose Linoleum-Bahn erhalten wird. Da das Mitläufergewebe
mehrmals verwendet werden kann, ergibt sich eine äußerst kostengünstiges
Verfahren, welches in einem Linoleum-Flächengebilde resultiert, welches die
obengenannten Nachteile der Linoleum-Flächengebilde des Stands der Technik
nicht mehr aufweist.
Das erfindungsgemäße Linoleum-Flächengebilde ist nach Abziehen des Mitläufer
gewebes trägerlos, wodurch sich gegenüber den im Stand der Technik bekannten
Linoleum-Flächengebilden einige weitere Vorteile ergeben. So ist das trägerlose
Linoleum-Flächengebilde durch das fehlende Gewebe geschmeidiger und
elastischer und läßt sich leichter schneiden und verarbeiten. Ferner kann das bei
Handwerkern bekannte Gegenwalken des Flächengebildes entfallen.
Insbesondere bei der Verarbeitung als Bodenbelag weist das erfindungsgemäße
Linoleum-Fächengebilde durch den Wegfall des hygroskopischen Juteträgers eine
geringere die Empfindlichkeit gegenüber feuchten Untergründen auf. Ferner
können auch wäßrige Dispersionsklebstoffe bedenkenloser zum Verkleben der
erfindungsgemäßen Linoleum-Flächengebilde eingesetzt werden.
Schließlich ist das erfindungsgemäße Linoleum-Flächengebilde durch den homo
genen Aufbau auch bei Temperatur- und Klimaänderungen im wesentlichen
formstabil und zeigt insbesondere keinen "Bimetall-Effekt".
Da das Linoleum-Flächengebilde erfindungsgemäß keinen Juteträger aufweist,
können ohne eine optische und strukturelle Beeinträchtigung der Oberfläche auch
einschichtige Flächengebilde mit einer Stärke bzw. Dicke von weit unter 2,0 mm
hergestellt werden, welche sich durch eine einwandfreie Glätte und Ebenheit
auszeichnen. Das erfindungsgemäße trägerlose Linoleum-Flächengebilde weist
daher vorzugsweise eine Dicke von 0,5 bis 5,0 mm, noch bevorzugter von 0,7 bis
2,5 mm, auf. Durch die verminderte Dicke des Flächengebildes lassen sich
Linoleum-Bahnen mit geringerem Rohstoffverbrauch und demgemäß mit niedrige
ren Fertigungskosten produzieren. Rollen der so erhaltenen, dünneren Flächen
gebilde sind bei gleicher Fläche wesentlich leichter und somit besser zu trans
portieren.
Die erfindungsgemäßen Flächengebilde können sowohl einschichtig als auch
mehrschichtig ausgebildet sein. Dabei ergeben sich je nach der Schichtabfolge
sowohl symmetrische als auch asymmetrische Flächengebilde, wobei symme
trische Aufbauten bevorzugt sind.
Beispielsweise kann das erfindungsgemäße Flächengebilde zwei Schichten aus
Linoleum umfassen (materialhomogen), die gleich oder verschieden sein können.
Vorzugsweise sind beide Schichten der erfindungsgemäßen Bodenbelags-Fliese
Nutzschichten, deren Zusammensetzung und sonstige Komponenten, wie Binde
mittel, Füllstoffe, Verarbeitungshilfsmittel u. ä., im wesentlichen gleich sein können
und in gleicher Menge vorliegen können, deren Pigmente hinsichtlich Art und/oder
Menge aber variieren können. Vorzugsweise bestehen die beiden Schichten
jeweils aus im wesentlichen der selben Art von Komponenten in möglichst den
selben Mengen und im wesentlichen der selben Schichtdicke.
Beispielsweise können die Nutzschichten gleich oder verschieden gefärbt sein
oder ein gleiches oder verschiedenes Farbmuster aufweisen. Ein Vorteil der
Variante, die beiden Schichten bei ansonsten gleicher Zusammensetzung unter
schiedlich farbig auszubilden, bzw. mit einem unterschiedlichen Muster zu
versehen, ist die Möglichkeit, beiden Seiten einer aus dem Flächengebilde
gestanzten Fußboden-Fliese nach Wunsch miteinander kombinieren zu können,
ohne Gefahr zu laufen, im verlegten Boden Bereiche mit unterschiedlicher Dicke
zu erhalten, die sonst auf Schichtdickentoleranzen bei verschiedenfarbigen
Fliesen aus unterschiedlichen Produktionschargen zurückzuführen sind.
Es kann aber auch die Linoleumunterseite oder eine Dekor-Linoleum-Schicht mit
einer klebefreundlichen Linoleum-Schicht verbunden sein. Diese Seite wir dann
mit einer Klebedispersion, einer Hot-Melt-Schicht oder einer Primer-Schicht
versehen, so daß die Verklebung, beispielsweise an der Baustelle, einfacher zu
handhaben ist.
Weiterhin kann unter einer Linoleum-Nutzschicht eine Korkmentschicht an
geordnet sein. Korkment ist eine Mischung, die B-Zement und gemahlenen Kork
als Füllstoff enthält und bei Bodenbelägen als isolierende Unterschicht für eine
bessere Wärmeisolierung, Trittelastizität und Gehkomfort sorgt und den Tritt- und
Raumschall dämmt.
Daneben können auf, unter oder zwischen zwei Linoleum-Nutzschichten funk
tionale Schichten angeordnet sein, so daß sich drei- oder mehrschichtige Flä
chengebilde ergeben. Vorzugsweise weist ein Flächengebilde mit zwei Linoleum-
Nutzschichten, welche wie oben beschrieben wieder gleich oder verschieden sein
können, zwischen den Nutzschichten mindestens eine weitere Schicht,
vorzugsweise eine Leitfähigkeitsschicht, eine Schaumschicht, eine Korkment
schicht, eine Schicht zur Trittschalldämmung und/oder eine Isolationsschicht, auf.
Ein symmetrischer Aufbau (materialsymmetrisch) des erfindungsgemäßen
Flächengebildes, beispielsweise Linoleum-Schicht - Korkmentschicht - Linoleum-
Schicht, ist dabei bevorzugt, da er sich durch Formstabilität, eine beidseitig
mögliche Dekorgebung und besonders ausgeprägte isolierende Eigenschaften
auszeichnet.
Die Schichtdicken der aufgebrachten Schichten können gleich oder verschieden
sein. Bei asymmetrischen Aufbauten des Flächengebildes kann der Verformung
des Flächengebildes durch Variation der verwendeten Materialien, deren Menge
und entsprechende Wahl der Schichtdicke der betreffenden Schicht entgegen
gewirkt werden. Beispielsweise kann eine unterschiedliche Ausdehnung der
beiden Schichten aufgrund unterschiedlicher Ausdehnungskoeffzienten oder
Reaktion auf Klimaveränderung durch unterschiedliche Schichtdicken ausgegli
chen werden. Ebenso kann auch die Art und Menge von Füllstoffen, wie z. B.
Holzmehl oder Korkmehl, die bei Änderung der relativen Luftfeuchtigkeit quellen
oder schrumpfen, entsprechend verändert werden. Vorzugsweise sind jedoch die
Schichtdicken der aufgebrachten Schichten gleich.
Das trägerlose Linoleum-Flächengebilde kann vorzugsweise elektrisch leitfähig
sein und weist dann vorzugsweise einen Widerstand von 106 bis 3 × 108 Ω auf.
Gemäß dieser Ausführungsform werden dem Rohlinoleum antistatische Mittel,
beispielsweise Ruß oder leitfähiger Graphit, in einer Menge von vorzugsweise 0
bis 12 Gew.-% beigemischt.
Ferner kann auf der Rückseite des erfindungsgemäßen Flächengebildes minde
stens eine Klebeschicht angeordnet sein. In diesem Fall erweist sich ein Abdruck
der feinen Gewebestruktur des Mitläufergewebes in dem verfestigten Linoleum als
äußert vorteilhaft, da diese Struktur die wahre, spezifische Oberfläche des
Rückseite vergrößert, so daß auch die mit dem Klebstoff benetzbare Oberfläche
größer wird und eine bessere Klebewirkung erreicht wird.
Zur Herstellung der Schichten bzw. Nutzschichten des erfindungsgemäßen
Flächengebildes kann jegliches, bei herkömmlichen Linoleum-Flächengebilden
verwendete Bindemittel eingesetzt werden, beispielsweise der sogenannte
Bedford-Zement (kurz: B-Zement) aus einem teiloxidierten Leinöl und mindestens
einem Harz als Klebrigmacher sowie mindestens einen Füllstoff, wie z. B. Weich
holzmehl und/oder Korkmehl (bei gleichzeitiger Anwesenheit von Holzmehl und
Korkmehl typischerweise im Gewichtsverhältnis 90 : 10) und/oder Kreide, Kaolin
(China-Clay) und Schwerspat, und mindestens ein Pigment, wie Titandioxid und
andere übliche Färbemittel auf Basis von anorganischen und organischen Farb
stoffen. Eine typische Linoleum-Zusammensetzung besteht, bezogen auf das
Gewicht der Nutzschicht, aus etwa 40 Gew.-% Bindemittel, etwa 30 Gew.-%
organische Füllstoffe, etwa 20 Gew.-% anorganische (mineralische) Füllstoffe und
etwa 10 Gew.-% Färbemittel.
Weiterhin können die Schichten der erfindungsgemäßen trägerlosen Linoleum-
Flächengebilde übliche Füllstoffe, Färbemittel, wie organische und anorganische
Farbstoffe und Pigmente, Verarbeitungshilfsmittel, sowie übliche sonstige Additive
enthalten.
Die vorliegende Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren zur Herstellung des
erfindungsgemäßen trägerlosen Linoleum-Flächengebildes, welches die Schritte
- A) Beschichten eines Mitläufergewebes mit mindestens einer Schicht einer Linoleum-Rohmasse
- B) Reifen der so gebildeten Linoleum-Bahn und
- C) Abziehen des Mitläufergewebes vom gereiften Linoleum-Flächengebilde,
umfaßt.
Als Mitläufergewebe bzw. temporärer Träger wird ein Gewebe verwendet,
welches auch bei den während des Herstellungsprozesses des Linoleum-
Flächengebildes üblichen Temperaturen eine ausreichende Festigkeit aufweist,
um die Linoleum-Bahn zu tragen, und nach dem Reifeprozeß wieder abgezogen
werden kann. Vorzugsweise wird ein Gewebe aus synthetischen Fasern, wie aus
Polyaminden, Polyestern und dergleichen, besonders bevorzugt aus PA 6, PA 66
oder PES, wie beispielsweise Trevira®, verwendet. Ferner ist es bevorzugt, daß
das Mitläufergewebe eine relativ feine Gewebestruktur aufweist, vorzugsweise
entsprechend einer Fadenstärke von 180 bis 300 dtex und einer Webdichte von
180 bis 300 Faden/10 cm für Kette und Schuß. Vorzugsweise wird ferner ein
Gewebe mit einer Höchstzugkraft in Kett- und Schußrichtung von 120 bis 400 daN/5 cm,
einer Reißdehnung von 5 bis 45% für Kett- und Schußrichtung und
einer Gewebedicke von 0,150 bis 0,300 mm und/oder ein Flächengewicht von 60
bis 300 g/m verwendet.
Die Linoleum-Mischmasse wird in Schritt (A) des erfindungsgemäßen Verfahrens
vor dem Reifevorgang auf das Mitläufergewebe aufkaschiert. Die kalandrierte
Rohlinoleum-Bahn bzw. das Linoleumfell (d. h. eine kalandrierte Bahn aus Lin
oleum-Grundmasse ohne Trägergewebe) kann dabei gemäß einer Ausführungs
form mittels einer Rollenpresse und/oder Bandpresse (Auma) auf das Mitläu
fergewebe aufkaschiert werden. Im Fall eines einschichtigen Linoleumflächen
gebildes kann die Linoleumschicht aber auch mittels eines Kalanders auf das
Mitläufergewebe aufkaschiert werden, wobei die Linoleum-Schicht direkt im
Kalanderspalt mit dem Mitläufergewebe verbunden wird. Diese Ausführungsform
weist den Vorteil auf, das die Trägergewebe Jute oder. Glasgewebe im herkömm
lichen Verfahren einfach gegen das Mitläufergewebe ausgetauscht werden,
welches nach abgeschlossener Reifung wieder abgezogen wird. So entstehen
keine Kosten für eine neue Produktionsanlage und insbesondere werden keine
aufwendigen und teuren Band- oder Rollenpressen benötigt.
Wenn ein farbig gemusterter Bodenbelag hergestellt werden soll, werden Misch
massen bzw. Grundmassen verschiedener Farbe hergestellt und granuliert.
Danach werden verschiedenfarbige Granulatteilchen dem Walzwerk zugeführt
und das entstehende Linoleum-Fell entweder direkt mit dem Mitläufergewebe oder
einem weiteren, beispielsweise aus einer unifarbener Grundmasse hergestelltem
Linoleum-Fell und/oder einer Korkmentschicht gepreßt, wodurch z. B. ein
Flächengebilde mit einer dem Marmor nachempfundenen Musterung erhalten
wird.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird die Mitläuferschicht beidseitig
mit mindestens einer Schicht aus Rohlinouleum beschichtet. Somit ist das
Mitläufergewebe mittig zwischen zwei Linoleum-Bahnen angeordnet und kann als
"Sandwich" in den dafür vorgesehenen Reifehäusern gereift werden. Die Produk
tionskapazität kann durch diese erfindungsgemäße Ausführungsform um 100%
erhöht werden. Nach der Reifung werden beidseitg die Linoleum-Bahnen vom
Mitläufergewebe abgezogen und das Mitläufergewebe anschließend wieder
verwendet.
Das erfindungsgemäße Linoleum-Flächengebilde kann nach dem Entfernen des
Mitläufergewebes auf eine Korkunterlage (Preßkorkbahn) kaschiert werden. Die
Korkunterlage weist vorzugsweise eine Dicke von 1 bis 4 mm nach DIN auf.
Vor oder nach dem Abziehen des Mitläufergewebes kann auf die Dekorseite des
Linoleum-Flächengebildes ein werkseitiges Finish, beispielsweise eine auf Acrylat
oder Polyurethan(PUR) basierende Dispersion, aufgebracht werden.
Abschließend wird die aus dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltene trägerlo
se Linoleum-Bahn je nach Kundenwunsch beispielsweise durch Schneiden in
Bahnenware vorzugsweise einer Breite von 2,0 m und beliebiger Länge, vorzugs
weise 5 bis 30 m, konfektioniert. Fliesen werden gewöhnlich durch Ausstanzen
der Fliese in der gewünschten Größe aus einem Bahnenmaterial hergestellt. Die
Fliesen sind meist quadratisch mit einer Kantenlänge von etwa 30 bis etwa 60 cm,
beispielsweise 50 cm, können jedoch auch andere Formen und/oder Größen
aufweisen.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung des erfindungsgemäßen
trägerlosen Linoleum-Flächengebildes, vorzugsweise als Bodenbelag oder Fliese.
Daneben kommen auch Verwendungen des trägerlosen Linoleum-
Flächengebildes als Dekorschicht für Holzfurniere, vorzugsweise im Möbelbau, als
Dekorschicht für Doppelbodenelemente und als Dekorschicht für Parkett-ähnliche
Aufbauten in Betracht.
Fig. 1 ist eine schematische Abbildung einer bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung des trägerlosen Linoleum-Flä
chengebildes. Die Linoleum-Mischmasse 1 wird durch Kalander 2 zu einer
Rohlinoleum-Bahn 3 kalandriert, welche anschließend mit dem Mitläufergewebe 4
mittels einer Rollenpresse 6 und einer Bandpresse 7 zu dem Verbund 5 verpreßt
wird. In der Reifekammer 8 reift das Linoleum in Schlaufen 9 bis zum
gewünschten Vernetzungsgrads, wobei dieser Schritt nicht kontinuierlich ist. Vor
dem Abziehen des Mitläufergewebes 11 kann sich noch ein Finishing-Schritt 10
anschließen. Das Mitläufergewebe 4 wird auf Rollen 13 aufgewickelt und in einem
weiteren Produktionszyklus wiederverwendet. Die trägerlose Linoleum-Bahn 12
wird je nach Bedarf als Rollenware oder Fliesenware konfektioniert.
Die Erfindung sowie weitere sich daraus ergebende Vorteile werden in der
nachfolgenden Beschreibung unter Bezugnahme auf die in den Beispielen und
Vergleichsbeispielen konkretisierten Ausführungsformen näher erläutert.
Die vorliegende Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Die erfindungsgemäßen trägerlosen Linoleum-Flächengebilde wurden unter
Verwendung der nachstehenden Bedingungen und Rezepturen hergestellt. Das
Aufkaschieren des Linoleum-Deckfells auf das Mitläufergewebe erfolgte unter
Verwendung einer Bandpresse. Als Mitläufergewebe wurde ein thermofixiertes
PA 66-Gewebe vom Typ 2918 der Fa. Mehler GmbH verwendet.
Die erfindungsgemäßen trägerlosen Linoleumflächengebilde wiesen beispiels
weise Zusammensetzungen mit folgenden Bestandteilen und Bestandteilsmengen
auf:
Als Verfahrensbedingungen bei der Compoundierung, der Aufkaschierung, der
Reifung und dem Finishen mit Acrylatdispersion wurden Bedingungen in den
folgenden Bereiche gewählt:
Abschließend wurde das Mitläufergewebe abgezogen und das Linoleum bei
spielsweise durch Stanzen zu Fliesen konfektioniert.
Claims (29)
1. Trägerloses Linoleum-Flächengebilde, umfassend mindestens eine Nutz
schicht aus Linoleum, welches auf mindestens einer Seite den Abdruck
einer feinen Gewebestruktur aufweist.
2. Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es eine
Dicke von 0,5 bis 5,0 mm aufweist.
3. Flächengebilde nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß es eine
Dicke von 0,7 bis 2,5 mm aufweist.
4. Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß es eine Korkmentschicht umfaßt.
5. Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Flächengebilde elektrisch leitfähig ist.
6. Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß es zwei Nutzschichten aus Linoleum umfaßt.
7. Flächengebilde nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Nutz
schichten gleich oder verschieden gefärbt sind.
8. Flächengebilde nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Nutzschichten ein gleiches oder verschiedenes Farbmuster aufweisen.
9. Flächengebilde nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeich
net, daß es zwischen den Nutzschichten aus Linoleum mindestens eine
weitere Schicht aufweist.
10. Flächengebilde nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die weite
re Schicht eine Leitfähigkeitsschicht, eine Schaumschicht, eine Kork
schicht, eine Schicht zur Trittschalldämmung und/oder eine Isolations
schicht ist.
11. Flächengebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß es rückseitig mindestens eine Klebeschicht aufweist.
12. Verfahren zur Herstellung eines trägerlosen Linoleum-Flächengebildes
nach einem der Ansprüche 1 bis 11, umfassend die Schritte
- A) Beschichten eines Mitläufergewebes mit mindestens einer Schicht einer Linoleum-Rohmasse,
- B) Reifen der so gebildeten Linoleum-Bahn und
- C) Abziehen des Mitläufergewebes vom gereiften Linoleum-Flächen gebilde.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß als Mitläufer
gewebe ein Gewebe aus synthetischen Fasern verwendet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die syn
thetischen Fasern aus PA 6, PA 66 oder PES ausgewählt sind.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß das Mitläufergewebe eine feine Gewebestruktur aufweist.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Mitläu
fergewebe eine Fadenstärke von 180 bis 300 dtex und eine Webdichte
von 180 bis 300 Faden/10 cm für Kette und Schuß aufweist.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 16, dadurch gekennzeichnet,
daß das Mitläufergewebe eine Höchstzugkraft in Kett- und Schußrichtung
von 120 bis 400 daN/5 cm aufweist.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 17, dadurch gekennzeichnet,
daß das Mitläufergewebe eine Reißdehnung von 5 bis 45% für Kett- und
Schußrichtung aufweist.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 18, dadurch gekennzeichnet,
daß das Mitläufergewebe eine Gewebedicke von 0,150 bis 0,300 mm
und/oder ein Flächengewicht von 60 bis 300 g/m2 aufweist.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 19, dadurch gekennzeichnet,
daß das Linoleum-Flächengebilde nach Schritt (B) einem Finishing-Schritt
unterworfen wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 20, dadurch gekennzeichnet,
daß eine kalandrierte Rohlinoleum-Bahn mittels einer Rollenpresse
und/oder Bandpresse auf das Mitläufergewebe aufkaschiert wird.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 20, dadurch gekennzeichnet,
daß das Rohlinoleum mittels eines Kalanders auf das Mitläufergewebe
aufkaschiert wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 22, dadurch gekennzeichnet,
daß die Mitläuferschicht beidseitig mit mindestens einer Schicht aus
Rohlinoleum beschichtet wird.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 23, dadurch gekennzeichnet,
daß das Rohlinoleum nach Schritt (C) auf eine Korkunterlage kaschiert
wird.
25. Verwendung des trägerlosen Linoleum-Flächengebildes nach einem der
Ansprüche 1 bis 11 als Bodenbelag oder Fliese.
26. Verwendung des trägerlosen Linoleum-Flächengebildes nach einem der
Ansprüche 1 bis 11 als Dekorschicht für Holzfurniere.
27. Verwendung des trägerlosen Linoleum-Flächengebildes nach Anspruch 26
im Möbelbau.
28. Verwendung des trägerlosen Linoleum-Flächengebildes nach einem der
Ansprüche 1 bis 11 als Dekorschicht für Doppelbodenelemente.
29. Verwendung des trägerlosen Linoleum-Flächengebildes nach einem der
Ansprüche 1 bis 11 als Dekorschicht für Parkett-ähnliche Aufbauten.
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