DE19859664A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Auswuchten eines Rotors - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Auswuchten eines RotorsInfo
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Abstract
Bei einem Verfahren zum Auswuchten eines Rotors soll mit möglichst wenig Testläufen ein genauer Unwuchtausgleich erreicht werden. Dies wird dadurch erzielt, daß zunächst eine Urunwuchtmessung und anschließend ein erster Testlauf erfolgt und mit den gewonnenen Daten anhand eines Iterationsverfahrens eine Berechnung einer Näherungslösung für das Auswuchtproblem erfolgt, die mit einer vorgebbaren Optimierungsbedingung verglichen wird und wenn die Optimierungsbedingung erfüllt ist, ein Auswuchten mit der durch die Näherungslösung berechneten Größe erfolgt oder das Verfahren mit weiteren Testläufen solange fortgeführt wird, bis die Optimierungsbedingung erfüllt ist und dann ein Auswuchten mit den berechneten Größen erfolgt.
Description
Massenunsymmetrien bezüglich der Drehachse eines Rotors erzeu
gen aufgrund der Zentrifugalkraft bei Drehung eine periodische
Kraft auf die Lagerung des Rotors. Ursachen von Massenunsymme
trien können beispielsweise Konstruktionsfehler, Materialfeh
ler, Fertigungs- und Montagefehler oder betriebsbedingte Feh
ler sein. Dies führt zu einer Schwingungsbelastung der Maschi
ne und ihrer Bauteile, z. B. der Lagerung und damit zu Ver
schleiß und Schäden. Diese ungünstigen Auswirkungen zu mini
mieren, den Wirkungsgrad der Maschine zu erhöhen und die Si
cherheit beim Betrieb der Maschine zu erhöhen, ist die Aufgabe
des Auswuchtens. Beim Auswuchten wird die Massenunsymmetrie
bestimmt und durch Ausgleichsgewichte kompensiert.
Das Aus
wuchten erfolgt auf Auswuchtmaschinen. Wird der ausgewuchtete
Rotor in die Maschine eingebaut, so können sich Veränderungen
des Auswuchtzustandes ergeben. Desgleichen kann über die Be
triebszeit der Maschine, z. B. durch Korrosion, Erosion und
Anbackungen sich der Auswuchtzustand verschlechtern.
Den Rotor in seiner endgültigen Lagerung (in situ) abhängig
von sich im Betrieb verschlechterndem Auswuchtzustand auszu
wuchten und einen vorgegebenen Laufzustand sicherzustellen ist
Aufgabe des Betriebsauswuchtens. Beim Betriebsauswuchten läßt
sich die Unwucht eines Rotors nicht direkt bestimmen. Es wer
den die an den Lagerstellen auftretenden absoluten Lager
schwingungen oder die relativen Wellenschwingungen mittels
Aufnehmern erfaßt. Hierbei werden die umlauffrequenten Schwin
gungen ermittelt und nach Betrag und Phasenwinkel angezeigt.
Ein Referenzgeber erstellt dabei einen Drehzahl- und Winkelbe
zug zum Rotor.
In Abhängigkeit von den konstruktiven Gegebenheiten des Rotors
wird bei einem schmalen, scheibenförmigen Rotor das Ein-
Ebenen-Auswuchten (Massenkorrektur in einer Radialebene des
Rotors), bzw. bei einem langgestreckten, walzenförmigen Rotor
ein Zwei- oder Mehrebenen-Auswuchten durchgeführt (Massenkor
rekturen in zumindest zwei Radialebenen). Als Berechnungsme
thode wird hierbei das sogenannte Einflußkoeffizientenverfah
ren verwendet, das in dem Aufsatz "A least squares method for
computing balance corrections" Goodman, T. P.,
Trans. ASME, Ser. 3, Vol. 36, No. 3, August 1964, auf Seite
273 in den Schritten 1 bis 6 beschrieben ist. Ein Kennzeichen
dieses Verfahrens ist es, daß in sogenannten Testläufen eine
Kalibrierung erfolgen muß, da im allgemeinen die Schwingungs
übertragungseigenschaften der Lagerung und Fundamentierung
nicht bekannt sind. Die Anzahl der Testläufe ist mindestens
gleich der Anzahl der Ebenen in denen ausgewuchtet werden
soll. Diese Testläufe stellen einen erheblichen Aufwand dar.
Weiterhin ist es beim Betriebsauswuchten häufig unklar, ob in
ein oder zwei bzw. mehr Ebenen ausgewuchtet werden soll. Wird
bei einem unbekannten Auswuchtfall, der physikalisch ein Ei
nebenenproblem darstellt, aus Unkenntnis in zwei Ebenen ausge
wuchtet, so hat dies gravierende Nachteile. Zum einen wird der
Aufwand durch einen mindestens zweiten Testlauf deutlich er
höht und zum anderen wird der Unwuchtausgleich bei der Errech
nung der Ausgleichsgewichte aufgrund ihrer gegenseitigen Ab
hängigkeiten ungenauer.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren
und eine Vorrichtung zum Auswuchten eines Rotors zu schaffen,
wobei mit möglichst wenig Testläufen ein genauer Unwuchtaus
gleich erreicht werden soll.
Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebenen
Merkmale gelöst. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird be
reits nach einem, ersten Testlauf mittels eines Iterationsver
fahrens in mehreren Schritten eine Näherungslösung für das
Auswuchtproblem errechnet. Diese Näherungslösung, die als Er
gebnis die Größe sowie die Winkellage einer Ausgleichsmasse in
einer vorgegebenen Ausgleichsebene sowie die verbleibende
Restschwingung angibt, wird anschließend mit einer Optimie
rungsbedingung verglichen. Wenn die Optimierungsbedingung er
füllt ist, dann liegt ein Einebenenproblem vor. Wird die Opti
mierungsbedingung nicht erfüllt, dann kann ein Zwei- oder
Mehrebenenproblem vorliegen, so daß mindestens ein weiterer
Testlauf und die Vorgabe mindestens einer weiteren Auswucht
ebene erfolgen muß.
Durch das vorbeschriebene erfindungsgemäße Verfahren werden
unnötige Testläufe vermieden und somit wird die Genauigkeit
des Unwuchtausgleichs verbessert. Es werden pur die erforder
lichen Testläufe durchgeführt, so daß der Aufwand sowie der
Zeitbedarf und damit die Stillstands Zeit der Maschine beim
Betriebsauswuchten verringert wird.
Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren beim Betriebs
auswuchten eines Rotors anhand der schematischen Darstellung
in Fig. 1, die eine mögliche Variante zeigt, näher beschrie
ben.
Der auszuwuchtende Rotor 1 ist über zwei Lagerstellen in einem
Gehäuse 2 um die Drehachse 3 drehbar gelagert. Das Gehäuse 2
ist auf einem Fundament 4 abgestützt. Zur Ermittlung der Mas
senunsymmetrien bezüglich der Drehachse 3 des Rotors 1 ist den
beiden Lagerstellen jeweils ein Meßwertaufnehmer 5, 5' zuge
ordnet, die die an den Lagerstellen auftretenden absoluten
Lagerschwingungen erfassen. Anstelle der absoluten Lager
schwingungen könnten auch die relativen Wellenschwingungen
gemessen werden.
Die gemessenen Schwingungssignale des Rotors 1 werden einer
Auswerteeinheit 6 zugeführt. Des weiteren ist ein Referenz
geber, z. B. ein fotoelektrischer Abtastkopf 7 beabstandet an
einem aus dem Gehäuse ragenden Wellenende 8 des Rotors 1 an
geordnet, der eine mit dem Wellenende 8 unlaufende Referenz
marke 9 abtastet. Die von dem Referenzgeber 7 ermittelten Re
ferenzsignale werden ebenfalls der Auswerteeinheit 6 zu
geführt. Die Referenzsignale stellen den Winkel und Drehzahl
bezug zwischen auszuwuchtendem Rotor 1 und Auswerteeinheit 6
her.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zunächst in einem
ersten Schritt eine Urunwuchtmessung durchgeführt, d. h. der
Rotor läuft mit Betriebsdrehzahl um und die Schwingungssignale
an den beiden Lagerstellen werden gemessen und der Auswerte
einheit 6 übermittelt. Desweiteren wird ein Referenzsignal von
dem Referenzgeber 7 abgetastet und der Auswerteeinheit 6 über
mittelt.
Die gemessenen Schwingungsignale werden zunächst verstärkt und
anschließend gefiltert. Die Filterschaltung eliminiert die
Störschwingungen, so daß man als Ergebnis die Unwuchtanteile
der Lagerschwingungen erhält. Aus den Unwuchtanteilen der La
gerschwingungen können nun die Schwingungsamplitude sowie die
Phasenwinkel der Unwuchtschwingungen unter Einbeziehung der
Referenzsignale ermittelt werden. Diese Daten werden als Urun
wuchtdaten in der Auswerteeinheit 6 abgespeichert.
In einem zweiten Schritt wird nun eine Auswuchtebene festge
legt. Beim Betriebsauswuchten ist es häufig unklar, ob in ein
oder zwei bzw. mehr Ebenen ausgewuchtet werden muß. Man geht
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zunächst von einem Eine
benenproblem aus. Nachdem eine Auswuchtebene festgelegt ist,
wird eine Testmasse an der Auswuchtebene befestigt. Die Daten
des Testlaufes, d. h. Größe; Befestigungswinkel sowie eventu
ell Befestigungsradius der Testmasse werden, der Auswerteein
heit übermittelt.
Anschließend erfolgt ein Testlauf, d. h. dar Rotor mit Test
masse läuft um und die Schwingungssignale an den beiden Lager
stellen werden gemessen und der Auswerteeinheit zugeführt. Des
weiteren werden die von dem Referenzgeber 7 abgetasteten Refe
renzsignale der Auswerteeinheit 6 übermittelt. Die gemessenen
Schwingungssignale sowie die Referenzsignale werden entspre
chend den Erläuterungen zu der Urunwuchtmessung weiterverar
beitet und ausgewertet, so daß die aus den Unwuchtanteilen der
Lagerschwingung resultierenden Schwingungsamplituden sowie die
Phasenwinkel der Unwuchtschwingung angezeigt und als Testlauf
daten abgespeichert werden können.
Nach der vorbeschriebenen Urunwuchtmessung sowie des ersten
Testlaufes erfolgt mittels eines Iterationsverfahrens eine
Berechnung einer Näherungslösung für das Auswuchtproblem. Das
nachfolgend genannte Iterationsverfahren ist im einzelnen in
dem Aufsatz Thomas P. Goodman, "A Least-Squares Method for
Computing Balance Corrections", Journal of Engineering for
Industry, August 19-64, Seiten 273 bis 277 beschrieben und wird
daher nur kurz erläutert.
Bei diesem Iterationsverfahren werden zunächst in einer ersten
Iteration die Urunwuchtdaten sowie die Testdaten zur Berech
nung der Einflußkoeffizienten herangezogen. Die Methode der
Berechnung der Einflußkoeffizienten ist ebenfalls in dem oben
genannten Aufsatz ausführlich erläutert. Mit der Methode der
kleinsten Fehlerquadrate erfolgt anschließend anhand der Urun
wuchtmeßdaten sowie der Einflußkoeffizienten eine Berechnung
der Größe sowie der Winkellage einer Ausgleichsmasse in der
vorgegebenen Ausgleichsebene sowie der verbleibenden Rest
schwingungen.
Nach der ersten Iteration erfolgt eine weitere Iteration, bei
der die Methode der gewichteten kleinsten Fehlerquadrate ange
wendet wird. Bei dieser Methode erfolgt eine optimale Minimie
rung der verbleibenden Restschwingungen i. S. d. Auswuchtens,
da bei dem zugrundeliegenden mathematischen Algorithmus große
Restschwingungen einen größeren Einfluß haben, d. h. eine
Wichtung entsprechend des Betrages der. Restschwingungen er
folgt.
Das Ergebnis der weiteren Iteration auf Basis der Methode der
gewichteten kleinsten Fehlerquadrate kann durch weitere Itera
tionsschritte mit der Methode der kleinsten Fehlerquadrate
optimiert werden.
Dieses Ergebnis wird anschließend mit einer Optimierungsbedin
gung verglichen. Diese Optimierungsbedingung kann aus einem
oder mehreren Kriterien bestehen, die vorher festgelegt wer
den. Nachfolgend werden einige mögliche wählbare Kriterien
beispielhaft aufgezählt:
- a) Zwei größte Restschwingungen sind betragsmäßig gleich
- b) Größte Restschwingung ist minimal
- c) Eine festlegbare Abweichung beispielsweise um wieviel hat sich die größte Restschwingung in Bezug auf Urunwucht messung oder in Bezug auf absolut vorgebbaren Wert ver ringert.
Wenn bei dem Vergleich der vorgegebenen Optimierungsbedingun
gen mit der nach den vorbeschriebenen Iterationsschritten be
rechneten optimalen Ausgleichsmasse sowie der ermittelten
Restschwingungen das bzw. die vorgegebenen Kriterien erfüllt
werden, dann kann das vorliegende Auswuchtproblem als Eineben
enproblem angesehen werden und es kann ein Unwuchtausgleich
mit der berechneten optimalen Ausgleichsmasse vorgenommen wer
den.
Ist die Optimierungsbedingung nicht erfüllbar, dann muß ein
zweiter Testlauf vorgenommen werden. Nach dem weiteren Test
lauf erfolgt eine Berechnung der Ausgleichsmassen. Zeigt ein
anschließender Prüflauf nach Anbringen der Ausgleichsmassen,
daß die geforderte Auswuchtgüte nicht erreicht ist, so ist das
oben beschriebene Verfahren auf mehr als zwei Ebenen zu er
weitern.
Anstelle des im Aufsatz von Thomas P. Goodman, "A Least-Squa
res Method for Computing Balance Corrections", Journal of En
gineering for Industry, August 1964, Seiten 273 bis 277 be
schriebenen Iterationsverfahrens könnten auch andere Verfah
ren, beispielsweise das MinMax-Verfahren oder lineare Program
mierung verwendet werden.
In einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfah
rens können die einzelnen zu optimierenden Restschwingungen
mit Gewichtsfaktoren versehen werden, die eine individuelle
Bewertung der einzelnen Schwingungsgrößen ermöglichen. Damit
läßt sich das Verfahren z. B. an die Verwendung unterschiedli
cher Aufnehmer, an die unterschiedliche Auswirkungen der
Schwingung auf die auszuwuchtende Anlage anpassen.
Vorteilhafterweise wird das Verfahren in tragbaren Meßeinrich
tungen integriert. Das Meßgerät verbindet die Meßeinrichtung,
Messung der umlauffrequenten Schwingung nach Betrag und Phase
mit der Energieversorgung der Meßwertaufnehmer und der Aus
werteeinrichtung. Dies ist deshalb vorteilhaft, weil das Be
triebsauswuchten meistens vor Ort an der Maschine erfolgen
muß.
Das Verfahren könnte auch in einer weiteren Ausgestaltung auf
einem Rechner implementiert sein, der über Datenfernübertra
gung mit der Meßwerterfassung verbunden ist. In einer vorteil
haften Ausgestaltung könnte die Datenerfassung eine Schwin
gungsüberwachungsanlage sein, die z. B. über eine Kopplung
mittels Telefon oder Internet mit der Auswerteeinheit verbun
den ist.
Claims (4)
1. Verfahren zum Auswuchten eines Rotors bei dem zunächst
eine Urunwuchtmessung und anschließend ein erster Test
lauf erfolgt und mit den gewonnenen Daten anhand eines
Iterationsverfahrens eine Berechnung einer Näherungslö
sung für das Auswuchtproblem erfolgt, die mit einer vor
gebbaren Optimierungsbedingung verglichen wird und wenn
die Optimierungsbedingung erfüllt ist ein Auswuchten mit
der durch die Näherungslösung berechneten Größe erfolgt
oder das Verfahren mit weiteren Testläufen solange fort
geführt wird, bis die Optimierungsbedingung erfüllt ist
und dann ein Auswuchten mit den berechneten Größen er
folgt.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, wobei als Optimierungs
bedingung ein oder mehrere Kriterien vorgebbar sind.
3. Verfahren nach Patentanspruch 2, wobei als Kriterium die
maximal zu erwartende Restschwingung nach dem Unwuchtaus
gleich an allen Meßstellen vorgebbar ist.
4. Verfahren nach Patentanspruch 3, wobei die einzelnen zu
optimierenden Restschwingungen in Abhängigkeit von den
Meßstellen gewichtet werden.
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