Die Erfindung betrifft ein Automatgetriebe für Fahr
zeuge mit einem hydrodynamischen Wandler nach dem Oberbe
griff von Anspruch 1.
Automatisch gesteuerte Getriebe werden in Kraftfahr
zeugen immer häufiger eingesetzt. Hierbei kann es sich um
Getriebe mit stufenlos veränderbarer Übersetzung oder um
Stufengetriebe handeln, die unter Last oder mit Zugkraftun
terbrechung schaltbar sind. Um den Komfort solcher Getriebe
beim Anfahren und Ändern der Übersetzung in niedrigen Über
setzungsstufen komfortabler zu gestalten, wird in der Regel
ein hydrodynamischer Wandler vorgesehen. Wegen des ungün
stigen Wirkungsgrads des Wandlers ist diesem häufig eine
Überbrückungskupplung zugeordnet, die in Betriebsbereichen
zugeschaltet wird, wenn der Wandler nicht mehr benötigt
wird. Im zugeschalteten Zustand übertragt die Überbrüc
kungskupplung die Leistung von einer Antriebswelle des
Wandlers auf eine Abtriebswelle.
Aufgrund der hydrodynamischen Drehmomentenübertragung
im Wandler bei Leerlauf der Antriebsmaschine neigt das un
gebremste, stillstehende Fahrzeug zum Kriechen, sobald über
den Wählhebel des Getriebes eine Fahrposition angewählt
wird. Die Kriechneigung ist besonders bei niedrigen Tempe
raturen ausgeprägt, wenn die Ölviskosität erhöht ist. Um
die Kriechneigung zu vermeiden, wird unter den genannten
Randbedingungen eine Reibungskupplung im Leistungsfluß des
Getriebes geöffnet, so daß das Fahrzeug stehen bleibt.
Zweckmäßigerweise wird die Reibkupplung jedoch nur soweit
geöffnet, daß zwar das Kriechen vermieden wird, jedoch die
Reaktionszeit zum erneuten Schließen der Reibkupplung mög
lichst kurz ist. Dadurch wird der Fahrkomfort verbessert.
Die leicht geöffnete Reibkupplung schleift und verur
sacht Reibungsverluste, die die Temperatur an der Kupplung
erhöhen. Dadurch kann je nach Dauer des Schleifens die
Reibkupplung beschädigt werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Kühlung
der Kupplung im Schlupfbetrieb sicherzustellen und im übri
gen Wirkungsgradverluste zu vermeiden. Sie wird gemäß der
Erfindung durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weite
re Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Nach der Erfindung wird der Reibkupplung während der
Schlupfphase eine erhöhte Menge Kühlöl zugeführt. Dadurch
wird zum einen sichergestellt, daß die Reibkupplung auch
bei der erhöhten Belastung ausreichend gekühlt und ge
schmiert ist und somit einem geringen Verschleiß unterliegt
und zum anderen die Wirkungsgradverluste, die üblicherweise
mit einer verstärkten Kühlung und Schmierung zunehmen, ge
ring gehalten werden, weil der erhöhte Kühlöldurchsatz auf
den Bedarfsfall begrenzt ist.
Im Bedarfsfall wird zweckmäßigerweise die erhöhte
Kühlölmenge über eine zusätzliche Leitung der Kupplung zu
geführt, die von einem temperaturabhängigen Zuschaltventil
mit steigender Öltemperatur zugeschaltet wird. Anstelle des
temperaturabhängigen Zuschaltventils kann auch eine tempe
raturabhängige Blende vorgesehen werden, die mit steigender
Öltemperatur ihren Durchflußquerschnitt vergrößert. Das
Zuschaltventil und die Blende werden zweckmäßigerweise pas
siv betrieben, d. h., daß sie ein Thermoelement aus Bime
tall oder Memorymetall besitzen, das vom Kühlöl an der
Reibkupplung beaufschlagt wird. Zu diesem Zweck wird das
Zuschaltventil oder die Blende nahe der Reibkupplung ange
ordnet. Sie können aber auch in eine hydraulische Getriebe
steuerung integriert werden, sofern dafür Sorge getragen
wird, daß sie von einem Kühlölstrom aus der Nahe der Reib
kupplung beaufschlagt werden. Steigt die Kühlöltemperatur
in Folge das Schlupfes der Reibkupplung über einen vorbe
stimmten Wert, spricht das Zuschaltventil bzw. die Blende
an. Im übrigen können das Zuschaltventil bzw. die Blende
auch aktiv über eine elektronische Getriebesteuerung in
Abhängigkeit der Kühlöltemperatur angesteuert werden.
Der Kühlöldurchsatz kann ferner dadurch erhöht werden,
daß ein temperaturabhängig gesteuertes Druckventil nahe der
Reibkupplung den Druck des Kühlöls vor der Reibkupplung
erhöht. Auch dieses Druckventil kann passiv über ein Ther
moelement oder aktiv durch die elektronische Getriebesteue
rung angesteuert werden.
In Ausgestaltung der Erfindung wird ferner vorgeschla
gen, daß ein Zuschaltventil oder ein Druckventil angesteu
ert wird, sobald ein Steuerventil betätigt wird, das den
Schlupf der Reibkupplung regelt. Das Steuersignal kann
elektrisch oder hydraulisch erzeugt werden. Somit wird si
chergestellt, daß die Reibkupplung während des Schlupfbe
triebs eine erhöhte Kühlölmenge erhält. Dieser Steuerung
kann eine temperaturabhängige Steuerung durch die elektro
nische Getriebesteuerung überlagert werden.
Weitere Vorteile ergeben sich aus der folgenden Zeich
nungsbeschreibung. In der Zeichnung sind Ausführungsbei
spiele der Erfindung dargestellt. Die Beschreibung und die
Ansprüche enthalten zahlreiche Merkmale in Kombination. Der
Fachmann wird die Merkmale zweckmäßigerweise auch einzeln
betrachten und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusam
menfassen.
Es zeigt:
Fig. 1 eine reduzierte schematische Darstellung ei
nes erfindungsgemäßen Automatgetriebes mit
einem temperaturabhängigen Zuschaltventil,
soweit sie zum Verständnis der Erfindung er
forderlich ist,
Fig. 2 eine Variante zu Fig. 1 mit einer tempera
turabhängigen Drosselstelle,
Fig. 3 eine Variante zu Fig. 1 mit einem während
des Schlupfbetriebs zuschaltbaren Zuschalt
ventil,
Fig. 4 eine Variante zu Fig. 1 mit einem tempera
turabhängigen Druckventil und
Fig. 5 eine Variante mit einer Druckerhöhung wäh
rend des Schlupfbetriebs.
Ein hydrodynamischer Wandler 1 besitzt ein Pum
penrad 2, das über ein Pumpengehäuse 9 mit einer Antriebs
welle 7 verbunden ist. Das Pumpenrad 2 fördert im Kreislauf
Öl über ein Leitrad 4 durch ein Turbinenrad 3. Dieses
treibt eine Abtriebswelle 8 an. Das Leitrad 4 stützt sich
über einen Freilauf 5 als Drehmomentenstütze im Gehäuse 6
ab.
Das Drucköl für den Wandler 1 und das nicht näher dar
gestellte Getriebe sowie das Schmier- und Kühlöl werden von
einer regelbaren Pumpe 14 zur Verfügung gestellt, die von
einem Motor 15 angetrieben wird und Öl aus einem Ölsumpf 12
über einen Ölfilter 13 ansaugt. Sie fördert das Öl über
einen Anschluß 18 zu weiteren Niederdruckverbrauchern, wäh
rend sie über ein Hochdruckventil 16 und eine Leitung 28 Öl
zu einem Zulauf 10 des Wandlers 1 fördert. Das Hochdruck
ventil 16 ist über ein Druckregelventil 17 ansteuerbar. Ein
Wandlersicherheitsventil 19 schützt den Wandler 1 gegen
einen unzulässig hohen Überdruck. Von der Leitung 28 zweigt
eine Leitung 31 zur Schmier- und Kühlölversorgung ab. Der
Druck in der Leitung 31 wird gesteuert von einem Druckven
til 20, hinter dem ein Rücklauf 11 des Wandlers I über eine
Leitung 30 mit einem Rückschlagventil 21 einmündet. In der
Leitung 31 ist ein Ölkühler 22 vorgesehen.
Die Leitung 31 verzweigt sich in Leitungen 32, 33, 34
für verschiedene Kühl- und Schmieraufgaben. Die Anzahl der
Leitungen 32, 33, 34 richtet sich nach den Getriebeanforde
rungen, wobei die Leitung 34 hier exemplarisch als eine
Leitung sämtliche Getriebeschmierstellen, außer der Kupp
lung 23, mit Öl versorgt. Die Leitung 33 vereinigt sich mit
der Leitung 32 zu einer Leitung 35, die Schmier- und Kühlöl
zu einer Reibkupplung 23 führt. Diese liegt im Leistungs
fluß zwischen einer Antriebsmaschine und einer Getriebeaus
gangswelle und ist bei der Stellung eines nicht näher dar
gestellten Wählhebels in einer Fahrposition geschlossen.
Befindet sich die ebenfalls nicht näher dargestellte
Antriebsmaschine im Leerlauf und steht das Fahrzeug, wird
die Reibkupplung 23 durch ein Steuerventil 24 leicht ge
öffnet, um ein Kriechen des Fahrzeugs zu vermeiden, ohne
eine Betriebsbremse stark betätigen zu müssen. Das Steuer
ventil 24 ist mit einer nicht näher dargestellten, elektro
nischen Steuereinheit des Getriebes verbunden, die Signale
entsprechend den Randbedingungen erzeugt.
Durch das Schleifen der Reibkupplung 23 wird Reibungs
wärme erzeugt. Um die anfallende Wärme abzuführen, ohne
während des übrigen Betriebs des Getriebes den Wirkungsgrad
durch einen erhöhten Kühlöldurchsatz zu verschlechtern, ist
in der zusätzlichen Leitung 32 ein Zuschaltventil 25 mit
einem Thermoelement 36 in Form eines Bimetalls oder eines
Memorymetalls vorgesehen, das die Leitung 32 der Leitung 33
zuschaltet, sobald die Öltemperatur ϑ einen
Wert überschreitet. Dazu ist es zweckmäßig, daß das Zu
schaltventil 25 in der Nähe der Kupplung 23 angeordnet ist
und das Thermoelement 36 vom Kühlöl der Reibkupplung 23
beaufschlagt wird. Schließt die Reibkupplung 23, fällt die
Kühlöltemperatur wieder ab und das Zuschaltventil schließt
die zusätzliche Leitung 32.
Das Steuerventil 24 kann auch extern von der elektro
nischen Getriebesteuerung in Abhängigkeit der Kühlöltempe
ratur ϑ angesteuert werden.
Anstelle des Zuschaltventils 25 kann eine temperatur
abhängige Drosselstelle in Form einer Blende 26 vorgesehen
werden (Fig. 2). Sie wird im wesentlichen wie das Zuschalt
ventil 25 angesteuert und verändert den Durchflußquer
schnitt durch die zusätzliche Leitung 32 in Abhängigkeit
der Kühlöltemperatur ϑ.
Die Ausführung nach Fig. 3 unterscheidet sich von der
Ausführung nach Fig. 1 dadurch, daß in der zusätzlichen
Leitung 32 ein Zuschaltventil 39 vorgesehen ist, das in
Abhängigkeit von der Betätigung des Steuerventils 24 akti
viert wird. Sobald durch das Steuerventil 24 die Reibkupp
lung 23 leicht öffnet, schaltet das Zuschaltventil 39 den
Durchfluß durch die zusätzliche Leitung 32 auf, so daß zu
sätzliches Kühlöl zur Reibkupplung 23 gelangt. In Fig. 3
ist gezeigt, daß das Zuschaltventil 39 hydraulisch ange
steuert wird. Es ist jedoch auch möglich, das Zuschaltven
til 39 elektromagnetisch anzusteuern.
Bei den Ausführungen nach Fig. 5 und 6 entfällt die
zusätzliche Leitung 32. Um den Kühlöldurchsatz durch die
Reibkupplung 23 im Bedarfsfall zu erhöhen, wird der Druck p
in der Leitung 31 entsprechend erhöht. Hierzu dient ein
Druckventil 37 mit einem Thermoelement 27, das mit zuneh
mender Kühlöltemperatur an der Reibkupplung 23 den Druck P
in der Leitung 31 erhöht. Das Ventil 37 kann aber auch von
der elektronischen Getriebesteuereinheitabhängigkeit von
der Kühlöltemperatur angesteuert werden.
Das Druckventil 38 (Fig. 5) wird in ähnlicher Weise
wie das Zuschaltventil 39 vom Steuerventil 24 angesteuert,
so daß es den Druck p des Kühlöls in der Leitung 31 erhöht,
sobald das Steuerventil 24 betätigt wird. Der von dem Steu
erventil 24 abhängigen Ansteuerung des Druckventils 38 kann
eine temperaturabhängige Ansteuerung von der elektronischen
Steuereinheit des Getriebes überlagert sein. Eine solche
überlagerte Ansteuerung kann auch bei dem Zuschaltventil 39
zweckmäßig sein.
Bezugszeichen
1
Wandler
2
Pumpenrad
3
Turbinenrad
4
Leitrad
5
Freilauf
6
Gehäuse
7
Antriebswelle
8
Abtriebswelle
9
Pumpengehäuse
10
Zulauf
11
Rücklauf
12
Ölsumpf
13
Ölfilter
14
Druckölpumpe
15
Pumpenmotor
16
Hochdruckventil
17
Druckregelventil
18
Anschluß
19
Wandlersicherheitsventil
20
Druckventil
21
Rückschlagventil
22
Ölkühler
23
Reibkupplung
24
Steuerventil
25
Zuschaltventil
26
Blende
27
Thermoelement
28
Leitung
30
Leitung
31
Leitung
32
Leitung
33
Leitung
34
Leitung
35
Leitung
36
Thermoelement
37
Druckventil
38
Druckventil
39
Zuschaltventil
ϑ Kühlöltemperatur