DE19846077C2 - Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren, ihre Herstellung und Verwendung - Google Patents
Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren, ihre Herstellung und VerwendungInfo
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Description
Afrikanische Trypanosomen (Trypanosoma brucei und deren Subspezies) sind
parasitär lebende, protozoische Organismen. Sie sind Verursacher unterschiedli
cher parasitärer Erkrankungen, wobei sowohl die humanpathogenen Arten als
auch die Tierseuchen auslösenden Spezies Gesundheitsprobleme von großen
Ausmaßen darstellen. Vakzine zur Behandlung der Krankheiten sind nicht vor
handen, und die verwendeten Therapeutika sind nur von bedingter Effizienz und
zum Teil mit drastischen Nebenwirkungen verbunden. Gleichzeitig treten ver
mehrt Resistenzen der Parasiten gegen die verwendeten Medikamente auf, so daß
neue Ansätze zur Therapeutikaentwicklung gegen Trypanosomenerkrankungen
dringend notwendig sind.
Im Verlauf ihres Lebenszyklus parasitieren afrikanische Trypanosomen in zwei
unterschiedlichen Wirtsorganismen. Hierbei handelt es sich um Tsetse-Fliegen,
die die Trypanosomen während einer Blutmahlzeit auf Säugetiere übertragen.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen physiologischen Bedingungen innerhalb der
Fliegen im Vergleich zum Säugerwirt unterscheiden sich die Insektenformen der
Trypanosomen sowohl morphologisch als auch in bezug auf ihren Stoffwechsel
stark von den Blutstromformen.
Die sich frei im peripheren Blut bewegenden Trypanosomen sind in dieser Le
benszyklusphase von einer dichtgepackten Schicht vornehmlich einer Proteinspe
zies umgeben, dem sogenannten VSG-Protein (variant surface glycoprotein).
Hierbei handelt es sich um ein Oberflächenglykoprotein, das als Homodimer in
der Zellmembran verankert ist und die Funktion einer Schutzhülle übernimmt.
Der N-Terminus des Proteins ragt in den extrazellulären Raum und ist primäres
antigenes Ziel für die Immunantwort des Wirtsorganismus (siehe z. B. Cross,
G. A. M. (1996), Bioessays 18, 283), Anti-VSG-Antikörper sind aufgrund ihrer
Größe und der relativ dichten Packung der VSG-Moleküle auf der Zellmembran
lediglich in der Lage, das exponierte, äußerste Ende des N-Terminus des Proteins
zu erkennen. Circa 1000 unterschiedliche Varianten des Proteins sind im Genom
des Parasiten kodiert, wobei zu einem bestimmten Zeitpunkt stets nur eine Vari
ante exprimiert wird. Trotz relativ stark divergierender Primärsequenzen falten
sich diese unterschiedlichen VSG-Moleküle zu quasi identischen Tertiärstruktu
ren, die sich ausschließlich im hypervariablen, exponierten N-Terminus unter
scheiden (siehe z. B. Blum, M. L. et al. (1993) Nature 362, 603; Cross, G. A. M.
(1996) supra). Durch einen Vorgang, der als "antigene Variation" bezeichnet
wird, ändern Trypanosomen ihren VSG-Mantel mit einer bestimmten Frequenz
und präsentieren immer wieder neue der 1000 unterschiedlichen Varianten. Dies
führt dazu, daß das Immunsystem konstant mit veränderten antigenen Oberflä
chenvarianten des Parasiten konfrontiert wird und die Infektion letztlich einen
chronischen Verlauf annimmt. Unbehandelt führt die Infektion zum Tod.
Der VSG-Mantel von Trypanosomen ist vornehmlich für relativ große Moleküle
wie Immunoglobuline (ca. 150 kDa) eine nicht penetrierbare Barriere (Cross,
G. A. M. (1975) Parasit. 67, 315). Kleinere Moleküle, wie z. B. die Protease Tryp
sin mit einer molekularen Masse von 23 kDa, können jedoch in die VSG-Schicht
zumindest partiell eindringen. Zusätzlich sind mehrere invariante Oberflächen
proteine (ISG's) in den VSG-Mantel eingebettet (Overath P. et al. (1994) Parasit.
Today 10, 53). Weitere, bisher uncharakterisierte Oberflächenmoleküle, Trans
porterproteine oder Ionenkanäle, sind voraussichtlich ebenfalls vorhanden (siehe
Fig. 1).
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist daher, Substanzen bereitzustellen,
die in der Therapie von Trypanosomen erfolgreich verwendet werden können. Es
wurde nun überraschenderweise gefunden, daß trotz der Hypervariabilität der
VSG-Schutzschicht von Blutstromform-Trypanosomen Nukleinsäuren an Trypa
nosomen binden können.
Ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher, ein Verfahren zur Identifi
zierung einer Trypanosomen-bindenden Nukleinsäure, bei dem
- a) in einem ersten Schritt eine Nukleinsäure mit Trypanosomen, vorzugswei se Blutstromform-Trypanosomen, in Kontakt gebracht wird, und
- b) in einem zweiten Schritt die Bindung der Nukleinsäure an Trypanosomen überprüft wird.
Nukleinsäuren, die spezifisch Liganden binden, werden auch als Aptamere be
zeichnet. Vorzugsweise sind die Nukleinsäuren in einer Bibliothek aus verschie
denen Nukleinsäuren, insbesondere in einer kombinatorischen Bibliothek, enthal
ten. Im allgemeinen ist die Nukleinsäure eine DNA oder RNA, welche vorzugs
weise entweder bereits während der Synthese oder nach erfolgter Nukleinsäure
synthese modifiziert werden kann. DNA wird üblicherweise nach allgemein be
kannten Verfahren chemisch beispielsweise mit Hilfe eines DNA-Synthesizers
hergestellt. RNA kann entweder chemisch oder durch Transkription von DNA in
RNA nach bekanntem Verfahren hergestellt werden.
Unmodifizierte Oligonukleotide werden im allgemeinen bei Inkubation im Serum
durch die darin vorkommenden Nukleasen abgebaut. Der Abbau erfolgt hierbei
hauptsächlich durch 3'-Exonukleasen, die DNA und RNA vom 3'-Ende her ab
bauen. Neben dem Abbau durch 3'-Exonukleasen können die Nukleinsäuren auch
durch Endonukleasen hydrolysiert werden, die bevorzugt an den Pyrimidinresten
angreifen.
Zur Stabilisierung von Nukleinsäuren gegen Nukleasenabbau eignen sich z. B.
Modifikationen der Phosphodiesterbrücke, des Zuckerbausteins oder der Basen.
Beispiele von geeigneten Modifikationen finden sich in Uhlmann, E. & Peyman,
A. (1990) Chemical Reviews 90, 543-584, Nr. 4; Uhlmann, E. (1998) Chemie in
unserer Zeit 32, 150-160, Nr. 3; Osborne, S. E. et al. (1997) Current Opinion in
Chemical Biology 1, 5-9 oder Gold, L. (1995) J. Biol. Chem. 270, 13581-13584,
Nr. 23.
Besonders geeignete modifizierte Nukleinsäuren sind 2'-Amino
deoxypyrimidin/purin-RNA, 5'-(1-Alkinyl)-2'-deoxypyrimidin/purin-RNA, vor
zugsweise 5-(1-Pentinyl)-2'-deoxypyrimidin/purin-RNA und/oder 5-(1-Hexinyl)-
2'-deoxypyrimidin/purin-RNA, 2'-Alkyloxy-pyrimidin/purin-RNA, vor
zugsweise 2'-(CnH2n+1)Oxy-pyrimidin-RNA mit n eine ganze Zahl von 1 bis
8, vorzugsweise von 1 bis 4, insbesondere von 1 bis 3, vor allem 2'-Methyloxy-
pyrimidin-RNA, 2'-Fluor-deoxypyrimidin/purin-RNA, 5-Iod-pyrimidin-
RNA, Phosphorthioat-RNA, Phosphordithioat-RNA, Methylphosphonat-RNA, 3'-
Thioformacetal-RNA, Methylen(methylimino)-RNA, Methylencarboxamid-RNA
und/oder eine Nukleinsäure, enthaltend 5-Propinyl-thymidin, 7-Desaza-7-
propinyl-Guanin und/oder N,N-Ethano-5-methyl-cytosin.
Zur Identifizierung der an Trypanosomen gebundenen Nukleinsäure ist es auch
vorteilhaft, daß diese markiert ist. Beispiele geeigneter Markierungen ist die ra
dioaktive Markierung oder eine Markierung mit Hilfe eines Fluoreszenzfarbstof
fes, beispielsweise Fluorescein. Verschiedene Markierungen und Markierungsver
fahren finden sich beispielsweise auch in Matthews, J. A. & Kricka, L. J. (1988)
Analytical Biochemistry 169, 1-25.
Die Bindung der Nukleinsäure an Trypanosomen läßt sich auch dadurch überprü
fen, daß Trypanosomen-gebundene Nukleinsäuren von nicht gebundenen Nu
kleinsäuren in einem dritten Schritt (c) beispielsweise mit Hilfe eines Zentrifuga
tionsschrittes abgetrennt werden. Eine gleichwertige Trennung läßt sich auch im
Zellsortierer erreichen, vorzugsweise wenn die Nukleinsäure fluoreszenzmarkiert
ist.
Um die Trypanosomen-bindende Nukleinsäure in im wesentlichen reiner Form zu
erhalten, werden die Nukleinsäure-gebundenen Trypanosomen beispielsweise mit
Phenol behandelt und die Nukleinsäure beispielsweise mittels Alkohol ausgefällt.
Zudem ist es vorteilhaft, wenn die o. g. Verfahrensschritte (a) und (b), sowie vor
zugsweise Schritt (c) ein oder mehrmals wiederholt werden.
Das beschriebene Verfahren eignet sich auch zur Herstellung einer Trypanoso
men-bindenden Nukleinsäure, bei dem
- a) in einem ersten Schritt eine Bibliothek aus verschiedenen Nukleinsäuren hergestellt wird,
- b) in einem zweiten Schritt die Nukleinsäurebibliothek mit Trypanosomen, vorzugsweise Blutstromform-Trypanosomen in Kontakt gebracht wird,
- c) in einem dritten Schritt Trypanosomen mit gebundener Nukleinsäure iso liert werden,
- d) in einem vierten Schritt die Trypanosomen-bindende Nukleinsäure isoliert wird,
- e) vorzugsweise in einem fünften Schritt die isolierte Trypanosomen- bindende Nukleinsäure amplifiziert wird und
- f) insbesondere die Schritte (b) bis (e) mehrmals, vorzugsweise ca. 12 mal wiederholt werden.
Üblicherweise enthält die Bibliothek aus verschiedenen Nukleinsäuren Nuklein
säuren mit einem randomisierten Bereich von ca. 25 bis ≧ 100, vorzugsweise von
ca. 30 bis ca. 60, insbesondere von ca. 40 Nukleotiden, da diese Nukleotidlängen
grundsätzlich zur Ausbildung von Sekundärstrukturen, wie z. B. Haarnadelschlei
fen, Ausbuchtungen mit Helices, Pseudoknoten oder G-Quartette, geeignet sind.
Geeignete Nukleinsäure-Bibliotheken enthalten im allgemeinen ca. 1014 bis ca.
1015, vorzugsweise ca. 2 × 1015 unterschiedliche Nukleinsäuren. Auch bei diesem
Verfahren ist es vorteilhaft, wenn die Nukleinsäuren entweder vor ihrer Synthese
oder nach erfolgter Nukleinsäuresynthese, wie oben bereits näher beschrieben,
modifiziert werden. Die Herstellung von geeigneten Nukleinsäurebibliotheken
erfolgt, wie oben bereits erläutert, entweder chemisch beispielsweise an einem
DNA-Synthesizer im Falle von DNA oder chemisch bzw. über eine Transkription
einer DNA-Bibliothek in RNA im Falle der Synthese einer RNA-Bibliothek.
Das folgende Verfahren eignet sich beispielsweise besonders vorteilhaft zur Her
stellung bzw. Identifizierung von einer Trypanosomen-bindenden Nukleinsäure:
Als Nukleinsäuremolekülbibliothek wird vorzugsweise eine chemisch syntheti
sierte, einzelsträngige DNA-Bibliothek verwendet, die in ihrem zentralen Mole
külbereich beispielsweise 40 randomisierte Nukleotidpositionen enthält. Diese
relativ kurze randomisierte Sequenz wird im allgemeinen intentionell so gewählt,
um eine ausreichende Sequenz- und damit Strukturvariabilität zur Wechselwir
kung mit der Oberfläche der Trypanosomen zu gewährleisten. Gleichzeitig sollte
vorzugsweise die finale Molekularmasse der Aptamere klein genug gehalten wer
den, um eine Penetration des VSG-Mantels zumindest prinzipiell zu ermöglichen.
Eventuell flankierende Sequenzen zur randomisierten Sequenz enthalten vor
zugsweise die Bindungsstellen von PCR ("polymerase chain reaction")-"Primer"-
Molekülen sowie beispielsweise eine T7-Promotorregion zur Überführung der
DNA-Moleküle in einer Ribonukleinsäurebibliothek durch in vitro Transkription
(siehe z. B. Conrad, R. C. et al., (1996) Meth. Enzym. 267, 336). Die RNA-
Synthese erfolgt beispielsweise unter Verwendung von α-(32P)-UTP als radioakti
vem "tracer", so daß der Anteil zellgebundener RNA-Moleküle durch eine Radio
aktivitätsmessung sehr einfach ermittelt werden kann. Die Komplexität der RNA-
Bibliothek wird beispielsweise mit 2 × 1015 unterschiedlichen Molekülen abge
schätzt. Die Bindung der RNA-Molekülbibliothek an Blutstromform-
Trypanosomen wird vorzugsweise unter definierten Milieubedingungen durchge
führt, wobei zellgebundene RNAs von nicht gebundenen Molekülen beispielswei
se durch Zentrifugation voneinander getrennt werden. Alternativ können zellge
bundene Nukleinsäuren über Nitrocellulosefilter von nicht-gebundenen Nuklein
säuren abgetrennt werden. Als Trypanosomen finden beispielsweise die unter
axenischen Zellkulturbedingungen propagierten Trypanosoma brucei Stämme
MITat 1.2 und MITat 1.4 Verwendung. Beide Stämme exprimieren stabil aus
schließlich eine VSG-Variante. Gebundene RNAs werden vorzugsweise nach
mehreren Waschschritten beispielsweise durch Extraktion mit Phenol isoliert und
nach Alkoholpräzipitation in den nächsten Amplifikations/Selektionszyklus ein
geschleust (siehe Fig. 2). Nach beispielsweise 12 derartigen Selex-Runden wird
im allgemeinen ein Wert von 20% Bindung der eingesetzten RNA Moleküle an
die Trypanosomenzellen gemessen und die in der Population enthaltenen RNAs in
ihren Primärsequenzen bestimmt.
Überraschenderweise wurden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren mehrere
Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren hergestellt bzw. identifiziert, die sich
aufgrund ihrer Primärstrukturmerkmale in drei Familien einteilen lassen (siehe
Fig. 3A-C). Sekundärstrukturberechnungen für die Nukleinsäuren der Familie I und
II ergaben eine unterbrochene "Haarnadelschleifenstruktur (Familie I siehe Fig.
3D) bzw. im Falle der Familie II sog. G-Quartett-Faltungen (siehe Fig. 3E). Für
die Nukleinsäuren der Familie III konnte kein Sekundärstrukturmodell errechnet
werden. Alle beschriebenen Nukleinsäuren liegen in ihren relativen Bindungseffi
zienzen an die Oberfläche von Blutstromform-Trypanosomen signifikant über der
initialen RNA-Bibliothek. Die Nukleinsäuren mit der stärksten Bindung zeigen
eine ca. 270-fache Stimulation der Interaktion mit der Trypanosomenoberfläche,
wohingegen die Nukleinsäuren mit der schwächsten Bindung immer noch ca. 20-
fach über der initialen RNA-Bibliothek (Pool 1) liegen. Hieraus folgt, daß das
erfindungsgemäße Verfahren besonders gut geeignet ist, um verschiedene hochaf
fine Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren insbesondere in Form von RNA her
zustellen bzw. zu isolieren. Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung
bezieht sich daher auf eine Nukleinsäure mit einer Sequenz gemäß Fig. 3 sowie
Varianten davon. Varianten gemäß der vorliegenden Erfindung sind Modifikatio
nen, wie oben bereits näher beschrieben, einschließlich Markierungen sowie die
entsprechenden RNA-Sequenzen davon.
Eine quantitative Charakterisierung der Bindung beispielsweise unter Verwen
dung von der Nukleinsäure SEQ ID NO(2-16) (Familie I; relative Bindungseffizi
enz 270 ± 82) ergab eine Dissoziationskonstante (Kd) der Interaktion mit der
Oberfläche von Blutstromform-Trypanosomen von 60 ± 17 nM, was einer
hochaffinen Wechselwirkung entspricht. Überraschenderweise wurde als Binde
partner an der Oberfläche der Trypanosomen ein singuläres Peptid mit einer appa
renten Molekularmasse von ca. 42 kDa identifiziert. Die Kopienzahl dieses Pep
tids wurde mit 7,4 × 104 ± 1,7 × 104 Moleküle bestimmt, d. h. auf molekularer
Ebene greift die Wechselwirkung der genannten Nukleinsäure auf eine spezifische
RNA-Protein-Interaktion zurück. Die Assoziation an dieses Polypeptid war spezi
fisch für Blutstromform-Trypanosomen und trat bei Insektenstadien-spezifischen
Trypanosomen nicht auf. Die Assoziationsratenkonstante (kass) wurde mit 4,3 ×
104 M-1s-1 ermittelt.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher auch ein Verfahren
zur Isolierung eines Trypanosomen-spezifischen Peptids, wobei
- a) in einem ersten Schritt eine erfindungsgemäße Trypanosomen-bindende Nukleinsäure mit Trypanosomen, vorzugsweise Blutstromform- Trypanosomen, in Kontakt gebracht wird, und
- b) in einem zweiten Schritt das Trypanosomen-spezifische Peptid, welches eine Trypanosomen-bindende Nukleinsäure gemäß Schritt (a) bindet, iso liert wird.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Trypanosomen-
spezifisches Peptid, das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren isolierbar ist.
Vorzugsweise ist das Trypanosomen-spezifische Peptid ein Blutstromform-
Trypanosomen-spezifisches Peptid, das insbesondere die Trypanosomen-bindende
Nukleinsäure SEQ ID NO(2-16) binden kann. Ein bevorzugtes Beispiel eines
Trypanosomen-spezifischen Peptids ist ein Trypanosomen-spezifisches Peptid,
das die genannte Trypanosomen-bindende Nukleinsäure mit einer Assoziations
ratenkonstante (kass) von ca. 4,3 × 104 M-1s-1 binden kann. Das bezeichnete bevor
zugte Peptid hat eine apparente Molekularmasse von ca. 42 kDa.
Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Trypanosomen-bindenden Nu
kleinsäure ist, daß sie spezifisch und hochaffin an Trypanosomen, insbesondere an
die Oberfläche der Blutstromformen afrikanischer Trypanosomen (Trypanosoma
brucei) binden. Die erfindungsgemäße Nukleinsäure interagiert vorzugsweise mit
invarianten Strukturmerkmalen der Zelloberfläche und eröffnet somit die Mög
lichkeit, den als "antigene Variation" bezeichneten Wechsel des VSG-
Oberflächenproteins zu umgehen.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung bezieht sich daher auch auf
die Verwendung einer erfindungsgemäßen Trypanosomen-bindenden Nukleinsäu
re oder Teilbereiche davon oder eines erfindungsgemäßen Trypanosomen-
bindenden Peptids zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung
oder diagnostische Zusammensetzung zur Therapie, Prävention bzw. Diagnose
der Naganaerkrankung, der Schlafkrankheit, der Beschälkrankheit und/oder der
Surraerkrankung. So wird beispielsweise die Naganaseuche der Pferde und vor
nehmlich der Rinder von dem Erreger Trypanosoma brucei, der auch Esel, Hunde,
Katzen und Nager befällt, ausgelöst. Die Schlafkrankheit des Menschen wird vor
allem in West- und Zentralafrika durch den Erreger Trypanosoma gambiense und
in Ostafrika durch den Erreger Trypanosoma rhodesiense ausgelöst. Die Beschäl
seuche der Pferde wird durch den Erreger Trypanosoma equiperdum ausgelöst.
Die Surra der Pferde und Kamele wird in Nordafrika, südliches Asien, Süd- und
Mittelamerika durch den Erreger Trypanosoma evansi verursacht.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher auch eine pharma
zeutische Zusammensetzung oder diagnostische Zusammensetzung, enthaltend
eine erfindungsgemäße Trypanosomen-bindende Nukleinsäure oder ein erfin
dungsgemäßes Trypanosomen-bindendes Peptid und ggf. geeignete Zusatz- und
Hilfsstoffe, wie z. B. Stabilisatoren, Nuklease- und/oder Proteaseinhibitoren. Bei
spielsweise ist eine erfindungsgemäße Trypanosomen-bindende Nukleinsäure
oder ein erfindungsgemäßes Trypanosomen-bindendes Peptid für die Herstellung
eines Therapeutikums von Blutstromform-Trypanosomen abgeleitet.
In einer bevorzugten Ausführungsform sind an die erfindungsgemäße Trypano
somen-bindende Nukleinsäure ein oder mehrere Antigene gekoppelt, die eine
Immunantwort auslösen können, und somit die Immunantwort des Wirtes indirekt
auf den Parasiten lenken können. Geeignete Antigene sind beispielsweise die
Haptene 2,4-Dinitrophenyl (DNP), Coumarin, Dansyl, 3-Hydroxy-4-Jodphenyl, 3-
Hydroxyphenyl oder kurze synthetische Peptide, wie z. B. Deka-Alanin oder He
xa-Histidin, insbesondere in Form ihrer D-Peptide zur Erhöhung der Stabilität.
Vorzugsweise ist das bzw. die Antigene kovalent an die Nukleinsäure gekoppelt.
Die kovalente Kopplung kann am 5'- oder 3'-Ende der Nukleinsäure, aber auch
innerhalb der Nukleinsäure erfolgen. Eine geeignete Kopplungsmethode ist bei
spielsweise die Kopplung nach Daniel, S. G. et al. (1998) BioTechniques, 24, 484-
489. Hierbei wird ein Disulfid-enthaltendes Linkermolekül über eine Arylazid
gruppe photochemisch an die RNA gekoppelt. Nach Reduktion der Disulfidgrup
pe zum Thiol wird das beziehungsweise die Antigene als Maleimidderivate mit
der SH-Gruppe kovalent verknüpft. Die Stöchiometrie kann über die eingesetzten
Konzentrationen der Reaktionspartner reguliert werden und beträgt vorzugsweise
eine Markierung pro RNA-Molekül.
Im Falle einer diagnostischen Zusammensetzung kann die Trypanosomen-
bindende Nukleinsäure entweder direkt durch radioaktive oder nicht radioaktive
Markierung, beispielsweise mit einem Fluoreszenzfarbstoff identifiziert und/oder
quantitativ gemessen werden. Ist die Trypanosomen-bindende Nukleinsäure bei
spielsweise an ein Antigen gekoppelt, so kann die Trypanosomen-bindende Nu
kleinsäure auch indirekt über einen Antikörper gegen das Antigen, welcher bei
spielsweise radioaktiv oder nicht radioaktiv, wie bereits oben näher beschrieben,
markiert wurde, identifiziert und quantifiziert werden.
Auch das erfindungsgemäße Trypanosomen-bindende Peptid eignet sich als
pharmazeutische Zusammensetzung, um beispielsweise eine Immunantwort des
Wirtes auszulösen. Als diagnostische Zusammensetzung kann es beispielsweise
dafür verwendet werden, um im Serum vorhandene Antikörper gegen den Parasi
ten zu diagnostizieren. Hierzu wird das erfindungsgemäße Trypanosomen-
bindende Peptid radioaktiv oder nicht radioaktiv nach allgemein bekannten Me
thoden markiert. Das erfindungsgemäße Trypanosomen-bindende Peptid eignet
sich auch zur Herstellung von monoklonalen bzw. polyklonalen Antikörpern nach
allgemein bekannten Verfahren (siehe z. B. Diamond, B. A. et al. (1981) The New
England Journal of Medicine, 1344; Winter, G. & Milstein, C. (1991) Nature,
349, 293), die als Arzneimittel oder Diagnostikum eingesetzt werden können (sie
he z. B. Lerner, R. A. (1984) Advances in Immunology 36, 1-44 oder Voller, A. et
al. (1976) Bull. World Health Organ 53, 55-63).
Die folgenden Figuren und Beispiele sollen die Erfindung näher beschreiben, oh
ne sie zu beschränken.
Fig. 1 zeigt schematisch den Aufbau der Membran von Trypanosoma brucei in
Anlehnung an Overath, P. et al. (1994) Parasitology today, 10, 53-58. Die
Abkürzungen bedeuten: VSG für variables Oberflächenglykoprotein, ISG
für invariables Oberflächenglykoprotein, USS für unbekannte Oberflä
chenstruktur, GPI für Glykosyl-Phosphatidyl-Inositol.
Fig. 2 beschreibt schematisch die in vitro Selektion von RNA via SELEX gemäß
Eaton et al. (1995) Current Biology 2, 633-638.
Fig. 3 zeigt die Klassifizierung der erfindungsgemäßen Trypanosomen-
bindenden Nukleinsäuren in drei Familien (Familie I, Fig. 3A; Familie II,
Fig. 3B und Familie III, Fig. 3C) sowie deren relativen Bindungsstärken
und die berechneten Sekundärstrukturen zur Familie I (Fig. 3D) und Fa
milie II (Fig. 3E).
Fig. 4 zeigt schematisch das indirekte Targeting von Trypanosomen über an die
Oberfläche von Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren Aptamere.
Blutstromformen des Trypanosoma brucei brucei Stamms 427 (MITat Serodem,
Klonvarianten MITat 1.2 und MITat 1.4) sowie der Stämme ANTat 1.1 und ILTat
1.1 wurden in HMI-9 Medium angezogen. Vorab wurde das Medium mit 10%
(v/v) fötalem Kälberserum supplementiert. Insektenstadien Trypanosomen wuch
sen in SDM-79 Medium.
DNA-Oligonukleotide wurden chemisch synthetisiert unter Verwendung von O-
cyanoethyl-N,N-diisopropyl-phosphoramiditen. Die initiale DNA Bibliothek war
ein 79-mer folgender Primärsequenz:
GAATTCAGTCGGACAGCG(N)40GATGGACGAAT-ATCGTCTCCC. Sie enthielt eine zentrale Domäne mit 40 randomisierten Nukleotiden und wurde über "reversed phase" Flüssigkeitschromatographie aufgereinigt. Während 7 PCR Zy klen wurden 1,1 mg der Bibliothek in einem Gesamtvolumen von 60 ml zu 7,5 mg doppelsträngiger DNA amplifiziert. Als Primermoleküle fungierten die Oligo deoxynukleotide
A: GCGAAGCTTTAATACGACTCACTATAGGGAGACGATATCTC und
B: GGTCGAGAATTCAGTCGGACAGCG.
GAATTCAGTCGGACAGCG(N)40GATGGACGAAT-ATCGTCTCCC. Sie enthielt eine zentrale Domäne mit 40 randomisierten Nukleotiden und wurde über "reversed phase" Flüssigkeitschromatographie aufgereinigt. Während 7 PCR Zy klen wurden 1,1 mg der Bibliothek in einem Gesamtvolumen von 60 ml zu 7,5 mg doppelsträngiger DNA amplifiziert. Als Primermoleküle fungierten die Oligo deoxynukleotide
A: GCGAAGCTTTAATACGACTCACTATAGGGAGACGATATCTC und
B: GGTCGAGAATTCAGTCGGACAGCG.
In einem Reaktionsvolumen von 7,5 ml wurden 1,5 mg des PCR Produkts zu
2,5 mg RNA transkribiert und 1,1 mg in der ersten Selektionsrunde verwendet. Alle
folgenden "RNA pools" wurden ausgehend von 50-150 µg PCR-generierter, dop
pelsträngiger DNA in einem Volumen von 1-1,5 ml hergestellt. Die Reaktionen
wurden mit 5 µCi[α-32P] UTP (3000 Ci/mmol) in 20 mM Natriumphosphatpuf
fer pH 7,9, 8 mM MgCl2, 20 mM DTT und 4 mM Spermidine in Anwesenheit
aller 4 NTPs (1 mM) und 100 U T7 RNA Polymerase durchgeführt. Die syntheti
sierten RNAs wurden anschließend mit Phenol extrahiert, Ethanol gefällt und in
20 mM Natriumphosphatpuffer pH 7,4, 2 mM MgCl2, 5 mM KCl, 20 mM Gluco
se, 0,2 mM β-Mercaptoethanol resuspendiert. Ein finaler Reinigungsschritt er
folgte in einer Gelausschlußchromatographie unter Verwendung von Sephadex
G50 Kolonnen im gleichen Puffer. Vor jeder Selektionsrunde wurden die RNAs
für 30 min bei 37°C prä-inkubiert.
Trypanosomen wurden bei einer Zelldichte von 1-2 × 106 Zellen/ml geerntet und
extensiv in Bindepuffer (20 mM Natriumphosphatpuffer pH 7,4, 2 mM MgCl2, 5
mM KCl, 20 mM Glucose, 0,2 mM β-Mercaptoethanol) gewaschen. RNA Bin
dung erfolgte in einem finalen Volumen von 0,5-1,5 ml mit (32P)-markierter
"pool RNA" (10-20 µM) und entweder 5 × 108 Zellen/ml (Selektionsrunden 1-7)
oder 2 × 108 Zellen/ml (Selektionsrunden 8-13). Nach einer 60-minütigen Inku
bation bei 30°C wurden ungebundene und schwach assoziierte RNAs in 4 auf
einanderfolgenden Waschschritten mit 2 ml Bindepuffer entfernt. Trypanosomen
und gebundene RNAs wurden durch Zentrifugation konzentriert und die gebun
denen RNA-Moleküle in zwei Phenolextraktionen, gefolgt von einer Ethanolprä
zipitation, isoliert. Die RNAs wurden revers transkribiert (150 µL Reaktionsvo
lumen, 10 µg Primer B, 100 U MoMuLV Reverse Transkriptase), durch PCR am
plifiziert und die resultierende DNA Matrize erneut zu RNA transkribiert. Diese
Moleküle wurden in die nächste Selektionsrunde eingeschleust. Die DNA Matri
zen der 12. Selektionsrunden wurden mit HindIII und EcoRI restringiert und in
pUC118 kloniert. Die Sequenzen von jeweils 53 Klonen aus beiden Selektionen
wurden durch Strangabbruch-Sequenzierung ermittelt.
Uniform (32P)-markierte "pool RNAs" (5 nM, ca. 20.000 cpm) oder RNA Apta
mere (3-5 nM, 10.000-50.000 cpm) wurden mit T. brucei Zellen in 100 µl Binde
puffer bei Zelldichten von 1-3 × 108 Zellen/ml inkubiert. Nach einer 30-minütigen
Inkubation bei 37°C wurden die Zellen gewaschen (4 × mit 2 ml Bindepuffer)
durch Zentrifugation geerntet und die prozentuale Bindung von RNA an die Zel
len durch Szintillationszählung ermittelt. Mittlere relative Bindeeffizienzen wur
den aus drei unabhängigen Experimenten ermittelt, wobei gegen die Bindeeffizi
ens von "pool 1 RNA" normalisiert wurde. Gleichgewichtsdissoziationskonstan
ten wurden aus Experimenten abgeleitet bei denen die prozentuale RNA-Bindung
bei variierenden Trypanosomen-Zelldichten ermittelt wurde. Kd-Werte wurden
über die Scatchard Gleichung erhalten: r/[A] = n/Kd - r/Kd wobei die Steigung
der Geraden - 1/Kd repräsentiert; (A - ungebundene RNA), r = B/[Anzahl Zellen],
B - gebundene RNA. Die Anzahl an Bindestellen auf der Trypanosomenoberflä
che (n) wurde aus der Scatcharddarstellung über den Schnittpunkt der Geraden
mit der Abszisse ermittelt.
Assoziationsraten wurden repräsentativ mit (32P)-markiertem RNA Aptamer 2-16
(0,75 nM, ca. 50.000 cpm) und einer variablen Anzahl an T. brucei Zellen in 50 µl
Bindepuffer bei 37°C ermittelt. Die Parasitenzelldichten variierten zwischen 2,5
× 107/ml and 2 × 108/ml, entsprechend berechneten Bindepartnerkonzentrationen
von 3 nM bis 24 nM (unter der Annahme von 72.000 Bindestel
len/Trypanosomenzelle). Unter Bedingungen eines großen Überschusses eines
Bindepartners kann eine Geschwindigkeitskonstante pseudoerster Ordnung
(Kobs) über die Beziehung Kobs = ln 2/T1/2 ermittelt werden. Das RNA Apta
mer wurde bei 37°C präinkubiert und die Bindereaktion durch Zugabe der Zellen
zur RNA-Lösung gestartet. Aliquots wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten
(0,5 min-30 min) entnommen, 1 : 500 mit Bindepuffer verdünnt und sofort zentri
fugiert. Der prozentuale Anteil von ungebundener und gebundener RNA wurde
durch Szintillationzählung ermittelt und als Funktion der Zeit aufgetragen.
RNA-Aptamere wurden von EcoRI-linearisierter Plasmid DNA mit Hilfe von T7
Polymerase transkribiert. Der Transkriptionspuffer enthielt 20 mM Natriumphos
phatpuffer pH 7,9, 8 mM MgCl2, 20 mM DTT, 4 mM Spermidin sowie alle vier
NTPs (1 mM). Für eine radioaktive Markierung von RNA wurden 5 µM UTP und
10-50 µCi α-(32P)-UTP im Transkriptionsansatz verwendet. Nach 2 Stunden
Reaktion wurde die DNA mit Hilfe von DNase I verdaut, die RNA wurde mit
Phenol extrahiert und durch Gelfiltration auf Sephadex G50-Kolonnen von nicht
inkorporierten NTPs abgetrennt. Für eine 5'-Endmarkierung wurden die RNAs
zunächst mittels alkalischer Phosphatase dephosphoryliert und dann mit Hilfe
von T4-Polynucleotid-Kinase und γ-(32P)-ATP radioaktiv markiert.
Enzymatische Zugänglichkeitsstudien wurden mit Cobra Venom RNase V1
(0.25 U/ml), RNase T1 (250 U/ml) und RNase A (10 mU/ml) durchgeführt. Die Spal
tungsreaktionen wurden mit 300 ng RNA in 20 mM Natriumphosphatpuffer pH
7,4, 2 mM MgCl2, 5 mM KCl bei 25°C durchgeführt, wobei mit jedem Enzym
eine Spaltungskinetik erstellt wurde. Die Reaktionen wurden durch 1 : 5 Verdün
nung von Proben in eiskaltem Gel-Ladepuffer (50 mM Tris/HCl pH 8, 20 mM
Na2EDTA, 8 M Harnstoff) gestoppt. Für jede RNA wurde durch alkalische Hy
drolyse eine Bandenleiter als Längenmarker hergestellt. Dazu wurden 100 ng
RNA 12 min bei 94°C in 0,5 M NaHCO3 inkubiert. Die Spaltprodukte wurden
durch Gelelektrophorese unter denaturierenden Bedingungen auf 12% w/v Po
lyacrylamidgelen analysiert.
Computergestützte RNA-Sekundärstrukturanalysen wurden mit Hilfe des
MFOLD-Programms berechnet. Die Strukturen wurden für eine Temperatur von
37°C, ermittelt, was der optimalen Wachstumstemperatur von T.brucei Bluts
tromformen entspricht.
UV-Schmelzkurven der RNA-Moleküle wurden mit Hilfe eines thermoelektrisch
kontrollierten Spektrophotometers bei 260 nM in 50 mM Kalium-cacodylat pH
7,2, 150 mM KCl, 2,6 mM MgCl2, 0,1 mM Na2 EDTA aufgenommen. Die
Schmelzkurven wurden durch Erhöhung der Temperatur mit einer Rate von
2°C/min zwischen 10 und 95°C bestimmt. Nach Auftragung von Absorption ge
gen die Temperatur wurden Tm-Werte durch die erste Ableitung der Schmelzkur
ven errechnet. Vor der Messung wurde die RNAs denaturiert (5 min 95°C) und
durch langsames Abkühlen (2°C/min) auf 23°C wieder renaturiert. Molare Ex
tinktionskoeffizienten (ε260, L mol-1cm-1) wurden mit Hilfe von Tabellenwerten
für Di- und Mononukleotide errechnet.
CD-Spektren der RNA Aptamere (150 ng/µL) wurden bei 37°C in Natriumphos
phatpuffer, 2 mM MgCl2, 5 mM KCl von 300 nM bis 195 nM aufgenommen. Für
jedes Aptamer wurden 8 Spektren mit einer Datenpunktdichte von 0,2 nM gemes
sen und gemittelt. Die mittlere molare Elliptizität wurde pro Mol Nukleotid-
Monomer berechnet.
Radioaktiv markierte RNA Aptamere (5-10 nM) wurden bei 37°C mit lebenden
T. brucei Zellen (2-8 × 108/mL) für 20 min in Bindungspuffer inkubiert. Danach
wurden die Zellen auf Eis für 10 min mit UV-Licht bestrahlt (Energie-Dosis:
0,12 J/cm2). Nach einer Hitzedenaturierung für 5 min bei 95°C wurden die Proben mit
einem Gemisch aus RNase A, RNase T1 und DNase I verdaut und mit Hilfe von
diskontinuierlicher SDS Polyacrylamid-Gelelektrophorese analysiert. Die Gele
wurden mit Coomassie Brilliant Blue gefärbt, getrocknet, und die (32P)-markierte
Proteine wurden durch Autoradiographie sichtbar gemacht.
Claims (35)
1. Verfahren zur Identifizierung einer Trypanosomen-bindenden Nukleinsäu
re, dadurch gekennzeichnet, daß
- a) in einem ersten Schritt eine Nukleinsäure mit Trypanosomen in Kontakt gebracht wird, und
- b) in einem zweiten Schritt die Bindung der Nukleinsäure an Trypanosomen überprüft wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Trypanoso
men Blutstromform-Trypanosomen sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Nu
kleinsäure in einer Bibliothek aus verschiedenen Nukleinsäuren enthalten
ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Nukleinsäure eine DNA oder RNA ist.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Nu
kleinsäure modifiziert ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Nukleinsäure markiert ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Markierung
ausgewählt ist aus einer radioaktiven Markierung oder einer Fluoreszenz
farbstoffmarkierung.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bindung der Nukleinsäuren an die Trypanosomen mit Hilfe eines Zen
trifugationsschrittes oder über eine Markierung der Nukleinsäure überprüft
wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-8, dadurch gekennzeichnet, daß in
einem dritten Schritt (c) die Trypanosomen-bindende Nukleinsäure bzw.
Nukleinsäuren von den Trypanosomen getrennt und anschließend die
Schritte (a) und (b) sowie vorzugsweise Schritt (c) ein oder mehrmals wie
derholt werden.
10. Verfahren zur Herstellung einer Trypanosomen-bindenden Nukleinsäure,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) in einem ersten Schritt eine Bibliothek aus verschiedenen Nukleinsäuren hergestellt wird,
- b) in einem zweiten Schritt die Nukleinsäure-Bibliothek mit Trypanosomen in Kontakt gebracht wird,
- c) in einem dritten Schritt Trypanosomen mit gebundener Nukleinsäure isoliert werden,
- d) in einem vierten Schritt die Trypanosomen-bindende Nukleinsäure iso liert wird,
- e) ggf. in einem fünften Schritt die isolierte Trypanosomen- bindende Nukleinsäure amplifiziert wird, und
- f) ggf. die Schritte (b) bis (e) ein oder mehrmals wiederholt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Trypano
somen Blutstromform-Trypanosomen sind.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
Nukleinsäure einen randomisierten Bereich von 25 bis 100 Nukleotiden
enthält.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Nuklein
säure einen randomisierten Bereich von 30 bis 60 Nukleotiden enthält.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Nuklein
säure einen randomisierten Bereich von 40 Nukleotiden enthält.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10-14, dadurch gekennzeichnet, daß
die Nukleinsäure-Bibliothek 1014 bis 1015 unterschiedliche Nukleinsäuren
enthält.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Nuklein
säure-Bibliothek 2 × 1015 unterschiedliche Nukleinsäuren enthält.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 10-16, dadurch gekennzeichnet, daß
die Nukleinsäure eine Nukleinsäure gemäß einem der Ansprüche 4-7 ist.
18. Trypanosomen-bindende Nukleinsäure mit einer der folgenden Sequenzen,
sowie deren Modifikationen zur Stabilisierung gegen Nukleaseabbau ein schließlich Markierungen sowie entsprechende RNA-Sequenzen.
sowie deren Modifikationen zur Stabilisierung gegen Nukleaseabbau ein schließlich Markierungen sowie entsprechende RNA-Sequenzen.
19. Trypanosomen-bindende Nukleinsäure mit einer der folgenden Sequenzen,
sowie deren Modifikationen zur Stabilisierung gegen Nukleaseabbau ein schließlich Markierung sowie entsprechende RNA-Sequenzen davon.
sowie deren Modifikationen zur Stabilisierung gegen Nukleaseabbau ein schließlich Markierung sowie entsprechende RNA-Sequenzen davon.
20. Verfahren zur Isolierung eines Trypanosomen-spezifischen Peptids, da
durch gekennzeichnet, daß
- a) in einem ersten Schritt eine Trypanosomen-bindende Nukleinsäure gemäß Anspruch 18 oder 19 mit Trypanosomen, in Kontakt ge bracht wird, und
- b) in einem zweiten Schritt das Trypanosomen-spezifische Peptid, welches eine Trypanosomen-bindende Nukleinsäure gemäß Schritt (a) bindet, isoliert wird.
21. Trypanosomen-spezifisches Peptid isolierbar nach einem Verfahren gemäß
Anspruch 20 dadurch gekennzeichnet, daß das Peptid eine apparente Mo
lekularmasse von ca. 42 kDa besitzt.
22. Trypanosomen-spezifisches Peptid nach Anspruch 21, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Trypanosomen-spezifische Peptid ein Blutstromform-
Trypanosomen-spezifisches Peptid ist.
23. Trypanosomen-spezifisches Peptid nach Anspruch 21 oder 22, dadurch
gekennzeichnet, daß das Trypanosomen-spezifische Peptid die Trypano
somen-bindende Nukleinsäure SEQ ID NO (2-16) bindet.
24. Trypanosomen-spezifisches Peptid nach Anspruch 23, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Trypanosomen-spezifische Peptid die Trypanosomen-
bindende Nukleinsäure SEQ ID NO (2-16) mit einer Assoziationsraten
konstante (kass) von 4,3 × 104 M-1s-1 bindet.
25. Verfahren zur Herstellung eines Antikörpers, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Trypanosomen-spezifisches Peptid gemäß einem der Ansprüche 21-24
verwendet wird.
26. Verwendung einer Trypanosomen-bindenden Nukleinsäure oder Teilberei
che davon gemäß einem der Ansprüche 18-19, zur Therapie, Prävention
bzw. Diagnose der Naganaerkrankung, der Schlafkrankheit, der Beschäl
krankheit und/oder der Surraerkrankung.
27. Verwendung eines Trypanosomen-bindenden Peptids gemäß einem der
Ansprüche 21-24, zur Therapie, Prävention bzw. Diagnose der Naganaer
krankung, der Schlafkrankheit, der Beschälkrankheit und/oder der Surra
erkrankung.
28. Verwendung eines Antikörpers gemäß Anspruch 25, zur Therapie, Prä
vention bzw. Diagnose der Naganaerkrankung, der Schlafkrankheit, der
Beschälkrankheit und/oder der Surraerkrankung.
29. Pharmazeutische Zusammensetzung enthaltend eine Trypanosomen-
bindende Nukleinsäure gemäß einem der Ansprüche 18-19 sowie gegebe
nenfalls geeignete Hilfs- und Zusatzstoffe.
30. Pharmazeutische Zusammensetzung enthaltend ein Trypanosomen-
bindendes Peptid gemäß einem der Ansprüche 21-24 sowie gegebenenfalls
geeignete Hilfs- und Zusatzstoffe.
31. Pharmazeutische Zusammensetzung enthaltend einen Antikörper gemäß
Anspruch 25 sowie gegebenenfalls geeignete Hilfs- und Zusatzstoffe.
32. Diagnostische Zusammensetzung enthaltend eine Trypanosomen-bindende
Nukleinsäure gemäß einem der Ansprüche 18-19 sowie gegebenenfalls ge
eignete Hilfs- und Zusatzstoffe.
33. Diagnostische Zusammensetzung enthaltend ein Trypanosomen-bindendes
Peptid gemäß einem der Ansprüche 21-24 sowie gegebenenfalls geeignete
Hilfs- und Zusatzstoffe.
34. Diagnostische Zusammensetzung enthaltend einen Antikörper gemäß An
spruch 25 sowie gegebenenfalls geeignete Hilfs- und Zusatzstoffe.
35. Verwendung einer Trypanosomen-bindenden Nukleinsäure nach Anspruch
18 oder 19 zur Kopplung an eines oder mehrere Antigene oder an für Try
panosomen toxische Substanzen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19846077A DE19846077C2 (de) | 1998-10-06 | 1998-10-06 | Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren, ihre Herstellung und Verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19846077A DE19846077C2 (de) | 1998-10-06 | 1998-10-06 | Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren, ihre Herstellung und Verwendung |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19846077A1 DE19846077A1 (de) | 2000-04-20 |
DE19846077C2 true DE19846077C2 (de) | 2000-09-07 |
Family
ID=7883620
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19846077A Expired - Fee Related DE19846077C2 (de) | 1998-10-06 | 1998-10-06 | Trypanosomen-bindende Nukleinsäuren, ihre Herstellung und Verwendung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19846077C2 (de) |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4615973A (en) * | 1983-09-30 | 1986-10-07 | The Rockefeller University | Genetically engineered organisms expressing surface proteins of T. cruzi |
WO1993022437A1 (en) * | 1992-04-30 | 1993-11-11 | N.V. Innogenetics S.A. | New polypeptides and peptides, nucleic acids coding for them, and their use in the field of tumor therapy, inflammation or immunology |
-
1998
- 1998-10-06 DE DE19846077A patent/DE19846077C2/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4615973A (en) * | 1983-09-30 | 1986-10-07 | The Rockefeller University | Genetically engineered organisms expressing surface proteins of T. cruzi |
WO1993022437A1 (en) * | 1992-04-30 | 1993-11-11 | N.V. Innogenetics S.A. | New polypeptides and peptides, nucleic acids coding for them, and their use in the field of tumor therapy, inflammation or immunology |
Non-Patent Citations (2)
Title |
---|
Chem.Abstr. 122(1995)27164f * |
Chem.Abstr. 127(1997)272228f * |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE19846077A1 (de) | 2000-04-20 |
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D2 | Grant after examination | ||
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