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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
und eine Vorrichtung zur Abgabe eines Notrufs, umfassend eine mobile
Kommunikationseinheit, eine Positionserfassungseinrichtung und einen
manuell betätigkaren
Alarmschalter.
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Derartige Vorrichtungen sind in jüngster Zeit für die verschiedensten
Anwendungsgebiete bekannt geworden. Wesentlich begünstigt werden
diese Entwicklungen durch sehr kleine und preisgünstige GPS-Empfänger, die
eine verhältnismäßig genaue Lokalisierung
ermöglichen.
Dieser GPS-Empfänger wird
dazu zusammen mit einer GSM-Einheit, die im Falle einer aufgrund
der Umgebung bzw. Witterung erfolgenden Abschattung des GPS-Signals
die Ortung übernimmt,
in einem Mobilfunktelefon integriert, über das im Notfall eine Alarmmeldung
mit einer Positionsangabe an eine Zentrale gesendet wird. Dazu wird
eine Notrufnummer gespeichert und einer bestimmten Notruftaste zugeordnet.
Durch Betätigung dieser
Notruftaste wird die Notrufnummer automatisch gewählt und
die Positionsangabe an die Zentrale weitergeleitet. Je nach Anwendungsfall
wird dann eine Kommunikationsverbindung aufgebaut oder aber die
Zentrale leitet Einsatzkommandos wie Polizei oder Feuerwehr zum
Ort des Notrufs. Bei einigen Anwendungsfällen, wie beispielsweise Seglern
in Seenot ist die Betätigung
der Notruftaste unkritisch, da diese meist körperlich noch wohlauf sind.
Bei Personen mit einem hohen Gesundheitsrisiko wie Herzinfarktpatienten
oder Schlaganfallpatienten können diese
im Notfall derart von einem Anfall überrascht werden, daß diese
keine Zeit mehr haben, einen Notruf abzusetzen.
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Aus der
DE 196 01 196 A1 ist ein
Kommunikations- und Überwachungssystem
zur Überwachung
eines ausgewählten
Personenkreises, insbesondere von kranken, älteren und behinderten Menschen
bekannt, das einen Zentralrechner, mehrere mobile Rechnereinrichtungen
und mehrere mobile Sende- und Empfangseinheiten aufweist, die jeweils untereinander
in direktem oder indirektem Datenaustausch stehen, dessen Zentralrechner
und/oder dessen Rechnereinrichtungen jeweils eine Positionsertassungseinrichtung
zur Ermittlung des aktuellen Standortes der jeweils zugeordneten
Rechnereinrichtungen und/oder jeweils zugeordneten Sende- und Empfangseinheiten
aufweist oder aufweisen und dessen Rechnereinrichtungen sowie dessen
Sende- und Empfangseinheiten ein individuelles Kennsignal aussenden,
das jeweils eine Information über
den aktuellen Standort und eine Geräteerkennung enthält.
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An dem Zentralrechner ist jederzeit
die aktuelle Position der mobilen Rechnereinrichtungen sowie der
Sende- und Empfangseinheiten abrufbar. So können sich die zu überwachenden
Personen unter Mitnahme der Sende- und Empfangseinheiten innerhalb
eines Überwachungsgebietes
frei bewegen. Im Not- oder Bedarfsfalle können sie vom Zentralrechner
und/oder den Rechnereinrichtungen geortet werden. Der den Zentralrechner
bedienende Operator kann in einem solchen Falle zusätzlich gezielt
das Bedienpersonal einer mobilen Rechnereinrichtung informieren,
das sich gerade in der Nähe
der betreffenden Person aufhält.
So ist es jederzeit möglich, ohne
Beteiligung von Dritten oder der überwachenden Person selbst
schnell Hilfs- oder sonstiges Personal zu einer speziellen überwachten
Person zu lenken.
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Weiter kann die Sende- und Empfangseinheit
mit zusätzlichen
Sensoreinrichtungen zur Überwachung
medizinischer oder physikalischer Parameter kombiniert werden. Diese
Kombination hat den Vorteil, dass über die bloße Alarmmeldung hinaus beim
Zentralrechner bereits zusätzlich
eine Information über
die Ursache der Alarmmeldung vorliegt. Hierdurch kann die notwendig
gewordene Hilfeleistung gezielt eingesetzt werden. Darüber hinaus
können
mittels der genannten Sensorik auch solche Parameter erfasst werden,
die sich der Wahrnehmung des Trägers
der Sende- und Empfangseinrichtung zunächst entziehen. Hierdurch kann
die Qualität
der medizinischen Versorgung insgesamt erhöht werden.
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Aus der
DE 196 14 231 A1 ist ein
personenbezogenes Notfallmeldesystem bekannt, umfassend eine tragbare
Patientendateneinheit und eine satellitengestützte Positionsbestimmungseinrichtung,
die über
eine Rechen- und
Steuereinheit mit einer Patientendaten-Erfassungs- und Auswerteeinheit
verbunden ist. Die Rechen- und Steuereinheit ist mit einem Notrufsender
verbunden, welcher im Notfall Patientendaten und -positionen an
einen Notrufempfänger
sendet. Dabei kann der Notruf entweder vom Patienten aktiv durch
Betätigung
eines Schaltelementes ausgelöst
werden oder aber automatisch durch Vergleich der Daten der Patientendaten-Erfassungseinrichtung.
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Der Erfindung liegt das technische
Problem zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Abgabe
eines Notrufes zu schaffen, mittels derer die Kommunikation zwischen
der hilfebedürftigen
Person und den Rettungsdiensten aufrechterhalten bzw. verbessert
werden kann.
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Die Lösung des Problems ergibt sich
durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und 7.
Dabei ist der Notrufvorrichtung ein Sensor zugeordnet, der bestimmte
Körperfunktionen
erfaßt
und die erfaßten Daten
mit in einem Speicher abgelegten Referenzdaten vergleicht. Die Daten
werden in einer Diagnoseeinheit miteinander verglichen und bei abnormen
Abweichungen wird automatisch ein entsprechender Notruf abgesetzt.
Um die Kommunikationsverbindung auch aufbauen zu können, falls
die Kommunikationseinheit sich nicht unmittelbar bei der Person befindet,
beispielsweise weil diese die Kommunikationseinheit bei einem Sturz
verloren hat, ist die Empfindlichkeit von einem Mikrofon und einem
Lautsprecher der Kommunikationseinheit und/oder einer separaten
Sprach-Ein-Ausgabeeinheit nach Absetzung eines Notrufes automatisch
veränderbar.
Dies ermöglicht
insbesondere Personen mit einem hohen Gesundheitsrisiko, die jederzeit
mit einem ohne schnelle Hilfeleistung für sie lebensgefährlichen
Anfall rechnen müssen,
eine erhöhte
Mobilität,
da diese auch ohne Begleitung beispielsweise Spaziergänge oder ähnliches
unternehmen können.
Die Notrufvorrichtung ist des weiteren für die häusliche Nachsorge nach Operationen
oder für
ein betreutes Wohnen von gebrechlichen Menschen geeignet. Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen.
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Der Sensor zur Erfassung von Körperfunktionen
ist vorzugsweise als Lage-, Temperatur-, Puls-, Blutdruck-, Blutzucker-,
Blutsauerstoffkonzentrations- und /oder Schweißsensor ausgebildet. Diese Sensoren
sind bereits teilweise von Jogging- oder Fahrradcomputern bekannt,
wo diese in Form eines Armbandes um das Handgelenk angelegt werden. Ein
Schweißsensor
läßt sich
z.B. durch eine Messung des elektrischen Hautwiderstandes realisieren. Nichtinvasive
Blutzuckersensoren auf optischer Basis sind bereits in der Erprobung,
weisen jedoch für quantitative
Messungen noch einige Probleme auf. Daher kann im Notfall auch auf
die bekannten invasiven Sensoren zurückgegriffen werden. Ähnliches
gilt für
die Blutsauerstoffkonzentrations-Sensoren. Des weiteren können auch
online EKG/EEG-Sensoren zur Anwendung kommen. Durch Kombination
dieser Sensoren lassen sich bereits sehr viele verschiedene gesundheitlich
bedenkliche Situationen erfassen.
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Zur Erhöhung des Komfort und damit
der Akzeptanz wird der Sensor als separate Einheit ausgebildet,
die dann drahtlos, beispielsweise per Infrarot mit der Kommunikationseinheit
kommunizieren kann.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand
eines bevorzugten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Die
einzige Figur zeigt ein schematisches Blockschaltbild einer Notrufvorrichtung.
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Die Notrufvorrichtung 1 umfaßt eine
mobile Kommunikationseinheit 2, mit mindestens einem Sensor 3 zur
Erfassung von Körperfunktionen,
einen Speicher 4 mit Referenzdaten für die Körperfunktionen, eine Diagnoseeinheit 5,
eine Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit 6, eine Positionserfassungseinheit 7, einen
Controller 8 und ein Interface 9.
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Die Notrufeinrichtung 1 wird
individuell auf eine Person eingestellt. Hierzu werden vorab von
der Person Gesundheitsdaten von einem Arzt erstellt und in dem Speicher 4 abgelegt.
Dies können
beispielsweise EKG-, Blutdruck- und Pulsdaten sein. Der Sensor 3,
der vorzugsweise als Armband ausgebildet ist, erfaßt die zu
den Referenzdaten entsprechenden aktuellen Gesundheitsdaten.
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Die durch den Sensor 3 erfaßten Daten
werden in der Diagnoseeinheit 5 mit den Referenzdaten im
Speicher 4 verglichen. Da aufgrund klimatischer Bedingungen
oder körperlicher
Anstrengungen die Meßdaten
schwanken, muß dies
in der Diagnoseeinheit 5 durch entsprechende Schwellenwerte
berücksichtigt
werden. Überschreitet
jedoch die Differenz zwischen der erfaßten Daten und den Referenzdaten den
oder die vorgegebenen Schwellenwerte, so kann auf einen akuten Notfall
geschlossen und Alarm ausgelöst
werden. Dazu werden dann die erfaßten Daten des Sensors 3 mit
den aktuellen Positionsdaten der Positionserfassungseinheit 7 im
Controller 8 aufbereitet und über das Interface 9 an
die Kommunikationseinheit 2 übertragen, von wo diese an
eine Zentrale übermittelt
werden. Mit der Übermittlung
an die Zentrale wird zwischen dieser und der Kommunikationseinheit 2 eine
Kommunikationsverbindung aufgebaut. Über diese kann die Zentrale
die in Not geratene Person nach weiteren Einzelheiten wie Befinden oder
Aufenthaltsort befragen und die Person kann antworten. Die über die
Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit 6 eingegebenen akustischen
Signale werden dazu im Controller 8 mit den anderen Daten
gemischt und gemeinsam übertragen.
Da die Kommunikationseinheit 2 vorzugsweise als handelsübliches
Mobilfunktelefon ausgebildet ist, können das vorhandene Mikrofon
und der Lautsprecher genutzt werden. Da jedoch nicht immer bei einem
Unfall oder Anfall gewährleistet
ist, daß die
Person das Mobilfunktelefon in unmittelbarer Reichweite hat, kann
eine separate Sprach-Ein- und Ausgabeeinheit 6 vorgesehen sein,
die wie der Sensor 3 unmittelbar an der Person angeordnet
ist. Eine weitere Möglichkeit
besteht darin, die Empfindlichkeit des Mikrofons und des Lautsprechers
zu erhöhen.
Im einfachsten Fall geschieht dies automatisch bei jeder Alarmauslösung. Da
dies jedoch eine normale Sprachübermittlung
stören
würde,
wird die Empfindlichkeit vorzugsweise nur situationsbedingt verändert. Hierzu
wiederum bieten sich zwei Möglichkeiten
an. Entweder sendet die Zentrale ein die Empfindlichkeit veränderndes
Steuersignal, falls keine akustischen Signale empfangen werden, oder
aber das Mikrofon regelt sich selbst hoch, falls keine akustischen
Signale aufgenommen werden. Dadurch kann, falls die Person nicht
bewußtlos
ist, ein Sprechkontakt aufrechterhalten werden, auch wenn die Kommunikationseinheit 2 sich
nicht unmittelbar bei der Person befindet. Des weitern kann die Empfindlichkeit
des Mikrofons derart erhöht
werden, daß das
Mikrofon wie ein Stethoskop beispielsweise Herztöne erfaßt.
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Die Sensoren 3 zur Erfassung
der Körperfunktionen
sind vorzugsweise als nichtinvasive Sensoren 3 ausgebildet,
was für
die zu überwachende Person
angenehmer ist. Dabei kommen vorzugsweise Druck-, Temperatur- und
Lagesensoren, die als Unfall-Sensoren arbeiten, der Mikrosystemtechnik zur
Anwendung. Zur Erfassung der Schweißabsonderung können neuartige
chemische Sensoren oder Hautwiderstandsmessungen zum Einsatz kommen. Speziell
für Diabetes-Patienten
kann jedoch auch ein invasiver Sensor verwendet werden, der insbesondere
bei einem Notfall die Blutzuckerkonzentration mißt und an die Zentrale überträgt, so daß diese
bereits die entsprechenden Vorbereitungen treffen kann. Welche Sensoren 3 zum
Einsatz kommen bzw. welche Körperfunktionen
erfaßt
werden, ist dabei stets individuell an die jeweiligen Risikofaktoren
der Person anzupassen.
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Die Positionserfassungseinrichtung 7 ist
vorzugsweise als GPS-Empfänger,
GSM-Einheit bzw. auf Basis nachfolgender Mobilfunk-Standards und/oder
als Peilsender ausgebildet. Die Positionserfassungseinheit 7 erfaßt periodisch
die aktuelle Position der Person, die dann kontinuierlich in einen
Speicher geschrieben und temporär
gespeichert wird. Ist der Speicher voll, so werden sukszessive die
ersten Positionsangaben überschrieben.
Dazu kann der Speicher beispielsweise als Schieberegister ausgebildet
sein. Alternativ kann auch ein RAM-Baustein zur Anwendung kommen,
dessen selektierte Adresse kontinuierlich durch einen Zähler erhöht und bei Erreichen
der letzten Adresse der Zähler
erneut gestartet wird. Im Notfall wird dann der Speicherinhalt von
der Kommunikationseinheit 2 an die Zentrale gesendet wird,
so daß bei
Ortungsschwierigkeiten im Notfall der zurückgelegte Weg rekonstruierbar
ist. Zur Sicherheit kann der Speicherinhalt auch periodisch an die
Zentrale gesendet werden, um bei einer Zerstörung der Vorrichtung oder anderen
technischen Problemen Anhaltspunkte für den letzten Aufenthalt der
Person zu haben. Gegebenenfalls können mit der periodisch gesendeten
Positionsangabe auch die jeweils aktuell ermittelten Körperfunktionsdaten
mitübertragen
werden. Nach Absezuzng des Notrufs wird dann vorzugsweise der Peilsender
aktiviert, um so den Rettungsmannschaften eine weitere Lokalisierungshilfe
zur Verfügung
zu stellen.
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Wie bereits ausgeführt, können der
Sensor 3 und andere Komponenten als baulich separate Einheit
zur Kommunikationseinheit 2 ausgebildet sein. In diesen
Fällen
findet vorzugsweise eine drahtlose Datenübertragung zum Controller 8 oder
zum Interface 9 statt. Dies kann beispielsweise mittels
Infrarot- oder HF-Übertragungen
realisiert werden.
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Der Speicher 4 für die Referenzdaten
ist vorzugsweise als E- oder EE-PROM mit Sockel ausgebildet. Dies
ermöglicht
einerseits die Anpassung der Referenzdaten, falls diese sich im
Laufe der Zeit verändern
und andererseits die Nutzung der Notrufvorrichtung 1 durch
verschiedene Personen, wobei dann einfach die Speicher 4 ausgetauscht
werden.