KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE Sl: Musikalische Instrumente.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 28. December 1881 ab.
Die in der Zeichnung dargestellte Vorrichtung hat den Zweck, sowohl dem Musiklehrer
ein Hülfsmittel zur Erklärung der Noten, Tasten, Tonleitern/ Accorde, Transpositionen und Partiturstimmen
an die Hand zu geben, als auch dem Schüler zur leichten und sicheren Aneignung der genannten Lehrgegenstände zu dienen.
Die Vorrichtung besteht in der Hauptsache aus einer gezahnten Schiene von Holz, Pappe,
Metall oder einem sonst zweckdienlichen Material und mehreren kleineren Tafeln aus dem
gleichen Material, welche auf beiden Seiten mit später zu erwähnenden Inschriften oder Noten
versehen sind. Diese Tafeln sind auf eine auf der erwähnten Schiene sich erhebende Leiste
gestellt und können darauf verschoben werden.
Die gezahnten Seiten der Schiene passen genau in die Klaviatur eines Tasteninstrumentes.
Die Schiene wird am hinteren Ende der Klaviatur gegen die verticale Wand des Instrumentes
gestellt.
Fig. ι stellt die Klaviatur α α eines Musikinstrumentes
mit der darüberstehenden Schiene b dar.
Die Verzahnung der Schiene ist derart beschaffen, dafs, wenn die beiden Endzähne cc1
auf den äufsersten Tasten aufstehen, jede andere Taste so viel Spielraum zwischen den
Zähnen hat, dafs sie sich frei bewegen kann. Es kann auch nur eine Seite der Schiene verzahnt
sein; in diesem Falle mufs dieselbe indefs um einige Zähne kürzer sein, um nach dem
Umdrehen dennoch auf die Klaviatur zu passen. Die Schiene kann, damit man sie in der Tasche
tragen kann, aus mehreren Stücken bestehen, die durch Scharniere verbunden sind.
Die eine Seite der Schiene bildet den Noten-
und Tasten-Lehr-Apparat und ist, wie in Fig. 2 und 3 dargestellt, mit der Bezeichnung
sämmtlicher Noten und Octaven, sowie mit zwei Notenliniensystemen zur Trennung der
Bafs- und Violinnoten versehen.
Die durch unterschiedliche Notenköpfe bewirkte Uebersichtlichkeit der Grund- und abgeleiteten
Töne kann durch Farbenverschiedenheit der beiden Notenarten noch weiter hervorgehoben
werden.
Der Tonleiter-Lehr-Apparat besteht aus den in Fig. 4, 5 und 6 dargestellten Schiebern
d d' d", welche auf einer auf der anderen Seite der Schiene b vorspringenden Leiste e
sich verschieben lassen, Fig. 1. Jeder dieser Schieber hat eine besondere Eintheilung, deren
Intervalle den Intervallen der verschiedenen Tonleitern entsprechen.
Es stellen demgemäfs dar:
Fig. 4 die Dur-Tonleiter, den Dur- und Dominanten-Accord ;
Fig. s die melodische Moll - Tonleiter sowohl auf- wie abwärts nach der Pfeilrichtung, und
Fig. 6 die harmonische Moll-Tonleiter, den Moll- und Dominanten-Accord.
Man bedient sich dieser Schieber in der Weise, dafs man die Zahl 1 direct über diejenige
Taste schiebt, deren Tonleiter man spielen will, und findet die letztere, indem man
die sodann unter 1 bis 7 liegenden Tasten anschlägt.
Die betreffenden Accorde findet man, wenn man die Tasten unter 1, 3, 5 8 (Dur- bezw. MoIl-Accord)
und unter 2, 4, 5 und 7 (Dominanten-Accord) anschlägt, wie dies durch Noten auf
den Schiebern veranschaulicht ist; die halben Noten bezeichnen den Dur- bezw. Moll-Accord,
die Viertelnoten den Dominanten-Accord.
Auf der Rückseite der Schieber sind aufserdem die betreffenden Tonleitern, für welche in
der vorbeschriebenen mechanischen Weise die Lage der Tasten ermittelt worden, auch noch
nach Noten, Namen und Fingersatz verzeichnet.
Der Transpositions- und Partiturstimmenschlüssel, Fig. 7, ist ein Schieber, der mit zwei
Notenliniensystemen für die gebräuchlichsten Bafs- und Violinnoten versehen ist. Will man
z. B. ein in C-Dur geschriebenes Musikstück nach Es-Dur transponiren, so schiebt man die
Noten C über die Tasten Es und spielt alsdann die Noten des betreffenden Tonstückes auf den
Tasten (ohne Rücksicht auf deren wirkliche Bedeutung) unterhalb der gleichnamigen Noten
des Schiebers. Dieselbe Seite dieses Schiebers dient gleichzeitig als Partiturstimmenschlüssel.
So schiebt man z. B. beim Lesen der Noten der B-Clarinette die Noten C des Schiebers
über die Tasten B u. s. w. Die andere Seite des Transpositionsschiebers dient schliefslich zur
Erlernung des Lesens der Noten im Alt- und Tenorschlüssel, zu welchem Zweck man die
tiefste Altnote des Schiebers über das kleine c und beim Tenorschlüssel die tiefste Tenornote
über das grofse G der Tastatur schiebt und alsdann beim Abspielen der betreffenden Stimme
wie beim Gebrauch des Transpositionsschlüssels verfährt. x