DE19814180C1 - Digitales Hörgerät sowie Verfahren zur Erzeugung einer variablen Richtmikrofoncharakteristik - Google Patents
Digitales Hörgerät sowie Verfahren zur Erzeugung einer variablen RichtmikrofoncharakteristikInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein digitales Hörgerät mit variabler Richtmikrofoncharakteristik, mit einer Signalverarbeitungseinheit (9), einem Lautsprecher (11) und mindestens zwei Mikrofonen (1a, 1b), wobei in mindestens einem Mikrofonsignalpfad (5) ein Sigma-Delta-Konverter (2) sowie ein nachfolgendes Verzögerungselement (3) vorgesehen sind. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betrieb eines digitalen Hörgeräts, wobei im Signalpfad mindestens eines Mikrofons eine A/D-Wandlung durch einen Sigma-Delta-Konverter erfolgt und das entsprechende 1-Bit-Signal verzögert wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein digitales Hörgerät mit den Merkma
len des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1. Ferner betrifft
die Erfindung ein Verfahren zur Erzeugung einer variablen
Richtmikrofoncharakteristik mit den Merkmalen des Oberbe
griffs des Patentanspruchs 7.
Als Stand der Technik sind Hörgeräte bekannt, bei denen zur
Erzeugung einer variablen Richtmikrofoncharakteristik die
Signallaufzeiten in den einzelnen Mikrofonsignalpfaden mecha
nisch oder schaltungstechnisch (z. B. durch Tiefpassfilter)
verändert werden. Bei digitalen Hörgeräten ist eine Signal
verzögerung im DSP-Block bekannt. Zur Realisierung einer
feinstufigen Einstellung der Richtmikrofoncharakteristik in
digitalen Hörgeräten müßte jedoch mit einer erheblich erhöh
ten Abtastfrequenz gearbeitet werden, welche nur mit erhebli
chem Bauaufwand und Stromverbrauch zu realisieren wäre. Fer
ner würden aufgrund der Echtzeitanforderungen im Signalpfad
unerwünschte Verfälschungen des zu verarbeitenden Signals
auftreten.
Aus der DE 195 45 760 C1 ist ein digitales Hörgerät mit einem
Mikrofon, einer Signalverarbeitungseinheit und einem Hörer
bekannt, wobei in dem Mikrofonsignalpfad ein Sigma-Delta-
Modulator sowie ein nachfolgendes Interpolationsfilter vorge
sehen sind und wobei zum Schutz gegen Immissionen von elek
tromagnetischen Wellen ein Analog-/Digital-Umsetzer im Mikro
fongehäuse sowie zwischen Sigma-Delta-Modulator und Interpo
lationsfilter ein Dezimierungsfilter und ein Signalprozessor
vorgesehen sind.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein digitales Hör
gerät sowie ein Verfahren zur Erzeugung einer variablen
Richtmikrofoncharakteristik anzubieten, bei denen eine fein
stufige Verstellung der Richtmikrofoncharakteristik mit gerin
gem Bauaufwand realisiert werden kann.
Die Aufgabe wird für das Hörgerät durch die Merkmale des
kennzeichnenden Teils des Patentanspruchs 1 in Verbindung mit
dem Oberbegriff gelöst. Vorteilhafte Ausführungen des Hörge
räts werden durch die Unteransprüche 2-6 realisiert.
Für das Verfahren wird die Aufgabe durch den kennzeichnenden
Teil des Patentanspruchs 7 in Verbindung mit dem Oberbegriff
gelöst. Vorteilhafte Verfahrensvarianten werden in den Un
teransprüchen 8-16 beschrieben.
Durch den Sigma-Delta-Konverter sowie das darauf unmittelbar
nachfolgende Verzögerungselement, welche in mindestens einem
Mikrofonsignalpfad des erfindungsgemäßen Hörgeräts vorgesehen
sind, kann eine Abtastung der zu verzögernden Mikrofonsignale
mit einer gegenüber dem Stand der Technik deutlich erhöhten
Abtastfrequenz erfolgen, wodurch erheblich feinstufigere Ver
zögerungen erzielt werden können. Damit kann ein beliebig
feinstufiger Übergang bei der Verstellung der Richtmikrofon
charakteristik erzielt werden, wodurch beliebige Zwischenfor
men z. B. beim Übergang von einer "Acht"-Charakteristik zur
"Nieren"-Charakteristik verwirklicht werden können. Beim er
findungsgemäßen Hörgerät kann somit besonders individuell ei
ne gewünschte Richtmikrofoncharakteristik eingestellt werden.
Dem Verzögerungselement kann eine DSP-Steuerung oder ein
Festwertspeicher zugeordnet sein.
Vorteilhafterweise ist in mindestens einem Mikrofonsignalpfad
ein vorzugsweise als Tiefpassfilter arbeitender Interpolati
onsfilter vorgesehen um beim Umschalten und Verschieben der
Richtmikrofoncharakteristik auftretende etwaige Signalstörun
gen abdämpfen zu können. Hierdurch kann der Übergang zwischen
den einzelnen Stufen der Richtmikrofoncharakteristik quasi-
kontinuierlich gestaltet werden.
In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform besitzt das
erfindungsgemäße Hörgerät einen ersten Mikrofonsignalpfad mit
einem Sigma-Delta-Konverter und einem Interpolationsfilter.
Ferner ist ein zweiter Mikrofonsignalpfad vorgesehen, der
nach einem Sigma-Delta-Konverter einen ersten Teilsignalpfad
mit einem Verzögerungselement und einem Interpolationsfilter
und einem parallel zum ersten Teilsignalpfad angeordneten
zweiten Teilsignalpfad mit einem weiteren Interpolationsfil
ter aufweist.
Bei einer Zusammenfassung der Signale des ersten Mikrofonsi
gnalpfads mit dem zweiten Teilsignalpfad sowie des ersten
Teilsignalpfads mit dem ersten Mikrofonsignalpfad können in
den jeweiligen Summenelementen unterschiedliche Richtmikro
foncharakteristiken erzielt werden, da sich in einem der Sum
menelemente aufgrund der Verzögerung im ersten Teilsignalpfad
eine andere Richtmikrofoncharakteristik ergibt.
Die beiden Richtmikrofoncharakteristiken können verglichen
werden und gegebenenfalls durch Hinzunahme weiterer Parameter
(z. B. Vergleich mit abgespeicherten Mustern von Richtmikro
foncharakteristiken) verarbeitet werden um die schließlich
einzustellende Richtmikrofoncharakteristik auszuwählen.
Die Analyse und Auswahl der geeigneten Richtmikrofoncharakte
ristik aus mehreren zur Verfügung stehenden Richtmikrofoncha
rakteristiken kann durch eine Auswahleinheit erfolgen die
programmierbar sein kann und gegebenenfalls auch mit Fuzzylo
gik oder neuronalen Netzen arbeiten kann.
Hierdurch können z. B. erfaßte unterschiedliche Richtmikro
foncharakteristiken mit abgespeicherten Mustercharakteristi
ken verglichen werden, so daß über Entscheidungsregeln eine
benutzerfreundliche Auswahl der geeigneten Richtmikrofoncha
rakteristik stattfinden kann.
Das erfindungsgemäße Hörgerät kann weitere Teilsignalpfade
aufweisen, die mit oder ohne Verzögerungselementen ausgestat
tet sind um in jeweiligen Summenelementen zusammengeführt zu
werden und eine Vielzahl von Richtmikrofoncharakteristiken zu
erzeugen, aus denen dann die geeignete Richtmikrofoncharakte
ristik ausgewählt werden kann. Gegebenenfalls kann eine aus
gewählte Richtmikrofoncharakteristik nochmals durch abgelegte
Korrekturwerte angepaßt werden oder es können auch Mischungen
zweier oder mehrerer Richtmikrofoncharakteristiken verwirk
licht werden.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird im Signalpfad min
destens eines Mikrofons eine A/D-Wandlung durch einen Sigma-
Delta-Konverter durchgeführt und das entstehende 1-Bit-Signal
verzögert. Durch die geringe Wortbreite des Ausgangsignals
des Sigma-Delta-Konverters (1-Bit) im Vergleich zur Wortbrei
te in der DSP-Einheit (z. B. 16 Bit) kann bei der Signalver
zögerung mit erheblichen höheren Abtastraten gearbeitet wer
den, wodurch eine entsprechend feinstufigere Verzögerung rea
lisiert werden kann. Die Verzögerung kann beim erfindungsge
mäßen Verfahren bei Verwendung einer DSP-Steuerung oder durch
ein Schieberegister erfolgen. Indem das Signal im Signalpfad
mindestens eines Mikrofons einen vorzugsweise als Tiefpass
filter arbeitenden Interpolationsfilter durchläuft, können
beim Umschalten zwischen verschiedenen Verzögerungsraten un
ter Umständen auftretende Signalstörungen abgedämpft oder
vermieden werden.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird es ermöglicht, das
zu verzögernde Signal mit einer erhöhten Abtastfrequenz abzu
tasten, wobei Abtastfrequenzen von weit über 20 kHz erreicht
werden können, wobei die jeweilige Abtastfrequenz oder der
Frequenzbereich zur Anpassung an die konkreten Erfordernisse
der Signalverarbeitung auch durch Versuche ermittelt werden
können. Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren mit
erhöhten Abtastfrequenzen von 400-800 kHz durchgeführt.
Verglichen mit einer niederfrequenten Abtastung von z. B. 20
kHz, bei welcher die Sample-Proben um 50 µs verschoben werden
können, werden durch die erhöhten Abtastraten von 400-800
kHz entsprechend feinstufigere Verschiebungen von 1,25 µs-
2,5 µs erzielt.
In weiteren vorteilhaften Verfahrensvarianten kann in min
destens einem Mikrofonsignalpfad parallel eine verzögerte und
eine unverzögerte Signalweiterleitung stattfinden, so daß
durch Verknüpfung entsprechender verzögerter und unverzöger
ter Teilsignalpfade in Summenelementen entsprechende Richtmi
krofoncharakteristiken erzielt werden, die miteinander ver
glichen werden können.
Aus mehreren Richtmikrofoncharakteristiken kann dann ggf. im
Abgleich mit abgespeicherten Entscheidungsregeln oder Mu
stercharakteristiken die geeignete Richtmikrofoncharakteri
stik ausgewählt oder durch Überlagerung und Anpassung vorlie
gender Richtmikrofoncharakteristiken erzielt werden.
Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der
Zeichnungsfigur näher erläutert.
Die Zeichnungsfigur zeigt ein Hörgerät mit einem ersten Mi
krofon 1a, in dessen nachfolgendem ersten Mikrofonsignalpfad
5a ein Sigma-Delta-Konverter 2a angeordnet ist, dessen 1-Bit-
Ausgangssignal den Interpolationsfilter 4a durchläuft um dann
den Summenelementen 7 und 7' zugeführt zu werden.
Im zweiten Mikrofonsignalpfad 5b des Mikrofons 1b wird das
Ausgangssignal des Sigma-Delta-Konverters 2b in einem ersten
Teilsignalpfad 6 durch das Verzögerungselement 3 verzögert
und nach Durchlauf des Interpolationsfilters 4b dem Summen
element 7 zugeführt.
Im zweiten Teilsignalpfad 6' des zweiten Mikrofonsignalpfads
5b wird das Ausgangssignal des Sigma-Delta-Konverters 2b un
verzögert über den Interpolationsfilter 4c dem Summenelement
7 zugeführt. An den Ausgängen der Summenelemente 7 und 7' sind
somit unterschiedliche Richtmikrofoncharakteristiken festzu
stellen. Aufgrund der Verzögerung durch das Verzögerungsele
ment 3 im Teilsignalpfad 6 kann am Ausgang des Summenelemen
tes 7 z. B. eine "Nieren"-Charakteristik festgestellt werden.
Am Ausgang des Summenelements 7' liegt eine "Acht"-Charak
teristik vor, da die Einganssignale des Summenelements 7' aus
dem ersten Mikrofonsignalpfad 5a und dem zweiten Teilsignal
pfad 6' beide unverzögert sind.
In der Auswahleinheit 8 werden die Richtmikrofoncharakters
tiken der Summenelemente 7 und 7' verglichen und analysiert.
Daraufhin wird ggf. durch Hinzuziehung weiterer Parameter (z. B.
sonstige Informationen zur Nutz-/Störschallsituation, ab
gespeicherte Mustercharakteristiken etc.) eine der beiden
Charakteristiken der Summenelemente 7 und 7' ausgewählt. Fer
ner können auch die vorgelegten Charakteristiken der Summen
elemente 7 und 7' abgewandelt, angepaßt oder überlagert wer
den.
Die schließlich ermittelte Richtmikrofoncharakteristik wird
als Ausgangssignal der Auswahleinheit 8 über die Signalverar
beitungseinheit 9 und den D/A-Wandler 10 dem Lautsprecher 11
bzw. Hörer zugeführt. Neben der in der Zeichnungsfigur ge
zeigten Schaltungsvariante, bei der sich im zweiten Mikrofon
signalpfad 5b zwei parallele Teilsignalpfade 6 und 6' befin
den, können in einem oder mehreren der Mikrofonsignalpfade
auch weitere Teilsignalpfade mit oder ohne Verzögerungsele
menten vorgesehen sein (nicht abgebildet).
Hierdurch kann eine beliebige Vielfalt ermittelter Richtmi
krofoncharakteristiken erzielt werden um in nachgeordneten
Auswahl- und Entscheidungseinheiten eine geeignete entspre
chend feinstufig angepaßte Richtmikrofoncharakteristik einzu
stellen.
Claims (16)
1. Digitales Hörgerät mit variabler Richtmikrofoncharkteri
stik, mit einer Signalverarbeitungseinheit, einem Hörer und
mindestens zwei Mikrofonen,
dadurch gekennzeichnet, daß in minde
stens einem Mikrofonsignalpfad (5) ein Sigma-Delta-Konverter
(2) sowie ein darauf unmittelbar nachfolgendes Verzögerungs
element (3) vorgesehen sind.
2. Digitales Hörgerät nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Verzöge
rungselement (3) eine DSP-Steuerung zugeordnet ist.
3. Digitales Hörgerät nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Verzöge
rungselement (3) ein Schieberegister ist.
4. Hörgeräte nach einem der Ansprüche 1-3,
dadurch gekennzeichnet, daß in minde
stens einem Mikrofonsignalpfad (5) ein Interpolationsfilter
(4) angeordnet ist.
5. Hörgerät nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Interpo
lationsfilter (4) als Tiefpassfilter ausgebildet ist.
6. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet, daß ein erster
Mikrofonsignalpfad (5a) einen Sigma-Delta-Konverter (2a) und
einen Interpolationsfilter (4a) aufweist und ein zweiter Mi
krofonsignalpfad (5b) vorgesehen ist, der einen Sigma-Delta-
Konverter (2b) sowie einen ersten Teilsignalpfad (6) mit ei
nem Verzögerungselement (3) und einem Interpolationsfilter
(4b) und einem parallel zum ersten Teilsignalpfad (6) ange
ordneten zweiten Teilsignalpfad (6) mit einem Interpolations
filter (4c) aufweist.
7. Verfahren zum Betrieb eines digitalen Hörgeräts mit einer
Signalverarbeitungseinheit, einem Hörer und mindestens zwei
Mikrofonen, insbesondere zum Betrieb eines Hörgeräts nach ei
nem der Ansprüche 1-6,
dadurch gekennzeichnet, daß im Signal
pfad mindestens eines Mikrofons eine A/D-Wandlung durch einen
Sigma-Delta-Konverter erfolgt und das entstehende 1-Bit-
Signal verzögert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Verzöge
rung des 1-Bit-Signals eine DSP-Steuerung verwendet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verzö
gerung des 1-Bit-Signals durch ein Schieberegister erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7-9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Signal
im Signalpfad mindestens eines Mikrofons einen Interpolati
onsfilter durchläuft.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Interpo
lationsfilter als Tiefpass arbeitet.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7-11,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Abta
stung des zu verzögernden Signals mit einer Abtastfrequenz
erfolgt, die 20 kHz übersteigt.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Abta
stung des zu verzögernden Signals mit einer Abtastfrequenz
von 400-800 kHz erfolgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 7-13,
dadurch gekennzeichnet, daß in minde
stens einem Mikrofonsignalpfad parallel eine verzögerte und
eine unverzögerte Signalweiterleitung erfolgen.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 7-14,
dadurch gekennzeichnet, daß in minde
stens einem Mikrofonsignalpfad parallel mehrere Signalweiter
leitungen mit unterschiedlichen Verzögerungen erfolgen.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 7-15,
dadurch gekennzeichnet, daß mehrere
Richtmikrofoncharakteristiken ermittelt, verglichen und ana
lysiert werden.
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