DE19753949A1 - Flexible Umformpresse mit steuerbarer nichtlinearer Stößelbewegung - Google Patents
Flexible Umformpresse mit steuerbarer nichtlinearer StößelbewegungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine flexible Umformpresse mit steuerbarer
nichtlinearer Stößelbewegung unter Anwendung eines numerisch ge
steuerten Parallelkinematikantriebes, der durch sechs aktive li
neare Aktoren eine Bewegung des Stößels in der Form ermöglicht,
- - daß sich der Stößel im Arbeitsraum der Umformpresse auf einer beliebigen Leitlinie bewegen kann
- - und daß sich der Stößel gegenüber der mittleren Achse des Paral lelkinematikantriebes um einen begrenzten Winkel neigen läßt.
Die Umformpresse eignet sich für inkrementelle Umformverfahren,
die eine lokale, wiederholte Kraftbeanspruchung auf das Werkstück
ausüben und hierdurch eine spanlose Formgebung von schmelzmetall
urgisch oder pulvermetallurgisch hergestellten Metallen im kalten,
halbwarmen oder warmen Zustand ermöglichen.
Verschiedene Umformpressen mit nichtlinearer Werkzeugbewegung sind
bekannt. Hier sind insbesondere die Taumelpressen zu nennen, bei
denen das Werkstück durch eine taumelnde Abwärtsbewegung des Werk
zeuges umgeformt wird. Das Taumelpressen ist ein inkrementelles
Umformverfahren. Das Werkstück wird hier zwischen zwei Werkzeug-
oder Gesenkteilen umgeformt, die, im Gegensatz zum klassischen
achsparallelen Preßverfahren, gegeneinander eine abwälzende tau
melnde Bewegung ausführen. Wegen der nur partiellen Berührung des
Werkzeuges mit dem Werkstück kann das Werkstück bei der Taumelbe
wegung mit wesentlich geringerer Preßkraft plastifiziert werden,
so daß wesentlich größere Umfarmgrade und eine genauere Ausformung
dem Matrizenkontur bei vergleichbarer Gesamtpreßkraft erzielt wer
den können. Ebenso ermöglicht die geringe Kontaktfläche die Aus
übung hoher lokaler Drücke, die zu einer besseren Kompaktierung
bei pulvermetallurgischen Prozessen führen. Pressen- bzw. Werk
zeugkonzepte zum Taumelpressen sind z. B. aus den Patenten
PL 51954, WO 93/01906, EP 0516222 A2 bekannt.
Bei den bekannten Taumelpressen mit mechanischem Antrieb der Tau
melbewegung sind folgende konstruktions- oder konzeptbedingte Li
mitierungen zu nennen:
Die Stößelkippbewegung kann unterschiedlichen Leitlinien folgen
(wie z. B. in Patent WO 93/01906 beschrieben), die allerdings eine
Regelmäßigkeit oder Symmetrie um die Antriebsachse aufweisen. Die
se Regelmäßigkeit oder Symmetrie beschränkt die Anwendung dieses
Preßverfahrens auf nicht längliche Werkstücke bzw. Teile.
Die mechanisch angetriebenen Pressen dienen entweder dem Zweck des
taumelnden Pressens oder dem Zweck des klassischen achsparallelen
Pressens. Eine variable Kombination beider Verfahren mit flexibler
Taumel- und Vorschubbewegungsüberlagerung ist mit den bekannten
Umformpressen nicht möglich.
Das sich in der Lagerung des Stößels einstellende Kippmoment kann
nur über das Pressengestell abgefangen werden. Dies führt je nach
Steifigkeit des Pressengestells zu einer mehr oder minder großen
Formabweichung am Werkstück. Eine Kompensation dieser Verformung
ist nicht realisierbar, da sich das Kippmoment nicht mit einer
steuerbaren Kraftrichtung deckt.
Die hohen bewegten außermittigen Massen erfordern eine große Stei
figkeit des Pressengestells. Außerdem ist hierdurch hoher Aufwand
bezüglich der schwingungsarmen Aufstellung der Presse notwendig.
Durch die Taumelbewegung sind aufwendige Lagerungen mit Schlitten
führungen und sehr groß dimensionierten Kugel- oder Zylinderrol
lenlagern notwendig, die den sich taumelnd bewegenden Stößel im
Führungsgestell lagern. Diese aufwendigen Lagerungen bringen hohe
Fertigungskosten mit sich, da es sich in der Regel um Sonderanfer
tigungen handelt und keine gleichartigen Baugruppen in der Presse
vorhanden sind.
Durch die festgelegte Kinematik der mechanisch angetriebenen Pres
sen kann die lokale dynamische Werkzeugbelastung nicht gesteuert
werden und zeigt große Abweichungen über den Umformweg. Hierdurch
können vor allem zu Ende des Umformvorgangs lokal hohe dynamische
Werkzeugbelastungen auftreten.
Die Erfindung macht sich zur Aufgabe, die angegebenen Nachteile
des Standes der Technik zu beseitigen und eine Umformpresse zu
schaffen, die eine flexible gesteuerte nichtlineare Stößelbewegung
durchführen kann. Die Umformpresse ermöglicht auch eine, variable
Kombination der Verfahren Taumelpressen und klassisches achsparal
leles Pressen. Das Antriebskonzept der Presse ist eine durch nume
rische Kontrolle (NC) gesteuerte Parallelkinematik. Eine Parallel
kinematik ist eine geschlossene kinematische Kette zwischen einem
festen Gestell und einer beweglichen Plattform (bekannt in der
Mechanik als Stewart-Plattform). Bekannte Anwendungen der Parallel
kinematik sind Prüfstände, Fräsmaschinen und Positioniereinheiten.
Die Realisierung der Umformpresse mit Parallelkinematikantrieb
erfolgt durch die Ersetzung des durch starre Gleitlager am Pres
sengestell geführten Stößels (bei herkömmlichen Pressen) durch
einen durch sechs Aktoren 1-6 an das Gestell gekoppelten Stößel 7.
Durch die unabhängige Ansteuerung der sechs Aktoren kann der Stö
ßel in drei translatorische und um zwei rotatorische Achsen bewegt
werden. Der Arbeitsraum des Stößels ist hierbei durch die minimale
und maximale Länge der Aktoren begrenzt. Innerhalb des Arbeitsrau
mes kann der Stößel auf beliebigen Leitlinien bewegt werden.
Jeder Aktor 5-10 ist ein stabförmiger Antrieb, der als Hydrau
likzylinder oder Spindeltrieb ausgeführt sein kann. Bestandteil
dieses Aktors ist weiterhin eine Längenmeßeinrichtung, die es er
laubt, die Längenänderung des Aktors zu messen und an die Pressen
steuerung zurückzuführen. Die Einheit aus Hydraulik- bzw. Spindel
trieb und Längenmeßeinrichtung wird im folgenden Aktor genannt.
Mit der Erfindung ist es möglich, dem translatorischen senkrechten
Stößelvorschub eine wippende oder taumelnde Bewegung sowie eine
translatorische Bewegung senkrecht zum Stößelvorschub zu überla
gern. Die Umformpresse ermöglicht durch ihren modularen Aufbau die
Verwendung von Baugruppen sowie durch die Anordnung und Ausführung
der Aktoren als Parallelkinematik einen aktiven Ausgleich der Auf
federung. Mit dieser Erfindung, können somit alle Umformverfahren
durchgeführt werden, die auf einer klassischen achsparallelen Um
formpresse oder auf einer Taumelpresse durchgeführt werden. Wei
terhin ist mit dieser Presse eine beliebige Kombination dieser
beiden Preßverfahren möglich. Auch kann mit dieser Erfindung der
Vorteil der Anwendung des Taumelpressens, die größere Kompaktie
rung beim Pressen von pulvermetallurgischen Bauteilen, auf Werk
stücke mit länglicher Bauform übertragen werden, da neben einer
taumelnden Werkzeugbewegung auch eine wippende Werkzeugbewegung
möglich ist. Weiterhin ermöglicht der Pressenantrieb einen Wechsel
des Obergesenkes ohne zusätzliche Peripherieeinrichtungen, unter
der Voraussetzung, daß sich das Austauschwerkzeug im Arbeitsraum
des Stößels befindet.
Die im Stand der Technik beschriebenen Nachteile werden mit der
Erfindung wie folgt gelöst:
Die angewendete Parallelkinematik ermöglicht eine Bewegung des Stößels während der Umformung mit beliebiger Außermittigkeit (gegenüber der mittleren Achse der Parallelkinematik), mit einer Neigung in beliebiger Richtung oder auch nur mit einer translato rischen Bewegung. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, sowohl die Lage des Kraftangriffsortes als auch die Richtung des Kraftan griffs des Werkzeugs auf das Werkstück während der Umformung zu steuern.
Die angewendete Parallelkinematik ermöglicht eine Bewegung des Stößels während der Umformung mit beliebiger Außermittigkeit (gegenüber der mittleren Achse der Parallelkinematik), mit einer Neigung in beliebiger Richtung oder auch nur mit einer translato rischen Bewegung. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, sowohl die Lage des Kraftangriffsortes als auch die Richtung des Kraftan griffs des Werkzeugs auf das Werkstück während der Umformung zu steuern.
Durch die Lagerung an den Aktoren wird der Stößel nur über Zug-
und Druckkräfte mit dem Pressengestell gekoppelt. Das Pressenge
stell kann ebenfalls als Stabwerk ausgelegt werden, in dem nach
Möglichkeit nur Zug- und Druckkräfte wirken sollen. Es brauchen
daher weder von den Säulen des Gestells noch vom Antrieb Kippmo
mente aufgefangen werden. Hierdurch können die notwendigen Quer
schnitte bei Erzielung einer vergleichbaren Steifigkeit deutlich
verringert werden.
Durch die Befestigung des Stößels an den sechs Aktoren kann auf
aufwendige und verschleißanfällige Gleitführungen für den Stößel
verzichtet werden. Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit, die
sechs Aktoren konstruktiv baugleich auszuführen, wodurch sich die
Herstellkosten deutlich verringern lassen.
Durch die Realisierung des Antriebes über Aktoren mit Längsbewe
gung sind die um die mittleren Achse rotierenden Massen deutlich
verringert.
Die sich durch die endliche Steifigkeit der Aktoren ergebende
kraftabhängige Auffederung läßt sich aktiv über die Steuerung kom
pensieren.
Da für Preßvorgänge in der Regel hohe Genauigkeiten und kurze
Taktzeiten gefordert werden, kommt der Steuerung eine hohe Bedeu
tung zu. Die Möglichkeit, durch die getrennte Ansteuerung der ein
zelnen Aktoren beliebige Bewegungen des Stößels zu realisieren,
kann dazu genutzt werden, hohe dynamische Belastungen des Werkzeu
ges zu reduzieren.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Antriebes der
Umformpresse in zwei Ansichten schematisch dargestellt.
Es zeigt:
Fig. 1 die räumliche Ansicht der sechs Aktoren mit Stößel, Ober-
und Untergesenk ohne umgebendes Gestell im Ausgangszu
stand.
Fig. 2 die Aufsicht der sechs Aktoren mit Stößel, Ober- und Un
tergesenk ohne umgeben des Gestell im Ausgangszustand.
Im wesentlichen besteht die Presse aus einem äußeren Gestell, ei
nem Stößel 7, der durch sechs Aktoren 1-6 mit dem Gestell verbun
den ist und an dem das Obergesenk 8 befestigt wird, einem Unterge
senk 9, das, auf dem Pressentisch befestigt ist, der wiederum mit
dem äußeren Gestell verbunden ist, sowie einer numerischen Pres
sensteuerung zur Steuerung bzw. Regelung der Aktoren.
Das Gestell kann durch Standardprofile als Stabfachwerk ausgeführt
sein. Die Aktoren können als Hydraulikzylinder oder Spindeltriebe
ausgeführt sein und verfügen zusätzlich über eine Längenmeßein
richtung, die die momentane Länge des Aktors an die angeschlossene
Steuerung zurückführt. Jeweils drei Aktoren, sind stößelseitig in
der unteren Plattformebene 10 und gestellseitig in der unteren
Gestellebene 11 und jeweils drei Aktoren stößelseitig in der obe
ren Plattformebene 12 und gestellseitig in der oberen Gestellebe
ne 13 befestigt. Die Befestigungspunkte können als Kardangelenke
oder als Kugelgelenke ausgeführt sein. Die Ebenen 10 und 12 sowie
die Ebenen 11 und 13 sind jeweils parallel zueinander, wobei der
Abstand zwischen den Plattformebenen 10 und 12 sowie zwischen den
Gestellebenen 11 und 13 identisch ist. Hierdurch ist ebenfalls die
Ausgangslänge der Aktoren identisch. In der Aufsicht (Fig. 2) ist
zu erkennen, daß in der Ausgangsstellung, in der alle Aktoren die
gleiche Länge haben, sich das Ober- und Untergesenk zentriert auf
der mittlere Achse der Parallelkinematik 14 befinden.
Werden alle Aktoren von der Ausgangsstellung ,ausgehend um das
gleiche Maß verlängert, bewegt sich der Stößel kauf der mittleren
Achse 14 und der Vorgang entspricht dem klassischen achsparallelen
Pressen. Durch eine entsprechend unabhängige Ansteuerung der ein
zelnen Aktoren 1-6 kann dieser Bewegung eine beliebige taumelnde,
wippende oder translatorische Bewegung überlagert werden. Die Stö
ßelbewegung, die sich bei der entsprechenden Veränderung einzelner
Aktorenlängen ergibt, kann mathematisch im voraus bestimmt und in
die Pressensteuerung integriert werden. Die kraftabhängigen ela
stischen Stauchungen oder Verlängerungen der Aktoren können eben
falls mit Hilfe dieser Steuerung kompensiert werden. Die für eine
Wegsteuerung vor allem bei Hydraulikzylindern notwendige Längen
meßeinrichtung mißt jeweils für jeden Aktor die Abstandsänderung
zwischen beiden Lagerpunkten, wodurch die Lageregelung des Stößels
in fünf Achsen möglich ist (drei translatorische Achsen, zwei ro
tatorische Achsen).
1-6
Aktoren
7
Stößel
8
Obergesenk
9
Untergesenk
10
Stößel. Untere Plattformebene
11
Untere Gestellebene
12
Stößel. Obere Plattformebene
13
Obere Gestellebene
14
Mittlere Achse der Parallelkinematik
Claims (6)
1. Flexible Umformpresse mit nichtlinearer Stößelbewegung unter
Anwendung eines numerisch gesteuerten Parallelkinematikantrie
bes in der Mechanik auch als Stewart-Plattform bezeichnet, da
durch gekennzeichnet, daß mehrere, vorzugsweise sechs, am Pres
sengestell befestigte Aktoren (1-6) einen Stößel (7) im Ar
beitsraum auf einer beliebigen Leitlinie bewegen und die hier
durch geeignet ist, Umformverfahren, die sich durch achsparal
lele Stößelbewegung kennzeichnen, mit Umformverfahren, die sich
durch eine taumelnde oder wippende Stößelbewegung kennzeichnen,
flexibel zu kombinieren.
2. Flexible Umformpresse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Gleitführungen des Stößels im Pressengestell entfallen.
3. Flexible Umformpresse nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß durch eine an den Aktoren integrierte Längen
meßeinrichtung die steifigkeitsbedingten Verlängerungen bzw.
Verkürzungen der Aktoren durch Rückführung der Meßsignale an
die Pressensteuerung steuerungstechnisch kompensiert werden
können.
4. Verwendung der flexiblen Umformpresse nach Anspruch 1 bis 3 zur
in krementellen Umformung von schmelzmetallurgisch hergestellten
Metallen in kaltem, halbwarmen oder warmen Zustand.
5. Verwendung der flexiblen Umformpresse nach Anspruch 1 bis 3 zum
Nachverdichten von vorverdichteten kompakten oder länglichen,
Pulverpreßlingen.
6. Verwendung der flexiblen Umformpresse nach Anspruch 1 bis 3 zum
Kalibrieren von Werkstücken, die aus Pulver gepreßt und an
schließend gesintert wurden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997153949 DE19753949C2 (de) | 1997-12-05 | 1997-12-05 | Flexible Umformpresse mit steuerbarer nichtlinearer Stößelbewegung |
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Publications (2)
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