DE19752732C2 - Verfahren zur Entfernung des Stickbodens zur Herstellung von Luftstickereien - Google Patents
Verfahren zur Entfernung des Stickbodens zur Herstellung von LuftstickereienInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung des
Stickhodens zur Herstellung von Luftstickereien, bei dem
der Stickboden als Trägermaterial der Luftstickerei dient.
Mit diesem Verfahren können besonders feine Stickerei
waren hergestellt werden.
Bisher ist ein Naßätz-Verfahren bekannt. Hierbei besteht
der Stickboden aus eiweißhaltigen Stoffen, wie Naturseide
und Wolle und die Stickfäden aus Baumwolle und Viskose
faser. Das Ätzen wird in einem Bottich mit 1,2%iger
Natronlauge bei 95-98°C in 5 bis 6 Stunden durchgeführt.
Dabei bildet das Ätzgewebe eine gallertartige Masse, die
nach mehrmaligem Spülen entfernt wird. Durch den Einsatz
der Naturfasern ist dieses Verfahren ökonomisch nicht
rentabel und wird kaum verwendet.
Weiterhin ist ein Trockenätz-Verfahren bekannt. Der
Stickboden ist hierbei aus cellulosehaltigem Material
entweder aus Leinen, Baumwolle oder Viskosefaser. Das
Ätzgewebe wird mit wäßriger Aluminiumsulfat-Lösung mit
einer Flottenkonzentration von 1,11 g/l vor dem Sticken
präpariert. Gestickt werden kann mit säure- und tempe
raturbeständigen Materialien - Polyester, Cotton,
Polyamid -. Durch thermische Behandlung erfolgt die
Carbonisierung, d. h., das saure Aluminiumsalz zerfällt
in Ionen. Die Sulfat-Ionen entziehen dem Cellulosegewebe
Wasserstoff und durch Entstehung der Oxycellulosen
zerfällt es zu Staub. Durch Klopfen mit Bürsten über
harten Unterlagen wird dieser entfernt. Dieses Verfahren
ist rentabel, aber nur für grobe strapazierfähige
Stickereien geeignet und staub- sowie lärmintensiv.
Gewollt ist der dabei auftretende warme natürliche Farbton.
Ein weiteres Verfahren beinhaltet eine Naßätze, bei der
der Stickboden wasserlöslich ist. Stickböden aus
Polyvinylalkohol sind bei 90°C wasserlöslich. Das Heraus
lösen erfolgt mit dem ersten Arbeitsgang der Veredlung,
dem Waschen - Kochtemperatur -. Durch mehrmaliges Spülen
werden die klebrigen Reste entfernt. Die Viskositäts
veränderung der Waschwässer bringt technologische
Probleme mit sich. Dieser Faserstoff ist aber verhält
nismäßig teuer, so daß sich der Einsatz auf sehr feine
Stickereien beschränken muß.
Ebenfalls kann ein Grundgewebe aus Acetatfäden mit
Aceton herausgelöst werden, wobei eine hohe Toxizität
auftritt.
Gemäß PS DD 295 686 B5 wird ein Verfahren beschrieben,
in dem der Stickgrund oder der Stickboden enzymatisch
entfernt wird. Mit Synthesefasern oder Synthese-Cellulose
faser-Mischungen wird ein Trägermaterial aus Cellulose
regeneratfaserstoffen bestickt. Das Textilgut wird einer
enzymatischen Hydrolyse unterworfen. Durch Cellulasen
wird die Cellulose abgebaut und so das Trägermaterial
herausgelöst.
Bei Einsatz von cellulosischen Stickfäden müssen diese
vorher inertisiert werden, damit die Enzyme sie nicht
angreifen. Die Hydrolyse erfolgt bei 40-60°C und
einem pH-Wert von 4,0-5,5 mit einer Verweilzeit von
16 Stunden in einer Waschmaschine. Als Enzyme wurden
sowohl handelsübliche als auch frisch gewonnene Cellu
lasen eingesetzt. Die enzymatische Hydrolyse kann sowohl
einstufig als auch mehrstufig durchgeführt werden.
Es wird vorgeschlagen, die dabei entstehende Glucose
zu Ethanol oder anderen Wertstoffen weiterzuverarbeiten.
Die hierfür eingesetzte Cellulase wird durch Fermentation
aus Trichoderma reesei ZIMET-43803 gewonnen und als
Kulturfiltrat mit einer Aktivität FPA 161 U/ml angewandt.
Die Behandlung benötigt 12 Stunden und nach Zuführung
einer frischen Enzymlösung weitere 12 Stunden.
Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Verfahren
zur enzymatischen Entfernung des Stickbodens zu
entwickeln und dabei die Behandlungszeiten wesentlich
zu verringern.
Dies wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden
Teile der Patentansprüche 1-4 erreicht.
Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
Ein textiles Flächengebilde, vorzugsweise ein Gewebe,
hergestellt aus einer Viskosefaser mit einer Kettdichte
von 18 Kettfäden/cm und einer Schußdichte von 13 Schuß
fäden/cm bei einer Flächenmasse von 60 g/m2 wird mit
Fäden aus Polyesterseide in der Feinheit 13 tex × 2 als
Vorderfaden und in der Feinheit 110 dtex als Bobinen
faden mit einem Muster bestickt. Nach dem Sticken ist
ein Herauslösen des Stickbodens erforderlich, welcher
durch enzymatische Behandlung mittels mechanischer
Bewegung erfolgt. Zum Herauslösen werden Multienzym
komplexe der Cellulase verwendet. Dadurch ist eine
Behandlungszeit von 6-12 Stunden je nach Gewebe
art des Stickbodens und Spitzenmuster bis zum Total
abbau der Cellulose erreichbar. Diese Cellulasen
sind Produkte zur Biofinish-Ausrüstung von cellulo
sischen Textilmaterialien und führen bei Einsatz 5-10-
facher Menge der Cellulasen zur Zerstörung des Stick
bodengewebes. Über die Bestimmung der Enzymaktivität
ist eine mehrmalige Verwendung der Enzymflotten durch
Aufkonzentrierung möglich. Zur Verkürzung der Behand
lungszeit ist eine physikalische oder chemische Vorbe
handlung möglich.
Die Multienzymkomplexe zeichnen sich gegenüber der
üblichen Cellulase besonders dadurch aus, daß sie aus
mehreren Komponenten bestehen, aus 1-6 Endo-glucanasen.
1-3 Exo-glucanasen und 1-2 Glucosidasen. Die Aufspaltung
des Cellulosegewebes wird durch die genannten Komponenten
besonders dadurch begünstigt, daß die Reaktion beschleunigt
wird und die vollständige Aufspaltung der Cellulose bis
zur Glucose zügig erfolgt. Die Behandlungszeit des Verfahrens
beträgt 6-12 Stunden, der jeweiligen Materialart des Stick
bodens zugeordnet. Die Temperaturen betragen 50-55°C
und der pH-Wert liegt zwischen 4,8-5,5. Dies wird
durch das folgende Schema veranschaulicht.
Zur Beschleunigung der Gesamtreaktion wird eine Glucosi
dase in einer Menge von 10-30%, bezogen auf die ein
gesetzte Cellulasemenge - hinzugefügt.
Zur Optimierung der Zeitreaktion der enzymatischen Auf
spaltung wird nach einem Zeitintervall von 2-4 Stunden
die Aktivität der Enzyme gemessen und nach Bedarf
20-40% der Cellulasemenge zugesetzt.
Anstelle des in Beispiel 1 erwähnten Stickbodens aus
Viskosefaser erfolgt besonders bei der Herstellung von
Luftstickerei ein Einsatz von Viskosefaser in der
Kette 20 Kettfäden/cm und Viskoseseide 17 Schußfäden/cm.
In diesem Beispiel besteht der Anteil der Kettfäden
für den Stickboden aus Viskoseseide mit einer Kett
dichte von 27 Kettfäden/cm und einer Schußdichte
von 30 Schußfäden/cm.
Der Unterschied zwischen beiden Verfahrensweisen wird
dadurch charakterisiert, daß die gemäß PS DD 295 686
eingesetzten Cellulasen als Kulturfiltrate für pflanz
liche Aufschlußversuche und als Zusatz von Verdauungs
präparaten verwendet wurden. Die Übertragung dieser
Cellulase auf die Anwendung von textilen Flächengebilden
ist möglich, bedeutet jedoch eine extrem lange Prozeß
phase beim Herauslösen des Stickgrundes. Aus diesem Grund
scheitert die technische Anwendung. Im Gegensatz dazu
werden erfindungsgemäß hochwirksame Multienzymkomplexe
eingesetzt, die bei definierten Bedingungen das Heraus
lösen des Stickbodens in kürzeren Behandlungszeiten
ermöglichen.
Das neue Verfahren hat den Vorteil, daß die Luftspitze
nicht angegriffen wird, da dieses bei atmosphärischen
Druck und nur bei wenig erhöhter Temperatur abläuft,
wobei die entstehenden Abbauprodukte biologisch weiter
abbaubar und nicht umweltschädigend sind.
Ein ganz besonderer Vorteil ist die Anwendung bei
filigraner Stickerei, d. h. geringe Feinheit des
Fadens < Nm 140, das Stickgarn keine Beschädigung
erfährt und die Herauslösung des Stickbodens ohne
nachweisliche Rückstände erfolgt.
Ein weiterer Vorteil ist, daß die enzymatische Behand
lungsflotte nach Aufkonzentration mittels Enzyme auf
die Sollaktivität mehrmals eingesetzt wird. Die Auf
arbeitung der entstehenden Glycose bzw. Oligomere
können zu technischen Produkten weiter verarbeitet
werden. Die heutige Technik erlaubt es, mit besonders
hoher Mechanik eingesetzte Veredlungsaggregate zu
nutzen und damit einen Vorteil des Einsatzes dieser
Cellulose zu komprimieren.
Die vorgestellten Verfahren können 1- bis 2-stufig
verwendet werden. Durch Behandlung des textilen Flächen
gebildes mittels Ultraschall und/oder Vibration und/
oder Vakuumeinfluß kann die Herauslösung des Stick
bodens wesentlich beschleunigt werden.
Claims (5)
1. Verfahren zur Entfernung des Stickbodens zur Herstel
lung von Luftstickereien, wobei das Trägermaterial
aus Cellulose und das mit Stickmotiven vorgefertigte
Nutzmaterial aus enzymbeständigen Fasern oder Fäden
besteht, als Enzyme Cellulasen verwendet werden und
die Behandlung unter atmosphärischem Druck erfolgt,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Trägermaterial mit dem mit Stickmotiven vorge
fertigten Nutzmaterial als Behandlungsgut in physi
kalischer Form im textilveredlungsüblichen Aggregat
und in chemisch üblicher basischer Form vorbehandelt
wird und anschließend einer mechanischen Bewegung
in einer Flotte, bestehend aus Cellulasen in Form
von Multienzymkomplexen, bestehend aus 1-6 Endo
glucanasen, 1-3 Exo-glucanasen und 1-2 Gluco
sidasen unterworfen wird, wobei die Temperatur
50-55°C und der ph-Wert zwischen 4,8-5,5 einge
stellt wird, die Behandlungszeit 6-12 h währt
und die zugesetzte Cellulasemenge das 5- bis 10-fache
der zur üblichen Biofinish-Ausrüstung in der Textil
veredlung benötigte Menge beträgt, dabei eine mehr
malige Verwendung der Enzymflotte erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß zusätzlich zu der
zugesetzten Cellulasemenge eine Glucosidase in einer
Menge von 10-30%, bezogen auf die eingesetzte
Enzymmenge, der Behandlungsflotte hinzugefügt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß nach einem Zeit
intervall von 2-4 Stunden zusätzlich 20-40%
dieser Cellulasen in Form von Multienzymkomplexen
zugesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1-3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stickhoden
aus Viskosefasern/Seiden mit einer Webdichte von
18 Kettfäden/cm und einer Schußdichte von
13 Schußfäden/cm oder mit einer Kettdichte von
20 Kettfäden/cm und einer Schußdichte von
17 Schußfäden/cm mit einer Kettdichte von
27 Kettfäden/cm und einer Schußdichte von
30 Schußfäden/cm besteht.
18 Kettfäden/cm und einer Schußdichte von
13 Schußfäden/cm oder mit einer Kettdichte von
20 Kettfäden/cm und einer Schußdichte von
17 Schußfäden/cm mit einer Kettdichte von
27 Kettfäden/cm und einer Schußdichte von
30 Schußfäden/cm besteht.
5. Verfahren nach Anspruch 1-4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Behand
lungsgut einem Herauslösungsbeschleuniger für den
Stickboden in Form von Ultraschall und/oder
Vibration und/oder Vakuumeinfluß ausgesetzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997152732 DE19752732C2 (de) | 1997-11-28 | 1997-11-28 | Verfahren zur Entfernung des Stickbodens zur Herstellung von Luftstickereien |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997152732 DE19752732C2 (de) | 1997-11-28 | 1997-11-28 | Verfahren zur Entfernung des Stickbodens zur Herstellung von Luftstickereien |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19752732A1 DE19752732A1 (de) | 1999-06-24 |
DE19752732C2 true DE19752732C2 (de) | 2000-02-10 |
Family
ID=7850067
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997152732 Expired - Fee Related DE19752732C2 (de) | 1997-11-28 | 1997-11-28 | Verfahren zur Entfernung des Stickbodens zur Herstellung von Luftstickereien |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19752732C2 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DD295686B5 (de) * | 1987-05-05 | 1995-03-09 | Plauener Spitze Gmbh | Verfahren zum Verzieren von Textilgut |
-
1997
- 1997-11-28 DE DE1997152732 patent/DE19752732C2/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DD295686B5 (de) * | 1987-05-05 | 1995-03-09 | Plauener Spitze Gmbh | Verfahren zum Verzieren von Textilgut |
Also Published As
Publication number | Publication date |
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DE19752732A1 (de) | 1999-06-24 |
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