DE19751762A1 - Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von homogenen Stoffgemischen - Google Patents
Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von homogenen StoffgemischenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur kontinuier
lichen Herstellung von homogenen Stoffgemischen aus einem ersten fluiden
Mischungspartner und einem oder mehreren weiteren fluiden oder festen Mi
schungspartnern.
Mischen ist eine in der chemischen Technik oft ausgeübte Operation. Fluide
Mischungspartner werden üblicherweise in Rührkesseln, manchmal auch
durch pneumatische Umwälzung in Behältern oder durch Zwangsströmungen
in Rohren gemischt. Diese Operation kann sowohl im turbulenten als auch
im laminaren Scherfeld ablaufen. Sie dient der Vorbereitung einer chemi
schen Reaktion oder zum Finish der Produkte, bei dem diese in die ge
eignete Handelsform gebracht werden, und ist für die chemische Reaktion
selbst von wesentlicher Bedeutung.
In der Regel wird ein möglichst homogener Verteilungszustand angestrebt
(dissipatives Mischen) oder zumindest ein gleichmäßiger Verteilungszustand
(dispersives Mischen). In den bekannten Mischapparaten für Fluide, beispiels
weise Rührkesseln oder Rohren, ist die erreichbare Homogenität der Mi
schung häufig unbefriedigend, insbesondere wenn höherviskose Mischungs
partner verarbeitet werden müssen oder Mischungspartner, die sich in der
Viskosität stark unterscheiden.
Das Problem stellt sich beispielsweise bei der Aufarbeitung von Polymer
dispersionen durch Zumischen von in der Regel flüssigen Zusatzstoffen zum
Zwecke der Erschließung verschiedener Anwendungsgebiete, der sogenannten
Konfektionierung von Polymerdispersionen.
Das übliche Verfahren, Konfektionierungsmittel einer Polymerdispersion
zuzusetzen, besteht darin, die Dispersion in einem Rührkessel zu rühren und
das Konfektionierungsmittel direkt in den Rührkessel zu dosieren. Derartige
Verfahren haben jedoch den Nachteil, daß es häufig zu Koagulatbildung
kommt oder daß die entstehenden Mischungen nicht ausreichend stabil sind,
d. h. daß es zu einer Aufrahmung in der Mischung kommt. Der wirtschaftli
che Nachteil der Koagulatbildung besteht nicht nur in dem hohen Filtrations
aufwand, sondern auch darin, daß teure Konfektionierungsmittel teilweise im
Koagulat eingeschlossen werden und deshalb nachdosiert werden müssen.
Versuche, die oben genannten Nachteile dadurch zu umgehen, daß Kon
fektionierungsmittel verdünnt oder in einem geringeren Volumenstrom zudo
siert wurden, führten zu unwirtschaftlich langen Verweilzeiten im Konfektio
nierkessel.
Zur Beseitigung der langen Belegdauer des Konfektionierkessels wurde das
sogenannte In-Line-Dispergieren (Mischen im Durchlauf) vorgeschlagen, das
in "Maschinenmarkt" 83 (1977) 17, Seiten 289 bis 295, beschrieben ist. Das
In-Line-Dispergieren ist ein Verfahren, wonach die Polymerdispersion aus
einem Kessel über eine Leitung, in der eine Pumpe und eine Mischvor
richtung eingebaut sind, in einen zweiten Kessel überführt wird. Zwischen
der Pumpe und der Mischvorrichtung ist eine Zuführleitung vorgesehen, über
die das Konfektionierungsmittel aus einem Vorratsbehälter kontinuierlich
zugeführt wird. Das Verfahren weist einerseits den Nachteil auf, daß zu
seiner Durchführung ein zweiter Kessel zur Aufnahme des Gemisches aus
Polymerdispersionen und Konfektionierungsmitteln nötig und vor allem die
Mischgüte der konfektionierten Polymerdispersion häufig nicht ausreichend
ist. Als Mischvorrichtung beim In-Line-Dispergieren werden üblicherweise
statische Mischer eingesetzt. Dabei tritt häufig der Nachteil auf, daß sich
Feststoffe, beispielsweise Dispersionshäute, an den Mischereinbauten absetzen
oder diese sogar verstopfen, was eine zeitaufwendige Reinigung notwendig
macht.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Verfügung zu stellen, die apparativ einfach und wirtschaftlich sind und
die Herstellung von Stoffgemischen in verbesserter Mischgüte ermöglichen.
Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur kontinuierlichen Herstel
lung von homogenen Stoffgemischen aus einem ersten fluiden Mischungs
partner und einem oder mehreren weiteren fluiden oder festen Mischungs
partnern. Das erfindungsgemäße Verfahren ist dann gekennzeichnet durch die
Verwendung eines rohrförmigen Reaktors mit einer oder mehreren Drossel
anordnungen, die mit steigendem Volumenstrom selbsttätig einen größeren
Reaktorquerschnitt freigeben.
Als fluid wird ein Zustand verstanden, der einer Scherkraft nicht dauerhaft
Widerstand leisten kann. Gase sind ein Beispiel für elastische Fluide, Flüs
sigkeiten für inelastische Fluide (vergleiche Grant and Hack's: Chemical
Dictionary, Mc-Graw Hill Book Company, fifth edition, 1987, p. 239).
Im erfindungsgemäßen Verfahren wird ein rohrförmiger Reaktor mit einer
oder mehreren Drosselanordnungen eingesetzt, die mit steigendem Volumen
strom selbsttätig einen größeren Reaktorquerschnitt freigeben.
Als rohrförmig werden, entsprechend dem üblichen Sprachgebrauch, langge
streckte Hohlkörper verstanden, die beliebigen Querschnitts sein können,
beispielsweise kreisförmig, oval oder polygonal.
Ein rohrförmiger Reaktor, der beim erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt
wird, ist beispielsweise in DE-A 44 39 311 beschrieben. Er weist Drossel
anordnungen auf, die von der einströmenden Suspension reversibel verbogen
werden und die bevorzugt aus Blenden bestehen, die durch in der Mitte der
Blende beginnende und radial nach außen verlaufende Schlitze in Segmente
unterteilt sind. Derartige Reaktoren kennzeichnen sich durch eine geringem
weitgehende lineare Abhängigkeit des Druckverlustes vom Volumenstrom im
Reaktor.
Als erste Mischungspartner, die für den Einsatz im erfindungsgemäßen
Verfahren geeignet sind, kommen sämtliche Fluide in Frage, insbesondere
Flüssigkeiten. Diese ersten fluiden Mischungspartner bilden den Hauptstrom
im Reaktor mit Drosselanordnungen. Dem Hauptstrom werden zweite oder
weitere Mischungspartner zugegeben, vorzugsweise in einem kleineren
Volumenstrom gegenüber dem ersten Mischungspartner. Sie können fluid
oder fest sein.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders geeignet für Mischaufgaben
mit variierendem Volumenstrom des ersten Mischungspartners, insbesondere
aufgrund der geringen Abhängigkeit des Druckverlustes vom Volumenstrom.
Die Überlegenheit des erfindungsgemäßen Verfahrens zeigt sich auch beim
Einsatz von Mischungspartnern, die sich in der Viskosität und/oder im
Volumenstromverhältnis erheblich unterscheiden.
Ein besonderes Mischungsproblem tritt bei der Aufarbeitung von Polymer
dispersionen für verschiedene Anwendungszwecke, der sogenannten Kon
fektionierung von Polymerdispersionen, auf.
Polymerdispersionen sind Dispersionen mit einer kontinuierlichen Phase
(Dispergiermittel), die eine Flüssigkeit, häufig Wasser, ist, und mit minde
stens einer diskontinuierlichen Phase (dispergierte Phase), die ein Polymeres
ist. Polymerdispersionen werden in der Regel durch Emulsions-, Dispersions-
oder Suspensionspolymerisation von Monomeren unter Zusatz von Disper
gierhilfsmitteln hergestellt, wie in US 2,754,280, EP-A 0 037 923,
EP-A 0 065 253, DE-A 35 43 361 oder DE-A 37 12 860 beschrieben. Den
Polymerdispersionen werden als zweite oder weitere Mischungspartner Kon
fektionierungsmittel, d. h. üblicherweise flüssige Zusatzstoffe, die für die An
passung an verschiedene Anwendungszwecke notwendig sind, zugemischt.
Beispiele für Konfektionierungsmittel sind Konservierungsmittel (Mikrobiozide)
für den Schutz vor zum Beispiel Bakterien- oder Pilzbefall, Filmbildungs
hilfsmittel oder Verlaufmittel für die Anwendung zur Herstellung von An
strichmitteln, Entschäumer zur Vermeidung der Schaumbildung in Verarbei
tungsprozessen, Natur- oder Kunstharzemulsionen, oder auch klebrig
machende Harzemulsionen, sogenannte Tackifier, die Haftklebstoffdispersionen
zugesetzt werden.
Als Konfektionierungsmittel werden beispielsweise Formulierungen der
Natriumsalze des 1,2-Benzisothiazolin-3-ons in einem Gemisch aus Wasser
und Propylenglykol, beispielsweise Proxel® XL2 der ICI, oder Formulie
rungen biozider (Chlor)isothiazolone, beispielsweise Aktizid® LA der THOR
CHEMIE GmbH oder Kathon® LX plus der ROHM & HAAS eingesetzt.
Weitere Konfektionierungsmittel sind Diole wie Butylglykol, Butyldiglykol,
Diethylenglykol oder Alkohole wie Ethanol, Isopropanol oder Octadecanol.
Für weitere Konfektionierungsmittel werden beispielhaft Handelsmarken der
BASF AG angegeben. Es sind dies Lösungsmittel wie Lusolvan® FBH,
Komplexbildner, beispielsweise auf der Basis von Ethylendiamintetraessig
säure, wie Trilon® B flüssig, synthetische Harzlösungen, beispielsweise
wäßrige Lösungen von Polyvinylmethylethern wie Lutonal® M 40, Lösungen
von Ammoniumpolyacrylaten wie Collacral® P, Weichmacher, beispielsweise
Dibutylphthalat wie Palationol® C, anionische Dispersionen von Montanester
wachs beispielsweise Gleitmitteldispersion® 8645. Weitere Konfektionierungs
mittel sind Harnstoff und Ethylenharnstoff, Natronlauge, Kalilauge, Ammoni
ak, Calciumhydroxid, Zinknitrat, Zinkoxide, Emulgatoren wie Alkylphenol
ethoxylate, beispielsweise Emulgator® 825 der BASF AG, Blockcopolymeri
sate auf der Basis von Propylen- und Ethylenoxid, Entschäumer wie Dapro®
DF 900 der KRAHN CHEMIE GmbH und Byk® 033 der BYK-CHEMIE
GmbH, Nopco® 8034 E/D der Henkel KGaA, desgleichen Benzophenon,
Lösungsmittel wie Testbenzin und Aceton, Polyvinylalkohole, modifizierte
Kollophoniuntharze, wie Tacolyn® 3179 der HERCULES, Permatac® A751
der ALLIANCE TECHNICAL PRODUCTS (ATP), Snowtac®-Typen der
AKZO NOBEL.
Die Konfektionierungsmittel werden im allgemeinen in einem Anteil von bis
zu etwa 20 Gew.-%, in Einzelfällen auch in einem höheren Anteil von bis
zu 50 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Polymerdispersion, eingesetzt.
Die Konfektionierungsmittel können in eine Polymerdispersion mit einem
Umsetzungsgrad von mindestens 99% oder in eine Polymerdispersion mit
einem Umsetzungsgrad von 80 bis 99% dosiert werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich auch besonders zur Verarbeitung
von Mischungspartnern, die miteinander chemisch reagieren.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann beispielsweise zur Neutralisation
alkalischer, feststoffhaltiger Prozeß- und Abwässer mit Kohlendioxid vor
teilhaft eingesetzt werden.
Bei üblichen Verfahren wird das Kohlendioxid mit einer Düse in eine
Rohrleitung dosiert. Durch einen statischen Mischer hinter der Einspeisestelle
kann die notwendige Reaktionsstrecke wesentlich verkürzt werden. Insbeson
dere bei Abwässern aus der Papier-, Zellstoff- und Textilindustrie ist jedoch
der Einsatz von statischen Mischern wegen der faserigen Anteile im Ab
wasser, die zu Verstopfungen führen, nicht möglich.
Dagegen kann mit einem rohrförmigen Reaktor, wie er beim erfindungs
gemäßen Verfahren eingesetzt wird, die Einmischung von Kohlendioxid und
die Neutralisationsreaktion unabhängig vom Vorhandensein faseriger Anteile
innerhalb einer kurzen Rohrstrecke durchgeführt werden. Verstopfungen
durch feste, faserförmige Verunreinigungen im Abwasserstrom treten nicht
auf. Durch die weitgehend gleichbleibende Mischgüte über einen großen
Volumenstrombereich kann die Neutralisationsanlage auch mit schwankenden
Abwasserströmen, wie sie beispielsweise bei Anfahr- und Abfahrvorgängen
auftreten können, betrieben werden. Ein Pufferbehälter zur Vergleichmäßi
gung des Abwasserstroms ist daher in der Regel nicht notwendig.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung geht aus von einem rohrförmigen Reaktor
mit einem oder mehreren, vorzugsweise drei bis zwölf, jeweils aus einem
Reaktorschuß und einer Drosselanordnung vorzugsweise Blenden aufgebauten,
hintereinander geschalteten Element(en), wobei die Drosselanordnungen mit
steigendem Volumenstrom selbsttätig einen größeren Reaktorquerschnitt
freigeben. Die Vorrichtung ist dann dadurch gekennzeichnet, daß die freige
gebenen Öffnungen zur Reaktorlängsachse versetzt sind, insbesondere daß die
von zwei aufeinanderfolgenden Drosselanordnungen freigegebenen Öffnungen
gegeneinander verdreht angeordnet sind. Durch diese asymmetrische Ausge
staltung der Blenden wird der Gemischstrom umgelenkt, wodurch, insbeson
dere bei hochviskosen Gemischen, die Mischqualität weiter erhöht wird.
Eine weitere Anordnung sieht vor, daß in mindestens einem aus jeweils
einem Reaktorschuß und einer Drosselanordnung aufgebauten Element,
bevorzugt stromauf der Drosselanordnung, ein Düsenring mit bevorzugt
gleichem Innendurchmesser wie der Reaktorschuß, sowie mit einer oder
mehreren Bohrung(en) für die Zuführung fluider oder fester Mischungs
partner seriell angeordnet ist. Durch die Verwendung von Düsenringen für
die Zuführung von fluiden oder festen Mischungspartnern wird die Mischgüte
weiter verbessert. Der Reaktor mit Drosselanordnungen ist vorzugsweise aus
Metall, insbesondere Edelstahl, z. B. 1.4541 oder 1.4571 oder aus Kunststoff,
beispielsweise PVC, gefertigt. Der Reaktor kann innen beschichtet sein,
beispielsweise mit Gummi oder Kunststoff, insbesondere mit Teflon. Übliche
Nennweiten des Reaktors sind 25, 50, 80, 100, 150 oder 200 mm, in
Abhängigkeit vom Volumenstrom des Stoffgemisches.
Die vorzugsweise als Blenden ausgebildeten Drosselanordnungen sind in der
Regel aus Edelstahl gefertigt. Je nach Anwendungsfall kommen auch korro
sionsfestere Blenden, beispielsweise aus gummiertem stahl- oder kunststoff
beschichtetem, insbesondere teflonbeschichtetem Stahl zum Einsatz.
Die Düsenringe, die ebenfalls bevorzugt aus Edelstahl gefertigt sind, sind
derart gestaltet, daß die zweiten oder weiteren Mischungspartner über einen
koaxial angeordneten Ringraum und eine oder mehrere, bevorzugt drei
Bohrungen in den Hauptstrom, beispielsweise eine Polymerdispersion einge
bracht werden. Die Bohrungen sind zur Längsachse des Reaktors in einem
Winkel von 10 bis 90°, bevorzugt in einem Winkel 45 bis 90° und/oder
zum Reaktorradius in einem Winkel von 0 bis 90°, bevorzugt in einem
Winkel von 5 bis 45° angeordnet.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung und anhand von
Ausführungsbeispielen näher erläutert:
Fig. 1 ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung schematisch dargestellt;
Fig. 2 zeigt einen Schnitt durch einen Düsenring.
Die in Fig. 1 schematisch dargestellte Anlage zeigt einen Kessel 1 mit
einer Rührvorrichtung 2, aus dem ein erster fluider Mischungspartner,
beispielsweise eine Polymerdispersion, über eine Leitung 3 mittels einer
Pumpe 4 in den aus hintereinander geschalteten Reaktorschüssen und Dros
selanordnungen aufgebauten Reaktor 5 geleitet und anschließend in einen
zweiten Kessel 6 übergeführt oder im Kreislauf in den Ausgangskessel 1
wieder zurückgepumpt wird. Zweite oder weitere Mischungspartner, beispiels
weise Konfektionierungsmittel, werden aus einem vorzugsweise gerührten
Vorratsbehälter 7 über Pumpen 4 direkt vor dem Reaktor 5 und/oder über
die Reaktorlänge verteilt, über Leitungen 8 dem Reaktor 5 zugeführt. Die
Zuführung der zweiten oder weiteren Mischungspartner in den Reaktor 5
erfolgt bevorzugt über Düsenringe, die in Fig. 2 dargestellt sind, und die
bevorzugt stromauf der Drosselanordnungen des Reaktors 5 eingebaut sind.
Als Pumpen 4 können herkömmliche Chemiepumpen, wie Schlauchpumpen,
Druckluftmembranpumpen, Exzenterschneckenpumpen, vorzugsweise jedoch
pulsationsfreie Pumpen, wie Exzenterschneckenpumpen mit frequenzgeregeltem
Antrieb sowie Zahnradpumpen eingesetzt werden.
Als Rührer 2 für die Kessel 1 und 6 sowie für den Vorratsbehälter 7
können übliche Rührer, beispielsweise Anker-Propeller, MIG- oder Blatt
rührer eingesetzt werden.
Durch die Aufteilung der zweiten oder weiteren Mischungspartner auf
unterschiedliche Zugabeorte entlang des Reaktors 5 werden hohe lokale
Konzentrationen vermieden und die Mischgüte verbessert, beispielsweise
durch Reduzierung oder Vermeidung der Koagulatbildung bei der Konfektio
nierung von Polymerdispersionen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn hinter
einander angeordnete Düsenringe gegeneinander versetzt eingebaut sind,
beispielsweise Düsenringe mit drei symmetrisch zueinander angeordneten
Bohrungen um 60° gegeneinander verdreht sind.
Der modulare Aufbau des Reaktors aus hintereinander geschalteten Reaktor
schüssen und Drosselanordnungen, insbesondere Blenden, erlaubt eine hohe
Flexibilität für unterschiedliche Anwendungszwecke, insbesondere für unter
schiedliche Viskositäten und Volumenstromverhältnisse. Ebenso kann die Zahl
und Materialstärke der Blenden an die Eigenschaften der zuzuführenden Mi
schungspartner, insbesondere deren Viskosität und Volumenstrom angepaßt
werden. Die Blenden könne einfach ausgebaut und gereinigt oder ausge
tauscht werden.
Der Reaktor 5 wird üblicherweise im Temperaturbereich von ca. 10°C bis
120°C, bevorzugt von 20°C, besonders bevorzugt von 30°C bis 60°C
eingesetzt.
Im Verfahren zur Konfektionierung von Polymerdispersionen nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren können die Konfektionierungsmittel in unver
dünnter oder verdünnter Form, nacheinander oder im Falle mehrerer Kon
fektionierungsmittel auch als Gemisch dosiert werden. Die Dosierung erfolgt
entweder mittels Pumpen 4 oder durch Druck über die Zuführleitungen 8.
Werden Konfektionierungsmittelgemische eingesetzt, so kann es vorteilhaft
sein, daß diese eine in der Zuführleitung 8 angeordnete Mischvorrichtung 2
passieren. Konfektionierungsmittelgemische sind beispielsweise Gemisch aus
Filmbindehilfsmitteln und Entschäumern. Eine derartige zusätzliche Mischvor
richtung 2 ist dann stets erforderlich, wenn miteinander nicht mischbare
Konfektionierungsmittel aus demselben Vorratsbehälter dosiert werden. In
solchen Fällen ist es ebenfalls notwendig, daß der Vorratsbehälter 7 gerührt
ist.
Innerhalb der Zuführleitung 3 für die Polymerdispersion muß während des
Verfahrens ein Mindestdurchfluß bestehen, der so eingestellt wird, daß der
Koagulatanteil in der konfektionierten Polymerdispersion einen vorgegebenen
Wert von 0,1 Gew.-%, vorzugsweise einen Wert von 0,01 Gew.-% nicht
überschreitet. Der Koagulatanteil wird durch Siebung nach DIN 53786 be
stimmt. Ist der Koagulatanteil zu hoch, so wird der Durchfluß der Polymer
dispersion durch Erhöhung der Pumpleistung der Pumpe 4 erhöht, wobei die
Erhöhung der Pumpleistung nach oben hin begrenzt ist, da es auch infolge
von Scherung zur Koagulation kommen kann.
Um Schaumbildung während der Konfektionierung zu vermeiden kann es
vorteilhaft sein, im Kessel 2 unter reduziertem Druck zu rühren.
In die Zuführleitung 3 für die Polymerdispersion und/oder in die Zuführ
leitungen 8 für die Konfektionierungsmittel können Vorrichtungen zur Be
stimmung und/oder des pH-Wertes und/oder Vorrichtungen zur Bestimmung
der Viskosität eingebaut werden.
Der in Fig. 2 dargestellte Düsenring hat einen koaxialen Ringraum 21 und
bevorzugt drei Bohrungen 22 für die Zuführung von Mischungspartnern zum
Hauptstrom.
Der in den Beispielen genannte Koagulatanteil wurde durch Sieben nach DIN
53786 bestimmt. In Abwandlung der DIN 53786 wurden jeweils 1 kg der
in den entsprechenden Beispielen hergestellten Stoffgemische über ein Sieb
der Maschenbreite von 0,125 mm filtriert. Der Rückstand wurde mit entioni
siertem Wasser ausgewaschen und getrocknet. Anschließend wurde der
Siebrückstand ausgewogen. Die Angaben des Koagulatanteils erfolgen in
Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der konfektionierten Dis
persion.
Zur Beurteilung der Mischgüte wurde nach dem erfindungsgemäßen Ver
fahren eine Modellsubstanz, die mit ca. 1000 mPas eine den realen Poly
merdispersionen vergleichbare hohe Viskosität hat, die aber transparent ist,
und zwar eine 9,5%ige Luviskol® K90-Lösung mit einer 1%-igen wäßrigen
Basilen®blaulösung, d. h. einem Oxazinfarbstoff der Firma BASF AG ge
mischt. Der Reaktor 5 mit einem Durchmesser von 20 mm war mit vier
symmetrischen Mischblenden ausgestattet und die Zudosierung der Farblösung
erfolgte über einen Düsenring mit drei symmetrisch angeordneten Düsen.
Das Mischungsverhältnis Luviskol®: Farblösung betrug 10 zu 1 und der
Luviskol®-Volumenstrom 0,25 m3/h.
Die erhaltene Mischung hatte einen Homogenitätsgrad (δ/x) von 0,24.
Die Versuchsbedingungen entsprachen denen des Beispiels 1. Der Reaktor 5
mit Mischblenden wurde jedoch durch ein Leerrohr ausgetauscht.
Der Homogenitätsgrad der erhaltenen Mischung war mit 0,97 wesentlich
schlechter.
Konfektionierung einer Polymerdispersion für Anstrichzwecke nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren.
Aus einem Rührkessel wurden 10 kg einer wäßrigen Polymerdispersion mit
50 Gew.-% Copolymerisat, enthaltend 49,2 Gew.-% n-Butylacrylat, 45,4
Gew.-% Styrol, 2,9 Gew.-% Acrylamid und 2,5 Gew.-% Acrylsäure mittels
einer Schlauchpumpe innerhalb einer Stunde durch einen Reaktor 5 mit
Durchmesser 20 mm und 5 Mischblenden in einen Behälter transferiert.
Während des Transfers wurden innerhalb einer Stunde 100 g Butyldiglykol
mittels einer Schlauchpumpe über eine Düse vor die erste Mischblende
dosiert.
Anschließend wurde der Siebrückstand bestimmt. Der Koagulatanteil betrug
0,006%.
In einem Rührkessel mit Blattrührer wurden zu 10 kg eine Polymerdisper
sion oben angegebener Zusammensetzung innherhalb einer Stunde 100 g
Butyldiglykol über eine Schlauchpumpe zudosiert und eine weitere halbe
Stunde nachgerührt.
Anschließend wurde der Siebrückstand bestimmt. Der Koagulatanteil war mit
0,151% wesentlich höher als bei dem nach dem erfindungsgemäßen Ver
fahren hergestellten Gemisch.
10 kg einer Polymerdispersion auf der Basis von Styrol und Butylacrylat
und 10 kg einer acrylnitrilhaltigen Acrylesterdispersion wurden innerhalb
einer Stunde gleichmäßig einem Reaktor 5 mit einem Durchmesser von 20
mm und 10 Mischelementen zudosiert, wobei die Aufgabe der Dispersionen
vor dem ersten bzw. zwischen dem ersten und zweiten Mischelement erfolg
te. Die Aufgabedüsen waren dabei um ca. 180° versetzt. Die den Reaktor
5 verlassende Mischung wurde in einem ungerührten Behälter gesammelt.
Es wurde die Homogenität der resultierenden Mischung durch Vergleich der
IR-Spektren mit dem IR-Spektrum einer zuvor durch intensives Verrühren
erzeugten Mischung gleicher Zusammensetzung sowie der Koagulatanteil über
den Siebrückstand bestimmt.
Die folgende Tabelle zeigt die Meßergebnisse für die nach den angegebenen
Zeitintervallen hinter dem Reaktor 5 entnommenen Proben:
Das Beispiel zeigt, daß eine koagulatarme, homogene Dispersionsmischung
erhalten wurde.
In einer Technikumsanlage wurden 5 m3/h eines alkalischen Abwasserstroms
mit einem pH-Wert von 11 und einer Natronlaugenkonzentration von 0,03
kg/m3 in einem rohrförmigen Reaktor mit Kohlendioxid neutralisiert. Der
vertikal angeordnete Reaktor bestand aus Acrylglas, hatte die Nennweite
DN 50 mm und war mit 5 Mischblenden ausgestattet. Am Reaktoraustritt
wurde mit einer pH-Elektrode kontinuierlich der pH-Wert des behandelten
Abwassers gemessen. Die Zudosierung des Kohlendioxids in den Reaktor
erfolgte mittels einer Glasfritte vor der ersten Mischblende. Die Kohlen
dioxidmenge wurde so eingeregelt, daß sich ein pH-Wert von 8 am Reaktor
ausgang ergab. Der zugeführte Volumenstrom an Kohlendioxid betrug ca.
85 Nl/h. Das aus dem Reaktor austretende, neutralisierte' Abwasser war frei
von gasförmigem Kohlendioxid.
Claims (10)
1. Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von homogenen Stoffgemi
schen aus einem ersten fluiden Mischungspartner und einem oder mehr
eren weiteren fluiden oder festen Mischungspartnern, gekennzeichnet
durch die Verwendung eines rohrförmigen Reaktors (5) mit einer oder
mehreren Drosselanordnungen, die mit steigendem Volumenstrom selbst
tätig einen größeren Reaktorquerschnitt freigeben.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Volumen
strom des ersten Mischungspartners während der Durchführung des
Mischungsverfahrens um den Faktor ± 10, insbesondere um den Faktor
± 5 variiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Viskositätsunterschied zwischen mindestens zwei Mischungspartnern
größer als 100 mPas, insbesondere größer als 1000 mPas ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das Volumenstromverhältnis zwischen dem ersten und den weiteren
Mischungspartnern im Bereich von 1000 zu 1 bis 1 zu 1, bevorzugt im
Bereich von 100 zu 1 bis 1 zu 1, besonders bevorzugt im Bereich von
5 zu 1 bis 1 zu 1 liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der erste fluide Mischungspartner eine homogene oder nichthomoge
ne Flüssigkeit, insbesondere eine Dispersion, besonders bevorzugt eine
Polymerdispersion ist und daß der oder die weiteren Mischungspartner
homogene oder nichthomogene Flüssigkeiten und/oder Feststoffe
und/oder Gase sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Mischungspartner chemisch reagieren.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprü
che 1 bis 6, mit einem oder mehreren, vorzugsweise drei bis zwölf,
jeweils aus einem Reaktorschuß und einer Drosselanordnung, vorzugs
weise Blenden, aufgebauten, hintereinander geschalteten Element(en),
wobei die Drosselanordnungen mit steigendem Volumenstrom selbsttätig
einen größeren Reaktorquerschnitt freigeben, dadurch gekennzeichnet,
daß die freigegebenen Öffnungen zur Reaktorlängsachse versetzt sind,
insbesondere daß die von zwei aufeinander folgenden Drosselanord
nungen freigegebenen Öffnungen gegeneinander verdreht angeordnet sind.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprü
che 1 bis 6, oder Vorrichtung nach Anspruch 7, mit einem oder
mehreren, vorzugsweise drei bis zwölf, jeweils aus einem Reaktorschuß
und einer Drosselanordnung aufgebauten, hintereinander geschalteten
Element(en), dadurch gekennzeichnet, daß in mindestens einem Element,
bevorzugt stromauf der Drosselanordnung, ein Düsenring mit bevorzugt
gleichem Innendurchmesser wie der Reaktorschuß, sowie mit einer oder
mehreren, vorzugsweise drei Bohrung(en) (22) für die Zuführung fluider
oder fester Mischungspartner seriell angeordnet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrun
gen zur Längsachse des Reaktors in einem Winkel von 10 bis 90°,
bevorzugt in einem Winkel von 45 bis 85° und/oder zum Reaktorradius
in einem Winkel von 0 bis 90°, bevorzugt in einem Winkel von 5 bis
45° angeordnet sind.
10. Verwendung des Verfahrens oder der Vorrichtung nach einem der
Ansprüche 1 bis 9 zur Konfektionierung von Polymerdispersionen für
Anstrich- und Klebemittel.
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