DE19738106A1 - Verfahren zum thermischen Behandeln von flüchtige, brennbare Bestandteile enthaltendem Material - Google Patents
Verfahren zum thermischen Behandeln von flüchtige, brennbare Bestandteile enthaltendem MaterialInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum thermischen Behandeln
von flüchtige, brennbare Bestandteile enthaltendem
Einsatz-Material mit einem Wassergehalt von bis zu 20 Gew.-%,
wobei man das Einsatz-Material mit heißen körnigen Feststoffen,
die aus einem Sammelbunker kommen, in einem Pyrolysereaktor
mischt, aus dem Reaktor Gase und Dämpfe abzieht und im Reaktor
ein Feststoffgemisch erzeugt, welches man aus dem Reaktor
abführt, wobei man mindestens einen Teil davon außerhalb des
Reaktors erhitzt und über den Sammelbunker in den
Pyrolysereaktor zurückführt.
Aus dem US-Patent 3 703 442 ist ein Verfahren dieser Art
bekannt, welches der thermischen Depolymerisation bituminöser
Materialien und insbesondere Ölschiefer dient. Der Ölschiefer
wird hierbei mit körnigen heißen Feststoffen von etwa 630°C
gemischt, wobei sich eine Mischungstemperatur von etwa 530°C
einstellt. Man arbeitet bei relativ niedrigen Temperaturen, um
Crackprozesse in der Gasphase zu vermeiden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, aus dem
Einsatz-Material ein Gas mit möglichst hohem Heizwert zu
gewinnen, das ganz oder weitgehend teerfrei ist und somit nur
einen geringen Gehalt an kondensierbaren organischen
Bestandteilen aufweist. Erfindungsgemäß wird dies beim eingangs
genannten Verfahren dadurch erreicht, daß man die heißen
körnigen Feststoffe mit Temperaturen im Bereich von 700 bis
1100°C aus dem Sammelbunker in den oberen Bereich des
Pyrolysereaktors leitet, daß der Reaktor im oberen Bereich eine
Rieselzone und unter der Rieselzone ein Wanderbett oder
Wirbelbett mit Temperaturen im Bereich von 650 bis 1000°C
aufweist, daß man die heißen körnigen Feststoffe und das
Einsatz-Material zumindest teilweise gemeinsam abwärts durch die
Rieselzone zum Wanderbett oder Wirbelbett leitet und daß man
Gase und Dämpfe aus dem Wanderbett oder Wirbelbett aufwärts im
Gegenstrom zu den heißen Feststoffen durch die Rieselzone führt,
bevor man sie aus dem oberen Bereich des Reaktors abzieht. Die
heißen körnigen Feststoffe werden nachfolgend auch als
Wärmeträger-Feststoffe bezeichnet.
Beim Verfahren der Erfindung gibt man dem Pyrolysereaktor hoch
erhitzte Feststoffe zu, und man sorgt auch im Wanderbett oder
Wirbelbett für relativ hohe Temperaturen. Dadurch werden in den
Gasen und Dämpfen im Reaktor und insbesondere auch im Bereich
der Rieselzone erwünschte Crackreaktionen hervorgerufen. Die aus
dem Reaktor abgezogenen Gase und Dämpfe sind dadurch an
Komponenten mit niederem Molgewicht angereichert, wodurch
insbesondere der Anteil an Wasserstoff, Methan und kurzkettigen
Olefinen hoch ist. Auf diese Weise ist es ohne weiteres möglich,
ein Gas mit einem unteren Heizwert von 20 bis 25 MJ/Nm3 zu
erzeugen. Gleichzeitig kann man einen Kaltgas-Wirkungsgrad von
75 bis 85% erreichen, weil die Temperaturen im Pyrolysereaktor
sehr hoch liegen. Der Kaltgas-Wirkungsgrad W errechnet sich aus
W = (G.a) : (M.b)
dabei bedeuten
G = Menge des erzeugten Gases (Nm3/h),
M = Menge des Einsatz-Materials (kg/h),
a = unterer Heizwert des erzeugten Gases (MJ/Nm3),
b = unterer Heizwert des Einsatz-Materials (MJ/kg).
G = Menge des erzeugten Gases (Nm3/h),
M = Menge des Einsatz-Materials (kg/h),
a = unterer Heizwert des erzeugten Gases (MJ/Nm3),
b = unterer Heizwert des Einsatz-Materials (MJ/kg).
Als Material, das man dem Pyrolysereaktor aufgibt, kommen
thermisch getrockneter Klärschlamm, Biomassen, Abfallkunststoffe
oder andere organische Rückstände enthaltende Materialien
verschiedenster Art mit hohem Anteil an flüchtigen Bestandteilen
in Frage.
Vorteilhafterweise wird das Einsatz-Material gleichzeitig durch
eine oder mehrere Aufgabestellen in die Rieselzone des
Pyrolysereaktors geleitet. Bei mehreren Aufgabestellen erreicht
man eine Vorverteilung des eingespeisten Materials.
Üblicherweise wird man das feuchte Material durch 1 bis 6
Aufgabestellen in den Reaktor leiten. Die Aufgabestellen können
im oberen, mittleren oder unteren Bereich der Rieselzone münden.
Zweckmäßigerweise ist der Pyrolysereaktor und insbesondere auch
seine Rieselzone frei von rotierenden Mischeinrichtungen, um
Verschleißprobleme möglichst auszuschließen. In der Rieselzone
kann man durch ortsfeste dachartige Einbauten für ein Aufteilen
und mehrfaches Umlenken der rieselnden Feststoffströme sorgen
und so deren rasche Durchmischung herbeiführen.
Für die Rieselzone empfiehlt sich eine Höhe von 1 bis 10 m,
wobei man die Höhe im Einzelfall abhängig vom Einsatz-Material
und den Temperaturen insbesondere in der Rieselzone festlegt.
Auf diese Weise ergeben sich für die aus dem Wirbelbett oder
Wanderbett aufsteigenden Gase und Dämpfe in der Rieselzone
Verweilzeiten im Bereich von 0,5 bis 20 Sekunden und zumeist 1
bis 10 Sekunden. Mit steigender Temperatur nimmt die
Geschwindigkeit der Crackreaktionen zu, so daß bei hohen
Temperaturen mit kürzeren Verweilzeiten gearbeitet werden kann.
Es kann empfehlenswert sein, das Einsatz-Material von außen in
den mittleren oder unteren Bereich der Rieselzone einzuspeisen,
während man aber die heißen körnigen Feststoffe in den oberen
Bereich der Rieselzone aufgibt. Dadurch kommen die aufsteigenden
Gase und Dämpfe im oberen Bereich der Rieselzone nur mit den
heißen Feststoffen in Kontakt. Bei vorgegebener Cracktemperatur
kann so die nötige Verweilzeit der Gase und Dämpfe in der
Rieselzone verringert werden oder aber kann die Temperatur der
eingespeisten Feststoffe abgesenkt werden.
Es kann ferner empfehlenswert sein, den Sammelbunker dafür zu
nutzen, um die Temperatur der Wärmeträger-Feststoffe weiter zu
erhöhen, bevor sie in den Pyrolysereaktor geleitet werden.
Insbesondere durch Einleiten eines O2-haltigen Gases (z. B. Luft)
in den Sammelbunker kann dort für eine Verbrennung gesorgt
werden, welche die Temperaturen in erwünschter Weise erhöht.
Ausgestaltungsmöglichkeiten des Verfahrens werden mit Hilfe der
Zeichnung erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 ein Fließschema des Verfahrens und
Fig. 2 eine Variante des Pyrolysereaktors im Längsschnitt.
Gemäß Fig. 1 führt man dem Pyrolysereaktor (1) durch die Leitung
(2) das zu behandelnde Einsatz-Material und durch die Leitung
(3) heiße körnige Feststoffe als Wärmeträger zu. Die Leitung (2)
verzweigt sich vor Eintritt in den Reaktor (1) auf mehrere
Aufgabestellen (2a) und (2b). Im oberen Bereich des Reaktors (1)
befindet sich die Rieselzone (1a), darunter bildet das
Feststoffgemisch (4) ein Wanderbett oder Wirbelbett. Wenn man
dem Reaktor (1) in den unteren Bereich ein Sichtungsgas, z. B.
Stickstoff oder Wasserdampf, durch die gestrichelt
eingezeichnete Leitung (5) zuführt, kann man die
Feststoffschüttung soweit auflockern, daß zumindest teilweise
ein Wirbelbett gebildet wird. Ohne ein solches Sichtungsgas
bildet das Feststoffgemisch (4) eine Schüttung, die sich als
Wanderbett langsam nach unten bewegt, weil ständig Feststoffe
durch die Leitung (6) abgezogen werden.
Bereits in der Rieselzone (1a) werden die mit Temperaturen von
700 bis 1100°C durch die Leitung (3) herangeführten heißen
Feststoffe zumindest teilweise mit dem Einsatz-Material
durchmischt. Zu diesem Zweck weist die Rieselzone ortsfeste
Umlenkeinrichtungen in Form mehrerer dachartiger Einbauten (8)
auf. Auf eine rotierende Mischvorrichtung wird hierbei
verzichtet.
Die sich durch die Rieselzone (1a) abwärts bewegenden heißen
Wärmeträger-Feststoffe kommen intensiv in Kontakt mit dem sich
ebenfalls abwärts bewegenden Einsatz-Material, das dabei erhitzt
und einer Entgasung unterzogen wird. Gleichzeitig strömen Gase
und Dämpfe aufwärts durch die Rieselzone (1a), die während der
Erhitzung gebildet werden. Die Gase und Dämpfe werden durch die
Leitung (9) zu einem Zyklonabscheider (10) geführt, wo man
mitgeführte Feststoffe weitgehend abtrennt. Die Feststoffe
können durch die Leitung (11) zumindest teilweise in den Reaktor
(1) zurückgeführt werden, einen Teil kann man durch die Leitung
(12) aus dem Verfahren entfernen. Die den Zyklonabscheider (10)
durch die Leitung (15) verlassenden Gase und Dämpfe werden einer
an sich bekannten Gasreinigung (16) aufgegeben, wobei auch eine
Kühlung stattfindet. Gereinigte Gase und Dämpfe ziehen zur
weiteren Verwendung, z. B. als Brenngas, in der Leitung (17) ab.
Das in der Leitung (6) aus dem Reaktor (1) abgezogene heiße
Feststoffgemisch kann teilweise durch die Leitung (7) aus dem
Verfahren entfernt werden. Die übrigen Feststoffe werden zum Fuß
einer pneumatischen Förderstrecke (20) geführt, der man durch
die Leitung (21) Heißluft zuführt. Die Heißluft fördert die
Feststoffe nach oben, wobei gleichzeitig brennbare Substanzen
verbrannt werden, was zur Erhitzung der Feststoffe führt. Das
Gemisch aus Feststoffen und Gasen gelangt in einen Sammelbunker
(22), Gase werden durch die Leitung (23) abgezogen, durch einen
Zyklonabscheider (24) geführt und in der Leitung (25) einer
nicht dargestellten Abgasreinigung zugeführt. Abgeschiedene
Feststoffe können in der Leitung (26) entfernt oder durch die
Leitung (26a) zurück in den Sammelbunker (22) geführt werden.
Die sich im unteren Bereich des Bunkers (22) sammelnden heißen
körnigen Feststoffe weisen Temperaturen von 700 bis 1100°C auf.
Wenn diese Temperaturen nicht bereits in der pneumatischen
Förderstrecke (20) erreicht werden, kann man durch die Leitung
(28) dem Bunker (22) ein O2-haltiges Gas (z. B. Luft) zuführen
und die Temperaturen im Bunker durch Nachverbrennung erhöhen.
Die Gaszufuhr durch die Leitung (28) kann ferner auch dazu
genutzt werden, um durch Sichten staubfeine Feststoffe zu
entfernen, wobei man diese Stäube durch die Leitung (23) zum
Abscheider (24) führt und sie durch die Leitung (26) aus dem
Kreislauf entfernt.
Fig. 2 zeigt eine modifizierte Ausführungsform des
Pyrolysereaktors (1) mit Gegenstromführung der heißen
Wärmeträger-Feststoffe und der gebildeten Gase und Dämpfe
oberhalb der Einmündungen der Leitungen (2a) und (2b), durch die
das Einsatz-Material zugeführt wird. Die Wärmeträger-Feststoffe
kommen aus der Leitung (3) die übrigen Bezugsziffern haben die
bereits zusammen mit der Fig. 1 erläuterte Bedeutung.
Einem Pyrolysereaktor (1), wie er in Fig. 2 dargestellt ist,
werden pro Stunde 5 t getrockneter Klärschlamm mit einer
Restfeuchte von 7 Gew.-% durch Leitung (2) zugeführt. Der
Klärschlamm besteht zu 63 Gew.-% aus flüchtigen Bestandteilen,
er hat einen unteren Heizwert von 17,0 MJ/kg. Dem Reaktor (1)
führt man 80 t/h heiße Wärmeträger-Feststoffe mit 900°C durch
die Leitung (3) zu. Hierdurch entstehen 2920 Nm3/h, 850 °C heißes
Pyrolysegas mit einem unteren Heizwert von 23,3 MJ/Nm3 welches
durch Leitung (9) abgeführt, im Zyklon (10) entstaubt und dann
der Gasreinigung (16) zugeführt wird. Aus dem Pyrolysereaktor
zieht man 81 t/h auf 750°C gekühlte Feststoffe durch Leitung (6)
ab. Nach Ausschleusung des überschüssigen Rückstandes (1 t/h)
durch Leitung (7) wird der Wärmeträger-Feststoff in die
pneumatische Förderstrecke (20) dosiert und dort mit
vorgeheizter Verbrennungsluft durch Leitung (21) in den
Sammelbunker (22) gefördert, wobei durch Abbrand von Restkoks
aus dem Wärmeträger-Feststoff dieser auf 900°C rückerhitzt wird.
Er wird dann bei dieser Temperatur im Sammelbunker (22) und
Zyklon (24) von den Abgasen getrennt und dosiert dem Reaktor (1)
wieder zugeführt.
Claims (9)
1. Verfahren zum thermischen Behandeln von flüchtige, brennbare
Bestandteile enthaltendem Einsatz-Material mit einem
Wassergehalt von bis zu 20 Gew.-%, wobei man das
Einsatz-Material mit heißen körnigen Feststoffen, die aus
einem Sammelbunker kommen, in einem Pyrolysereaktor mischt,
aus dem Reaktor Gase und Dämpfe abzieht und im Reaktor ein
Feststoffgemisch erzeugt, welches man aus dem Reaktor
abführt, wobei man mindestens einen Teil davon außerhalb des
Reaktors erhitzt und über den Sammelbunker in den
Pyrolysereaktor zurückführt, dadurch gekennzeichnet, daß man
die heißen körnigen Feststoffe mit Temperaturen im Bereich
von 700 bis 1100°C aus dem Sammelbunker in den oberen Bereich
des Pyrolysereaktors leitet, daß der Reaktor im oberen
Bereich eine Rieselzone und unter der Rieselzone ein
Wanderbett oder Wirbelbett mit Temperaturen im Bereich von
650 bis 1000°C aufweist, daß man die heißen körnigen
Feststoffe und das Einsatz-Material zumindest teilweise
gemeinsam abwärts durch die Rieselzone zum Wanderbett oder
Wirbelbett leitet und daß man Gase und Dämpfe aus dem
Wanderbett oder Wirbelbett aufwärts im Gegenstrom zu den
heißen Feststoffen durch die Rieselzone führt, bevor man sie
aus dem oberen Bereich des Reaktors abzieht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
Einsatz-Material Klärschlamm, Biomasse, Abfallkunststoffe
oder andere organische Rückstände enthaltende Materialien in
den Pyrolysereaktor geleitet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Einsatz-Material gleichzeitig durch mehrere Aufgabestellen in
die Rieselzone des Pyrolysereaktors geleitet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch
gekennzeichnet, daß die Rieselzone eine Höhe von 1 bis 10 m
aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Einsatz-Material zumindest teilweise
in den unteren Bereich der Rieselzone eingeleitet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die heißen Feststoffe im Sammelbunker
durch Verbrennung nacherhitzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch
gekennzeichnet, daß in den unteren Bereich des
Pyrolysereaktors ein Sichtungs- oder Strippgas eingeleitet
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch
gekennzeichnet, daß der Pyrolysereaktor frei von rotierenden
Mischeinrichtungen ist.
9. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verweilzeit der Gase und Dämpfe im
Pyrolysereaktor 0,5 bis 20 Sekunden beträgt.
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