DE19734279A1 - Wasserstoffhaltiges Medikament - Google Patents
Wasserstoffhaltiges MedikamentInfo
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Description
Die Erfindung betrifft wasserstoffgashaltige Medikamente, Verfahren zu deren
Herstellung und deren Verwendung zur Behandlung von Lungenerkrankungen und
entzündlichen Prozessen im Körper von Säugetieren und dem Menschen.
Die Verwendung von Stickstoffmonoxid (NO) enthaltenden Gasgemischen zur
Behandlung von reversibler pulmonaler Vasokonstriktion und Bronchokonstriktion
wird in WO 92/10228-A1 beschrieben. Das NO-Gasgemisch wird einem
Beatmungsgas zugesetzt.
Im medizinischen Bereich werden Gase, zum Beispiel Lachgas (N2O) und Xenon,
zur Anästhesie eingesetzt.
Eine Verwendung von Wasserstoffgas als Medikament ist nicht bekannt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Medikament zur Behandlung von
entzündlichen Prozessen im Körper bereitzustellen.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Verabreichung wasserstoffhaltiger
Gasgemische einer Schädigung der Lunge von Säugetieren vorbeugt. Außerdem
wird eine allgemeine entzündungshemmende oder antiinflammatorische Wirkung
von wasserstoffhaltigen Gasgemischen beobachtet.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Medikament, das Wasserstoffgas oder eine
Quelle für Wasserstoffgas enthält. Das Medikament dient zur Behandlung von
Säugetieren und Mensch.
Der Begriff Wasserstoff (H) ist allgemein zu verstehen und umfaßt alle Isotope des
Wasserstoffs, d. h. Protium (P oder 1H), Deuterium (D oder 2H) und Tritium (T oder
3H). Molekularer Wasserstoff umfaßt daher alle möglichen Kombinationen der
Wasserstoffisotope untereinander, d. h. P2, PD, PT, DT, D2 und T2. Wasserstoffgas
enthält normalerweise molekularen Wasserstoff. Wasserstoffgas besteht
beispielsweise aus P2, PD oder D2 oder Gemischen wie P2/PD, PD/D2, P2/D2,
P2/PD/D2, wobei das normale Wasserstoffgas (H2) mehr als 99 Vol.-% P2 enthält.
Das Wasserstoffgas kann auch atomaren Wasserstoff (Wasserstoff in statu
nascendi) enthalten. Molekularer Wasserstoff existiert in den beiden Formen ortho-
Wasserstoff (mit parallel orientierten Kernspins) und para-Wasserstoff (mit
antiparallel orientierten Kernspins). Beide Formen stehen miteinander im
thermischen Gleichgewicht. Oberhalb der Temperatur von 200 K liegt ein Gemisch
konstanter Zusammensetzung aus 75 Vol.-% ortho- und 25 Vol.-% para-
Wasserstoff vor. Wasserstoffgas dieser Zusammensetzung wird n-Wasserstoff
genannt.
Die Gehaltsangaben (z. B. Vol.-%), Volumenangaben und Druckangaben beziehen
sich auf Normalbedingungen (20°C, 1,013 bar). Die Einheit ppm wird definiert als
ein Volumenteil pro 106 Volumenteile. Der Begriff
"wasserstoffgashaltiges
Gasgemisch" umfaßt auch reines Wasserstoffgas.
Wasserstoffgas kommt in Stahlflaschen unter z. B. 200 bar in den Handel oder es
wird flüssig (kryogen) bei -253°C in hochwärmeisolierten Behältern gelagert.
Das Medikament gemäß der Erfindung kann in unterschiedlicher Form eingesetzt
werden. Das Medikament kann ein wasserstoffgashaltiges Gasgemisch oder eine
flüssige (z. B. wasserstoffgashaltiges Gasgemisch oder reines Wasserstoffgas,
dispergiert in einer Fettemulsion) oder feste Präparation (z. B. als eingelagertes
Gas in Clathraten) sein.
Flüssige Medikamente werden bevorzugt intravenös systemisch oder topisch
appliziert. Feste Medikamente oder Medikamente die Feststoffe enthalten, werden
bevorzugt topisch (auf der Körperoberfläche) appliziert. Das Gasgemisch kann
beispielsweise aus einem oder mehreren inerten Gasen und Wasserstoff oder aus
einem oder mehreren inerten Gasen, Sauerstoff und Wasserstoff bestehen. Inerte
Gase sind Stickstoff und Edelgase wie Helium, Neon, Argon, Krypton, Xenon und
Radon.
Gasförmige Medikamente dienen bevorzugt zur Inhalation. Bei den gasförmigen
Medikamenten ist das Medikament entweder ein atembares Gasgemisch, z. B. ein
Wasserstoffgas-Gasgemisch mit 15 bis 30 Vol.-% Sauerstoff, oder das Medikament
wird dem Atemgas (Beatmungsgas) zugemischt, z. B. wie in EP 0621 051-A2
beschrieben, worauf Bezug genommen wird. Ein inhalierbares Medikament wird
beispielsweise durch Mischung von einem wasserstoffgashaltigen Gasgemisch, z. B.
Wasserstoffgas in einem inerten Gas, mit Luft oder einem Beatmungsgas
hergestellt. Ein inhalierbares Medikament, das Wasserstoffgas oder eine Quelle für
Wasserstoffgas enthält, ist z. B. auch ein Aerosol.
Das Medikament oder eine Vorstufe zur Herstellung des Medikamentes enthält
Wasserstoffgas in einer pharmakologisch wirksamen Menge. Eine
pharmakologisch wirksame Menge von Wasserstoffgas im Gasgemisch liegt im
allgemeinen im Bereich von 1 ppm bis 100 Vol.-%, vorteilhaft im Bereich von 100
ppm bis 80 Vol.-%, besonders vorteilhaft im Bereich von 0,1 Vol.-% bis 4 Vol.-%
und insbesondere im Bereich von 1 bis 4 Vol.-% Wasserstoffgas. Die Zeit der
Verabreichung von Wasserstoffgas, Reinstgas oder Gasgemisch oder
wasserstoffgashaltigem Medikament, kann kurzzeitig, z. B. über Sekunden, Minuten
oder Stunden, oder langzeitig, z. B. mehrere Tage oder gar Wochen, erfolgen.
Zur Herstellung des Medikamentes kann reines Wasserstoffgas verwendet werden.
Aus Sicherheitsgründen oder aus Gründen einer einfacheren Dosierbarkeit werden
zur Herstellung des Medikamentes vorteilhaft wasserstoffgashaltige Gasgemische
verwendet. Ein zur Herstellung des Medikamentes geeignetes Gasgemisch ist
beispielsweise ein Wasserstoff-Inertgas-Gemisch, z. B. 0,1 bis 10 Vol.-%
Wasserstoff in Stickstoff. Zur Herstellung der wasserstoffgashaltigen Gasgemische
oder Medikamente empfiehlt es sich, Gase sehr hoher Reinheit zu verwenden (z. B.
Wasserstoffgas oder Stickstoffgas der Reinheit 6.0 oder höher). Die
Ausgangsgase, die wasserstoffgashaltigen Gasgemische oder gasförmigen
Medikamente, werden gewöhnlich komprimiert in Druckgasbehältern gespeichert.
Das Speichern des wasserstoffgashaltigen Gasgemisches in einem
Druckgasbehälter ist insoweit von Vorteil, als daß damit eine bessere Dosierung
möglich ist. Der Wasserstoff für das wasserstoffhaltige Gasgemisch kann auch
durch Elektrolyse hergestellt oder bereitgestellt werden.
Wasserstoffgas ist in seiner Wirkung nicht auf die Gasphase beschränkt.
Entsprechend dem Henry'schen Gesetz wird ein gewisser Anteil des
Wasserstoffgases in Flüssigkeiten physikalisch gelöst. Demzufolge ist das
Wasserstoffgas auch in wäßrigen Lösungen (z. B. Körperflüssigkeit) wirksam.
Darüber hinaus kann Wasserstoffgas bedingt durch seine Löslichkeit in lipophilen
Medien wirken. Gelöstes Wasserstoffgas entfaltet beispielsweise in und an
Membranen biologischer Systeme seine heilende Wirkung, wozu neben der
Zytoplasmamembran auch diejenigen des endoplasmatischen Reticulums, des
Golgi-Apparates, der Lyosomen, der Kernmembran sowie der Mitochondrien
zählen. Dies ist insoweit von besonderer Bedeutung, als daß an derartigen
Membransystemen entscheidende biologische Reaktionen ablaufen, die sich unter
anderem durch ihren gerichteten Charakter auszeichnen.
Neben der grundsätzlichen Möglichkeit, daß das erfindungsgemäße Medikament
Wasserstoffgas bereits in Gasform enthält, kann das Medikament auch eine Quelle
für Wasserstoffgas enthalten. Bei Quellen für Wasserstoffgas liegt der Wasserstoff
in chemisch oder physikalisch gebundener Form vor, aus denen Wasserstoffgas
zum erwünschten Zeitpunkt freigesetzt wird (z. B. wasserstoffabspaltende
Verbindungen, Metallhydride, Clathrate, Mikropartikel).
Wasserstoffgashaltige Medikamente dienen zur Behandlung von entzündlichen
Prozessen im Körper, z. B. Entzündungen von Organen (z. B. Lunge) oder
Entzündungen an Haut oder Schleimhaut. Wasserstoffgashaltige Medikamente
eignen sich insbesondere zur Behandlung von entzündlichen Prozessen in der
Lunge, das sind in der Regel alle Prozesse, die mit einer vasokonstriktorischen
oder bronchokonstriktorischen Wirkung einhergehen. Wasserstoffgashaltige
Medikamente, insbesondere inhalierbare wasserstoffgashaltige Medikamente,
eignen zur Behandlung und Prävention folgender Krankheiten ARDS (Adult
Respiratory Distress Syndrome), Asthma bronchiale, COPD (chronisch obstruktive
Atemwegserkrankung; Chronic Obstructive Pulmonary Disease), Bronchitis,
Pneumonie, Lungentrauma, hypoxisch bedingte Vasokonstriktion.
Ohne an die Feststellung gebunden zu sein, scheint nach heutigem
Erkenntnisstand die pharmakologische Wirkung von Wasserstoffgas unter
physiologischen Bedingungen u. a. darauf zu beruhen, daß bei entzündlichen
Prozessen eine erhöhte Ausschüttung reaktiver Spezies wie Radikale (Peroxynitrit,
Hydroxylradikal) erfolgt, die durch Reaktion mit Wasserstoffgas abgefangen
werden. Insbesondere die Reaktion von Wasserstoffgas mit endogen gebildetem
Peroxynitrit und Hydroxylradikalen scheint wesentlich für die pharmakologische
Wirkung von Wasserstoffgas zu sein.
Überraschend wurde eine toxische Wirkung von deuteriumhaltigen Gasgemischen
auf Tumorzellen gefunden. Deuteriumhaltige Gasgemische, d. h. Gasgemische mit
D, D2 oder PD, können daher zur Behandlung von Tumoren oder Krebs eingesetzt
werden. Deuteriumhaltige Gasgemische eignen sich insbesondere als inhalierbares
Medikament zur Behandlung oder Prävention von Lungenkrebs oder zur
Unterstützung der Behandlung von Lungenkrebs in Kombination mit anderen
Medikamenten. Zur inhalativen Therapie kann beispielsweise ein Beatmungsgas
mit 0,1 bis 4 Vol.-% D2, PD oder deren Gemisch, 20 bis 30 Vol.-% Sauerstoff und
Stickstoff als restlichem Gas verwendet werden. Ein deuteriumhaltiges Gasgemisch
kann auch H2 enthalten. Ein solches Medikament vereint die günstigen
pharmakologischen Wirkungen von deuteriumhaltigen Gas und Wasserstoffgas.
Das Medikament kann beispielsweise ein Beatmungsgas mit 0,1 bis 4 Vol.-% D2,
PD oder deren Gemisch und mit 0,1 bis 4 Vol.-% H2 sein, wobei deuteriumhaltiges
Gas und Wasserstoffgas einen Anteil von zusammen 4 Vol.-% nicht übersteigen,
20 bis 30 Vol.-% Sauerstoff und Stickstoff als restlichem Gas.
Zur Prävention von Lungenkrebs kann beispielsweise ein Beatmungsgas mit 10 bis
1000 ppm, insbesondere 10 bis 100 ppm D2, PD oder deren Gemisch verwendet
werden. Beispielsweise bei starken Rauchern kann ein mobiles Gerät mit
deuteriumhaltigen Gas zur Beimischung zum Atemgas eingesetzt werden.
Beatmungsgase werden in der Regel vor der Inspiration befeuchtet.
Hinsichtlich der Dosierung von Wasserstoffgas in entsprechenden Gasgemischen
sind die entsprechenden Zünd- bzw. Explosionsgrenzen zu berücksichtigen, die
sich in Abhängigkeit von der Menge des enthaltenen Sauerstoffs sowie der
Feuchtigkeit der Gase, wie dem Fachmann bekannt ist, ändern.
Die vorteilhafte pharmakologische Wirkung von wasserstoffhaltigen Gasgemischen
kann auch bei Zell-, Gewebe- und Organkulturen angewendet werden.
Beispielsweise können Zellkulturen mit wasserstoffhaltigen Gasgemischen begast
werden. Es können aber auch flüssige, gelartige oder feste wasserstoffgashaltige
Präparationen oder Quellen für Wasserstoffgas als Bestandteile oder Zusätze des
Nährbodens oder von Nährlösungen für Kulturen von Zellen, Mikroorganismen,
Geweben oder Organen verwendet werden.
Die Sauerstoffaufnahme in der Lunge kann durch Behandlung mit einem
wasserstoffgashaltigen Gasgemisch als Medikament verbessert werden.
Durch die geringe Molekülgröße von Wasserstoff, und damit einhergehend
günstiger Transporteigenschaften, ausgedrückt in niedriger Viskosität, hohem
Kriech- und Diffusionsvermögen, wird insbesondere bei Verschlüssen des
Atemweges (Vorliegen von Atelektasen) die Beatmung und der damit verbundene
Stoffaustausch verbessert. Ohne sich darauf festzulegen, scheint der verbesserte
Stoffaustausch damit in Zusammenhang zu stehen, daß Sauerstoffmoleküle im Sog
der Wasserstoffmoleküle mitgerissen werden.
Die Beatmung kann durch Zumischen von Helium zu dem wasserstoffgashaltigen
Gasgemisch weiter erhöht werden. Ein Gasgemisch mit Wasserstoffgas, Helium
und Sauerstoffgas dient daher zur Herstellung eines inhalierbaren Medikamentes
zur Behandlung eines gestörten Gasaustausches in der Lunge und zur Behandlung
von Verschlüssen der Atemwege. Ein solches inhalierbare Medikament oder
Beatmungsgas enthält beispielsweise 0,1 bis 4 Vol.-% Wasserstoffgas, 0,1 bis 60
Vol.-% Helium, 20 bis 35 Vol.-% Sauerstoff und Rest Stickstoff, wobei alle Anteile
zusammen 100 Vol.-% ergeben, oder 0,1 bis 4 Vol.-% Wasserstoffgas, 20 bis 35
Vol.-% Sauerstoff und Rest Helium (zusammen 100 Vol.-%). Zur Verbesserung des
Stoffaustausches und zur Behandlung von Verschlüssen der Atemwege werden
bevorzugt wasserstoffgashaltige Gasgemische als Medikament verwendet mit einer
Zusammensetzung von 1 bis 4 Vol.-% Wasserstoffgas, 1 bis 50 Vol.-% Helium, 20
bis 30 Vol.-% Sauerstoff und Rest Stickstoff (zusammen 100 Vol.-%) oder 1 bis 4
Vol.-% Wasserstoffgas, 20 bis 30 Vol.-% Sauerstoff und Rest Helium (zusammen
100 Vol.-%), insbesondere 3 bis 4 Vol.-% Wasserstoffgas, 10 bis 50 Vol.-% Helium,
20 bis 30 Vol.-% Sauerstoff und Rest Stickstoff (zusammen 100 Vol.-%) oder 3 bis
4 Vol.-% Wasserstoffgas, 20 bis 30 Vol.-% Sauerstoff und Rest Helium (zusammen
100 Vol.-%).
Das wasserstoffgashaltige Gasgemisch kann ein pharmakologisch wirksames Gas
enthalten, z. B. NO (Stickstoffmonoxid), N2O (Distickstoffoxid), Acetylen (Ethin;
C2H2), Ethylen (Ethen; C2H4) oder Kohlenmonoxid (CO). Die Konzentration des
pharmakologisch wirksamen Gases kann im Bereich von 1 ppm bis 99 Vol.-%,
bevorzugt im Bereich von 1 ppm bis 80 Vol.-% und besonders bevorzugt im Bereich
von 1 ppm bis 50 Vol.-%, liegen. Für gasförmige Medikamente, die zur Inhalation
bestimmt sind, liegt die Konzentration von NO oder CO im wasserstoffgashaltigen
Gasgemisch im allgemeinen im Bereich von 1 bis 1000 ppm, bevorzugt 1 bis 500
ppm und besonders bevorzugt 50 bis 400 ppm. N2O, Ethylen und Acetylen können
beispielsweise in Konzentrationen im Bereich von 1 ppm bis 80 Vol.-%, bevorzugt 1
ppm bis 50 Vol.-% und besonders bevorzugt 1 ppm bis 2,5 Vol.-%, in den
Medikamenten zur Inhalation enthalten sein.
Überraschend wurde gefunden, daß Gasgemische mit Wasserstoffgas und NO sich
nicht nur in vorteilhafterweise in ihrer Wirkung ergänzen, sondern zusätzlich die
Wirkung von NO bei der Inhalationstherapie von Lungenerkrankungen gesteigert
wird. Als pharmakologisch wirksames Gas für den Zusatz zu einem
wasserstoffgashaltigen Gasgemisch wird NO daher besonders bevorzugt. Die
pharmakologische Wirkung von NO, das auch endogen gebildet wird, wird in
"Nüssler, A.K.: PZ, Nr. 2, 141. Jahrgang, Ausgabe vom 11.1.1996; S. 11-20"
beschrieben, worauf Bezug genommen wird. Das eingesetzte NO stammt im
allgemeinen aus einem Gasgemisch als NO-Quelle, das z. B. als Gemisch von 900
ppm NO in Stickstoff (für medizinische Zwecke) in Druckgasflaschen im Handel
erhältlich ist.
Als NO-Quelle sind auch Substanzen geeignet, die NO abgeben (NO-Donatoren),
z. B. S-Nitroso-N-acetyl-penicillamin, S-Nitroso-cystein, Nitroprussid, Nitroguanidin,
Glyceryl-trinitrat, Isoamyl-nitrit, anorganisches Nitrit, Azid und Hydroxylamine.
Wasserstoffhaltige Gasgemische mit NO oder einer NO-Quelle dienen zur
Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung von reversibler und irreversibler
pulmonaler Vasokonstriktion (Lungengefäßkrampf), Bronchokonstriktion
(krampfartige Verengung der Bronchien) und entzündlichen Prozessen der Lunge,
insbesondere zur Behandlung oder Prävention der Krankheiten Pneumonie
(Lungenentzündung), Lungentrauma, Asthma bronchiale, ARDS (schwere
Schocklunge; Acute Respiratory Distress Syndrome), PPHN (angeborener
Hochdruck im arteriellen Lungenstromgebiet; Persistent Pulmonary Hypertension of
the Newborn), COPD (chronisch obstruktive Atemwegserkrankung; Chronic
Obstructive Pulmonary Disease), Bronchitis (Entzündung der Bronchien),
hypoxisch bedingte Vasokonstriktion (Gefäßkrampf durch Sauerstoffmangel),
Fettembolie in der Lunge (Verstopfung der Lungenarterien), akute pulmonale
Ödeme (akute Flüssigkeitseinlagerung in der Lunge), akute Höhenerkrankung
(acute mountain sickness), erhöhter Lungenhochdruck nach herzchirurgischen
Eingriffen (postcardiac surgery acute pulmonary hypertension), Aspirationssyndrom
der Neugeborenen (perinatal aspiration syndrome), hyaline Membranerkrankung
(hyaline membrane desease), akute Lungenembolie (acute pulmonary
thromboembolism), Heparin-Protamin-Reaktionen, Sepsis, Asthmaanfall (status
asthmaticus), Sauerstoffunterversorgung (hypoxia), chronischer Lungenhochdruck
(chronic pulmonary hypertension), Fehlentwicklung der Lunge/Bronchien
(bronchopulmonary dysplasia), chronische Lungenembolie (chronic pulmonary
thromboembolism), iodopatischer oder primärer Lungenhochdruck (iodopathic
pulmonary hypertension or primary pulmonary hypertension) oder chronische
Sauerstoffunterversorgung (chronic hypoxia).
Statt der simultanen Verabreichung von Wasserstoffgas und NO in einem
Gasgemisch bei der Inhalationstherapie kann eine getrennte Verabreichung von
Wasserstoffgas und NO von Vorteil sein. Beispielsweise kann ein
wasserstoffgashaltiges Gas und ein NO-haltiges Gas unabhängig voneinander in
ein Beatmungsgas dosiert werden, was eine jeweils therapeutisch angepaßte
Dosierung der einzelnen Gase im zeitlichen Verlauf der Behandlung ermöglicht. Je
nach Reaktion des Körpers eines Patienten kann also die Wasserstoffgas-Menge
und die NO-Menge im Beatmungsgas variiert werden.
Hinsichtlich der zeitlichen Kombinationen der Verabreichung von
wasserstoffgashaltigem Gasgemisch und NO-haltigem Gas oder einer
inhalierbaren NO-Quelle sind grundsätzlich alle Kombinationen einsetzbar.
So kann beispielsweise zuerst NO dem Beatmungsgas zugeführt werden und erst
danach Wasserstoffgas oder umgekehrt.
Im folgenden sind unter den Begriffen "wasserstoffgashaltige Gasgemische" oder
"wasserstoffgashaltig" Gasgemische oder Zusammensetzungen zu verstehen, die
Wasserstoffgas (rein oder im Gemisch), Wasserstoffgas und NO oder
Wasserstoffgas und ein pharmakologisch wirksames Gas enthalten.
Zur Herstellung flüssiger pharmazeutischer Zusammensetzungen (Medikamente)
kann das wasserstoffgashaltige Gasgemisch in einer wäßrigen Phase unter
Normaldruck oder unter Druck gelöst oder dispergiert werden. Die wäßrige Phase
kann Zucker, Zuckeralkohole, Dextrose, Dextrane, Polysacchararide (z. B. Stärke,
Cellulose, Amylose, Pektin, Agar), derivatisierte Polysaccharide (z. B.
Methylcellulose), Proteine (z. B. Albumin), Tenside und/oder Salze enthalten.
Wäßrige, gasenthaltende Zusammensetzungen werden in EP 0122624-A1 und EP 0123235-A1
beschrieben, worauf Bezug genommen wird. Die Viskosität der
wäßrigen Phase kann durch Zusätze (z. B. Polyethylenglykol, Methylcellulose etc.)
eingestellt werden. Die wäßrige Phase ist bevorzugt zur Infusion geeignet und
genügt physiologischen Bedingungen (isotone Lösungen). Wäßrige
Zusammensetzungen mit Kohlenhydraten (z. B. Zucker, Polysacchararide)
und/oder Protein oder Proteingemischen (z. B. Albumin) können auch für die
Herstellung von wasserstoffgashaltigen Mikrobläschen (Microbubbles) verwendet
werden. Die Herstellung von gashaltigen Mikrobläschen wird in WO 96/38181-A1
beschrieben, worauf Bezug genommen wird. Wäßrige Zusammensetzungen mit
wasserstoffgashaltigen Mikrobläschen erhält man beispielsweise durch
Ultraschallbehandlung einer Lösung von 1 Teil einer wäßrigen Lösung mit 5 Gew.-%
Humanalbumin und 3 Teilen einer Lösung mit 5 Gew.-% Dextrose unter einer
wasserstoffgashaltigen Atmosphäre. Die gashaltigen Mikrobläschen haben in der
Regel einen Durchmesser von 1 bis 10 Mikrometer.
Die Herstellung von gashaltigen Mikrotröpfchen (Microdroplets) wird in US 4622219
beschrieben, worauf bezug genommen wird.
Flüssige oder gelartige pharmazeutische Zusammensetzungen können auch
dadurch hergestellt werden, daß das wasserstoffgashaltige Gasgemisch in einer
lipophilen Phase unter Normaldruck oder bevorzugt unter Druck gelöst oder
dispergiert wird. Die lipophile Phase enthält als lipophile Bestandteile ein Alkan
oder Alkan-Gemisch (z. B. Heptan, höhere Alkane, Mineralöl), pflanzliche oder
tierische Öle (z. B. Olivenöl, Baumwollsamenöl, Sojabohnenöl, Distelöl, Fischöl),
Ether (z. B. Dipropylether, Dibutylether), Ester (z. B. langkettige Ester oder
hydrophobe Ester), Silikone, Fluorkohlenstoffverbindungen (z. B. Perfluorpolyether,
Perfluordecalin, Perfluortripropylamin, Perfluormethyl-adamantan, Blutersatzstoffe,
Perfluorbromalkylether, Perfluorhexylether, Perfluorbutylethen,
Perfluorisopropylhexylethen, Perfluoroctylbromid, die allgemeinen Klassen
Perfluoralkylether, Perfluoralkylalkene, Perfluoralkylarylether,
Perfluoralkylarylalkene, Perfluorarylether, Perfluorarylalkene), ein oder mehrere
Lipide (z. B. Kohlenwasserstoffe wie Tricontan, Squalen, Carotinoide; Alkohole wie
Wachsalkohole, Retinol, Cholersterin; Ether; Carbonsäuren wie Fettsäuren; Ester
(Neutralfette, Mono-, Di-, Triacylglycerine, Wachse, Stearinester); Amide
(Ceramide); Glykolipide oder Phospholipide (z. B. Phosphatidylcholin,
Phosphatidylethanolamin, Phosphatidylserin, Phosphatidylglycerin,
Phosphatidylinositol, Lecithin). Die lipophile Phase kann insbesondere Liposomen
enthalten oder aus Liposomen bestehen. Die lipophile Phase enthält bevorzugt ein
Tensid. Die lipophile, wasserstoffgashaltige Phase kann direkt als Medikament
eingesetzt werden oder mit einer hydrophilen Phase gemischt werden (Bildung
einer Dispersion, Emulsion oder Suspension). Die hydrophile Phase kann Wasser
und/oder ein hydrophiles Lösemittel wie Ethanol, Glycerin, oder Polyethylenglykol
enthalten. Die Emulsion enthält vorzugsweise ein oder mehrere Tenside und/oder
einen oder mehrere Emulgatoren. Geeignete Emulgatoren sind z. B.
Sojaphosphatide, Gelatine oder Eiphosphatid. Die Emulsionen oder Suspensionen
enthalten z. B. 10 bis 30 Gew.-% lipophile Phase. Geeignete Fettemulsionen sind
kommerziell erhältlich, z. B. von der Firma Pharmacia & Upjohn, Erlangen, die
Produkte Intralipid® 10 (100 g Sojabohnenöl, 6 g Phosphatidylcholin, 22 g Glycerin,
ad 1000 ml Wasser) und Intralipid® 20 (200 g Sojabohnenöl, 12 g
Phosphatidylcholin, 22 g Glycerin, ad 1000 ml Wasser). Die Mischungen aus
lipophiler und hydrophiler Phase (z. B. Fettemulsion) werden mit dem Gas
versehen beispielsweise durch Hindurchleiten oder Hindurchperlen des Gases
durch die Mischung bei Normaldruck oder Druck (z. B. 1-300 bar) bei einer
Temperatur von beispielsweise 0°C bis 50°C. Vorzugsweise wird die
wasserstoffgashaltige Mischung im Hochdruckautoklaven durch Zusammengeben
der Mischung und des Gases bei einem Druck von 100 bis 300 bar hergestellt. Es
kann auch erst die lipophile Pase mit wasserstoffgashaltigem Gasgemisch beladen
werden und dann die Mischung mit der hydrophilen Phase erfolgen.
Flüssige oder gelartige pharmazeutische Zusammensetzungen können
wasserstoffgashaltige Liposomen oder wasserstoffgashaltige Liposomen-haltige
Flüssigkeiten sein. Wasserstoffgashaltige Liposomen können nach üblichen
Methoden hergestellt werden. Die Herstellung gashaltiger Liposomen ist in US 5334381
beschrieben, worauf Bezug genommen wird. Die pharmazeutischen
Zusammensetzungen mit wasserstoffgashaltigen Liposomen werden im
allgemeinen als injizierbare Medikamente eingesetzt. Es können auch Salben mit
wasserstoffgashaltigen Liposomen hergestellt werden. Die Salben werden zum
Beispiel äußerlich eingesetzt.
Zur Herstellung von wasserstoffgashaltigen Lösungen oder Emulsionen,
insbesondere Liposomen, können übliche Methoden wie Ultraschallverfahren oder
mechanische Homogenisierungsverfahren eingesetzt werden. Als
Homogenisiergerät kann beispielsweise das Gerät Ultra-Turrax® der Firma Jahnke
& Kunkel verwendet werden. Flüssige wasserstoffgashaltige Zusammensetzungen
können auch durch Hindurchperlen (z. B. Feinverteilungsfritte in Gaswaschflasche)
durch die Flüssigkeit hergestellt werden. Die Beladung mit wasserstoffgashaltigem
Gas erfolgt vorzugsweise unter Druck.
Flüssige oder gelartige pharmazeutische Zusammensetzungen können
wasserstoffgashaltige Mikropartikel enthalten. Die Mikropartikel haben im
allgemeinen einen Partikeldurchmesser von 0,1 bis 40 Mikrometer. Die
Mikropartikel sind beispielsweise aus Polymeren aufgebaut und enthalten in einer
Polymerhülle das Gas. Die Polymere sind vorzugsweise bioabbaubar. Geeignete
Polymere sind beispielsweise Homopolyaldehyde oder Copolyaldehyde mit
Molekulargewichten im Bereich von 1000 bis 12000 dalton. Geeignete Monomere
sind z. B. alpha, beta-ungesättigte Aldehyde wie Acrolein und Glutaraldehyd. Die
Aldehyd-Funktionen (Formylgruppen) der Mikropartikel eignen sich direkt oder
nach Umwandlung in andere funktionelle Gruppen (z. B. Hydroxy- oder Carboxyl-
Gruppe) zur Derivatisierung mit den unterschiedlichsten Kopplungsagenzien, z. B.
Hydroxylamin, Trishydroxymethylaminomethan, 3-Amino-1-propansulfonsäure, D-
Glukosamin-hydrochlorid, Aminomannit, Harnstoff, Humanalbumin, Hydrazin,
Peptide, Proteine, Polyglykolamine, Aminopolyalkohole (z. B. HO-PEG-NH2 oder
NH2-PEG- NH2; PEG: Polyethylenglykol) oder säuregruppenhaltige Verbindungen
(z. B. PEG-Linker-Glutaminsäure, PEG-Linker-DTPA oder PEG-Linker-EDTA; PEG:
Polyethylenglykol). PEG-Gruppen haben in der Regel ein Molekulargewicht unter
100000 dalton, vorzugsweise unter 40000 dalton. Die Herstellung und
Formulierung gashaltiger Mikropartikel wird in EP 0 441 468-B1 beschrieben,
worauf hiermit Bezug genommen wird. Die wasserstoffgashaltigen Mikropartikel
können in den verschiedensten galenischen Formulierungen eingesetzt werden (z. B.
50 mg wasserstoffgashaltige Mikropartikel, 860 mg Natriumchlorid, ad 100 ml
Wasser). Die pharmazeutischen Zusammensetzungen enthalten beispielsweise 0,1
Mikrogramm bis 100 mg Mikropartikel/ml, vorzugsweise 10 Mikrogramm bis 10 mg
Mikropartikel/ml.
Cavitate oder Clathrate von Gasen werden als Ultraschallkontrastmittel eingesetzt.
Ihre Herstellung ist z. B. in EP 0 357 163-A1 beschrieben, worauf Bezug
genommen wird. Pharmazeutische Zusammensetzungen mit Cavitaten oder
Clathraten von wasserstoffgashaltigen Gasgemischen bestehen beispielsweise aus
aus Hydrochinon, Harnstoff oder Thioharnstoff als sogenannte Wirtsmoleküle
(Wirtssubstanz) und Wasserstoffgas als Gastmoleküle. Die Herstellung der
Clathrate erfolgt im allgemeinen mit Lösungen der Wirtssubstanz in einem
Lösemittel wie Ethanol oder Propanol, wobei die heiße Lösung (z. B. 60, 70°C oder
höher, je nach Wirtssubstanz) in einen Hochdruckautoklaven gebracht wird und die
Lösung mit dem wasserstoffhaltigen Gas bei hohem Druck (z. B. 150 bis 300 bar)
beaufschlagt wird. Der Hochdruckautoklav wird dann gewöhnlich für einige Zeit
temperiert (z. B. 80°C für 2 Stunden). Danach wird der Hochdruckautoklav
allmählich abgekühlt (z. B. über 5 Tage). Die ausfallenden Kristalle werden dann
abgetrennt und im allgemeinen mit dem Lösemittel gewaschen. Die Korngröße der
Kristalle kann durch Herstellungsbedingungen oder durch mechanische Verfahren
der Partikelzerkleinerung variiert werden. Die kristallinen Clathrate können mit
hydrophilen, lipophilen oder amphiphilen Hilfsstoffen überzogen werden. Zur
Applikation werden die Clathrate vorteilhaft in einem sterilen wäßrigen System mit
Zusätzen zur Einstellung der Viskosität, Oberflächenspannung, pH-Wert und
osmotischem Druck aufgenommen (z. B. suspendiert). Für Hydrochinon als
Wirtssubstanz eignet sich beispielsweise ein wäßriges System mit folgender
Zusammensetzung: 1% Gelatinelösung, 1% Albuminlösung, 10% Glycerinlösung,
15% Propylenglykollösung, Mischungen von Natriumcholat und Phosphatidylcholin
in Wasser, 0,01-1% Phosphatidylcholindispersion (wäßrig), 1% Methylcellulose,
1-2% Dextranlösung, 1% Agarlösung, 2% Tweenlösung (Tween 80) und 1%
Gummi arabicum.
Durch die Auflösung des Clathrats wird das enthaltene Gas freigesetzt. Die
Geschwindigkeit der Freisetzung des Gases ist unter anderem abhängig von der
Wirtssubstanz, der Korngröße und dem verwendeten wäßrigen System und kann in
weiten Grenzen eingestellt werden. Mit Hilfe der Clathrate sind auf einfachem
Wege injizierbare, wasserstoffgashaltige pharmazeutische Zubereitungen zu
erhalten.
10 mg des Hydrochinon/H2-Komplexes (3 : 1 Komplex) setzen beispielsweise
insgesamt um 0,03 mg H2 frei.
Wasserstoffgashaltige Medikamente (z. B. mit oder ohne NO, CO, N2O, Acetylen
oder Ethylen) werden u. a. in Form von Zäpfchen, Salben, Lösungen, Dispersionen,
Emulsionen, Mikrotröpfchen (Microdroplets), Mikrobläschen (Microbubbles),
Liposomen, Mikropartikeln, Aerosolen, Schäumen, teilchenförmigen Mitteln, Pillen,
Pastillen, Kapseln, Mikrokapseln, Kaugummiarten, in Trägern (Carrier) oder als
Bestandteil von einem Pflaster angewendet.
Gasförmige Medikamente können oberflächlich (topisch) z. B. mit glockenförmigen
Behältern drucklos oder mit Druck appliziert werden.
In einem Versuch mit Schafen wurde die prophylaktische Wirkung von
Wasserstoffgas im Beatmungsgas untersucht. Ein künstliches Lungenversagen
(ARDS) wurde mittels Ölsäure provoziert. Das normale Beatmungsgas bestand aus
50 Vol.-% Sauerstoff und Stickstoff als Rest. Das wasserstoffgashaltige
Beatmungsgas war ein Gasgemisch aus 50 Vol.-% Sauerstoff, 3,6 Vol.-%
Wasserstoffgas und Rest Stickstoff. Das Beatmungsgas wurde mittels einem
Beatmungsgerät verabreicht, dabei wurde FiO2 = 0,5 konstant (FiO2: fraction of
inspiratory oxygen) gehalten (eine stufenlose Variierung des Sauerstoff-Anteiles
von 21-100% ist möglich).
Die Tiere wurden 2 Tage vor dem Experiment instrumentiert, d. h. es wurden unter
Narkose zentralvenöse Katheter zur Medikament- und Flüssigkeitsgabe, sowie das
invasive Monitoring eingesetzt. Das invasive Monitoring umfaßte Messung des
Herzzeitvolumens (Pumpleistung des Herzens in l/min., abgekürzt CO) mittels
eines Swan-Ganz-Katheters, das auf dem Prinzip der Thermodilution arbeitet, der
Messung des Druckes in der oberen Hohlvene vor dem rechten Herzvorhof, der
Pulmonalarterie und einer peripheren Arterie. Die Bestimmung des
Lungenwassergehaltes erfolgte mittels einer fiberoptischen Sonde in der Arteria
femoralis (COLD, Fa. Pulsion, München, Deutschland).
Während des Experimentes waren die Versuchstiere, nach Narkoseeinleitung mit
einem Barbiturat (Thiopental) und mit einem Inhalationsnarkotikum (Isofloran)
anästhesiert. Beatmet wurden die Tiere mittels druckkontrollierter Beatmung (Servo
SV 900, Siemens, Deutschland).
Über einen sogenannten Scheibengasmischer, welcher normalerweise für die
Anästhesie mit N2O verwendet wird, wurde das Gasgemisch mit 3,5 Vol.-% H2 und
Rest Stickstoff (Druckgasflasche; Messer Griesheim) in den Respirationskreis des
Testtieres gebracht. Über den Dichteumrechnungsfaktor sowie einer außen am
Scheibengasmischer angebrachten Skalierung konnte eine exakte H2-
Konzentration appliziert werden. Die H2-Konzentration des Inspirationsgases
(eingeatmetes Gas) und des Exspirationsgases (ausgeatmetes Gas) wurde
überwacht. Als H2-Meßgeräte wurden elektrosensorische Meßgeräte (Fa. Compur)
und nach dem Wärmeleitprinzip arbeitende Meßgeräte (Hydros, Fa. Rosemount)
verwendet. Die Beatmungsparameter wurden nach einmal fixierten
Wertbestimmungen während der Behandlung nicht mehr verstellt.
Die Behandlung mit wasserstoffgashaltigem Beatmungsgas dauerte 60 Minuten.
Danach wurde das Lungenversagen mit Ölsäure (siehe: Clinical Lessons from the
Oleic Acid Model of Acute Lung Injury, Daniel P. Schuster, Am. J. Respir. Crit. Care
Med., Vol. 149, 1994, Seite 245-260) induziert.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle zusammengestellt.
Tabelle: Meßergebnisse bei prophylaktischer Wasserstoffgasbehandlung vor
Einleitung eines künstlichen Lungenversagens bei einem Schaf und einem Schaf
mit induziertem Lungenversagen ohne Wasserstoffgasbehandlung im Vergleich zu
ARDS-Ausgangswerten der Schafe
(Es bedeuten: paO2: Sauerstoff-Partialdruck im Beatmungsgas (partial oxygen pressure); paCO2: Kohlendioxid-Partialdruck im Beatmungsgas (partial carbon dioxide pressure); SaO2: Sauerstoffsättigung im Blut (saturation of oxygen);
PAPmean: mittlerer pulmonaler Arteriendruck (mean pulmonary arterial pressure);
CO: Pumpleistung des Herzens (cardiac output);
Zahlenwerte mit Vorzeichen sind relative Abweichungen, Zahlenwerte in Klammern sind Absolutwerte)
(Es bedeuten: paO2: Sauerstoff-Partialdruck im Beatmungsgas (partial oxygen pressure); paCO2: Kohlendioxid-Partialdruck im Beatmungsgas (partial carbon dioxide pressure); SaO2: Sauerstoffsättigung im Blut (saturation of oxygen);
PAPmean: mittlerer pulmonaler Arteriendruck (mean pulmonary arterial pressure);
CO: Pumpleistung des Herzens (cardiac output);
Zahlenwerte mit Vorzeichen sind relative Abweichungen, Zahlenwerte in Klammern sind Absolutwerte)
Aufgrund der Ergebnisse in der Tabelle kann für die Behandlung mit
Wasserstoffgas auf eine protektive Wirkung bei einer direkten Schädigung der
Lunge, hervorgerufen durch Ölsäure, geschlossen werden. Die Applikation von
Ölsäure führt über die Aktivierung verschiedener Entzündungsmediatoren zu einer
Freisetzung von Sauerstoffradikalen, die zu einer toxischen Gewebeschädigung
des Lungengewebes führen. Durch diese Schädigung der Zellbarriere kommt es zu
einer vermehrten Flüssigkeitseinlagerung in das interstitielle und alveolare Gewebe
der Lunge, was zu einer schweren Gasaustauschstörung führt. Die
Versuchsergebnisse zeigen für die Behandlung mit Wasserstoffgas eine Reduktion
der Gasaustauschstörung und eine Zunahme des Lymphflusses sowie eine
Abnahme des Lungenwassers, was für eine Protektion der Zellbarriere spricht.
Claims (19)
1. Medikament, enthaltend Wasserstoffgas oder eine Quelle für Wasserstoffgas.
2. Medikament nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es gasförmig,
flüssig, gelartig oder fest vorliegt.
3. Medikament nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Wasserstoffgas ein oder mehrere der Wasserstoffisotope Protium, Deuterium oder
Tritium enthält.
4. Medikament nach einem der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend Stickstoffmonoxid,
Kohlenmonoxid, Distickstoffoxid, Acetylen oder Ethylen.
5. Medikament nach einem der Ansprüche 1 bis 4, enthaltend ein
wasserstoffgashaltiges Gasgemisch mit 1 ppm (v/v) bis 99 Vol.-% Stickstoffmonoxid,
Kohlenmonoxid, Distickstoffoxid, Acetylen oder Ethylen.
6. Medikament nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
das wasserstoffgashaltige Medikament als inhalierbares Gas, in Form von
Zäpfchen, Salben, Lösungen, Dispersionen, Emulsionen, Mikrotröpfchen,
Mikrobläschen, Liposomen, Mikropartikeln, Aerosolen, Schäumen, teilchenförmigen
Mitteln, Pillen, Pastillen, Kapseln, Mikrokapseln, Kaugummiarten, in Trägern oder
als Bestandteil von einem Pflaster angewendet wird.
7. Medikament nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
wasserstoffgashaltige oder Wasserstoffgas und ein oder mehrere der Gase
Stickstoffmonoxid, Kohlenmonoxid, Distickstoffoxid, Acetylen oder Ethylen
enthaltende Mikrotröpfchen, Mikrobläschen, Liposomen, Mikropartikel oder
Clathrate im Medikament enthalten sind.
8. Verwendung des Medikaments nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Medikament zur Therapie lokal, intracutan, transcutan;
zur systemischen Anwendung intravenös, durch teilweisen Austausch des
Körperwasser- oder Blutwasseranteils, intraarteriell, oral, rectal; zur Anwendung in
Hohlräumen, intrapleural, intrathekal, intraventikulär, intraperitoneal, intracavitär, in
OP-Gebieten verabreicht wird.
9. Verwendung einer wasserstoffgashaltigen Zusammensetzung oder
Gasgemisches zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung oder
Prävention von ARDS (Adult Respiratory Distress Syndrome), Asthma bronchiale,
COPD (chronisch obstruktive Atemwegserkrankung; Chronic Obstructive
Pulmonary Disease), Bronchitis, Pneumonie, Lungentrauma, hypoxisch bedingte
Vasokonstriktion, zur Behandlung von Verschlüssen der Atemwege (Atelektasen)
oder entzündlichen Prozessen.
10. Verwendung einer wasserstoffgashaltigen und stickstoffmonoxidhaltigen
Zusammensetzung oder Gasgemisches zur Herstellung eines Medikamentes zur
Behandlung oder Prävention von pulmonaler Vasokonstriktion, Bronchokonstriktion
oder Verschlüssen der Atemwege.
11. Verwendung einer wasserstoffgashaltigen und stickstoffmonoxidhaltigen
Zusammensetzung zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung von
reversibler und irreversibler pulmonaler Vasokonstriktion (Lungengefäßkrampf),
Bronchokonstriktion (krampfartige Verengung der Bronchien) und entzündlichen
Prozessen der Lunge.
12. Verwendung einer wasserstoffgashaltigen und stickstoffmonoxidhaltigen
Zusammensetzung zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung oder
Prävention der Krankheiten Pneumonie (Lungenentzündung), Lungentrauma,
Asthma bronchiale, ARDS (schwere Schocklunge; Acute Respiratory Distress
Syndrome), PPHN (angeborener Hochdruck im arteriellen Lungenstromgebiet;
Persistent Pulmonary Hypertension of the Newborn), COPD (chronisch obstruktive
Atemwegserkrankung; Chronic Obstructive Pulmonary Disease), Bronchitis
(Entzündung der Bronchien), hypoxisch bedingte Vasokonstriktion (Gefäßkrampf
durch Sauerstoffmangel), Fettembolie in der Lunge (Verstopfung der
Lungenarterien), akute pulmonale Ödeme (akute Flüssigkeitseinlagerung in der
Lunge), akute Höhenerkrankung (acute mountain sickness), erhöhter
Lungenhochdruck nach herzchirurgischen Eingriffen (postcardiac surgery acute
pulmonary hypertension), Aspirationssyndrom der Neugeborenen (perinatal
aspiration syndrome), hyaline Membranerkrankung (hyaline membrane desease),
akute Lungenembolie (acute pulmonary thromboembolism), Heparin-Protamin-
Reaktionen, Sepsis, Asthmaanfall (status asthmaticus), Sauerstoffunterversorgung
(hypoxia), chronischer Lungenhochdruck (chronic pulmonary hypertension),
Fehlentwicklung der Lunge/Bronchien (bronchopulmonary dysplasia), chronische
Lungenembolie (chronic pulmonary thromboembolism), iodopatischer oder primärer
Lungenhochdruck (iodopathic pulmonary hypertension or primary pulmonary
hypertension) oder chronische Sauerstoffunterversorgung (chronic hypoxia).
13. Verwendung eines deuteriumhaltigen Gasgemisches zur Herstellung eines
Medikamentes zur Behandlung oder zur Prävention von Krebs.
14. Verwendung eines deuteriumhaltigen Gasgemisches zur Herstellung eines
Medikamentes zur Behandlung oder Prävention von Lungenkrebs.
15. Verwendung eines wasserstoffgashaltigen Gasgemisches oder einer
wasserstoffgashaltigen Zusammensetzung bei Zellkulturen, Gewebekulturen oder
Organkulturen.
16. Verwendung eines wasserstoffgashaltigen Gasgemisches oder einer
wasserstoffgashaltigen Zusammensetzung zur Senkung der Konzentration von
Peroxynitrit oder Hydroxylradikalen in biologischem Material.
17. Verwendung eines wasserstoffgashaltigen Gasgemisches oder einer
wasserstoffgashaltigen Zusammensetzung zur Herstellung eines Medikamentes zur
Senkung der Konzentration von Peroxynitrit oder Hydroxylradikalen im Körper von
Säugetieren oder dem Menschen.
18. Verwendung eines Gasgemisches mit Wasserstoffgas, Helium und
Sauerstoffgas zur Herstellung eines inhalierbaren Medikamentes zur Behandlung
eines gestörten Gasaustausches in der Lunge und zur Behandlung von
Verschlüssen der Atemwege.
19. Verwendung einer kohlenhydrathaltigen, lipidhaltigen, peptidhaltigen oder
proteinhaltigen Flüssigkeit zur Herstellung eines wasserstoffgashaltigen
Medikamentes.
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