DE19634530A1 - Mittel und Verfahren zur Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit und/oder Halbwertszeit reaktiver Molekülspezies - Google Patents
Mittel und Verfahren zur Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit und/oder Halbwertszeit reaktiver MolekülspeziesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Veränderung der
Bildungsgeschwindigkeit und/oder Halbwertszeit reaktiver
Molekülspezies und Verwendungen desselben sowie ein Verfahren zur
Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit und/oder Halbwertszeit
reaktiver Molekülspezies.
Das in der jüngsten Vergangenheit entwickelte Instrumentarium aus
biochemischen und molekularbiologischen Arbeitstechniken ermöglichte
einen tiefgreifenden Wandel in der modernen Medizin, deren
unbestreitbare Erfolge wesentlich auf dem Verständnis der den
verschiedenen Krankheitsbildern zugrundeliegenden pathologischen
Prozessen beruhen. Dabei konzentrierte sich die Pathobiochemie lange
Zeit auf hochmolekulare Verbindungen, wie beispielsweise Proteine.
Daneben spielen jedoch vergleichsweise kleine reaktive Moleküle bei
der Entwicklung pathologischer Defekte in biologischen Systemen eine
erst in jüngster Zeit erkannte zentrale Rolle. Zu diesen kleinen reaktiven
Molekülen zählen, beispielsweise, reaktive Sauerstoffspezies wie
Superoxidanion (·O₂⁻) und das Hydroxylradikal (OH). Diese Moleküle
können ihrerseits durch andere reaktive Molekülspezies gebildet
werden, oder sind Zwischenprodukte entsprechender Reaktionen, wobei
unter Zwischenprodukten auch Zerfallsprodukte zu verstehen sind, die
dann entweder direkt für weitergehende pathologische Effekte oder
indirekt durch Reaktion mit anderen im, bevorzugterweise biologischen,
System vorhandenen Molekülen reagieren und dann ihrerseits mittelbar
oder unmittelbar pathologische Effekte bewirken. Trotz umfangreicher
Forschungen besteht derzeit hinsichtlich der genauen
Wechselwirkungen derartiger kleiner reaktiver Moleküle, im folgenden
als reaktive Molekülspezies bezeichnet, und ihrer speziellen
chemischen Natur, keine abschließende Klarheit. Zumindest für einige
der obengenannten reaktiven Molekülspezies, die sich typischerweise
durch vergleichsweise geringe Halbwertszeiten auszeichnen, konnte
nachgewiesen werden, wie deren pathologisches Potential begründet
wird.
Besonders die Wechselwirkung von Superoxid-Anion und
Hydroxylradikal mit Stickstoffmonoxid (·NO) wird in diesem
Zusammenhang derzeit intensiv diskutiert (Nüssler, A.K.; PZ 2, 141. Jg.,
11. 1.1996). Stickstoffmonoxid ist ein in biologischen Systemen ubiquitär
vorkommendes stabiles Radikal, das unter anderem durch Endothelium,
Makrophagen, neutrophile Leucozyten und Synaptosomen im Gehirn
produziert wird.
Neben den vielfältigen bereits bekannten therapeutischen
Verwendungen von NO weist dieses jedoch auch unbestrittenermaßen
ein hohes toxisches Potential auf, wobei die Ursachen hierfür in der
Reaktion von NO mit Superoxid-Anion im Körper unter Bildung von
Peroxynitrit ist gemäß der Gleichung:
·NO+·O₂r → ONO-Oθ
Peroxynitrit seinerseits kann unter bestimmten Bedingungen
Hydroxylradikale freisetzen, die hinsichtlich ihrer pathologischen
Wirkungen gegenüber dem Superoxid-Anion in biologischen Systemen
mit bei weitem gefährlicheren, d. h. schädlicheren, Wirkungen verbunden
sind.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Mittel sowie
ein Verfahren vorzusehen, das geeignet ist, die
Bildungsgeschwindigkeit und/oder Halbwertszeit reaktiver
Molekülspezies, besonders der obengenannten Art, zu verändern.
Weiterhin soll der toxische Effekt der reaktiven Molekülspezies in
biologischen Systemen bzw. auf biologische Systeme verringert werden.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe gelöst durch ein Mittel zur
Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit und/oder Halbwertszeit
reaktiver Molekülspezies, das einen Gehalt an Wasserstoff und/oder
mindestens einer Wasserstoff freisetzenden Verbindung aufweist.
Weiterhin offenbart die Erfindung die Verwendung eines derartigen
Mittels in der NO-Therapie.
Schließlich wird die Aufgabe erfindungsgemäß noch durch ein
Verfahren zur Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit und/oder
Halbwertszeit reaktiver Molekülspezies gelöst, das vorsieht, daß die
reaktiven Molekülspezies Wasserstoff ausgesetzt werden.
Es kann vorgesehen sein, daß das erfindungsgemäße Mittel einen
Gehalt an NO und/oder mindestens einem NO-Donator aufweist.
In einer alternativen Ausführungsform kann vorgesehen sein, daß das
erfindungsgemäße Mittel einen Gehalt an mindestens einem NO-Inhibitor
aufweist.
Weiterhin schlägt die Erfindung vor, daß die reaktiven Molekülspezies
gleichzeitig Wasserstoff und NO oder einem NO-Inhibitor ausgesetzt
sind.
Alternativ schlägt die Erfindung vor, daß die reaktiven Molekülspezies
zuerst NO oder einem NO-Inhibitor und danach Wasserstoff ausgesetzt
sind.
In einer noch weiteren Alternative schlägt die Erfindung vor, daß die
reaktiven Molekülspezies zuerst Wasserstoff und danach NO oder
einem NO-Inhibitor ausgesetzt sind.
In einer Ausführungsform kann vorgesehen sein, daß Wasserstoff als
Gas oder Gasgemisch verwendet ist.
Für den Fall, daß Wasserstoff als Gasgemisch verwendet ist, ist
besonders bevorzugt, wenn das erfindungsgemäße Mittel neben
Wasserstoff einen Gehalt an mindestens einer Verbindung aufweist, die
ausgewählt ist aus der Gruppe, die NO, N₂, O₂ und Inertgase umfaßt.
Weiterhin kann erfindungsgemäß vorgesehen sein, daß bei dem Mittel
der Volumenanteil von Wasserstoff in der die reaktiven Molekülspezies
umgebenden sauerstoffhaltigen Gasatmosphäre und/oder der den
reaktiven Molekülspezies zugeführten sauerstoffhaltigen
Gasatmosphäre maximal 4 Vol.-% beträgt.
Besonders geeignet ist das erfindungsgemäße Mittel, wenn die
reaktiven Molekülspezies ausgewählt sind aus der Gruppe, die
Hydroxylradikale, Superoxid-Anion, Reaktionsprodukte von Superoxid-Anion,
Reaktionsprodukte von Superoxid-Anion mit Stickstoffmonoxid
Peroxynitrit, deren Intermediate und Zerfallsprodukte sowie deren in
biologischen Systemen auftretende reaktive Reaktionsprodukte,
Zerfallsprodukte und Intermediate umfaßt.
In einer Ausführungsform kann vorgesehen sein, daß das
wasserstoffhaltige Gasgemisch in einem Druckgasbehälter gespeichert
ist.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mittels kann
vorgesehen sein, daß dieses der Reduzierung des toxischen Potentials
reaktiver Molekülspezies in biologischen Systemen dient.
Bei der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verwendung des
erfindungsgemäßen Mittels in der NO-Therapie kann besonders
bevorzugt sein, daß die NO-Therapie der Behandlung von
Herzinsuffizienz dient.
Weiterhin kann vorgesehen sein, daß die Verwendung des
erfindungsgemäßen Mittels in der NO-Therapie der Behandlung von
Atemwegserkrankungen dient.
In einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens können
die reaktiven Molekülspezies neben Wasserstoff noch NO oder
mindestens einem NO-Donator ausgesetzt werden.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
können die reaktiven Molekülspezies mindestens einem NO-Inhibitor
ausgesetzt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens können die reaktiven Molekülspezies gleichzeitig dem
Wasserstoff und NO oder einem NO-Inhibitor ausgesetzt werden.
In einer Alternative werden die reaktiven Molekülspezies zuerst NO oder
einem NO-Inhibitor und danach Wasserstoff ausgesetzt.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden die reaktiven Molekülspezies zuerst Wasserstoff und danach
NO oder einem NO-Inhibitor ausgesetzt.
Die Erfindung schlägt vor, daß Wasserstoff als Gas oder Gasgemisch
verwendet wird.
Dabei kann für den Fall, daß Wasserstoff als Gas verwendet wird, das
besagte Gasgemisch neben Wasserstoff einen Gehalt an mindestens
einer Verbindung aufweisen, die ausgewählt ist aus der Gruppe, die
NO, N₂, O₂ und Inertgase umfaßt.
Die Erfindung schlägt des weiteren vor, daß der Volumenanteil von
Wasserstoff in der die reaktiven Molekülspezies umgebenden
Gasatmosphäre und/oder der den reaktiven Molekülspezies zugeführten
Gasatmosphäre maximal 4 Vol.-% beträgt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann vorgesehen sein, daß die
reaktiven Molekülspezies ausgewählt sind aus der Gruppe, die
Hydroxylradikal, Superoxid-Anion, Reaktionsprodukte von Superoxid-Anion,
Reaktionsprodukte von Superoxid-Anion mit Stickstoffmonoxid,
Peroxynitrit, deren Intermediate und Zerfallsprodukte sowie deren in
biologischen Systemen auftretende reaktive Reaktionsprodukte,
Zerfallsprodukte und Intermediate umfaßt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann es bevorzugt sein, daß
das wasserstoffhaltige Gasgemisch in einem Druckgasbehälter
gespeichert wird.
In einer Ausführungsform handelt es sich bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren um ein solches zur Reduzierung des toxischen Potentials
reaktiver Molekülspezies in biologischen Systemen.
Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß die
Bildungsgeschwindigkeit bzw. Halbwertszeit von reaktiven
Molekülspezies, wie hierin beschrieben, durch die Anwesenheit von
Wasserstoff verringert wird. Obwohl Wasserstoff typischerweise gemäß
der vorliegenden Erfindung als Gas dem Reaktionssystem zugesetzt
wird, bedeutet dies nicht, daß seine Wirkung auf die Gasphase
beschränkt ist. Vielmehr ist davon auszugehen, daß entsprechend dem
Henry′schen Gesetz ein gewisser Anteil des dem Reaktionssystem
zugesetzten Wasserstoffes physikalisch gelöst wird und demzufolge die
Bildungsgeschwindigkeit bzw. Halbwertszeit reaktiver Molekülspezies
auch in wäßrigen Lösungen erfindungsgemäß beeinflußt wird.
Darüber hinaus kann Wasserstoff bedingt durch seine Löslichkeit in
lipophilen Medien diese Wirkung auch beispielsweise in Membranen
biologischer Systeme entfalten, wozu neben der Zytoplasmamembran
auch diejenigen des endoplasmatischen Reticulums, des Golgi-Apparates,
der Lysosomen, der Kernmembran sowie der Mitochondrien
zählen. Dies ist insoweit von besonderer Bedeutung als daß an
derartigen Membransystemen entscheidende biologische Reaktionen
ablaufen, die sich unter anderem durch ihren vektoriellen Charakter
auszeichnen.
Neben der grundsätzlichen Möglichkeit, daß das erfindungsgemäße
Mittel Wasserstoff bereits in Gasform vorsieht, ist es auch im Rahmen
der vorliegenden Erfindung, daß Wasserstoff in flüssiger Form bzw. in
chemisch oder physikalisch gebundener Form vorliegt und aus dem
Mittel zum erwünschten Zeitpunkt entwickelt wird.
Der Gehalt an NO im erfindungsgemäßen Mittel, der entweder durch
Anwesenheit einer entsprechenden Menge an NO in einem
erwünschten Aggregatszustand oder dadurch realisiert wird, daß NO
aus einem NO-Donator zum erwünschten Zeitpunkt entwickelt wird, ist
besonders mit Blick auf die positiven Wirkungen von NO unter
bestimmten, nicht zuletzt pathologischen Bedingungen von Vorteil,
wobei infolge der Anwesenheit von Wasserstoff zusammen mit NO eine
Potenzierung der Wirkung von NO auftritt.
Umgekehrt ist es jedoch auch im Rahmen der vorliegenden Erfindung,
auf einen Gehalt an NO im erfindungsgemäßen Mittel bzw. Verfahren
explizit zu verzichten, nämlich beispielsweise dann, wenn dieses der
Verhinderung der toxischen Nebenwirkungen von krankheitsbedingt
gebildetem oder als Neurotransmitter verwendetem NO dient. So ist
beispielsweise bekannt, daß NO als Mediator entzündlicher Prozesse
vom Körper selbst, d. h. endogen, gebildet wird. Das erfindungsgemäße,
wasserstoffhaltige Mittel, verwendet als Beatmungs- oder
Behandlungsgas, ist somit in der Lage, die Folgen der eingangs
geschilderten unerwünschten Bildung von Peroxynitrit aus dem
solchermaßen endogen gebildeten NO zu unterdrücken und
entsprechende unerwünschte Nebenreaktionen zu minimieren.
Derartige Überlegungen sind unter anderem für den Bereich der
Intensivmedizin, bei der Beatmungs- oder Behandlungsgas zum Einsatz
gelangt, insoweit von besonderer Relevanz, als daß gerade in
Krankenhäusern oftmals opportunistische Infektionen auftreten und
infolgedessen der bereits geschwächte Körper weiteren Belastungen
ausgesetzt wird, die sich insgesamt nachteilig auf den Gesamtzustand
des Patienten sowie die Heilungsaussichten auswirken.
Entsprechenderweise kann es von Vorteil sein, das endogen gebildete
NO durch einen zusätzlichen Gehalt eines NO-Inhibitors zu
unterdrücken, der dem erfindungsgemäßen Mittel zugesetzt ist.
Hinsichtlich der zeitlichen Kombinationen der Verabreichung von
Wasserstoff und NO oder einem NO-Inhibitor sind grundsätzlich alle
Kombinationen denkbar. In nicht beschränkender Weise sei im
einzelnen die Möglichkeit erwähnt, daß beispielsweise Wasserstoff
gleichzeitig mit NO verwendet wird. Damit ließen sich die grundsätzlichen
vorteilhaften Wirkungen von NO realisieren, und die eingangs
angeführten, aus der NO-vermittelten Bildung von unerwünschten
Hydroxylradikalen resultierenden (Neben-)Wirkungen unterbinden.
Umgekehrt kann bei gleichzeitiger Verabreichung von Wasserstoff und
einem NO-Inhibitor infolge einer zumindest teilweisen Gleichwirkung
von Wasserstoff und NO-Inhibitor die jeweils erforderliche Menge des
NO-Inhibitors den Bedürfnissen entsprechend flexibel eingestellt
werden.
Es kann aber ebenso zuerst NO dem Reaktionssystem, das die reaktive
Molekülspezies enthält, zugeführt werden und erst danach Wasserstoff.
Gleiches gilt sinngemäß für den NO-Inhibitor. Der zeitlichen Umkehrung
der in den vorhergehenden Absätzen genannten
Verabreichungssequenz liegen dem Fachmann geläufige Übelegungen
zugrunde, von denen hier zu Illustrationszwecken die unterschiedliche
Löslichkeit von Stickstoffmonoxid, Wasserstoff und NO-Inhibitoren
sowie die verschiedenen Diffusionskoeffizienten der genannten
Verbindungen angeführt sind. Darüber hinaus kann der erwünschte Auf- oder
Abbau geeigneter Depots im System die bevorzugte zeitliche
Verabreichung einer der genannten Verbindungen bedingen.
Geeignete NO-Donatoren und NO-Inhibitoren sind dem Fachmann
bekannt.
Wenn Wasserstoff als Gasgemisch verabreicht werden soll, kann der
Fachmann in geeigneter Weise eine entsprechende Mischung an
Gasen zusammenstellen. Dabei können neben NO, N₂, O₂ und
Inertgasen noch weitere Gase verwendet werden. Typische
Gasgemische sehen die Kombination von Wasserstoff mit N₂ und/oder
O₂ vor. Sofern sinnvoll, können die entsprechenden Gemische auch NO
oder NO-Inhibitoren aufweisen. Des weiteren können den genannten
Mischungen noch Inertgase zugesetzt werden.
Ein besonders bevorzugtes Gasgemisch umfaßt neben Wasserstoff
noch Sauerstoff. Ein derartiges Gasgemisch weist nicht nur die Wirkung
der Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit und/oder Halbwertszeit
reaktiver Molekülspezies auf, sondern ist bei Verwendung als Atemgas
ganz besonders von Vorteil, da, bedingt durch die geringe Molekülgröße
von Wasserstoff, und damit einhergehend günstiger
Transporteigenschaften, ausgedrückt in niedriger Viskosität, hohem
Kriech- und Diffusionsvermögen, besonders bei Verschlüssen des
Atemweges, d. h. Vorliegen von Atelektasen, die Beatmung eines
Organismus wie beispielsweise eines Menschen und der damit
verbundenen Stoffaustausch verbessert wird. Ohne darauf festgelegt
werden zu wollen, scheint der verbesserte Stoffaustausch damit in
Zusammenhang zu stehen, daß Sauerstoffmoleküle im Sog der
Wasserstoffmoleküle mitgerissen werden.
Der vorgenannte Effekt der Verbesserung der Beatmung bei
Verwendung des erfindungsgemäßen Mittels kann noch durch
Zumischen von Helium zu dem Wasserstoff und Sauerstoff
umfassenden Gasgemisch erhöht werden.
Hinsichtlich der Dosierung von Wasserstoff in entsprechenden
Gasgemischen sind die entsprechenden Zünd- bzw. Explosionsgrenzen
zu berücksichtigen, die sich in Abhängigkeit von der Menge des
enthaltenen Sauerstoffs sowie der Feuchtigkeit der Gase, wie dem
Fachmann bekannt ist, ändern. Typischerweise wird der Volumengehalt
4% im Falle trockener Gase bei der Abmischung mit Sauerstoff oder
Luft nicht überschreiten, da dies unter den gegebenen Bedingungen die
untere Zündgrenze darstellt, wenngleich es unter bestimmten
Bedingungen durchaus möglich sein kann, unter Vernachlässigung des
Sicherheitsaspektes höhere Volumenanteile zu realisieren. Die absolute
Obergrenze des Volumenanteils von Wasserstoff von 74,2% ergibt
sich jedoch dadurch, daß bei diesem hohen Volumenanteil von
Wasserstoff bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Mittels als
Atemgas bzw. bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Atmen eines
tierischen, und speziell menschlichen, Organismus nicht mehr möglich
ist.
Das Speichern des wasserstoffhaltigen Gasgemisches in einem
Druckgasbehälter ist insoweit von Vorteil, als daß damit eine bessere
Dosierung möglich ist.
Die vorgenannten Erläuterungen wurden teilweise unter Hinweis darauf
gegeben, daß erfindungsgemäß das toxische Potential reaktiver
Molekülspezies in biologischen Systemen reduziert wird. Gleichwohl
sind die genannten Vorteile nicht notwendigerweise auf biologische
Systeme als Reaktionssystem beschränkt.
Das erfindungsgemäße Mittel kann als Atemgas einem tierischen
Organismus, beispielsweise einem menschlichen Organismus, direkt
zugeführt werden oder unter Verwendung eines extrakorporalen
Gasaustauschsystemes. Darüber hinaus kann das Mittel beispielsweise
in der Zell-, Gewebe-, und Organkultur beispielsweise zu
Begasungszwecken verwendet werden.
Durch das erfindungsgemäße Mittel lassen sich die zum Teil nur
subklinisch auftretenden toxischen (Neben-)Wirkungen der
NO-Therapie, wie beispielsweise bei der Behandlung von Herzinssuffizienz
angewandt, weitestgehend vermeiden.
Gleiches gilt auch für die NO-Therapie, wie sie im Zusammenhang mit
der Behandlung von Atemwegserkrankungen durchgeführt wird. Unter
"Atemwegserkrankungen" sind hierin auch Erkrankungen der Lunge
sowie der Bronchien, einschließlich des asthmatischen Formenkreises
und Lungeninsuffizienzen, verstanden.
Die vorstehenden Ausführungen gelten sinngemäß sowohl für das
erfindungsgemäße Mittel, dessen Verwendung als auch das
erfindungsgemäße Verfahren.
Ohne im folgenden darauf festgelegt werden zu wollen, wird zur
Erklärung der der Erfindung zugrundeliegenden Erkenntnis ausgeführt,
daß die Verringerung der Bildungsgeschwindigkeit bzw. der
Halbwertszeit reaktiver Molekülspezies durch gelösten Wasserstoff
unter physiologischen Bedingungen darauf zu beruhen scheint, daß
beispielsweise infolge der Umsetzung des aus Stickstoffmonoxid und
Superoxid-Anion gebildeten Peroxynitrits intermediär Hydroxylradikale
gebildet werden und diese, wie andere reaktive Molekülspezies, durch
Reaktion mit Wasserstoff bzw. mit einem wasserstoffhaltigen Gas
abgefangen werden.
Die in der vorstehenden Beschreibung sowie in den Ansprüchen
offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in
beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren
verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
Claims (27)
1. Mittel zur Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit und/oder
Halbwertszeit reaktiver Molekülspezies,
gekennzeichnet durch
einen Gehalt an Wasserstoff und/oder mindestens einer
Wasserstoff freisetzenden Verbindung.
2. Mittel nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
einen Gehalt an NO und/oder mindestens einem NO-Donator.
3. Mittel nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
einen Gehalt an mindestens einem NO-Inhibitor.
4. Mittel nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies gleichzeitig Wasserstoff und
NO oder einem NO-Inhibitor ausgesetzt sind.
5. Mittel nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies zuerst NO oder einem NO-Inhibitor
und danach Wasserstoff ausgesetzt sind.
6. Mittel nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies zuerst Wasserstoff und
danach NO oder einem NO-Inhibitor ausgesetzt sind.
7. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß Wasserstoff als Gas oder Gasgemisch verwendet ist.
8. Mittel nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gasgemisch neben Wasserstoff einen Gehalt an
mindestens einer Verbindung aufweist, die ausgewählt ist aus
der Gruppe, die NO, N₂, O₂ und Inertgase umfaßt.
9. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Volumenanteil von Wasserstoff in der die reaktive
Molekülspezies umgebenden sauerstoffhaltigen Gasatmosphäre
und/oder der der reaktiven Molekülspezies zugeführten
sauerstoffhaltigen Gasatmosphäre maximal 4 Vol.-% beträgt.
10. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies ausgewählt sind aus der
Gruppe, die Hydroxylradikal, Superoxid-Anion,
Reaktionsprodukte von Superoxid-Anion, Reaktionsprodukte von
Superoxid-Anion mit Stickstoffmonoxid, Peroxynitrit, deren
Intermediate und Zerfallsprodukte sowie deren in biologischen
Systemen auftretende reaktive Reaktionsprodukte,
Zerfallsprodukte und Intermediate umfaßt.
11. Mittel nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß das wasserstoffhaltige Gasgemisch in einem
Druckgasbehälter gespeichert ist.
12. Mittel nach einem der Ansprüche 1 bis 11 zur Reduzierung des
toxischen Potentials reaktiver Molekülspezies in biologischen
Systemen.
13. Verwendung eines Mittels nach einem der Ansprüche 1 bis 12
in der NO-Therapie.
14. Verwendung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die NO-Therapie der Behandlung von Herzinsuffizienz
dient.
15. Verwendung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die NO-Therapie der Behandlung von
Atemwegserkrankungen dient.
16. Verfahren zur Veränderung der Bildungsgeschwindigkeit
und/oder Halbwertszeit reaktiver Molekülspezies,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies Wasserstoff ausgesetzt
werden.
17. Verfahren nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies NO oder mindestens einem
NO-Donator ausgesetzt werden.
18. Verfahren nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies mindestens einem NO-Inhibitor
ausgesetzt werden.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 17 oder 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies gleichzeitig dem Wasserstoff
und NO oder einem NO-Inhibitor ausgesetzt werden.
20. Verfahren nach Anspruch 17 oder 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies zuerst NO oder einem NO-Inhibitor
und danach Wasserstoff ausgesetzt werden.
21. Verfahren nach Anspruch 17 oder 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies zuerst Wasserstoff und dann
NO oder einem NO-Inhibitor ausgesetzt werden.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 21,
dadurch gekennzeichnet,
daß Wasserstoff als Gas oder Gasgemisch verwendet wird.
23. Verfahren nach Anspruch 22,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gasgemisch neben Wasserstoff einen Gehalt an
mindestens einer Verbindung aufweist, die ausgewählt ist aus
der Gruppe, die NO, N₂, O₂ und Inertgase umfaßt.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 23,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Volumenanteil von Wasserstoff in der die reaktiven
Molekülspezies umgebenden Gasatmosphäre und/oder der den
reaktiven Molekülspezies zugeführten Gasatmosphäre maximal
4 Vol.-% beträgt.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 24,
dadurch gekennzeichnet,
daß die reaktiven Molekülspezies ausgewählt sind aus der
Gruppe, die Hydroxylradikal, Superoxid-Anion,
Reaktionsprodukte von Superoxid-Anion, Reaktionsprodukte von
Superoxid-Anion mit Stickstoffmonoxid, Peroxynitrit, deren
Intermediate und Zerfallsprodukte sowie deren in biologischen
Systemen auftretende reaktive Reaktionsprodukte,
Zerfallsprodukte und Intermediate.
26. Verfahren nach einem der Ansprüche 22 bis 25,
dadurch gekennzeichnet,
daß das wasserstoffhaltige Gasgemisch in einem
Druckgasbehälter gespeichert wird.
27. Verfahren nach einem der Ansprüche 16 bis 26 zur
Reduzierung des toxischen Potentials reaktiver Molekülspezies
in biologischen Systemen.
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Non-Patent Citations (2)
Title |
---|
A.K.Nüßler, Pharm. Zeitg. 2, 141.Jg., 11.Jan.1996,S.11-16,18,20 * |
Chemical Abstracts Vol.113 (1990) Nr.68174s * |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19734279A1 (de) * | 1997-08-07 | 1999-02-11 | Messer Griesheim Gmbh | Wasserstoffhaltiges Medikament |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
ZA977669B (en) | 1998-02-23 |
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