DE19732586A1 - Verfahren zur Modifizierung der Oberfläche von Polymersubstraten durch Pfropfpolymerisation - Google Patents
Verfahren zur Modifizierung der Oberfläche von Polymersubstraten durch PfropfpolymerisationInfo
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- C08—ORGANIC MACROMOLECULAR COMPOUNDS; THEIR PREPARATION OR CHEMICAL WORKING-UP; COMPOSITIONS BASED THEREON
- C08J—WORKING-UP; GENERAL PROCESSES OF COMPOUNDING; AFTER-TREATMENT NOT COVERED BY SUBCLASSES C08B, C08C, C08F, C08G or C08H
- C08J7/00—Chemical treatment or coating of shaped articles made of macromolecular substances
- C08J7/12—Chemical modification
- C08J7/16—Chemical modification with polymerisable compounds
- C08J7/18—Chemical modification with polymerisable compounds using wave energy or particle radiation
Description
Gegenstand des Hauptpatents ist ein Verfahren zur Modifizierung der
Oberfläche von Polymersubstraten mittels durch elektromagnetische
Strahlung initiierter Pfropfpolymerisation, bei dem das Polymersub
strat zunächst mit einem Photoinitiator und mindestens einem alipha
tisch ungesättigten Monomeren vorbehandelt und dann auf das vorbe
handelte Polymersubstrat durch elektromagnetische Strahlung indu
ziert mindestens ein aliphatisch ungesättigtes Monomer polymerisiert
wird.
Ein weiterer Gegenstand ist die Verwendung der modifizierten Poly
mersubstrate zur Herstellung von medizintechnischen Artikeln oder
von Hygieneartikeln.
Es wurde nun eine weitere, vorteilhafte Ausbildung des Verfahrens
nach dem Hauptpatent gefunden, die dadurch gekennzeichnet ist, daß
nach der Vorbehandlung nur das mindestens eine zur Vorbehandlung
verwendete aliphatisch ungesättigte Monomer durch elektromagnetische
Strahlung induziert auf das Polymersubstrat polymerisiert wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren entfällt eine Stufe des Verfah
rens nach dem Hauptpatent, weil das Polymersubstrat nach der Vorbe
handlung nicht erneut mit einem Monomer in Berührung gebracht und
dieses zusammen mit dem zur Vorbehandlung verwendeten Monomer poly
merisiert wird. Trotzdem werden im wesentlichen dieselben Vorteile
erzielt, die mit dem Verfahren nach dem Hauptpatent verbunden sind,
sofern die Kombination aus Photoinitiator und Monomer so gewählt
wird, daß sie das Polymersubstrat anquillt und das Monomer nach der
Pfropfpolymerisation der Substratoberfläche die gewünschten Eigen
schaften erteilt. Derartige Eigenschaften sind z. B. Hydrophilie und
bakterienabweisende Wirkung. Schon bei kurzen Bestrahlungszeiten
werden auf chemisch sehr verschiedenartigen Substraten dichte und
gleichmäßige Beschichtungen von hervorragender Beständigkeit gegen
über Umgebungseinflüssen, einschließlich von Lösemitteln und Abrieb
kräften, erzeugt. Dazu bedarf es keiner aufwendigen Vakuumeinrich
tungen. Wie bei dem Verfahren des Hauptpatents kann die Aktivie
rungsenergie der photochemisch induzierten Polymerisation durch
geeignete Wahl des Photoinitiators dem jeweiligen Polymersubstrat
angepaßt werden, so daß unerwünschte Veränderungen der mechanischen
oder chemischen Eigenschaften des Polymersubstrats vermieden werden.
Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zu modifizierenden Oberflä
chen des Polymersubstrats müssen keine bestimmt Topographie aufwei
sen; Objekte mit einer dreidimensionalen Struktur eignen sich ebenso
wie ebene Flächen, was insbesondere bei der nachträglichen Modifi
zierung von vorgefertigten Erzeugnissen von Vorteil ist.
Hinsichtlich der Polymersubstrate, deren Oberflächen erfindungsgemäß
modifiziert werden, unterscheidet sich das Verfahren nicht von dem
des Hauptpatents. Als Beispiele seien Polyamide, wie Polyamid 6,
Polyamid 6,6 oder Polyamid 12; Polyetherblockamide; Polyetherester
amide oder -imide sowie Polyvinylchlorid, Polysiloxane, Polymeth
acrylate und Polyester genannt.
Weiterhin können die gleichen Monomeren mit einer olefinischen Dop
pelbindung und die gleichen vernetzenden Monomeren mit zwei olefini
schen Doppelbindungen eingesetzt werden, die im Hauptpatent be
schrieben sind. Daneben kann man mit besonderem Vorteil auch vernet
zende Monomere mit mehr als zwei, vorteilhaft mit 3 bis 6 olefini
schen Doppelbindungen einsetzen.
Bevorzugte nicht vernetzende Monomere mit nur einer olefinischen
Doppelbindung sind Carboxyl- oder Carboxylatgruppen enthaltende
Monomere, Sulfonsäure- oder Sulfonatgruppen enthaltende Monomere,
Hydroxylgruppen enthaltende Monomere, Amino- oder Ammoniumgruppen
enthaltende Monomere sowie Phosphatgruppen enthaltende Monomere. Von
den geeigneten monoolefinischen, nicht vernetzenden Monomeren seien
beispielsweise genannt: (Meth)acrylsäure, Methyl(meth)acrylat,
Ethyl(meth)acrylat, Butyl(meth)acrylat, 2-Ethylhexyl(meth)acrylat,
tert.-Butylaminoethyl(meth)acrylat, 2-Hydroxyethyl(meth)acrylat,
4-Hydroxybutyl-(meth)acrylat, (Meth)acrylsäureamid, (Meth)acrylni
tril, Vinylsulfonsäure, Vinylphosphonsäure, Styrolsulfonsäure,
Natriumvinylsulfonat, Natriumstyrolsulfonat, Natriumvinylphosphonat,
Natriumvinylstyrolsulfonat, tert.-Butylaminoethylmethacrylat, Dime
thylaminoethylmethacrylat, Diethylaminoethylmethacrylat, Dimethyl
aminqneopentylacrylat, Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid, Maleinsäu
rediethylester, Maleinsäureimid, Fumarsäure und Fumarsäuredimethyl
ester.
Vernetzende Monomere weisen mindestens 2, vorteilhaft 3 bis 6 olefi
nische Doppelbindungen auf. Sie werden vorteilhaft zusammen mit ein
fach olefinisch ungesättigten Monomeren eingesetzt. Ihre Mitverwen
dung ermöglicht die Ausbildung von Netzwerken und führt zu dickeren
und delaminationsstabileren Schichten. Die vernetzenden Monomeren
können neben ihren olefinischen Doppelbindungen z. B. hydrophile
Gruppen, wie Hydroxylgruppen und/oder Alkylenoxidgruppen, enthalten
und sind dann gleichzeitig hydrophilierende und vernetzende Monome
re. Man wendet die vernetzenden Monomeren zweckmäßig in Mengen von
0,1 bis 50 Molprozent, vorteilhaft von 1 bis 20 Molprozent an, bezo
gen auf die einfach olefinisch ungesättigten Monomeren.
Geeignete vernetzende Monomere sind z. B. niedere Diolefine, wie
1,3-Butadien und Isopren; (Meth)acrylsäurederivate, wie Methylenbis
acrylamid (MBAA). Ethylenglykoldimethacrylat (EGDMA), Diethylengly
koldimethacrylat, Ethylenglykoldiacrylat (EGDA), Diethylenglykoldi
acrylat (DEGDA), Tetraethylenglykoldiacrylat oder -meth-acrylat,
Polyethylenglykol-400-diacrylat, Polyethylenglykol-600-diacrylat,
Polyethylenglykol-1000-diacrylat, Trimethylolpropantriacrylat, Tri
methylolpropantrimethacrylat und Pentaerythrittetraacrylat, Polyvi
nylether, wie Diethylenglykoldivinylether, Polyethylenglykol-300-di
vinylether, Polyethylenglykol-1500-divinylether, Polyethylenglykol-
6000-divinylether, Cyclohexan-1,4-dimethanoldivinylether, 1,4-Hexan
dioldivinylether, Glycerin-12EO-trivinylether und Pentaerythrit-
64EO-tetravinylether; Kohlenhydratderivate, wie acryloylierte Hydro
xypropylzellulose mit mehr als einer Acryloylgruppe pro Molekül; und
Allylverbindungen, wie Allycinnamat, Tetraethylenglykoldiallylether
und Pentaerythrittetraallylether.
Als Polymerisationsinitiatoren lassen sich wie in dem Verfahren nach
dem Hauptpatent alle gängigen Photoinitiatoren verwenden, wie Ben
zoine, Benzilketale, α-Hydroxyketone, Peroxide, Azoverbindungen,
Azoxyverbindungen, Diazosulfonate, Diazosulfone, Diazothioether,
Diacyldiazomethane, Diarylsulfide, heteroaromatisch substituierte
Disulfide, Diaroylsulfide, Tetraalkylthiuramdisulfide, Dithiocarbo
nate oder Dithiocarbamate. Im einzelnen seien Benzophenon, Acetophe
non, Fluorenon, Benzaldehyd, Propiophenon, Anthrachinon, Carbazol,
3- oder 4-Methylacetophenon, 4,4'-Dimethoxybenzophenon, Allylaceto
phenon, 2,2'-Diphenoxyacetophenon, Benzoinmethylether, Benzoinethyl
ether, Benzoinpropylether, Benzoinacetat, Benzoinphenylcarbamat,
Benzoinacrylat, Benzoinphenylether, Benzoylperoxid, Dicumylperoxid,
Azobisisobutyronitril, Phenyldisulfid, Acylphosphanoxide, 2,2-Di
methoxy-2-phenylacetophenon oder Chlormethylanthrachinon sowie Kom
binationen hiervon genannt. Bevorzugte, besonders kurze Bestrah
lungszeiten ermöglichende Photoinitiatoren sind Benzoine, Benzoinde
rivate, Benzilketale und α-Hydroxyketone. Man wendet die Polymerisa
tionsinitiatoren in der Regel in Mengen von 0,4 bis 4,0 Gewichtspro
zent an, bezogen auf die Gesamtmischung.
Es ist ein wesentliches Merkmal der Erfindung, daß das Polymersub
strat in einer ersten Phase des Verfahrens mit einem Photoinitiator
und mindestens einem Monomer vorbehandelt wird. Die Wahl des Photo
initiators und des Monomers richtet sich u. a. nach der chemischen Na
tur des Polymersubstrats. Das Monomer darf das Polymersubstrat wäh
rend der Vorbehandlung nicht lösen, muß es aber anquellen können.
Das Monomer wandert also in das Polymersubstrat ein und ermöglicht
dadurch die Penetration des Photoinitiators zumindest in die ober
flächennahen Zonen des Polymersubstrats. Ob ein bestimmtes Monomer
ein bestimmtes Polymersubstrat zweckentsprechend anquillt, läßt sich
durch einen orientierenden Versuch unschwer ermitteln. So kann man
das Polymersubstrat für definierte Zeiten, z. B. 15 Sekunden, in eine
zur Vorbehandlung bestimmte Lösung definierter Temperatur, z. B.
50°C, legen, die Massezunahme bestimmen und diese zur Masse des un
behandelten Substrats ins Verhältnis setzen. Da sowohl die Masse als
auch die Oberfläche des Polymersubstrats einen Einfluß auf die Mas
sezunahme pro Zeiteinheit haben, sollten für die orientierenden Ver
suche stets Polymerproben mit gleicher Masse und gleicher Oberfläche
eingesetzt werden. Beispielsweise sind Kombinationen von Monomer und
Polymersubstrat dann gut geeignet, wenn das Substrat, das in Form
von Folien mit einer Dicke von 300 µm vorliegt. Bei der angegebenen
Temperatur und der angegebenen Einwirkungszeit von 15 Sekunden eine
Massezunahme von 0,9 bis 25% aufweist.
Anders als bei dem Verfahren nach dem Hauptpatent muß dasjenige
Monomer, das nach der Polymerisation dem Polymersubstrat die
erwünschten Eigenschaften erteilt, schon bei der Vorbehandlung zuge
gen sein. Dies kann eine Einschränkung der Optionen bedeuten, die
jedoch häufig dadurch wettgemacht wird, daß man eine Kombination von
Monomeren einsetzt, von denen das eine das Polymersubstrat gut
anquillt und das andere nach der Pfropfpolymerisation für die
erwünschte Modifizierung der Polymeroberfläche sorgt. So kann man
z. B. Sulfonate, wie Natriumstyrolsulfonat und Natriumvinylsulfonat,
die als Salze kaum in Polymere zu penetrieren vermögen, zusammen mit
Garbonsäuremonomeren, wie (Meth)acrylsäure oder Maleinsäure, und
einem Photoinitiator, wie 2,2'-Dimethoxy-2-phenylacetophenon, zur
Vorbehandlung von Substraten aus Polyurethan (z. B. Tecoflex®) ein
setzen und erhält in der zweiten Phase durch Propfpolymerisation der
Monomeren mittels UV-Bestrahlung eine bakterienabweisende Polymer
oberfläche mit Carboxyl- und Sulfonatgruppen.
Die Mischung zur Vorbehandlung des Polymersubstrats kann wie bei dem
Verfahren des Hauptpatents ausschließlich aus mindestens einem ole
finisch ungesättigten Monomer und einem Photoinitiator bestehen oder
kann diese Bestandteile als wesentliche Komponenten enthalten. Im
letzteren Falle kann die Mischung definierte Mengen eines oder meh
rerer inerter Lösemittel aufweisen, z. B. bis zu 80 Gewichtsprozent,
vorteilhaft bis zu 40 Gewichtsprozent, bezogen auf die Mischung. Das
ist z. B. dann empfehlenswert, wenn sich das Monomer und der Photoi
nitiator nicht oder nicht gut zu einer homogenen Mischung oder Lö
sung mischen lassen oder das Substrat mit dem Monomer allein zu
stark oder zu wenig quillt. Geeignete Lösemittel sind z. B. Wasser,
Aceton, Methylethylketon, Butanon, Cyclohexanon, Diethylether,
Tetrahydrofuran, Dioxan, Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Cyc
lohexanol, Dimethylacetamid, Dimethylsulfoxid, Dimethylformamid,
Heptan, Cyclohexan. Benzol, Toluol, Dichlormethan, Trichlormethan,
Ethylacetat, Propylacetat, Amylacetat oder Acetonitril. Die kürzeren
Bestrahlungszeiten des erfindungsgemäßen Verfahrens gehen wesentlich
darauf zurück, daß Polymersubstrat, Photoinitiator und Monomer(e)
bereits räumlich unmittelbar nebeneinander vorliegen und daher keine
unerwünschten Absorptionen von Photonen durch Komponenten einer an
sonsten zusätzlich erforderlichen Reaktionslösung erfolgen können.
Dies führt zu einer ökonomischen Prozeßführung durch optimale Aus
nutzung der verwendeten Strahlung und ermöglicht erst eine effizien
te photochemische Pfropfpolymerisation von Monomeren, die ihrerseits
eine starke Absorption elektromagnetischer Strahlung im Wellenbe
reich der verwendeten Strahlungsquelle aufweisen.
Die Vorbehandlung des Polymersubstrats mit dem Photoinitiator und
dem Monomer soll so erfolgen, daß die Oberfläche des Polymersub
strats angequollen wird, so daß das Monomer bzw. die Monomeren in
das Polymersubstrat penetrieren kann bzw. können und gleichzeitig
die Pentration des Polymerisationsinitiators ermöglicht wird. Die
Behandlungsdauer hängt von der jeweiligen Kombination von Polymer
substrat, Photoinitiator und Monomer(en) sowie von der Temperatur
ab. Sie braucht nur 1 bis 20 Sekunden zu betragen und beträgt vor
teilhaft 2 bis 10 Sekunden. Die Polymersubstrate und insbesondere
dicke Polymersubstrate nehmen dabei nur in den Randzonen Monomere
und Photoinitiator auf, was jedoch für eine gegen Umwelteinflüsse
beständige, extraktionsstabile Beschichtung völlig ausreicht. Die
optimalen Temperaturen und Behandlungszeiten lassen sich unschwer
durch orientierende Versuche ermitteln; typische Vorgehensweisen
sind in den Beispielen aufgezeigt. Vorzugsweise erfolgt die Vorbe
handlung des Polymersubstrats mit dem Photoinitiator und dem minde
stens einen aliphatisch ungesättigten Monomer bei einer Temperatur
von 10 bis 200°C, besonders bevorzugt bei Temperaturen von 20 bis
80°C und insbesondere bei 30 bis 60°C.
Die Mischung zur Vorbehandlung des Polymersubstrats kann durch übli
che Auftragetechniken, wie Aufsprühen, Bestreichen oder Tauchen, auf
das Polymersubstrat aufgebracht werden.
Auf die Vorbehandlung folgt in der zweiten Phase des Verfahrens die
Pfropfpolymerisation des Monomers oder der Monomeren, mit dem bzw.
mit denen das Polymersubstrat zuvor behandelt worden war. Abweichend
vom Verfahren des Hauptpatents wird also kein weiteres (von dem oder
den für die Vorbehandlung benutzten Monomer(en) verschiedenes oder
damit identisches) Monomer aufgebracht oder anderweitig mit dem vor
behandelten Polymersubstrat in Berührung gebracht. Durch die
Bestrahlung wird die Polymerisation initiiert, die zu einer extrak
tionsstabilen Pfropfung der verwendeten Monomeren auf das Polymer
substrat führt.
In vielen Fällen ist es zweckmäßig, von dem vorbehandelten Substrat
vor der Pfropfpolymerisation oberflächlich anhaftendes Monomer und
anhaftenden Photoinitiator zu entfernen. Dies kann z. B. durch kurz
zeitiges Tauchen (zweckmäßig einige Sekunden bis zu etwa einer Minu
te) in ein geeignetes Lösemittel (wie zuvor beschrieben) geschehen.
Alternativ kann man das vorbehandelte Substrat mit Lösemittel abspü
len. Wenn man auf diese oder jene Weise anhaftendes Monomer und an
haftenden Photoinitiator entfernt, erhält man bei der Pfropfpolymeri
sation eine in noch höherem Maße extraktionsbeständige Beschichtung.
Die Pfropfpolymerisation wird, je nach dem gewählten Photoinitiator,
durch elektromagnetische Strahlung im Wellenlängenbereich von 180
bis 1200 nm, bevorzugt von 200 bis 800 nm und insbesondere von 200
bis 400 nm induziert. Strahlung in diesem Wellenlängenbereich ist
relativ weich und greift in aller Regel das Polymersubstrat nicht
an. Man arbeitet z. B. mit einem Excimer-UV-Strahler der Fa. Heraeus,
D-63801 Neuostheim mit kontinuierlicher Strahlung, z. B. mit XeCl
oder XeF als Strahlermedium. Im Prinzip sind auch Quecksilberdampf
lampen mit breitem UV-Spektrum und Strahlungsanteilen im sichtbaren
Bereich bzw. in den obengenannten Bereichen brauchbar. Die Exposi
tionszeiten betragen im allgemeinen 30 bis 300 Sekunden, können aber
bei Verwendung leistungsstärkerer Strahler oder entsprechender Laser
weiter verkürzt werden. Die Expositionszeiten hängen u. a. von der
Geometrie der bestrahlten Substrate ab. Gegenstände mit ausgeprägter
dreidimensionaler Charakteristik müssen gedreht werden und erfordern
längere Bestrahlung.
Wie bei dem Verfahren des Hauptpatents können nach der Pfropfpolyme
risation funktionelle Gruppen in üblicher Weise ganz oder teilweise
in Derivate überführt werden. So kann man Carboxylgruppen zu Carb
oxylatgruppen neutralisieren, Carbonestergruppen zu Hydroxyl- oder
Carbonsäuregruppen sowie Carbonamid- oder Nitrilgruppen zu Carboxyl
gruppen verseifen. Weitere Derivatisierungen von erfindungsgemäß
modifizierten Polymersubstraten können nach allgemeinen Verfahren
(H. Beyer, Lehrbuch der organischen Chemie, S. Hirzel Verlag, Stutt
gart, 1988, S. 260 ff.) vorgenommen werden.
Wie im Hauptpatent so ist auch hier ein Gegenstand der vorliegenden
Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäß an der Oberfläche modi
fizierten Polymersubstrate zur Herstellung von medizinischen Arti
keln. Solche Artikel sind insbesondere Gegenstände aus Polyamiden,
Polyurethanen, Polyetherblockamiden, Polyesteramiden oder -imiden,
PVC, Polysiloxanen, Polymethacrylat oder Polyterephthalaten, die un
ter Verwendung der erwähnten bevorzugten Photoinitiatoren modifi
zierte Oberflächen haben, vorzugsweise mit Carboxyl- oder Carboxy
latgruppen, Sulfonatgruppen, Hydroxylgruppen und/oder Aminogruppen
enthaltenden Monomeren modifizierte Oberflächen. Medizintechnische
Artikel sind beispielsweise und insbesondere Katheter, Blutbeutel,
Drainagen, Führungsdrähte und Operationsbestecke, Intraokularlinsen
und Kontaktlinsen.
Außerdem ist, ebenfalls wie im Hauptpatent, Gegenstand der vorlie
genden Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäß an der Oberflä
che modifizierten Polymersubstrate zur Herstellung von Hygienearti
keln. Die obigen Ausführungen über bevorzugte Materialien für medi
zinische Artikel gelten entsprechend. Solche Hygieneartikel sind
beispielsweise Zahnbürsten, Toilettensitze, Kämme und Verpackungsma
terialien. Unter die Bezeichnung Hygieneartikel fallen auch andere
Gegenstände, die u. U. mit vielen Menschen in Berührung kommen, wie
Telefonhörer, Handläufe von Treppen, Tür- und Fenstergriffe sowie
Haltegurte und -griffe in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Schließlich sind Gegenstand der Erfindung die genannten Erzeugnisse,
die unter Verwendung der erfindungsgemäßen Polymersubstrate herge
stellt wurden oder solche Polymersubstrate enthalten.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung erläutern, nicht aber
ihren Anwendungsbereich begrenzen.
Es werden 40 g 2,2'-Dimethoxy-2-phenylacetophenon in 60 g Acrylsäure
gelöst. Die Mischung wird anschließend auf 60°C erwärmt. In diese
Mischung wird ein Stück Polyamid 12-Folie von 5 × 8 cm für die Dauer
von 15 Sekunden eingetaucht. Die Folie wird im Anschluß entnommen
und unter Argon oder Stickstoff als Schutzgas in eine Bestrahlungs
kammer mit Quarzglasabdeckung gelegt. Die Bestrahlungskammer wird
verschlossen und im Abstand von 10 cm unter eine Excimer-Bestrah
lungseinheit der Fa. Heraeus (Nennleistung 1000 Watt) gestellt, die
eine Emission der Wellenlänge 308 nm aufweist. Die Bestrahlung wird
gestartet, die Bestrahlungszeit beträgt 40 Sekunden. Die Folie wird
anschließend entnommen und 6mal jeweils 3 Stunden in 300 ml entmi
neralisiertem Wasser gewaschen.
Es werden 5 g 2,2'-Dimethoxy-2-phenylacetophenon in einer Mischung
aus 60 g Acrylsäure und 35 g entmineralisiertem Wasser gelöst. Die
Mischung wird anschließend auf 35°C erwärmt. In diese Mischung wird
ein Stück einer Polyurethan-Folie (Tecoflex®) von 5 × 8 cm für die
Dauer von 5 Sekunden eingetaucht. Die Folie wird im Anschluß entnom
men und unter Argon oder Stickstoff als Schutzgas in eine Bestrah
lungskammer mit Quarzglasabdeckung gelegt. Die Bestrahlungskammer
wird verschlossen und im Abstand von 10 cm unter eine Excimer-Be
strahlungseinheit der Fa. Heraeus (Nennleistung 1000 Watt) ge
stellt, die eine Emission der Wellenlänge 308 nm aufweist. Die
Bestrahlung wird gestartet, die Bestrahlungszeit beträgt 60 Sekun
den. Die Folie wird anschließend entnommen und 6mal jeweils 3 Stun
den in 300 ml entmineralisiertem Wasser gewaschen.
Es werden 5 g 2,2'-Dimethoxy-2-phenylacetophenon in einer Mischung
aus 60 g Acrylsäure und 35 g entmineralisiertem Wasser gelöst. Die
Mischung wird anschließend auf 35°C erwärmt. In diese Mischung wird
ein Polyurethanschlauch (Tecoflex®) mit einer Länge von 15 cm und
einem Durchmesser von 0,4 cm für die Dauer von 5 Sekunden einge
taucht. Der Schlauch wird danach entnommen und mittels einer spe
ziellen Apparatur, die eine Drehung des Schlauches im Verlauf der
Bestrahlung ermöglicht, in eine Bestrahlungsröhre gehängt, die mit
Argon oder Stickstoff beflutet wird. Der Abstand zur Excimer-Be
strahlungseinheit der Fa. Heraeus (Nennleistung 1000 Watt, 308 nm)
beträgt 3 cm. Die Bestrahlung wird gestartet, die Bestrahlungszeit
beträgt 180 sec. Der Schlauch wird im Anschluß entnommen und dreimal
jeweils 2 Stunden in 1000 ml entmineralisiertem Wasser von 50°C ge
waschen.
Es werden 5 g 2,2-Dimethoxy-2-phenylacetophenon in einer Mischung
aus 60 g Acrylsäure, 6 g Natriumstyrolsulfonat und 29 g Wasser ge
löst. Diese Mischung wird anschließend auf 35°C erwärmt. In diese
Mischung wird ein handelsüblicher Katheter aus Polyurethan (Teo
flex®) für die Dauer von 5 sec eingetaucht. Um den Katheterinnen
raum im Verlauf der Vorbehandlung frei zuhalten, wird ein kontinuier
licher Schutzgasstrom (Stickstoff oder Argon) durch das Katheterlu
men geleitet. Der Katheter wird nach Beendigung der Vorbehandlung
entnommen und mittels einer speziellen Apparatur, die eine Drehung
des Katheters im Verlauf der Bestrahlung ermöglicht, in eine
Bestrahlungsröhre gehängt. Es wird weiter Schutzgas durch das Kathe
terlumen geleitet. Der Abstand zur Excimer-Bestrahlungseinheit der
Fa. Heraeus (Nennleistung 1000 Watt, 308 nm) beträgt 3 cm. Die
Bestrahlung wird gestartet, die Bestrahlungszeit beträgt 180 sec.
Der Katheter wird im Anschluß entnommen und dreimal jeweils 2 Stun
den in 1.000 ml entmineralisiertem Wasser von 50°C gewaschen.
Claims (18)
1. Weitere Ausbildung des Verfahrens zur Modifizierung der Ober
fläche von Polymersubstraten mittels photochemisch induzierter
Pfropfpolymerisation, bei dem das Polymersubstrat zunächst mit einem
Photoinitiator und mindestens einem aliphatisch ungesättigten Mono
meren vorbehandelt und dann auf das vorbehandelte Polymersubstrat
durch elektromagnetische Strahlung induziert mindestens ein alipha
tisch ungesättigtes Monomer polymerisiert wird, nach Patent
. . .. . .. (Patentanmeldung 197 15 449.2 (O.Z. 5176), da
durch gekennzeichnet, daß nach der Vorbehandlung nur das mindestens
eine zur Vorbehandlung verwendete Monomer durch elektromagnetische
Strahlung induziert auf das Polymersubstrat polymerisiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Polymersubstrat aus einem Polyamid, Polyurethan, Polyetherblockamid,
Polyesteramid oder -imid, PVC, Polysiloxan, Polymethacrylat oder Po
lyterephthalat besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die aliphatisch ungesättigten Monomeren eine olefinische Doppelbin
dung und Carboxyl- oder Carboxylatgruppen, Sulfonsäure- oder Sulfo
natgruppen, Hydroxylgruppen, Amino- oder Ammoniumgruppen oder Phos
phatgruppen enthaltende Monomere sind.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man ne
ben Monomeren mit einer olefinischen Doppelbindung vernetzende Mono
mere mit mindestens 2 olefinischen Doppelbindungen in Mengen von 0,1
bis 50 Gew.-% mitverwendet, bezogen auf die einfach olefinisch unge
sättigten Monomeren.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß man ver
netzende Monomere mit 3 bis 6 olefinischen Doppelbindungen verwen
det.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Photoinitiator ein Benzoin, Benzoinderivat, Ben
zilketal oder α-Hydroxyketon verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Mischung, mit der das Polymersubstrat vorbehandelt
wird, aus dem Photoinitiator und mindestens einem
Monomer besteht.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mischung bis zu 80 Gew.-%, bezogen auf die Mischung, mindestens ei
nes inerten Lösemittels enthält.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Dauer der Vorbehandlung 1 bis 20 Sekunden beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Temperatur bei der Vorbehandlung 10 bis 200°C be
trägt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Temperatur bei der Vorbehandlung 20 bis 80°C be
trägt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß man von dem vorbehandelten Substrat vor der Pfropfpoly
merisation oberflächlich anhaftendes Monomer und anhaftenden Photo
initiator entfernt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Wellenlänge der elektromagnetischen Strahlung 180
bis 1200 nm beträgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Wellenlänge der elektromagnetischen Strahlung 200
bis 800 nm beträgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Wellenlänge der elektromagnetischen Strahlung 200
bis 400 nm beträgt.
16. Verwendung der gemäß den Ansprüchen 1 bis 15 modifizierten Po
lymersubstrate zur Herstellung von medizintechnischen Artikeln.
17. Verwendung der gemäß den Ansprüchen 1 bis 15 modifizierten Po
lymersubstrate zur Herstellung von Hygieneartikeln.
18. Medizintechnische und Hygieneartikel, die unter Verwendung der
modifizierten Polymersubstrate gemäß den Ansprüchen 1 bis 15 herge
stellt wurden oder solche Polymersubstrate enthalten.
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Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997115449 DE19715449A1 (de) | 1997-04-14 | 1997-04-14 | Verfahren zur Modifizierung der Oberfläche von Polymersubstraten durch Pfropfpolymerisation |
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1997
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