DE19724488C1 - Verfahren zur Entfernung von Aldehyden, insbesondere Acrolein, aus Branntwein - Google Patents
Verfahren zur Entfernung von Aldehyden, insbesondere Acrolein, aus BranntweinInfo
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Description
Das Auftreten von Acrolein (2-Propenal) bei der ethanolischen Vergärung zucker-
und stärkehaltiger landwirtschaftlicher Rohstoffe, hauptsächlich verursacht durch
säurebildende Lactobazillen, führt nicht nur zu teilweise erheblichen ge
schmacklichen Beeinträchtigungen der vergorenen Substrate, sondern
insbesondere auch zu einer Belastung ihrer Destillationsprodukte, da sich die
Substanz trotz des rel. niedrigen Siedepunkts (Kp760 = 52,7°C) infolge einer Viel
zahl von Azeotropgemischen destillativ mit den üblichen Kolonnen kaum ent
fernen läßt.
Da Acrolein und seine Metaboliten (z. B. Glycidaldehyd) als potentiell mutagen
und cancerogen gelten und auch die akute Toxizität des ungestättigten Aldehyds
beachtlich ist, wurde die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (BfB) vom
Bundesgesundheitsamt darauf hingewiesen, daß "aus Gründen des vorsorgenden
Verbraucherschutzes Acrolein in Neutralalkohol der Bundesmonopolverwaltung
......... nicht nachweisbar sein sollte."
Die BfB sah sich deshalb veranlaßt, bei der Übernahme von mit Acrolein
verunreinigtem Alkohol (Branntwein) der Brennereien Qualitätsabzüge
vorzunehmen, wenn die Verunreinigungen einen Acroleingehalt von
0,6 mg/100 ml Alkohol übersteigt. Diese Abzüge sind teilweise so erheblich (bis
90% des Übernahmegeldes), daß die daraus resultierende wirtschaftliche
Belastung bei den betroffenen Brennereien bis zur Existenzgefährdung gehen
kann. Eine nachträgliche Entfernung von Acrolein wäre somit von erheblicher
Bedeutung.
Die bisherigen Verfahren sind unbefriedigend; es sind dies:
- 1. Oxidation des Acroleins durch Zugabe alkalischer Wasserstoffperoxidlösung (Verfahren Misselhorn)
- 2. Strippen des Acroleins aus dem Alkohol mittels feinverteilter Luft (Verfahren Pieper)
Die Nachteile von Verfahren 1. sind folgende:
- - Entstehen neuer Substanzen mit teilweise unbekannten Eigenschaften (Beispiel: Der bei der Oxidation von Acrolein entstehende Glycidaldehyd steht im Verdacht, cancerogen zu sein).
- - Zusatz oxidierender Chemikalien in das Hauptsammelgefäß (Alkohollagertank) kann Korrosion hervorrufen, da die Tanks gewöhnlich aus unlegiertem Stahl ge fertigt sind.
- - Gleichmäßige Verteilung der Chemikalien im vierkantigen Lagertank ohne Rühr werk ist praktisch unmöglich.
- - Erhöhte Belastung und Kosten bei der Abwasserbeseitigung des stark alkalischen Lutterwassers.
- - Schwierigkeiten durch die zollamtlichen Verschlußmaßnahmen.
Die Nachteile von Verfahren 2. sind folgende:
- - Die Abgabe der Acroleindämpfe in die Luft führt zu einer nicht tolerierbaren Umweltbelastung.
- - Verlust an Alkohol.
- - Extrem lange Belüftungsdauer (bis zu 3 Wochen) führt zu einer Acrolein minderung im Branntwein von lediglich 70%.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, wirkungsvoll, technisch
einfach und umweltschonend das Acrolein aus Branntwein zu entfernen. Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man den Branntwein mit
stark basischem Anionenaustauscher (AIA) in der Bisulfit-Form reagieren läßt.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren läuft eine Reaktion gemäß dem folgenden
Formelschema ab:
Das erfindungsgemäße Verfahren kann chargenweise durchgeführt werden.
Vorzugsweise wird es jedoch kontinuierlich durchgeführt, indem man den
Branntwein über den Anionenaustauscher leitet. Beim erfindungsgemäßen
Verfahren lassen sich auf technisch einfache und umweltschonende Weise
Acrolein und andere Aldehyde (Acetaldehyd, Crotonaldehyd, Benzaldehyd,
Furfural, Formaldhyd, Propanal, 2-Methylpropanal, Hexanal, Heptanal, Trans-2-
hexen1-al, Octanal, Nonanal, 3-Methylbutanal, Butanal usw.) wirkungsvoll
abtrennen. Die Reaktionsprodukte sind leicht und billig in völlig unschädliche
Verbindungen zu überführen, die einfach entsorgt werden können.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wendet man einen makroporösen,
stark basischen Anionenaustauscher an. Hierdurch werden Reaktionszeit und
Reinheitsgrad des gereinigten Alkohols erhöht.
Es ist seit langem bekannt, daß Aldehyde mit wäßriger Natriumbisulfit-Lösung
Bisulfit-Additionsverbindungen ergeben. Die Bildung dieser stabilen und gut
kristallisierenden Addukte wird häufig zur Abtrennung bzw. Reinigung von
Aldehyden verwendet.
Natriumbisulfit (NaHSO3) ist in festem Zustand nicht bekannt, sondern nur in
Lösung. Zur Erzeugung von Bisulfit in wäß. Lösung wird Natriumdisulfit (Natrium
pyrosulfit, Na2S2O5) verwendet, das mit Wasser nach folgender Gleichung
reagiert:
Na2S2O5 + H2O → 2 NaHSO3
Durch Bindung des Bisulfits an einen stark basischen, makroporösen Anionen
austauscher (AIA) (z. B. Lewatit MP 500 WS, Fa. Bayer, oder Dowex MSA-1 der
Firma Dow Chemical) kann in kontinuierlicher Verfahrensweise Acrolein (u. a.
Aldehyde) bei hoher Durchflußgeschwindigkeit (bis 25 l Ethanol/l AIA/h)
nahezu vollständig (Restmenge: 3-4% d. Ausgangs-konzentration bei Acrolein)
aus Branntwein 80 vol% (Ethanol) entfernt werden.
Die makroporöse Struktur (MP) des AIA gewährleistet eine große reaktive Ober
fläche, wodurch bei großer Kapazität hohe Reaktionsgeschwindigkeiten erzielt
werden. Durch Verwendung eines Harzes, dessen Feinanteile entfernt sind (WS),
wird in der AIA-Säule der Druckabfall verringert und dadurch die Durchflußge
schwindigkeit erhöht.
Bei der Regenerierung des AIA mit Natronlauge werden Acrolein und Bisulfit vom
Harz abgelöst und eine gezielte Entsorgung beider Substanzen, z. B. durch
alkalische Oxidation mit Wasserstoffperoxidlösung ermöglicht.
In den folgenden Beispielen wurde das Acrolein nach der Methode der
Bundesmonopolverwaltung für Branntwein gemäß der folgenden Vorschrift
bestimmt:
In 100 ml-Kölbchen mit Schliffstopfen werden vorgelegt und nach jeder Zugabe
vermischt: 5 ml Alkohol 80 vol% + 1 ml Alkohol-Probe (auf Acrolein) + 1 ml Hexyl
resorcinlösung (A) + 1 ml HgCl2-Lösung (B) + 5 ml Trichloressigsäurelösung (C).
Mischung in Wasserbad auf 50°C erwärmen für genau 5 min., dann 25 min. in
Wasserbad von 20°C belassen.
Mit Photometer Absorption bei 605 nm messen gegen dest. Wasser.
Vorausgehend Eichkurve(n) aufstellen!
(A) 15 g Hexylresorcin in 100 ml Alkohol 96 vol% lösen.
(B) 0,5 g HgCl2 in 100 ml Alkohol 96 vol% lösen.
(C) 100 g Trichloressigsäure mit 10 ml dest. Wasser verflüssigen.
350 ml AIA-Harz Lewatit MP 500 WS (Chloridform) wurden mit dest. Wasser in
einer Glassäule (Länge: 500 mm / Durchmesser: 30 mm, unten mit Glasfritte +
Hahn) gespült und oben mit einem Wattebausch bedeckt. Höhe des Harzbetts =
500 mm. Mit 1100 ml Natronlauge 4%ig wurde das Harz in die OH- - Form
übergeführt und mit 2,8 Liter dest. Wasser (= 8 Bettvolumina) neutral gewaschen.
Ausdehnung des Harzbetts um ca. 20 mm.
Anschließend wurde das Harz mit Bisulfit beladen: Durchfluß von 1100 ml
Na2S2O5 - Lösung 5%ig. Überschüssiges Bisulfit wurde mit dest. Wasser
ausgewaschen. Schließlich wurde das Wasser durch Ethanol verdrängt (Harzbett
schrumpft um ca. 15 mm). Nach Durchfluß von acroleinhaltigem Ethanol wurde
der Restgehalt an Acrolein bestimmt (siehe Tab. 1).
Tab. 1:
3 hintereinandergeschaltete Säulen aus Edelstahl (Länge: 285 mm/Durchmesser:
80 mm) wurden mit jeweils 1 l AIA-Harz Lewatit MP 500 WS (Chloridform) gefüllt
und mit 10 l Natronlauge 4%ig regeneriert. Mit 24 l dest. Wasser wurde
gewaschen, mit 10 l Natriumdisulfitlösung 5%ig das Harz mit Bisulfit beladen,
wiederum mit dest. Wasser gewaschen und schließlich das Wasser durch Ethanol
verdrängt.
Acroleinaugangs- und -restgehalte sowie Durchflußgeschwindigkeiten zeigt
Tabelle 2
Tab. 2:
In einem Edelstahlrohr (Länge: 800 mm/Durchmesser: 200 mm) wurden 21 l AIA-
Harz Lewatit MP 500 WS (Chloridform) eingefüllt. Höhe der Füllung: 635 mm.
Regenerieren: 65 l Natronlauge 4%ig.
Waschen: 170 l dest. Wasser.
Beladen mit Bisulfit: 65 l Natriumdisulfitlösung 5%ig.
Waschen: 100 l dest. Wasser.
Verdrängen des Wassers mit Ethanol.
Acroleinausgangs- und -restgehalt sowie Durchflußgeschwindigkeit zeigt Tabelle 3.
Waschen: 170 l dest. Wasser.
Beladen mit Bisulfit: 65 l Natriumdisulfitlösung 5%ig.
Waschen: 100 l dest. Wasser.
Verdrängen des Wassers mit Ethanol.
Acroleinausgangs- und -restgehalt sowie Durchflußgeschwindigkeit zeigt Tabelle 3.
Tab. 3:
Entfernung von Acetaldehyd aus Alkohol 80 Vol-%
Eine gemäß Beispiel 1 frisch mit Bisulfit beladene Laborsäule aus Glas wurde mit
acetaldehydhaltigem Alkohol (80 vol%) durchströmt.
Acetaldehydbestimmung nach der Methode der Bundesmonopolverwaltung für
Branntwein. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 zusammengefaßt.
Tab. 4:
Claims (5)
1. Verfahren zur Entfernung von Aldehyden aus Branntwein,
dadurch gekennzeichnet, daß
man den Branntwein mit stark basischem Anionenaustauscher in der
Bisulfit-Form reagieren läßt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
man den Branntwein über den Anionenaustauscher leitet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der stark basische Anionenaustauscher makroporös ist.
4. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur
Entfernung von Acrolein aus Branntwein.
5. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur
Entfernung von Acetaldehyd aus Branntwein.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997124488 DE19724488C1 (de) | 1997-06-10 | 1997-06-10 | Verfahren zur Entfernung von Aldehyden, insbesondere Acrolein, aus Branntwein |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997124488 DE19724488C1 (de) | 1997-06-10 | 1997-06-10 | Verfahren zur Entfernung von Aldehyden, insbesondere Acrolein, aus Branntwein |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE19724488C1 true DE19724488C1 (de) | 1998-06-25 |
Family
ID=7832067
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997124488 Expired - Fee Related DE19724488C1 (de) | 1997-06-10 | 1997-06-10 | Verfahren zur Entfernung von Aldehyden, insbesondere Acrolein, aus Branntwein |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE19724488C1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2007107603A1 (fr) * | 2006-03-22 | 2007-09-27 | Centre National De La Recherche Scientifique (Cnrs) | Procédé d'extraction de composés carbonylés d'une boisson par extraction liquide-solide avec un support inerte fonctionnalisé |
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1997
- 1997-06-10 DE DE1997124488 patent/DE19724488C1/de not_active Expired - Fee Related
Non-Patent Citations (1)
Title |
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Pieper: "Technologie der Obstbrennerei, 1977, 330 * |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2007107603A1 (fr) * | 2006-03-22 | 2007-09-27 | Centre National De La Recherche Scientifique (Cnrs) | Procédé d'extraction de composés carbonylés d'une boisson par extraction liquide-solide avec un support inerte fonctionnalisé |
FR2898891A1 (fr) * | 2006-03-22 | 2007-09-28 | Centre Nat Rech Scient | Procede d'extraction de composes carbonyles d'une boisson par extraction liquide-solide avec un support inerte fonctionnalise |
US8313790B2 (en) | 2006-03-22 | 2012-11-20 | Centre National De La Recherche Scientifique (Cnrs) | Extracting carbonyl compounds from a drink by extraction with a functionalized inert support |
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