DE19721737C1 - Blei- und cadmiumfreie Glaszusammensetzung zum Glasieren, Emaillieren und Dekorieren von Gläsern oder Glaskeramiken sowie Verfahren zur Herstellung einer damit beschichteten Glaskeramik - Google Patents
Blei- und cadmiumfreie Glaszusammensetzung zum Glasieren, Emaillieren und Dekorieren von Gläsern oder Glaskeramiken sowie Verfahren zur Herstellung einer damit beschichteten GlaskeramikInfo
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Description
Die Erfindung betrifft blei- und cadmiumfreie Glaszusammensetzungen zum Glasie
ren, Emaillieren und Dekorieren von Gläsern oder Glaskeramiken, die nach der
Kristallisation Hochquarz- und/oder Keatit-Mischkristalle als Hauptkristallphase
enthalten und sie betrifft das Verfahren zur Herstellung einer mit diesen Glaszu
sammensetzungen versehenen Glaskeramik.
Übliche Glaskeramiken enthalten Hochquarz- und/oder Keatit-Mischkristalle als
Hauptkristallphase, die für den niedrigen Wärmeausdehnungskoeffizienten verant
wortlich sind. Je nach Kristallphase und Kristallitgröße können solche Glaskerami
ken transparent, transluzent oder opak vorliegen. Die Einfärbung über Farboxide
wird je nach gewünschter Anwendung vorgenommen. Hauptsächliches Einsatzge
biet solcher Glaskeramiken mit niedriger Wärmedehnung sind temperaturwechsel
beständige Laborgeräte, Kochgeschirre, Brandschutzgläser, Kaminsichtscheiben
und besonders auch beheizbare Platten, z. B. Kochflächen.
Dekorüberzugsmassen werden im allgemeinen in die Kategorien "Glasuren" bzw.
"Emails" eingeteilt. Die Glasuren bestehen in der Regel aus einem klaren oder ein
gefärbten Glas (Glasfluß), während Emails Überzugsmassen sind, die färbende,
nichttransparente Materialien, wie Pigmente enthalten. Als Pigmente können farbi
ge, anorganische Verbindungen verwendet werden. Hierbei dürfen die Pigmente
üblicherweise vom Glasfluß nicht oder nur geringfügig angegriffen werden.
Glasuren und Emails werden auch zum Beschichten und Veredeln von Glaskerami
ken eingesetzt. Großflächige Beschichtungen dienen oft dem Schutz, der Abdec
kung oder zur Erzielung eines gewünschten Aussehens. Dekorationen werden ein
gesetzt für Beschriftungen, zur Erzielung eines gewünschten Designs oder auch
zur Unterstützung bestimmter technischer Funktionen etwa im Fall von Dis
play-Fenstern oder der Markierung von Kochzonen.
Die Glasur oder das Email wird bei Temperaturen, die unterhalb des Erweichungs
punktes des zu beschichtenden Gegenstandes liegen, eingebrannt, wobei die je
weilige Glaszusammensetzung der Glasur bzw. des Emails aufschmilzt und sich
stabil mit der Oberfläche des Gegenstandes verbindet. Die Einbrenntemperaturen
liegen in der Regel unterhalb des Erweichungspunktes des zu beschichtenden Ge
genstandes, damit keine unkontrollierte Verformung auftreten kann. Der Brand
dient auch der Verflüchtigung organischer Hilfsstoffe, die z. B. als Suspendiermittel
für den Auftrag der Glasur bzw. des Emails eingesetzt werden.
Bei einer Beschichtung von Glaskeramiken oder Gläsern mit einem Wärmeausdeh
nungskoeffizienten im Bereich von ca. 4 × 10-6/K und größer ist es möglich, Glasu
ren oder Emails mit angepaßten Wärmeausdehnungskoeffizienten zu finden. Dabei
wird nach dem Stand der Technik angestrebt, daß die Dekorüberzüge einen gering
fügig niedrigeren Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweisen, als der zu beschich
tende Gegenstand. Dadurch soll gewährleistet werden, daß die Glasur oder das
Email beim Abkühlen nach dem Einbrand unter Druckspannung gerät und somit auf
die Eigenschaften des Substrats keine negative, insbesondere die Festigkeit redu
zierende Wirkung ausübt. Bei nichtangepaßten Wärmeausdehnungskoeffizienten
werden sich beim Abkühlen Spannungen zwischen Dekorüberzug und Substrat
ausbilden, wodurch Craquelles oder Risse entstehen, die bis in das Substratmate
rial einlaufen können. Durch die Fehlanpassung werden die hervorgerufenen
Spannungen die Haftfestigkeit verschlechtern. Bei größerer Fehlanpassung können
die Dekorüberzüge sofort oder im Laufe der Zeit während des Gebrauchs vom
Substrat abplatzen.
Probleme ergaben sich bisher bei der Glasur- bzw. Email-Dekoration von Glaske
ramiken mit niedriger Wärmeausdehnung auf Basis von Hochquarz- oder Keatit-Misch
kristallen, die durch thermische Behandlung, der sogenannten Keramisie
rung, eines geeigneten Ausgangsglases hergestellt werden. Solche Glaskeramiken
zeichnen sich durch eine Wärmeausdehnung von kleiner 2 × 10-6/K im Temperatur
bereich zwischen 20 und 700°C aus. Unter Berücksichtigung des Erweichungs
punktes und der thermischen Beständigkeit dieser Glaskeramiken wird die Deko
ration üblicherweise bei Temperaturen unter 1200°C erfolgen. Bei den Glaskerami
ken wird das Einbrennen der Glasur bzw. des Emails vorzugsweise während des
Keramisierungsprozesses durchgeführt, d. h. die Dekorüberzüge werden auf das
Grünglas aufgebracht und während der Keramisierung eingebrannt. Für solche
Glaskeramiken mit niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten sind bisher keine
wirtschaftlich herstellbaren Dekorüberzüge mit angepaßtem Wärmeausdehnungs
koeffizienten verfügbar. Man hat auf verschiedenen Wegen versucht, dieses Pro
blem der Fehlanpassung zu lösen, um das Auftreten gravierender Nachteile bei
den gewünschten Eigenschaften zu umgehen.
Insbesondere bei vollflächigen Beschichtungen oder dichten Dekorierungen tritt die
Erniedrigung der Biegezugfestigkeit als gravierender Nachteil zutage. Die Erniedri
gung der Biegezugfestigkeit beruht zum einen auf der infolge der Fehlanpassung
unvermeidlichen Ausbildung von Spannungen zwischen Dekor und Substrat und
zum anderen darauf, daß für die Haftung des Dekors auf dem Substrat eine gewis
se Anlösung des Substrats durch das Dekor und die Ausbildung einer Reaktions
schicht erforderlich ist. Es ist möglich, dieses Problem der Erniedrigung der Biege
zugfestigkeit durch eine sehr lichte Dekorierung zu umgehen, jedoch sind damit
vollflächige Beschichtungen zur Erzielung eines Schutzes oder dichtere Dekorie
rungen als Designausführung nicht möglich. Für eine ausreichende Biegezugfe
stigkeit beim Handling, Einbau und späteren Gebrauch der dekorierten Glaskera
miken wird eine mittlere Biegezugfestigkeit größer als 30 MPa als notwendig ange
sehen.
Beispielsweise durch Aufbringen von Dekorüberzügen mit geringen Schichtdicken
können die resultierenden Spannungen auch bei Fehlanpassungen der Wärme
ausdehnungskoeffizienten verringert werden. Dies bedeutet aber auch, daß die
Farbwirkung (Deckkraft, Farbeindruck) sowie die Schutzwirkung erheblich einge
schränkt werden können.
Bisher zum Überzug und/oder zur Dekoration von Glaskeramiken mit niedrigen
Wärmeausdehnungskoeffizienten verwendete Glasuren und Emails enthalten häu
fig Blei und z. T. auch Cadmium. Neben seiner günstigen Wirkung hinsichtlich einer
Erniedrigung der Einbrenntemperaturen erlaubt es die Verwendung von Blei und
Cadmium gut haftende Dekorüberzüge zu realisieren, obwohl der Wärmeausdeh
nungskoeffizient in der Größenordnung von 5 × 10-6/K bis sogar 10 × 10-6/K liegt.
Die Ursache, warum diese Fehlanpassungen zwischen Dekorüberzug und Glaske
ramik-Substrate ohne Schaden toleriert werden, wird der Plastizität bleihaltiger
Flüsse zugeschrieben. Zusätze aus Blei und Cadmium sind darüber hinaus günstig
für die Festigkeit dekorierter Glaskeramiken und verleihen den Glasflüssen und
Emails eine vergleichsweise gute chemische Beständigkeit gegenüber schwachen
Säuren und Basen, wie sie im Haushalt oder auch der Industrie als Reinigungsmit
tel eingesetzt werden oder in Lebensmitteln vorkommen.
Trotz dieser günstigen Eigenschaften bleihaltiger Beschichtungen dürfen Glasuren
und Emails heute wegen der ungünstigen toxikologischen Eigenschaften von Blei
und Cadmium diese Elemente nicht mehr enthalten. In der Literatur sind daher be
reits verschiedene Wege vorgeschlagen worden, um Glaskeramiken mit niedriger
Wärmeausdehnung ohne die Verwendung von Blei- oder Cadmiumverbindungen
zu beschichten.
In der deutschen DE 42 41 411 A1 wird versucht, das Problem der Fehlanpassung
zwischen Glaskeramik-Substrat und Dekorschicht durch Zusatz von chemisch
inerten, optisch inaktiven, elastischen anorganischen Stoffen zu lösen. Solche Zu
sätze bestehen z. B. aus Glimmerplättchen, die dem Dekorüberzug eine gewisse
Plastizität verleihen. Durch diese Zusätze sind haftfeste und abriebarme Dekor
überzüge realisierbar. Nachteilig ist die aufwendigere Herstellung der Dekorüber
züge, sowie eine nicht immer gewünschte Beeinflussung von Farbton und Reflexion
der Überzüge.
Aus der deutschen DE 42 01 286 C2 ist die Verwendung von blei- und cadmium
freien Glaszusammensetzungen zum Glasieren und Emaillieren von Gläsern und
Glaskeramiken mit einer Wärmeausdehnung von weniger als 5,0 × 10-6/K bekannt.
Die vorgeschlagenen Zusammensetzungen enthalten Li2O 0-12 Gew.-%, MgO 0-
10 Gew.-%, CaO 3-18 Gew.-%, B2O3 5-25 Gew.-%, Al2O3 3-18 Gew.-%, Na2O
3-18 Gew.-%, K2O 3-18 Gew.-%, BaO 0-12 Gew.-%, SiO2 25-55 Gew.-%, TiO2
0-5 Gew.-% und ZrO2 0-<3 Gew.-%. Die relativ hohen Gehalte an Alkalien und Er
dalkalien, hier besonders K2O und CaO, gestatten es, Dekorüberzüge mit guter
Haftfestigkeit zu realisieren. Nachteilig sind die hohen Alkali- und Erdalkali-Gehalte
für die chemische Beständigkeit gegenüber Säuren und im Hinblick auf die Festig
keit der dekorierten Glaskeramiken.
Die US-PS 5,326,728 beansprucht eine bleifreie Fritte mit SiO2 35-50 Gew.-%,
B2O3 23-30 Gew.-%, Al2O3 10-22 Gew.-%, Li2O 1-3 Gew.-%, Na2O 0-3 Gew.-%,
K2O 2-5 Gew.-%, CaO 1-5 Gew.-%, TiO2 0-2 Gew.-% und ZrO2 0-5 Gew.-%,
wobei die Summe Li2O + Na2O + K2O kleiner 8 Gew.-% und Summe CaO + MgO
+ ZnO + BaO + SrO kleiner 7 Gew.-% ist. Auch bei diesen Zusammensetzungen
sind Zusätze von K2O und CaO erforderlich, um ausreichende Haftfestigkeiten trotz
der Fehlanpassung zu erreichen. Für hohe Ansprüche an die Säurebeständigkeit
und die Festigkeit der dekorierten Glaskeramiken sind diese Zusammensetzungen
aber oft nicht ausreichend.
Insbesondere die Anwesenheit von K2O in Mengen <2 Gew.-% hat sich als äußerst
schädlich für die Biegezugfestigkeit dekorierter Glaskeramiken erwiesen. Das Kali
um-Atom ist sehr mobil beim Einbrand des Dekors und reichert sich in der Nähe der
Reaktionsschicht zwischen Glaskeramik und Dekor an. Dadurch werden zusätzli
che Spannungen erzeugt, die die Biegezugfestigkeit deutlich erniedrigen. Die An
wesenheit von K2O in Gehalten von 2 Gew.-% und größer gestattet zwar die An
wendung in Form lichter Dekorausführungen. Vollflächige Beschichtungen zum
Schutz oder dichte Dekorierungen zur Erzielung von gewünschten ästhetischen
Designausführungen sind damit jedoch nur eingeschränkt realisierbar.
Die Aufgabe der Erfindung besteht daher darin, blei- und cadmiumfreie Glaszu
sammensetzungen zum Glasieren, Emaillieren und Dekorieren von Gläsern oder
Glaskeramiken, die Hochquarz- oder Keatit-Mischkristallen als Hauptkristallphase
enthalten und eine niedrige Wärmeausdehnung von <2 × 10-6/K aufweisen, vorzu
stellen, die allen Anforderungen genügen. Die Glaszusammensetzungen sollen
insbesondere in einem niedrigen und relativ breiten Temperaturbereich problemlos
verarbeitet werden können und darüber hinaus Glasuren bzw. Emails liefern, die für
den Gebrauch im technischen und häuslichen Bereich sehr gute Eigenschaften be
züglich Haftfestigkeit, chemischer Beständigkeit gegenüber Säuren und Laugen,
Glanz, Abriebfestigkeit, Fleckunempfindlichkeit zeigen. Ferner sollen die mit den
Glaszusammensetzungen dekorierten Glaskeramiken hohe Festigkeiten besitzen.
Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 beschriebene Glaszusammen
setzung gelöst.
Es hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäße Glaszusammensetzung die Eigen
schaften der PbO- und CdO-haltigen Glaszusammensetzungen bezüglich Haftfe
stigkeit, chemischer Beständigkeit und Festigkeit erreicht. Bei vollflächig dekorier
ten Glaskeramiken erreicht die Biegezugfestigkeit nach dem Einbrand Werte grö
ßer als 30 MPa. Darüber hinaus ergeben sich sogar Vorteile hinsichtlich geringerer
Fleckempfindlichkeit gegenüber Kontamination. Bei der erfindungsgemäßen Glas
zusammensetzung werden viskositätsabsenkende Komponenten, wie Alkalien
B2O3 sowie ggf. Erdalkalien, ZnO und F in relativ engen Grenzen mit Oxiden kom
biniert, die am Aufbau des Glasnetzwerks beteiligt sind, insbesondere SiO2, Al2O3
ggf. mit geringen Anteilen an TiO2, ZrO2, La2O3, SnO2, Bi2O3 oder P2O5.
Die Summe der Alkalien Li2O, Na2O und K2O soll zwischen 1 bis 10 Gew.-% liegen.
Der Zusatz von Alkalien ist erforderlich, um die gewünschten niedrigen Einbrenn
temperaturen zu erreichen. Neben der viskositätsabsenkenden Wirkung sind die
Alkalien auch in hohem Maße für den Glanz der aufgebrachten Dekorschicht ver
antwortlich. Höhere Alkaligehalte verschlechtern die Säurebeständigkeit der aufge
brachten Schichten. Auch wirken sich höhere Alkaligehalte negativ auf die Festig
keit der beschichteten Glaskeramiken aus. Der Li2O-Gehalt und der Na2O-Gehalt
sind auf je 5 Gew.-% begrenzt. Der K2O-Gehalt muß unter 2 Gew.-% betragen.
K2O ist günstig für die Haftfestigkeit der aufgebrachten Dekorschichten, ist aber
weniger wirksam hinsichtlich der Absenkung der Viskosität. Ganz besonders nega
tiv wirken sich höhere K2O-Gehalte auf die Festigkeit der dekorierten Glaskerami
ken aus. Bevorzugt wird ein Li2O-Gehalt von 1 bis 4 Gew.-% und ein Na2O-Gehalt
von 0 bis 3 Gew.-%, sowie ein Alkaligehalt von 2 bis 7 Gew.-%.
Der B2O3-Gehalt liegt mischen 15 und 27 Gew.-%. B2O3-Zusätze sind erforderlich,
um die Glasschmelze gegenüber unerwünschter Entglasung zu stabilisieren. B2O3
senkt die Viskosität des Glases und ermöglicht das Einbrennen bei niedrigen Tem
peraturen. B2O3 beeinflußt ferner den Glanz positiv. Bei höheren B2O3-Gehalten als
27 Gew.-% verschlechtert sich die Säurebeständigkeit der Beschichtung. Geringere
Gehalte als 15 Gew.-% führen zu einem unzureichenden Viskositätsverhalten. Be
sonders günstige Eigenschaften erhalten Glaszusammensetzungen mit einem
B2O3-Gehalt von 15 bis 23 Gew.-%.
SiO2 und Al2O3 sind Hauptbestandteile des erfindungsgemäßen Glases. SiO2 ist als
Netzwerkbildner verantwortlich für die Stabilität, die chemische Beständigkeit und
die Festigkeit. Der SiO2-Gehalt liegt zwischen 43 und 58 Gew.-%. Höhere SiO2-
Gehalte sind ungünstig wegen ihrer viskositätserhöhenden Wirkung und verhindern
das Glattfließen der Beschichtung beim Einbrennen. Unterhalb von 43 Gew.-% ist
die Säurebeständigkeit der Glaszusammensetzung zu gering. Bevorzugt wird ein
SiO2-Gehalt zwischen 48 bis 57 Gew.-%. SiO2 wirkt sich günstig auf die Festigkeit
der dekorierten Glaskeramiken aus. Der Al2O3-Gehalt liegt zwischen 10 und 20
Gew.-%. Al2O3 fördert die Stabilität des Glases und verbessert das Abriebverhalten
und die Festigkeit der dekorierten Glaskeramiken. Höhere Gehalte als 20 Gew.-%
aber erhöhen die Viskosität unzulässig und verschlechtern den Glanz. Geringere
Gehalte als 10 Gew.-% weisen dagegen unzureichende Festigkeitswerte auf. Be
sonders günstige Eigenschaften erhalten Glaszusammensetzungen mit einem
Al2O3-Gehalt von 14 bis 19 Gew.-%.
Zusätze von Erdalkalien unterstützen die viskositätsabsenkende Wirkung der Alka
lien. Glanz und Haftfestigkeit werden sogar verbessert. Als Zusätze sind maximal 3
Gew.-% MgO, maximal 4 Gew.-% CaO sowie maximal je 4 Gew.-% SrO und BaO
zulässig. Werden die angeführten Obergrenzen überschritten, verschlechtern sich
Säurebeständigkeit und Festigkeit in unzulässiger Weise. In bevorzugter Form liegt
die Summe der Erdalkalien bei 1 bis 9 Gew.-%.
Zur Verbesserung des Viskositätsverhaltens und des Abriebs kann die Glaszu
sammensetzung maximal 4 Gew.-% ZnO enthalten. Ein zu hoher ZnO-Gehalt führt
allerdings zu einer Verschlechterung der Festigkeit.
Sb2O3-Zusätze sind bis zu 2 Gew.-% zulässig und fördern die Haftfestigkeit der De
korüberzüge. Höhere Gehalte sind toxikologisch unerwünscht und verschlechtern
die Säurebeständigkeit.
Zur Verbesserung der Säurebeständigkeit kann das Glas ferner noch TiO2 in Men
gen zwischen 0 und 3 Gew.-% enthalten. Höhere TiO2-Gehalte gefährden die Sta
bilität des Glases. ZrO2 kann in Mengen bis zu 4 Gew.-%, bevorzugt bis zu 3 Gew.-%
im Glas enthalten sein. ZrO2-Zusätze fördern die chemische Beständigkeit ge
genüber Laugen und die Festigkeit der dekorierten Glaskeramiken. Höhere Gehalte
verschlechtern den Abrieb und gefährden die Stabilität des Glases gegenüber Ent
glasung.
Das Glas kann weiterhin Zusätze von Fluor in Höhe von bis zu 3 Gew.-%, bevor
zugt bis zu 2 Gew.-% enthalten. Der Zusatz von F verringert die Viskosität und
damit die Einbrenntemperatur. Fluor-Ionen ersetzen eine entsprechende Menge
von Sauerstoff-Anionen im Glasgerüst. Höhere Gehalte verschlechtern jedoch die
Säurebeständigkeit des Glases. Als weitere Zusätze können Bi2O3, La2O3, SnO2
und P2O5 in dem Glas vorhanden sein. Die maximale Menge der einzelnen Oxide
soll 3 Gew.-% nicht überschreiten. Kommen mehrere dieser Oxide gemeinsam zur
Anwendung, so soll die Summe der Gehalte dieser Oxide aber 5 Gew.-% nicht
überschreiten. SnO2-Zusätze verbessern die chemische Beständigkeit, führen je
doch zu einer Erhöhung der Viskosität. La2O3, Bi2O3 und P2O5 verbessern die
Schmelzbarkeit, höhere Gehalte gefährden jedoch die Entglasungsstabilität und die
chemische Beständigkeit.
Glaspulver aus Gläsern der erfindungsgemäßen Zusammensetzung können pro
blemlos mit Pigmenten bis zu einem Anteil von 30% Pigment vermischt und dann
zur Herstellung farbiger Überzüge, Emails und/oder Dekore verwendet werden. Als
Pigmente werden dabei übliche anorganische Materialien benutzt, die bei Brenn
temperaturen gegenüber der Glaszusammensetzung im wesentlichen beständig
sind. Durch gezielte Zugabe färbender Oxide, die sich in dem Glas lösen, kann die
Glasur aber auch in sich gefärbt werden.
Die erfindungsgemäßen Gläser werden zuerst homogen erschmolzen und aus dem
gebildeten Glas wird dann durch Mahlen ein Glaspulver mit einer mittleren Korn
größe von < 10 µm, bevorzugt < 5 µm, hergestellt. Ausgehend von dem so erhalte
nen Glaspulver werden dann, ggf. nach Zugabe entsprechender Pigmente, die zu
dekorierenden Glaskeramiken beschichtet. Bei der Beschichtung werden allgemein
bekannte technische Verfahren wie z. B. Tauchen, Spritzen, Siebdrucken usw. ein
gesetzt. Die Verarbeitung erfolgt unter Zusatz üblicher organischer Hilfsstoffe
und/oder geeigneter Suspendiermittel. Zum Beispiel wird beim Siebdrucken das
Pulver mit einem Siebdrucköl vermischt, die Paste mit einem Dreiwalzenstuhl ho
mogenisiert und dann im direkten Siebdruck oder nach dem Abziehbildverfahren
(indirekter Siebdruck) aufgetragen. Alternativ erlaubt das Vermischen mit thermo
plastischen Hilfsstoffen einen Siebdruck unter Wärmeeinwirkung. Nach dem Ein
brennen auf der zu dekorierenden Glaskeramik erhält man Schichten, deren Dicken
üblicherweise zwischen 2 und 9 µm liegen. Die zu beschichtenden Glaskeramiken
liegen vorzugsweise im glasigen Ausgangszustand vor. Das Einbrennen der Gla
sur- bzw. Emailschichten wird bevorzugt während des Keramisierungsprozesses
durchgeführt. Die Zusammensetzungen der zu beschichtenden Glaskeramiken und
der Keramisierungsprozeß werden in der Literatur z. B. in der EP 220 333 B1 be
schrieben. Die Keramisierung erfolgt, je nachdem ob Hochquarz- oder Keatit-Misch
kristalle als Hauptkristallphase gewünscht ist, im Temperaturbereich von 800
-950°C bzw. 900-1200°C. Für das Erzielen einer ausreichenden Kristalldichte
wird üblicherweise vor der Keramisierung eine Keimbildung bei Temperaturen zwi
schen 650 und 800°C vorgeschaltet. Besonders günstige Eigenschaften der aus
den erfindungsgemäßen Gläsern hergestellten beschichteten Glaskeramiken erhält
man dann, wenn man aus dem angegebenen Zusammensetzungsbereich Gläser
auswählt, deren Transformations-, Erweichungs- und Verarbeitungstemperaturen
deutlich höher liegen, als es dem bisherigen Stand der Technik entspricht. So lie
gen die Transformationstemperaturen (Tg) bei 450-650°C, insbesondere bei 490-
590°C, die Erweichungstemperaturen (Ew) bei 600-850°C, insbesondere bei 640-
800°C und die Verarbeitungstemperaturen (VA) bei 880 bis 1150°C, insbesondere
bei 900-1120°C. Die Wärmeausdehnungskoeffizienten α zwischen 20-300°C lie
gen bei 3,5 bis 7 × 10-6/K, bevorzugt bei 4 bis 6 × 10-6/K. Die relativ hohen Tempera
turen für Tg, Ew, VA wirken sich besonders günstig auf die thermische Beständigkeit
der Dekorüberzüge aus. So zeigt sich auch nach 75 Stunden bei 670°C praktisch
keine visuell wahrnehmbare Farbveränderung.
Mit den erfindungsgemäßen Gläsern können auf Glaskeramik-Substraten Dekor
überzüge erzeugt werden, die bezüglich Glanz und Abriebbeständigkeit bisherigen
PbO- und CdO-haltigen Gläsern entsprechen. Bezüglich thermischer Beständigkeit
und Fleckunempfindlichkeit sind die erfindungsgemäßen Gläser den PbO- und
CdO-haltigen Gläsern sogar überlegen. Ein besonderer Vorteil der erfindungsge
mäßen Gläser besteht in ihrer ausgezeichneten Haftung, trotz der sehr großen
Unterschiede in der Wärmeausdehnung zwischen Dekorüberzug und Glaskeramik-Sub
straten, sowie guter chemischer Beständigkeit und in der hohen Festigkeit der
damit beschichteten Glaskeramiken. Vollflächig dekorierte Glaskeramik-Produkte
besitzen nach dem Einbrand Biegezugfestigkeiten größer als 30 MPa. Selbst bei
größeren Schichtdicken der Dekorüberzüge z. B. bis 9 µm zeigen sich auch bei
Temperaturschock keine Abplatzungen von der Glaskeramik, wobei große Unter
schiede in der Wärmeausdehnung zwischen Dekorüberzug und Glaskeramik tole
riert werden. Diese gute Haftung wird über längere Zeiträume im praktischen Ein
satz, verbunden mit extremen Temperaturwechseln, beibehalten. Die chemische
Beständigkeit und hier besonders die Beständigkeit gegenüber Säuren ist gegen
über bisherigen bleifreien Zusammensetzungen vorteilhaft. Die Festigkeit der mit
den erfindungsgemäßen Gläsern beschichteten Glaskeramiken ist besonders bei
dichten Dekorausführungen gegenüber bisherigen bleifreien Zusammensetzungen
deutlich verbessert.
Die vorliegende Erfindung wird mit Hilfe der folgenden Beispiele weiter verdeutlicht:
Tabelle 1 enthält 16 Beispiele für Glaszusammensetzungen in Gew.-% und die da
zugehörigen Meßgrößen, die die Viskosität kennzeichnen, wie Transformations
temperatur (Tg in °C), Erweichungstemperatur (Ew in °C), die Verarbeitungstempe
ratur (VA in °C) sowie den Wärmeausdehnungskoeffizienten α zwischen 200 und
300°C in 10-6/K und die Dichte in g/cm3. Die Beispiele 15 und 16 liegen außerhalb
des erfindungsgemäßen Zusammensetzungsbereichs und sind zu Vergleichszwec
ken mit aufgeführt.
Die Gläser gemäß den Beispielen 1 bis 16 werden zu Pulvern mit einer mittleren
Korngröße von 1 bis 3 µm vermahlen. Das so erhaltene Pulver wird gemäß Tabelle
2 mit Pigmenten vermischt und unter Zusatz von Siebdrucköl auf Fichtenölbasis zu
einer Siebdruckpaste verarbeitet. Es werden Viskositäten zwischen 1 und 5 Pa.s
mit einem Brookfield-Rheometer gemessen. Mit den erhaltenen Pasten werden zu
Glaskeramiken umwandelbare Ausgangsgläser (gem. EP 220 333 B1) bedruckt.
Die durchgeführten Siebdrucke beinhalten sowohl verschiedene Dekorausführun
gen als auch vollflächig bedruckte Prüfmuster. Dabei wird ein Sieb der Maschen
weite 150 T verwendet. Die Beschichtungen werden in einem kontinuierlichen Fer
tigungsofen oder einem Laborofen eingebrannt. Dabei findet auch die Keramisie
rung des Ausgangsglases in eine Glaskeramik mit Hochquarz-(Versuchs-Nr. 1-16)
bzw. Keatit-Mischkristallen (Versuchs-Nr. 17-20) als vorherrschender Kristallpha
se statt. Die Maximaltemperaturen beim Einbrand sind in Tab. 2 aufgeführt. Nach
dem Einbrennen und Keramisieren weisen die Beschichtungen Schichtdicken von
ca. 4 µm auf. Die gemessenen Eigenschaften sind in Tab. 2 aufgeführt. Die Haft
festigkeit wird an vollflächig dekorierten Prüfmustern durchgeführt. Dabei wird die
eingebrannte Dekorschicht mit einem Streifen transparenten Klebefilms (Tesafilm®
Typ 104, Fa. Beiersdorf) beklebt. Der Streifen wird fest angerieben und dann ruck
artig abgerissen. Die Beurteilung richtet sich danach, wieviele Partikel der Be
schichtung an dem Streifen haften. Hierbei bedeutet 0 = keine haftenden Partikel
feststellbar, 1 = wenig anhaftende Partikel, für praktische Anwendung unkritisch, 2
= größere Anzahl anhaftender Partikel, 3 = flächiges Abreißen der Dekorschicht.
Die Säurebeständigkeit wird nach einem ähnlichen Schema bezüglich visuell fest
stellbarer Farbveränderung bewertet, dabei bedeutet 0 = kein erkennbarer Angriff,
1 = sehr geringer Angriff, unkritisch, 2 = merklicher Angriff, 3 = weitgehender Angriff
und 4 = völlige Veränderung der Dekorschichten. Es wird mit 4%iger Essigsäure
bei Siedetemperatur für 4 h geprüft. Diese Prüfmethode beinhaltet einen relativ
starken Angriff, um auch für praktische Anwendungen mit höchsten Anforderungen
an die Säurebeständigkeit eine Aussage zu gewinnen.
Die Festigkeit wird an dekorierten Prüfmustern der Abmessung 100 × 100 mm mit
einer mittig vollflächig bedruckten quadratischen Form aus 50 × 50 mm getestet.
Die Biegezugfestigkeit wird nach der Doppelringmethode (DIN 52300, Teil 5) ge
messen. Für jede Beschichtung werden mindestens 12 Prüfmuster bezüglich ihrer
Biegezugfestigkeit gemessen. Es wird der Mittelwert in Tabelle 2 angegeben.
Die gemessenen Werte zeigen, daß die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
sowohl über gute Haftfestigkeiten als auch über gute Säurebeständigkeit und ver
gleichsweise hohe Biegefestigkeiten (< 30 MPa) verfügen. Diese Kombination wird
mit den Vergleichszusammensetzungen nicht erreicht. Die genannten Eigenschaf
ten kommen denen PbO- und/oder CdO-haltiger Glasuren und Emails nahe. Dar
über hinaus weisen die Zusammensetzungen gegenüber diesen aber deutlich ver
besserte Fleckunempfindlichkeit und thermische Beständigkeit auf. Auch Glanz,
Abriebverhalten, Beständigkeit gegenüber basischen Reinigungsmitteln und Reini
gungsverhalten nach üblichen und bekannten Standardmethoden zeigen, daß die
erfindungsgemäßen Glaszusammensetzungen in hervorragender Weise dafür ge
eignet sind, PbO- und CdO-haltige Gläser zu substituieren.
Claims (8)
1. Blei- und cadmiumfreies Glas zum Glasieren, Emaillieren und Dekorieren von
Gläsern oder Glaskeramiken, die nach der Kristallisation Hochquarz- und/oder
Keatit-Mischkristalle als Hauptkristallphase enthalten und eine niedrige Wär
meausdehnung von weniger als 2 × 10-6/K zwischen 20 und 700°C aufweisen,
gekennzeichnet durch
eine Zusammensetzung (in Gew.-%) von:
Li2O 0-5
Na2O 0-5
K2O <2
ΣLi2O + Na2O + K2O 1-10
MgO 0-3
CaO 0-4
SrO 0-4
BaO 0-4
ZnO 0-4
B2O3 15-27
Al2O3 10-20
SiO2 43-58
TiO2 0-3
ZrO2 0-4
Sb2O3 0-2
F 0-3
im Austausch gegen Sauerstoff und
mit bis zu 30 Gew.-% eines bei Brenntemperatur beständigen Pigmentes, wobei
die mittlere Biegezugfestigkeit der vollflächig dekorierten Glaskeramiken nach
dem Einbrand größer als 30 MPa ist.
2. Glas nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
eine Zusammensetzung von (in Gew.-%):
Li2O 1-4
Na2O 0-3
K2O <2
ΣLi2O + Na2O + K2O 2-7
MgO 0-3
CaO 0-3
SrO 0-4
BaO 0-3
ΣMgO + CaO + SrO + BaO 1-9
ZnO 0-3
B2O3 15-23
Al2O3 14-19
SiO2 48-57
TiO2 0-3
ZrO2 0-3
Sb2O3 0-1
F 0-2
im Austausch gegen Sauerstoff und
mit bis zu 30 Gew.-% eines bei Brenntemperatur beständigen Pigmentes.
3. Glaszusammensetzung nach den Ansprüchen 1 oder 2,
gekennzeichnet durch
bis zu 3 Gew.-% eines oder mehrere der Oxide Bi2O3, La2O3, SnO2, P2O5, wobei
die Summe der Oxide kleiner ist als 5 Gew.-%.
4. Glaszusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3,
gekennzeichnet durch
ΣLi2O + Na2O + K2O + F: 2-7 Gew.-%
ΣMgO + CaO + SrO + BaO: 1-7 Gew.-%
ΣAl2O3 + SiO2 + TiO2 + ZrO2 + SnO2 + La2O3 + Bi2O3 + P2O5: 64-75 Gew.-%.
ΣLi2O + Na2O + K2O + F: 2-7 Gew.-%
ΣMgO + CaO + SrO + BaO: 1-7 Gew.-%
ΣAl2O3 + SiO2 + TiO2 + ZrO2 + SnO2 + La2O3 + Bi2O3 + P2O5: 64-75 Gew.-%.
5. Glaszusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
gekennzeichnet durch
Transformationstemperaturen von 450-650°C, insbesondere 490-590°C, Er
weichungstemperaturen von 600-850°C, insbesondere 640-800°C, Verarbei
tungstemperaturen von 880-1150°C, insbesondere bei 900-1120°C und ei
nem Wärmeausdehnungskoeffizienten α20/300 bei 3,5 bis 7 × 10-6/K, insbesonde
re 4 bis 6 × 10-6/K.
6. Glaszusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Glas eine mittlere Korngröße < 10 µm, insbesondere < 5 µm aufweist.
7. Glaszusammensetzung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schichtdicke nach dem Einbrand < als 9 µm, insbesondere 2-7 µm
beträgt.
8. Verfahren zur Herstellung einer mit einer Glaszusammensetzung nach minde
stens einem der vorgehenden Ansprüche glasierten, emaillierten und dekorier
ten Glaskeramik,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Einbrennen der Glasur-, Email-, oder Dekorschichten zusammen mit
dem Keramisierungsprozeß des Glases zur Glaskeramik erfolgt.
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