DE19700364A1 - Elektrokinetische Probenvorbereitung - Google Patents
Elektrokinetische ProbenvorbereitungInfo
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Description
Biologische Makromoleküle wie z. B. Proteine und Nukleinsäuren, aber auch kleine
Teilchen wie Viren und Bakterien sind sowohl diagnostisch, als auch für die medizi
nische Forschung, von großer Bedeutung.
Die etablierten Verfahren zur Charakterisierung dieser Substanzen aus biologischen
Matrizes sind z. T. sehr aufwendig. So wird beispielsweise für Nukleinsäure-Analysen
die Target-Nukleinsäure isoliert, anschließend amplifiziert und mit einem geeigneten
Analysenverfahren ausgewertet. Die Isolierung ist zeitaufwendig und schwierig zu
automatisieren. Um ausreichende Mengen Nukleinsäure für die etablierten Analysen
verfahren zu erhalten, muß die Nukleinsäure in einem weiteren Schritt durch Ampli
fikation vervielfältigt werden. Breitere Anwendung hat hier bisher nur die Polymerase
Kettenreaktion (PCR) gefunden.
Mit der "Elektrokinetischen Probenvorbereitung" kann die gesamte Nuklein
säure-Analytik von der Isolierung bis zur Auswertung, auch unter Vermeidung der zusätz
lichen Amplifikation, mit bisher nicht gekannter Schnelligkeit und Automatisierung
durchgeführt werden.
Da unterschiedliche Proteine individuelle physikalische Eigenschaften haben, gibt es
keine universell anwendbaren Verfahren zur Aufreinigung. Anwendung finden über
wiegend chromatographische und elektrophoretische Verfahren, Fällungen, Ultrafil
tration, Ultrazentrifugation und die Größenausschlußchromatographie (Doonan, S.
Methods Mol. Biol., 1996, 59, Totowa, N.J., Humana, 1996, 405ff). Für diagnosti
sche Anwendungen haben sich immunologische Verfahren durchgesetzt, die das
Zielprotein über spezifische Antikörpererkennung nachweisen.
Um aus biologischen Material, für diagnostische Anwendungen, Nukleinsäuren zu iso
lieren, sind, je nach Beschaffenheit des Materials, unterschiedliche Aufschlußverfahren
und anschließende Reinigungsverfahren nötig. Dabei muß wiederum gewährleistet
sein, daß die zu isolierende Nukleinsäure nicht zerstört wird. Insbesondere RNA kann
leicht durch ubiquitäre RNAsen degradiert werden, so daß der Zusatz von Inhibitoren
für diese störenden Enzyme nötig ist (Walker, J. M., Methods Mol. Biol., 1984, 2,
Clifton, N.J., Humana, 1984, 113ff). Im folgenden werden die zur Zeit üblichen Ver
fahren umrissen:
Ein einfacher Fall für die Gewinnung von Nukleinsäure ist die Isolierung aus einer
reinen Bakterienkultur: Im Falle von E. coli setzt alkalische Lyse die Nukleinsäure
frei; nach Zentrifugation und Neutralisation kann dieses Rohprodukt direkt für PCR
Ansätze verwendet werden (Rolfs, A. et al. PCR: Clinical Diagnosis and Research,
Berlin, Springer, 1992).
In der Regel ist das Probenmaterial für die medizinische Diagnostik aber heterogener
aufgebaut; Blut, Urin, Liquor, Abstrichmaterial, Sputum, Gewebeproben, Faeces, z. B.
verlangen nach spezifischen Aufschlußmethoden, die wiederum je nach Fragestellung
(Detektion von Bakterien, Pilzen, Viren oder genomischer Nukleinsäure aus dem
Trägerorganismus) modifiziert werden müssen.
Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der gängigsten Aufreinigungsverfahren für
diese Proben:
Phenolextraktion der Nukleinsäure mit Proteinase K-Behandlung.
Phenolextraktion der Nukleinsäure mit Proteinase K-Behandlung.
Retardierung der Nukleinsäure an Membranfilter; wird aufgrund der Verstopfungs
problematik nur für vorgereinigte Proben oder gering belastete Proben - wie
Urin - angewandt.
Festphasen, an die Nukleinsäuren gebunden werden können, ermöglichen Trennungen
von Stör- und Begleitsubstanzen durch Waschschritte. Beispiele hierfür sind: a) Ab
sorption an Glasmilch in Natriumjodidpuffer (Maiwald, M. et al., BIOforum 1994, 17,
232-237.). b) Anlagerung der negativ geladenen Nukleinsäure an schwach basische
Polymere (EP 0 707 077 und US 5 434 270). c) Zellulosematrizes zur direkten Absorp
tion von Blut, worauf dann alle Behandlungsschritte inklusive Nukleinsäurefreisetzung
und Aufreinigung erfolgen. (Del Rio, S.A. et al. Biotechniques, 1996, 20, 970-974).
d) Silicamikropartikel, welche auch in Membranen eingebettet sein können, können
ebenfalls zur Nukleinsäure-Aufreinigung eingesetzt werden (WO 95/34569). Ionen
austauschermembranen (US 832 284) oder chemisch modifizierte Silica-Phasen (EP 0 648 777
) gehören ebenfalls zu dieser Gruppe.
Es sind auch Elektroelutionsapparaturen im Markt (z. B. von Biometra), um
makroskopisch Proteine, Nukleinsäuren oder Viren aus Gelen zu extrahieren (EP
380 357).
Um ausreichende Mengen an Nukleinsäure zu erhalten, schließt sich an die Isolierung
der Nukleinsäuren üblicherweise ein Amplifikationsschritt an (EP 229 701).
Ansätze zur Automation der Nukleinsäure-Analytik gibt es in Form der Anionenaus
tauschchromatographie und der Nukleinsäure-Adsorption mit Pipettierrobotern
(BioRobot von Quiagen). In einem japanischen Patent wird die Nukleinsäure in einer
Kapillare immobilisiert, um darin die Amplifikation durchführen zu können (JP 7107962).
Viren werden üblicherweise mit folgenden Verfahren isoliert und aufkonzentriert:
Ultrazentrifugation, Elektroextraktion, Größenausschlußtrennung, Affinitätschroma tographie und Fällung (Polson, Alfred, Prep. Biochem., 1993; 23, Dekker, New York, N. Y., 1993). Für diagnostische Zwecke werden entweder immunologische Verfahren auf die Proteinhülle oder nukleinsäureanalytische Verfahren nach Freisetzung der viralen Nukleinsäuren eingesetzt.
Ultrazentrifugation, Elektroextraktion, Größenausschlußtrennung, Affinitätschroma tographie und Fällung (Polson, Alfred, Prep. Biochem., 1993; 23, Dekker, New York, N. Y., 1993). Für diagnostische Zwecke werden entweder immunologische Verfahren auf die Proteinhülle oder nukleinsäureanalytische Verfahren nach Freisetzung der viralen Nukleinsäuren eingesetzt.
Bakterien werden üblicherweise durch Aufstreichverfahren auf Nähmedien vereinzelt
und hochgezogen. Für die Isolierung und Charakterisierung stehen immunologische
Verfahren - z. B. durch Fluoreszenzmarkierung - , Nukleinsäurebestimmungsmethoden - nach
Zellyse - zur Verfügung.
Alle Verfahren, unabhängig vom Makromolekül, sind zeitaufwendig, beinhalten
zahlreiche Verdünnungsschritte und gewährleisten häufig nicht die Abtrennung von
Störfaktoren. Im nachfolgenden soll der technische Stand der Mikrokanaltechnologie
und der amplifikationslosen Nukleinsäure-Analytik kurz skizziert werden.
Die Kapillarelektrophorese ist eine relativ junge analytische Trenntechnik (St. Claire
R. L., Anal. Chem. 1996, 68, 569R-586R). Das Prinzip beruht auf der Trennung von
Analyten in einer elektrolytgefüllten Kapillare durch Anlegen eines Hochspannungs
felds zwischen den Kapillarenden.
Kapillarelektrophoretische Analysenverfahren werden seit mehreren Jahren zur Ana
lyse von biologischen Makromolekülen wie Proteinen (WO 93/22665), Nukleinsäuren
(Heller, C., J Chromatogr. A, 1995, 698, 19-31) und neuerdings auch Viren (DE 44 38 833
) eingesetzt. Die Detektion erfolgt entweder direkt mit UV oder mittels Flu
oreszenzdetektion nach Markierung der Makromoleküle (Pentoney, S. L., Jr., et al.
Handbook of Capillary Electrophoresis, S. 147, Landers, J. P. (Ed.) Boca Raton, CRC
Press, 1994). Fast alle Gerätehersteller bieten Analysenkits für die Nukleinsäure-Ana
lyse mit der CE an. Seit 1995 gibt es auch einen vollautomatischen Nukleinsäure-
Analysator auf Basis der CE, den ABI Prism 310 von Perkin-Elmer (Applied
Biosystems). Die Injektion der Nukleinsäure in die Kapillare erfolgt üblicherweise
elektrokinetisch durch Anlegen einer Spannung. Die elektrokinetische Aufgabemenge
ist aber limitiert, da sonst Peakverbreiterung und Probendiskriminierung auftritt
(Butler, J. M., et al. J Chromatogr. B, 1994, 658, 271-280).
Durch Einführung der laserinduzierten Fluoreszenzdetektion in die Kapillarelektro
phorese (St. Claire R. L., Anal. Chem. 1996, 68, 569R-586R), die von Beckman auch
bereits kommerzialisiert ist, gelang eine deutliche Empfindlichkeitssteigerung. Damit
lassen sich auch intakte Viren mittels CE analysieren (DE 44 38 833). Proteine können
nur nach spezifischer Modifikation mit Fluoreszenz detektiert werden.
Ein prinzipieller Nachteil der CE ist das geringe Injektionsvolumen, das nur wenige
Nanoliter beträgt. Es gibt eine Vielzahl von Versuchen diesen Nachteil zu kompen
sieren (St. Claire R. L., Anal. Chem. 1996, 68, 569R-586R). Dazu gehören isotacho
phoretische Aufkonzentrierung und Stacking die beide zu einer Fokussierung der Pro
benbestandteile im Injektionsvolumen führen. Von Guzmann wurde 1993 eine spezi
fische Festphasenadsorption in der Kapillare zur Probenaufkonzentrierung zum Patent
angemeldet (WO 93/05390). Durch spezifische molekulare Wechselwirkung werden
spezielle Verbindungen einer Probe festgehalten oder durchgelassen. Eine Weiterent
wicklung dieser Verfahren wurde von Tomlinson et al. mit der membrane
preconcentration capillary electrophoresis gemacht (Tomlinson, A. J., et al. J. High
Res. Chromatogr. 1995, 18, 381-383). Durch Einführen einer
Umkehrphasenmembran in die Kapillare werden lipophile Probenbestandteile in einer
Festphasenextraktion in der Membran festgehalten, anschließend mit einem organi
schen Lösungsmittel durch die Membran eluiert und kapillarelektrophoretisch ge
trennt.
Capillary Array Electrophoresis wurde von verschiedenen Arbeitsgruppen, hauptsäch
lich für die Nukleinsäure-Sequenzierung, entwickelt und zum Teil auch zum Patent
angemeldet (WO 96/04547). In photolitographisch hergestellte Mikrokapillarsystemen
wurden fluoreszierende Moleküle spannungsabhängig gesteuert und analysiert.
Ebenfalls auf Basis der Chiptechnologie wurden Mikromaschinen patentiert, die durch
ein Netzwerk von Kanälen und elektrischen Schaltern eine Prozeßsteuerung von Lö
sungen zu synthetischen oder analytischen Zwecken möglich macht (WO 96/15450).
Auf Basis der hohen Empfindlichkeiten der Fluoreszenzdetektion wurde die Durch
flußzytometrie zur single molecule detection zum Patent angemeldet (WO 90/14589).
Die Fluoreszenzkorrelations-Spektroskopie wurde ebenfalls für biologische Scree
ningverfahren über single molecule detection eingesetzt (EP 731 173). Auch High
Throughput Nukleinsäure-Sequenzierung wird auf Basis dieser Technologie be
arbeitet (Harding, J. D., et al. Trends in Biotechnology, 1992, 10, 55-57). Diese Ver
fahren beruhen auf dem Nachweis eines einzelnen Fluoreszenzmoleküls in einem sehr
kleinen Volumenelement.
Mit der vorliegenden Erfindung sollte ein automatisiertes Verfahren entwickelt wer
den, das es erlaubt Makromoleküle (Nukleinsäuren, Proteine, Viren und Bakterien)
aus biologischen Materialien, wie Blut, Serum, Liquor, Urin, Pflanzen, Zellen, Zell
überständen etc. und Aufbereitungen daraus, zu isolieren, aufzukonzentrieren und
analytisch zugänglich zu machen.
Der zentrale Bestandteil des Probenvorbereitungsmoduls ist ein thermostatisierbarer
Mikrokanal mit einer eingebrachten Membran. Dieser, mit einer leitenden Flüssigkeit
gefüllte Kanal, steht auf beiden Seiten in Kontakt mit auswechselbaren Gefäßen.
Durch das Anlegen einer Potentialdifferenz zwischen den Probengefäßen können ge
ladene Moleküle können elektrophoretisch mobilisiert werden. Durch die Möglichkeit
eine Druckdifferenz anzulegen kann zusätzlich ein laminarer Fluß im Mikrokanal
erzeugt werden. Eine vereinfachte schematische Darstellung befindet sich in Fig. 1-5.
In einem Mikrokanal (1) wird eine Membran (2) eingebracht die geeignet ist das
gewünschte Makromolekül zurückzuhalten. Durch Anlegen einer Druckdifferenz (6)
und/oder einer Spannung (5) an die Enden des Mikrokanals (3, 4) wird ein Teil der
Probe in den Kanal injiziert (Fig. 1). Die Injektion wird so lange fortgesetzt bis sich
eine ausreichende Menge des gewünschten Makromoleküls im Mikrokanal befindet.
Durch die Kombination der Parameter pH-Wert, Membraneigenschaften, Beschaffen
heit des Mikrokanals, Polarität der Spannung und Richtung des Druckgradienten kann
die Injektion auf das gewünschte Zielmolekül abgestimmt werden, so daß entweder
nur das gewünschte Makromolekül in den Kanal gelangt oder durch die Membran
festgehalten wird.
Der Mikrokanal hat einen Innendurchmesser von 10-100 µm und eine Gesamtlänge
von 3-50 cm. Der Mikrokanal wird aus einem elektrisch nichtleitendem Material wie
Polymer, Glas oder Quarz gefertigt. Es sind prinzipiell alle synthetischen Polymere ge
eignet. Das Polymer muß innert gegenüber den eingesetzten Pufferlösungen sein und
ist idealerweise durchlässig für optische Detektionsverfahren (z. B. Polycarbonat,
Polycarbonat, Polyesteracrylat, Polymethacrylat, Polyurethan, Polyacrylamid) aber
auch PTFE ist geeignet. Um günstige Oberflächeneigenschaften zu erhalten kann der
Kanal innen mit einem Polymer beschichtet werden (z. B. Polyacrylamid oder Poly
vinylalkohol).
Unabhängig vom Typ des untersuchten Makromoleküls können Membranen einge
setzt werden die nach dem Größenausschlußprinzip arbeiten (Ultrafiltrationsmem
bran). Der Größenausschlußbereich muß der Molekülgröße des Makromoleküls ange
paßt werden. Die Spannweite der Membranen reicht von Mw 3000, für kleine
Proteine oder Nukleotide, über Größenausschlußbereiche im unteren nm-Bereich, für
große Nukleinsäuren und Viren, bis hin zu 0,45 mm, für Zellen. Bei den Membranen
handelt es sich um mikrostrukturierte Polymere, vorzugsweise um Polyethersulfon
(PES), Polyester, vliesgestütztem Acrylpolymer, Polytetrafluorethylen (PTFE), Poly
sulfon, Polypropylen (PP), Glasfaser, Nylon oder Polycarbonat. Zusätzlich können
Ionenaustauschmembranen und Adsorptionsphasen eingesetzt werden. Die Wahl die
ser Membranen richtet sich aber nach der Art des Makromoleküls und wird daher
individuell behandelt.
Nach Wechsel des Probengefäßes (3) gegen ein Konzentrationspuffergefäß (7) wird
das injizierte Makromolekül durch Anlegen einer Druckdifferenz (6) und/oder einer
Spannung (5) vor oder in der Membran (2) aufkonzentriert (Fig. 2). Das gewünschte
Makromolekül befindet sich dann in einem Volumen von wenigen Nanolitern.
Nach Wechsel der Gefäße (4, 7) gegen die Reagenziengefäße (8, 9) können die dort
enthaltenen Lösungen oder Bestandteile daraus, durch Anlegen einer Druckdifferenz
(6) und/oder einer Spannung (5) in den Mikrokanal (1) gebracht werden (Fig. 3). Die
Bedingungen werden so gewählt, daß das Zielmolekül dabei aufkonzentriert bleibt.
Das Zielmolekül kann auf diese Weise enzymatisch oder chemisch modifiziert,
und/oder durch Hybridisierung bzw. immunologische Erkennung spezifisch erkannt
werden. Die Thermostatisierbarkeit des Mikrokanals (1) und die Möglichkeit die
Reagenziengefäße mehrfach zu wechseln erlaubt komplexe Umsetzungen und zykli
sche Prozesse. In diesem Modifizierungsschritt werden auch eventuell notwendige
Derivatisierungsreaktionen für eine Fluoreszenz oder laserinduzierte Fluoreszenzde
tektion durchgeführt.
Die erforderlichen Reaktionstemperaturen werden durch Thermostatisierung des Mi
krokanals (1) erreicht. Dazu wird entweder entsprechend temperierte Luft oder Flüs
sigkeit am Mikrokanal vorbeigeleitet. Die Wandstärke des Mikrokanals wird dabei so
gewählt, daß ausreichende Wärmeabfuhr gewährleistet ist.
Nach Wechsel der Reagenziengefäße (8, 9) gegen die Puffergefäße (10, 11) wird das
Zielmolekül, durch Anlegen einer Druckdifferenz (6) und/oder einer Spannung (5)
mobilisiert (Fig. 4). Durch optische Detektionsverfahren (12), wie Absorption oder
Fluoreszenz, kann das Molekül direkt im Mikrokanal (1) analytisch bestimmt werden
(13). Es stehen die analogen Detektionsverfahren wie in der CE zur Verfügung
(St. Claire R. L., Anal. Chem. 1996, 68, 569R-586R).
Dazu wird der Mikrokanal entweder komplett oder an einer Stelle transparent für
optische Strahlung gemacht. Dazu muß die Transmission der Anregungsstrahlung und
der Fluoreszenzstrahlung gewährleistet sein. Vorzugsweise handelt es sich um die ein
gangs erläuterten nichtleitenden Materialien. Die Fluoreszenzstrahlung wird entweder
senkrecht oder in Reflexion zur Einstrahlwellenlänge gemessen.
Das hochkonzentrierte Analysentarget steht aber auch für weitergehende Analysen zur
Verfügung (Fig. 5). So kann das Zielmolekül in das Analysengefäß (14) oder in oder
auf ein beliebiges anderes Analysentarget fraktioniert werden.
Im Analysengefäß (14) befinden 1-1000 ml eines für die weitere Analyse geeigneten
Puffers. Beispielsweise handelt es sich um PBS-Puffer oder einen Tris-Glycin-Puffer.
Bei dem Analysengefäß (14) kann es sich auch um ein planares Analysentarget han
deln, beispielsweise um einen massenspektrometrischen Probenträger. Der elektrische
Kontakt wird entweder direkt über das leitende Analysentarget erreicht oder durch
Benetzung der Oberfläche zwischen Elektrode und Mikrokanal mit einer elektrisch
leitenden Flüssigkeit.
Wird der Kanal zusätzlich verzweigt kann das aufkonzentrierte Zielmolekül durch
Umschalten von Druck oder Spannung in weitere Kanäle für weitergehende Analysen
oder Umsetzungen gebracht werden und ist daher direkt kompatibel mit der CE-Chip
technologie (WO 96/04547).
Fraktionierte Makromoleküle können mit allen denkbaren Verfahren weiter analysiert
werden. Das hochkonzentrierte Makromolekül wird in weniger als einem Mikroliter
eluiert und kann direkt in geeignete flüssige Matrizes oder auch auf feste Probenträger
aufgebracht werden.
Eine schematische Darstellung des parallelen Aufbaus befindet sich in Fig. 6. Die Mi
krokanäle (1) werden aus nichtleitenden Materialien, wie Polymer, Glas, Quarz oder
Keramik (15) hergestellt und gegebenenfalls beschichtet. Die Kanalblöcke werden mit
einer Membranzwischenschicht (2) zusammengefügt, so daß die Kanäle an der
Membran aufeinanderstoßen. Die Anordnung der Kanäle richtet sich nach dem
Probenformat. Nicht dargestellt sind die nachfolgenden Zusatzeinrichtungen. Zur Ab
fuhr der Joul'schen Wärme werden gegebenenfalls zusätzliche Thermostatisierelemente
eingeführt. Die Kanäle werden an den Enden so verjüngt, daß sie in jeweiligen Ge
fäße eingeführt werden können. Für den elektrischen Kontakt werden, entweder an
den Kanalenden oder in den Gefäßen, Elektroden angebracht und mit einer Hoch
spannungsquelle versorgt.
Für die Thermostatisierung werden beispielsweise Kanäle in den Analysenblock
gelegt, die senkrecht zur Richtung und zwischen den Ebenen der Mikrokanäle liegen.
Durch diese Kanäle kann entsprechend temperierte Luft oder Flüssigkeit gepumpt
werden.
Für extrem salzhaltige Proben wurde eine parallele Kapillaranordnung entwickelt. Die
schematische Darstellung dieses Moduls befindet sich in Fig. 7. Neben dem Mikro
kanal (1) befindet sich der deutlich breitere Kanal (16). Die Höhe des Kanals ent
spricht der Dimension des Mikrokanals (10-100 µm), so daß die Joul'sche Wärme
nach wie vor gut abgeführt werden kann. Die Breite des Kanals (100 µm bis 10 mm)
erlaubt aber Flüsse die um bis zu 103 höher liegen als im Mikrokanal (1). Die
Membran wird zwischen die Modulblöcke (15) eingespannt. Das gesamte Modul ist
damit 3 bis 10 cm lang, 1 bis 20 mm breit und 0, 1 bis 10 mm stark. Durch parallele
Anordnung kann auch ein analoger Aufbau wie in Fig. 6 erreicht werden. Die Makro
moleküle werden im Kanal (16) aufkonzentriert und dann über den Transferkanal (17)
in den Mikrokanal überführt und analog den Verfahren aus Fig. 1-6 weiter bearbeitet.
Die schematische Anreicherung von Makromolekülen aus salzhaltiger Lösung ist am
Beispiel von Nukleinsäuren nachfolgend beschrieben.
Die Anreicherung von Nukleinsäure aus salzhaltiger Lösung erfolgt durch Anlegen
einer Spannung an den Flachkanal (16) (Fig. 8a). Neben dem Überschuß an anorga
nischen Anionen (kleine schwarze Kugeln) wird auch die Nukleinsäure aus der Probe
injiziert. Die anionischen Salze wandern durch die Membran (2) und werden damit
von der Nukleinsäure entfernt. Die Spannung wird so lange beibehalten, bis alle Nuk
leinsäuren an der Membranoberfläche immobilisiert sind (Fig. 8b). Wird nun zwischen
dem Flachkanal (16) und dem Mikrokanal (1), wie angegeben eine Spannung ange
legt, so wandert die aufgereinigte und aufkonzentrierte Nukleinsäure von der großen
Membranoberfläche des Flachkanals (16) zur Membran des Mikrokanals (Fig. 8c) und
steht anschließend für die weitere Behandlung und Analyse (Fig. 3-6) zur Verfügung.
1.1. Nukleinsäure wird mit einem geeigneten, etablierten Verfahren (Lyse,
Hydrolyse, Ultraschall, etc.) aus der zu untersuchenden Probe freige
setzt und mit einem geeigneten sauren Extraktionspuffer versetzt. Der
Puffer muß so konzipiert sein, daß nichtnukleotidische Bestandteile der
Lösung keine anionische Überschußladung tragen. Unterhalb eines
pH-Werts von ca. 5 zeigen Proteine keine negative Überschußladung mehr.
Es können anorganische Säuren wie Salzsäure, Phosphorsäure oder
Schwefelsäure wie auch organische Phosphorsäurederivate oder Sul
fonsäuren eingesetzt werden. Vorzugsweise wird aber ein polymerge
bundener, saurer Ionenaustauscher (z. B. Polystyrolsulfonsäure) einge
setzt. Durch Verwendung des Ionenaustauschers wird der saure
pH-Wert erreicht ohne zusätzlich Anionen in die Lösung einzuführen. Die
elektrokinetische Nukleinsäure-Extraktion wird dadurch begünstigt.
1.2. Die Nukleinsäure wird aus dieser sauer gepufferten Lösung elektro
phoretisch extrahiert. Dazu wird in die Lösung eine Elektrode einge
führt und auf kationisches Potential gebracht. Die Elektrode im Puffer
gefäß (4) (Fig. 1) wird auf anodisches Potential gebracht und der
Mikrokanal (1) wird mit einer elektrisch leitenden Flüssigkeit gefüllt.
Die Zusammensetzung des Elektrolyts richtet sich nach der Art der
Immobilisierungstechnik. Vorzugsweise handelt es sich um einen wäß
rigen Puffer auf Borat-, Phosphat- oder Citrat-Basis. Auch Glycin ist
ein geeignetes Pufferion. Die Pufferkonzentration liegt zwischen 10
und 100 mmol/l. Der pH-Wert liegt zwischen 2,5 und 8,5. Beispiels
weise Natriumcitrat (20 mmol/l, pH 5.0) oder Tris/Borat (100 mmol/l,
pH 8,5). Wahlweise wird ein Modifier, vorzugsweise ein chaotropes
Agens, wie z. B. Harnstoff in molarer Konzentration zugesetzt. Die
Aufgabe kann mittels UV- oder Fluoreszenzdetektion - nach vorheriger
Derivatisierung - im Mikrokanal (1) verfolgt werden.
1.3. Die extrahierte Nukleinsäure wird im Kanal mit Hilfe der eingebrachten
Membran unter Beibehaltung der Spannung immobilisiert und konzen
triert (Fig. 2). Für Nukleinsäuren eignen sich zusätzlich zu den Größen
ausschlußmembranen auch weiche Anionenaustauscher beispielsweise
auf Aminbasis. Vorzugsweise handelt es sich um Alkylamin-, Imidazol- oder
Pyrollidon- substituierte Polymere. Die Nukleinsäuren können
auch durch Adsorption an Membranen retardiert werden. Beispiels
weise enthalten die Membranen Nanopartikel, vorzugsweise Silica
basierend oder Metalloxidpigmente. Mit immobilisierten Oligonukleo
tiden werden spezifische Nukleinsäurestränge durch Festphasenhybridi
sierung immobilisiert.
1.4. Die auf wenige Nanoliter konzentrierte Nukleinsäure kann vielfältig
modifiziert und analysiert werden (Fig. 3). Das offene Kanalsystem
erlaubt die Zuführung und Abführung von Reagenzien mittels Druck
oder Spannung. Die Polarität der Spannung wird wie bei der Extrak
tion und Fokussierung beibehalten. Kombiniert mit einer geeigneten
Temperaturregelung sind in dem Mikrosystem enzymatische Spaltun
gen, Sanger-Sequenzierungen, Gensonden-Hybridisierung, aber auch
PCR-Reaktionen möglich.
Beispielsweise kann die Nukleinsäure mit interkalierenden Farbstoffen
markiert werden. Vorzugsweise handelt es sich um fluoreszierende
Derivate, wie Ethidiumbromid, Acridinorange, bzw. deren Dimeren
wie 1,1'-(4,4,7,7-Tetramethyl-4,7-diazaundecamethylen)-bis-4-[3-me
thyl-2,3-dihydromethyl-(benzo-1,3-oxazol)-2-methyliden]-chinolinium
Tetraiodid (YOYO). Die Wahl des Farbstoffes richtet sich in erster
Linie nach der gewählten Detektionseinheit. YOYO ist beispielsweise
ideal für die Fluoreszenzdetektion nach Anregung mit einem Argon-Laser,
während das entsprechende YOPRO-Diiner ideal zum Infrarot-Laser
paßt. Diese Farbstoffe zeichnen sich auch dadurch aus, daß kaum
Hintergrundfluoreszenz auftritt, da diese Farbstoffe nur im inter
kalierten Zustand fluoreszieren. Das positiv geladene YOYO kann bei
spielsweise vom Reaktionsgefäß (9), unter Beischaltung der
Fukussier-Spannung, elektrokinetisch eingeführt werden.
Deutlich höhere Spezifität kann beispielsweise durch eine fluoreszenz
markierte Gensonde erreicht werden. Die Gensonde besteht aus einer
zur Zielnukleinsäure komplementären Nukleotidsequenz die eine oder
mehrere Fluoreszenzfarbstoffe trägt. Die Wahl des Farbstoffes richtet
sich in erster Linie nach der gewählten Detektionseinheit. Fluorescein
isothiocyanat wird vorzugsweise für die Fluoreszenzdetektion nach
Anregung mit einem Argon-Laser eingesetzt.
Enzymkatalysierte Reaktionen wie Restriktionsenzymverdau,
PCR-Reaktion und Sanger Sequenzierung werden durchgeführt indem die
erforderlichen Enzyme und benötigten Substrate zur Nukleinsäure im
Mikrokanal transportiert werden.
1.5. Die konzentrierte Nukleinsäure kann in einem geeigneten Puffer durch
Anlegen von Druck und/oder Spannung in wenigen Nanoliter eluiert
werden und steht für weitere Analysen zur Verfügung.
Die Spannung wird dazu umgepolt, so daß nun die Anode im Analy
sengefäß (14) (Fig. 5) liegt. Vorzugsweise wird der Mikrokanal und
das Puffergefäß (11) vorher mit einem wäßrigen Puffer der oben
genannten Zusammensetzung gefüllt. Als nachfolgende Analysen kön
nen PCR-Reaktion, CE-Trennungen, DNA-Sequenzierungen, massen
spektrometrische Analysen oder molekularbiologische Verfahren
durchgeführt werden.
1.6. Innerhalb des Mikrosystems ist die Nukleinsäure elektrophoretisch
analysierbar (Fig. 4). Wie bei der Elution wird das Puffergefäß (10) da
bei auf anodisches Potential gebracht. In einem geeigneten Siebmedium
können Nukleinsäure-Fragmente größenabhängig getrennt werden.
Die Puffergefäße (10, 11) sowie der Mikrokanal (1) werden dazu mit
einer polymerhaltigen Pufferlösung gefüllt. Vorzugsweise handelt es
sich dabei um lineare lösliche Polymere zum Beispiel Acrylamid, Poly
vinylalkohol, Zellulose (modifiziert und unmodifiziert), Dextran, oder
Agarose. Die sonstige Pufferzusammensetzung entspricht der allge
meinen Zusammensetzung.
1.7. Durch Verwendung fluoreszenzmarkierter Sonden, fluoreszenzmar
kierter Terminatoren in der Sanger-Sequenzierung oder interkalieren
der Farbstoffe ist eine direkte Fluoreszenzdetektion der Nukleinsäure
im Mikrosystem möglich.
2.1. Die virushaltige Probe wird auf einen solchen pH-Wert gebracht, daß
das zu untersuchende Virus, oder die zu untersuchenden Viren, eine
negative Überschußladung trägt. Falls erforderlich können vorher Nuk
leaseverdaus oder Virusmodifikationen durchgeführt werden.
Die geeigneten Puffer sind bereits im allgemeinen Verfahren beschrie
ben worden. Der pH-Wert des Puffers muß deutlich über dem pK-Wert
des Virus liegen. Auf saure Puffer wie Natriumcitrat wird daher ver
zichtet, ebenso finden Modifizierungsreagenzien keine Anwendung.
Nukleaseverdaus werden vorzugsweise durch Zugabe von RNAsen
oder DNAsen durchgeführt. Hervorragend geeignet ist beispielsweise
die Benzonase. Modifizierungsreaktionen können in Form von Anfär
bungsreaktionen mit interkalierenden Farbstoffen (vgl. 1.4) oder durch
Inkubation mit fluoreszenzmarkierten Antikörpern durchgeführt wer
den. Die Wahl des Farbstoffes richtet sich in beiden Fällen nach der
gewählten Detektionsart.
2.2. Die negativ geladenen Viren werden aus dieser gepufferten Lösung
elektrophoretisch extrahiert. Dazu wird in die Lösung eine Elektrode
gebracht und auf kationisches Potential gebracht. Die Elektrode im
Puffergefäß (4) (Fig. 1) wird auf anodisches Potential gebracht und der
Mikrokanal (4) wird mit einer elektrisch leitenden Flüssigkeit gefüllt.
Die Zusammensetzung des Elektrolyts entspricht der allgemeinen
Pufferzusammensetzung. Die Aufgabe kann mittels UV oder Fluores
zenz verfolgt werden. Während der Injektion kann zusätzlich eine
Druckdifferenz zwischen den Puffergefäßen (3 und 4) angelegt werden.
2.3. Die extrahierten Viren werden im Kanal mit Hilfe der eingebrachten
Membran immobilisiert und konzentriert (Fig. 2). Die Membran ar
beitet nach dem Größenausschlußprinzip, wobei die Porengröße virus
abhängig zwischen 10 und 200 nm liegt.
2.4. Die auf wenige Nanoliter konzentrierten Viren können vielfältig modi
fiziert und analysiert werden (Fig. 3). Das offene Kanalsystem erlaubt
die Zuführung und Abführung von Reagenzien mittels Druck oder
Spannung. Kombiniert mit einer geeigneten Temperaturregelung sind
in dem Mikrosystem alle Derivatisierungsverfahren für Proteine und
Nukleinsäuren möglich (vgl. 1.4 und 3.4). Die Viren können auch auf
der Membran lysiert und anschließend die Nukleinsäuren und/oder die
Proteine analysiert werden (vgl. 1.4-1.7 und 3.4-3.7).
Die Größenausschlußmembran muß im Fall der Viruslyse so dimensio
niert sein, daß die Zielproteine, bzw. Nukleinsäuren ebenfalls retardiert
werden. Es ist prinzipiell jedes Lyseprotokoll geeignet. Vorzugsweise
finden denaturierende Bedingungen wie extreme pH-Werte, chaotrope
Reagenzien oder Detergenzien Anwendung. Beispiele sind verd. Na
tronlauge, Guanidinium-Hydrochlorid oder Natriumdodecylsulfat
(SDS). Durch Verwendung nichtionischer Detergenzien (z. B. NP-40)
kann von behüllten Viren die Lipoproteinmembran entfernt werden.
2.5. Die konzentrierten Viren können in einem geeigneten Puffer durch
Anlegen von Druck und/oder Spannung in wenigen Nanoliter eluiert
werden und stehen für weitere Analysen zur Verfügung.
Die Spannung wird dazu umgepolt, so daß nun die Anode im Analy
sengefäß (14) (Fig. 5) liegt. Vorzugsweise wird der Mikrokanal (1)
und das Puffergefäß (11) vorher mit einem wäßrigen Puffer der oben
genannten Zusammensetzung gefüllt. Nach Fraktionierung in ein
puffergefülltes Analysengefäß (14) können mit den Viren beispiels
weise Pathogenitätsassays oder CE-Trennungen durchgeführt werden.
Nach Fraktionierung auf ein planares Analysentarget (14) können die
Viren beispielsweise direkt elektronenmikroskopisch untersucht wer
den.
2.6. Innerhalb des Mikrosystems sind die Viren elektrophoretisch analysier
bar. Wie bei der Elution wird das Puffergefäß (10) dabei auf anodi
sches Potential gebracht (Fig. 4).
2.7. Durch Verwendung fluoreszenzmarkierender Verfahren für Proteine
oder Nukleinsäuren (vgl. 1.4 und 3.4) können die Viren auch fluores
zenzspektroskopisch identifiziert werden.
3.1. Die proteinhaltige Probe wird auf einen pH-Wert gebracht der min
destens eine log-Stufe neben dem pK-Wert des Proteins liegt. Wenn es
die Löslichkeitseigenschaften des Proteins erlauben wird der pH-Wert
unterhalb des pK-Werts des Proteins gelegt, so daß das Protein positiv
geladen vorliegt. Im folgenden soll dieser Fall durchdiskutiert werden.
Für negativ geladene Proteine kehren sich die Spannungsverhältnisse
entsprechend um. Geeignete Puffer entsprechen den allgemeinen
Bedingungen. Vorzugsweise finden alkaligepufferte Phosphat- und Ci
tratpuffer Anwendung, z. B. Natriumcitrat, 20 mmol/l, pH 2,5.
3.2. Die positiv geladenen Proteine werden aus dieser gepufferten Lösung
elektrophoretisch extrahiert. Dazu wird in die Lösung eine Elektrode
gebracht und auf anionisches Potential gebracht. Die Elektrode im
Puffergefäß (4) (Fig. 1) wird auf kathodisches Potential gebracht und
der Mikrokanal (4) wird mit dem Puffer gefüllt. Die Zusammensetzung
des Elektrolyts richtet sich nach der Art der Immobilisierungstechnik
und entspricht den allgemeinen Bedingungen. Wahlweise wird ein Mo
difier, vorzugsweise ein organisches Lösungsmittel, wie z. B. Methanol
zwischen 5 und 30% zugesetzt. Die Aufgabe kann mittels UV- oder
Fluoreszenzdetektion - nach vorheriger Derivatisierung - im Mikro
kanal (1) verfolgt werden.
3.3. Die extrahierten Proteine werden im Kanal mit Hilfe der eingebrachten
Membran immobilisiert und konzentriert (Fig. 2). Neben den Größen
ausschlußmembran eignen sich für Proteine auch Ionenaustauscher
membranen. Für negativ geladene Proteine finden als weiche Anionen
austauscher vorzugsweise DEAE-Phasen Anwendung. Als starke
Anionenaustauscher finden hauptsächlich quartäre Ammoniumphasen
Verwendung. In dem hier diskutierten Fall der kationischen Proteine
eignen sich als weiche Austauscher hauptsächlich Carbonsäure-Phasen
und als starke Austauscher Sulfonsäurephasen. Für spezielle Proteine
können die Membranen mit entsprechenden Antikörpern belegt werden
und so über Äffinität angereichert werden.
3.4. Die auf wenige Nanoliter konzentrierten Proteine können vielfältig mo
difiziert und analysiert werden (Fig. 3). Das offene Kanalsystem erlaubt
die Zuführung und Abführung von Reagenzien mittels Druck oder
Spannung. Die Polarität der Spannung wird wie bei der Extraktion und
Fokussierung beibehalten. Kombiniert mit einer geeigneten Tempera
turregelung sind in dem Mikrosystem enzymatische Spaltungen,
Komplexierungen, chemische Derivatisierungen oder Antikörperbin
dungen möglich.
Beispielsweise kann das Protein mit Reaktivfarbstoffen umgesetzt
werden. Vorzugsweise handelt es sich um aminspezifische Farbstoffe
wie z. B. Fluoresceinisothiocyanat (FITC). Die Wahl des Farbstoffes
richtet sich in erster Linie nach der gewählten Detektionseinheit. FITC
ist beispielsweise ideal für die Fluoreszenzdetektion nach Anregung mit
einem Argon-Laser.
Deutlich höhere Spezifität kann beispielsweise durch fluoreszenzmar
kierten Antikörpern erreicht werden. Bei der anschließenden Trennung
wird dann der Protein-Antikörper-Komplex mittels Fluoreszenz be
stimmt.
3.5. Die konzentrierten Proteine können in einem geeigneten Puffer durch
Anlegen von Druck und/oder Spannung in wenigen Nanolitern eluiert
werden und stehen für weitere Analysen zur Verfügung.
Die Spannung wird dazu umgepolt, so daß nun die Kathode im Analy
sengefäß (14) (Fig. 5) liegt. Vorzugsweise wird der Mikrokanal und
das Puffergefäß (11) vorher mit einem wäßrigen Puffer der oben
genannten Zusammensetzung gefüllt. Als nachfolgende Analysen
können CE-Trennungen, massenspektrometrische Analysen, Enzym
assays, Bindungsstudien oder immunologische Verfahren durchgeführt
werden.
3.6. Innerhalb des Mikrosystems sind die Proteine elektrophoretisch analy
sierbar (Fig. 4).
3.7. Durch Verwendung fluoreszenzmarkierter Antikörper, fluoreszierender
Enzymsubstrate, fluoreszierender Bindungspartner oder Derivatisie
rungsreagenzien können die Proteine auch fluoreszenzspektroskopisch
identifiziert werden.
4.1. Die bakterienhaltige Probe wird auf einen solchen pH-Wert gebracht,
daß das zu untersuchende Bakterium eine negative Überschußladung
trägt. Falls erforderlich können vorher Nukleaseverdaus oder Protein
modifikationen durchgeführt werden.
4.2. Die negativ geladenen Bakterien werden aus dieser gepufferten Lösung
elektrophoretisch extrahiert. Dazu wird in die Lösung eine Elektrode
gebracht und auf kationisches Potential gebracht. Die Elektrode im
Puffergefäß (4) (Fig. 1) wird auf anodisches Potential gebracht und der
Mikrokanal (4) wird mit einer elektrisch leitenden Flüssigkeit gefüllt.
Die Zusammensetzung des Elektrolyts richtet sich nach der Art der
Immobilisierungstechnik. Die Aufgabe kann mittels UV oder Fluores
zenz verfolgt werden.
4.3. Die extrahierten Bakterien werden im Kanal mit Hilfe der einge
brachten Membran immobilisiert und konzentriert (Fig. 2). Die Mem
bran arbeitet nach dem Größenausschlußprinzip (Ultrafiltrationsmem
bran) oder dem Ionenaustauscherprinzip (Anionenaustauscher). Vor
zugsweise finden Membranen für die Sterilfiltration mit einer Aus
schlußgröße von 0,1-0,45 µm Verwendung. Es können aber auch die
gleichen Anionenaustauscher wie für die Proteine eingesetzt werden
(vgl. 3.3.).
4.4. Die auf wenige Nanoliter konzentrierten Bakterien können beispiels
weise auf der Membran lyophilisiert und anschließend die Proteine oder
Nukleinsäuren vielfältig modifiziert und analysiert werden (Fig. 3). Das
offene Kanalsystem erlaubt die Zuführung und Abführung von Rea
genzien mittels Druck oder Spannung. Kombiniert mit einer geeigneten
Temperaturregelung sind in dem Mikrosystem alle Derivatisierungsver
fahren für Proteine und Nukleinsäuren möglich (vgl. 1.4-1.7 und 3.4-3.7).
Die Größenausschlußmembran muß im Fall der Bakterienlyse so
dimensioniert sein, daß die Zielproteine, bzw. Nukleinsäuren ebenfalls
retardiert werden. Es ist prinzipiell jedes Lyseprotokoll geeignet. Vor
zugsweise finden denaturierende Bedingungen wie extreme pH-Werte,
chaotrope Reagenzien oder Detergenzien Anwendung. Beispiele sind
verd. Natronlauge, Guanidinium-Hydrochlorid oder Natriumdodecyl
sulfat (SDS).
4.5. Die konzentrierten Bakterien können in einem geeigneten Puffer durch
Anlegen von Druck und/oder Spannung in wenigen Nanoliter eluiert
werden und stehen für weitere Analysen zur Verfügung.
Die Spannung wird dazu umgepolt, so daß nun die Anode im Analy
sengefäß (14) (Fig. 5) liegt. Vorzugsweise wird der Mikrokanal (1)
und das Puffergefäß (11) vorher mit einem wäßrigen Puffer der oben
genannten Zusammensetzung gefüllt. Nach Fraktionierung in ein puf
fergefülltes Analysengefäß (14) können mit den Bakterien beispiels
weise Pathogenitätsassays oder elektrophysiologische Experimente
durchgeführt werden. Nach Fraktionierung auf ein planares Analysen
target (14) können die Bakterien beispielsweise direkt licht- oder
elektronenmikroskopisch untersucht werden, oder z. B. mikrobiolo
gisch auf einer Agarplatte über Plaques identifiziert werden.
4.6. Innerhalb des Mikrosystems sind die Bakterien elektrophoretisch analy
sierbar (Fig. 4).
4.7. Durch Verwendung fluoreszenzmarkierter Antikörper oder fluoreszie
render Bindungspartner können die Bakterien auch fluoreszenzspek
troskopisch identifiziert werden.
Alle gängigen Verfahren der Makromolekül-Isolierung setzen die Prozessierung des
gesamten Probenvolumens durch das Extraktionsmedium voraus. Die Handhabung
großvolumiger Proben verhindert aber die Miniaturisierung die ihrerseits unbedingt
nötig ist um die Analysengeschwindigkeit und die Sensitivität zu steigern. Durch die
Kombination von direkter elektrophoretischer Extraktion mit einer Immobilisierungs
membran im Mikromaßstab ist es erstmals möglich große Probenvolumina direkt mit
einer Nanoanalysentechnik zu kombinieren.
Gegenüber den etablierten Verfahren zeichnet sich das Verfahren vor allem durch die
vereinfachte Isolierung und extreme Anreicherungsraten aus.
Wird die Probe elektrophoretisch oder mit Druck aus dem Mikrokanal eluiert, können
anschließend weitere Nanoanalysenverfahren durchgeführt werden. Nach Verdünnung
steht die isolierte Probe auch für konventionelle makroskopische Analysenverfahren
zur Verfügung. Das Verfahren stellt dann ein sehr effizientes Probenvorbereitungs
modul für diese Techniken dar.
Durch die Aufkonzentrierung von Nukleinsäuren können in vielen Fällen zusätzliche
Amplifikationsschritte vermieden werden. Das Verfahren kann damit beispielsweise
die PCR ersetzen.
Das Verfahren kann auch als Aufschlußverfahren für Viren, Bakterien und andere
Zellen eingesetzt werden. Beispielsweise wird Virusmaterial isoliert, anschließend
wird das Virus im Mikrokanal aufgeschlossen und die freigesetzte Nukleinsäure deri
vatisiert und analysiert.
Das Verfahren kann vorteilhaft zur direkten Nukleinsäure-Sequenzierung für
Diagnostik und Forschung eingesetzt werden. Im Falle menschlicher DNA ist hierbei
eine Analyse auf erbliche genetische Defekte möglich, die durch Deletionen,
Mutationen oder Translokationen hervorgerufen werden. Als mögliche Einsatzgebiete
seien hier genannt: Cystische Fibrose, Down's Syndrom, Sichelzellanämie,
Huntington's Chorea, Hämophilie A und B. Eine weitere Anwendung dieser
Nukleinsäureanalytik liegt in der Tumordiagnostik sowie der allgemeinen Erkennung
für genetische Prädispositionen für bestimmte Krankheiten. Hierbei ist die Analyse
von Tumorsuppressorgenen und Oncogenen von besonderem Interesse.
Eine weitere Verwendung liegt in der Kombination mit Nukleinsäureamplifizierungs
verfahren (wie z. B. PCR).
Das Verfahren kann auch zur direkten Gensondenanalytik von medikamentenresisten
ten Keimen oder zur Subklassifizierung eingesetzt werden.
Als Qualitätssicherungsmethode ermöglicht die Erfindung auch die Kontrolle von gen
technologisch hergestellten Produkten, bei denen Nukleinsäurefreiheit gewährleistet
sein muß.
Die Untersuchung von intakten Viren, Bakterien oder deren Nukleinsäure oder deren
Proteine kann für die Infektionsdiagnostik eingesetzt werden. Auch Nukleinsäuren
oder Proteine von Pilzen oder Parasiten können für diese Zwecke analysiert werden.
Als wichtigste virale Vertreter seien hier exemplarisch im Falle der Viren HIV 1 u. 2,
HTLV, HSV, CMV, HPV, Hepatitis A, B, C, D, E, F, G, VZV, Rotaviren, EBV und
Adenoviren genannt. Zu den wichtigsten bakteriellen Vertretern gehören unter an
deren Chlamydien, Mycobakterien, Shigella, Campylobacter, Salmonellen, Neisserien,
Staphylokokken, Streptokokken, Pneumokokken. Bei den Pilzen zählen zu den
wichtigsten Pathogenen Candida, Aspergillus sowie Cryptococcus.
Ein weiteres Einsatzgebiet ist in der Sicherheitsüberwachung von biologischen Proben
zu sehen. Die Bedeutung liegt hier z. B. bei der Überprüfung von Blutspenden sowie
aller aus Blut hergestellter Produkte. Die Einsatzgebiete entsprechen weitgehend
denen der Infektionsdiagnostik.
Dieses Verfahren erlaubt erstmals den direkten hochsensitiven Nachweis von intakten
Viren. Dabei können beliebige, auch unbekannte Viren direkt gemessen werden. Dies
hat sowohl für die Infektionsdiagnostik, als auch für die Sicherheit von Produkten aus
biologischen Materialien enorme Bedeutung, da mit allen anderen Verfahren nur
spezielle Viren individuell nachgewiesen werden können.
Die durch elektrokinetische Probenvorbereitung erhaltenen Proteine sind aufgrund
ihrer Anreicherung und Aufreinigung einer anschließenden immundiagnostischen
Analytik leichter zugänglich. Hierbei haben in Humandiagnostik verschiedene
Proteine wie z. B. Transferrin, Fibrinogen, β-2 Microglobulin, hCG oder
Tumormarker (AFP, CEA, CA 15-3, CA 19-9) hohe diagnostische Relevanz.
Zur Überprüfung der elektrokinetischen Injektion von Nukleinsäure wurde Modell-DNA
durch das Anlegen von Spannung in einen Mikrokanal injiziert und mittels UV
vermessen. Das Experiment sollte zeigen, daß es möglich ist Nukleinsäure elektroki
netisch zu extrahieren.
Es wurde eine Verdünnungsreihe von pBr-DNA (Boehringer Mannheim) von 250 bis
1,25 mg/l hergestellt und im Probengefäß vorgelegt. Nach der Injektion wurde elek
trophoretisch getrennt. Die Meßbedingungen befinden sich in Tabelle 1.
Trägt man die Peakflächen gegen die DNA-Konzentration auf, so zeigt sich eine
Sättigung der Peakflächenzunahme für hohe DNA-Konzentrationen. Die injizierte
DNA-Menge wird über 100 mg/l durch den elektrischen Strom und nicht durch die
DNA-Konzentration limitiert. Damit konnte gezeigt werden, daß Nukleinsäure über
einen weiten Konzentrationsbereich elektrokinetisch aus einer Lösung aufkonzentriert
werden kann.
Spannung | -20 kV |
Puffer | Natriumcitrat (20 mmol/l, pH 5.0, Fluka) |
Kapillare | PV-gecoatete Quarzkapillare, 50 µm Innendurchmesser, 64,5 cm Länge, 56 cm zum Detektor (Hewlett-Packard, Waldbronn) |
Kapillarelektrophoresegerät | 3HHPCE (Hewlett-Packard, Waldbronn) |
Temperatur | 25°C |
Detektion | DAD 190-600 nm, λ 260 ± 8 nm |
Injektion | elektrokinetisch (20 sec × 10 kV |
Spülen der Kapillare | 1. Wasser (1 min, 5 × 104 Pa) |
vor der Injektion | 2. Wasser (3 min, 5 × 104 Pa) |
Zur Überprüfung der Retardierung von Nukleinsäure an einer Größenausschlußmem
bran wurde pBr-DNA elektrokinetisch in den Mikrokanal injiziert und anschließend
elektrophoretisch im Kanal zur Anode mobilisiert. Zwischen dem Injektionsende des
Kanals und der im Kanal vorhandenen Größenausschlußmembran befand sich ein
UV-Detektor (vgl. Fig. 4). Die pBR-DNA (250 mg/l) wurde am Detektor vorbei
elektrophoriert und die Elektrophorese wurde so lange fortgesetzt, daß die DNA den
Kanal ohne Membran bereits verlassen hätte. Dann wurde die Spannung umgepolt
und so die retardierte DNA wieder am Detektor vorbei bewegt. Die Meßparameter
befinden sich in Tabelle 2.
Spannung | -10 kV für 10 min, dann +10 kV für 10 min |
Puffer | Tris/Borat (100 mmol/l, pH 8,5) |
Kapillare | gecoatete Quarzkapillare, 75 µm Innendurchmesser, 34 cm Länge, 8,5 cm zum Detektor (Biorad, München) |
Membran | Nach 20 cm wurde die Kapillare getrennt und nach Einführung der Membran (memfil PCTE 10 nm von Membrapure) mit einem Teflonschrumpfschlauch wieder verbunden. |
Kapillarelektrophoresegerät | 3HHPCE (Hewlett-Packard, Waldbronn) |
Temperatur | 25°C |
Detektion | DAD 190-600 nm, λ 260 ± 8 nm |
Injektion | elektrokinetisch (10 sec × 10 kV |
Spülen der Kapillare | 1. Wasser (1 min, 5 × 104 Pa) |
vor der Injektion | 2. Puffer (3 min, 5 × 104 Pa) |
Die elektrokinetisch injizierte DNA migrierte nach 1,7 min durch den UV-Detektor.
Ohne Größenausschlußmembran würde die DNA nach 7 min den Kanal wieder ver
lassen. Die Elektrophorese wurde aber insgesamt 10 min fortgesetzt und dann die
Spannung direkt umgepolt. Die retardierte DNA in der Kapillare wanderte wieder
zurück durch den UV-Detektor. Nach 12,05 min konnte ein Signal detektiert werden,
das exakt der Peakfläche der injizierten DNA entsprach. Das analoge Experiment mit
3-Nitrobenzolsulfonsäure zeigte, wie erwartet, nur den Injektionspeak und damit
keine Retardierung an der Größenausschlußmembran.
In einem weiteren Experiment wurden drei aufeinanderfolgende Injektionen an Nuk
leinsäure durchgeführt und mit identischen Bedingungen analysiert. Das Elektrophero
gramm zeigte eindeutig die Aufkonzentrierung der drei Nukleinsäure-Injektionen in
einem Signal. Die Peakflächen der drei Einzelinjektionen entsprachen exakt der
Peakfläche der retardierten DNA. Damit wurde gezeigt, daß Makromoleküle an der
Membran im Mikrokanal elektrophoretisch immobilisiert und quantitativ remobilisiert
werden können.
Für die Nukleinsäure-Aufkonzentrierung ist es notwendig die vorhandene Nuklein
säure-Menge aus einer bestimmten Lösung möglichst quantitativ in den Mikrokanal
zu überführen. Wenn die gesamte Nukleinsäure injiziert ist, dürfte bei einer 2. Injek
tion aus dem selben Probengefäß nur noch sehr wenig Nukleinsäure extrahierbar sein.
Um die DNA-Menge möglichst gering zu halten wurde die DNA mit dem interka
lierenden Farbstoff YOYO (Molecular Probes) angefärbt und mit laserinduzierter
Fluoreszenzdetektion (L1F) detektiert. Dazu wurde YOYO (0,4 mmol/l, in 76 µl
TBE-Puffer) vorgelegt und mit 1-4 µl der pBr-DNA-Lösung (1 mg/l) versetzt und
mindestens 30 min bei RT vor der Messung inkubiert. Die Meßparameter befinden
sich in Tabelle 3.
Spannung | -10 kV für 10 min, dann + 10 kV für 10 min |
Puffer | Tris/Borat (100 mmol/l, pH 8,5) |
Kapillare | PV-gecoatete Quarzkapillare, 75 µm Innendurchmesser, 57 cm Länge, 50 cm zum Detektor (Biorad, München) |
Kapillarelektrophoresegerät | PACE 5510 (Beckmann, München) |
Temperatur | 25°C |
Detektion | LIF (Argon) EX 488, EM 520 nm, Gain 100 |
Injektion | 2× elektrokinetisch (60 min × -10 kV) aus 50 µl |
Spülen der Kapillare | 1. Wasser (1 min, 5 × 104 Pa) |
vor der Injektion | 2. Puffer (3 min, 5 × 104 Pa) |
Die Detektionsprofile sahen so aus, daß nach ca. 10 min ein deutlicher Anstieg der
Fluoreszenz zu verzeichnen war, der rasch ein Plateau erreichte. Nach ca. 30 min fiel
die Fluoreszenz wieder ab, verbunden mit einem allmählichen Anstieg des Stroms im
Kanal. Die Höhe des Plateaus korrelierte mit der Menge an DNA. Bei der zweiten
Injektion war aus keiner Probe noch signifikante Fluoreszenz zu injizieren. Die Daten
belegen die vollständige Extraktion der pBr-DNA bei der 1. Injektion. Aus dem
Fluoreszenzverlauf schließen wir, daß die gesamte Nukleinsäure bereits nach 30 min
vollständig injiziert war.
Diese Daten zeigen eindeutig, daß die gesamte Nukleinsäure eines Probenvolumens
elektrokinetisch in einen Mikrokanal injiziert werden kann. In Kombination mit der
Größenausschlußmembran sollte es möglich sein diese Nukleinsäure in wenigen
Nanoliter aufzukonzentrieren und so nachweisbar zu machen.
Mit den Meßbedingungen von Tab. 2 wurde Nukleinsäure in den Mikrokanal mit ein
gebauter Membran injiziert. Dazu wurde pBr-DNA (2,5 mg/l, 50 µl) 25 min injiziert
und anschließend mit dem Trennpuffer fokussiert (Fig. 2). Bei dieser niedrigen Kon
zentration war die DNA direkt nicht nachweisbar. Nach 10 min wurde die Spannung
umgepolt und die aufkonzentrierte DNA wanderte nach 12 min als intensiver Peak zu
rück durch den Detektor. Praktisch die gesamte DNA der 50 µl-Probe (0,1 mg) war
in weniger als 50 nl (1 cm in der Kapillare) aufkonzentriert. Der Anreicherungsfaktor
lag damit bei Faktor 1000.
Zur Überprüfung der Derivatisierung von Nukleinsäure an einer Größenausschluß
membran wurde pBr-DNA wie bereits beschreiben elektrokinetisch injiziert und auf
der Membran immobilisiert (Tab. 2). Nach der Immobilisierung wurde die Spannung
aber nicht sofort umgekehrt, sondern das zur DNA auf der anderen Seite der Mem
bran gelegene Puffergefäß wurde gegen eine Pufferlösung ersetzt, die kationischen
interkalierenden Farbstoff enthielt (YOYO, 0,4 mmol/l, Molecular Probes). Die
Spannung wurde für weitere 20 Minuten beibehalten, wobei der Farbstoff durch den
Mikrokanal, und durch die Membran wanderte. Die DNA wurde also mit YOYO auf
der Membran inkubiert. Danach wurde nochmals 10 min ohne Farbstoff elektropho
riert, um restliches YOYO wieder aus der Kapillare zu entfernen. Dann wurde die
Spannung umgepolt und so die retardierte und angefärbte DNA wieder am Detektor
vorbei bewegt.
Die elektrokinetisch injizierte DNA migrierte nach 2 min durch den UV-Detektor.
Zwei Minuten nach der Umpolung konnte ein Signal mit größerer Peakfläche detek
tiert werden, das der angefärbten DNA entsprach. Die mittels Dioden-Array-Detek
tion (DAD) im Mikrokanal erzeugte UV-VIS-Spektrun der injizierten DNA zeigte das
typische UV-Spektrum mit 2 Absorptionsmaxima bei 200 und 260 nm. Nach der
Inkubation mit YOYO auf der Membran wies die DNA zusätzlich ein Absorptions
maximum bei 490 nm auf. Dies entspricht exakt dem Absorptionsmaxiinum der mit
YOYO interkalierten DNA. Damit konnte bewiesen werden, daß Makromoleküle im
Mikrokanal derivatisiert werden können.
Als Beweis der weiteren Analyse von aufbereiteten Makromolekülen, soll die Kopp
lung mit der Elektronenmikroskopie (EM) dienen.
Herpes Simplex Viren (Typ 2) wurden mit YOYO (Molecular Probes) angefärbt und
mit laserinduzierter Fluoreszenzdetektion (LIF) detektiert. Dazu wurde YOYO
(0,4 mmol/l, in 76 µl TBE-Puffer) vorgelegt und mit 4 µl der HSV-2-Lösung (5×105
Viren/ml) versetzt und mindestens 30 min bei RT vor der Messung inkubiert. Die
Meßparameter befinden sich in Tabelle 3.
Die wenigen injizierten, interkalierten Viren (10-20) wurden als einzelne Signale
detektiert. Zur Identifizierung der Signale wurde die gleiche Probe unter vergleich
baren Elektrophoresebedingungen an einer Piince-CB (Lauerlabs) mit Nanofraktions
sammler (Probot, BM-Instruments) analysiert. Das Ende des Mikrokanals wurde
dabei zeitgesteuert auf unterschiedliche Elektronenmikroskopieträger fraktioniert und
nach Negativkontrastierung mit Uranylacetat im EM untersucht.
In den erwarteten Fraktionen konnten intakte HSV-Partikel eindeutig nachgewiesen
werden. Damit wurde am Beispiel von Viren erstmals gezeigt, daß Makromoleküle
nach der elektrophoretischen Trennung für weitere Analysen als intakte Partikel zur
Verfügung stehen.
Fig. 1: Schematische Darstellung der Aufreinigungsapparatur. Ein Mikrokanal
(1) mit eingebauter Membran (2) verbindet 2 Puffergefäße (3, 4). Über
eingebrachte Elektroden können diese Puffergefäße auf unterschied
liche Spannungspotentiale gebracht werden (5). Über eine Druckrege
lung können auch unterschiedliche Drücke angelegt werden (6). In (3)
befindet sich die zu untersuchende Probe.
Fig. 2: Schematische Darstellung der Aufkonzentrierung. Das zu untersuchen
de Makromolekül wurde elektrokinetisch in den Mikrokanal (1) mit
eingebauter Membran (2) injiziert. Das Probengefäß wurde bereits
durch den Konzentrationspuffer (7) ersetzt. Die Makromoleküle wan
dern bis zur Membran und werden dort festgehalten.
Fig. 3: Schematische Darstellung der Probenmodifizierung. In den Reaktions
gefäße (8, 9) befinden sich die Derivatisierungsreagenzien, die entweder
elektrokinetisch und/oder mit Hilfe von Druck zu den aufkonzentrier
ten Makromolekülen gebracht werden.
Fig. 4: Schematische Darstellung eines on-line Analysenverfahrens. Das
aufkonzentrierte und modifizierte Makromolekül wird elektrokinetisch
im Mikrokanal (1) an einem Detektorfenster (12) vorbei mobilisiert, so
daß die spektroskopischen Eigenschaften analysiert und ausgewertet
werden können (13).
Fig. 5: Schematische Darstellung der Fraktionierung des aufgereinigten
Makromoleküls. Die aufkonzentrierte Probe wird in dem Probengefäß
oder auf dem Analysentarget (14) aufgefangen und steht für weiterge
hende Analysen zur Verfügung.
Fig. 6: Schematische Darstellung der high-throughput Aufreinigungsappara
tur. Eine Vielzahl von Mikrokanälen wird so angeordnet, daß sie mit
dem Probenformat (z. B. Mikrotiterplatte) kompatibel sind. Die Mem
bran (2) wird über das gesamte Format eingebracht und mit einem
zweiten Mikrokanal-Array (15) verbunden. Die Vorgehensweise dieser
multiplen Anordnungen entspricht Fig. 1-5.
Fig. 7: Schematische Darstellung der Anreicherungsapparatur für salzhaltige
Lösungen. Neben dem Mikrokanal (1) befindet sich ein Flachkanal
(16), der mit dem Mikrokanal (1) über den Transferkanal (17) verbun
den ist. Der Flachkanal erlaubt sehr viel höhere Flußraten und damit
höhere Anreicherungsfaktoren. Details im Text.
Fig. 8: Schematische Darstellung der Anreicherung aus extrem salzhaltiger
Lösung in der Aufsicht. Die Anreicherung erfolgt durch Anlegen einer
Spannung (6) an den Flachkanal (16) (Fig. 8a). Die Spannung wird so
lange beibehalten, bis alle Nukleinsäuren an der Membranoberfläche (2)
immobilisiert sind (Fig. 8b). Wird nun zwischen dem Flachkanal (16)
und dem Mikrokanal (1), wie angegeben, eine Spannung (6) angelegt,
so wandert die aufgereinigte und aufkonzentrierte Nukleinsäure von
der großen Membranoberfläche des Flachkanals (16) zur Membran des
Mikrokanals (1) (Fig. 8c). Details im Text.
Claims (12)
1. Verfahren zur Isolierung und Aufkonzentrierung von Makromolekülen,
dadurch gekennzeichnet, daß die Makromoleküle in einem Mikrokanal auf
einer Membran elektrokinetisch gesammelt und anschließend analysiert
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Nukleinsäuren,
Viren, Proteine, Bakterien oder Pilze in einem Mikrokanal auf einer Membran
elektrokinetisch gesammelt und anschließend analysiert werden.
3. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 und 2, wobei die Probe auf der Membran
derivatisiert wird.
4. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 3 als Probenvorbereitung für weitere
Analysenverfahren.
5. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 4 als Probenvorbereitung für MS,
Gelelektrophorese, PCR, TEM, Nucleinsäuresequenzierung, Immundiagnostik
und Hybridisierungen.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß den Ansprüchen 1 bis 5
in Form eines Chip-Moduls mit eingebetteter Membran, wobei 1-400 Kapilla
ren nebeneinander angeordnet sind.
7. Vorrichtung gemäß Anspruch 2, enthaltend eine Membran aus Polyethersulfon
(PES), Polyester, vliesgestütztem Acrylpolymer, Polytetrafluorethylen
(PTFE), Polysulfon, Polypropylen (PP), Glasfaser, Nylon oder Polycarbonat.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß den Ansprüchen 1 bis 6
in Form eines Flachkanals zur Analyse von salzhaltigen Proben.
9. Verwendung der Vorrichtung gemäß den Ansprüchen 6 bis 8 zur An
reicherung und zur Analyse von Makromolekülen.
10. Verwendung der Vorrichtung gemäß den Ansprüchen 6 bis 8 in der Qualitäts
kontrolle von biologischen Präparaten.
11. Verwendung der Vorrichtung gemäß den Ansprüchen 6 bis 8 zur direkten
Infektionsdiagnostik.
12. Verwendung der Vorrichtung gemäß den Ansprüchen 6 bis 8 zur ampli
fikationsfreien Nukleinsäureanalytik.
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