DE19654841A1 - Zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren - Google Patents

Zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren

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Description

Die Erfindung betrifft einfach und zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren zur positiven Selektion von gentechnischen Klonierungen in Rezipientenstämmen von Bakterien nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Gentechnische Klonierungen betreffen meist nicht selektive und auch phänotypisch nicht unmittelbar nachweisbare Gene, so daß die Isolierung von Klonierungen bzw. dadurch erzeugter rekombinanter Plasmide einen hohen experimentellen Aufwand erfordern kann. Ein Beitrag zur Lösung dieses Problems wurde durch die Entwicklung von positiv selektiven Klonierungsvektoren geleistet (Literaturreferenzen s. Sambrook et al., 1989; Bernard et al., 1994), die eine direkte Selektion von gentechnischen Klonierungen gestatten. Solche Klonierungsvektoren wurden fast ausschließlich für Rezipientenstämme von Escherichia coli (E. coli) entwickelt, und ihre Anwendbarkeit zur positiven Selektion beruht auf der Inaktivierung von Genen oder DNA-Strukturen in Plasmidvektoren, die eine letale Wirkung auf ihren Rezipientenstamm ausüben. Die Inaktivierung erfolgt durch Klonierung in eine interne Restriktaseschnittstelle des letalen Plasmid-Gens bzw. der letalen Plasmidstruktur, so daß die Inaktivierung durch Insertion erzielt wird. Auf diese Weise können gentechnische Klonierungen allein auf Grund der Replikationsfähigkeit der rekombinanten Plasmide selektiert werden. Von den bisher erprobten positiv selektiven Klonierungsvektoren sind bei E. coli zwei Vektortypen allgemein anwendbar und zeichnen sich durch eine hohe Selektivität aus. Bei einem Vektortyp wird die Insertionsinaktivierung des induzierbar letalen Gens ccdB (control of cell death) zur positiven Selektion genutzt (Bernard et al., 1994). Ein zweiter Vektortyp basiert auf der replikationshemmenden Wirkung eines langen DNA-Palindroms in Plasmiden und der konditionalen Replikationsfähigkeit der palindromhaltigen Plasmide bei Unterbrechung des DNA-Palindroms durch Insertion einer unikalen DNA-Sequenz (US) im Zentrum des DNA-Palindroms. Unter Selektionsdruck, z. B. durch ein Antibiotikum, wirkt die Replikationshemmung eines palindromhaltigen Plasmids, das ein Gen für Resistenz gegen dieses Antibiotikum als Selektionsmarker enthält, letal auf seinen Rezipientenstamm, der selbst gegen das Antibiotikum sensibel ist. Als invertiert repetitive DNA-Sequenzen (IR's) des DNA-Palindroms können beliebige DNA-Fragmente mit einer Mindestlänge von ca. 60 Basenpaaren (bps) verwendet werden. Zur Insertionsinaktivierung des DNA-Palindroms ist eine Mindestlänge der US von ca. 50 bps erforderlich, und als US des Klonierungsvektors wird bevorzugt ein Gen genutzt, das einen selektiven Phänotyp kodiert. Die US ist innerhalb eines symmetrischen Polylinkers inseriert, der an einem Ende des DNA-Palindroms, in Verlängerung der beiden IR's des DNA-Palindroms, lokalisiert ist und als positiv selektive, multiple Klonierungsstelle (PSMCS) wirksam ist. Am gegenüberliegenden Ende der IR's grenzt das DNA-Palindrom an ein unikales Plasmidreplikon mit essentiellen Plasmidfunktionen (Replikation, Selektionsmarker für die Plasmidtransformation) des Klonierungsvektors. Zur positiven Selektion von gentechnischen Klonierungen wird die US in einer Restriktaseschnittstelle (d. h. in je einer gleichen Restriktaseschnittstelle der beiden Polylinker) der PSMCS exzidiert und durch klonierte DNA-Fragmente ersetzt. Unter optimalen Bedingungen (vollständige Exzision der US, optimales Verhältnis von Donor- zu Vektor-DNA) wird eine hohe Selektivität für gentechnische Klonierungen erreicht, so daß nach Klonierung isolierte Plasmidtransformanten fast ausschließlich rekombinante Plasmide enthalten. Nichtrekombinante Plasmide gehen aber nicht nur auf nicht exzidierte US, sondern auch auf spontane Deletionen innerhalb des DNA-Palindroms zurück, die durch Rekombination verursacht werden. Als Rezipientenstämme für Plasmidtransformationen sind zur homologen Rekombination fähige Stämme erforderlich, da die Replikationshemmung durch DNA-Palindrome in Plasmiden nur in solchen Stämmen wirksam ist.
Neben dieser erfolgreichen Entwicklung von positiv selektiven Klonierungsvektoren bei E. coli als bedeutendstem Vertreter der gramnegativen Bakterien erfolgte eine vergleichbare Vektorentwicklung (Prats et al., 1985) bei dem grampositiven Bakterium Streptococcus pneumoniae, während für andere, besonders für industriell bedeutende grampositive Bakterien, wie Bacillus subtilis (B. subtilis) und andere Bacillus-Spezies, bisher keine Ergebnisse publiziert wurden. Bei Bacillus könnte die Ursache dafür in der noch weitverbreiteten Nutzung von ssDNA (single strand DNA = einzelsträngige DNA)-Plasmidvektoren liegen, deren strukturelle Instabilität (Harwood and Cutting, 1990) ihre Nutzung als Ausgangsplasmide für positiv selektive Klonierungsvektoren erschwert oder unmöglich macht. Ihre strukturelle Plasmidinstabilität ist durch den "rolling-circle"- oder Sigma-Typ der Plasmidreplikation bedingt, bei der einzelsträngige DNA als Intermediärprodukt gebildet wird, die durch ihre erhöhte Rekombinationsfähigkeit destabilisierend wirkt. Strukturelle Instabilität würde zu einem erhöhten Anteil von nichtrekombinanten Plasmiden führen und so die Selektivität bei positiv selektiven Klonierungsvektoren für gentechnische Klonierungen reduzieren.
Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, die angegebenen Nachteile des Standes der Technik zu beseitigen und solche Klonierungsvektoren zu entwickeln, die die Vorteile der positiven Selektion von gentechnischen Klonierungen auch bei anderen, besonders bei industriell bedeutenden grampositiven Bakterien, wie B. subtilis und anderen Bacillus-Spezies, in effektiver Weise nutzen lassen. Dazu soll die Fähigkeit zur positiven Selektion optimiert und mit weiteren vorteilhaften Vektoreigenschaften, wie struktureller und segregativer Plasmidstabilität, hoher Klonierungs-Effektivität und -Kapazität, Variabilität der Kopienzahl und biologischer Sicherheit, verbunden werden, so daß die positiv selektiven Klonierungsvektoren nicht nur für Klonierungsexperimente im Labormaßstab, sondern auch für Vorhaben in großem Maßstab, wie industrielle Fermentationen und Freisetzungen, unmittelbar anwendbar sind. Dafür soll ein solch hoher Grad der segregativen Plasmidstabilität erreicht werden, daß auf selektiven Druck zur Plasmidstabilisierung verzichtet werden kann.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß positiv selektive Klonierungsvektoren auf der eingangs näher beschriebenen, an sich bekannten Grundlage der replikationshemmenden Wirkung eines langen DNA-Palindroms in Plasmiden konstruiert werden. Abweichend von der üblichen Verfahrensweise werden aber zwei gleiche oder annähernd gleiche Plasmidreplikons als IR's des DNA-Palindroms genutzt, wodurch nicht nur an sich bekannte, einfach positiv selektive Klonierungsvektoren mit nur einer PSMCS, sondern auch neuartige, zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren erzeugt werden können. Diese enthalten zwei unterschiedliche oder zumindest partiell unterschiedliche PSMCS's, welche unabhängig voneinander und mit erhöhter Variabilität anwendbar sind. Die Nutzung von zwei Plasmidreplikons als IR's des DNA-Palindroms schließt aber nicht aus, daß beide oder eines von beiden verkürzt wird und dadurch positiv selektive Klonierungsvektoren mit reduzierter Größe und veränderten Vektoreigenschaften abgeleitet werden. Für die Vektorkonstruktion ist es besonders vorteilhaft, wenn ein Streptococcen-Plasmid pDB101 (Behnke et al., 1979) oder ein vergleichbares Plasmid der Inkompatibilitätsgruppe inc18 als Ausgangsplasmid verwendet wird, das bereits ein DNA-Palindrom natürlichen Ursprungs enthält. Weitere Vorteile bieten Plasmide der Inkompatibilitätsgruppe inc18 auf Grund ihrer Theta-Typ-Replikation, Partition- und Resolvase-Gen- Funktionen (Ceglowski et al., 1993a), ihres weiten Wirtsbereiches sowie ihrer hohen Klonierungs-Effektivität und -Kapazität (Rabinovich et al., 1985; Janniere et al., 1990), so daß auch von diesen abgeleitete positiv selektive Klonierungsvektoren eine hohe strukturelle und segregative Plasmidstabilität, hohe Klonierungshäufigkeiten, eine stabile Klonierung auch von großen DNA-Fragmenten und die Nutzung von Rezipientenstämmen verschiedener grampositiver Bakterien ermöglichen könnten. Plasmide mit Theta-Typ-Replikation, auch als "non-ssDNA"-Plasmide bezeichnet, sind im Unterschied zu ssDNA-Plasmiden strukturell stabil, da bei ihnen während der Replikation keine einzelsträngige, sondern doppelsträngige und deshalb stabile DNA als Intermediärprodukte gebildet werden. Zur Gewährleistung von biologischer Sicherheit bietet das Ausgangsplasmid pDB101 schließlich den Vorteil eines hohen Grades seiner strukturellen und funktionellen Charakterisierung (Ceglowski et al., 1993a, b; Ceglowski und Alonso, 1994), so daß ein Risiko mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann.
Als Rezipientenstamm für Plasmidtransformationen wird, wenn nicht anders vermerkt, ein rekombinationsfähiger Stamm B. subtilis GSB26 aus der Stammfamilie B. subtilis 168 genutzt, der sich schon wiederholt für eine stabile Etablierung rekombinanter Derivate von pDB101 bewährt hat (Steinborn und Hofemeister, 1984; Steinborn, 1988).
Die Konstruktion von einfach und zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren ist unabhängig voneinander möglich, doch können zweifach positiv selektive weniger aufwendig von einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren abgeleitet werden. Bei Nutzung des Ausgangsplasmids pDB101 werden zunächst einfach positiv selektive Klonierungsvektoren (schematische Darstellung s. Abb. 1a) erzeugt, indem seine US1 deletiert und sein DNA-Palindrom in solcher Weise verlängert wird, daß es aus zwei gleichen, funktionsfähigen Plasmidreplikons besteht. Dabei werden sein Replikations-Gen repS in Verlängerung der beiden IR's (IR, IR') des DNA-Palin­ droms dupliziert (reps, reps') und ein Reporter-Gen als US1 innerhalb eines symmetrischen Polylinkers inseriert. Wie im Ausgangsplasmid pDB101 enthalten auch hier noch beide IR's des DNA-Palindroms je eine Kopie der Gene für Resolvase (resS, resS') und Partition (parS, parS'), die multimere Plasmidformen monomerisieren bzw. bei der Zellteilung eine aktive Verteilung der Plasmidkopien von der Mutterzelle auf die Tochterzellen bewirken und dadurch eine hohe segregative Plasmidstabilität ermöglichen. Der symmetrische Polylinker wirkt am Ende des DNA-Palindroms positiv selektiv und wird als PSMCS genutzt, die in dieser Position, stromaufwärts zur Transkriptionsrichtung der beiden Replikations-Gene und flankierend zur US1, als "PSMCS1" bezeichnet wird. Als Selektionsmarker für Plasmidtransformationen dient vorzugsweise ein mlsS-Gen für Resistenz gegen MLS-Antibiotika, das natürlicherweise in der US2 des Ausgangsplasmids pDB101 lokalisiert ist und unverändert in einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren Anwendung findet. Die US2 befindet sich gegenüber der US1, stromabwärts zur Transkriptionsrichtung der beiden Replikations-Gene, und grenzt im Unterschied zur US1 unmittelbar (ohne Klonierungsstelle) an das gegenüberliegende Ende des DNA-Palindroms. Statt des mlsS-Gens können auch andere Selektionsmarker verwendet werden, sofern dadurch nicht die Anwendbarkeit der Klonierungsvektoren beeinträchtigt wird. Für Vorhaben in großem Maßstab sind z. B. nutritive Gene oder andere biologisch unbedenkliche Gene als Selektionsmarker vorteilhaft, deren Nutzung einer weiteren Verbreitung von Genen für Resistenz gegen Antibiotika, insbesondere gegen therapeutisch genutzte Antibiotika, vorbeugt. Als Reporter-Gene der US1 werden solche eingesetzt, die einen selektiven oder leicht nachweisbaren Phänotyp kodieren, so daß ihre Insertion und Exzision bei der Konstruktion von positiv selektiven Klonierungsvektoren bzw. bei Ihrer Nutzung für gentechnische Klonierungen selektierbar bzw. wenig aufwendig nachweisbar sind. Vorzugsweise werden die hochexprimierten Gene amyA (Steinborn und Hofemeister, 1984) und nprA (Steinborn, 1988) für extrazelluläre alpha-Amylase bzw. neutrale Protease von Bacillus amyloliquefaciens (B. amyloliquefaciens) als Reporter-Gene verwendet, da diese verbreitet für industrielle Fermentationen genutzt werden und damit die positiv selektiven Klonierungsvektoren auch anwendungsnah unter dem Streß der hohen Expression eines industriell genutzten Produkt-Gens testen lassen. So werden beispielhaft bei Anwendung des amyA-Gens und eines cmlR-Gens für Resistenz gegen Chloramphenicol als Reporter-Gene die einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren pPS1 (Abb. 2) bzw. pPS2 erzeugt (Ausführungsbeispiel 1), die hinsichtlich ihrer Selektivität und Plasmidstabilität zwei wesentliche Anforderungen an positiv selektive Klonierungsvektoren erfüllen. Ihre Selektivität für gentechnische Klonierungen wird wenig aufwendig unter Nutzung eines Reporter-Gens ermittelt, indem z. B. das cmlR-Reporter-Gen aus pPS2 innerhalb der PSMCS1 exzidiert und die positive Selektion anhand der Klonierungshäufigkeit des aus pPS1 exzidierten amyA-Reporter-Gens in die PSMCS1 von pPS2 bestimmt wird. Unter geeigneten experimentellen Voraussetzungen (möglichst vollständige Exzision des cmlR-Reporter-Gens, äquimolares Verhältnis von Donor zu Vektor- DNA-Fragmenten) wird ein hoher Grad der Selektivität (bis zu 98% der Plasmidtransformanten enthalten rekombinante Plasmide) erreicht, der mit dem bei einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren in E. coli vergleichbar ist. Hinsichtlich einer geringen segregativen Plasmidinstabilität (bis 1% plasmidfreie Segreganten nach 80 Generationen ohne Selektionsdruck) erreichen pPS1 und pPS2 nicht den extrem hohen Stabilitätsgrad von nicht positiv selektiven rekombinanten Derivaten von pDB101, die ebenfalls ein kloniertes amyA-Gen enthalten (Steinborn und Hofemeister, 1984). Diese geringe Plasmidinstabilität läßt zwar keinen Einfluß auf die positive Selektion erkennen, könnte sich aber bei einer unmittelbaren Nutzung der Klonierungsvektoren für Vorhaben in großem Maßstab negativ auswirken.
Es ist noch unbekannt, worauf die geringe segregative Plasmidinstabilität bei pPS1 und pPS2 zurückzuführen ist. Eine permanente Inaktivierung ihrer beiden Partitions-Gene als eine mögliche Ursache ist auszuschließen, da sich von pPS1 extrem stabile nicht palindrome Plasmide ableiten lassen und durch Deletion der parS-Gene erzeugte Derivate von pPS1 im Vergleich zu pPS1 eine 100-fach erhöhte Plasmidinstabilität aufweisen.
Während pPS1 und pPS2 durch ihre hohe Selektivität und Plasmidstabilität schon zwei wesentliche Anforderungen an positiv selektive Klonierungsvektoren erfüllen, weisen sie hinsichtlich ihrer überdurchschnittlichen Größe (19-20 Kb) und einer geringen Kopienzahl (5-10/Zelle) noch Vektoreigenschaften auf, die unter Umständen für ihre experimentelle und wirtschaftliche Nutzung nachteilig sein können. Größere Plasmide lassen sich mit zunehmender Größe (besonders nach der PEG-Protoplasten-Methode) weniger effektiv transformieren und enthalten auch meist nicht essentielle Gene, die den Rezipientenstamm erheblich belasten können. Zur Überwindung dieser möglichen Nachteile wird deshalb, ausgehend von pPS1, zunächst seine Plasmidgröße reduziert (Ausführungsbeispiel 2), indem sein DNA-Palindrom innerhalb einer nicht essentiellen Region (d. h. außerhalb der Gene für Replikation, Resolvase und Partition) verkürzt wird. Die Verkürzung des DNA-Palindroms erfolgt durch Isolierung eines nicht palindromen Plasmids pSB468 als Derivat von einem palindromen Plasmid pPS1 (pPS2 oder pDB101), Deletion mittels Restriktasespaltung in pSB468 und Nutzung des so erhaltenen verkürzten (nicht palindromen) Plasmidderivats pSB472 zur Rekonstruktion eines (palindromen) einfach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS3 (Abb. 3). In pPS3 sind im Vergleich zu pPS1 pro IR je 2231 bps und damit je zwei nicht essentielle Gene deletiert, wobei die Plasmidgröße um ¼ reduziert ist. Neben der hier ausgeführten Methode wäre auch jede andere anwendbar, die eine gezielte Verkürzung bei weitgehender Wahrung der DNA-Homologie des DNA-Palindroms gewährleistet. Größere Deletionen oder Insertionen in nur einer IR des DNA-Palindroms sind dabei zu vermeiden, da solche Störungen der DNA-Homologie zu einer Destabilisierung der Plasmide führen können (Steinborn und Hofemeister, 1984).
Eine bedeutende, 5- bis 10-fache Erhöhung der Kopienzahl (Ausführungsbeispiel 3) wird zufällig, aber in vorteilhafter Form, durch die Isolierung eines spontanen Plasmidderivats pPS4 (Abb. 4) von pPS3 erreicht. Restriktions- und Funktions­ analysen führen zu dem unerwarteten Ergebnis, daß seine erhöhte Kopienzahl auf die Inaktivierung eines Replikations-Gens zurückgeht, so daß in pPS4 je ein aktives und inaktives Replikations-Gen repS' bzw. repS497 vorliegt. Als Ursache der Inaktivität von repS497 wird durch DNA-Sequenzanalyse eine kurze (52bps-)Deletion in seinem Promotor PII nachgewiesen, die die Gen-Transkription unterbindet. Für eine gleiche Erhöhung der Kopienzahl könnten auch andere Methoden der Inaktivierung von einem der beiden Replikations-Gene gewählt werden, doch weist die Deletion in reps497 einige vorteilhafte Merkmale auf: a) irreversibel und dadurch stabil, b) geringe Länge und dadurch ohne Einfluß auf die Stabilität des DNA-Palindroms (vgl. Ausführungsbeispiel 2), c) geeignete Position und dadurch keine Beeinträchtigung der positiven Selektion und Erhalt von geeigneten Restriktaseschnittstellen (besonders für Pvu II und Bcl I) für die Vektorkonstruktion. Hinsichtlich einer unmittelbaren Anwendung der einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren wird anschließend untersucht, ob und in welchem Grade die erhöhte Kopienzahl einen erhöhten Gen-Dosis-Effekt und damit eine Steigerung der plasmidkodierten Produktbildung bewirkt. Anwendungsnah wird dazu die plasmidkodierte Bildung von α-Amylase in einem industriell genutzten Medium bestimmt, wobei für pPS4 (mit 5- bis 10-facher Kopienzahl) eine beträchtliche, 3-fache Steigerung der Produktbildung nachgewiesen wird. Damit wird keine linear proportionale Erhöhung des Gen-Dosis-Effektes erreicht, was offenbar auf das hohe Niveau der Amylasebildung (auf Grund des hochexprimierten amyA-Gens) und die dadurch bedingte starke Belastung der zellulären Syntheseleistung des Rezipientenstammes zurückzuführen ist. Ein überraschendes und für die Anwendung der einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren vorteilhaftes Ergebnis ergibt sich aus einem Vergleich der plasmidkodierten Amylasebildung zu üblichen, nicht palindromen rekombinanten Plasmiden. Bei vergleichbarer Kopienzahl kodiert pPS4 auch im Vergleich zu nicht palindromen rekombinanten Plasmiden mit kloniertem amyA-Gen eine 2,5- bis 3-fache Amylasebildung, womit letztere nur das gleiche Niveau wie die einfach positiv selektive Klonierungsvektoren pPS1 oder pPS3 mit geringer Kopienzahl erreichen. Diese in Relation zur ermittelten Kopienzahl deutlich erhöhte Produktbildung bei einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren kann auf ihre strukturellen und funktionellen Besonderheiten oder (unwahrscheinlicher) auf eine experimentelle Unterbestimmung ihrer Kopienzahl zurückgehen.
Wegen seiner verbesserten Vektoreigenschaften (reduzierte Größe, erhöhte Kopienzahl) wird vorzugsweise pPS4 als Ausgangsplasmid für die Konstruktion von weiteren einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren verwendet. Zur Variierung des Reporter-Gens werden zunächst die Derivate pPS5 und pPS6 von pPS4 abgeleitet, indem sein amyA-Reporter-Gen gegen das cmlR- bzw. nprA-Gen ausgetauscht wird. Auch pPS3 bis pPS6 werden auf den Grad ihrer Selektivität und Plasmidstabilität getestet und erweisen sich darin vergleichbar mit pPS1 und pPS2.
Von einem einfach positiv selektiven Klonierungsvektor können zweifach positiv selektive (schematische Darstellung s. Abb. 1b) abgeleitet werden (Ausführungsbeispiel 4), indem seine US2 deletiert, sein mlsS-Selektionsmarker in Verlängerung der beiden IR's (IR, IR') dupliziert (mlsS, mlsS') und ein Reporter-Gen als US2 innerhalb eines symmetrischen Polylinkers am Ende des so verlängerten DNA-Palindroms inseriert wird. Wie die PSMCS1 wirkt auch dieser symmetrische Polylinker am gegenüberliegenden Ende des DNA-Palindroms positiv selektiv und wird als positiv selektive, multiple Klonierungsstelle genutzt, die in dieser Position, stromabwärts zur Transkriptionsrichtung der beiden Replikations-Gene und flankierend zur US2, als "positiv selektive, multiple Klonierungsstelle 2" (PSMCS2) bezeichnet wird. Die PSMCS2 enthält im Vergleich zur PSMCS1 unterschiedliche oder zumindest partiell unterschiedliche Restriktaseschnittstellen, so daß beide nacheinander und unabhängig voneinander für gentechnische Klonierungen nutzbar sind. Als Ausgangsplasmid für diese Vektorkonstruktion wird vorzugsweise ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor ausgewählt, der in seiner US1 ein selektives Reporter-Gen enthält und unter Selektionsdruck gegen das Reporter-Gen die Isolierung von spontanen Deletionen im Bereich der US1 als unerwünschte Derivate bei der Vektorkonstruktion weitgehend ausschließen läßt. So wird bei Anwendung von pPS5 und des amyA-Gens als Ausgangsplasmid bzw. Reporter-Gen der US2 ein zweifach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS8 (Abb. 5) erzeugt, bei dem durch Restriktionsanalyse nur die ausgeführten Klonierungen und keine unerwünschten Strukturänderungen, insbesondere keine Änderungen der beiden Resolvase- und Partition-Gene, feststellbar sind. Unerwartet weist pPS8 jedoch eine stark erhöhte strukturelle und segrega­ tive Plasmidinstabilität (5-10% Deletionsderivate bzw. 10 bis 60% plasmidfreie Segreganten nach 40 Generationen bei Passagen ohne Selektionsdruck) auf, die zudem mit mehrfach reduzierter Kopienzahl und deutlich reduziertem Kolonienwachstum der Plasmidtransformanten korreliert ist und dadurch die Nutzbarkeit von pPS8 als Klonierungsvektor beeinträchtigt.
Zur Überwindung der Plasmidinstabilität bei zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren werden Varianten erprobt, die ihre Konstruktionsweise, Struktur- und Selektionsmarker betreffen (Ausführungsbeispiel 5). Ein mit pPS8 strukturell vergleichbarer Klonierungsfaktor pPS9 wird unter Nutzung eines nicht palindromen Ausgangsplasmids pSB587 (Abb. 6) erzeugt, indem es in zwei unterschiedlichen Restriktase­ schnittstellen (z. B. Bam HI und Pst I) seiner multiplen Klonierungsstelle linearisiert wird und je zwei Plasmidreplikons als IR und IR' mit den Reporter-Genen cmlR und amyA (in Bam HI- bzw. Pst I-DNA-Fragmenten) als US1 bzw. US2 innerhalb einer PSMCS1 bzw. PSMCS2 ligiert werden. Durch diese alternative Konstruktionsweise wird bezweckt, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei identische, in allen Genfunktionen (Replikation, Resolvase, Partition, Selektionsmarker) aktive Plasmidreplikons als IR und IR' an der Bildung des DNA-Palindroms des zweifach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS9 beteiligt sind und durch Restriktionsanalyse nicht nachweisbare, kleine Änderungen des Ausgangsplasmids (wie eventuell in pPS5) als Ursache für Plasmidinstabilität ausgeschlossen werden können. Eine zweite Konstruktionsvariante auf der Grundlage eines nicht palin­ dromen Ausgangsplasmids geht von einem zu pSB587 unterschiedlichen Ausgangsplasmid pSB576 aus, und es wird ein zweifach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS10 erzeugt, der sich von pPS8 und pPS9 in drei Merkmalen unterscheidet:
a) dupliziertes cmlR- (statt mlsS-) Gen als Selektionsmarker, b) Selektionsmarker in veränderter Position (benachbart zu den Replikations-Genen statt zu den Partitions-Genen), c) zwei aktive Replikations-Gene (reps und reps', statt je eines aktiven und inaktiven Replikations-Gens reps' bzw. reps497) und dadurch bedingte reduzierte Kopienzahl (wie in pPS1 bis pPS3). Wie für pPS8, werden auch für pPS9 und ppS10 mehrere (wenigstens 10) unabhängig voneinander isolierte Plasmide charakterisiert und alle als vergleichbar hoch instabil befunden. Soweit getestet, verhalten sich die zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren auch in zwei anderen Rezipientenstämmen instabil, die, ebenso wie der bisher verwendete Rezipientenstamm GSB26, der Stammfamilie B. subtilis 168 angehören. Da andererseits alle einfach positiven Klonierungsvektoren und die nicht palindromen Ausgangsplasmide der zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren sowie auch von diesen abgeleitete nicht palindrome, rekombinante Plasmide in den gleichen Rezipientenstämmen eine hohe bis extrem hohe Plasmidstabilität aufweisen, ist die hohe Plasmidinstabilität bei zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren offensichtlich auf ihre plasmidspezifischen Besonderheiten (bes. Duplikation ihres Selektionsmarkers) zurückzuführen.
Während sich die bisher erfolglosen Versuche zur Stabilisierung der zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren auf die Plasmide selbst beschränkt haben, wird im folgenden der Rezipientenstamm mit in die Stabilisierungsversuche einbezogen (Ausführungsbeispiel 6). Es wird davon ausgegangen, daß die Plasmidstabilität nicht nur durch Gen-Funktionen der Plasmide, sondern auch durch noch unbekannte chromosomale Gen-Funktionen des Rezipientenstammes bewirkt werden könnte, so daß eine Plasmidstabilisierung sowohl durch Änderungen von Gen-Funktionen des Plasmids als auch des Rezipientenstammes möglich sein sollte. Entsprechend dem geringen Kenntnisstand zur Genetik und zum molekularen Mechanismus der Plasmidstabilität, insbesondere der segregativen Plasmidstabilität (Williams and Thomas, 1992), wird eine empirische Verfahrensweise angewendet, die von der beobachteten Korrelation von Plasmidinstabilität zu einer deutlich reduzierten Koloniegröße der Plasmidtransformanten mit zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren ausgeht und entsprechend voraussetzt, daß eine Plasmidstabilisierung auch mit einer Normalisierung der Koloniegröße korreliert sein könnte. Unerwartet erfolgreich verläuft die Stabilisierung unter Nutzung des Ausgangsstammes GSB26 (pPS8) bei Isolierung größerer Kolonien nach Wachstum unter Selektionsdruck durch Erythromycin, von denen sich bis zu 20% als stabilisiert erweisen. Zwei unabhängig voneinander isolierte, stabilisierte Derivate werden charakterisiert, und als besonders bemerkenswerte und vorteilhafte Eigenschaft wird bei beiden eine extrem hohe strukturelle und segregative Plasmidstabilität ermittelt, die die der einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren im Rezipientenstamm B. subtilis GSB26 noch weit übertrifft. So lassen sich unter nicht selektiven Bedingungen erst nach mehr als 150 Generationen einzelne plasmidfreie Segreganten isolieren, welche zunächst zur Lokalisierung der spontanen genetischen Änderung genutzt werden, die zur Stabilisierung geführt hat. Durch kreuzweise Plasmidtransformation (pPS8 in die Segreganten, Plasmide aus den stabilisierten Derivaten in GSB26) und Restriktionsanalysen wird nachgewiesen, daß die stabilisierende Änderung ausschließlich im bakteriellen Chromosom des Rezipientenstammes erfolgt ist und demnach auf eine spontane chromosomale Mutation zurückzuführen ist. Entsprechend erhalten die beiden stabilisierten Derivate die Stammbezeichnung "B. subtilis GSB285 (pPS8)" und "B. subtilis G5B287 (pPS8)", während die plasmidfreien Segreganten mit "B. subtilis GSB285" bzw. "B. subtilis G5B287" bezeichnet werden.
Soweit überprüft, hat GSB285 auch einen vergleichbar extrem hohen Stabilisierungseffekt auf den einfach positiv selektiven Klonierungsvektor pPS4, so daß diese Plasmidstabilisierung offenbar allgemeiner anwendbar ist. Ein Stabilisierungseffekt ist dagegen nicht auf positiv selektive Klonierungsvektoren und nicht palindrome Plasmide feststellbar, die kein aktives Partition-Gen (parS) enthalten, so daß die chromosomal kodierte Plasmidstabilisierung in GSB285 (und G5B287) parS-Gen- abhängig wirksam ist und demnach nur die segregative Plasmidstabilität betrifft. Der geringe Aufwand zur Stabilisierung und ihre Wiederholbarkeit sowie der hohe Stabilisierungseffekt bieten gute Voraussetzungen zur Anwendung des gleichen empirischen Verfahrens bei Rezipientenstämmen anderer grampositiver Bakterien. Denkbar wäre dadurch aber auch eine Klärung der molekularen Ursachen der Stabilisierung und damit ein Beitrag zum molekularen Mechanismus der segregativen Plasmidstabilität, so daß die erfindungsgemäße empirische Methode durch ein theoretisch begründetes Verfahren ersetzt werden könnte.
Wegen ihres hohen Stabilisierungseffektes ist es zweckmäßig, im folgenden bevorzugt GSB285 oder G5B287 als Rezipientenstämme für alle positiv selektiven Klonierungsvektoren zu nutzen und vor allem für anspruchsvolle Klonierungsvorhaben einzusetzen, die den Rezipientenstamm stark belasten können. Als ein solches Klonierungsvorhaben wird zunächst die Isolierung einer genomischen Gen-Bank (Ausführungsbeispiel 7) von B. amyloliquefaciens ausgeführt, wozu chromosomale Eco RI-Fragmente in den einfach positiv selektiven Klonierungsvektor pPS4 kloniert werden und GSB285 als Rezipientenstamm für Plasmidtransformationen dient. Aus diesem Shotgun-Experiment werden 100 Plasmidtransformanten charakterisiert, und als besonders positives Ergebnis ist zu bewerten, daß alle Plasmidtransformanten ausschließlich rekombinante Plasmide und keine Deletionsderivate des Klonierungsvektors enthalten. Dieses Ergebnis bestätigt die hohe Selektivität und Plasmidstabilität des Wirts-Vektor-Systems GSB285 (pPS4). Zur Länge der klonierten DNA-Fragmente wird ein Verteilungsmuster ermittelt, das den gewählten experimentellen Bedingungen (Eco RI-Spaltung der Donor-DNA, PEG-Protoplasten-Methode zur Plasmidtransformation) zugunsten mittellanger DNA-Fragmente entspricht. Als längste werden zwei gleiche ca. 20 kb-DNA-Fragmente bestimmt und für erste Untersuchungen zur Klonierungskapazität des Wirts-Vektor-Systems genutzt. Als Auswirkung des langen DNA-Fragments in einem rekombinanten Derivat GSB285 (pSB616) wird (wie häufig anzutreffen) eine deutliche Reduzierung der Kopienzahl beobachtet, jedoch keine Änderung hinsichtlich der extrem hohen Plamidstabilität.
Auf Grund der positiven Ergebnisse zur Isolierung einer Gen-Bank für mittelgroße DNA-Fragmente (2 bis 6 kb) ist es naheliegend, den stabilisierenden Rezipientenstamm GSB285 auch zur Isolierung einer Gen-Bank für große DNA-Fragmente anzuwenden (Ausführungsbeispiel 8). Statt einer vollständigen Restriktase-Spaltung, wie vorausgehend mittels Eco RI für mittelgroße DNA-Fragmente, kann zur Erzeugung der großen Donor-DNA-Fragmente eine partielle Restriktase-Spaltung erfolgen, oder aber es wird vorzugsweise eine Restriktase zur Erzeugung großer DNA-Fragmente, wie Not I oder Swa I, genutzt, so daß die DNA-Fragmente in ihrer natürlichen Struktur kloniert und anschließend die klonierten DNA-Fragmente wieder als ganze aus den rekombinanten Plasmiden isoliert werden können. Dadurch können auch große Operons vollständig isoliert und weniger aufwendig einer Charakterisierung und Nutzung zugänglich werden. Bei Nutzung von - Not I kommt ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS7 zur Anwendung, der in beiden Polylinkern seiner PSMCS1 je eine Not I-Schnittstelle enthält. pPS7 wird von pPS4 abgeleitet, indem die Not I-Schnittstellen mittels eines Eco RI-Not I-Sac I-Linkers und des cmlR-Gens in die PSMCS1 von pPS4 inseriert werden. Bei Not I-Klonierung und unter ansonsten gleichen experimentellen Bedingungen wie zur vorausgegangenen Eco RI-Klonierung erweist sich pPS7 als positiv selektiv, doch wird nur eine geringe Transformantenhäufigkeit und keine deutliche Größenzunahme der klonierten Not I-DNA-Fragmente im Vergleich zu den Eco RI-DNA-Fragmenten erzielt. Es ist darum zweckmäßig, die experimentellen Bedingungen zugunsten der Klonierung von großen DNA-Fragmenten zu modifizieren. Erfolgversprechend ist die Anwendung einer InGel-Methode zur schonenden Isolierung und Ligation großer DNA-Fragmente, von kompetenten Zellen oder der Elektroporationsmethode zur ungehinderten Transformation von großen Plasmidderivaten und eines Restriktions-Modifikationsdefekten (r⁻⁻m⁻) Rezipientenstammes zur Vermeidung der Restriktion von heterologen DNA-Fragmenten.
Auch zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren eignen sich zur Isolierung von Gen-Banken, wobei die Klonierung von nicht vorselektierten DNA-Fragmenten in beide oder vorzugsweise in nur eine von beiden PSMCS's erfolgt. Bei Klonierung von nicht vorselektierten DNA-Fragmenten in nur eine PSMCS ist es denkbar, daß die zweite PSMCS ein bekanntes Struktur- oder Regulations-Gen enthält, dessen Wechselwirkung mit Genen der klonierten DNA-Fragmente ermittelt werden soll. Weitere Möglichkeiten zur Anwendung von zweifach positiv selektierten Klonierungsvektoren bestehen in der Klonierung und stabilen Etablierung von je einem gleichen oder unterschiedlichen Gen (oder Gen-Gruppen) in beiden PSMCS's, die sich in ihren Gen-Funktionen vorteilhaft ergänzen oder beeinflussen. Beispiele dazu werden im folgenden (Ausführungsbeispiel 9) unter Anwendung des Rezipientenstammes GSB285 sowie der Gene amyA und nprA ausgeführt, die hier weniger als Reporter-Gene (wie oben), sondern mehr als hochexprimierte, industriell genutzte Produkt-Gene von Interesse sind. Ein Beispiel für je ein gleiches hochexprimiertes Produkt-Gen in beiden PSMCS's wird durch Klonierung des amyA-Gens in die PSMCS1 von pPS8 ausgeführt, wobei ein Plasmid ppS11 erzeugt wird. Durch eine solche Gen-Duplikation des amyA-Gens wird bei gleicher Kopienzahl die Gen-Dosis verdoppelt und unter geeigneten Voraussetzungen (geringe Gen-Expression und Kopienzahl) kann auch ein entsprechender Gen-Dosis-Effekt für die Produktbildung erreicht werden. Wie zu erwarten (vgl. Ausführungsbeispiel 3), wird im ausgeführten Beispiel durch die Duplikation des amyA-Gens keine Steigerung der Amylasebildung bewirkt, da diese Duplikation ein hochexprimiertes Gen betrifft und bei hoher und im Vergleich zum Ausgangsplasmid pPS8 unveränderter Kopienzahl erfolgt. Ein überraschendes und für die Anwendung der zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren vorteilhaftes Ergebnis wird aber insofern erzielt, als auch diese Plasmidderivate trotz der zusätzlichen DNA-Homologie (bei anderen positiv selektiven Klonierungsvektoren nur zwischen IR und IR', bei pPS11 zusätzlich zwischen US1 und US2) eine unverändert extrem hohe Plasmidstabilität (keine Plasmidinstabilität nachweisbar nach 180 Generationen ohne Selektionsdruck) aufweisen.
Ein Beispiel für je ein unterschiedliches, hochexprimiertes Produkt-Gen in beiden PSMCS's eines zweifach positiv selektiven Klonierungsvektors wird durch Klonierung des nprA-Gens in die PSMCS1 von pPS8 ausgeführt, wobei ein Plasmid pPS12 (Abb. 7) erhalten wird. Bei vergleichbarer Kopienzahl ist bei GSB285 (pPS12) im Unterschied zu GSB285 (ppS11) eine geringe Plasmidinstabilität (0,4% Amy⁻ und 0,2% Npr⁻-Derivate nach 140 Generationen ohne Selektionsdruck) feststellbar, die offenbar auf eine höhere Streßwirkung durch die Expression des nprA-Gens im Vergleich zum amyA-Gen und dadurch bedingte Anreicherung von Deletionsderivaten und Segreganten zurückgeht. Das Ergebnis läßt hingegen nicht darauf schließen, daß GSB285 keine stabilisierende Wirkung auf pPS12 ausübt: Eine bedeutende Plasmidstabilisierung durch GSB285 im Vergleich zu dem nicht stabilisierenden Ausgangsstamm GSB26 ist daran meßbar, daß bei GSB26 (pPS12) schon nach 80 Generationen 80% Amy⁻-Derivate beobachtet werden und G5B285 (pPS12) unter gleichen Bedingungen noch keine Plasmidinstabilität erkennen läßt.
Für die Klonierung in zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren (wie in pPS8) ist es bemerkenswert, daß eine vergleichbar hohe Selektivität wie bei einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren (vgl. Ausführungsbeispiel 1) erzielt wird, unabhängig davon, ob in die PSMCS1 (wie zur Erzeugung von pPS11 und pPS12) oder PSMCS2 kloniert wird. Bei Klonierungen in beide PSMCS's ist es jedoch vorteilhaft, diese aufeinanderfolgend auszuführen, so daß nur ein Vektorfragment an der Ligation beteiligt ist. Anderenfalls wird eine höhere Anzahl verschiedener Vektor- und Donor-DNA-Fragmente miteinander ligiert, und es kommt dadurch zu einer erhöhten Häufigkeit von unerwünschten Ligationsprodukten.
In der vorausgegangenen Beschreibung sind nur einige Beispiele für Varianten von positiv selektiven Klonierungsvektoren und Klonierungen ausgeführt, auf die sich die Erfindung aber nicht beschränken soll. Weitere Varianten sind u. a. durch Neukombination zwischen den schon beschriebenen Klonierungsvektoren möglich, wofür in vorteilhafter Weise interne Restriktaseschnittstellen des DNA-Palindroms nutzbar sind. Diese gestatten nicht nur den Austausch von Reporter-Genen (wie mittels der Restriktaseschnittstellen der PSMCS's; s. Ausführungsbeispiel 1) und klonierten DNA-Fragmenten, sondern zusätzlich zu diesen die sie flankierenden Teile des DNA-Palindroms, die durch die Restriktaseschnittstellen begrenzt werden.
Besonders vorteilhaft sind dafür unikale Restriktaseschnittstellen anwendbar, und bei Nutzung der Bcl I- oder Spe I-Schnittstellen (s. Abb. 5) lassen sich z. B. die duplizierten mlsS- oder cmlR-Gene aus pPS8 bzw. pPS10 als Selektionsmarker zur Erzeugung von zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren oder auch die 52bps-Deletion aus pPS4 (s. Ausführungsbeispiel 3) zur Steigerung der Kopienzahl bei einfach und zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren übertragen. Denkbar wäre bei Nutzung der Bcl I- und Spe I-Schnittstellen auch ein Austausch des verkürzten DNA-Palindroms (s. Ausführungsbeispiel 2) gegen das ursprünglich längere DNA-Palindrom, falls sich z. B. die Verkürzung doch noch als nachteilig erweisen sollte.
Auch die bislang ausschließliche Nutzung von Plasmiden der Inkompatibilitätsgruppe inc 18 und Rezipientenstämmen der Stammlinie B. subtilis 168 soll nicht besagen, daß sich die Erfindung auf solche Plasmide und B. subtilis oder die Gruppe der grampositiven Bakterien beschränkt. Die beschriebene Konstruktion von zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren geht zwar vorzugsweise von Plasmiden der inc 18-Gruppe aus, die zudem auch schon ein DNA-Palindrom enthalten, doch sind auch alle anderen Plasmide als Ausgangsplasmide denkbar, die eine hinreichende Plasmidstabilität, vor allem strukturelle Plasmidstabilität, ermöglichen. Wie an den ausgeführten Beispielen pPS9 und pPS10 gezeigt, können auch nicht palindrome Ausgangsplasmide für die Konstruktion von zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren verwendet werden, und es wäre deshalb denkbar, daß u. a. auch E. coli-Stämme und pBR322 und seine Derivate als Rezipientenstämme bzw. Ausgangsplasmide dienen könnten, die auf Grund ihrer Theta-Typ-Replikation eine wesentliche Voraussetzung für strukturelle Plasmidstabilität erfüllen.
Die Erfindung wird nachstehend an Hand der folgenden Abbildungen und Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Die Abbildungen zeigen in
Abb. 1 schematische Restriktionskarten für einfach (Abb. 1a) im Vergleich zu zweifach (Abb. 1b) positiv selektiven Klonierungsvektoren
Abb. 2 die Restriktionskarte eines einfach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS1 mit einem amyA- Reporter-Gen als US1 in der PSMCS1
Abb. 3 die Restriktionskarte eines verkleinerten, einfach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS3 mit verkürztem DNA-Palindrom
Abb. 4 die Restriktionskarte eines einfach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS4 mit 10-fach erhöhter Kopienzahl auf Grund einer 52bps-Deletion in repS497
Abb. 5 die Restriktionskarte eines zweifach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS8 mit einem cmlR- und amyA-Reporter-Gen als US1 bzw. US2 in der PSMCS1 bzw. PSMCS2
Abb. 6 die Restriktionskarte eines nicht palindromen Plasmids pSB587 als Ausgangsplasmid zur Erzeugung eines zweifach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS9
Abb. 7 die Restriktionskarte eines zweifach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS12 als Beispiel für die Klonierung von je einem unterschiedlichen, hochexprimierten Produkt-Gen in der PSMCS1 und PSMCS2.
In den Abbildungen werden für die Genetik und Gentechnik übliche Abkürzungen und Symbole verwendet. Für die Erfindung häufige und spezifische Abkürzungen und Symbole sind im Anhang 1 alphabetisch aufgeführt. Die IR's des DNA-Palindroms sind durch eine breitere Kreislinie markiert. In positiv selektiven Klonierungsvektoren als multiple Klonierungsstellen (MCS) enthaltene Polylinker sind symmetrisch angeordnet, und je eine gleiche MCS1 und MCS1' sowie MCS2 und MCS2' an den beiden Enden des langen DNA- Palindroms werden als positiv selektive, multiple Klonierungsstelle 1 (PSMCS1) bzw. 2 (PSMCS2) genutzt. In den Restriktionskarten sind nur solche Gene und Restriktaseschnittstellen berücksichtigt, die für die Erfindung wesentlich sind. Zusätzlich sind pro IR eines verkürzten DNA-Palindroms (z. B. in pPS8) von den gebräuchlichen Restriktasen für mittelgroße und große DNA-Fragmente mehrere Restriktaseschnittstellen (1 × Avi II, 2 × Bbr PI, 1 × Bsi WI, 1 × Bsm I, 1 × Bst 1107 I, 5 × Cla I, 3 × Hind III, 3 × Mun I, 1 × Nhe I, 2 × Rca I, 3 × Sna BI, 6 × Ssp I, 1 × Swa I) enthalten, die bei Nutzung der PSMCS's zu berücksichtigen sind.
Ausführungsbeispiele
Übliche Materialien und Methoden werden im folgenden nicht detailliert beschrieben. Kenntnisse zur Kultivierung von Bakterien, Stammselektion, Isolierung von chromosomaler DNA, Plasmid-DNA und DNA-Fragmenten, Restriktasespaltung von DNA, Ligation von DNA-Fragmenten, Plasmidtransformation, Elektrophorese und DNA-Sequenzanalyse werden vorausgesetzt und sind durch Publikationen (Sambrook et al., 1989; Harwood und Cutting, 1990; Nicholl, 1994) allgemein zugänglich.
Folgende spezielle Materialien und Methoden werden häufiger verwendet:
Bakterienstamm B. subtilis GSB26 als Rezipientenstamm für Plasmidtransformationen; abgeleitet (Steinborn und Hofemeister, 1984) als spontane Streptomycin-resistente Mutante von dem Amylase-defekten Stamm QB1133 sacA321 aroI906 metB5 amyE (Steinmetz et al., 1976) aus der Stammlinie B. subtilis 168.
Plasmid pDB101 (19,2 kb; MLSr) als Ausgangsplasmid für die Konstruktion von einfach und zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren; Deletionsderivate (Behnke et al., 1969) von dem Streptococcen-Plasmid pSM19035 der Inkompati­ bilitätsgruppe inc18.
Plasmidvektor pSB355 (8,4 kb; Cmr MLSr) als nicht palindromer Plasmidvektor mit multipler Klonierungsstelle zur Reklonierung der Reporter-Gene amyA, cmlR und nprA; abgeleitet (Steinborn, 1992) von dem Streptococcen-Plasmid pGB354 (Behnke and Gilmore, 1981) der Inkompatibilitätsgruppe inc18.
DNA-Isolierungen aus Stämmen von Bacillus:
  • - chromosomale DNA und Plasmid-DNA in großem Maßstab nach den Methoden von Saito und Miura (1963) bzw. Gryczan et al. (1978)
  • - Plasmid-DNA in kleinem Maßstab nach einer alkalischen Methode (Sambrook et al., 1989).
Isolierung von DNA-Fragmenten aus Gelen mittels QIAEX-Kit (QIAGEN-GmbH).
Bestimmung und Vergleich der Kopienzahl von Plasmiden in Rezipientenstämmen von B. subtilis nach einer Verdünnungsmethode (Brantl and Behnke, 1992). Als Referenz dient das Plasmid pDB101 (5 Kopien pro Zelle).
PEG-Protoplasten-Methode (Chang und Cohen, 1979) zur Plasmidtransformation in B. subtilis mit Modifikation der Medien (Steinborn, 1988).
Kultivierung bei 37°C in flüssigem TBY-Vollmedium (1% bactotryptone, Difco-0,5% yeast extract, Difco-0,5% NaCl; pH 7,0) oder auf TBY-Agar (1,8% Agar-Agar). Zusatz von essentiellen Aminosäuren zu 50 µg/ml.
Selektion auf plasmidkodierte Antibiotikaresistenz durch Zusatz von 10 µg/ml Chloramphenicol (Cm) oder 5 µg/ml Erythromycin (Em).
Nachweis der Bildung von plasmidkodierter, extrazellulärer alpha-Amylase und neutraler Protease an Hand von Abbauhöfen auf Agar-Platten mit Zusatz von 1% unlöslicher Maisstärke bzw. 0,5 bis 1% Magermilchpulver. Bei verminderter Agar-Schichtdicke und frühzeitiger Auswertung der Platten können 300 bis 400 Kolonien pro Platte ausgewertet werden.
Quantitative Bestimmung der Plasmidinstabilität nach 3 bis 14 Passagen (40 bis 180 Generationen, pro Passage 10-4 umgesetzt und 12 h kultiviert) ohne Selektionsdruck durch Antibiotika an Hand der Abwesenheit von Abbauhöfen auf nicht selektiven, stärke- oder milchhaltigen Agar-Platten auf Grund des Verlustes von plasmid-kodierter extrazellulärer alpha-Amylase (Amy⁻) bzw. neutraler Protease (Npr⁻). Segregative und strukturelle Plasmidinstabilität werden nach den Anteilen von plasmidfreien Segreganten bzw. strukturell veränderten Plasmidderivaten unterschieden. Strukturell veränderte Plasmidderivate werden unter Amy⁻ und Npr⁻-Derivaten an Hand von plasmidkodierter Antibiotikaresistenz (Cmr oder Emr) selektiert.
Quantitative Bestimmung der alpha-Amylase-Aktivität in Kulturüberständen mittels Spofa-alpha-Amylase-Testtabletten (Slovakofarma, Hlohovec).
Ausführungsbeispiel 1 einfach positiv selektive Klonierungsvektoren pPS1 und pPS2
Ein einfach postitiv selektiver Klonierungsvektor pPS1 (Abb. 1) wird von einem palindromen Plasmid ppB101 abgeleitet, indem das Ausgangsplasmid durch Bcl I und Kpn I gespalten wird und das so erhaltene Bcl I-Fragment und eines der beiden Bcl I-Kpn I-Fragmente, das einen Teil des Replikations-Gens reps enthält, mit zwei komplementären Kpn I-Teilfragmenten eines als Reporter-Gen genutzten amyA-Gens innerhalb eines Ligationsgemisches ligiert werden. Das lange Bcl I-Fragment enthält IR's eines langen DNA-Palindroms, und pPS1 wird nur dann erzeugt, wenn a) je ein Bcl I-Kpn I-Fragment in Verlängerung der beiden IR's ligiert und dadurch das Replikations-Gen dupliziert (repS, repS') wird sowie b) beide komplementäre Kpn I-Teilfragmente an einem ihrer beiden Enden über die Gen-interne Kpn I-Schnittstelle zu einem aktiven amyA-Gen und über gleiche Polylinker, die das zweite Ende der komplementären Kpn I-Teilfragmente flankieren, mit den beiden Replikations-Genen am Ende des DNA-Palindroms ligiert werden. In dem Ausgangsplasmid pDB101 ist je ein aktives (reps) und ein am 3'-Ende defektes Replikations-Gen enthalten. Bei der Vektorkonstruktion geht die Duplikation des repS-Gens darauf zurück, daß bei der Ligation je ein Teilfragment des aktiven repS-Gens am Ende des Bcl I-Fragments mit je einem komplementären Bcl I-Kpn I-Teilfragment in der Gen-internen Bcl I-Schnittstelle zu je einem aktiven Replikations-Gen ligiert werden. Auch die flankierenden Polylinker der beiden komplementären Kpn I-Fragmente werden invertiert repetitiv zueinander ligiert, so daß ein symmetrischer Polylinker erzeugt wird, der in dieser Position, am Ende eines langen DNA-Palindroms und stromaufwärts zur Transkriptionsrichtung der Replikations-Gene positiv selektiv wirksam ist und als "positiv selektive, multiple Klonierungsstelle 1" (PSMCS1) bezeichnet wird. Die beiden komplementären Kpn I-Teilfragmente des amyA-Reporter-Gens mit flankierenden Polylinkern werden aus einem nicht palindromen Plasmid pSB441/1 und pSB441/3 isoliert, in denen das amyA-Gen in unterschiedlicher Transkriptionsrichtung innerhalb eines langen Polylinkers inseriert ist. Mittels Kpn I werden das amyA-Gen und der Polylinker Gen-intern bzw. endständig gespalten und je ein komplementäres Teilfragment mit gleichem Polylinker aus beiden Donorplasmiden zur Ligation verwendet. Die Plasmide pSB441/1 und pSB441/3 werden durch Reklonierung des amyA-Gens mittels Bcl I-Bam HI-Zweifachspaltung aus einem rekombinanten Plasmid pSB6 (Steinborn und Hofemeister, 1984) in die mittelständige Bgl II-Schnittstelle des Polylinkers eines nicht palindromen Plasmidvektors pSB355 (Steinborn, 1992) erzeugt. Bei solcher Position des Reporter-Gens in einer mittelständigen Restriktaseschnittstelle (wie für Bgl II) im Polylinker der Donorplasmide können aus den gleichen Donorplasmiden Reporter-Gene mit zwei unterschiedlichen symmetrischen Polylinkern isoliert werden, wenn alternativ der eine oder andere Teil des Polylinkers der Donorplasmide als flankierender Polylinker der Teilfragmente genutzt wird.
Die Klonierung wird experimentell ausgeführt, indem das Bcl I-Kpn I-Fragment und die beiden komplementären Kpn I-Fragmente im Vergleich zum Bcl I-Fragment in 2-facher Konzentration zur Ligation eingesetzt werden und das Ligationsgemisch in den Rezipientenstamm B. subtilis GSB26 transformiert wird. Plasmidtransformationen werden an Hand plasmidkodierter Erythromycinresistenz (Emr) und Amylasebildung (Amy⁺) selektiert und bei diesen mittels Restriktionskartierung solche Plasmidderivate als pPS1 ermittelt, die der Restriktionskarte in Abb. 2 entsprechen. Bei zwei unabhängigen Versuchen werden im Vergleich zu anderen Klonierungen eine deutlich geringere (1/30) Transformantenhäufigkeit erzielt und unter den EmrAmy⁺- Transformanten nur ein geringer Anteil (1/3) GSB26(pPS1)-Transformanten ermittelt. Das Ergebnis ist dadurch zu erklären, daß mehrere unterschiedliche DNA-Fragmente zugleich an der Ligation beteiligt sind und dadurch ein hoher Anteil unerwünschter und auch replikationsunfähiger Ligationsprodukte erzeugt wird. Die Erzeugung und Isolierung von pPS1 wird in Anbetracht der komplexen Ligation offenbar nur dadurch ermöglicht, daß das Bcl I-Kpn I-Fragment gerichtet ligiert wird, die Ligationen zu den aktiven Replikations-Genen und zum aktiven amyA-Gen essentiell bzw. phänotypisch an Hand von Verdauungshöfen nachweisbar sind und die Klonierung in mehreren Restriktaseschnittstellen (in beiden Bc I- und in zwei Kpn I-Schnittstellen) positiv selektiert wird.
Ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS2 wird als Derivat von pPS1 abgeleitet, indem sein amyA-Reporter-Gen gegen ein cmlR-Gen für Chloramphenicolresistenz (Cmr) aus einem Plasmid pGB354 ausgetauscht wird. Dazu werden zwei komplementäre Teilfragmente des cmlR-Gens in die PSMCS1 kloniert, die jeweils an einem Fragmentende eine Gen-interne Bst E II-Schnittstelle enthalten und am anderen Fragmentende durch einen gleichen Polylinker flankiert werden. Bei Selektion auf Cmr und Emr werden GSB26(pPS2)-Transformanten mit hoher Häufigkeit isoliert, und ihre Identität wird durch ihr Restriktionsmuster bestätigt. Die komplementären Teilfragmente des cmlR-Gens werden durch Bst EII-Xba I-Zweifachspaltung aus nicht palindromen Plasmiden pSB521 und pSB522 isoliert, in denen das cmlR-Gen in unterschiedlicher Transkriptionsrichtung innerhalb eines langen Polylinkers inseriert ist.
Als wesentliche Merkmale werden bei pPS1 und pPS2 ihre Selektivität, d. h. ihre Effektivität zur positiven Selektion von gentechnischen Klonierungen, und ihre Plasmidstabilität charakterisiert. Die Selektivität wird ermittelt, indem pPS1 und pPS2 durch Xba I (oder eine andere Restriktase für eine Schnittstelle der PSMCS1) möglichst vollständig gespalten, das amyA-Gen-Fragment aus pPS1 und das Vektorfragment aus pPS2 isoliert und beide Fragmente ligiert werden. Nach Transformation des Ligationsgemisches in GSB26 wird auf Emr selektiert und die Selektivität am Verhältnis von Amy⁺ zu Amy⁻-Transformanten gemessen. Bei äquimolarem Verhältnis von Donor- zu Vektorfragment (1,5 mg in 30 µl-Ligationsgemisch) werden 98% Amy⁺-Transformanten und damit eine auch für die routinemäßige Anwendung hinreichend hohe Selektivität erreicht. Plasmide aus Amy⁺-Transformanten sind mit pPS1 vergleichbar, während solche aus Amy⁻-Transformanten als verkleinerte Deletionsderivate oder als pPS2 identifiziert werden, wobei die Reisolierung von pPS2 auf eine unvollständige Exzision des cmlR-Gens bei der Fragmentisolierung zurückgeht. Unter den gewählten experimentellen Bedingungen (10 ml-Rezipientenstamm-Kultur, E470 = 2,5; transformierte Protoplasten plattiert auf 10 DM3-Regenerationsplatten) werden ca. 100 Transformanten pro Platte erzielt.
Die Plasmidstabilität wird bei Passagen in Flüssigkulturen ohne Selektionsdruck durch Antibiotika und vorzugsweise für GSB26(pPS1)-Plasmidtransformanten ermittelt, bei denen eine Plasmidinstabilität wenig aufwendig an Hand von Kolonien ohne Amylaseverdauungshof auf nicht selektiven, stärkehaltigen Agar-Platten nachgewiesen werden kann. Erst nach 6 Passagen (80 Generationen) werden 0,1 bis 1% Amy⁻-Derivate ermittelt, die auch als Erythromycin-sensibel (Ems) und plasmidfrei identifiziert werden und deshalb auf eine geringe segregative Plasmid-instabilität zurückzuführen sind.
Ausführungsbeispiel 2 ein verkleinerter, einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS3
Von pPS1 wird ein verkleinerter, einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS3 (Abb. 3) mit verkürztem DNA-Palindrom abgeleitet, der sich von pPS1 durch die Deletion von je einem 2231 bps-Cla I-Fragment in einer nicht essentiellen Region beider IR's (von Cla I,2872 bis 5103 und Cla I,11087 bis 13318; s. Abb. 2) unterscheidet. pPS3 wird über Deletion eines nicht palindromen Plasmids pSB468 konstruiert, und pSB468 wird von pPS1 abgeleitet, indem pPS1 mittels Hpa I gespalten wird, die Hpa I-Fragmente selbstligiert werden und Plasmid-transformanten auf EMr selektiert werden. pSB468 wird als ein 9,08 kb-Plasmid isoliert und entspricht dem Hpa I-Fragment von Hpa I,13389 über Pvu II,1 bis Hpa I,8589 aus pPS1 (vgl. Abb. 2). Ein durch Deletion von Cla I,2872 bis Cla I,5103 (s. Abb. 1) verkürztes Plasmidderivat pSB472 wird von pSB468 abgeleitet, indem pSB468 mittels Cla I partiell gespalten wird, im Vergleich zum linearisierten Plasmid pSB468 wenig (d. h. um ca. 2 kb) verkürzte Cla I-Fragmente isoliert und selbstligiert werden sowie Plasmidtransformanten wieder auf Emr selektiert werden. Auf Grund mehrerer (6) Cla I-Restriktaseschnittstellen in pSB468 werden entsprechend verschiedene Deletionsderivate isoliert, unter denen pSB472 an Hand typischer Restriktionsmuster identifiziert wird. pPS3 wird schließlich auf der Grundlage des verkürzten, nicht palindromen Plasmids pSB472 rekonstruiert, indem aus pSB472 das 4,89 kb-Hpa-Fragment isoliert, mit dem das amyA-Reporter-Gen enthaltenden Hpa I-Fragment (US1) und dem das mlsS-Gen enthaltenden Spe I-Fragment (US2) aus pPS1 ligiert und Plasmidtransformanten auf EmrAmy⁺ selektiert werden. Auch pPS3 wird aus mehreren, unabhängig voneinander isolierten Transformanten isoliert und an Hand von Restriktionsmustern entsprechend Abb. 3 identifiziert.
Ausführungsbeispiel 3 verkleinerte, einfach positiv selektive Klonierungsvektoren pPS4, pPS5 und pPS6 mit mehrfach erhöhter Kopienzahl
Auf Grund eines größeren Amylase-Verdauungshofes und reduzierter Koloniegröße wird ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS4 als spontanes Derivat von pPS3 isoliert, das im Vergleich zu pPS3 bei unveränderter Plasmidgröße eine 5- bis 10-fache Kopienzahl (50/Zelle) aufweist. Bei Retransformation von pPS4 in den Rezipientenstamm GSB26 werden ausschließlich Plasmidtransformanten mit gleich stark erhöhter Kopienzahl erhalten, so daß die erhöhte Kopienzahl auf eine Mutation im Plasmid und nicht im bakteriellen Chromosom des Rezipientenstammes zurückzuführen ist. Da durch Restriktionsanalysen bei pPS4 keine strukturellen Änderungen nachweisbar sind, werden Funktionsanalysen ausgeführt, wozu ein kreuzweiser Austausch von Bcl I- und Spe I-Fragmenten zwischen pPS3 und pPS4 erfolgt. Dabei läßt sich das Merkmal der erhöhten Kopienzahl mit dem kleinen Bcl I-Fragment aus pPS4 transferieren, wodurch die Position der ursächlichen Mutation auf dieses Fragment eingegrenzt werden kann. Zur genaueren Lokalisierung der Mutation wird ein zusätzlicher Polylinker in nur einen von beiden Polylinkern der PSMCS1 von pPS4 inseriert, so daß ein partiell asymmetrischer Polylinker erzeugt wird. Dadurch können die Teilfragmente der beiden Replikations-Gene repS und repS' von den beiden Bcl I-Schnittstellen bis zu den Polylinkern der modifizierten PSMCS1 getrennt als Bcl I-Pst I- bzw. Sac I-Fragment isoliert und charakterisiert werden. Bei Komplementationstesten (Austausch eines entsprechenden Fragments in einem nicht palindromen Plasmid pSB587, Abb. 6, gegen das Bcl I-Pst I-oder Bcl I-Sac I-Fragment aus pPS4 und Test auf Replikationsfähigkeit) wird für das Bcl I-Sac I-Fragment eine unveränderte Funktionsfähigkeit, für das Bcl I-Pst-Fragment dagegen Inaktivität nachgewiesen. Das Ergebnis läßt darauf schließen, daß in pPS4 je ein aktives Replikations-Gen repS' und ein mutiertes, inaktives Replikations-Gen repS, bezeichnet mit repS497, vorliegt und die erhöhte Kopienzahl bei pPS4 auf die Inaktivierung eines der beiden Replikations-Gene zurückzuführen ist. Zur molekularen Charakterisierung der inaktivierenden Mutation werden die Bcl I-Sac I- und Bcl I-Pst I-Fragmente in üblicher Weise in einem Plasmidvektor pUC18 und Rezipientenstamm E. coli XL1 Blue kloniert und die so erhaltenen rekombinanten Plasmide pSBS71 und pSBS72 zur Sequenzierung der Fragmente verwendet. Im Unterschied zum Bcl I-Sac I-Fragment wird für das Bcl I-Pst I-Fragment eine 52bps-Deletion (bps - 339 bis - 391, bezogen auf Pvu II, 1; Abb. 3) im Promotor P II des Replikations-Gens repS497 ermittelt, so daß seine Gen-Inaktivität auf den Ausfall seiner Transkription zurückgeht.
Bei Langzeitkultivierung (bis 72 h) in einem industriell genutzten HKM-Medium [2,5% Maisstärke - 0,75% Weizenfeinschrot - 2,1% Sojaschrot - 0,5% yeast extract, Difco - 0,8% (NH4)2 HPO4 - 0,1% KCl - 0,05% MgSO4.7 H2O; pH7] wird bei GSB26 (pPS4) im Vergleich zu anderen rekombinanten Stämmen untersucht, ob und in welchem Grade die erhöhte Kopienzahl von pPS4 einen Gen-Dosis-Effekt des hoch­ exprimierten amyA-Gens auf die plasmidkodierte Amylasebildung hat. Unter gleichen experimentellen Bedingungen (37°C, 10 ml- Kulturen in 50 ml Steilbrustflaschen, 10-2 aus TBY-Kulturen in der frühen stationären Phase umgesetzt) wird für GSB26 (pPS4) im Vergleich zu GSB26 (pPS3) eine bis (nach 72 h Kultivierung) 3-fach erhöhte Amylaseaktivität gemessen, wobei diese Gen-Dosis-bedingte Steigerung der Produktbildung auf hohem Expressionsniveau erfolgt. Eine gleich hohe Steigerung der Amylasebildung wird auch gegenüber nicht palindromen rekombinanten Plasmiden beobachtet, für die eine mit pPS4 vergleichbare Kopienzahl ermittelt wurde.
Durch Variierung des Reporter-Gens in der PSMCS1 werden von pPS4 weitere (verkleinerte) einfach positiv selektive Klonierungsvektoren pPS5 und pPS6 mit erhöhter Kopienzahl abgeleitet, indem sein amyA-Reporter-Gen gegen das cmlR-Gen bzw. ein hochexprimiertes nprA-Gen für extrazelluläre neutrale Protease von B. amyloliquefaciens ausgetauscht wird. Dazu werden das cmlR-Gen mittels Xba I (oder einer anderen Restriktase für eine Restriktaseschnittstelle der PSMCS1) aus pPS2 rekloniert und das nprA-Gen (wie die amyA- und cmlR-Reporter-Gene zur Konstruktion von pPS1 bzw. pPS2) aus zwei komplementären Teilfragmenten mit einer endständigen Gen-internen Restriktaseschnittstelle und flankierenden Poly­ linkern am anderen Fragmentende rekonstruiert. Die EcoRV-Xba I-Teilfragmente des nprA-Gens werden aus einem nicht palindromen Plasmid pSB429/2 und pSB429/5 isoliert, in denen das nprA-Gen in unterschiedlicher Transkriptionsrichtung innerhalb eines langen Polylinkers inseriert ist. pSB429/2 und pSB429/5 werden durch Reklonierung des nprA-Gens mittels Bcl I aus einem rekombinanten Plasmid pSB92 (Steinborn, 1988) in die mittelständige Bgl II-Schnittstelle des Polylinkers im Plasmidvektor pSB355 erhalten.
Auch pPS3, pPS4, pPS5 und pPS6 werden auf Selektivität und Plasmidstabilität im Rezipientenstamm GSB26 getestet und erweisen sich darin vergleichbar mit pPS1 (s. Ausführungsbeispiel 1).
Ausführungsbeispiel 4 Ableitung eines zweifach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS8 von dem einfach positiv selektiven Klonierungsvektor pPS5
Ein zweifach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS8 (Abb. 5) wird von dem einfach positiv selektiven Klonierungsvektor pPS5 abgeleitet, indem pPS5 mittels Spe I und Hpa I zweifach gespalten wird und das so erhaltene große Spe I-Fragment (11,03 kb) und eines der beiden Spe I-Hpa I-Fragmente (1,97 kb), das einen Teil des parS-Gens und den mlsS-Selektionsmarker enthält, mit einem Sma I-Fragment (2,44 kb) ligiert werden, das mit dem amyA-Reporter-Gen in einem symmetrischen Polylinker inseriert ist. Analog zu pPS1 (Ausführungsbeispiel 1) wird pPS8 erzeugt, wenn a) je ein Spe I-Hpa I-Fragment in Verlängerung der beiden IR's ligiert und dadurch das parS-Gen (wie schon im Ausgangsplasmid) und der mlsS-Selektionsmarker dupliziert (parS, parS' bzw. mlsS, mlsS') werden sowie b) das amyA-Reporter-Gen am Ende des DNA-Palindroms als US2 kloniert wird. Die Selektion erfolgt auf CmrEmrAmy⁺, und auf Grund der komplexen Ligation (wie schon für pPS1) und der Beteiligung von Fragmenten mit Hpa I- und Sma I-"blunt"-Enden an der Ligation werden GSB26 (pPS8)-Transformanten mit geringer Häufigkeit isoliert. Der die US2 flankierende symmetrische Polylinker wirkt positiv selektiv und wird in dieser Position als "PSMCS2" bezeichnet. In pPS8 unterscheiden sich die PSMCS1 und PSMCS2 nur partiell in einigen Restriktaseschnittstellen, die für schrittweise und unabhängige Klonierungen in beide PSMCS's nutzbar sind. Mittels Pst I wird das nprA-Reporter-Gen aus der PSMCS1 von pPS6 in die PSMCS2 von pPS8 kloniert und dabei für diese PSMCS2 ein gleich hoher Grad der Selektivität wie für die PSMCS1 der einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren (s. Ausführungsbeispiel 1) gefunden.
Im Unterschied zu den einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren werden bei GSB26 (pPS8) eine deutlich erhöhte Plasmidinstabilität (5-10% Deletionsderivate und 10-60% plasmidfreie Segreganten nach 40 Generationen ohne Selektionsdruck) und zugleich eine drei- bis fünffache Reduzierung der Kopienzahl und Koloniegröße nachgewiesen, die die Nutzung von pPS8 als Klonierungsvektor beeinträchtigen. pPS8 wird auch in die Rezipientenstämme B. subtilis PG594 (Steinmetz et al., 1976) und QB99 (Dedonder et al., 1977) transformiert und verhält sich in diesen vergleichbar instabil.
Ausführungsbeispiel 5 Konstruktion eines zweifach positiv selektiven Klonierungsvektors pPS9 und pPS10 unter Nutzung von nicht palindromen Ausgangsplasmiden
Alternativ zur Konstruktionsweise von pPS8 werden zur Erzeugung der zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren pPS9 und pPS10 nicht palindrome Plasmide als Ausgangsplasmide verwendet. Ein mit pPS8 strukturell vergleichbarer Klonierungsvektor pPS9 wird auf der Grundlage eines nicht palindromen Plasmids pSB587 (Abb. 6) konstruiert, das durch Insertion eines Polylinkers als multiple Klonierungsstelle in das Plasmid pSB472 (s. Ausführungsbeispiel 2) erhalten wird und alle essentiellen (reps, mlsS) und für die Plasmidstabilität (resS, parS) notwendigen Plasmid-Gene enthält. pSBS87 wird in den Bam HI- und Pst I-Schnittstellen seiner multiplen Klonierungsstelle zweifach gespalten, so daß linearisierte, vollständige Plasmidreplikons mit unterschiedlichen, endständigen Restriktaseschnittstellen (Bam HI, Pst I) erhalten werden. Diese werden mit den Reporter-Genen cmlR und amyA ligiert, die als Bam HI- bzw. Pst I-Fragmente mit flankierenden, symmetrischen Polylinkern aus pPS8 oder anderen positiv selektiven Klonierungsvektoren isoliert werden. GSB26(pPS9)-Transformanten werden auf CmrEmrAmy⁺ selektiert und pPS9 nach Maßgabe der Restriktionskarte in Abb. 5 identifiziert.
pPS10 wird unter Nutzung eines nicht palindromen Ausgangsplasmids pSB576 erzeugt, das von pSB472 durch Austausch des mlsS-Gens gegen das cmlR-Gen als Selektionsmarker und Insertion eines Polylinkers abgeleitet wird. Restriktasespaltungen und Ligation erfolgen wie zur Konstruktion von pPS9, außer der Nutzung des nprA-Gens statt des cmlR-Gens als Reporter-Gen, wozu das nprA-Gen als Bam HI-Fragment mit symmetrischem Polylinker aus pPS6 isoliert wird. GSB26(pPS10)-Transformanten werden auf CmrAmy⁺Npr⁺ selektiert und nach dem zu erwartenden Restriktionsmuster identifiziert. pPS9 und pPS10 erweisen sich ebenso positiv selektiv wie andere positiv selektive Klonierungsvektoren, sind jedoch auch ebenso instabil, korreliert mit reduzierter Kopienzahl und Koloniegröße, wie pPS8 im Rezipientenstamm GSB26 und dadurch in ihrer Nutzbarkeit als Klonierungsvektoren beeinträchtigt.
Ausführungsbeispiel 6 stabilisierende Rezipientenstämme
Zur Überwindung der deutlich erhöhten Plasmidinstabilität bei zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren wird eine empirische Verfahrensweise genutzt, die von der beobachteten Korrelation (s. Ausführungsbeispiele 4 und 5) der Plasmid­ instabilität zu einer deutlich reduzierten Koloniegröße bei Plasmidtransformanten von GSB26 mit zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren ausgeht. Unter der Annahme, daß umgekehrt eine Plasmidstabilisierung auch mit einer Normalisierung der Koloniegröße korreliert sein könnte, werden von GSB26(pPS8) größere EmrAmy⁺-Kolonien isoliert und auf Plasmidstabilität getestet. Solche Isolierungen erfolgen unter unterschiedlichen Bedingungen (von selektiven, Em- haltigen oder nicht selektiven Agar-Platten; ohne Passagen oder nach Passagen mit oder ohne Em-Selektionsdruck). Als erfolgreich erweist sich die Isolierung von selektiven Platten, und nach 8 Passagen unter Em-Selektionsdruck können bis zu 20% stabilisierte Derivate isoliert werden. Zwei unabhängig voneinander isolierte stabilisierte Derivate werden eingehender charakterisiert, und als eine besonders bemerkenswerte Eigenschaft wird bei beiden eine extrem hohe Plasmidstabilität ermittelt, die die der einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren im Rezipientenstamm GSB26 deutlich übertrifft. Unter nicht selektiven Bedingungen lassen sich erst nach mehr als 150 Generationen einzelne plasmidfreie Segreganten mit einer Häufigkeit von 0,05% nachweisen. Je eine Segregante der stabilisierten Derivate wird zur Lokalisierung der spontanen genetischen Änderung als Ursache der Stabilisierung genutzt, die sowohl im Plasmid als auch im bakteriellen Chromosom des Rezipientenstammes erfolgt sein kann. Kreuzweise werden dazu pPS8 in die Segreganten und Plasmide aus den stabilisierten Derivaten im GSB26 transformiert und die erhaltenen Plasmidtransformanten auf Plasmidstabilität getestet. Dabei wird festgestellt, daß allein von den Segreganten, nicht aber von den Plasmiden, die stabilisierende Wirkung ausgeht und diese Stabilisierung deshalb auf eine chromosomale Mutation des Rezipientenstammes zurückgeht. Entsprechend werden die stabilisierten Derivate mit "GSB28S(pPS8)" und "GSB287(pPS8)" und die Segreganten mit "GSB285" bzw. "GSB287" bezeichnet. Soweit getestet, hat GSB285 auch einen vergleichbar hohen Stabilisierungseffekt auf den einfach positiv selektiven Klonierungsvektor pPS4, nicht jedoch auf positiv selektive Klonierungsvektoren und nicht palindrome Plasmide, die kein parS-Gen enthalten.
Ausführungsbeispiel 7 Genomische Gen-Bank in GSB285(pPS4)
Zur Isolierung einer genomischen Gen-Bank für mittelgroße DNA-Fragmente in dem stabilen Wirts-Vektor-System, GSB285(pPS4) (s. Ausführungsbeispiel 6) werden Plasmid-DNA von pPS4 und chromosomale DNA von B. amyloliquefaciens ATCC23844 mittels hochkonzentrierter Eco RI (40 U/µl) möglichst vollständig gespalten und das isolierte Vektorfragment (ohne amyA-Reporter-Gen) von pPS4 mit gespaltener chromosomaler Gesamt-DNA ligiert. In einem 40 µl-Gemisch kommen 1,1 µg Vektorfragmente und 0,8 µg chromosomale Fragmente zur Ligation, das Ligationsgemisch wird in Protoplasten (0,5 ml Protoplasten von 10 ml-Kultur, E470 = 2,5) von GSB285 transformiert, Transformanten werden auf Emr selektiert (24 DM3-Regenerationsplatten). Plasmidtransformanten werden mit hoher Häufigkeit (400 bis 500 Transformanten pro Platte) isoliert und von diesen 100 charakterisiert. Bei allen Plasmidtransformanten, bezeichnet mit GSB285(pSB615)1 bis 100, werden ausschließlich rekombinante Plasmide und keine Deletionsderivate des Klonierungsvektors pPS4 nachgewiesen. Nach Eco RI-Spaltung der rekombinanten Plasmide wird für die klonierten Fragmente das folgende Verteilungsmuster ihrer Größen ermittelt: < 2 kb, 23%, 2 bis 6 kb, 58%, < 6 kb, 18%. Als größte der klonierten DNA-Fragmente enthalten zwei Plasmidtransformanten, GSB285(psB615)62 und GSB285(psB615)73, je ein gleiches 20 kb-Fragment, dessen Einfluß auf die Plasmidstabilität getestet wird. Dazu wird das amyA-Gen in das 20 kb-Fragment inseriert, so daß Plasmidinstabilität wieder wenig aufwendig an Hand der Abwesenheit von Amylaseverdauungshöfen nachgewiesen werden kann. So erhaltene Derivate GSB285(pSB616)2, 12 und 18 (je zwei Parallelkulturen) lassen bei Passagen ohne Selektionsdruck nach 120 Generationen noch keine Plasmid-instabilität (gesamt 4,8 × 104 getestete Kolonien, Plasmidinstabilität ≦ 0,002%) erkennen. Die Kopienzahl ist in GSB285(pSB615) und GSB285(psB616) auf 1/3 reduziert.
Anhang 1: Abkürzungen und Symbole
Ein endständiges "s" wird im Text zur Kennzeichnung des Plurals verwendet (z. B. bps, PSMCS's, IR's).
amyA Gen für extrazelluläre alpha-Amylase (von Bacillus amyl ol iquefaciens ATCC23844)
Amy⁺ Bildung von extrazellulärer alpha-Amylase
bp Basenpaar
Cm Chloramphenicol
Cmr Resistenz gegen Chloramphenicol
cmlR Gen für Resistenz gegen Chloramphenicol (von einem Plasmid pGB354)
Em Erythromycin (ein Macrolid-Antibiotikum)
Emr Resistenz gegen Erythromycin
IR invertiert repetitive DNA-Sequenz
Kb Kilobase
MCS multiple Klonierungsstelle
MLS Macrolid-Lincosamid- und Streptogramin-B-Typ- Antibiotika
MLSr Resistenz gegen MLS-Antibiotika
mlsS Gen für Resistenz gegen MLS-Antibiotika
nprA Gen für extrazelluläre neutrale Protease (von B. amyloliquefaciens ATCC23844)
Npr⁺ Bildung von extrazellulärer neutraler Protease
parS Partition-Gen (von einem Plasmid pDB101)
PSMCS positiv selektive, multiple Klonierungsstelle
resS Resolvase-Gen (von einem Plasmid pDB101)
US unikale DNA-Sequenz
Anhang 2: Literatur
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Claims (37)

1. Einfach und zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren auf der Grundlage der replikationshemmenden Wirkung eines langen DNA-Palindroms in Plasmiden sowie der Replikationsfähigkeit von palindromhaltigen Plasmiden bei Unterbrechung des DNA-Palindroms durch unikale DNA-Sequenzen und Nutzung dieser konditionalen Replikationsfähigkeit in Plasmidvektoren zur positiven Selektion und Steigerung der Effektivität von gentechnischen Klonierungen in Rezipientenstämmen von Bakterien, dadurch gekennzeichnet, daß
  • - zwei gleiche Plasmidreplikons als invertiert repetitive DNA-Sequenzen des DNA-Palindroms genutzt werden und dieses an seinen beiden Enden durch je eine unikale DNA-Sequenz unterbrochen wird
  • - die beiden invertiert repetitiven DNA-Sequenzen an einem Ende oder beiden Enden mit symmetrischen Polylinkern abschließen und diese als positiv selektive, multiple Klonierungsstellen in entsprechend einfach bzw. zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren Anwendung finden
  • - bei einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren der Selektionsmarker zur Selektion auf Plasmidtransformation in einer von beiden unikalen DNA-Sequenzen enthalten ist, so daß nur das andere Ende des DNA-Palindroms zur positiven Selektion nutzbar ist
  • - bei zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren der gleiche Selektionsmarker in beiden invertiert repetitiven DNA-Sequenzen des DNA-Palindroms enthalten ist und dadurch beide Enden des DNA-Palindroms zur positiven Selektion nutzbar sind
  • - in zweifach positiv selektiven Plasmidvektoren die beiden positiv selektiven, multiplen Klonierungsstellen zueinander unterschiedlich sind und aufeinanderfolgend für die positive Selektion von gentechnischen Klonierungen genutzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein stabiles oder zumindest strukturell stabiles Plasmid als Ausgangsplasmid für die Konstruktion von positiv selektiven Klonierungsvektoren verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß vorzugsweise ein Plasmid pDB101 oder ein vergleichbares Plasmid als Ausgangsplasmid verwendet wird, das natürlicherweise ein langes DNA-Palindrom enthält und auf Grund seiner Theta-Typ-Replikation sowie Resolvase- und Partition-Gen-Funktionen eine hohe strukturelle und segregative Plasmidstabilität ermöglicht.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß stabile, einfach positiv selektive Klonierungsvektoren von pDB101 abgeleitet werden, indem seine unikale DNA-Sequenz 1 mit Teilen des DNA-Palindroms deletiert, sein Replikations-Gen repS in Verlängerung der invertiert repetitiven DNA-Sequenzen des DNA-Palindroms dupliziert und zwischen den Enden der invertiert repetitiven DNA-Sequenzen, stromaufwärts zur Transkriptionsrichtung der beiden, durch Duplikation erhaltenen Replikations-Gene repS und repS', ein Reporter-Gen als unikale Sequenz 1 innerhalb eines symmetrischen Polylinkers inseriert wird, so daß der symmetrische Polylinker am Ende des DNA-Palindroms als positiv selektive, multiple Klonierungsstelle wirksam ist und diese entsprechend ihrer flankierenden Position zur unikalen Sequenz 1 als "positiv selektive, multiple Klonierungsstelle 1" bezeichnet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Konstruktion von einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren ein mlsS-Selektionsmarker für Resistenz gegen MLS-Antibiotika, der in der unikalen DNA-Sequenz 2 von pDB101 und nicht als Insert innerhalb einer positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle enthalten ist, zur Selektion auf Plasmidtransformation genutzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein hoch exprimiertes amyA-Gen für extrazelluläre alpha-Amylase von Bacillus amyloliquefaciens als Reporter-Gen der unikalen Sequenz 1 genutzt und so ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS1 erhalten wird.
7. Verfahren nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein cmlR-Gen für Antibiotikaresistenz gegen Chloramphenicol aus einem Plasmid pGB354 als Reporter-Gen der unikalen Sequenz 1 genutzt und so ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS2 erhalten wird.
8. Verfahren nach Anspruch 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Größe von positiv selektiven Klonierungsvektoren reduziert wird, indem ihr DNA-Palindrom innerhalb einer nichtessentiellen Region verkürzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1 und 8, dadurch gekennzeichnet, daß ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS3 mit verkürztem DNA-Palindrom von pPS1 abgeleitet wird, indem durch Hpa I-Spaltung ein palindromfreies Plasmid pSB468 isoliert und von diesem durch partielle Cla I-Spaltung ein Deletionsderivat pSB472 abgeleitet wird, dessen verkürztes Spe I-Bcl I-Fragment als invertiert repetitive DNA-Sequenz zur Rekonstruktion des verkürzten DNA-Polindroms von pPS3 dient.
10. Verfahren nach Anspruch 6, 7 und 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kopienzahl bei positiv selektiven Klonierungsvektoren erhöht wird, indem eines ihrer beiden Replikations-Gene, repS oder repS', inaktiviert wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 und 10, dadurch gekennzeichnet, daß ein einfach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS4 mit 10-fach erhöhter Kopienzahl als spontanes Derivat von pPS3 isoliert wird, in dem das repS-Gen zu einem inaktiven Gen repS497 mutiert ist, so daß in pPS4 nur noch das repS'-Gen aktiv ist.
12. Verfahren nach Anspruch 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Inaktivität des Gens repS497 in pPS4 auf eine S2bps-Deletion in der Region seines Promoters pII zurückgeht.
13. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß Varianten von einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren mit verkürztem DNA-Palindrom und erhöhter Kopienzahl von pPS4 abgeleitet werden, indem sein amyA-Reporter-Gen der unikalen Sequenz 1 durch ein anderes Reporter-Gen ersetzt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß das cmlR-Gen oder ein hoch exprimiertes nprA-Gen für extrazelluläre neutrale Protease von Bacillus amyloliquefaciens als Reporter-Gen der unikalen Sequenz 1 verwendet und dadurch ein Klonierungsvektor pPS5 bzw. pPS6 von pPS4 abgeleitet wird.
15. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß das cmlR-Gen als Reporter-Gen und ein Eco RI-Not I-Sac I-Linker genutzt werden und dadurch ein Klonierungsvektor pPS7 von pPS4 abgeleitet wird, der in seiner positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle 1 Not I-Schnittstellen zur Klonierung von großen DNA-Fragmenten enthält.
16. Verfahren nach Anspruch 1 und 3 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren konstruiert werden, indem sie von einfach positiv selektiven Klonierungsvektoren abgeleitet oder in alternativer Weise aus nichtpalindromen Plasmiden rekonstruiert werden.
17. Verfahren nach Anspruch 14 und 16, dadurch gekennzeichnet, daß ein zweifach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS8 von dem einfach positiv selektiven Klonierungsvektor pPS5 abgeleitet wird, indem seine unikale Sequenz 2 mit Teilen des DNA-Palindroms deletiert, sein Selektionsmarker mlsS in Verlängerung der invertiert repetitiven DNA-Sequenz des DNA-Palindroms dupliziert und zwischen den Enden der invertiert repetitiven DNA-Sequenz, stromaufwärts zur Transkriptionsrichtung der beiden, durch Duplikation erhaltenen Selektionsmarker mlsS und mlsS', ein amyA-Reporter-Gen als unikale Sequenz 2 innerhalb einer positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle 2 inseriert wird, die sich in der Spezifität ihrer Restriktase- Schnittstellen von der positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle 1 unterscheidet.
18. Verfahren nach Anspruch 16 und 17, dadurch gekennzeichnet, daß in alternativer Weise ein zweifach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS9, der ebenfalls je einen mlsS-Selektionsmarker pro invertiert repetitiver DNA-Sequenz des DNA-Palindroms enthält, durch Rekonstruktion aus einem nicht palindromen Plasmid pSB587 erhalten wird, indem das Plasmid in zwei unterschiedlichen Restriktaseschnittstellen, z. B. Bam HI und Pst I, seines als multiple Klonierungsstelle genutzten Polylinkers linearisiert wird und zwei linearisierte Plasmidreplikons als invertiert repetitive DNA-Sequenzen mit den Reporter-Genen cmlR und amyA innerhalb einer positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle 1 bzw. 2 als unikale Sequenz 1 bzw. 2 ligiert werden.
19. Verfahren nach Anspruch 16 und 18, dadurch gekennzeichnet, daß ein zweifach positiv selektiver Klonierungsvektor pPS10, der je ein cmlR-Gen als Selektionsmarker pro invertiert repetitive DNA-Sequenz des Palindroms enthält, in analoger Weise aus dem nichtpalindromen Plasmid pSB576 rekonstruiert wird und dabei das nprA- und amyA-Gen als Reporter-Gene der unikalen Sequenz 1 bzw. 2 genutzt werden.
20. Verfahren nach Anspruch 18 und 19, dadurch gekennzeichnet, daß die nichtpalindromen Plasmide pSB576 und pSB587 von pSB472 abgeleitet werden.
21. Verfahren nach Anspruch 1, 5 und 19, dadurch gekennzeichnet, daß in positiv selektiven Klonierungsvektoren anstelle der Selektionsmarker mlsS und cmlR andere Selektionsmarker Anwendung finden und wegen ihrer Unbedenklichkeit auch nutritive Selektionsmarker genutzt werden.
22. Verfahren nach Anspruch 1, 6, 7, 9, 11, 14, 15, 17, 18 und 19, dadurch gekennzeichnet, daß gentechnische Klonierungen mittels der positiv selektiven Klonierungsvektoren ausgeführt werden, indem ein als unikale DNA-Sequenz genutztes Reporter-Gen mittels einer Restriktase innerhalb einer positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle exzidiert und durch klonierte DNA-Fragmente ersetzt wird, wobei die Exzision der unikalen DNA-Sequenz durch den Verlust des Reporter-Gens angezeigt wird.
23. Verfahren nach Anspruch 1 und 22, dadurch gekennzeichnet, daß gentechnische Klonierungen in positiv selektive Klonierungsvektoren allein auf Grund der Replikationsfähigkeit der rekombinanten Plasmide selektiert werden und bis zu 98% Plasmidtransformanten mit rekombinanten Plasmiden isoliert werden.
24. Verfahren nach Anspruch 1, 17, 18 und 19, dadurch gekennzeichnet, daß bei Nutzung von zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren gentechnische Klonierungen in beide positiv selektive, multiple Klonierungsstellen vorteilhafterweise aufeinanderfolgend und unabhängig voneinander ausgeführt werden.
25. Verfahren nach Anspruch 1 bis 24, dadurch gekennzeichnet, daß rekombinationsfähige Stämme von grampositiven Bakterien, vorzugsweise ein Stamm B. subtilis GSB26 aus der Stammlinie Bacillus subtilis 168, als Rezipientenstämme für Plasmidtransformationen eingesetzt und Plasmidtransformanten mittels des Selektionsmarkers der Klonierungsvektoren selektiert werden.
26. Verfahren nach Anspruch 1 und 25, dadurch gekennzeichnet, daß einfach und zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren in dem Rezipientenstamm B. subtilis GSB26 eine geringe bzw. erhöhte Plasmidinstabilität aufweisen und deshalb stabilisierende Rezipientenstämme isoliert und eingesetzt werden.
27. Verfahren nach Anspruch 1 und 26, dadurch gekennzeichnet, daß von B. subtilis GSB26 spontane, stabilisierende Derivate B. subtilis GSB285 und GSB287 isoliert und eingesetzt werden, die bei einfach und zweifach positiv selektiven Klonierungsvektoren eine sehr hohe Plasmidstabilität bewirken.
28. Verfahren nach Anspruch 1 bis 27, dadurch gekennzeichnet, daß positiv selektive Klonierungsvektoren vorzugsweise für die Isolierung von Gen-Banken genutzt werden.
29. Verfahren nach Anspruch 11, 27 und 28, dadurch gekennzeichnet, daß unter Nutzung von pPS4, der Restriktase EcoR I und des Rezipientenstammes Bacillus subtilis GSB285 eine genomische Gen-Bank von Bacillus amyloliquefaciens isoliert wird, die überwiegend mittelgroße DNA-Fragmente enthält.
30. Verfahren nach Anspruch 1 und 27 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß in einem rekombinanten Derivat GSB285 (pSB615) ein 20 kb-Fragment als größtes Fragment der EcoR I-Gen-Bank ermittelt wird, das jedoch trotz seiner überdurchschnittlichen Größe auch nach Langzeitkultivierung (< 150 Generationen) keine Plasmidinstabilität verursacht.
31. Verfahren nach Anspruch 11 und 27 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß unter Nutzung von pPS4 und bei partieller Spaltung mittels einer Restriktase für kleine oder mittelgroße DNA-Fragmente, wie EcoR I, oder vorzugsweise unter Nutzung von pPS7 und einer Restriktase für große DNA-Fragmente, wie Not I, sowie eines stabilisierenden Rezipientenstammes eine Gen-Bank isoliert wird, die vorwiegend große DNA-Fragmente enthält.
32. Verfahren nach Anspruch 1, 6, 7, 9, 11, 14 und 21, dadurch gekennzeichnet, daß einfach positiv selektive Klonierungsvektoren, vorzugsweise solche mit erhöhter Kopienzahl, auch zu einer Erhöhung und Modifikation der Produktbildung genutzt werden.
33. Verfahren nach Anspruch 11, 25 und 32, dadurch gekennzeichnet, daß pPS4 in dem Rezipientenstamm Bacillus subtilis GSB26 zur erhöhten Produktbildung von extrazellulärer α-Amylase genutzt wird und auf Grund der erhöhten Kopienzahl von pPS4 in einem industriell genutzten Medium HKM auf hohem Expressionsniveau eine dreifach erhöhte Amylasebildung erzielt wird, die bei vergleichbarer Kopienzahl auch die durch nicht palindrome Plasmide kodierte Amylasebildung mehrfach übertrifft.
34. Verfahren nach Anspruch 1, 17, 18, 19, 27 und 32, dadurch gekennzeichnet, daß zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren in dem Rezipientenstamm GSB285 zur Klonierung eines gleichen Produkt-Gens innerhalb beider positiv selektiver, multipler Klonierungsstellen genutzt werden, so daß seine Gen-Dosis verdoppelt und dadurch eine zusätzliche Erhöhung der Produktbildung ermöglicht wird.
35. Verfahren nach Anspruch 34, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb der positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle 1 von pPS8 das cmlR-Reporter-Gen gegen das amyA-Gen ausgetauscht und so ein Plasmid pPS11 mit je einem hoch exprimierten amyA-Gen innerhalb beider positiv selektiven, multiplen Klonierungsstellen erhalten und dadurch die Gen-Dosis des amyA-Gens verdoppelt wird.
36. Verfahren nach Anspruch 1, 17, 18, 19, 27 und 32, dadurch gekennzeichnet, daß zweifach positiv selektive Klonierungsvektoren in dem Rezipientenstamm GSB285 zur Klonierung von je einem unterschiedlichen Gen innerhalb beider positiv selektiven, multiplen Klonierungsstellen genutzt werden, so daß sich beide Gene in ihrer Produktbildung oder anderen Funktionen vorteilhaft ergänzen oder beeinflussen.
37. Verfahren nach Anspruch 36, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb der positiv selektiven, multiplen Klonierungsstelle 1 von pPS8 das cmlR-Reporter-Gen gegen das nprA-Gen ausgetauscht und so ein Plasmid pPS12 erhalten wird, das in beiden Klonierungsstellen je ein unterschiedliches, hoch exprimiertes Produkt-Gen enthält.
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