DE19650844C2 - Verfahren zur Ermittlung von Fahrtroutendaten - Google Patents
Verfahren zur Ermittlung von FahrtroutendatenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung von Fahrtroutendaten nach dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Verfahren zur Ermittlung von Fahrtroutendaten, insbesondere im Rahmen der
Zielführung eines Fahrzeugs, sind grundsätzlich bekannt und beispielsweise in der WO 89/02142
ausführlich beschrieben. Im einzelnen werden dabei in einer zentralen
Leitstelle Verkehrswege segmentweise in einer digitalen Karte, insbesondere einer
digitalen Straßenkarte verwaltet, wobei jedes Segment einen Verkehrsweg zwischen
zwei Knoten, die Kreuzungen, Einmündungen oder dergleichen sein können, darstellt
und durch statische oder dynamische Parameter beschrieben wird. Die statischen
Parameter umfassen dabei im wesentlichen bauliche Merkmale des Verkehrsweges,
wie Straßentyp, Straßenzustand, Anzahl der Spuren, zulässige Geschwindigkeit und
Attribute wie kurvenreich, starke Steigungen oder Gefälle. Darüber hinaus ist es
bekannt, jedem Segment ortsfeste Sensoren zuzuordnen, mit denen dynamische
Parameter, wie die Anzahl der ein Segment pro Zeiteinheit passierenden Fahrzeuge
sowie deren Geschwindigkeit, erfaßt werden.
Ferner ist aus der DE 35 12 127 A1 ein Navigationssystem für Landfahrzeuge
bekannt, bei dem ein Routensuchsystem die optimale Route zwischen einem Start-
und einem Zielpunkt ermittelt.
Des weiteren ist aus der DE 195 34 589 A1 offenbart ein Verfahren und System zur
Fahrtroutenplanung aufgrund von in der Vergangenheit parameterabhängig
klassifizierten Verkehrszustandsmustern und aktuellen Verkehrszuständen eines
Verkehrsnetzes.
Außerdem offenbart die DE 195 25 291 C1 (ältere Anmeldung), durch mit entsprechenden Mitteln
ausgestattete Probefahrzeuge dynamische Verkehrsdaten aufzunehmen und an eine
zentrale Leitstelle zu übertragen.
Darüber hinaus sind die dynamischen Parameter um Wetterinformationen und
temporäre Einschränkungen, wie Baustellen, ergänzbar.
Aus den in der Leitstelle gesammelten statischen und dynamischen Daten lassen sich
in bekannter Weise über Fundamentaldiagramme Prognosen über die kommende
Verkehrssituation in jedem Segment herleiten, die die Grundlage für die Zielführung
von Fahrzeugen bilden.
Derartig gewonnenen Prognosen haftet jedoch der Mangel an, daß zwar durch eine
ermittelte Zielführung entlang einer Mehrzahl von Segmenten anhand der in der
Leitstelle verfügbaren tatsächlichen und prognostizierten Verkehrsdaten eine benötigte
Reisezeit ermittelbar ist, jedoch bleibt das zielgeführte Fahrzeug an die vorgegebene
Streckenführung auch bei unvorhersehbaren, behindernden Ereignissen gebunden.
Darüber hinaus bleibt jede Prognose auf der Basis von Fundamentaldaten ungenau,
da prinzipbedingte aktuelle dynamische Parameter unberücksichtigt bleiben. Dieser
Effekt wird dadurch verstärkt, daß analytisch geschlossene mathematische
Zusammenhänge zwischen den Fundamentaldaten sehr komplex und damit sehr
aufwendig in der rechentechnischen Verarbeitung sind.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der gattungsgemäßen
Art anzugeben, das zeitaktuelle dynamische Parameter berücksichtigen kann und
trotzdem mit einfachen rechentechnischen Mitteln beherrschbar ist. Es soll nicht nur
zur Planung von Fahrtrouten und zur Zielführung von Fahrzeugen entlang geplanter
Fahrtrouten geeignet sein, sondern auch für Prognosetätigkeiten etwa zur
Verkehrswegeplanung oder zur Bewertung geplanter Fahrtrouten (Ermittlung der
voraussichtlichen Fahrtzeit) eingesetzt werden können.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit den Mitteln des Patentanspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Patentansprüche 2 bis 15
beschrieben.
Dabei werden zeitaktuelle dynamische Daten (insbesondere die in einem
Streckenabschnitt aktuell mögliche oder durchschnittliche Geschwindigkeit)
vorzugsweise durch Messungen gewonnen, die mittels in Fahrzeugen angeordneten
Meßeinrichtungen aufgenommen werden, wobei die Fahrzeuge im Verkehr
mitschwimmen (Floating Cars). Es können zusätzlich auch Daten von straßenseitig
installierten Meßeinrichtungen verwendet werden.
Vorteilhafterweise wird dadurch eine hohe Aktualität der Verkehrsdaten erreicht, und
die darauf aufbauende Zielführung von Fahrzeugen ist schneller den tatsächlichen
Verkehrsdaten anpaßbar. Das heißt, die Reaktionszeit vom Eintreten eines
verkehrsbeschränkenden Ereignisses über dessen Erkennung bis hin zur Verteilung
von Zielführungsinformationen an Fahrzeuge, die sich auf die
Verkehrsbeschränkungen zubewegen, wird minimal.
Darüber hinaus entfällt die Abarbeitung hochkomplexer mathematischer
Simulationsrechnungen mit vorgebbaren Modellen auf der Basis der sogenannten
Fundamentaldaten, die im wesentlichen auf Annahmen bezüglich baulicher, also
statischer Parameter beruhen, die die Reaktionszeit nachhaltig verlängern. Vielmehr
ist durch die bevorzugte Messung am fahrenden Objekt nicht nur der konkrete Ort des
verkehrsbeschränkenden Ereignisses bekannt, sondern durch Mehrfachmessungen
mit verschiedenen mit Meßeinrichtungen ausgestatteten Fahrzeugen ist innerhalb
desselben Verkehrsweges auch eine naheliegende Ursache der
Verkehrsbeschränkung ableitbar. Aus beiden Tatbeständen ist beispielsweise eine
sofortige Reaktion auf das verkehrsbeschränkende Ereignis durch eine die
Verkehrsbeschränkung berücksichtigende Zielführung von Fahrzeugen möglich. Es
lassen sich realistische Bewertungen geplanter Fahrtrouten durchführen, also
insbesondere relativ zuverlässige Aussagen über die zu erwartende Fahrtzeit machen,
wobei anhand aktueller Verkehrsdaten extrapolierte Daten und/oder aus einer
Erfahrungsdatenbank entnommene Daten als Eingangsdaten eingesetzt werden
können. Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich sehr gut im Sinne eines
Simulationsmodells einsetzen, um beispielsweise Verkehrsprognosen zur
Verkehrswegeplanung zu erstellen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Die Erfindung geht dabei aus von einer in einer zentralen Leitstelle vorgehaltenen
digitalen Karte, in der für die erfaßten Verkehrswege statische und dynamische
Parameter hinterlegt werden. Dabei umfassen die statischen Parameter zumindest
bauliche Merkmale der einzelnen Verkehrswege, wie Anzahl der Fahrspuren,
Steigungen/Gefälle und Straßentyp. Kennzeichnend für die Erfindung ist es, daß die
Fahrtroutendaten auf der Basis der relevanten dynamischen Parameter ermittelt
werden, wobei die dynamischen Parameter einmalig zur Vorgabe von Startwerten aus
den baulichen Merkmalen abgeleitet werden und fortan bei sicherer Verfügbarkeit
dynamischer Daten unabhängig von statischen Parametern kontinuierlich an die realen
Verhältnisse der jeweiligen Streckenabschnitte der Verkehrswege angepaßt werden.
Die dynamischen Parameter umfassen zumindest einen Leitwert und eine Lastfunktion
des zugehörigen Verkehrsweges (d. h. des jeweils betrachteten spezifischen
Straßenabschnitts). Der Leitwert repräsentiert ein Maß für die mögliche
Geschwindigkeit in dem gewählten Verkehrsweg und wird vorzugsweise aus der
mittleren Geschwindigkeit der Fahrzeuge im jeweiligen Streckenabschnitt gebildet.
Alternative Darstellungsformen, wie mittlere gefahrene Zeit, Zeit pro km o. ä. liegen
selbstverständlich im Rahmen der Offenbarung.
Die Last, beispielsweise die Zahl der Fahrzeuge, auf dem betrachteten
Streckenabschnitt eines Verkehrswegs wird die mögliche Geschwindigkeit
beeinflussen. Die Abhängigkeit des Leitwertes von der Last wird durch eine
Lastfunktion dargestellt. In der Regel wird der Leitwert mit steigender Last abfallen.
Sowohl der Leitwert als auch die Last haben Obergrenzen, die durch die maximal
mögliche bzw. erlaubte Geschwindigkeit und durch die Kapazitätsobergrenze, die
beispielsweise durch die Zahl der Fahrspuren begrenzt ist, bestimmt sind. Die
Lastfunktion ist das wesentliche Klassifizierungsmerkmal eines Verkehrsweges
beispielsweise im Rahmen der erfindungsgemäßen Zielführung von Fahrzeugen, da
sie für einen bestimmten Verkehrsweg aus der aktuellen Last das
entscheidungsrelevante Merkmal Leitwert ermittelt. Die Lastdaten können dabei
sowohl aus aktuellen Informationen als auch aus extrapolierten oder simulierten Daten
oder aus einer Erfahrungsdatenbank stammen, so daß insbesondere Prognosen über
zukünftige Verkehrsentwicklungen möglich sind. Es lassen sich auch zukünftige
Leitwerte ermitteln, um z. B. Reisezeiten für eine bestimmte geplante Fahrtroute zu
prognostizieren. Im Gegensatz zu konventionellen Fahrtroutenermittlungsverfahren, in
denen rein deskriptive Parameter zur Charakterisierung von Streckenabschnitten
eingesetzt werden, die innerhalb eines zeitlichen Aktualisierungsintervalls unverändert
bleiben, erreicht man durch die Verwendung einer Lastfunktion eine stets dynamisch
bleibende Beschreibung der verkehrlichen Eigenschaften.
In der praktischen Ausführung wird die Lastfunktion zweckmäßig als
Näherungsfunktion beschrieben. Hierzu werden den Streckenabschnitten in der
digitalen Karte in einem Rechner in der zentralen Leitstelle die Parameter der
Näherungsfunktion zugeordnet. Zur Parametrisierung der Lastfunktion können alle
einschlägigen Interpolationsverfahren wie Geraden- oder Polynomdarstellung, Spline-
Verfahren u. a. verwendet werden.
Der wesentliche Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß die
Lastfunktion nicht durch formale bauliche Merkmale wie z. B. das Merkmal "Autobahn"
bestimmt ist. Die Lastfunktion zwar wird in einem ersten Ansatz einmal durch
Standardvorgaben beispielsweise für Autobahnen, Landstraßen usw. definiert.
Abhängig von der Verfügbarkeit von qualifizierten Informationen wird die Lastfunktion
jedoch individuell verfeinert. Es erfolgt also eine Anpassung der dynamischen
Parameter an die relevanten Verhältnisse des jeweiligen Streckenabschnitts. Neben
weiteren formalen Informationen wie beispielsweise
Geschwindigkeitsbeschränkungen, Gefällestrecken o. ä. ist vor allem vorgesehen, die
tatsächliche Lastfunktion vorzugsweise selbsttätig zu lernen. Jeder Verkehrsweg erhält
also nach entsprechender Lernphase eine individuelle Lastfunktion "nach bester
Erfahrung".
Dieses Erlernen der Lastfunktion erfolgt beispielsweise durch die mit
Meßeinrichtungen ausgestatteten Fahrzeuge, die sich entlang des jeweiligen
Verkehrsweges bewegen, Daten aufnehmen und an die zentrale Leitstelle zur
Verarbeitung senden, sowie gegebenenfalls durch zusätzliche ortsfeste
Meßeinrichtungen.
Der hohe Nutzen der Erfindung soll am Beispiel eines dreispurigen
Autobahnabschnitts erläutert werden. Die Lastfunktion sei durch einen Satz Parameter
eines einschlägigen Interpolationsverfahrens beschrieben. Aufgrund der baulichen
Merkmale (dreispurig, keine Geschwindigkeitsbeschränkung) wird ein Standard-
Parametersatz vorgegeben, der bereits eine gewisse Vordifferenzierung enthalten
kann. Anhand von Meßdaten sowohl zur Anzahl der Fahrzeuge wie auch zur
Geschwindigkeit wird ggf. nach hinreichender statischer Überprüfung eine
Feinabstimmung dieser Parameter durchgeführt. Bei jeder Verkehrslage erlaubt die
Lastfunktion anhand einiger weniger Meßdaten Rückschlüsse auf die Verkehrslage in
diesem Streckenabschnitt.
Wird dieser Streckenabschnitt durch eine Baustelle auf eine zweispurige Fahrbahn mit
Geschwindigkeitsbeschränkung reduziert, so stehen die Meßwerte sehr schnell in
Widerspruch zu der unterstellten Lastfunktion. Ist die Baustelle in der Zentrale
bekannt, so können die Parameter der Lastfunktion entsprechend manuell umgesetzt
werden. Die permanente Plausibilitätskontrolle mit den Meßwerten führt allerdings im
Sinne eines selbstlernenden Systems bei hinreichend starken Abweichungen auch
ohne manuelle Eingabe schnell zu einer Korrektur der Lastfunktion, so daß die
aktuellen Eigenschaften des Straßenabschnitts korrekt wiedergegeben werden, ohne
daß zusätzliche Attribute wie "Baustelle" o. ä. manuell gepflegt werden müßten, weil die
Verträglichkeitsprüfung der aktuellen Verkehrsdaten mit den aktuellen dynamischen
Parametern bei hinreichend starken Abweichungen zu entsprechenden Anpassungen
führen würde.
Zur Zielführung von Fahrzeugen ist weiterhin vorgesehen, daß die Entscheidung oder
Empfehlung, über welche Verkehrswege jedes Fahrzeug zum Ziel geführt wird,
ausschließlich auf der Basis der aktuellen dynamischen Parameter getroffen wird.
Wenn beispielsweise auf einem Verkehrsweg, der ein Autobahnabschnitt ist, entgegen
allen Erwartungen alle mit Meßeinrichtungen ausgestatteten Fahrzeuge in einem
Abschnitt ohne Parkmöglichkeit in ihrer Geschwindigkeit deutlich reduziert werden, ist
es wahrscheinlich, daß sich ein Stau gebildet hat oder in Bildung begriffen ist. Dies
kann mit hoher Sicherheit vermutet werden, wenn darüber hinaus auch fest installierte
Meßeinrichtungen im jeweiligen Streckenabschnitt eine sehr niedrige oder sogar Null
betragende Durchschnittsgeschwindigkeit bestätigen. Nachfolgende zielgeführte
Fahrzeuge, die noch nicht in diesen Verkehrsweg eingefahren sind, können auf dieses
Ereignis hin bereits zum Umfahren dieses Abschnitts veranlaßt werden.
Vorteilhafterweise liegt der Zeitpunkt der Wahrnehmung des Ereignisses synchron
zum Eintreten des Ereignisses.
In Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, daß die dynamischen Parameter in
vorgebbaren geschlossenen geographischen Bereichen manuell oder auch
automatisch skaliert werden.
Vorteilhafterweise wird damit erreicht, daß deutliche Veränderungen der Lastfunktion
bereits vor Eintreten oder synchron zum Eintreten eines Ereignisses pauschal an zu
erwartende Werte anpaßbar sind und somit bei der Zielführung von Fahrzeugen über
die Gesamtstrecke berücksichtigt werden können, ohne daß der Lernprozeß
abgewartet werden muß.
Diese Skalierung ist besonders vorteilhaft anwendbar bei vorzeitig bekannten
Ereignissen wie etwa bei Errichtung von Baustellen auf einzelnen Verkehrswegen und
bei hereinbrechenden verkehrsrelevanten Wetteränderungen für Bereiche von
Verkehrswegen. Im übrigen kann die Skalierung z. B. nach Wochentag, Tageszeit und
Witterung vordifferenziert sein.
Dabei kann es vorteilhaft sein, die während eines andauernden Ereignisses gelernten
dynamischen Parameter als Szenario in einer ereignisbezogenen Datenbasis von
Erfahrungsdaten in der zentralen Leitstelle zu speichern und beim Eintreten eines
vergleichbaren Ereignisses für dieselben betroffenen Verkehrswege als aktuelle
dynamische Parameter (Standardvorgaben) zu laden. Als derartige Ereignisse gelten
insbesondere Großveranstaltungen wie Messen, Beginn oder Ende der Schulferien
oder regional typische Wettereinflüsse.
Darüber hinaus ist dieses Merkmal der Erfindung vorteilhaft in der Verkehrssimulation
und Verkehrsplanung anwendbar. So ist beispielsweise der Effekt der Erhöhung der
Anzahl der Fahrspuren für einen vorgebbaren Verkehrsweg direkt simulierbar.
Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung ist es vorgesehen, generell oder
zumindest bei wiederholt temporär beschränktem Verkehrsfluß auf einem
Verkehrsweg alternative Verkehrswege zur Umgehung des jeweiligen Verkehrsweges
zu ermitteln und in einen Alternativenparameter einzubeziehen, der dem jeweiligen,
also insbesondere dem in seinem Verkehrsfluß beschränkten Verkehrsweg in der
digitalen Karte zugeordnet wird. Dabei umfaßt der Alternativenparameter zweckmäßig
im Sinne einer Parameterliste zumindest die Anzahl der alternativen Verkehrswege
sowie deren Güte und Länge (ggf. Umweglänge).
Für die Zielführung von Fahrzeugen ist die Anzahl bzw. das Bestehen möglicher
Alternativrouten ein vielfach entscheidendes Bewertungsmerkmal für einen
Verkehrsweg.
Für viele Routen bestehen nur wenige sinnvolle Alternativen, die vielfach über immer
die gleichen Verkehrswege führen. Diese neuralgischen Punkte können beispielsweise
Flußbrücken oder Tunnels sein. Da beispielsweise der gesamte einen Fluß
überquerende Verkehr einer betrachteten Region über nur wenige Brücken führt, ist
die Verkehrssituation auf diesen Brücken entscheidend für die Bewertung sehr vieler
Routen. Die Bewertung der möglichen und sinnvollen Alternativen zu einem
Verkehrsweg wird durch den Alternativenparameter ausgedrückt. Die Bedeutung
dieses Alternativenparameters soll an einem Ausführungsbeispiel erläutert werden.
In einer einfachen Anwendung wird der Alternativenparameter gleich dem für eine
Alternative notwendigen Umweg gesetzt. Je weiter also der Umweg über eine
Alternativroute ist, um so größer wird der Alternativenparameter. Dieses Maß kann
durch weitere Einflußgrößen, wie Anzahl der Alternativrouten oder auch Kapazität der
Alternativrouten weiter verfeinert werden. Der Alternativenparameter bewertet letztlich
den Verkehrsweg danach, ob es sich lohnt, nach einer Alternativroute zu suchen. Je
höher der Alternativenparameter, um so weniger lohnt der Aufwand für die Suche nach
einer Alternative.
Der Alternativenparameter kann dabei einen Mittelwert über viele mögliche Routen
darstellen. Diese können beispielsweise durch Erfahrung oder auch durch geeignete
Simulationen erzeugt werden. Der Vorteil in der Nutzung dieses
Klassifizierungsmerkmals liegt in der drastischen Reduzierung des notwendigen
Rechenaufwandes zur Ermittlung von Alternativrouten.
Eine andere Möglichkeit der Generierung dieses Parameters bietet eine Auswertung
der Topologie der zugrundeliegenden Verkehrsnetzkarte. Mit Hilfe einschlägiger
Verfahren werden zusammenhängende, gut vernetzte Großräume identifiziert. Die
Umrandung dieser Großräume wird nur durch wenige Verkehrsverbindungen
durchquert. Diese Zufahrten bilden die neuralgischen Strecken, die sich durch einen
hohen Alternativenparameter auszeichnen. Beispiele hierfür sind Großstädte, aber
auch regionale Ballungsgebiete.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, aufeinanderfolgende
Verkehrswege einer Route mit geringem Verzweigungsgrad zu
Verkehrswegkomplexen zusammenzufassen und zur Zielführung als einen einzigen
Verkehrsweg zu berücksichtigen sowie in Abhängigkeit vom Verzweigungsgrad des
Verkehrsflusses an Knotenpunkten aufeinanderfolgender Verkehrswege jedem der
aufeinanderfolgenden Verkehrswege einen Komplexitätsparameter zuzuordnen.
So wird ein langes Autobahnstück über das "flache Land" mit wenigen, normalerweise
wenig Verkehr führenden Auf- und Abfahrten beispielsweise durch einen niedrigen
Komplexitätsparameter beschrieben. Streckenabschnitte mit gleichbleibend niedrigem
Komplexitätsparameter können daher zu einem übergeordneten Streckenabschnitt
zusammengefaßt werden: Es geht im wesentlichen "geradeaus", und fast alles, was an
einem Ende hineinfährt, muß am anderen Ende wieder herauskommen.
Dieses Klassifizierungsmerkmal kann vorteilhaft insbesondere bei Steuerung des
internen Rechenaufwandes, bei der Steuerung der Informationserhebung,
insbesondere der Verkehrslageerfassung, aber auch bei der Darstellung der
relevanten Information, eingesetzt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorteilhaft im Rahmen eines offboard-
Zielführungssystems angewendet, bei dem von einer Zentrale eine Routenempfehlung
als Fahrtroutendaten ermittelt wird, wobei die Entscheidung, über welche
Verkehrswege das Fahrzeug im Rahmen der Routenempfehlung geführt werden soll,
vorrangig oder ausschließlich auf der Basis der relevanten dynamischen Parameter
getroffen wird. Die entsprechenden Zielführungsinformationen können beispielsweise
mittels zellularem Mobilfunk an das Fahrzeug übermittelt werden. Das Verfahren kann
aber auch vorteilhafte Verwendung bei einem onboard-Zielführungssystem finden, bei
dem die Routenplanung und die Ausgabe der Zielführungsinformationen autark im
Fahrzeug erfolgen. Bei einem solchen System kann es empfehlenswert sein, vor oder
während einer Fahrt die geplante Route an die Zentrale zu übermitteln, nach den
aktuell vorliegenden relevanten dynamischen Parametern bewerten und ggf. ändern zu
lassen und das Ergebnis an das Fahrzeug zurückzuübertragen, um dann die
Zielführung autark durchzuführen. Bei einer Routenplanung kann die Bewertung
alternativer Routenvorschläge zweckmäßig anhand des Komplexitätsparameters und
gegebenenfalls weiterer Kriterien, insbesondere Fahrzeit und Fahrtstrecke, erfolgen.
Claims (15)
1. Verfahren zur Ermittlung von Fahrtroutendaten, insbesondere im Rahmen der
Zielführung eines Fahrzeuges, unter Verwendung einer in einer zentralen
Leitstelle vorgehaltenen digitalen Karte, in der für die erfaßten Verkehrswege
streckenabschnittsweise statische und dynamische Parameter hinterlegt werden,
wobei die statischen Parameter zumindest bauliche Merkmale des jeweiligen
Verkehrsweges umfassen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dynamischen Parameter zumindest einen aus der mittleren Geschwindigkeit der Fahrzeuge im jeweiligen Streckenabschnitt der Verkehrswege gebildeten Leitwert und eine die Abhängigkeit des Leitwerts von der Anzahl der Fahrzeuge auf dem jeweiligen Streckenabschnitt beschreibende Lastfunktion des jeweiligen Streckenabschnitts des Verkehrsweges umfassen, daß die dynamischen Parameter einmalig zur Vorgabe von Startwerten aus den baulichen Merkmalen abgeleitet werden und fortan bei sicherer Verfügbarkeit dynamischer Daten unabhängig von statischen Parametern kontinuierlich an die realen Verhältnisse der jeweiligen Streckenabschnitte der Verkehrswege angepaßt werden und
daß die Fahrtroutendaten auf der Basis der relevanten dynamischen Parameter ermittelt werden.
daß die dynamischen Parameter zumindest einen aus der mittleren Geschwindigkeit der Fahrzeuge im jeweiligen Streckenabschnitt der Verkehrswege gebildeten Leitwert und eine die Abhängigkeit des Leitwerts von der Anzahl der Fahrzeuge auf dem jeweiligen Streckenabschnitt beschreibende Lastfunktion des jeweiligen Streckenabschnitts des Verkehrsweges umfassen, daß die dynamischen Parameter einmalig zur Vorgabe von Startwerten aus den baulichen Merkmalen abgeleitet werden und fortan bei sicherer Verfügbarkeit dynamischer Daten unabhängig von statischen Parametern kontinuierlich an die realen Verhältnisse der jeweiligen Streckenabschnitte der Verkehrswege angepaßt werden und
daß die Fahrtroutendaten auf der Basis der relevanten dynamischen Parameter ermittelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lastfunktion als Näherungsfunktion, insbesondere in
Polynominaldarstellung, beschrieben wird und jedem Streckenabschnitt die
Parameter der Näherungsfunktion zugeordnet werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die ermittelten Fahrtroutendaten eine Routenempfehlung beinhalten und
daß die Entscheidung, über welche Verkehrswege das Fahrzeug im Rahmen der
Routenempfehlung zum Ziel geführt wird, vorrangig oder ausschließlich auf der
Basis der relevanten dynamischen Parameter getroffen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als relevante dynamische Parameter die jeweils aktuellen dynamischen
Parameter herangezogen werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dynamischen Parameter in vorgebbaren geschlossenen geographischen
Bereichen ereignisbezogen manuell oder automatisch skaliert werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Skalierung, die insbesondere nach Wochentag, Tageszeit und/oder
Witterung vordiffenziert sein kann, bei verkehrsrelevanten Wetteränderungen
und vorzeitig bekannten Ereignissen, insbesondere bei Ferienbeginn, bei
Einrichtung von Baustellen und bei Großveranstaltungen, anhand von
Standardvorgaben aus einer Erfahrungsdatenbank erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß alternative Verkehrswege zur Umgehung des jeweiligen Verkehrsweges
ermittelt werden und Eingang in einen Alternativenparameter finden, der dem
jeweiligen Verkehrsweg in der digitalen Karte zugeordnet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Alternativenparameter im Sinne einer Parameterliste zumindest die
Anzahl der alternativen Verkehrswege sowie deren Güte und Länge umfaßt.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Alternativenparameter zumindest für Verkehrswege ermittelt wird, deren
Verkehrsfluß wiederholt temporären Beschränkungen unterlegen hat.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß aufeinanderfolgende Verkehrswege mit geringem Verzweigungsgrad zu Verkehrswegkomplexen zusammengefaßt und zur Zielführung als ein Verkehrsweg berücksichtigt werden und
daß in Abhängigkeit vom Verkehrsweg und vom Verzweigungsgrad des Verkehrsflusses an Knotenpunkten aufeinanderfolgender Verkehrswege jedem der aufeinanderfolgenden Verkehrswege ein Komplexitätsparameter zugeordnet wird.
daß aufeinanderfolgende Verkehrswege mit geringem Verzweigungsgrad zu Verkehrswegkomplexen zusammengefaßt und zur Zielführung als ein Verkehrsweg berücksichtigt werden und
daß in Abhängigkeit vom Verkehrsweg und vom Verzweigungsgrad des Verkehrsflusses an Knotenpunkten aufeinanderfolgender Verkehrswege jedem der aufeinanderfolgenden Verkehrswege ein Komplexitätsparameter zugeordnet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei der Routenplanung alternative Routenvorschläge anhand des
Komplexitätsparameters und gegebenenfalls weiterer Kriterien, insbesondere
Fahrtzeit und Fahrtstrecke, bewertet werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anpassung der dynamischen Parameter im Sinne eines selbstlernenden
Systems erfolgt, wobei aktuelle Verkehrsdaten erhoben werden, die
Verträglichkeit dieser Daten mit den aktuellen dynamischen Parametern
überprüft wird und bei hinreichend starken Abweichungen die dynamischen
Parameter angepaßt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Erhebung zumindest eines Teils der Verkehrsdaten, insbesondere der in
einem Streckenabschnitt aktuellen Durchschnittsgeschwindigkeit, durch im
Verkehrsstrom mitschwimmende Fahrzeuge erfolgt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß anhand der dynamischen Parameter Verkehrsprognosen zur
Verkehrswegeplanung abgeleitet oder Fahrtzeiten für geplante Fahrtrouten
prognostiziert werden, wobei aus Lastdaten, die extrapoliert sind oder aus einer
Erfahrungsdatenbank entnommen werden, über die jeweilige Lastfunktion
zukünftige Leitwerte ermittelt werden.
15. Zielführungssystem zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
vorhergehenden Ansprüche.
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