DE19642874C1 - Desodorierende Zubereitungen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft desodorierende Zubereitungen mit einem Gehalt an Sterolsulfaten und weiteren
Zusatzstoffen sowie die Verwendung von Sterolsulfaten zur Inhibierung bestimmter Enzyme.
Im Bereich der Körperpflege werden Desodorantien zur Beseitigung störender Körpergerüche einge
setzt. Diese entstehen bei der bakteriellen Zersetzung des an sich geruchlosen Schweißes, insbe
sondere in den feuchtwarmen Achselhöhlen oder unter ähnlichen, den Mikroorganismen gute Lebens
bedingungen bietenden Bedingungen. Körpergerüche können durch geeignete Riechstoffe überdeckt
werden. Man kann sie auch bekämpfen, indem man Präparate einsetzt, die die Schweißabsonderung
selbst hemmen oder die Zersetzung des Schweißes inhibieren (sogenannte Antihidrotika, Antiperspi
rantien oder Antitranspirantien). Typische Beispiele für derartige Substanzen sind Aluminiumverbin
dungen wie Aluminiumsulfat oder Aluminiumchlorhydrat, Zinksalze und Citronensäureverbindungen.
Eine Übersicht hierzu findet sich beispielsweise in Umbach (Hrsg.), "Kosmetik", S.141f., Thieme
Verlag, Stuttgart, 1988.
Aus der täglichen Lebenserfahrung ist jedoch klar, daß das Problem der Geruchsinhibierung, ins
besondere bei Hitze oder körperlicher Betätigung keineswegs vollständig gelöst ist. Die Produkte des
Marktes vermögen weder die Absonderung von Schweiß noch die Bildung von Gerüchen dauerhaft zu
unterbinden. Vielmehr ist die Inhibierung zeitlich begrenzt und auch davon abhängig, in welchem Um
fang Schweiß abgesondert wird. Demzufolge besteht ein andauerndes Bedürfnis nach Produkten, die
hinsichtlich der Minimierung der Schweißabsonderung und der Verminderung der Geruchsbildung ver
bessert sind und dabei gleichzeitig noch eine erhöhte hautkosmetische Verträglichkeit, d. h. ein ver
mindertes Irritationspotential gegenüber besonders empfindlicher Haut aufweisen. Die Aufgabe der
Erfindung hat somit darin bestanden, derartige Produkte zur Verfügung zu stellen.
Gegenstand der Erfindung sind desodorierende Zubereitungen, enthaltend
- (a) Sterolsulfate,
- (b1) Aluminiumchlorhydrat oder
- (b2) von (a) verschiedene Esteraseinhibitoren oder
- (b3) bakterizide bzw. bakteriostatische Wirkstoffe oder Gemische von (b1), (b2) oder (b3).
Die Verwendung von Aluminiumchlorhydraten, Esteraseinhibitornn (z. B. Triethylcitrat) und bakteriziden
Wirkstoffen (z. B. Chitosan) zur Herstellung von desodorierenden und/oder schweißhemmenden Zu
sammensetzungen ist aus dem Stand der Technik bekannt. Überraschenderweise wurde gefunden,
daß Sterolsulfate die Aktivität esterolytischer Enzyme bereits im unteren ppm-Bereich inhibieren und
zusammen mit den vorgenannten Komponenten eine synergistische desodorierende Wirkung erzielt
wird. Die Sterolsulfate wirken selektiv auf Serinesterasen bzw. Serinproteasen ohne das biologische
Gleichgewicht der Hautflora zu beeinträchtigen. Gleichzeitig führt der Einsatz der Sterolsulfate zu einer
Verbesserung der hautkosmetischen Verträglichkeit der Produkte.
Sterolsulfate stellen bekannte Stoffe dar, die beispielsweise durch Sulfatierung von Sterinen mit einem
Komplex aus Schwefeltrioxid und Pyridin in Benzol hergestellt werden können [vgl. J. Am. Chem. Soc.
63, 1259 (1941)]. Unter Sterinen, die als Einsatzstoffe zur Herstellung der Sterolsulfate in Betracht
kommen, sind solche Steroide zu verstehen, die nur am C-3 eine Hydroxylgruppe, sonst aber keine
funktionellen Gruppen tragen. Es handelt sich also formal um Alkohole, weswegen diese Gruppe von
Verbindungen auch gelegentlich als Sterole bezeichnet werden. In der Regel besitzen die Sterine 27
bis 30 Kohlenstoffatome und eine Doppelbindung in 5/6, gegebenenfalls 7/8, 8/9 oder anderen
Positionen. Als Ausgangsstoffe kommen jedoch neben diesen ungesättigten Spezies auch die durch
Härtung erhältlichen gesättigten Verbindungen in Frage. Typische Beispiele für geeignete Sterolsulfate
sind solche auf Basis von Zoosterinen wie etwa tierisches Cholesterin, Lanosterinen aus Wollfett,
Spongosterinen aus Schwämmen oder Stellasterinen aus Seesternen. Wegen der helleren Farbe der
Sulfatierungsprodukte werden jedoch vorzugsweise Phytosterolsulfate eingesetzt wie beispielsweise
solche auf Basis von Ergosterinen, Campesterinen, Stigmasterinen und Sistosterinen.
Bei Aluminiumchlorhydaten der Komponente (b1) handelt es sich um farblose, hygroskopische Kri
stalle, die an der Luft leicht zerfließen und beim Eindampfen wäßriger Aluminiumchloridlösungen anfal
len. Aluminiumchlorhydrat wird zur Herstellung von schweißhemmenden und desodorierenden Zuberei
tungen eingesetzt und wirkt wahrscheinlich über ein Zusammenziehen bzw. Verkleben der Schweiß
drüsen durch Eiweißfällung und/oder Feuchtigkeitsentzug [vgl. J. Soc. Cosm.Chem. 24, 281 (1973)].
Besonders bevorzugt ist der Einsatz eines Aluminiumchlorhydrates der Formel [Al2(OH)5Cl].2,5 H2O
[vgl. J. Pharm. Pharmacol. 26, 531 (1975)].
Beim Vorhandensein von Schweiß im Achselbereich werden durch Bakterien extrazelluläre Enzyme -
Esterasen, vorzugsweise Proteasen und/oder Lipasen - gebildet, die im Schweiß enthaltene Ester
spalten und dadurch Geruchsstoffe freisetzen. Esteraseinhibitoren der Komponente (b2), vorzugsweise
Trialkylcitrate wie Trimethylcitrat, Tripropylcitrat, Tributylcitrat und insbesondere Triethylcitrat inhibieren
die Enzymaktivität und reduzieren dadurch die Geruchsbildung. Wahrscheinlich wird dabei durch die
Spaltung des Citronensäureesters die freie Säure freigesetzt, die den pH-Wert auf der Haut soweit
absenkt, daß dadurch die Enzyme durch Acylierung inaktiviert werden. Weitere Stoffe, die als Esterase
inhibitoren in Betracht kommen, sind Dicarbonsäuren und deren Ester, wie beispielsweise Glutarsäure,
Glutarsäuremonoethylester, Glutarsäurediethylester, Adipinsäure, Adipinsäuremonoethylester, Adipin
säurediethylester, Malonsäure und Malonsäurediethylester, Hydroxycarbonsäuren und deren Ester wie
beispielsweise Citronensäure, Äpfelsäure, Weinsäure oder Weinsäurediethylester.
Typische Beispiele für geeignete bakterizide bzw. bakteriostatische Wirkstoffe der Komponente (b3)
sind insbesondere Chitosan und Phenoxyethanol. Besonders wirkungsvoll hat sich auch 5-Chlor-2-(2,4-
dichlorphenoxy)phenol erwiesen.
Sterolsulfate haben sich für den beschriebenen Anwendungszweck enzyminhibierend erwiesen. Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft daher ihre Verwendung, alleine oder in Abmischung mit
Aluminiumchlorhydraten, weiteren Esteraseinhibitoren und/oder bakteriziden bzw. bakteriostatischen
Wirkstoffen, zur Inhibierung der Aktivität von esterolytischen Enzymen.
Die Zusammensetzungen können in einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung die Komponen
ten (a) und (b) vorzugsweise in den folgenden Mengen - bezogen auf den Feststoffanteil - enthalten:
- (a) 0,01 bis 50, vorzugsweise 0,1 bis 5 Gew.-% Sterolsulfate,
- (b1) 1 bis 50, vorzugsweise 10 bis 50 Gew.-% Aluminiumchlorhydrat,
- (b2) 0,01 bis 20, vorzugsweise 1 bis 5 Gew.-% von (a) verschiedene Esteraseinhibitoren und
- (b3) 0,01 bis 5, vorzugsweise 0,1 bis 1 Gew.-% bakterizide bzw. bakteriostatische Wirkstoffe.
Hierbei besteht die Maßgabe, daß sich die Mengenangaben zu 100 Gew.-% ergänzen. Die Angaben
verstehen sich jeweils auf den Aktivsubstanzgehalt der Komponenten.
Die erfindungsgemäßen Zubereitungen können als weitere Zusatzstoffe bekannte keimhemmende
Mittel enthalten. Typische Beispiele sind Konservierungsmittel mit spezifischer Wirkung gegen gram
positive Bakterien wie etwa 2,4,4'-Trichlor-2'-hydroxydiphenylether, Chlorhexidin(1,6-Di-(4-chlorphenyl
biguanido)-hexan) oder TCC (3,4,4'-Trichlorcarbanilid). Auch zahlreiche Riechstoffe und etherische Öle
weisen antimikrobielle Eigenschaften auf. Typische Beispiele sind die Wirkstoffe Eugenol, Menthol und
Thymol in Nelken-, Minz- und Thymianöl. Ein interessantes natürliches Deomittel ist der Terpenalkohol
Farnesol (3,7,11-Trimethyl-2,6,10-dodecatrien-1-ol), der im Lindenblütenöl vorhanden ist und einen
Maiglöckchengeruch hat. Auch Glycerinmonolaurat hat sich als Bakteriostatikum bewährt. Üblicher
weise liegt der Anteil der zusätzlichen keimhemmenden Mittel bei etwa 0,1 bis 2 Gew.-% - bezogen auf
den auf den Feststoffanteil der Zubereitungen.
Um die Wirkstoffe auf eine dosierbare, sparsame, bequeme und kosmetisch ansprechende Weise auf
die Haut applizieren zu können, werden sie üblicherweise in Rezepturgrundlagen eingearbeitet. Als
wichtigste Grundlagen sind zu nennen: Alkoholische und wäßrig/alkoholische Lösungen, Emulsionen,
Gele, Öle, Wachs/Fett-Massen, Stiftpräparate und Puder. So können die erfindungsgemäßen Zuberei
tungen beispielsweise jeweils bis zu 60 Gew.-% niedere aliphatische Alkohole, vorzugsweise Ethanol
sowie organische Säuren wie z. B. Glycolsäure enthalten. Weitere Einsatzstoffe sind Überfellungsmittel,
Emulgatoren, Antioxidantien, Talkum, Kieselsäure (z. B. als Träger für das Aluminiumchlorhydrat), sowie
Parfumöle, etherische Öle, Farbstoffe und - für Sprayanwendungen - Treibgase wie beispielsweise
Propan und/oder Butan. Die Mittel kommen vorzugsweise als Roller (Roll-on-Emulsionen), Stifte, Deo-
oder Pumpsprays in den Handel.
Die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Mittel wurde stellvertretend über die Esteraseinhibierung
bestimmt. Hierzu wurde nach 15 minütiger Einwirkzeit von 2000 ppm der Testgemische auf die
Esterase bei pH = 6 deren Restaktivität parallel zu einer ungehemmten Esterase bestimmt (Standard =
100%). Die Zusammensetzungen 1 bis 6 sind erfindungsgemäß, die Rezepturen V1 bis V3 dienen zum
Vergleich. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefaßt (Mengenangaben als Gew.-%).
Rezepturen und Esteraseinhibierung
Rezepturen und Esteraseinhibierung
Claims (6)
1. Desodorierende Zubereitungen, enthaltend
- (a) Sterolsulfate,
- (b1) Aluminiumchlorhydrat oder
- (b2) von (a) verschiedene Esteraseinhibitoren oder
- (b3) bakterizide bzw. bakteriostatische Wirkstoffe
oder Gemische von (b1), (b2) oder (b3).
2. Zubereitungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie Phytosterolsulfate enthalten.
3. Zubereitungen nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Esterase
inhibitoren Trialkylcitrate enthalten.
4. Zubereitungen nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie als bakterizide
bzw. bakteriostatische Wirkstoffe Chitosane enthalten.
5. Zubereitungen nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie - bezogen auf
den Feststoffgehalt -
- (a) 0,01 bis 5 Gew.-% Sterolsulfate,
- (b1) 1 bis 50 Gew.-% Aluminiumchlorhydrat und
- (b2) 0,01 bis 20 Gew.-% von (a) verschiedene Esteraseinhibitoren und
- (b3) 0,01 bis 5 Gew.-% bakterizide bzw. bakteriostatische Wirkstoffe
enthalten, mit der Maßgabe, daß sich die Mengenangaben zu 100 Gew.-% ergänzen.
6. Verwendung von Sterolsulfaten zur Inhibierung der Aktivität esterolytischer Enzyme.
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