DE19642839C2 - Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von radioaktiven Wasserinhaltsstoffen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von radioaktiven WasserinhaltsstoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Immobilisierung von
radioaktiven wasserlöslichen Verbindungen aus Wässern, insbesondere Abwässern, in einer
die Menge des Abproduktes minimierenden Verfahrensweise. Besonders vorteilhaft ist die
Erfindung bei der Reinigung von Bergbauabwässern, insbesondere des ehemals radioaktive
Stoffe fördernden Bergbaus, einsetzbar.
Bekannt ist die Reinigung von Bergbauwässern mit der Abtrennung von Uran und
Radiumverbindungen durch DE 43 22 663. Verwendet wird dabei ein organisches
Polymeraggregat mit Amidoxim- und Hydroxamsäurestrukturen, das durch DE 40 16 543-
A1 bekannt ist. Dieses Produkt trägt den Handelsnamen GoPur® 3000. Aus J. Papp
"Einsatzmöglichkeiten von Zeolith in der Abwassertechnik" Sonderdruck aus awt-
Abwassertechnik, Abfalltechnik + Recycling, Heft 2, April 1992 ist weiter die Abtrennung
von Cs-137- und Sir-90- unter Verwendung von Clinoptilolith bekannt. Von M. Mengel (in
Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, Verlag Chemie, Weinheim, 4. Auflage,
Bd. 24, S. 577) werden Mordenit, Chabasit und Clinoptilolith unter Verweis auf
J. D. Sherman (AIChE Symp. Ser. 74, 179, 98-116) zur Abtrennung von Cs-137- und Sr-90-
aus Wasser benannt.
Nach dem weitergehenden Stand der Technik wird zur Isolierung der radioaktiven Fracht
zum überwiegenden Teil die Verdampfung des Wassers, das häufig aus Kühlkreisläufen
von Kernreaktoren und aus der Aufbereitung von Brennstäben stammt, vorgeschlagen.
Mehrfach beschrieben wird die Abtrennung von Nitraten und Borsäure aus diesen
Wässern, um den Restabfall zu minimieren. Die Salzabtrennung erfolgt aber auch, um
Probleme bei der destillativen Entwässerung dieser Stoffe z. B. durch Entstehung nitroser
Gase zu vermeiden. Die Dekontamination radioaktiver Abwässer wird in DE 22 42 412 der
Firma Belgonucleaire S. A., Brüssel beschrieben. Die zu reinigenden Wässer werden mit
gemischten Salzen in Berührung gebracht, die mindestens zwei von drei Substanzen
(Bariumsalz, Metallsulfid und ein Metallferrocyanid) enthalten. Die Salze werden in hohen
Konzentrationen eingesetzt und sollen die Adsorption der Radionuklide gewährleisten.
In DE 24 22 711 C2 werden nicht radioaktive Isotope der abzutrennenden Radionuklide
zur Erhöhung der Konzentration der abzutrennenden Ionen und damit zur Sicherung von
Fällverfahren verwendet. Zur Fällung werden spezifische und unspezifische Reagentien
z. B. Kaliumhexacyanoferrat II und Fe(OH)3 verwendet. Gereinigt werden hiermit
Kraftwerksabwässer.
Die Fixierung der radioaktiven Nuklide in Fällungen, die in den radioaktiven Abwässern
erzeugt werden, wird in DE 31 12 021 A1 beschrieben. Diese Fällungsniederschläge
werden darüber hinaus als Adsorbens für frische radioaktive Abwässer verwendet. Zur
Fällung kommen Bariumsalze, Ferrocyanide, Sulfide und Metalloxidhydrate in Betracht. Der
Einsatz von Sulfiden zur Abtrennung radioaktiver Schwermetalle wird in DE 27 14 202 C2
beschrieben. In DE 27 28 469 werden Silicagel oder Kieselgur als Filter für eine Fixierung
der Inhaltsstoffe radioaktiver Abwässer verwendet.
Die Abtrennung radioaktiver Verunreinigungen aus Wasser unter Verwendung von
Sorbentien mit räumlich globulärer Struktur beschreiben B. Gorski und Mitarbeiter
(Isotopenpraxis, Environ Health Stud 29 (1993) 275 ff). Die angestrebten räumlich
globulären Strukturen lassen sich mit neuen Polymeren verwirklichen. Mit diesen
Produkten lassen sich Cs- und Sr-Ionen und die Ionen der seltenen Erde-Elemente aus
Wasser abtrennen.
Nichtselektive Abtrennungen von radioaktiven Wasserinhaltsstoffen sind weiter durch
Adsorption an wasserunlöslichen anorganischen Oxidhydraten z. B. an Kalkhydraten
möglich.
Nun sind aber Abwässer und gerade auch Bergbauwässer mit sehr vielen unterschiedlichen
Schadstoffgruppen, wie z. B. Schwermetall-, Alkalimetall- und Erdalkalimetallionen,
belastet.
Nachteiligerweise ist den genannten Verfahren jedoch gemeinsam, daß die Abtrennung
der Schwermetallionen nicht zusammen mit den Erdalkali- und den Alkalimetallionen
erfolgen kann. Die deshalb bei diesen bekannten Verfahren nacheinander erfolgenden
Fällungen sind naturgemäß aufwendig und kostenintensiv.
Ein weiterer Mangel der bekannten Verfahren zur Abtrennung radioaktiver Schadstoffe aus
Wasser ist die Verwendung der Fällungsreagentien in einem hohen Überschuß. Das führt
zu einem großen Volumen deponiepflichtiger Schadstoffe sowie hohen Kosten für
Fällmittel. Für die Fällung wird meistens ein batch-Verfahren eingesetzt. Auch die
Verwendung von aufgewirbelten Trennmaterialien zur Schadstoffixierung ist bekannt.
Entsprechende Verfahren werden für Ionenaustauscheranwendungen eingesetzt. Ionen
austauscher sind aber für die Schadstoffverwahrung radioaktiver Stoffe nicht geeignet, da
die Stabilität der Metallionenbindung (Coulombsche Bindung) keine Elutionsstabilität
gewährleistet. Die Regenerierung der Ionenaustauscher führt darüber hinaus zu
radioaktiven Salzkonzentraten, deren Entsorgung wiederum Probleme bereitet.
Aufgabe der Erfindung ist es daher ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens vorzuschlagen, mit denen die Abtrennung der radioaktiven
Wasserinhaltsstoffe in einem Einschrittverfahren mit einer Abproduktminimierung
ermöglicht wird und mit denen die Möglichkeit der Immobilisierung der Abprodukte für
eine Endlagerung geschaffen wird.
Konkret besteht die Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens anzugeben, durch die es gelingt, die radioaktiven
Wasserinhaltsstoffe (137Cs, 90Sr, Uran- und Plutoniumverbindungen) aus Wasser an
einem Inertstoff zu binden, den bindenden Inertstoff in seiner Menge zu minimieren und
den Inertstoff und die radioaktiven Wasserinhaltsstoffe durch chemische bzw. physikalische
Umwandlung in elutionsstabile Körper zu verwandeln.
Erfindungsgemäß werden diese Aufgaben durch ein Verfahren gemäß einem oder
mehreren der Ansprüche 1 bis 8 und eine Vorrichtung gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 9 bis 11 gelöst.
Dabei werden die an sich bekannten Abtrennschritte
- - Uran- und Plutoniumabtrennung mittels des organischen Polymeraggregates (z. B. GoPur® 3000) und
- - Alkali- und Erdalkaliabtrennung mit Alumosilicaten
zu einem neuen Verfahren, bei dem eine Schwebebettkaskade verwendet wird, gekoppelt. Die Abprodukte (Schlamm) des Verfahrens eluationsstabil verglast.
Das Schwebebett, das beispielsweise in einer n-stufigen (n = 1, 2, . . . n) Schwebebett
kaskade realisiert sein kann, wird vorteilhafterweise gemeinsam aus gleichverteilten
Polymeraggregat- und Alumosilicatflocken als Adsorber im Gegenstrom zu dem zu
reinigenden Wasser die Arbeitszone durchlaufen.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Immobilisierung wird das mit radioaktiven
Stoffen belastete Rohwasser kontinuierlich über ein Reaktionsbecken, welchem bei
Anfahren der Anlage auch das Polymeraggregat und die Aumosilicate zudosiert werden,
geführt. Nach dem Reaktionsbecken fließt die darin entstandene Suspension aus
Rohwasser und Polymeraggregat-/Alumosilicatflocken in den Eindicker, in dem sich eine
Klarwasser-, eine Arbeits- und eine Absetzzone ausbilden. Aus der Klarwasserzone wird
das Klarwasser und aus der Absetzzone der Schlamm abgezogen. Der Schlamm wird dann
der Weiterverarbeitung, z. B. der Verglasung, oder zur erneuten Abtrennung, beispielsweise
in der nächsten Einheit der Schwebebettkaskade dem nächsten Reaktionsbecken
zugeführt. Das erfolgt aber sowohl in derselben als auch in der nächsten Einheit über einen
Konditionierungstank. Diesem Konditionierungstank werden im normalen kontinuierlichen
Betrieb auch die Polymeraggregatlösung und das Alumosilicat zugeführt.
Darüber hinaus kann ein Teilstrom des Eindicker-Unterausganges zusätzlich auch zur
Regeneration des Polymeraggregates abgezogen werden. Die Regeneration als solche ist
an sich bekannt.
Vorteilhafterweise werden als Polymeraggregat GoPur® 3000 und als Alumosilicat
Verbindungen mit Band-, Blatt- und/oder Raumnetzstruktur des Siliciumdioxidgitters (z. B.
Kaolin), eingesetzt.
Darüber hinaus werden die mit radioaktiven Wasserschadstoffen belasteten
Schwebebestandteile entsorgt. Das kann sowohl durch Erhitzen bis zur Verglasung,
vorteilhafterweise unter Zusatz von Glasbruch, erfolgen.
Durch die dem Verfahren immanente Mehrfachabtrennung der Wasserinhaltsstoffe bei der
Passage der Schwebebettkaskade wird eine einstellbar hohe Auslastung der
Bindungskapazität der Reaktanten (Polymeraggregat und Alumosilicat) für die Schadstoffe
gewährleistet. In Abb. 1 ist das vorgeschlagene Schwebebettverfahren schematisch
dargestellt.
Mit dem vorteilhaften und kontinuierlich arbeitenden erfindungsgemäßen Verfahren wird
durch die Nutzung eines Schwebebettes aus Polymeraggregatflocken und Alumosilicaten
die effektive Reinigung des im Eindicker aufsteigenden Wassers von Radionuklidspuren
sowohl im Bereich des Urans und der Transurane als auch für wesentliche Spaltprodukte
(Cs-137, Sr-90) realisiert, wobei die Nutzung des Schwebebettes auch in einer n-stufigen
(n = 1, 2, . . n) Kaskade erfolgen kann, wodurch der Reinigungsgrad prinzipiell auf 10-2n bis
10-3n nach Vorgabe erhöht werden kann.
Der zu reinigende Rohwasserstrom (Zulauf) wird mit einem Gemisch rücklaufender
Fällschlämme und frischer Fällmittel, das in einem Konditionierungstank vorbereitet wird,
im sogenannten Neutralisierungsstank (Reaktionsbecken) zur Wechselwirkung gebracht.
Neben pH-Wert-Anpassung und Oxidation erfolgt hier die Anlagerung der Schadstoffe an
das Polymer- und Alumosilicat.
In einem Rundeindicker wird das einlaufende Gemisch unter die Oberfläche der sich
bildenden Schlammgrenze eingebracht und steigt durch die Schlammzone (Arbeitszone)
nach oben. Durch den intensiven Flüssig-Fest-Kontakt kommt es zu einer vollständigen
Reinigung des Wassers, so daß der ablaufende Klarwasserstrom von Radionukliden befreit
ist. Aus dem ständigen Schlammrücklaufstrom wird ein Teil zur Entsorgung ausgeschleust
(Schlammabzug), während der Hauptteil des Polymerschlammes rückgeführt und damit für
die erneute Absorption von Radionukliden zur Verfügung steht.
Die mehrfache Rezyklierung des Polymeraggregates, z. B. des Polymers GoPur 3000, sowie
der Alumosilicate bewirkt eine vollständige Nutzung des Absorptionsvermögens für Uran-
und Plutoniumverbindungen bzw. für Cäsium- und Strontiumverbindungen. Darüberhinaus
führt sie nicht nur zu einer verbesserten Reinwasserqualität.
In Abb. 2 ist das Technologische Schema einer n-stufigen Schwebebettkaskade zur
Reinigung radioaktiv kontaminierter Wässer dargestellt.
Im Reaktionbecken erfolgen die Belüftung und Neutralisation bzw. pH-Wert-Anpassung
des zulaufenden Rohwasserstromes. Hier wird auch der rücklaufende Fällschlamm aus dem
ersten und aus dem zweiten Eindicker - E1 bzw. E2 - (jeweils teilweise) über den
Konditionierungstank K1 dem Wasserstrom zugesetzt.
Nach ausreichender Reaktionszeit (30 min bis 1 h) verläßt die Wasser-Schlamm-Suspension
das Reaktionsbecken und gelangt in den Eindicker E1, in dem sich die erste Stufe der
Schwebebettkaskade befindet. Der abgesetzte und gravitativ verdichtete Fällschlamm wird
teilweise im Schlammkreislauf nach K1 zurückgeführt, teilweise zur Entsorgung der
akkumulierten Fällprodukte mit den Radionukliden abgezogen. Auf diese Weise verlassen
neben den Radionukliden auch andere anorganische Fällprodukte, wie Metallhydroxide,
den Reinigungskreislauf.
Das von Metallionen weitgehend entlastete und von Radionukliden bereits in erheblichem
Umfang befreite Reinwasser verläßt E1 in dem zweiten Konditionierungstank K2, wo die
intensive Vermischung mit rücklaufendem Fällschlamm aus dem Eindicker E3 sowie mit
Flockungshilfsmitteln erfolgt. Nur im letzten Konditionierungstank Kn erfolgt die
Frischzugabe von Adsorbern (Polymeraggregat, z. B. GoPur 3000, und Alumosilicat), damit
wird vermieden, daß über rezyklierte Adsorber oder Fällschlämme Radioaktivität in die
letzte (sauberste) Sedimentationsstufe getragen wird.
Der Durchlauf der Adsorber erfolgt im Gegenstrom zu dem zu reinigenden Wasser, damit
wird eine vollständige Nutzung bis zur Auslastung Ihrer Bindungskapazität erreicht. Das
Reinwasser durchläuft vor Abgang einen rückspülbaren Filter, um verbliebene
Schwebstoffe zu eliminieren.
Optional besteht die Möglichkeit, aus dem Schlammabzug durch Behandlung mit
Schwefelsäure das Adsorbermaterial zurückzugewinnen und in den Prozeß zu rezyklieren
(vgl. DD 295 335). Dies sollte bei höheren sonstigen Schadstofffrachten - wie Eisen, Arsen
u. a. Metalle - durch Teilabzug des Schlammes aus E2 erfolgen, um bereits gefällte
Schadstoffe nicht erneut in Lösung zu bringen. Die Rückführung des regenerierten
Adsorbers erfolgt in die vorletzte Kaskadenstufe, um einen höchstmöglichen Grad der
Endreinigung zu erhalten.
Das beschriebene technologische Schema des Verfahrens ist prinzipiell für eine beliebige
Anzahl von Kaskadenstufen realisierbar. Bei Verringerung der Stufenzahl auf n < 3 wird
das Rücklaufschema der Fällschlämme entsprechend vereinfacht, so daß bei n = 1 das auf
Abb. 1 dargestellte Grundschema erreicht wird. Der Reinigungsgrad pro Kaskade
liegt für die obengenannten Radionuklide durchschnittlich im Bereich 10-2 ... 10-3, so daß
in der n-Stufenkaskade ein Gesamtreinigungsgrad von (10-2n ... 10-3n) theoretisch
erreichbar ist. Der effektiv erreichbare Reinigungsgrad wird durch die in die letzten
Kaskadenstufen eingetragenen Restaktivitäten (Radioaktivität der Fäll- und Flockungsmittel,
Rücklauf aus der Rezyklierung, Staubeintrag in offene Wasserflächen usw. ) begrenzt. Der
Frischansatz von Adsorbern und Flockungsmitteln erfolgt daher mit filtriertem Reinwasser.
Die vielfache Schlammrückführung im Kreislauf führt zu einer vollständigen Ausnutzung
der Bindungskapazität der eingesetzen Materialien, zur Abtrennung auch kleinster
Schadstoffkonzentrationen, die für radioaktive Verunreinigungen typisch sind. Sie führt
weiter zu einer leichter entwässerbaren Konsistenz des Fällschlammes, der eine höhere
Dichte aufweist.
Mit der Anordnung einer Schwebebettkaskade gemäß Abb. 2 können radioaktiv
kontaminierte Wässer in einem sehr breiten pH-Bereich 4 < pH < 8, auch bei Anwesenheit
weiterer Kontaminanten im Rohwasser (z. B. Arsen), von höchsten radioaktiven
Kontaminationen am Einlauf bis auf beliebig geringe radioaktive Kontaminationen am
Auslauf gereinigt werden.
Das auf Abb. 2 dargestellte technologische Schema sichert nicht nur den höchsten
und vorgebbaren Reinigungsgrad (geringste Restaktivität), sondern auch einen minimalen
Einsatz von Adsorbern und damit auch eine minimale Menge anfallender und zu
entsorgender radioaktiver Restschlämme.
Durch die Verwendung von Alumosilicaten für die Cs- und Sr-Bindung wird gleichzeitig die
Möglichkeit zur Einbindung der Abprodukte in eine Glasmatrix und damit zu einer
elutionsstabilen Einlagerung in Inertkörpern gegeben. Bei der Verglasung können
kompakte Glaskörper gegossen werden, in denen infolge Selbstabsorption nicht nur die
Alphastrahlung praktisch vollständig absorbiert, sondern auch ein großer Teil der beta- und
Gammastrahlung im Glaskörper absorbiert wird. Die von außen meßbare
Strahlungsintensität an der Oberfläche des verglasten Produktes ist daher wesentlich
geringer als die Zerfallsraten, die für eine dünne Schlammschicht, bei gleichem
Radionuklidinventar, gemessen wird.
Bei Immobilisierung durch Vitrifizierung erfolgt eine weitere Volumenreduzierung der zu
entsorgenden Reststoffe und eine langfristig stabile Einbindung in die amorphe Glasmatrix.
Der Verglasungsprozeß ist durch Zumischung von Glasbruch zusätzlich steuerbar.
Je nach Art und Menge der vorhandenen Kontaminationen kann alternativ auch der Weg
einer dauerhaften Einbindung mit anorganischenn Bindemitteln erfolgen. Dabei wird
vorbehandelter kontaminierter Schlamm in betonartige Blöcke mineralisch eingebunden.
Das beschriebene Verfahren kann prinzipiell für beliebige Größen des Rohwasserstromes
realisiert werden. Praktikabel sind Anlagen mit einer Kaskadenkapazität im Bereich
(5.10-2 ... 5.102) m3/h. Bei größeren Rohwasserströmen empfiehlt sich der Aufbau
mehrerer, parallel betriebener Kaskaden. Die Durchflußkapazität bestimmt die
Anlagendimension. Für den obengenannten Kapazitätsbereich variiert der Durchmesser der
Rundeindicker in weiten Grenzen, und das hier beschriebene Verfahren läßt sich damit
sowohl in transportablen Kompakt-Wasserreinigungsanlagen wie auch stationären
Großanlagen einsetzen.
Bei der Koppelung der an sich bekannten Abtrennschritte wird überraschend ein
synergistischer Effekt erreicht. So ist der Abtrenneffekt der Einzelionen bei Anwendung der
Schwebebettkaskade unter Verwendung des Polymeraggregates, z. B. GoPur® 3000, und
Alumosilicaten höher als die Summe der Einzelabtrennungen. Weiter wurde überraschend
festgestellt, daß eine befürchtete und bei Jasmund und Lagaly, "Tonminerale und Tone",
Steinkopf-Verlag Darmstadt 1993, S. 153 ff beschriebene negative Beeinflussung der
Alumosilicate durch Blockierung der bindenden Reaktionszentren durch Polymere bei
Anwendung des Verfahrens mit Polymeraggregat, z. B. GoPur® 3000, nicht auftritt.
Mit der vorliegenden Erfindung konnten die in den Lösungen nach dem Stand der Technik
auftretenden Mängel beseitigt werden.
In nachfolgenden Ausführungsbeispielen soll die Erfindung näher erläutert werden, wobei
wie bereits erwähnt, Abb. 1 das Schwebebettverfahren (Einzeleinheit) und in
Abb. 2 die n-stufige Schwebebettkaskade schematisch dargestellt sind.
Die Schwebebettkaskade (Bild 2) wird im Verlauf von 72 Stunden mit 500 l einer 5%igen
Kaolinsuspension und unmittelbar parallel mit 1.500 l einer 1-prozentigen GoPur® 3000
Lösung in N/10 Salzsäure beaufschlagt. Bis zur Einstellung eines stabilen Schwebebettes in
den einzelnen Kaskadenstufen wird radioaktiv unbelastetes Wasser im Kreislauf gefahren.
Die Durchflußgeschwindigkeit beträgt in der verwendeten Kaskade mit 3 Stufen 100 l/h.
Bei stabil eingestelltem Schwebebett wird ein radioaktiv belastetes Wasser in die Kaskade
gefahren. In Tabelle 1 werden Ausgangsaktivitäten und Abtrennerfolge dargestellt.
Angegeben werden weiter vergleichsweise die mit GoPur® 3000 und die mit (einem auch
in der Kaskade verwendeten) Kaolin, jeweils im batch-Verfahren und in gleicher
Reaktantenkonzentration ermittelten Restaktivitäten.
Tabelle 1 Restaktivitäten nach Reinigung radioaktiv belasteter Wässer
Die Ausschleusung von 1 l/Stunde GoPur® 3000/Zeolith-Dünnschlamm im eingefahrenen
Zustand erfolgt in der 1. Kaskadenstufe und liefert einen gut sedimentierenden Schlamm.
Über eine Excenterschneckenpumpe erfolgt die Befüllung einer Kammerfilterpresse. Der
radioaktiv belastete (3,5 MBq/kg) Feststoff mit <50% Trockengehalt wird der Entsorgung
zugeführt.
Wasserreinigung nach Beispiel 1, zur Uranfixierung bei Mehrfachpassage des
verunreinigten Wassers durch das Schwebebett bei pH = 7 und 20°C.
Tabelle 2 Einfluß der Schwebebett-Passagen auf das Abtrennergebnis
Die Wasserreinigung erfolgt nach Beispiel 1. Die Ermittlung des Wassergehaltes der
Schlämme wird nach Filtration bei 200 mbar über eine G2 Filternutsche nach 5 Minuten
vorgenommen.
Schlamm | |
Wassergehalt | |
Kaolin | 30,5% |
GoPur®3000 | 89,2% |
Filtrierter Schlamm der Schwebebettkaskade | 22,8% |
Wässer mit radioaktiver Schadstofffracht und variierenden pH-Werten wurden nach
Beispiel 1 mit dem GoPur® 3000/Kaolin Schwebebett (einfacher Reinigungsschritt) von
ihrer Fracht befreit. Tabelle 4 zeigt die Abtrennergebnisse.
Tabelle 4 Einfluß der Acidität von Wässern auf die Abtrennergebnisse
In einer Vorgehensweise, die in Beispiel 1 detailliert beschrieben wurde, werden statt des
Kaolins Alumosilicate mit anderem Schichtgittertyp zur Realisierung des Schwebebettes
verwendet. Tabelle 5 dokumentiert die Ergebnisse.
Tabelle 5 Abtrennung radioaktiver Wasserinhaltsstoffe mit dem
Schwebebettverfahren
Die Verglasung von Kaolin und GoPur® 3000 erfolgt auf zwei Wegen. Zum einen wird
durch elektromagnetische Induktion in dem leitfähigen Schlamm eine Erwärmung
induziert, die über eine Trocknung des Schlammes zur Schmelze führt und ein glasartiges
Material entstehen läßt, das dann deponiert werden kann.
Eine zweite Möglichkeit, die zur Verglasung bei 1.400-1.600°C erforderlichen
Temperaturen zur realisieren, besteht in der Anwendung einer Widerstandsheizung, die die
Übertragung der Energie auf den Schlamm und schließlich den Feststoff ermöglicht.
Tabelle 6 weist eine Minderung der äußerlich meßbaren Strahlungsintensität nach der
Verglasung infolge Eigenabsorption der Strahlung im Immobilisat aus. Ein weiterer Vorteil
besteht in der wesentlich geringeren Mobilisierbarkeit der Radionuklide in wässrigen
Medien, darunter auch schwachen Säuren mit pH ≧4.
In Tabelle 6 sind entsprechende Meßergebnisse für die Strahlenmessung und die
Mobilisierbarkeit von Uran in schwach schwefelsaurer Lösung dargestellt.
Tabelle 6 Reduzierung der Strahlenbelastung der Umgebung und der Mobili
sierbarkeit von Uran bei Elution in schwefelsaurer Lösung (pH = 4)
Claims (11)
1. Verfahren zur Immobilisierung von radioaktiven Wasserinhaltsstoffen, insbesondere
Cs-137-, Sr-90-, Uran- und Plutoniumverbindungen, aus Wasser,
dadurch gekennzeichnet, daß die Immobilisierung in einem
einstufigen Verfahren erfolgt, indem die einzeln an sich bekannten Verfahren zur
Uran- und Plutoniumabtrennung mittels eines organischen Polymeraggregates mit
Amidoxim- und Hydroxamsäurestrukturen und zur Alkali- und Erdalkalimetall
abtrennung mittels Alumosilicaten gleichzeitig in einem Prozeß ablaufen, wobei in der Arbeitszone des Prozesses ein
Schwebebett aus Polymeraggregat- und Alumosilicatflocken erzeugt wird, die
Polymeraggregat- und Alumosilicatflocken als Adsorber im Gegenstrom zu dem zu
reinigenden Wasser diese Arbeitszone durchlaufen,
kontinuierlich Rohwasser zugeführt, Klarwasser und Schlamm abgeführt,
und anschließend die Abprodukte (Schlamm) des Verfahrens eluationsstabil verglast
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Schwebebett in einer n-Stufigen Kaskade (Schwebebettkaskade) realisiert wird, wobei
n = 1, 2, . . . n sein kann.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das mit radioaktiven Stoffen belastete Rohwasser
kontinuierlich über ein Reaktionsbecken und einen Eindicker mit Klarwasser-, Arbeits-
und Absetzzone, aus welchem das Klarwasser und der Schlamm abgezogen werden,
geführt wird und dieser Ablauf n-mal, je nach Schwebebettkaskadenlänge wiederholt
wird, wobei die Schlammrückführung in das Reaktionsbecken über einen
Konditionierungstank erfolgt, in den im kontinuierlichen Betrieb auch die
Polymerlösung und die Alumosilicate zugeführt werden.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß als organisches Polymeraggregat mit Amidoxim- und
Hydroxamsäurestrukturen das Produkt GoPur® 3000 eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß als Alumosilicate Verbindungen mit Band-, Blatt-
und/oder Raumnetzstruktur des Siliciumdioxidgitters eingesetzt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als
Alumosilicat Kaolin eingesetzt wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die mit radioaktiven Wasserschadstoffen beladenen
Schwebebestandteile durch Erhitzen verglast werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das
Verfahren unter Zusatz von Glasbruch erfolgt.
9. Vorrichtung zur Immobilisierung von radioaktiven Wasserinhaltsstoffen zur
Durchführung des Verfahrens gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung aus einer oder mehreren
nacheinanderfolgenden Einheiten zusammengesetzt ist und jeweils eine Einheit aus
mindestens einem Reaktionsbecken, in welches das radioaktiv belastete Rohwasser
und die Polymeraggregat- und Alumosilicatflocken eingebracht werden, mindestens
einem Eindicker mit Klarwasserzone, aus welchem das Klarwasser abgeführt wird,
einer Arbeitszone, in welcher das Schwebebett erzeugt wird und einer Absetzzone,
aus welcher der Schlamm abgeführt und verglast bzw. zum Reaktionsbecken der
nächsten Einheit abgeführt wird, besteht.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Vorrichtung aus n (n = 1, 2, . . . n) Einzeleinheiten besteht.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß
dem Reaktionsbecken, in dem das Rohwasser zugeführt wird, mindestens ein
Konditionierungstank vorgeschaltet ist, in welchem die Polymeraggregat- und
Alumosilicatflocken eingebracht werden und durch das der zum Reaktionbecken
rückgeführte Schlamm geführt wird.
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DE1996142839 DE19642839C2 (de) | 1996-10-17 | 1996-10-17 | Verfahren und Vorrichtung zur Immobilisierung von radioaktiven Wasserinhaltsstoffen |
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Cited By (1)
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RU2550343C1 (ru) * | 2013-11-21 | 2015-05-10 | Федеральное государственное бюджетное учреждение науки Институт химии твердого тела Уральского отделения Российской академии наук | Способ извлечения радионуклидов и микроэлементов |
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Ullmanns Encyclopädie der tech. Chemie, Verlag Chemie Weinheim, Bd. 24, 4. Aufl. S. 577 * |
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DE19927907B4 (de) * | 1999-06-18 | 2007-09-20 | Wismut Gmbh | Verfahren und Vorrichtung zur Reinigung saurer, eisen- und sulfathaltiger Bergbauwässer |
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