DE4322663C2 - Verfahren zur Reinigung von Bergbauwässern - Google Patents
Verfahren zur Reinigung von BergbauwässernInfo
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Description
Insbesondere durch den Uranerzabbau in der ehemaligen
DDR sind eine Vielzahl von ungeschützten radioaktiven
Abraumhalden entstanden. Diese radioaktiven Abraum
halden enthalten neben dem Uran auch dessen Zerfalls
produkte wie Radium und Radon. Durch diese Abraumhal
den tritt eine ständige Kontamination des Oberflä
chen- und Grundwassers ein.
Es hat deshalb nicht an zahlreichen Versuchen ge
fehlt, um eine Reinigung dieser Abwässer zu er
reichen.
Von der Firma Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung
der angewandten Forschung e.V., Leonrodstr. 54, 80636
München und der Firma HeGo BIOTEC GmbH, Uhlandstr.
16, 14 513 Teltow-Seehof, sowie von der Firma Herbst
Umwelttechnik GmbH, Frauenstr. 6, 1000 Berlin 45 wur
de ein Verfahren entwickelt, mit dem es möglich ist,
insbesondere Uranverbindungen aus solchen Bergbauwäs
sern abzutrennen. Dabei wird vorgeschlagen, einen
Polyelektrolyt mit Amidoxin- und Hydroxamsäuregruppen
für die Uranfixierung einzusetzen. Dieses Polymer
wird durch Aminolyse von Polyacrylnitril mit Hydro
xylamin erhalten und ist als Polyampholyt sowohl im
sauren als auch im alkalischen Bereich löslich. Ein
derartiges Primärflockungsmittel (PFM) ist in der DE
40 16 543-A1 Fraunhofer-Gesellschaft beschrieben.
In einem weiten pH-Bereich um den isoelektrischen
Punkt ist das Polymer jedoch unlöslich. Es verhält
sich damit ähnlich, wie die als Primärflockungsmittel
bekannten anorganischen Metalloxidhydrate und wird
deshalb ebenfalls als Primärflockungsmittel (PFM)
bezeichnet.
Mit diesem Primärflockungsmittel ist es zwar möglich,
die Uranverbindungen aus den Bergbauwässern bis zu
einem Grenzwert, bezogen auf Uran, von 0,1 mg pro Li
ter zu reinigen, dieses Verfahren bietet jedoch bis
her nicht die Möglichkeit, die weiteren, in Bergbau
wässer enthaltenen Stoffe, wie Radium und Arsen in
einer Weise zu entfernen, so daß diese ebenfalls mit
einer Konzentration im Wasser vorhanden sind, die
nicht mehr als schädlich anzusehen ist.
Ausgehend von dieser Problemstellung ist es die Auf
gabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur
Verfügung zu stellen, mit dem nicht nur Uran, sondern
auch gleichzeitig Arsen und Radium in einem Prozeß
entfernt werden kann, wobei gefordert ist, daß das
erhaltene Reinwasser eine Konzentration an diesen
Stoffen aufweist, die eine problem- und gefahrlose
Weiterverwendung des Abwassers gewährleistet.
Die Erfindung wird durch die kennzeichnenden Merkmale
des Anspruchs 1 gelöst.
Erfindungsgemäß wird nun vorgeschlagen, in einem ein
stufigen Prozeß (Einschrittverfahren) alle in den
Bergbauwässern enthaltenen toxischen bzw. radioakti
ven Verbindungen zu entfernen. Es wird dabei so vor
gegangen, daß nach der Einstellung auf einen pH-Wert
von 5,3 bis 6,2 zuerst die Fällung des Erdalkali-homo
logen Radium als schwer lösliches Sulfat durch Mit
fällung mit Bariumsulfat durchgeführt wird. Dazu wird
das Abwasser mit einer 0,5 bis 15 Gew.%igen Barium
chloridlösung versetzt. Bevorzugt wird eine 0,5 bis
2%ige Lösung eingesetzt.
Im nächsten Schritt erfolgt die dann an und für sich
bekannte Uranabtrennung mittels des vorstehend be
schriebenen Primärflockungsmittels. Hierzu wird eine
0,5 bis 2%ige Lösung verwendet. In einem dritten Ver
fahrensschritt erfolgt dann die Abtrennung der Arsen
verbindung durch Ausfällung als Skorodit (FeAsO₄ × 2
H₂O). Die Ausfällung als Skorodit wird mittels einer
0,5 bis 45 Gew.%igen Eisen-III-Chloridlösung er
reicht, bevorzugt mit einer 0,5 bis 2%igen Lösung.
Die einzelnen Verfahrensschritte, sowohl die Radium
fällung, wie die Skorodit- und Uranfällung sind an
und für sich bekannt. Überraschenderweise konnte je
doch die Anmelderin zeigen, daß durch Kombination der
Uranabtrennung mit einem Amidoxim- und Hydroxamsäu
regruppen enthaltenden Primärflockungsmittel mit der
Bariumfällung und der Skoroditausfällung unerwartete
synergistische Effekte eintreten.
Es hat sich nämlich gezeigt, daß durch die Uranab
trennung mit dem organischen Primärflockungsmittel,
nach der Barium-Radiumsulfatfällung, eine problemlose
und vollständige Bariumsulfatabtrennung erfolgt. Dies
ist offensichtlich darauf zurückzuführen, daß das
Primärflockungsmittel gleichzeitig auch die Barium
sulfatfällung begünstigt. Da normalerweise Bariumsul
fatfällungen häufig in Form von schlecht sedimentier
baren und schlecht filtrierbaren Niederschlägen an
fallen, war es nicht zu erwarten, daß durch Kombina
tion mit dem vorstehend beschriebenen Primärflockungsmittel
nun überraschenderweise eine völlig pro
blemlose und vollständige Bariumsulfatfällung und
Separation stattfindet. Durch die zusätzliche Kombi
nation der Uranfällung mit der Eisenarsenatfällung
traten noch zusätzliche synergitische Effekte auf,
die sich in einer verringerten Einsatzkonzentration
beider Komponenten bei der Abtrennung bis zum ange
strebten Ziel bemerkbar machten.
Auch dieser unerwartete Effekt ist offensichtlich auf
das Zusammenwirken des Primärflockungsmittels mit der
vorausgegangenen Barium-/Radiumsulfatfällung zurück
zuführen. Unter Mitbeteiligung des organischen Pri
märflockungsmittels bei den Flockungen werden äußerst
gut sedimentierende und stark selbst verdichtende
Schlämme erhalten.
Auf diese Weise ist es nun erstmalig möglich, mit dem
Einschrittverfahren eine völlig problemlose und voll
ständige Entfernung sowohl von Radium-, Uran-, wie
auch von Arsenverbindungen zu erreichen. In analyti
schen Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß Radi
um nur noch mit einer Strahlungsleistung enthalten
war, die < 100 mBq/l war. Uran und Arsen war ledig
lich noch mit einer Konzentration von < 0,1 mg/l ent
halten.
Es ist auch möglich, daß zusätzlich vor der Abtren
nung des erhaltenen Schlammes noch ein Flockungs
hilfsmittel zugegeben wird. Durch diese Maßnahme wird
nun erreicht, daß eine noch bessere Niederschlagsbil
dung erzielt wird. Als Flockungshilfsmittel können
alle an und für sich aus dem Stand der Technik be
kannten Flockungshilfsmittel eingesetzt werden.
Das Verfahren bietet auch noch die Möglichkeit, daß
der erhaltene radioaktive/toxische Schlamm aufgear
beitet wird, in der Weise, daß das Primärflockungs
mittel zurückgewonnen wird.
Das Verfahren kann auch so durchgeführt werden, daß
die Abtrennung bereits nach der Uranfällung mit dem
Primärflockungsmittel durchgeführt wird. Dabei kann
zur Optimierung wiederum ein Flockungshilfsmittel
verwendet werden. Durch diese Maßnahme wird erreicht,
daß das radioaktive Schlammaterial getrennt aufgear
beitet werden kann. Durch diese Verfahrensmaßnahme
wird demnach eine Auftrennung in radioaktive und to
xische (Arsenfällung) Anteile ermöglicht. Die Masse
des bei der gemeinsamen Abtrennung von Radium- und
Uranverbindungen anfallenden Schlammes (Feststoffan
teil) liegt bei dem 10 bis 20-igfachen des Urange
halts.
Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausfüh
rungsbeispiels und der Fig. 1 näher erläutert.
Die Behandlung eines Bergbauwassers wurde der erfin
dungsgemäßen Lehre entsprechend durch Einstellung des
pH-Wertes auf den Wert 5,5 und anschließend Barium
chloriddosierung zur Auslösung der Barium/Radiumsul
fatfällung vorgenommen. Vor der Fällung mit dem Pri
märflockungsmittel (PFM) wurde ein Probevolumen (Pro
be 1) entnommen. Nach der unmittelbar folgend durch
geführten Flockung mit 20 ppm des Primärflockungsmit
tels wurde Probe 2 entnommen. Für beide Proben schloß
sich eine 5-minütige Sedimentationsphase an, bevor
mit einem Spektralphtometer die Transparenz in den
Proben gemessen wurde. Die Transparenz der Probe 1
betrug 25%, die der Probe 2 98% (dest. Wasser weist
eine Transparenz von 100% auf).
Die Urangehalte im Reinigungsverlauf sind in Tabelle
1 aufgelistet:
Behandlungsstufe | |
Urangehalt [mg/l] | |
Ausgangswasser | |
1,6 | |
10 ppm PFM | 0,1 |
10 ppm PFM + 1 ppm Fe3+ | 0,01 |
10 ppm PFM + 2 ppm Fe3+ | 0,008 |
Die Fällung mit dem Eisensalz erfolgte ohne Abtren
nung der PFM-Fällung. Die Konzentrationsangaben be
ziehen sich auf den Eisenanteil (Fe3+) des eingesetz
ten Salzes.
Untersucht wurden weiterhin die CST-Werte (capillary
suction time = Kapillare Fließzeit der nach der Flockung mit dem PFM und
dem Eisensalz sowie dem Eisensalz separat anfallenden
Schlämme. Der CST-Wert ist ein gängiges Maß für die
Selbstverdichtung von Schlämmen. Folgende Werte wur
den erhalten:
20 ppm Bariumsulfat/10 ppm Fe3+-Schlamm | |
CST = 37,8 s | |
20 ppm Bariumsulfat/10 ppm PFM-Schlamm | CST = 10,6 s |
20 ppm Bariumsulfat/10 ppm PFM + 10 ppm Fe3+-Schlamm | CST = 8,75 s |
Fig. 1 zeigt schematisch den Verfahrensablauf beim
sog. Einschrittverfahren.
Das Abwasser wird demnach in einem Pufferbecken ge
sammelt. Anschließend wird eine pH-Einstellung vor
genommen. In zahlreichen Versuchen hat sich herausge
stellt, daß der optimale pH-Wert im Bereich zwischen
5,3 und 6,2 liegt. Die pH-Einstellung erfolgt bevor
zugt mit HCl.
In einer nächsten Stufe wird dann eine 1%ige Barium
chloridlösung zugegeben und damit die Bariumsulfat
fällung, bei der das Radium mit ausfällt, durchge
führt. Im anschließenden Verfahrensschritt erfolgt
die Uranfällung mit einer 1%igen PFM-Lösung. Die
nächste Verfahrensstufe betrifft dann die Eisen-III-
Chloridfällung, d. h. die Fällung des Arsens als Sko
rodit, hier mit einer 1%igen Eisen-III-Chloridlösung.
Um eine noch bessere Ausflockung des Niederschlages
zu erreichen, erfolgt in einer weiteren Stufe eine
Egalisierung mit einem zusätzlichen Flockungshilfs
mittel, wobei diese Reaktion in einem Egalisierungs
becken durchgeführt wird.
Die Abtrennung des entstandenen Schlammaterials er
folgt bevorzugterweise über einen Schrägklärer. Der
mittels des Schrägklärers abgetrennte Schlamm wird
dann über Filterpressen geführt und anschließend an
die Deponie weitergeleitet. Das den Schrägklärer ver
lassende Abwasser wird über einen Kiesfilter gelei
tet.
Das Reinwasser des Verfahrens weist nun eine Konzen
tration von Uran und Arsen auf, die < 0,1 mg/l ist.
Radium wurde mit einer Strahlungsleistung < 100 mBq/l
nachgewiesen.
Das so mittels des Einschrittverfahrens gereinigte
Reinwasser wird nun einem Vorfluter wiederum zuge
führt.
Claims (1)
- Verfahren zur Reinigung von Uran-, Arsen- und Radiumverbindungen enthaltenden Abwässern, ins besondere Bergbauwässer, bei dem die Abtrennung der Uranverbindung mittels eines Primärflockungsmittels (PFM), das durch eine Aminolyse von Polyacrylnitril mit Hydroxylamin hergestellt wird, erfolgt, gekennzeichnet durch die aufeinander folgenden Verfahrensschritte:
- a) Einstellen des pH des Abwassers auf einen Wert von 5,3 bis 6,2;
- b) Ausfällen der Radiumverbindung mit einer 0,5- bis 15 Gew.%igen Bariumchloridlösung;
- c) Ausfällen der Uranverbindungen mit einer 0,5- bis 2 Gew.%igen Lösung des Primär flockungsmittels (PFM);
- d) Ausfällen der Arsenverbindung mit einer 0,5- bis 45 Gew.%igen FeCl₃-Lösung;
- e) Abtrennung des Niederschlags.
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